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Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...

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Variationsverfahren, das auf gedanken-experimentellen Überlegungen beruht,<br />

bedeutet eine Bereicherung im Analyseprozess, den die klassische<br />

Konversationsanalyse ablehnt (Deppermann 2001: 84-93).<br />

Vor dem Hintergrund einer Fragestellung, die weniger die formalen Mechanismen<br />

<strong>der</strong> Gesprächsorganisation 6 , son<strong>der</strong>n das funktionale Zusammenspiel interaktiver<br />

Phänomene im inhaltlichen Kontext <strong>der</strong> Bear<strong>bei</strong>tung einer übergeordneten<br />

Kommunikationsaufgabe (Kommunikation von Panikerfahrung) fokussiert, sind diese<br />

Erweiterungen maßgeblich 7 . Desweiteren erfor<strong>der</strong>t die Untersuchung subjektiver<br />

Erlebensinhalte generell den Einbezug hintergründiger Wissensquellen.<br />

Zentrales Interesse <strong>der</strong> Gesprächsanalyse 8 gilt den<br />

Gesprächspraktiken, mit denen die Gesprächsteilnehmer Gesprächsaufgaben, Probleme<br />

und Ziele unterschiedlichster Art und auf verschiedenen Ebenen <strong>der</strong> Interaktionskonstitution<br />

bear<strong>bei</strong>ten. Zur Explikation einer Gesprächspraktik gehört daher die genaue<br />

Darstellung, wie Gesprächsteilnehmer handeln, und die Rekonstruktion ihrer<br />

Funktion, wozu also das Handeln dient. (Deppermann 2001: 10)<br />

Den gesprächsanalytischen Forschungsprozess charakterisiert da<strong>bei</strong> ein strenges<br />

Empirieverständnis, das zum einen die "materialgestützte" Entwicklung von<br />

Fragestellungen und Hypothesen for<strong>der</strong>t und zum an<strong>der</strong>en die streng<br />

"rekonstruktive" Grundhaltung des Forschers vorraussetzt (Deppermann 2001: 19).<br />

Das führt dazu, "dass die Entwicklung <strong>der</strong> Untersuchungsfragestellungen und <strong>der</strong><br />

Gewinn von Erkenntnissen über Gesprächsstrukturen miteinan<strong>der</strong> Hand in Hand<br />

5 Für eine ausführliche Einführung in die Konversationsanalyse sei z.B. auf Heritage (1995)<br />

und ten Have (2000) verwiesen. Betreffend konkreter Inhalte und Fachbegriffe auf<br />

Sacks/Schegloff/Jefferson (1974).<br />

6 Nach dem Prinzip "there is or<strong>der</strong> at all points" (Sacks 1984) untersucht die klassische<br />

Konversationsanalyse vor allem formal-strukturelle Mikromechanismen <strong>der</strong><br />

Gesprächsorganisation, wie Sprecherwechsel (Sacks/Schegloff/Jefferson 1974), Praktiken<br />

<strong>der</strong> Gesprächseröffnung und -beendigung (Schegloff/Sacks 1973) und Reparaturen<br />

(Schegloff/Jefferson/Sacks 1977; Schegloff 1968).<br />

7 Obwohl die Begriffe "Gesprächsanalyse" und "Konversationsanalyse" häufig synonym<br />

verwendet werden, ziehe ich es hier vor, ausschließlich von "Gesprächsanalyse" zu sprechen.<br />

So werden Unterschiede betont und Verwechselungen ausgeschlossen. "Gesprächsanalyse"<br />

bezeichnet dann sowohl den Forschungsansatz allgemein, als auch das Analyseverfahren an<br />

sich.<br />

8 Ich beschränke mich hier auf die Einführung wesentlicher und tatsächlich relevanter<br />

Aspekte und verweise deswegen auf die ausführlichere Darstellung von Deppermann (2001),<br />

10

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