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Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...

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Wissensperspektive in <strong>der</strong> erzählten Zeit kommt hingegen in Z. 598 zum Ausdruck,<br />

in <strong>der</strong> sie in direkter Rede den Gedanken "" äußert.<br />

Tina schließt ihre Erzählung immer noch nicht ab, son<strong>der</strong>n setzt "am NÄchsten tag<br />

früh", wo "das WIE<strong>der</strong> los" (600) ging, erneut an 118 :<br />

601 Ti .h und bin dann zum ARZT geRANNT;<br />

602 ick brauchte NUR über de STRAße;<br />

603 ich hab meinen arzt praktisch über de straße gehabt;<br />

604 .h ,<br />

605 ,<br />

606 .h ,<br />

607 und hab dann gesagt .<br />

608 DIT war mein ALLERerster panikanfall;<br />

609 IM restaurant.<br />

Der hohe erzählerische Auflösungsgrad in dieser Sequenz liefert redundante (601-<br />

604) und scheinbar unwichtige Detailinformationen (605f.), die jedoch <strong>der</strong><br />

Authentisierung, Intensivierung und Relevanzhochstufung dienen. Gleichzeitig wird<br />

<strong>der</strong> dynamischen Abfolge <strong>der</strong> einzelnen Handlungsschritte durch prosodische und<br />

syntaktische <strong>Verfahren</strong> Ausdruck verliehen. In den Zeilen 604-606<br />

dynamisiert die Auflösung in einzelne Handlungsschritte […] eine Weg-Ikonizität <strong>der</strong><br />

Beschreibung, die die Dringlichkeit des zielbezogenen (Zwangs)Handelns (unbedingt<br />

und ganz schnell zum Arzt zu kommen) kontextualisiert. (Günthner 2006: 20)<br />

Die Dringlichkeit, Relevanz und Ernsthaftigkeit <strong>der</strong> Gesamtsituation wird auch in<br />

Tinas Rede markiert. Das schnelle und laute Sprechen, sowie die emphatische<br />

Akzentuierung vermitteln die subjektive Evidenz zu sterben und auf ärztliche Hilfe<br />

angewiesen zu sein.<br />

In Z. 608f. schließt Tina den Rahmen <strong>der</strong> Erzählung und macht damit explizit<br />

deutlich, dass für sie sowohl die Vorgeschichte, als auch die Ereignisse nach dem<br />

Panikanfall "IM restaurant" in den Gesamtkontext <strong>der</strong> ersten Panikattacke gehören.<br />

118<br />

Vgl. zu dieser Sequenz auch Günthners Analyse (2006: 19).<br />

106

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