Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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gehen" (2001: 13) und die Explikation <strong>der</strong> Fragestellung bereits ein "wichtiges<br />
Forschungsresultat" an sich ist (2001: 20). Die Gesprächsanalyse ar<strong>bei</strong>tet nicht mit<br />
standardisierten Analyseprozeduren, son<strong>der</strong>n mit induktiv gewonnenen Heuristiken,<br />
die dem Material und dem Forschungsinteresse anzupassen und als methodische<br />
Hilfen zu verstehen sind. Als <strong>der</strong> interpretativen, qualitativen Sozialforschung<br />
zugehörig stellt die Gesprächsanalyse so eine "gegenstandsfundierte Methodik"<br />
(2001: 9) zur Untersuchung des Wie und Wozu von Gesprächspraktiken in <strong>der</strong><br />
Interaktion bereit.<br />
Die Grundprinzipien ihrer methodischen Orientierung folgen aus <strong>der</strong> Übernahme<br />
zentraler Prämissen <strong>der</strong> Konversationsanalyse. Für vorliegende Ausführungen sind<br />
das Prinzip <strong>der</strong> Interaktivität, <strong>der</strong> Sequenzialität und die display rule relevant:<br />
Gespräche werden als koordinierte Formen sozialen Handelns aufgefasst, in <strong>der</strong><br />
soziale Wirklichkeit gemeinsam, also interaktiv durch die Interaktionspartner<br />
hergestellt wird. Interaktivität meint da<strong>bei</strong> nicht allein die aktive Teilnahme am<br />
Gespräch, son<strong>der</strong>n auch die Ausrichtung <strong>der</strong> Äußerungen auf das Gegenüber.<br />
Das Sequenzialitätsprinzip besagt, dass Äußerungen in einem zeitlichen<br />
Nacheinan<strong>der</strong> auftreten, immer in Bezug auf Vorangegangenes platziert werden und<br />
gleichzeitig einen Erwartungsrahmen für Folgeäußerungen öffnen. Damit wird zum<br />
einen <strong>der</strong> zeitlichen Strukturiertheit von Gesprächen insgesamt Rechnung getragen<br />
und darüber hinaus für die sequenzielle und kontextuelle Bedingtheit und<br />
(Bedeutungs-)Abhängigkeit einer jeden Äußerung sensibilisiert. Bedeutung und<br />
Funktion von Sprechhandlungen werden diesen <strong>bei</strong>den Prinzipien zufolge als<br />
gemeinsam hervorgebracht und interaktiv ausgehandelt aufgefasst.<br />
Dementsprechend sind sie als "relationale Aktivitäten" in Gesprächssequenzen zu<br />
untersuchen. In <strong>der</strong> Analyse ist "dem Interaktionsprozess ohne Auslassung<br />
Äußerung für Äußerung" zu folgen (Deppermann 2001: 54), um die Ord-<br />
nungsprinzipien sowie letztendlich den wechselseitigen Verstehens- und<br />
Interpretationsprozess in <strong>der</strong> Interaktion nachzuvollziehen 9 .<br />
Eng damit verknüpft ist die Display-These, die davon ausgeht, dass<br />
Gesprächsteilnehmer sich gegenseitig laufend signalisieren und "aufzeigen"<br />
die auch ich, sofern nicht an<strong>der</strong>s angegeben, in diesem Kapitel zitiere. Kursiv gedruckte<br />
Passagen sind auch im Originaltext hervorgehoben.<br />
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