Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...
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Besteht ein Zusammenhang zwischen psychatrisch-psychologischen Aspekten und<br />
sprachlichen Phänomenen? Welche Relevanz hat die Studie für die klinische Praxis?<br />
Lassen sich ihre Ergebnisse diagnostisch nutzen? Gibt es einen therapeutischen<br />
Anwendungsbezug, und lassen sich therapeutische <strong>Verfahren</strong> ableiten?<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Wert <strong>der</strong> linguistischen Betrachtung von Angsterkrankung entsteht<br />
erst durch eine anwendungsorientierte Perpektivierung. Das Optimum, die<br />
interdisziplinäre Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse, kann im Rahmen dieser Ar<strong>bei</strong>t nicht<br />
geleistet werden. Potenzial und Relevanz <strong>der</strong> Studie 121 für die diagnostische und<br />
therapeutische Praxis werden daher in exemplarischen (laientheoretischen)<br />
Überlegungen und konkreten Vorschlägen zur Diskussion gestellt. Diese werden aus<br />
den Ergebnissen <strong>der</strong> linguistisch und empirisch fundierten Analyse abgeleitet.<br />
1. Überlegungen zur diagnostischen Relevanz<br />
Ich plädiere für den Einbezug einer linguistisch basierten Diagnostik in <strong>der</strong><br />
klinischen Praxis. Zunächst ist dies ein generelles Plädoyer für das ausführliche<br />
<strong>Patienten</strong>gespräch: Die meisten Betroffenen suchen in Folge erster<br />
Anfallssymptome, spätestens aber nach <strong>der</strong> ersten akuten Attacke, zunächst ihren<br />
Hausarzt auf. Weil körperliche Symptome und Beschwerden im Zentrum ihrer<br />
Darstellung stehen, ist die Diagnosestellung schwierig (vgl. Lalouschek 2002: 217).<br />
Die Symptomschil<strong>der</strong>ung scheint zunächst häufig für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung<br />
zu sprechen.<br />
Diese Fehldiagnose wäre zu vermeiden, wenn mehr Zeit für das ausführliche<br />
Gespräch bliebe. Der Arzt erführe, dass Atemnot, Herzrasen, Schweißausbrüche,<br />
Schwindel und Ohnmachtsgefühle wie<strong>der</strong>holt und anfallsartig auftreten und sich<br />
dann wie<strong>der</strong> verflüchtigen und schlösse eventuell schneller auf seelische Ursachen<br />
und akute Angst.<br />
Fehldiagnosen können auch vermieden werden, wenn im Anamnese- und Diagnose-<br />
prozess differentialdiagnostisch relevante sprachliche <strong>Verfahren</strong> und<br />
Metaphernsysteme erkannt und einbezogen würden. So operieren <strong>bei</strong>spielsweise<br />
121 Die Ergebnisse müssen als vorläufig und nicht repräsentativ gelten, bis weitere<br />
Untersuchungen vorliegen.<br />
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