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Die Abstinenz als Ziel – ein Hindernis in der Suchttherapie?

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Ekkehard Madlung<br />

Drogenstation B3<br />

Primariat B<br />

Leiter: Prim. Univ.-Prof. Dr. Ch. Har<strong>in</strong>g<br />

<strong>Die</strong> <strong>Abst<strong>in</strong>enz</strong> <strong>als</strong> <strong>Ziel</strong> �<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Suchttherapie</strong>?<br />

Enquete �CURE OR CARE� <strong>der</strong> GABS und K N<br />

Wr. Neustadt, 22.11. 2008


Differenzierung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

(alt) (neu)<br />

Abhängigkeits- schädlicher Gebrauch,<br />

erkrankung Komorbidität, Jugendliche.....<br />

Entzug<br />

Substitution, KZT, harm-reduct.<br />

Langzeittherapie Entzug, Pharmakolog. Therapie<br />

spezifische Angebote.............<br />

<strong>Abst<strong>in</strong>enz</strong><br />

<strong>Suchttherapie</strong><br />

Mortalität reduzieren, Gesundheit<br />

erhalten, Lebensqualität verbessern,<br />

Teilabst<strong>in</strong>enz, <strong>Abst<strong>in</strong>enz</strong>.......


Reduzierung von E<strong>in</strong>nahmehäufigkeit und <strong>–</strong>menge, Rückgriff<br />

auf weniger gefährliche Suchtmittel o<strong>der</strong> Konsumformen<br />

Sicherung des möglichst gesunden Überlebens<br />

Abbildung modifiziert nach Körkel<br />

Dauerhafte <strong>Abst<strong>in</strong>enz</strong><br />

Verlängerung <strong>der</strong> suchtmittelfreien<br />

Perioden<br />

Sicherung des Überlebens


Reduzierung von E<strong>in</strong>nahmehäufigkeit und <strong>–</strong>menge, Rückgriff<br />

auf weniger gefährliche Suchtmittel o<strong>der</strong> Konsumformen<br />

Sicherung des möglichst gesunden Überlebens<br />

Abbildung modifiziert nach Körkel<br />

Dauerhafte <strong>Abst<strong>in</strong>enz</strong><br />

Verlängerung <strong>der</strong> suchtmittelfreien<br />

Perioden<br />

Sicherung des Überlebens


OTS0131 5 CI 0172 BGF0002 II Do, 20.Apr 2006<br />

Gesundheit/Drogen/Substitol/Rauch-Kallat<br />

Rauch-Kallat zu Substitol-Missbrauch: Neue Verordnungen<br />

regeln strenge Kontrolle und Behandlungssicherheit<br />

Wien (OTS) - "In Österreich ist die<br />

Substitutionsbehandlung <strong>e<strong>in</strong></strong> wichtiger<br />

Ansatz, um Drogenabhängige dauerhaft von<br />

ihrer Sucht zu befreien und sie aus <strong>der</strong><br />

Krim<strong>in</strong>alität zu holen", sagte<br />

Gesundheitsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Maria Rauch-Kallat<br />

heute, Donnerstag, bezugnehmend auf<br />

Todesfälle durch Missbrauch <strong>der</strong> Ersatzdroge<br />

Substitol.


„Das worauf es ankommt ist, dass wir das<br />

pharmakologische Problem <strong>in</strong> unsere Hände<br />

nehmen und den Süchtigen ermöglichen, sich wie<br />

Nichtsüchtige, mit an<strong>der</strong>en D<strong>in</strong>gen zu befassen.<br />

Für mich ist es nicht relevant, ob <strong>der</strong> Patient jem<strong>als</strong><br />

k<strong>e<strong>in</strong></strong> Methadon mehr nehmen wird. Relevant ist,<br />

dass <strong>e<strong>in</strong></strong>e Behandlung gefunden wird, die es dem<br />

Süchtigen ermöglicht, <strong>e<strong>in</strong></strong> nützliches Mitglied <strong>der</strong><br />

Gesellschaft zu werden, das mit sich und s<strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />

Umwelt <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang lebt. Das ist viel wichtiger, <strong>als</strong><br />

ob er irgend<strong>e<strong>in</strong></strong>e Medikation nimmt o<strong>der</strong><br />

nicht...............“<br />

(Dole & Nyswan<strong>der</strong> 1967)


• <strong>Die</strong> <strong>Abst<strong>in</strong>enz</strong> lässt sich nicht erzw<strong>in</strong>gen.<br />

• Sucht ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e chronisch-rezidivierende Erkrankung.<br />

Wie bei den meisten chron. Erkrankungen ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />

Heilung (dzt.?) nicht möglich.<br />

(Hypertonie ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e chronische Erkrankung. Spontanremmissionen s<strong>in</strong>d<br />

möglich, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel bedarf es jedoch <strong>e<strong>in</strong></strong>er lebenslangen Therapie.)<br />

• Auch ohne Heilung (<strong>Abst<strong>in</strong>enz</strong>) zu br<strong>in</strong>gen<br />

bzw. heilen zu müssen (abst<strong>in</strong>ent machen zu<br />

müssen) ist <strong>Suchttherapie</strong> wirksam. Im<br />

Gegenteil, oftm<strong>als</strong> steht das <strong>Abst<strong>in</strong>enz</strong>ziel<br />

effektiver Hilfe im Weg.


PatientInnen <strong>in</strong><br />

Methadonsubstitutionsbehandlungen<br />

haben im Vergleich zu<br />

Unbehandelten <strong>e<strong>in</strong></strong> um 66%<br />

reduziertes Risiko vorzeitig zu<br />

versterben!


Suchtgiftbezogene Todesfälle <strong>in</strong> Österreich 2006<br />

2006 gab es 197 Drogentote<br />

• ohne Substitution wären es 242 Drogentote<br />

• wären alle Abhängigen <strong>in</strong> Substitution 100 Drogentote<br />

Mortalitätsrate aller Opiatabhängigen = 0,8%<br />

Mortalitätsrate <strong>der</strong> Nicht-Substituierten = 0,97%<br />

Mortalitätsrate <strong>der</strong> Substituierten = 0,4%<br />

Quelle: ÖBIG 2007


Results of MMT Studies <strong>in</strong> Germany (nach Vertheim)<br />

Nordrh<strong>e<strong>in</strong></strong>- Hamburg Bremen Hessen I Rh<strong>e<strong>in</strong></strong>land- Hessen II<br />

Westfalen Pfalz<br />

Retention 62% 70% 72% 75% 70% 53%<br />

Rate (3 years) (3 years) (2-3 years) (1.5 years) (1 year) (4 years)<br />

General<br />

Health + + + + + + + + + + +<br />

Mental<br />

State + + + / + + /<br />

Employment<br />

Situation + o <strong>–</strong> + + +<br />

Crim<strong>in</strong>al<br />

Behaviour + + + + + + + + +<br />

Drug use<br />

Behaviour + + + + + + + +<br />

+ +, very improved, + improved, o no change, <strong>–</strong> deteriorated, / no <strong>in</strong>formation


Anzahl <strong>der</strong> konsumierten Substanzen<br />

Vor und 1Monat nach Entzugsbehandlung<br />

Anzahl <strong>der</strong> PatientInnen <strong>in</strong> % (n=96)<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Hättenschwiler et al. 2000<br />

Anzahl <strong>der</strong> konsumierten Substanzen<br />

vor Entzug<br />

nach Entzug<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8


Outcome :12 Mte nach Austritt aus stationärer Entwöhnung<br />

FOS 1998 (n=189) mittl. Therapiedauer 286 Tage<br />

(Dobler et al 2000 zitiert nach Uchtenhagen)<br />

• 37% k<strong>e<strong>in</strong></strong>e harten Drogen seit Austritt<br />

• 48% k<strong>e<strong>in</strong></strong>e Probleme mit Polizei/Justiz<br />

• 57% im Arbeitsmarkt <strong>in</strong>tegriert<br />

• 79% gute soziale Vernetzung<br />

• 43% erneut <strong>in</strong> Behandlung<br />

• 20% vollständig rehabilitiert<br />

• Zahl <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>tegrierten reduziert von 67 auf 25%<br />

Erreichbarkeit 1-10%<br />

Abbruchraten von 40-60%


Metzger et.al 1993


1. Sucht ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e chron. Erkrankung mit hoher Mortalität<br />

2. <strong>Abst<strong>in</strong>enz</strong> <strong>–</strong> das überbewertete <strong>Ziel</strong>,<br />

lässt sich langfristig durch therapeutische Maßnahmen<br />

nicht wesentlich be<strong>e<strong>in</strong></strong>flussen<br />

3. Kontrollierter Konsum ist machbar,<br />

ist auch bei längerer Abhängigkeit m<strong>in</strong>destens ebenso<br />

häufig wie die <strong>Abst<strong>in</strong>enz</strong><br />

Meili et. al. 2004<br />

Neue Ausrichtung <strong>der</strong> <strong>Ziel</strong>hierarchie


Ausbau von Fähigkeiten<br />

Stabilisieren <strong>der</strong> Lebenssituation<br />

Schadensm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

Sicherung des Überlebens<br />

Abbildung modifiziert nach Meili et.al.


Wenn mehr Abhängige<br />

überleben, hat auch <strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />

grössere Zahl die Chance,<br />

abst<strong>in</strong>ent zu werden!

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