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Agoraphobie-Patienten erzählen – Sprachliche Verfahren bei der ...

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357 Ti KEIN geFÜHL in den <strong>bei</strong>nen gehabt;<br />

358 .hh DANN hab ich immer wie<strong>der</strong> versucht mir ne ne<br />

brÜcke zu bauen,<br />

359 und wenn ich gelAUfen bin,<br />

360 IMMer wie<strong>der</strong> (-) verSUCHT diesen FUßboden zu spÜren;<br />

361 mit den fÜßen;<br />

Die in diesem Kapitel vorgestellten Ähnlichkeiten zu Berichten von<br />

Nahto<strong>der</strong>fahrungen liegen in dieser Form nicht in allen Gesprächen vor. Vor allem<br />

die Beispiele aus den Gesprächen mit Tina sind singulärer Art. Somit kann nicht<br />

verallgemeinernd geschlossen werden, dass Panikattacken und Nahto<strong>der</strong>fahrungen<br />

zu parallelisieren sind. Ebensowenig soll jedoch "subjektive Evidenz für eine<br />

Todesnäheerfahrung" (Knoblauch/Schnettler/Soeffner 1999: 276) im Einzelfall<br />

aberkannt werden. Tatsächlich aber werden Panikerfahrungen teilweise ähnlich wie<br />

NTEs beschrieben und zwar auch <strong>–</strong> und das ist entscheidend <strong>–</strong> wenn we<strong>der</strong><br />

"subjektive Evidenz" <strong>der</strong> Todesnähe noch Todesangst das Anfalls-Erleben begleiten.<br />

Aus konversationsanalytischer Perspektive führen <strong>der</strong> Exkurs in das Konzept<br />

"Nahto<strong>der</strong>fahrung" und die aufgeführten Parallelen zu Panikdarstellungen vor allem<br />

bezüglich <strong>der</strong> Außenschau zu folgen<strong>der</strong> Auffassung:<br />

• Indem die Sprecher ihr Panik-Erleben in Anlehnung an Nahto<strong>der</strong>fahrungen be-<br />

schreiben, wird es als Extremerfahrung kategorisiert. Dasselbe geschieht<br />

durch metadiskursive Kommentare zur Unbeschreibbarkeit (Kap. 4.1),<br />

Vergleiche (Kap. 4.2.1), Kontrastierungen (Kap. 4.5), Metaphern und die<br />

Häufung intensivieren<strong>der</strong> Ausdrücke überhaupt.<br />

• Die Präsentation von AKEs steht im Kontext <strong>der</strong> in Kapitel 5.3 behandelten<br />

Ich-Dualität: Indem die Sprecher eine Außenschau beschreiben, wird Ich-<br />

Dualität inszeniert bzw. manifest. "Von außen" heißt auch objektiv! Objektiv<br />

heißt rational! Die Präsentation einer "Außenschau" ist <strong>der</strong> Verweis auf die<br />

Möglichkeit, eine objektive Perspektive einnehmen zu können 111 . Aus dieser<br />

111<br />

Vgl. Lakoff (1996) zum metaphorischen Konzept des Selbst: "[…] one must be able to<br />

conceptualize a person as having two parts" (1996: 93). Die "Divided Person"-Metapher<br />

trennt zwischen dem "Subject", dem Erfahrungen, Bewusstsein, Wahrnehmungen, Urteile,<br />

Wille und Gefühl zugeordnet werden und seinem Körper, dem "Self". Das "Objective-<br />

Subject" verlässt seinen 'Body-Container', kann sich von außen betrachten und nach <strong>der</strong><br />

WISSEN IST SEHEN-Metapher "objective" werden.<br />

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