Im Schatten der Sportwirtschaft Abstracts - Bundesamt für Sport ...

Im Schatten der Sportwirtschaft
16. Jahrestagung Arbeitskreis Sportökonomie e.V.
Abstracts
3. bis 5. Mai 2012
Arbeitskreis Sportökonomie e.V.
Bundesamt für Sport BASPO

Session I
(warm-up)
Session II
Session III
Inhalt
Aspekte der Ökonomisierung des Sports 4
Sieht man, wo Sportler siegen? – Die mediale Präsenz von Standorten bei Sportevents ––––––––––––––––––––––4
Market Power and Discrimination in Collegiate Sports ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––5
Ein Schritt aus dem Schattendasein in der Sportwirtschaft? ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––7
Erfolgsfaktoren im Leistungssport 9
Erfolgsfaktoren jenseits des Wettkampferfolgs –
Die strategische Kommunikation in der Selbstvermarktung von Schweizer Wintersportlern –––––––––––––––––––9
Erfolgsfaktoren der Nachwuchsförderung in Schweizer Sportverbänden ––––––––––––––––––––––––––––––––– 11
Medikamentengebrauch (-missbrauch?) im Marathonlauf –
eine empirische Analyse verlässlicher Schätzungen auf sensitive Fragen –––––––––––––––––––––––––––––––––– 12
Professionalisierung und Inter nationalisierung von Sportarten 14
Die Rolle der kommerziellen Akteure im Snowboardsport ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 14
Internationalisierungsmuster von Sportarten –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 15
The temptation of social ties: When interpersonal network transactions hurt organizational performance ––––– 16
Improving the Market for Sports Betting 17
Sports Betting, Cheating, and the Integrity of Sports – A Politico-Economic Analysis 17
Betting scandals and attenuated property rights – How betting related match-fixings can be prevented in future 18
Where did NBA Bettors Go during the 2011 Work Stoppage? ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 19
Directors Choice 20
Sports and Child Development ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 20
Zum Einfluss von Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft auf das individuelle Sporttreiben –
Eine Untersuchung am Beispiel des Fussballs –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 21
Spielmanipulationen im Amateursport – eine erste empirische Analyse mit ehrlichen Antworten
auf peinliche Fragen –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 23
Sportvereine: Zwischen Mitglieder- und Marktorientierung 24
Wirtschaftliche Bedeutung der Sportvereine und -verbände des Kantons Luzern –––––––––––––––––––––––––– 24
Zur Mitgliederstruktur von Sportvereinen: Zur Bedeutung ehrenamtlichen Engagements ––––––––––––––––––– 25
Sportvereine als Interessenorganisationen?! Ziel-Interessen-Divergenzen und ihre Auswirkungen –––––––––––– 26
Sport, Events und Standortförderung 30
Fussballvereinen eine empirische Erhebung und kritische Würdigung –––––––––––––––––––––––––––––––––––– 30
42,195 Kilometer ins Rampenlicht – Standortmarketing durch Marathonevents in Schweizer Städten –––––––– 32
Alternative Natursportarten im Schatten der Tourismuswirtschaft. Entwicklungsmechanismen
und Chancen dargestellt am Beispiel der Sportart Klettern –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 33
Prizing in Sports Betting and Efficiency 34
Bookmaker pricing ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 34
An Analysis of Sentiment Bias in the National Basketball Association –––––––––––––––––––––––––––––––––––– 35
Corruption and Co-Movements in European Listed Sport Companies’ Stocks: Did Calciocaos really matter? ––– 36
Sozioökonomie von Vereinen 37
Zur Sozioökonomie ehrenamtlichen Engagements ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 37
Zur Bindung Ehrenamtlicher in Sportvereinen – Ein Modell zur Analyse von Mitarbeitsentscheidungen ––––––– 39
Der Markt für Sportvereinsmitglieder: Institutionelle Änderungen und das Erreichen der intendierten Folgen
bei Mitgliedermeldungen –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 41
Hooligans und Fans ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 43
Vom Feuerwerk als bejubeltes Stimmungsmittel zum «Petarden-Trottel» –––––––––––––––––––––––––––––––– 43
Ultras und Hooligans: Gewaltbereite Fangruppierungen und ihr Einfluss auf Fussballvereine –––––––––––––––– 45
Fananleihen – eine qualitative Analyse von Zielen, Risiken und Transparenz –––––––––––––––––––––––––––––– 47
Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 1

Session IV
Sportwirtschaft und Sportkonsum 50
Monitoring der Wirtschaftlichen Bedeutung des Sports in der Schweiz –
Methodisch konzeptionelles Vorgehen und ausgewählte Ergebnisse –––––––––––––––––––––––––––––––––––– 50
Wirtschaftliche Bedeutung des privaten Konsums von Sport für Deutschland ––––––––––––––––––––––––––––– 52
Wie viel ist ein ausverkauftes Stadion wert? oder: Die Quantifizierung des crowding-in effects bei Sportevents 53
Management in Team sports 55
Managerial change and team performance: The impact of team heterogeneity –––––––––––––––––––––––––– 55
Broadcasting and Sport: Value drivers of TV right deals in European Football ––––––––––––––––––––––––––––– 56
Information asymmetry as a rationale for vertical integration: The FIFA’s make-or-sell decision about
the World Cup TV rights ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 57
Effizienzsteigerung für Märkte im Teamsport 58
Aspekte finanzwirtschaftlicher Lizenzierung der europäischen Profifussball Ligen –
Eine vergleichende Analyse mit kritischer Reflexion ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 58
Die Schattenmänner des Profisports: Spielervermittler, ihr Markt und ihre ökonomischen Funktionen –––––––– 60
Eine empirische Analyse der Effizienz derivativer Instrumente im Risikomanagement von Fussballunternehmen 62
Doping im Leistungs- und Breitensport 63
Attitudes towards doping in cycling: differences in public opinion between population segments –––––––––––– 63
Doping im Breiten- und Freizeitsport: Ergebnisse einer Webbefragung
mittels Randomized Response Technique ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 64
Regulation zur Gewährleistung der Integrität des Wettbewerbs –
eine ökonomische Rechtfertigung aus gütertheoretischer Perspektive ––––––––––––––––––––––––––––––––––– 65
Call for Paper parallel (warm-up)
Session I, 10.3012.00 Uhr
Aspekte der Ökonomisierung des Sports
• Sieht man, wo Sportler siegen? – Die mediale Präsenz von Standorten bei Sportevents
Belc, C., Kempf, H.
• Market Power and Discrimination in Collegiate Sports – Lackner, M., Zulehner, C.
• Ein Schritt aus dem Schattendasein in der Sportwirtschaft? Erste Ergebnisse zum Eventtourismus
bei der Frauenfussball-WM 2011 – Kurscheidt, M., Klein, M.-L., Körmann, J., Schütte, N.
Erfolgsfaktoren im Leistungssport
• Erfolgsfaktoren jenseits des Wettkampferfolges – Die strategische Kommunikation in der Selbstvermarktung
von Schweizer Wintersportlern – von Rimscha, M.B.
• Erfolgsfaktoren der Nachwuchsförderung in Schweizer Sportverbänden – Schafer, J., Gmür, M.
• Medikamentengebrauch (-missbrauch?) im Marathonlauf – eine empirische Analyse verlässlicher
Schätzungen auf sensitive Fragen – Frenger, M., Pitsch, W., Emrich, E.
HHG, Hörsaal 1, 3. Stock
Chair: Dr. Thorsten Schlesinger
HHG, Raum 205/206, 2. Stock
Chair: Prof. Dr. Lutz Thieme
2 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 3

Aspekte der Ökonomisierung
des Sports
Christian Belz
Hippolyt Kempf
Bundesamt für Sport BASPO
Eidgenössische Hochschule
für Sport Magglingen EHSM
Ressort Sport und Gesellschaft
2532 Magglingen / Schweiz
Sieht man, wo Sportler siegen? Die mediale Präsenz von
Standorten bei Sportevents
Sportevents strahlen aus. Sportevents sind Instrumente für die Standortförderung. Die mediale Präsenz
verschafft dem Standort Aufmerksamkeit. Die Verknüpfung mit Sport und Begeisterung prägt das Image
eines Standorts. Stopper et. al. (2010) zeigen, dass nicht nur Sportverbände, sondern vor allem auch
die öffentliche Hand in den meisten Ländern Europas versucht, Sportevents genau aus diesem Grund
zu fördern. Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Schweiz (vgl. Stettler et al., 2011). Unklar bleibt, ob die
erhofften Wirkungen auch wirklich eintreten.
Im Gegensatz zu regional- und volkswirtschaftlichen Effekten, und insbesondere solchen im Tourismus,
sind Effekte von Sportevents in Bezug auf Bekanntheit und Image für den Standort kaum messbar.
Selbst Mega-Events wie eine UEFA EURO gehen unter im medialen Rauschen, nachweisbare Effekte
sind schwer messbar (vgl. Müller et. al., 2010). In den letzten Jahren stieg das Interesse an ebensolchen
Erhebungen (vgl. z.B. Chalip & McGuirty, 2004; Kaplanidou & Vogt, 2007; Hallmann & Breuer, 2010).
In der Wirkungskette kommt der Präsenz in den Medien als Multiplikatoren eine wichtige Rolle zu.
Insbesondere die Präsenz im Fernsehen ist eine notwendige Voraussetzung. Es ist daher hilfreich, hier
anzusetzen. Unseres Wissens bestehen hier abgesehen von Einzelstudien kaum Angaben und gesammelte
Daten.
Im Verlauf eines Jahres werden die grössten Schweizer Sportevents in ganz Europa ausgestrahlt und
sorgen dadurch für eine kontinuierliche mediale Abdeckung. Die Sportevents inszenieren den Standort
mit. Mit dem Mix von verschiedenen Sportgrossevents wie sie etwa in der Vereinigung SwissTopSport
vertreten sind, können Standorte in unterschiedlicher Weise bearbeitet werden. Die vorliegende Studie
untersucht mittels TV- und Online-Medienanalyse im Zeitraum von Dezember 2010 bis November 2011
die 25 bedeutendsten Schweizer Sportevents auf ihre Präsenz in den Medien von sieben touristischen
Kernmärkten. Zudem werden die Daten hinsichtlich das Erscheinungsbild (Schriftzüge, Logos, Insignien)
des Standorts durchsucht. Die Auswertungen haben wir ergänzt mit eigenen Berechnungen und befragungsgestützten
Sekundäranalysen sowie Experteninterviews. Die Studie ermöglicht erstmals einen
Überblick über die mediale Abdeckung während eines gesamten Sporteventjahrs. Die Resultate zeigen
erstaunliche Bruttovolumina in Sendezeiten, Reichweiten und Werbeäquivalenzen. Zudem werden
Unterschiede zwischen den einzelnen Events sichtbar. Die Reichweiten sind abhängig von gewählten
Verkaufsstrategien (öffentlichrechtliches vs. Sparten- vs. Pay-TV). Die Präsenz des Standorts ist dann
hoch, wenn die Einbindung als Sponsor gegeben ist.
Literatur
Chalip, L. & McGuitry, J. (2004). Bundling sport events with the host destination.
Journal of Sport and Tourism, 9 (3), 267–282.
Hallmann, K. & Breuer, C. (2010). Image Fit between Sport Events and their Hosting Destination from an Active Sport
Tourist Perspective and its Impact on Future Behaviour. Journal of Sport & Tourism, 15 (3), 215–237.
Kaplanidou, K. & Vogt, C. (2007). The Interrelationsship between Sport Event and Destination Image and Sport Tourists’
Behaviours. Journal of Sport & Tourism, 12 (3–4), 183–206.
Müller, H., Rütter, H. & Stettler, J. (2010). UEFA EURO 2008 und Nachhaltigkeit – Erkenntnisse zu Auswirkungen
und Einschätzungen in der Schweiz. Berner Studien zu Freizeit und Tourismus 52. Bern.
Stettler, J., Herzer, C., Hausmann, C., Rütter, H., Kempf, H. & Gnädinger, J. (2011). Analyse der Sporteventförderung
der öffentlichen Hand. Institut für Tourismuswirtschaft (ITW), Hochschule Luzern – Wirtschaft.
Stopper, M., Gnädinger, J. & Kempf, H. (2010). Standortstrategien mit und für Sportgrossveranstaltungen –
Eine vergleichende Analyse von acht Ländern. Working Paper. Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen EHSM.
Market Power and Discrimination in Collegiate Sports
In this paper we analyze the effect of marketshare in a non-competitive market on female employment
in top management positions. We use data from collegiate athletics and interpret coaches as top-level
managers or CEOs. The causal link between marketshare and female employment will be established
by exploiting an exogenous shock inflicted on revenues by the existence of the Bowl Championship
Series. Our results show that an increase in the market share has a negative effect of female employment
relative to male employment in coaching. This is clear evidence for the Becker hypotheses that
firms with market power will be able afford discriminating in their personnel decisions. Our results are
particularly relevant for the sports industry as well as other (non-competitive) industries.
Keywords: gender discrimination, market power, discrimination in sports, rent sharing, cartels
in sports
Collegiate sports are highly popular in the US. Especially men’s basketball and football generate revenues
easily comparable to professional sports (Kahn, 2007). Students participate in regulated athletic competitions
and dedicate substantial parts of their time to training and practicing. All major college sports
are televised nationwide in the US and men’s basketball and football generate substantial TV audiences.
We carry out an econometric analysis to quantify the influence of market share on female employment
in US collegiate athletics, analyzing institution-level data of all Football Bowl Subdivision (FBS) colleges
from academic years 2006/07 through 2009/10. While a substantial number of recent contributions
to the literature have analyzed the effect of female employment on firm success or productivity (Hellerstein
et al., 2002; Weber and Zulehner, 2010), little is known about the possibility of a causal effect
of market structure and a firm’s marketshare on the share of female employees in a firm. Analyzing
Japanese firm level data Kawaguchi (2007) finds that the proportion of female workers declines with a
rising market share, leading to lower profit rates. Ashenfelter and Hannan (1986) analyze the influence
of competition on the product market and a negative relationship between market concentration and
female employment but no relation between individual market share and female employment. Black
and Strahan (2001) find that female employment as well as wages of female workers in the postderegulation
US banking industry of the 1970’s increased compared to male workers. Bertrand (2009)
shows that females are highly underrepresented among chief executive officers of top corporations.
We will test the Becker (1957) hypothesis, that firms with a higher share of their relevant market discriminate
by hiring fewer female employees as they can afford to. Collegiate sports coaches are interpreted
as CEOs. Head coaches in professional as well as collegiate sports have to make similar strategic and
operative decisions as top-level managers. The university which is running the sports programs under
the regulation of the National Collegiate Athletes Association (NCAA) is interpreted as a firm. Romer
(2006) has a similar approach, as he studies firms’ maximization behavior using data of professional
football teams, interpreting them as firms.
In order to establish the causal link between a university’s market share and it’s share of female coaches
we use the existence of the Bowl Championship Series (BCS) in collegiate football as an instrument for
market share. The BCS is a system to select collegiate football teams into a series of five championship
games (bowls) in order to determine a season’s champion. Revenues generated by championship
bowls are shared among BCS members. This leads to higher market shares for BCS colleges compared
to non-BCS colleges. The BCS resembles a quasicartel within the NCAA (Kahn, 2007). Being a BCSs
member should therefore have a positive influence on a university’s market share, as football is one of
the major and most profitable collegiate sports. It should not impact the share of female coaches on
the university. Our preliminary results (available on request) indicate a significant and negative effect of
Mario Lackner
Christine Zulehner
Johannes Kepler University of Linz
Department of Economics
Altenbergerstrasse 69
4040 Linz / Austria
4 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 5

a college’s marketshare on the share of female head- and assistant coaches. If we control for average
wages of headcoaches and assistant coaches the results are confirmed and the effect is even stronger.
Controlling for football headcoach salary confirms all previous findings and keeps the instrument valid.
Our instrument is strong in all model specifications.
References
Ashenfelter, Orley and Timmothy Hannan (1986), ‘Sex discrimination and product market competition: The case of
the banking industry’, The Quarterly Journal of Economics 101(1), 149.
Becker, Gary S. (1957), The economics of discrimination, Chicago: University of Chicago Press.
Bertrand, Marianne (2009), ‘CEOs’, Annual Review of Economics 1(1), 121–150.
Black, Sandra E. and Philip E. Strahan (2001), ‘The division of spoils: rentsharing and discrimination in a regulated industry’,
American Economic Review 91(4), 814–831.
Hellerstein, J.K., D. Neumark and K.R. Troske (2002), ‘Market forces and sex discrimination’,
Journal of Human Resources 37(2), 353–380.
Kahn, Lawrence M. (2007), ‘Markets: Cartel behavior and amateurism in college sports’,
The Journal of Economic Perspectives 21(1), 209–226.
Kawaguchi, D. (2007), ‘A market test for sex discrimination: Evidence from japanese firmlevel panel data’, International
Journal of Industrial Organization 25(3), 441–460.
Romer, David (2006), ‘Do firms maximize? Evidence from professional football’, Journal of
Political Economy 114(2), 340–365.
Weber, Andrea and Christine Zulehner (2010), Female hires and the success of startup firms,
in ‘American Economic Review, Papers and Proceedings’.
Ein Schritt aus dem Schattendasein
in der Sportwirtschaft?
Erste Ergebnisse zum Eventtourismus bei der Frauenfussball-WM 2011
Angesichts der erheblichen Nachfrageunsicherheiten im Vorfeld der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft
2011 in Deutschland [5, 7] muss der Zuschauerzuspruch sowohl im Stadion als
auch an den TV-Bildschirmen als Erfolg gewertet werden. So wurden nach der branchenüblichen
zentralen Masszahl (in-home, ≥ 20 min) weltweit 248,5 Mill. Fernsehzuschauer
erreicht und damit 9% mehr als zur WM 2007 in China. In wichtigen Teilmärkten wie USA,
Japan und Deutschland wurden hohe Zuwächse und neue Rekorde für die «Randsportart»
Frauenfussball erzielt, die das Niveau von populären TV-Sportereignissen erreichten. Die
Spiele der eigenen Mannschaft sahen etwa hierzulande 13–20 Mill. Zuschauer [4]. Trotz
des Rückgangs des Stadionbesuchs um 40 % gegenüber China 2007 liegt die offizielle
Zuschauerzahl von 845.711 mit einer Stadionauslastung von rd. 83% über der budgetären
Zielgrösse von 80 %. Zudem wurde der anvisierte durchschnittliche Mindestbesuch von
10.000 nur in einem Spiel verfehlt [2, 7]. Das Resultat ist ein Überschuss vor Steuern von
10,6 Mill. € des Lokalen Organisationskomitees (OK) bei 50,6 Mill. € Einnahmen, an dem
– neben der Frauenfussballentwicklung als Hauptverwendungszweck (rd. 5 Mill. €) – u.a.
auch die neun Stadionbetreiber mit Prämien von insgesamt 640.000 € partizipieren [1].
Obgleich die erfreuliche Medienreichweite bei eher moderaten öffentlichen Ausgaben für
die WM 2011 im Verhältnis zu anderen Weltereignissen des Sports auf eine hohe Effizienz
in der Standortwerbung hindeutet, stellt sich für die Austragungsorte zuvorderst die Frage
nach den tangiblen regionalwirtschaftlichen Wirkungen durch den Eventtourismus. Entscheidend
hierfür ist allem voran der Anteil auswärtiger und insbesondere ausländischer
Besucher, deren Kaufkraft ohne das Ereignis nicht in die ausrichtende Region/Stadt geflossen
wäre (Eventbesucher i.e.S.). Denn der eventbedingte Konsum der lokalen Bevölkerung
stellt tendenziell nur eine Umverteilung dar, weil davon auszugehen ist, dass die Einwohner
ihr Geld auch sonst für andere Verwendungen am Ort ausgegeben hätten (Substitutionseffekt).
Allenfalls wären Teilausgaben der sog. Homestayers anzurechnen, die auf Grund
der Veranstaltung auf eine Reise und entsprechenden Konsum andernorts verzichten [6].
Wie Preuss et al. [6] zur FIFA WM 2006 der Herren gezeigt haben, ist für eine solche
Berechnung des Konsumeffekts eine direkte Befragung der Eventbesucher zur Erfassung
der Reiseintentionen und des Ausgabenverhaltens erforderlich. Nach diesem Vorbild
und unter modifizierter Nutzung des bewährten vierseitigen Befragungsinstruments
(in fünf Sprachen; Modus: paper-pencil, assisted self-administered) widmet sich diese
Studie (1) einer ersten quantitativen Beschreibung des im Vergleich zum Männerfussball
«ungewöhnlichen Publikums» [3] bei der FIFA Frauen-WM 2011 sowie (2) der Messung
des Konsumverhaltens von Besuchern. Die Datengrundlage liefert ein grossvolumiges,
ausgewogen verteiltes – und damit bei unbekannter Grundgesamtheit approximativ repräsentatives
– Clustersampling im Umfeld der Stadien und auf den Fanfesten (Stand:
n=7.867 aus 28 Befragungsclustern mit durchschnittlich n=281 an den Spielorten Berlin,
Bochum, Frankfurt/M, Leverkusen und Mönchengladbach, davon 55,4% Stadion- und
44,6% Fanfestbesucher; weitere Teilsamples aus Augsburg, Dresden und Sinsheim werden
aktuell nachgepflegt).
Die vorläufige Auswertung bestätigt einerseits die anekdotische Evidenz zu der «Andersartigkeit»
des Frauenfussball-WM-Publikums. So profitierten fast 20 % der Tickethalter
von Freikarten aus unterschiedlichen Quellen, und nur gut 64 % erwarben die Tickets
über eine Normalbestellung. Dies spiegelt die grosszügige Rabattpolitik des OK als Lö-
Markus Kurscheidt, Universität Bayreuth
Marie-Luise Klein, Ruhr-Universität Bochum
Jasper Körmann, Ruhr-Universität Bochum
Norbert Schütte, Universität Mainz
Lehrstuhlinhaber Sportwissenschaft II –
Sport Governance & Eventmanagement
Universität Bayreuth
95440 Bayreuth / Deutschland
6 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 7

sungsansatz für den Konflikt zwischen Finanz- (Budgetsicherung) und Förderzielen (Nachfragestimulierung,
Medienwirkung) wider [3]. Auch belegt der hohe Anteil von 42,6 % der Eventbesucher, die
nur ins Stadion und nicht zum Fanfest gingen, die relativ zur Herren-WM 2006 [6] deutlich geringere
«Euphorie-Wirkung». Andererseits unterscheidet sich das Reise- und Konsumverhalten nicht substanziell
zu anderen Weltmeisterschaften im Männerteamsport (z.B. Handball- oder Eishockey-WM) [6].
Die Quoten von gut 6,5% ausländischen und rd. 20% Besuchern von ausserhalb des Bundeslandes
des Spielorts sowie der Durchschnittskonsum von rd. 150 € pro Person und Spielbesuch sind durchaus
vergleichbar. Mithin zeigt die WM 2011 in der Gesamtschau Anhaltspunkte zu einem ersten Schritt des
Frauenfussballs aus dem Schattendasein als «Randsportart» in der deutschen Sportwirtschaft – weitere
Schritte müssen indes folgen.
Literaturauswahl
[1] FIFA (2011a). FIFA Frauen-WM 2011 auch wirtschaftlich ein grosser Erfolg.
Media Information, 22.07.2011, verfügbar unter www.fifa.com.
[2] FIFA (2011b). FIFA Women’s World Cup Germany 2011: Technical Report and Statistics.
Retrieved from www.fifa.com.
[3] Fritsch, O. (2011). Wer geht da ins Stadion? Zeit Online, 8.7.2011, Zugriff unter www.zeit.de.
[4] KantarSport & FIFA (2011). FIFA Women’s World Cup Germany 2011: Television Audience Report.
Retrieved from www.fifa.com.
[5] Kurscheidt, M., Klein, M.-L., Körmann, J., & Schütte, N. (2012). Auf dem Weg zum zweiten «Sommermärchen» an
der Ruhr? Befunde zum Nachfragepotenzial der FIFA Frauen-WM 2011 in Bochum.
In G. Trosien (Hrsg.), Ökonomie der Sportspiele (im Druck). Schorndorf: Hofmann.
[6] Preuss, H., Kurscheidt, M. & Schütte, N. (2009). Ökonomie des Tourismus durch Sportgrossveranstaltungen:
Eine empirische Analyse zur Fussball-Weltmeisterschaft 2006. Wiesbaden: Gabler.
[7] Renner, M. (2011). WM-Chefin Steffi Jones hat ihre erste Mission erfüllt. Wirtschaftswoche Online, 16.6.2011,
Zugriff unter www.wiwo.de.
Erfolgsfaktoren im Leistungssport
Erfolgsfaktoren jenseits des Wettkampferfolgs
Die strategische Kommunikation in der Selbstvermarktung
von Schweizer Wintersportlern
Keywords: Sponsoringwert, Medienberichterstattung, Gender Bias, Medien vs. Randsport,
Signaling, Privatisierung
Der vorgeschlagene Beitrag befasst sich mit den Einflussfaktoren auf die Berichterstattung über Schweizer
SpitzensportlerInnen und damit mittelbar auf das ökonomische Potenzial einer SportlerIn im Kontext
des Sponsorings. Der Beitrag bedient somit nicht direkt das Schwerpunktthema der Jahrestagung,
gleichwohl sind durch den Vergleich von Medien- und Randsportarten, sowie durch die Analyse einer
möglichen Selbstkommerzialisierung der SportlerInnen Bezüge zu den vorgeschlagenen Themenbereichen
gegeben.
Spitzensport ist ein Beruf, mit dem professionelle AthletInnen zum Grossteil ihren Lebensunterhalt
bestreiten. Die wenigsten SportlerInnen können jedoch allein mit Start- und Preisgeldern genügend
Einnahmen erzielen. Sie sind darauf angewiesen sich und ihre Erfolge zu vermarkten, nicht zuletzt auch
um sich von Formschwankungen unabhängiger zu machen. Dies kann durch Testimonialwerbung oder
durch Sponsoring geschehen. Der Wert einer SportlerIn für den Sponsoring- oder Werbepartner hängt
dabei nicht nur vom sportlichen Erfolg ab, sondern auch von der Quantität und Qualität der mit der
SportlerIn generierten Kontakte. Je mehr und je positiver eine SportlerIn in den Medien präsent ist,
desto attraktiver und wertvoller ist sie dabei. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit
eine SportlerIn durch ihre eigene strategische Kommunikation, durch ihre Selbstvermarktung, Art und
Umfang der Medienberichterstattung positiv beeinflussen kann. Kann etwa die Betonung körperlicher
Reize oder der Einblick ins Privatleben im Rahmen einer Homestory ausbleibenden sportlichen Erfolg
kompensieren oder den Effekt von Wettkampferfolgen amplifizieren und konservieren? Mit dem Internet
und Social Media bietet sich für SportlerInnen eine vergleichsweise einfache und kostengünstige
Möglichkeit in eigener Sache zu kommunizieren, um so mittelbar Einfluss auf ihren Sponsoringwert
zu nehmen.
Um die genannten Fragen zu adressieren, wurde eine Studie durchgeführt, die den Einfluss von Eigenschaften
der Sportart, der SportlerInnen und ihrer eigenen aktiven Onlinekommunikation auf die
Berichterstattung analysiert.
Für die Studie wurden im Winter 2010/11 73 Schweizer SportlerInnen ausgewählt, die in Einzeldisziplinen
an den Olympischen Winterspielen 2010 teilgenommen haben oder seitdem in den Kader nachgerückt
sind. Für jeden SportlerIn wurde erstens Umfang und Inhalt der Medienberichterstattung in Print und
TV von Oktober 2010 bis April 2011 erfasst, zweitens wurden die Onlineaktivitäten (Homepage & Social
Media) der SportlerInnen analysiert, drittens wurden die SportlerInnen bzw. ihr Management befragt und
viertens wurden in einer Onlinebefragung die Beliebtheit und Bekanntheit der Sportler in der Schweizer
Bevölkerung abgefragt. Zusätzlich wurden im Rahmen einer Desk Research die Eigenschaften der SportlerInnen
und der Sportarten erhoben. Die deskriptive Analyse zeigt deutliche Unterschiede sowohl in
der Selbstdarstellung der AthletInnen, als auch in der Berichterstattung über sie, insbesondere bezogen
auf die Dimensionen Geschlecht und Sportart. Frauen kommunizieren mehr Privates, je erfolgreicher
sie sind, desto weniger betonen sie Geschlechtsattribute. Über Männer wir indes grundsätzlich mehr
berichtet und Mediensportarten wie Ski Alpin dominieren klar die Berichterstattung.
In einer Regressionsanalyse wird der Berichterstattungsumfang als Proxy für den Wert einer SportlerIn für
das Sponsoring gesetzt und der Einfluss von Wettkampferfolg, Sportart, Geschlecht, Selbstdarstellung
und gesendeter Signale als erklärende Variablen getestet.
M. Bjørn von Rimscha
Universität Zürich
Institut für Publizistikwissenschaft
und Medienforschung
Andreasstrasse 15
8050 Zürich / Schweiz
8 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 9

Der Wettkampferfolg ist neben der Sportart der wichtigste Einfluss auf den Berichterstattungsumfang.
Befürchtungen, wonach Sport nur noch ein Celebritythema in einer weitestgehend personalisierten und
privatisierten Unterhaltungsberichterstattung von boulevardisierten Medien wäre, sind damit überzogen.
Allerdings zeigt sich auch, dass Erfolg nicht alles ist. Durch das Aussenden der richtigen Signale kann
eine SportlerIn den Umfang der Berichterstattung leicht erhöhen. Allerding müssen SportlerInnen, die
eine Randsportart ausüben mehr Signale senden, um denselben Effekt zu erzielen. Insgesamt scheint
die Selbstdarstellung der SportlerInnen im Netz in Bezug auf die Selektionsentscheidung der Medien
aber weitgehend unbedeutend. Mit der steigenden Bedeutung der direkten Kommunikation mit den
Fans online, kann die Selbstdarstellung der SportlerInnen jedoch an Bedeutung gewinnen und somit
potenziell einen eignen Beitrag zum Sponsoringwert leisten. Bis auf Weiteres gilt jedoch: Sportlicher
Erfolg ist Grundvoraussetzung.
Erfolgsfaktoren der Nachwuchsförderung
in Schweizer Sportverbänden
Die Nachwuchsförderung bildet eine zentrale Aufgabe von Sportverbänden. Diese sehen sich jedoch
oftmals stark begrenzten Ressourcen gegenüber und benötigen darum ein möglichst effektives und
effizient ausgestaltetes System. Bis anhin bestehen jedoch nur sehr wenig empirisch gesicherte Erkenntnisse
darüber, welche Parameter des Managements von Verbänden besonders erfolgswirksam
sind. Diese Lücke wurde mit der vorliegenden Studie geschlossen, welche der Frage nachging, welche
zentralen Erfolgsfaktoren in der Nachwuchsförderung in Sportverbänden existieren.
Den Rahmen der Untersuchung bildet ein Modell, welches auf Basis einer breiten Literaturrecherche
und Experteninterviews erstellt wurde und sich auf dem Markt- und Ressourcenansatz sowie der Kontingenztheorie
stützt. Dieses Rahmenmodell besteht aus den vier Bereichen situative Variablen, strategische/strukturelle
Variablen, Implementierung und Erfolg, welche kausal miteinander verknüpft sind.
Zusätzlich wurde ebenfalls der Einfluss mehrerer Kontrollvariablen überprüft. Um das operationalisierte
Modell empirisch zu testen, wurden standardisierte Interviews mit Nachwuchsverantwortlichen von 34
Schweizer Sportverbänden vorgenommen, welche allesamt über eine institutionalisierte Nachwuchsförderung
verfügen und an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Der Datensatz wurde anschliessend
mit Daten von Swiss Olympic ergänzt und validiert.
Mittels einer Clusteranalyse konnten die Verbände in drei relativ homogene Gruppen eingeteilt werden,
welche sich hinsichtlich der finanziellen und personellen Ressourcen, dem Professionalisierungsgrad ihrer
Managementinstrumente, der Anzahl Kooperationen und der Führung von Leistungszentren signifikant
voneinander unterscheiden. Je höher diese strukturellen und strategischen Variablen ausgeprägt sind,
desto eher entspricht die Talentsichtung und -selektion und das Training den neusten wissenschaftlichen
Erkenntnissen und desto mehr Unterstützungsleistungen werden angeboten. Da sich die drei Gruppen
auch hinsichtlich des sportlichen Erfolges in der Elite und im Nachwuchs signifikant voneinander
unterscheiden, kann davon ausgegangen werden, dass eine insgesamt höhere Professionalisierung in
sämtlichen Managementbereichen sowie vergleichsweise hohe personelle und finanzielle Ressourcen zu
besseren Ergebnissen führen. Da die Ressourcenvergabe im jetzigen System noch immer stark vom erzielten
sportlichen Erfolg abhängt, wird eine gewisse Pfadabhängigkeit vermutet, aufgrund welcher kleine
Verbände kaum eine Chance haben, zu den erfolgreicheren aufzuschliessen. Eine detaillierte Analyse der
Einflussfaktoren auf den Erfolg mittels multipler Regressionsanalysen ergab ein noch differenzierteres
Bild. So wird der sportliche Erfolg im Nachwuchs massgeblich von der Breite und Durchlässigkeit der
Kader, der Anzahl an angebotenen Unterstützungsleistungen sowie der Trainingsqualität und -quantität
beeinflusst. Zudem sind Verbände erfolgreicher, je mehr Junioren insgesamt die Sportart ausüben
und je geringer die Wettbewerbsintensität (Anzahl aktiver Nationen an internationalen Wettkämpfen)
ist. Schliesslich ergaben die Analysen, dass sich pädagogische Unterstützungsleistungen positiv auf
die duale Karriere auswirken und dass Verbände, bei welchen die Athleten in einem vergleichsweise
frühen Alter in die leistungsorientierte Förderung eintreten, ihre Arbeit im internationalen Vergleich
eher schlechter einschätzen. Die erhaltenen Resultate weisen somit zwar darauf hin, dass einzelne
Faktoren durchaus erfolgswirksam sein können, dass aber trotzdem kein Patentrezept für eine erfolgreiche
Nachwuchsförderung existiert. Es scheint vielmehr, dass in sämtlichen Bereichen ein gewisser
Schwellenwert erfüllt sein muss, um im Endeffekt erfolgreicher als die Konkurrenz zu sein. Somit ist
vielmehr eine gleichmässige Verbesserung aller Bereiche statt ein punktueller Ausbau anzustreben und
damit ein holistischer Managementansatz viel zielführender.
Jonas Schafer
Markus Gmür
Verbandsmanagement
Institut (VMI)
Universität Freiburg
1701 Freiburg / Schweiz
10 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 11

Monika Frenger
Werner Pitsch
Eike Emrich
Universität des Saarlandes
Sportwissenschaftliches Institut
(Fachbereich Sportökonomie &
-soziologie)
Universität Campus Gebäude B8.2
66123 Saarbrücken / Deutschland
Medikamentengebrauch (-missbrauch?) im Marathonlauf
eine empirische Analyse verlässlicher Schätzungen
auf sensitive Fragen
Nach Geipel (2008) findet ein Prozess der «Chemisierung der Gesellschaft» statt, innerhalb dessen sich
Menschen durch Einsatz von Pharmazeutika im Hinblick auf leistungs- und erscheinungsbezogene Aspekte
massenhaft «optimierten». Diese These der Medikalisierung soll am Beispiel des Marathonlaufs,
der zum einen hohe Anforderungen an den Organismus stellt und dessen erfolgreiche Bewältigung
beträchtliches soziales Ansehen bringt, überprüft werden. Zwar liefern Studien mit direkten Befragungen
von Marathonteilnehmern sowie freiwilligen Urinproben (Brune et al., 2009; Mahler, 2001) Hinweise
auf sehr hohe Anteile von Teilnehmern, die vor dem Wettkampf Schmerzmittel einnehmen (ca. 60 %
bei Befragung bzw. 33 % bei den Urinproben). Aus der Kenntnis eingesetzter Substanzen wird sogar
in Richtung einer ernsthaften, sogar massenhaften Gefährdung der Gesundheit geschlossen. Allerdings
tauchen aufgrund der Sensitivität des Themas erhebliche methodische Probleme auf. Um hier die Diskussion
zu versachlichen soll durch spezielle Methoden, die Thematik detaillierter beleuchtet werden,
sodass Verzerrungen im Antwortverhalten vermieden werden können.
Mit Hilfe einer neu entwickelten Methode der Randomized Count Technique (RCT) sollen erstmals
Prävalenzschätzungen vorgenommen werden, die sich nicht nur auf eine sensitive Frage beziehen
(Medikamentengebrauch ja oder nein), sondern auch die Frage, was bzw. zu welchem Zweck Medikamente
in Hinblick auf den Wettkampf und / oder das Training eingenommen wurden. Entstanden und
weiterentwickelt wurde die Methode aus der klassischen Idee der Randomized Response Technique
(RRT; Warner, 1965) und der aus der Unmatched Count Technique (u.a. Dalton et al., 1994). Die neue
Methode bietet den Vorteil eines erhöhten erlebten Schutzes des Befragten gegenüber Formen der
direkten Befragungen und gegenüber der klassischen RRT. Es ist davon auszugehen, dass wegen der
vermutlich höheren Bereitschaft zur ehrlichen Antwort bei dieser Befragungstechnik verlässlichere
Schätzungen vorgenommen werden können. Die Befragung soll im Frühjahr 2012 bei den Teilnehmern
eines (Halb-)Marathons aus dem Jahr 2011, sowie einem (Halb-)Marathon, der unmittelbar vor der
Befragung absolviert wurde, stattfinden. Pro Veranstaltung sollen zwischen 10.000–12.000 Startern
in einer Vollerhebung angeschrieben werden.
Im Vortrag soll zunächst das Phänomen anhand der Untersuchung skizziert werden und vom Doping
im Leistungssport abgegrenzt werden. Des Weiteren wird die neu entwickelte Methode dargestellt und
es sollen die Erfahrungen der ersten Anwendung sowie die Anwendungsbereiche diskutiert werden.
Literatur
Brune, K., Niederweis, U., Kaufmann, A., Küster-Kaufmann, M. (2009). Analgetikamissbrauch bei Marathonläufern.
Jeder Zweite nimmt vor dem Start ein Schmerzmittel. MMW-Fortschr. Med., 40 (151), 39–42.
Dalton, D. R., Wimbush, J.C., Daily, C.M. (1994). Using the Unmatched Count Technique (UCT) to estimate base rates
for sensitive behavior. Personnel Psychology, 47, 817–829.
Geipel, I. (2008). No Limit. Wie viel Doping verträgt die Gesellschaft. Klett-Cotta: Stuttgart.
Mahler, N. (2001). Medikamentenmissbrauch im Breitensport. Ther Umschau, 58(4), 226–231.
Warner, S. L. (1965). Randomized response: a survey technique for eliminating evasive answer bias.
Journal of the American Statistical Association, 60, 63–69.
Call for Paper parallel Session II,
15.3017.00 Uhr
Professionalisierung und Internationalisierung
von Sportarten
• Die Rolle der kommerziellen Akteure im Snowboardsport – Spale, C.
• Internationalisierungsmuster von Sportarten – Dauman, F., Heinze, R.
• The Temptation of Social Ties: When Interpersonal Network Transactions hurt Organisational
Performance – Franck, E., Brandes, L., Brechot, M.,
Improving the Market for Sports Betting
• Sports Betting, Cheating, and the Integrity of Sports – A Politico-Economic Analysis –
Rebeggiani, L.
• Betting scandals and attenuated property rights – How betting related match-fixings can be prevented
in future – Dietl, H., Weingärtner, C.
• Where did NBA Bettors Go during the 2011 Work Stoppage? – Paul, R. J., Weinbach, A. P.
Directors Choice
• Sport and Child Development – Felfe, C., Lechner, M., Steinmayr, A.
• Zum Einfluss von Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft auf das individuelle Sporttreiben –
Eine Untersuchung am Beispiel des Fussballs – Mutter, F., Pawlowski. T.
• Spielermanipulationen im Amateursport – eine erste empirische Analyse mit ehrlichen Antworten
auf peinliche Fragen – Pitsch, W., Emrich, E., Pierdzioch, C.
Sportvereine: Zwischen Mitglieder- und Marktorientierung
• Wirtschaftliche Bedeutung der Sportvereine und -verbände des Kantons Luzern – Suppiger, Y.,
Herzer, C., Wehrli, R.
• Zur Mitgliederstruktur von Sportvereinen: Zur Bedeutung ehrenamtlichen Engagements
Pierdzioch, C., Emrich, E., Balter, J.
• Sportvereine als Interessenorganisationen?! Ziel-Interessen-Divergenzen und ihre Auswirkungen
Klenk, C., Nagel, S.
HHG, Aula, 5. Stock
Chair: Dr. Heinz Rütter
HHG, Raum 404, 4. Stock
Chair: Prof. Dr. Egon Frank
HHG, Hörsaal 1, 3. Stock
Chair: Dr. Hippolyt Kempf
HHG, Raum 205/206, 2. Stock
Chair:
Prof. Dr. Martin Peter Büch
12 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 13

Professionalisierung und Internationalisierung
von Sportarten
Cyrill Spale
Universität Bern
Institut für Sportwissenschaft ISPW
Abteilung III
(Sportsoziologie / Sportökonomie)
Bremgartenstrasse 145
3012 Bern / Schweiz
Die Rolle der kommerziellen Akteure im Snowboardsport
Im Snowboardsport spielen kommerzielle Akteure für die informelle Organisation und das Funktionieren
der Sportart eine bedeutende Rolle. Der Sport wird meist unabhängig von Vereinen und Verbänden in
lokalen Gruppen von Gleichgesinnten betrieben und besitzt im Gegensatz zu klassischen Sportarten
eine alternative Organisationsstruktur. Die kommerziellen Akteure springen in diese Lücke und versuchen
mit Wettbewerben, Showevents und Snowparks Treffpunkte und Inhalt für Szeneanhänger zu
kreieren. Sie liefern ästhetisches Film- und Bildmaterial, sowie zugeschnittene Produkte, um Medienpräsenz
zu erhalten und die Anzahl Interessierte zu steigern. Sie sehen sich als «Motoren der Sportart»
und engagieren sich mit kommerziellem Hintergrund um die organisationale Entwicklung des Sports.
Sie treten als Sponsoren auf, wobei sie Partnerschaften mit ausgewählten Akteuren innerhalb des
Szenekerns bilden, welche eine hohe Glaubwürdigkeit bei den Szeneanhängern besitzen. Zusammen
inszenieren sie Werte und Normen der Sportkultur und übermitteln diese mit szeneaffinen Medien.
Dies führt zur These, dass durch das Sponsoring und Branding von Athleten sowie der Organisation
von Wettbewerben und Showevents die kommerziellen Akteure einen direkten Einfluss auf die Genese
der Sportart besitzen. Dabei interessiert die Art und Weise, wie die kommerziellen Akteure innerhalb
der Snowboardzene Beziehungen knüpfen, Identitäten schaffen und einflussreiche Positionierungen
einnehmen und wahren können.
Aufbauend auf dem Szenemodell von Hitzler und Niederbacher (2010) wird mit einem Kern-Peripherie-
Modell der Szenekern analysiert, wobei das soziale Wissen und die sozialen Kontakte die Positionierung
bestimmen. Die Partnerschaften zwischen den Akteuren aus dem Szenekern haben eine hohe gemeinsame
Identifikation und verfolgen gemeinsame strategische Ziele. Sie bilden ein soziales Netzwerk von
Individuen, wobei die verschiedenen Beziehungen das Funktionieren der Organisationselite bestimmen.
In der ethnographischen Studie wurden teilnehmende Beobachtung an zwei europäischen und drei
neuseeländischen Events betrieben, welche nach der «Grounded Theory» von Glaser und Strauss
(1967) ausgewertet wurden. Darauf aufbauend und vertiefend wurden über 40 Experteninterviews mit
Szenekernakteuren aus elf Ländern zur Datengewinnung betrieben. Die teilstandardisierten Gespräche
wurden mit der «Inhaltsanalyse» von Mayring (2010) ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen, dass die kommerziellen Akteure durch Sponsoring- und Brandingaktivitäten sowie
Medienpräsenz die Entwicklung der Sportart prägen. Sie teilen ihr soziales Netzwerk mit ihren Partnern
und ermöglichen den einzelnen Akteuren die Inklusion in einen selektiven und exklusiven Kreis von
Akteuren, welches ihnen eine privilegierte Positionierung innerhalb der Szene garantiert. Der Image- und
Wissenstransfer, welcher zwischen den Akteuren aufgebaut wird, stützen Ansehen, Authentizität und
Glaubwürdigkeit der involvierten Akteure innerhalb der Szene. Die von den kommerziellen Akteuren
unterstützte Athleten, Events und Resorts bekommen in szeneaffinen Medien Präsentationsplattformen,
in welchen Produkte und Markenlogos inszeniert werden. Prestige, Status, soziale Kontakte sowie Zugang
zu lukrativen und szenennahen Wettbewerben lassen die Akteure des Snowboardszenekerns mit
den in der Szene respektierten kommerziellen Akteuren Partnerschaften bilden. Das Netzwerk und die
Positionierung innerhalb des Szenekerns ermöglichen den kommerziellen Akteuren einen privilegierten
Zugang zur Organisation des Snowboardsports.
Literatur
Glaser, B. & Strauss, K. (1967). The discovery of grounded theory: Strategies for qualitative research. Chicago: Aldine.
Hitzler, R. & Niederbacher, A. (2010). Leben in Szenen: Formen juveniler Vergemeinschaftung heute. Wiesbaden:
VS Verlag.
Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz.
Internationalisierungsmuster von Sportarten
Weltweit sind etwa 500 Sportarten bekannt, von denen es aber nur einige wenige zu einer internationalen
Verbreitung und zu globalem Interesse geschafft haben.
Während im Bereich der Wirtschaftswissenschaften mit zahlreichen Theorien zum Prozess und den
Mustern der Internationalisierung von Unternehmen versucht wurde, Erkenntnisse zu gewinnen, ist
eine Betrachtung der internationalen Verbreitung von Sportarten nur vereinzelt im Zusammenhang mit
Betrachtungen zur Globalisierung des Wirtschaftens im Sport zu finden.
Will man etablierte Ansätze zur Erklärung der Internationalisierung von Unternehmen auch zum Verständnis
des Phänomens bei Sportarten heranziehen, stellt man schnell fest, dass deren internationale
Verbreitung nicht allein mit diesen Theorien erklärt werden kann. Die internationale Verbreitung von
Sportarten wird von weiteren Faktoren beeinflusst. So spielen im Bereich des Individual- und Mannschaftssports
die Gründung eines internationalen Verbandes, die Vereinheitlichung der Regelwerke,
die Anerkennung als olympische Disziplin oder auch die Mediatisierung eine entscheidende Rolle.
Gerade die Anerkennung als Olympische Disziplin kann dabei in zweifacher Hinsicht als treibende Kraft
gesehen werden. Zum einen muss ein gewisser Grad an Internationalität bei einer Sportart erreicht
sein, um ins olympische Programm aufgenommen zu werden. Zum anderen sind die Olympischen
Spiele für aufgenommene Sportarten vermutlich die beste Werbung für ihre weitere (internationale)
Verbreitung. Die Internationalisierung kommerzieller Sportarten steht oft im Zusammenhang mit einer
ausdauernden Präsentation auf Messen und Conventions oder der Bekanntheit einer «Galionsfigur».
Man denke z.B. an die Schauspielerin Jane Fonda, die den Aerobic-Boom in Amerika ausgelöst hat. In
sehr engem Zusammenhang mit der Internationalisierung von Sportarten stehen auch die Betrachtungen
zu Trendsportarten. Die zunächst einmal innovativen Bewegungsformen können sich zu globale
Sportarten entwickeln und sich bei einer breiten Masse etablieren. So haben es z.B. das Snowboarden
oder Beach-Volleyball bis zur Anerkennung als olympische Disziplinen geschafft.
Im Vortrag soll sich auf der Grundlage ausgewählter Theorien zur Internationalisierung von Unternehmen
einem Muster der Internationalisierung von Sportarten angenähert werden. Dabei geht es um Fragen
der Kausalität, der Modalität, der zeitlichen Abfolge sowie um Aspekte der regionalen Ausbreitung.
Für die Betrachtungen soll das Produkt-Lebens-Zyklus-Modell als Ausgangspunkt dienen, da die Internationalisierung
damit in besonders engem Zusammenhang steht. Allerdings berücksichtigt dieses
Konzept z.B. nicht die räumliche Dimension. Sportarten entstehen meist auf lokaler Ebene und entfalten
sich erst nach und nach über nationale Grenzen hinweg in andere Länder. Aus diesem Grund wird auf
weitere Modelle zur Erklärung zurückgegriffen. So bieten die Theorie der technologischen Lücke von
Posner, das Internationalisierungsmuster von Johansson und Vahlne, aber auch die Diffusionstheorie
von Trendsportarten Ansätze zur Erklärung des Prozesses der Internationalisierung von Sportarten. Im
ersten Schritt zur Modellbildung wird der Internationalisierungsverlauf von etablierten Sportarten und
Randsportarten untersucht. Unter Berücksichtigung der Unterschiede zwischen kommerziellen und nicht
kommerziellen Sportarten hinsichtlich der Internationalisierungstreiber werden dann im zweiten Schritt
Internationalisierungsmuster vorgestellt, mit deren Hilfe man die internationale Entwicklung von Sportarten
erklären und Rückschlüsse für die Verbreitung zukünftiger Bewegungsinnovationen ziehen kann.
Frank Daumann
Robin Heinze
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Institut für Sportwissenschaft
Lehrstuhl für Sportökonomie
Seidelstrasse 20
07749 Jena / Deutschland
14 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 15

Egon Franck
Leif Brandes
Marc Brechot
University of Zurich
Department of Business
Administration
Plattenstrasse 14
8032 Zurich / Switzerland
The temptation of social ties:
When interpersonal network transactions
hurt organizational performance
We investigate the relationship between social ties, managerial decision-making, and organizational
performance. Previous work has built on social capital theory and reasoned that social ties help to make
better decisions. A concern about this work is that it has been developed in the absence of principalagent
problems. By introducing such problems into our analysis, we enrich the theoretical perspective
on social ties and decision-making. In particular, we argue that agents who search for job candidates
can use their social ties to reduce private search costs. This behavior leads to competitive disadvantage
of the firm, due to a suboptimal match between job candidates and positions. The extent to which
managers rather utilize personal contacts to reduce personal search costs than to the benefits of the
organization, remains a key open question. To answer this question, we collect data on all 8 019 hiring
decisions from general managers in the National Basketball Association between 1981 and 2011.
Based on the employment history of 132 managers, we are able to link each manager’s social ties (to
other teams) to his hiring decisions. We find strong evidence that managers have a preference for hiring
players through social ties. First, almost 1 out of 4 managers relied on social ties for hiring practices
within this time period. Second, the probability that a manager hires new players from a socially tied
team is 27.6% higher than the hiring probability from an untied team. To isolate the motivation for
this behavior, we complement our data with information on the sporting performance of teams. In line
with principal-agent theory, we find that the hiring of players through social ties reduces organizational
performance. The effect is large: on average, each socialtie player reduces team performance by 5.4%.
To put this effect into perspective, we consider the 48 teams in our sample that ranked 8th in their
conference and just made it into the playoffs. For these teams, a 5.4% reduction in winning percentage
amounts to 2 fewer seasonal wins. In about 65% of all seasons, this reduction would have been large
enough to make the 9th team overtake the 8th team to make it into the playoffs. The examples of the
91/92 Atlanta Hawks, the 92/93 Orlando Magic, and the 92/93 Detroit Pistons show the real-world
relevance of our findings. These teams all missed the playoffs by one regular season win and they all
frequently used players who had been acquired through social ties. This observation implies that the
impact of social ties on hiring decisions and team performance can be a crucial influence factor for
sporting success. To judge the validity of this interpretation, we test for alternative explanations for our
findings. We do not find evidence that our results can be attributed to general manager quality, team
quality, team stability effects, or wage determination for players from socially tied teams. From a more
general perspective, we thus conclude that this paper documents first empirical evidence that personal
contacts of managers do not always have to be a form of social capital for organizations. Instead, we
provide the new insight that in a principal-agent relationship, the use of personal contacts by managers
may actually hurt organizational interests.
Improving the Market
for Sports Betting
Sports Betting, Cheating, and the Integrity of Sports
A Politico-Economic Analysis
Since their beginning, professional sports have been accompanied by cheating scandals connected with
betting activity. During the last years, a rising number of such scandals affected even formerly “noble”
sports like tennis or chess. Especially the innovations in information technologies, which led to the
development of live bets and other types of online gambling, and the increasing commercialization of
sports, are made responsible for this evolution.
From an economic point of view, these scandals threaten the integrity of sport, which represents the
background of each sort of economic exploitation of the sports event (beside betting, especially sponsoring,
merchandising, and selling broadcasting rights). Therefore, they constitute a major risk that gambling
regulation policy should account for, instead of focusing on addiction issues only (Rebeggiani 2009).
This paper analyzes the incentives for cheating stemming from traditional and new betting types in the
sports betting sector and how they affect behavior of sportsmen, coaches, and functionaries. We firstly
develop a simple theoretical model in the spirit of Ehrlich (1996) and derive from it a classification system
for different types of sports. The various kinds of bets as well as their placing modalities are analyzed
and classified, too. The model yields five general results displaying the linkages between detection
probability, expected gains from successful cheating, probability of success of the planned fraud, and
expected financial losses in case of detection on the one side, and cheating propensity on the other side.
Using these results, we derive a list of political recommendations that we suggest for the ongoing reforms
of the European sports betting markets. Among others, we advise the prohibition of certain types of bets
and the reorganization of some tournament settings. Especially in the German market, which is going
to be completely reregulated in 2012 and will gradually see the end of the statemonopoly (Rebeggiani
2011), politicians and operatives should take account of these insights. The measures should ensure a
more effective prevention from scandals like those unveiled in European football during the last years.
Main References
Caruso, R. (2009): The Basic Economics of Match Fixing in Sport Tournaments, in: Economic Analysis and Policy 39 (3),
pp. 355–377.
Ehrlich, I. (1996): Crime, Punishment, and the Market for Offenses, in: Journal of Economic Perspectives 10 (1),
pp. 43–67.
Forrest, D./McHale, I./McAuley, K. (2008): Risk to the Integrity of Sport from Betting Corruption, Report for the Central
Council for Physical Recreation, University of Salford.
Forrest, D./Simmons, R. (2003): Sport and Gambling, in: Oxford Review of Economic Policy 19 (4), pp. 598–611.
Hill, D. (2009): How gambling corruptors fix football matches, in: European Sport Management Quarterly 9 (4),
pp. 411–432.
Preston, I./Szymanski, S. (2003): Cheating in Contests, in: Oxford Review of Economic Policy 19 (4), pp. 612–624.
Rebeggiani, L. (2009): The Liga Portuguesa Decision of the European Court of Justice – An Economist’s View,
in: Rivista di Diritto ed Economia dello Sport 5 (3), pp. 111–122.
Rebeggiani, L. (2011): Die Vorschläge der Länder zur Reform des GlüStV – Eine ökonomische Analyse,
Survey Report for the German Lottery Association (Deutscher Lottoverband).
Luca Rebeggiani
Universität Hannover
Center for Sports Management
Königsworther Platz 1
30167 Hannover / Deutschland
16 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 17

Helmut Dietl
Christian Weingärtner
Department of Business
Administration
University of Zurich
Plattenstrasse 14
8032 Zurich / Switzerland
Betting scandals and attenuated property rights How
betting related match-fixings can be prevented in future
Recently, a number of high-profile betting scandals have shocked European football. Since such scandals
threaten the integrity of the sport which is one of its major assets, football officials have taken prominent
measures to avoid further scandals. Unfortunately, these measures have not yet been successful.
Additional or different measures seem to be necessary to protect the integrity of the sport.
In this paper we analyze the economic causes of betting scandals from a property rights perspective.
Our analysis consists of three parts. First, we analyze the economic relations between football institutions
and the betting industry. Fixtures and results of football matches act as input for the betting
industry. The property rights related with these fixtures and results have been continuously attenuated
over the last 150 years. Today, football fixtures and results are a widely used and costless input from
the perspective of bookmakers and betting platforms.
In the second part, we explain the economic responses of the betting industry to the property rights
attenuation and the resulting consequences for both the betting providers and the football institutions.
The utility maximization of betting providers leads to a strong expansion of betting offerings and to a
decrease of limitations. The growing betting possibilities in turn facilitate individual matchfixings. This
development not only harms the betting industry itself in a long run. It also spills over to the football
institutions in form of negative externalities.
In the third part, we evaluate three alternative solutions to the problem: taxation, regulation, and property
rights allocation and enforcement. The taxation approach is based on the idea of a governmental
induced rise in cost for the usage of fixtures and results. We show how the introduction of a tax on
the public good increases the marginal costs for the betting industry with the aim of stopping the
expansion of betting offerings. The regulation approach tries to correct the market failure by setting
governmental provisions. We analyze the counteracting impact of these regulations on the expansion
of betting offerings as well as the decrease of limitations. The third approach of allocating property
rights tries to induce a market mechanism in accordance with the Coase-Theorem. The allocation of
property rights with respect to fixtures and results at the football institutions enables a negotiation on
the usage between the betting industry and the football institutions to find a Paretoefficient market
price. We evaluate how the set price increases the marginal costs for the betting providers and lowers
the welfare loss of the football institutions. Our analysis shows that each of the three different solutions
would theoretically contribute to the prevention of bettingrelated match fixings. The impact of a practical
implementation however would be different. For governments it is very hard to set the economically
efficient level of taxation and regulation, as they do not know the exact cost situation of the involved
parties. In addition, these two measures would be only efficient if globally implemented. This seems
very unlikely due to the different interests of the various countries. The property rights solution however
looks very promising from our perspective. Football institutions could sell betting packages similar to
TV-broadcasting right packages. The exclusivity would bring an advantageous monopoly status to the
official betting partners. Illegal betting providers and their users could be sued in show trials. Other
industries like the music industry have proofed the success potential of such an approach.
Where did NBA Bettors Go during the 2011
Work Stoppage?
The 2011 NBA lockout of players by the owners provides a unique laboratory to examine the behavior
of bettors during the time of a regular season work stoppage. With the recent growing body of evidence
of bettors behaving mainly as consumers (i.e. Levitt (2004), Paul and Weinbach (2008, 2009,
2010), not investors, and the discovery of detailed betting data on volume and betting percentages on
favorites and underdogs, a detailed analysis of bettor behavior during this window can be analyzed.
Under the assumption of sports betting as consumption and following the logic of different sports
as substitutes during a work stoppage (i.e. Winfree and Fort (2008) for the NHL), we investigate the
substitution effects of gamblers during the months of November and December of 2011. Comparing
data over two seasons, we analyze the volume of bets with live NBA games in 2010 and with no NBA
games in 2011. We compare betting volume and betting percentages for the NBA to reasonable wagering
substitutes for North American sports fans including other basketball (NCAA Basketball), hockey
(NHL), and professional (NFL) and college (NCAA) football.
Substitution effects due to the start of the NBA season in November 2010 for these other sports are
first examined as a baseline for comparison to the 2011 season. Then, the impact of the work stoppage
is analyzed by comparing the differences in betting volume for the NFL, NCAA Football, NHL,
and NCAA basketball during the NBA lockout. If some subset of bettors place wagers exclusively on
the NBA, these bettors should be identified in the 2010 data set, but not be seen in 2011. If bettors
enjoy wagering on different sports (to different degrees), substitution effects away from football and
hockey betting into NBA betting seen in 2010 is likely not to be seen in 2011 due to the lack of NBA
action. If these bettors favor basketball to other sports, most of the concentration of betting is likely
to be encompassed in NCAA basketball betting during these two months. In addition, any effects on
bettor biases and behavior due to a lack of NBA action (if typical NBA bettors have different tastes for
favorites or underdogs) are easily examined using detailed betting percentage data on these sports.
Specifically, this paper is an event study testing for the degree of substitution effects in sports gambling
during the event of the NBA lockout of 2011. This event study will shed further insight into the
behavior of gamblers and will help our understanding of their underlying preferences and actions. In
addition to further studying the role of consumption in gambling markets and the study of the efficient
markets hypothesis, the study of this event may help in our understanding of gamblers, specifically in
the form of possible addiction, when one of the betting options is not available to market participants.
Rodney J. Paul
Department of Sport Management
Syracuse University
The David B. Falk College of Sport
and Human Dynamics
810 Nottingham Road
Syracuse NY 13224 / USA
Andrew P. Weinbach
Colonel Lindsey H. Vereen Endowed
Business Professorship
Associate Professor of Economics
E. Craig Wall Sr. College of Business
Administration
Coastal Carolina University
Conway SC 29528-6054 / USA
18 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 19

Directors Choice
Christina Felfe
Michael Lechner
Andreas Steinmayr
University of St. Gallen
Swiss Institute for Empirical Economic
Research (SEW)
Varnbüelstrasse 14
9000 St. Gallen / Switzerland
Sports and Child Development
Abstract: Despite the relevance of cognitive and non-cognitive skills for professional success, their
formation is not yet fully understood. This study fills part of this gap by analyzing the effect of sports
club participation, one of the most popular extra-curricular activities, on children’s skill development.
Our results indicate positive effects: both cognitive skills, measured by school performance, and overall
non-cognitive skills improve by 0.13 standard deviations. The results are robust when using alternative
datasets as well as alternative estimation and identification strategies. The effects can be partially
explained by increased physical activities replacing passive leisure activities.
Keywords:
Skill formation, non-cognitive skills, physical activity, semi-parametric estimation
JEL classification: J24, J13, I12
Zum Einfluss von Erfolgen der deutschen
Nationalmannschaft auf das individuelle Sporttreiben
Eine Untersuchung am Beispiel des Fussballs
Einleitung
Grds. hat der Staat zahlreiche sportbezogene Nutzen (z.B. Steuereinnahmen) und Kosten (z.B. Fördermittel
für den Spitzensport) zu verzeichnen. Während die direkten Nutzen- und Kosteneffekte des Sports
aus Sicht des Staates bereits quantifiziert wurden (Pawlowski & Breuer, 2011a), besteht hinsichtlich der
indirekten (gesellschaftlichen) Nutzeneffekte des Sports noch erheblicher Forschungsbedarf.
Im Rahmen der vorzustellenden Studie wird ein Teilaspekt dieser indirekten (gesellschaftlichen) Nutzeneffekte
betrachtet. Es soll überprüft werden, welchen Einfluss die Erfolge der deutschen Fussballnationalmannschaft
auf das Ausmass der Sportpartizipation von Fussballern im Breiten- und Freizeitsport
ausüben. Ziel ist es, mögliche Spill-Over Effekte des Spitzensports in Deutschland auf den Bereich des
Massensports aufzudecken und zu quantifizierten. 1
Theorie
Das theoretische Modell dieser Studie basiert auf dem Modell des Sportkonsums von Downward,
Dawson und Dejonghe (2009). Dabei ist die Nachfrage nach Sport hierarchischer Natur. Auf der ersten
Stufe entscheidet der Sportler über das Ausmass seiner Sportaktivität. Davon abgeleitet resultieren
auf der zweiten Stufe Entscheidungen über sportbezogenen Konsumausgaben, z.B. für Ausrüstung,
Kleidung oder den Zugang zu Sportanlagen (Downward et al., 2009). Der vorzustellende Teil unserer
Studie konzentriert sich zunächst auf die erste Stufe der Nachfrage. Es wird analysiert, ob die Erfolge
der Nationalmannschaft das Ausmass der Sportpartizipation im Fussball beeinflussen.
Methodik
Um diesen Zusammenhang zu überprüfen, wird eine Primärerhebung durchgeführt. Die Grundgesamtheit
bilden alle aktiven Fussballer in Deutschland 2 . Die Stichprobenziehung erfolgt online über Newsletter
der Regional- und Landesverbände, sowie über vor-Ort Befragungen in Vereinen und kommerziellen
Sportanbietern (Soccer-Hallen).
Neben einer direkten Abfrage zur subjektiven Bedeutung des Erfolgs der Nationalmannschaft auf
das eigene Sportverhalten wurde dieser Effekt indirekt mit Hilfe einer Regressionsanalyse ermittelt.
Dabei dient das Ausmass der Sportpartizipation der Fussballer (gemessen in Stunden pro Woche) als
abhängige Variable. Der Einfluss der Nationalmannschaft geht u.a. über deren aktive Verfolgung und
über die persönliche Relevanz, die ihr entgegen gebracht wird, in das Modell ein. Gefragt wird zudem
nach der Erinnerung an die errungenen Erfolge, nach der persönlichen Relevanz dieser Erfolge, sowie
nach empfundenen Gefühlen über diese Erfolge. Alternative Einflüsse werden über sportspezifische
Variablen (z.B. Leistungsniveau und Erfahrung), sowie über demografische und sozio-ökonomische
Variablen kontrolliert.
Ergebnisse
Zum Zeitpunkt der Abstract-Einreichung war bereits ein Teil der Datenerhebung und -auswertung
abgeschlossen.
1 Neben der Steigerung des Ausmasses der Sportpartizipation soll in einem übergeordneten Forschungsprojekt zusätzlich
der Einfluss des Spitzensports auf die sportbezogenen Konsumausgaben analysiert werden.
2 Im Rahmen des übergeordneten Forschungsprojekts, werden neben dem Fussball zudem Daten aus dem Handball,
Basketball, Golf, Tennis, Ski Alpin, Radsport, Triathlon, Rudern und dem separat behandelten Frauenfussball erhoben.
Felix Mutter
Tim Pawlowski
Institut für Sportökonomie
und Sportmanagement
Deutsche Sporthochschule Köln
Am Sportpark Müngersdorf 6
50933 Köln / Deutschland
20 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 21

Übereinstimmend mit den Ergebnissen einer Studie von Breuer (2011) geben knapp 45% der Fussballer
an, die Erfolge der Nationalmannschaft würden motivierend auf die eigene Sportaktivität wirken. Wie
die Ergebnisse der Regressionsanalyse bestätigen, scheint die aktive Verfolgung der Geschehnisse um
die Nationalmannschaft die Partizipation zu verstärken. Auch die subjektive Relevanz, die den Erfolgen
entgegengebracht wird und die Freude, die diese auslösen verstärken die Partizipation. Entsprechend
dem bisherigen Forschungsstand, deuten die Ergebnisse an, dass das Alter und die Erfahrung der
Sportler, ihr Familienstand (verheiratet zu sein) und die Ausübung zusätzlicher Sportarten negativ auf
das Ausmass der Partizipation wirken (Downward & Riordan, 2007; Humphreys & Ruseski, 2009).
Diskussion und Ausblick
Die im Rahmen der bisherigen Auswertung gewonnenen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Spill-Over
Effekte des Spitzensports auf den Bereich des Massensports im Fussball vorliegen. Aufgrund der aussergewöhnlich
hohen Popularität der deutschen Nationalmannschaft bleibt abzuwarten, ob sich die hier
gewonnenen Ergebnisse auch in den anderen untersuchten Sportarten bestätigen lassen.
Dem Modell von Downward et al. (2009) folgend, wurde zum bisherigen Zeitpunkt lediglich die erste
Stufe der Sportnachfrage untersucht. Im weiteren Verlauf des Projektes soll zudem das Ausgabeverhalten
der Sportler und dessen Beeinflussung durch Erfolge im Spitzensport analysiert werden 3 . Die wechselseitige
Beeinflussung der Variablen Ausmass der Sportpartizipation und Konsumausgaben (Lera-Lopez
& Rapun-Garate, 2007), würde bei einer separaten OLS-Schätzung beider Variablen zu inkonsistenten
Ergebnissen führen (von Auer, 2011). Daher werden im weiteren Verlauf der Auswertung Instrumentenvariablen
und ein zweistufiges Schätzverfahren (Wooldridge, 2010) angewendet.
Literaturverzeichnis
Auer, L. von (2011). Ökonometrie: Eine Einführung (5. Aufl.). Berlin: Springer Berlin.
Breuer, C. (2011). Der gesellschaftliche Wert des Spitzensports in Deutschland. Deutsche Sporthochschule Köln.
Downward, P., Dawson, A., & Dejonghe, T. (2009). Sports economics. Amsterdam, Boston, Heidelberg [etc.]:
Butterworth-Heinemann; Elsevier.
Downward, P., & Riordan, J. (2007). Social Interactions and the Demand for Sport: An Economic Analysis. Contemporary
Economic Policy, 25(4), 518–537.
Humphreys Brad R., & Ruseski Jane E. (2009). The Economics of Participation and Time Spent in Physical Activity.
Working Paper No. 2009–09. Department of Economics, University of Alberta.
Lera-Lopez, F., & Rapun-Garate, M. (2007). The Demand for Sport: Sport Consumption and Participation Models.
Journal of Sport Management, 21, 103–122.
Pawlowski, T. (2009). Die Dienstleistungsnachfrage im Freizeitsektor. Eine ökonometrische Modellierung des Ausgabenverhaltens
von Privathaushalten in Deutschland auf Basis von Daten der Laufenden Wirtschaftsrechnungen (Dissertation).
Deutsche Sporthochschule Köln, Köln.
Pawlowski, T. & Breuer, C. (2011a). Ansätze zur Quantifizierung der finanzpolitischen Bedeutung des Sports.
(Noch unveröffentlichter) Abschlussbericht für das Bundesministerium der Finanzen.
Pawlowski, T., & Breuer, C. (2011b). The Demand for Sports and Recreational Services: Empirical Evidence from
Germany. European Sport Management Quarterly, 11(1), 5–34.
Pawlowski, T., & Breuer, C. (2012). Expenditure elasticities of the demand for leisure services. Applied Economics,
44(26), 3461–3477.
Wooldridge, J. M. (2010). Econometric analysis of cross section and panel data (2.Aufl). Cambridge, Mass: MIT Press.
3 Die Konsumausgaben im Sport waren schon häufig Thema wissenschaftlicher Untersuchungen ( z.B. Pawlowski, 2009;
Pawlowski & Breuer, 2011b; 2012)
Spielmanipulationen im Amateursport
eine erste empirische Analyse mit ehrlichen Antworten
auf peinliche Fragen
Das Phänomen der Spielmanipulationen wird meist implizit mit dem professionellen Fussballsport und
mit dem Wettspielbetrug in Zusammenhang gesehen. Dabei gerät aus dem Blick, dass es neben diesen
Fällen von Betrug aus meist sportexternen Motiven (meist wohl die persönliche Bereicherung) durchaus
auch Spielmanipulationen im Amateursport gibt. Zu diesen Fällen, in denen häufiger sportbezogene
Motive wirksam sind, fehlt bisher noch jeder Versuch einer empirischen Beschreibung des Phänomens.
Im Rahmen einer webbasierten Randomized Response Befragung mit erweiterter Cheater Detection
(vgl. Clarke & Desharnais, 1998) wurde analysiert, welcher Anteil an Fussballern von Spielmanipulationen
betroffen und welcher Anteil daran aktiv (als Initiator oder als Adressat) beteiligt war. Die Fragen
bezogen sich auf den Verlauf der gesamten Fussballer-Karriere und gezielt auf die Saison 2010/2011.
Bereits bei der Stichprobenziehung stellte sich heraus, dass man sich mit dem Thema «Spielmanipulation»
offenbar im Amateurfussball nur widerwillig befasst. Darauf deuten sowohl die Verweigerung institutioneller
Unterstützung durch den DFB als auch die direkte Behinderung der Verbreitung des Aufrufs zur
Teilnahme an der Befragung in diversen einschlägigen Internet-Foren hin. Die schlussendlich in einem
E-Mail-Schneeballverfahren gewonnene Stichprobe umfasst 417 Datensätze. 91,8 % der Befragten
hatten länger als eine Saison Fussball gespielt und 70,3 % waren in der Saison 2010/2011 aktive Spieler.
Die Frage nach der Konfrontation mit Spielmanipulationen während der Fussballer-Laufbahn wurde
von 32,9 % der Spieler ehrlich mit «ja» beantwortet. In der Saison 2010/2011 betraf dies 13,7 %
der Spieler. Dabei deuten die hohen Anteile an nicht instruktionsgemäss antwortenden sogenannten
«Cheatern» (26,1 % resp. 46,2%) darauf hin, dass die Frage nach Spielmanipulationen als sehr peinlich
empfunden wird. Unmittelbar an Spielmanipulationen beteiligt waren im Verlauf ihrer Betätigung als
Fussballer 12,1 % bei einem Cheater-Anteil von 26,6 %.
In dem Vortrag soll das Phänomen basierend auf den Ergebnissen der Untersuchung beschrieben
werden. Darüber hinaus wird ein Validierungsverfahren vorgestellt, das auf einer Remodellierung des
eingesetzten RRT-Verfahrens als multinomialem Baum (Moshagen, 2008) basiert. Vor- und Nachteile
der beiden Verfahren werden anhand der Datenbasis erläutert.
Literatur
Clark, S. J. & Desharnais, R. A. (1998). Honest Answers to Embarrassing Questions: Detecting Cheating in the
Randomized Response Model. Psychological Methods, 3, 160–168.
Moshagen, M. (2008). Multinomial randomized response models. Dissertation, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Düsseldorf.
Werner Pitsch
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Sportwissenschaftliches Institut
Arbeitsbereich Sportökonomie
und Sportsoziologie
Universität des Saarlandes
Campus
Gebäude B8 1
66123 Saarbrücken / Deutschland
Eike Emrich
Arbeitsbereich Sportökonomie
und Sportsoziologie
Universität des Saarlandes
Campus
Gebäude B8 1
66123 Saarbrücken / Deutschland
Christian Pierdzioch
Arbeitsbereich Makroökonomie
und Internationale Wirtschaftsbeziehungen
Universität der Bundeswehr
Holstenhofweg 85
22008 Hamburg / Deutschland
22 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 23

Sportvereine: Zwischen Mitglieder-
und Marktorientierung
Suppiger Yves
Herzer Christine
Wehrli Roger
Hochschule Luzern
Institut für Tourismuswirtschaft
Rösslimatte 48
6002 Luzern / Schweiz
Wirtschaftliche Bedeutung der Sportvereine und -verbände
des Kantons Luzern
Die zahlreichen Sportvereine und -verbände haben als Sportanbieter für Sportreibende eine wichtige
Bedeutung. Rund ein Viertel der Wohnbevölkerung ist in einem Sportverein aktiv tätig. Die Sportreibenden
tragen damit einen erheblichen Beitrag zur enormen Wertschöpfung bei, die von den Sportvereinen
und -verbänden generiert wird. Im Rahmen einer erstmals durchgeführten Studie konnte aufgezeigt
werden, dass die Sportvereine und -verbände nicht nur aus gesellschaftlicher und sozialer Hinsicht
wichtig sind, sondern auch wirtschaftlich eine enorme Bedeutung haben.
In einem ersten Schritt wurden die Sportvereine der 87 Luzerner Gemeinden erfasst und eine qualitative
Kategorisierung der Sportarten vorgenommen, um einen besseren Überblick zu schaffen und kleinere
statistische Einheiten zu bilden. In den Luzerner Gemeinden sind 1192 Sportvereine und vier Sportverbände
gemeldet. Unter den Sportvereinen wurden sieben Profimannschaften in den Sportarten Fussball
und Handball evaluiert. Anschliessend wurden gleichzeitig zwei quantitative Umfragen durchgeführt.
Zum einen wurde in einer Stichprobe ein Drittel aller Sportvereine zu ihren Ein- und Ausgaben schriftlich
befragt. Die Rücklaufquote betrug 47,72%. Parallel dazu wurde eine quantitative Online-Befragung von
1464 aktiven Sportvereinsmitgliedern zu ihren Ausgaben im Zusammenhang mit ihren Sportaktivitäten
in Vereinen im Kanton Luzern durchgeführt. Mit den gewonnen Daten konnte der direkte, indirekte und
totale Wertschöpfungsbeitrag aller Sportvereine und -verbände des Kantons Luzern berechnet werden.
Die Datenanalyse zeigt, dass die Luzerner Sportverbände und -vereine mit ihren eigenen Ausgaben
jährlich 55.1 Mio. CHF Wertschöpfung generieren. Dabei ist der direkten Wertschöpfung, die basierend
auf den Ausgaben und dem Erfolg berechnet wurde, 37.3 Mio. CHF zuzuweisen. Die indirekte Wertschöpfung
der Ausgaben an Dritte abzüglich Mitteltransfers und der Vorleistungen betrug 17.8 Mio.
CHF. Ebenfalls müssen zur Berechnung der totalen Wertschöpfung in einem zweiten Schritt sämtliche
Ausgaben der aktiven Sportvereinsmitglieder, welche mit der Vereinstätigkeit in Verbindung gebracht
werden können, berücksichtigt werden. Hierfür werden einerseits die Match- und Trainingskosten
abzüglich Vorleistungen, die basierend auf den Teilnahmefrequenzen an den Matches bzw. Wettkämpfen
und den individuellen Ausgaben hochgerechnet wurden, berücksichtigt. Zusätzlich wurden
die Kosten für Trainingslager, welche von den aktiven Sportvereinsmitgliedern selber übernommen
werden müssen, abzüglich der Vorleistungen für die Berechnung der direkten Wertschöpfung der
Sportvereinsmitglieder berücksichtigt. Die direkte Wertschöpfung der Sportvereinsmitglieder ergibt einen
Betrag von 35 Mio. CHF. Die indirekte Wertschöpfung basiert einerseits auf den Ausrüstungskosten der
Sportvereinsmitglieder, die sie für die Ausübung der Sportart benötigen und selber bezahlen müssen.
Zusätzlich werden die Transportkosten zu den Trainings sowie Ausgaben für Restaurantbesuche nach
dem Training berücksichtigt. Von den drei erwähnten Kostenpositionen werden zudem die Vorleistungen
subtrahiert. Die indirekte Wertschöpfung der Sportvereinsmitglieder beträgt 98.6 Mio. CHF.
Zusammenfassend kann erwähnt werden, dass die geschätzten 89 500 aktiven Sportvereinsmitglieder
des Kantons Luzern jährlich 133.6 Mio. CHF für den Sport ausgeben. Von diesen Ausgaben profitieren
beispielsweise Transportunternehmen, Sportartikelgeschäfte oder Restaurants. Als grössten Ausgabeposten
sind die Kosten für Restaurantbesuche von jährlich fast 50 Mio. CHF hervorzuheben, die durch
die Sportvereinszusammengehörigkeit ausgelöst werden.
Die 1185 Non-Profit-Sportvereine, sieben Profimannschaften (Marktproduzenten) und vier Sportverbände
des Kantons Luzern erwirtschaften demnach jährlich eine totale Wertschöpfung von knapp
188.2 Mio. CHF und tragen damit einen grossen Beitrag zur kantonalen Wertschöpfung bei. Es wird
empfohlen, diese Daten mit Gesprächen, Medienmitteilungen oder Berichten in Fachzeitschriften der
breiten Öffentlichkeit, Sportinteressierten und der Politik zu kommunizieren. Dadurch könnte das Ansehen
der Sportvereine und -verbände auch aus finanzieller Sicht erhöht werden.
Zur Mitgliederstruktur von Sportvereinen:
Zur Bedeutung ehrenamtlichen Engagements
In diesem Beitrag wird die ökonomische Klubgütertheorie angewendet, um die Mitgliederstruktur von
Sportvereinen zu untersuchen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Frage, welche Faktoren
den Anteil ehrenamtlich engagierter Mitglieder, also derjenigen, die echte Arbeitsspenden leisten und
damit entweder die Produktionskosten für alle senken oder eine Mengenanpassung des Klubgutes
ermöglichen, an der Gesamtmitgliederzahl eines Sportvereins bestimmen. Diese Frage ist vor dem
Hintergrund von Initiativen zur Förderung ehrenamtlichen Engagements von besonderem wirtschafts-
und verbandspolitischen Interesse.
Das Standardmodell der Klubgütertheorie vermag die Frage des optimalen Anteils sich aktiv ehrenamtlich
engagierender Mitglieder nicht zufriedenstellend zu beantworten, da typischerweise davon
ausgegangen wird, dass die Mitglieder eines Sportvereins homogene Präferenzen haben, also bei
hinreichend grosser Anzahl von Sportvereinen eine Selbstselektion in die unterschiedlichen Vereine
und damit eine Homogenisierung der Mitglieder auf der Ebene des einzelnen Sportvereins stattfindet.
Das Standardmodell der Klubgütertheorie wird mithin dahingehend erweitert, dass zwischen den das
Klubgut konsumierenden Mitgliedern und den das Klubgut ehrenamtlich produzierenden Mitgliedern
unterschieden werden kann, wie es im übrigen ja schon die Differenzierung in aktive und passive
Mitglieder nahe legt.
Für ein solches modifiziertes Standardmodell werden Optimalitätsbedingungen abgeleitet. Dabei zeigt
sich, dass neben einer Standardoptimalitätsbedingung für die Produktion öffentlicher Güter und einer
modifizierten Optimalitätsbedingung für die Grösse eines Sportvereins (Zahl der Mitglieder) auch eine
Optimalitätsbedingung für das Angebot an ehrenamtlichem Engagement durch die Mitglieder zu
beachten ist. Im Rahmen einer komparativstatischen Analyse kann daher geklärt werden, in welchem
optimalen Verhältnis die Relation von konsumierenden zu produzierenden Klubmitgliedern steht und
inwieweit dieses optimale Verhältnis etwa von der Struktur der Mitgliederbeiträge oder dem Einfluss des
ehrenamtlichen Engagements auf die Produktionskosten des Klubguts beeinflusst wird. Die Ergebnisse
dieser theoretischen Analysen sollen vorgestellt und in ihrer Relevanz für darauf aufbauende empirische
Forschung diskutiert werden.
Christian Pierdzioch
Arbeitsbereich Makroökonomie
und Internationale Wirtschaftsbeziehungen
Universität der Bundeswehr
Holstenhofweg 85
22008 Hamburg / Deutschland
Eike Emrich
Arbeitsbereich Sportökonomie
und Sportsoziologie
Universität des Saarlandes
Campus
Gebäude B8 1
66123 Saarbrücken / Deutschland
Janine Balter
Diplom-Mathematikerin
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Sportwissenschaftliches Institut
Universität des Saarlandes
Campus
Gebäude B8 1
66123 Saarbrücken / Deutschland
24 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 25

Christoffer Klenk
Siegfried Nagel
Universität Bern
Institut für Sportwissenschaft ISPW
Bremgartenstrasse 145
3012 Bern / Schweiz
Holger Preuss
Dipl.-Sportwiss. Christian Alfs
Institut für Sportwissenschaft
Albert-Schweitzer-Strasse 22
55099 Mainz / Deutschland
Sportvereine als Interessenorganisationen?!
Ziel-Interessen-Divergenzen und ihre Auswirkungen
Einleitung
Freiwillige Sportorganisationen wie Sportvereine sind als Interessenorganisationen zu charakterisieren,
deren primärer Organisationszweck sich auf die Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder bezieht
(Nagel, 2006). Mit dieser Interessenvertretungsfunktion wird gewährleistet, dass die Vereinsziele an die
Mitgliederinteressen rückgebunden bleiben und Ziel-Interessen-Kongruenz herrscht (Schimank, 2005).
Die Beobachtungen der Vereinsrealität weisen jedoch darauf hin, dass die Ziele der Vereine oftmals
von den Interessen ihrer Mitglieder abweichen und im Widerspruch zueinander stehen (Baur & Burrmann,
2003; Heinemann, 2004). Vor diesem Problemhintergrund ist zu fragen: Inwiefern stimmen die
Vereinsziele mit den Mitgliederinteressen überein? Und für den Fall von Ziel-Interessen-Divergenzen,
welche Auswirkungen ergeben sich daraus für die Vereine?
Theoretisch-methodischer Ansatz
Für die theoriegeleite Beantwortung der Fragestellungen wurde auf Grundlage einer akteurtheoretischen
Konzeptualisierung von Vereinen als Interessenorganisationen (Nagel, 2006; Schimank, 2007)
ein strukturell-individualistisches Mehr-Ebenen-Modell entwickelt, dass zum einen das Verhältnis von
Vereinszielen (Vereinsebene) und Mitgliederinteressen (Mitgliederebene) und damit die Genese von
Ziel-Interessen-Divergenzen erklärt. Zum anderen liefert das Modell eine Erklärungsgrundlage, welche
Auswirkungen Divergenzen (strukturelle Vereinssituation) auf die Mitglieder haben, d.h. wie die Mitglieder
auf bestehende Divergenzen reagieren (individuelle Mitgliederhandlung).
Die erforderlichen Vereins- und Mitgliederdaten wurden im Rahmen zweier Teilstudien erfasst, bei denen
in erster Linie quantitative Erhebungs- und Auswertungsverfahren zum Einsatz kamen. Die erste Teilstudie
wurde im Fürstentum Liechtenstein zur Analyse der Ziel-Interessen-Übereinstimmung durchgeführt,
wobei hierzu die Präsidenten von 17 Vereinen und 481 Mitglieder schriftlich befragt wurden. In der
zweiten Teilstudie wurde im Schweizer Turnverein Länggasse Bern mit 199 Mitgliedern eine schriftliche
Befragung durchgeführt, um die Auswirkungen von Divergenzen zu analysieren.
Zur Erfassung des Ausmasses von Ziel-Interessen-Divergenzen wurde eine Vergleichsprüfung der Vereinsziele
und Mitgliederinteressen durchgeführt. Die Liechtensteinischen Vereinspräsidenten und Vereinsmitglieder
mussten diesbezüglich die Bedeutung von 23 verschiedenen Items eines entwickelten
Ziel-/Interessen-Fragekataloges einschätzen und über den betragsmässigen Bedeutungsunterschied
konnte das quantitative Divergenzmass bestimmt werden. Um die Frage nach den Auswirkungen zu
klären, hatten die Mitglieder des Schweizer Turnvereins Länggase Bern Aussagen über ihre Reaktionen
auf bestehende Divergenzen entlang einer konzipierten Handlungstypologie (exit, voice, loyalty,
neglect) zu geben.
Ergebnisse
Die Befunde der Vergleichsanalyse zeigen, dass in allen untersuchten Vereinen Ziel-Interessen-Divergenzen
in unterschiedlichem Ausmass existieren. Bei einem Drittel der Vereine bestehen mittlere Divergenzen
und in zwei Drittel sind grössere Divergenzen zu beobachten. Divergenzen bestehen dabei
vor allem hinsichtlich des Breitensports (v.a. Erweiterung des Sportangebots), der Vereinsentwicklung
(v.a. Öffnen für neue Entwicklungen) und der Geselligkeit (v.a. aussersportliches Angebot, Wahrung
der Vereinstradition).
Die Analyse der Auswirkungen zeigt, dass geringe und mittelstarke Divergenzen in erster Linie zu
konstruktiven Reaktionen führen. Die Mitglieder machen dabei die Vereinsführung auf diese Situation
aufmerksam (voice), indem sie das Problem ansprechen und Vorschläge zur Problemlösung unterbreiten.
Oder sie haben aus Gründen der Vereinsverbundenheit (loyalty) die Hoffnung und das Vertrauen, dass
die Vereinsführung ohne ihr Eingreifen das Problem löst. Wenn aber grossen Divergenzen existieren,
die sich für die Vereine zu einem gravierenden Problem entwickeln, tendieren die Mitglieder hingegen
verstärkt zu destruktiven Reaktionen, die sich durch Gleichgültigkeit und Desinteresse am Vereinsgeschehen
(neglect) äussern, indem die Mitglieder zukünftig nicht mehr auf Vereinsanlässe gehen. Oder
sie wählen die Option des Rückzugs und Austritts (exit), indem sie ihr Vereinsengagement aufgeben
oder im Extremfall aus der Abteilung oder dem Verein austreten.
Diskussion
In der Vereinsrealität stellen Ziel-Interessen-Divergenzen offenbar eher die Norm als die Ausnahme dar,
so dass die Vereinsziele nur teilweise an die Mitgliederinteressen rückgebunden sind. Allerdings sind
Divergenzen nicht grundsätzlich als Problem zu interpretieren, sondern sind vielmehr in Abhängigkeit
ihrer Intensität zu beurteilen. Diesbezüglich dürften Vereine geringfügig bis mittelmässig ausgeprägte
Divergenzsituationen im laufenden Vereinsgeschehen bis zu einem gewissen Grad relativ gut aushalten
und aufarbeiten können, weil die Mitglieder in diesem Fall zu einem konstruktiven Umgang tendieren,
die eine Wiederherstellung von Ziel-Interessen-Kongruenz begünstigt. Demgegenüber können sich aber
grosse Divergenzen zu einem ernsthaften Problem für Vereine entfalten, weil die Mitglieder in diesem
Fall zu destruktiven Reaktionen neigen, die sich negativ auf die Vereinsentwicklung auswirken dürfte.
Literatur
Baur, J. & Burrmann, U. (2003). Konflikte in Sportvereinen. In J. Baur & S. Braun (Hrsg.), Integrationsleistungen
von Sportvereinen als Freiwilligenorganisationen (S. 331–370). Aachen: Meyer & Meyer.
Nagel, S. (2006). Sportvereine im Wandel. Akteurtheoretische Analysen zur Entwicklung von Sportvereinen.
Schorndorf: Hofmann.
Nagel, S. (2007). Akteurtheoretische Analyse der Sportvereinsentwicklung. Ein theoretisch-methodischer Bezugsrahmen.
Sportwissenschaft, 37 (2), 186–201.
Schimank, U. (2005). Der Vereinssport in der Organisationsgesellschaft: organisationssoziologische Perspektiven auf
ein spannungsreiches Verhältnis. In T. Alkemeyer, B. Rigauer & G. Sobiech (Hrsg.), Organisationsentwicklungen und
De-Institutionalisierungsprozesse im Sport (S. 21–44). Schorndorf: Hofmann.
Schimank, U. (2007). Handeln und Strukturen. Einführung in die akteurtheoretische Soziologie.
Weinheim: Juventa Verlag.
26 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 27

Call for Paper parallel Session III,
8.3010.00 Uhr
Sport, Events und Standortförderung
• Corporate Governance in professionellen deutschen Fussballvereinen eine empirische Erhebung
und kritische Würdigung – Hovemann, G., Lammert, J., Adam, S.
• 42,195 Kilometer ins Rampenlicht – Standortmarketing durch Marathonevents in Schweizer
Städten – Moesch, C., Bussmann, M.
• Alterative Natursportarten im Schatten der Tourismuswirtschaft. Entwicklungsmechanismen
und Chancen dargestellt am Beispiel der Sportart Klettern. – Eigenschenk, B.
Prizing in Sports Betting and Efficiency
• Bookmaker Pricing – Flepp, R., Nüesch, S., Franck, E.,
• An Analysis of Sentiment Bias in the National Basketball Association – Feddersen, A.,
Humphreys, B. R., Soebbing, B. P.
• Corruption and Co-Movements in European Listed Sport Companies’ Stocks: Did Calciocaos really
matter? – Leitão, J., Armada, M. R., Ferreira, J.
Sozioökonomie von Vereinen
• Zur Sozioökonomie ehrenamtlichen Engagements – Pierdzioch, C., Emrich, E., Balter, J.
• Zur Bindung Ehrenamtlicher in Sportvereinen – Ein Modell zur Analyse von Mitarbeitsentscheidungen
– Schlesinger, T., Egli, B., Candan, H., Nagel, S.
• Der Markt für Sportvereinsmitglieder: Institutionelle Änderungen und das Erreichen der intendierten
Folgen bei Mitgliedermeldungen – Thieme, L.
Hooligans und Fans
• Vom Feuerwerk als bejubeltes Stimmungsmittel zum «Petarden‐Trottel»: Die Berichterstattung über
Hooliganismus und unerwünschtes Fanverhalten in Schweizer Medien – Beck, D.
• Ultras und Hooligans: Gewaltbereite Fangruppierungen und ihr Einfluss auf Fussballverein –
Schäfer, A., Klein, K., Silvestri, J., Nufer, G.
• Fananleihen – eine qualitative Analyse von Zielen, Risiken und Transparenz – Gros, M., Huth, C.
HHG, Aula, 5. Stock
Chair: Prof. Dr. Holger Preuss
HHG, Raum 404, 4. Stock
Chair:
Prof. Dr. Claude Jeanrenaud
HHG, Hörsaal 1, 3. Stock
Chair: Prof. Dr. Siegfried Nagel
HHG, Raum 205/206, 2. Stock
Chair: Prof. Dr. Marie-Luise Klein
28 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 29

Gregor Hovemann
Joachim Lammert
Sandy Adam
Technische Universität Chemnitz
Fakultät für Human-
und Sozialwissenschaften
Institut für Sportwissenschaft
09107 Chemnitz / Deutschland
Corporate Governance in professionellen deutschen
Fussballvereinen eine empirische Erhebung und kritische
Würdigung
Die beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung im deutschen Profifussball und die steigenden Ansprüche
der Zuschauer und Medien (DFL, 2011) werfen die Frage auf, ob die Vereinsstrukturen von
professionellen Fussballclubs sich in gleichem Masse weiter entwickelt haben und den aktuellen Herausforderungen
gerecht werden. Professionelle Organisations- und Führungsstrukturen sowie die
regelmässige Kontrolle und Steuerung der Managementhandlungen erscheinen in diesem Kontext
zwingend erforderlich – kurz: ein wirkungsvolles Corporate Governance-System (Göbel, 2002 sowie
in Bezug auf den Fussball Lang, 2008; Stapelfeld, 2008).
In mehreren Beiträgen wird in diesem Kontext die Frage nach der geeigneten Rechtsform deutscher
Profifussballclubs diskutiert (Franck, 1995; Franck, 2000; Dilger, 2009). Die Führung durch einen gemeinnützigen
Sportverein wird dabei als ineffizient angesehen und ihre Ersetzung durch andere Organisationsformen
(vor allem Kapitalgesellschaften) empfohlen. Dem Professionalisierungsdruck gab der
Deutsche Fussball Bund 1998 nach, als er eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilungen der Vereine
in Kapitalgesellschaften zuliess. Gleichzeitig stellte er aber durch den Erlass der sogenannten 50+1-Regel
den mehrheitlichen Einfluss eines Muttervereins sicher, um wesentliche Wertevorstellungen des deutschen
Fussballs zu bewahren (DFB, 1999). Von dieser Möglichkeit der Auslagerung haben einige aber
längst nicht alle Fussballklubs Gebrauch gemacht. Vor diesem Hintergrund kommt den Strukturen der
eingetragen Vereine bzw. im Falle einer Auslagerung in eine Kapitalgesellschaft der übergeordneten
eingetragenen Muttervereine nach wie vor eine zentrale Rolle zu.
In diesem Kontext ist es die zentrale Zielstellung der vorliegenden Untersuchung, den Status Quo
der Organisations- und Führungsstrukturen sowie der Kontroll- und Steuerungsmechanismen der
eingetragenen Vereine im deutschen Profifussball zu erheben und in den genannten Kontext kritisch
einzuordnen. Zu diesem Zweck werden die Satzungen der professionellen Fussballvereine einer umfangreichen
Analyse unterzogen. Basierend auf den Vorgaben und Empfehlungen des Deutschen Corporate
Governance Kodexes (Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, 2010) und unter
Berücksichtigung der vereinsspezifischen Strukturen wurde ein Katalog von 10 Kategorien, 27 Kriterien
und 47 Subkriterien entwickelt. Deren Ausgestaltung wird für die eingetragenen Vereine und ihre Gremien
Mitgliederversammlung, Vorstand, Aufsichtsrat, Kassen- und Rechnungsprüfer, Vereinsgericht und
Wahlausschuss sowie für beratende Organe und Gremien zur Sicherstellung der Mitgliederinteressen
anhand der jeweiligen Satzungen der eingetragenen Vereine überprüft.
Dabei werden die unterschiedlichen Ausgestaltungen der Satzungen miteinander verglichen sowie auf
Basis einer ordinalen Einordnung der relevanten Vorgaben ein Indexstand für die jeweiligen Vereine –
zur Ermöglichung einer Gesamtbewertung – berechnet. Der so bestimmte Status Quo der Corporate
Governance professioneller deutscher Fussballvereine wird kritisch gewürdigt und auf dieser Basis
werden potentielle Massnahmen zur Verbesserung aufgezeigt.
Literatur
DFB (1999). Sicherstellung der «Eckwerte» des DFB bei der Ausgliederung von Kapitalgesellschaften aus Fussballvereinen
der Bundesligen. Amtliche Mitteilungen des DFB Nr. 3. Frankfurt am Main.
DFL (Deutsche Fussball Liga GmbH) (2011). Bundesliga-Report 2011 – Die wirtschaftliche Situation im Lizenzfussball.
Frankfurt/Main.
Dilger, A. (2009). Wieso sind Sportvereine Vereine? BFuP, 61 (2), 222-231.
Franck, E. (1995). Die ökonomischen Institutionen der Teamsportindustrie. Eine Organisationsbetrachtung. Wiesbaden:
Gabler.
Franck, E. (2000). Die Verfassungswahl bei Fussballclubs unter besonderer Beachtung der spezifischen Produktionsstruktur
des Teamsports. In M.-P. Büch (Hrsg.), Märkte und Organisationen im Sport: Institutionenökonomische Ansätze (11–26).
Schorndorf: Hofmann.
Göbel, E. (2002). Neue Institutionenökonomik. Stuttgart: Lucius und Lucius.
Lang, J. C. (2008). Corporate Governance der Fussball-Unternehmen. Leitung, Überwachung und Interessen
im Sportmanagement. Berlin: Erich Schmidt Verlag.
Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex (2010). Deutscher Corporate Governance Kodex
(in der Fassung vom 26. Mai 2010). Berlin.
Stapelfeld, R. (2008). Der Deutsche Corporate Governance Kodex. Die Anwendung des Deutschen Corporate Governance
Kodex auf Fussballkapitalgesellschaften – Eine Institutionenökonomische Analyse. Saarbrücken: VDM.
30 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 31

Christian Moesch
Marc Bussmann
Universität Bern
Institut für Sportwissenschaft ISPW
Bremgartenstrasse 145
3012 Bern / Schweiz
42,195 Kilometer ins Rampenlicht Standortmarketing
durch Marathonevents in Schweizer Städten
Grössere Sportevents ziehen in der Regel namhafte Teilnehmer- und Zuschauerströme an, welche mit
ihrem Ausgabeverhalten für die regionale und lokale Wirtschaft von Bedeutung sein können. Die durch
Konsumausgaben der Besucher und die Veranstalter ausgelösten volkswirtschaftlichen Effekte werden
häufig mittels Impactstudien untersucht. Neben dieser einfach operationalisier- und monetarisierbaren
tangiblen Effekte, rückten in den letzten Jahren intangible Zielgrössen wie Image, Bekanntheit,
Netzwerke und ausgelöste Emotionen stärker in den Fokus von wissenschaftlichen Untersuchungen
(vgl. z.B. Chalip & McGuirty, 2004; Hallmann & Breuer, 2010; Kaplanidou & Vogt, 2007). Obwohl
die Effekte in diesem Bereich nur schwierig zu beziffern sind, ist weitgehend unbestritten, dass die
intangiblen Wirkungen bei einer strategisch geschickt geplanten und erfolgreichen Durchführung
bedeutender und vor allem nachhaltiger sind, als der monetarisierbaren kurzfristige Nachfrageimpuls
(Preuss, 2004). Events können als unter anderem dazu beitragen, gewisse Informationen über eine
Destination zu transportieren. Unbestritten und gut untersucht ist dieses Potenzial insbesondere bei
Sport-Mega-Events mit internationaler und globaler Ausstrahlung. Aber auch kleineren Events wie beispielsweise
Marathons werden solche Wirkungen zugeschrieben (vgl. Bieger, Engeler & Weinert, 2010).
Marathonevents weisen gewisse Eigenheiten auf, welche einen Transfer von Destinationsinformationen
begünstigen. Einerseits handelt es sich bei Marathons um teilnehmerintensive Events. Die Teilnehmer
reisen aufgrund der notwendigen Vorbereitung welche in der Regel bereits vorgängig an und entwickeln
durch die ausgelösten Emotionen eine stärkere Verbundenheit mit dem Event. Auf der 42,2 Kilometer
langen Laufstrecke besteht zudem die Möglichkeit, Attraktionen und Vorzüge einer Destination in den
(medialen) Fokus zu rücken. Marathonevents finden zudem in der Regel immer wieder an selben Ort
statt, wodurch Informationen zur Destination mit den Jahren stärker in den Köpfen der Teilnehmer und
Zuschauer verankert werden können. Aus der Sicht des Standortmarketings stellt ein Marathonevent
somit eine günstige Konstellation dar, um mit potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Dabei kann
aber nicht nur die Destination vom Event profitieren sondern auch umgekehrt.
Die vorliegende Studie untersucht anhand von drei Marathonevents in Schweizer Städten, wie die Wechselwirkung
zwischen Destination und Event aussieht, mit welchen Strategien die positiven Auswirkungen
optimiert werden können und welche Rahmenbedingungen einen Informations- und Imagetransfer
begünstigen bzw. behindern. Die Fallbeispiele Lausanne, Luzern und Zürich werden anhand einer
umfangreichen Dokumentenanalyse und problemzentrierten Interviews mit Vertretern der Destination
und des Events bearbeitet. Dabei zeigt sich, dass die Passung der Eventthematik mit den Destinationsschwerpunkten
sowie die Konkurrenzsituation bezüglich anderer Events eine Schlüsselrolle spielen.
Keiner der drei betrachteten Events nimmt im Standortmarketing eine zentrale Rolle ein.
Literatur
Bieger, T., Engeler, I., & Weinert, R. (2010). Marathonrunning – ein Trend im Tourismus und Standortmanagement.
In T. Bieger, C. Laesser & P. Beritelli (Hrsg.), Trends, Instrumente und Strategien im alpinen Tourismus. Schweizer Jahrbuch
für Tourismus 2009 (S. 109–119). Berlin: Erich Schmidt Verlag.
Chalip, L., & McGuirty, J. (2004). Bundling sport events with the host destination. Journal of Sport Tourism,
9 (3), 267–282.
Hallmann, K., & Breuer, C. (2010). Image Fit between Sport Events and their Hosting Destination from an Acitve Sport
Tourist Perspective and its Impact on Future Behaviour. Journal of Sport & Tourism, 15 (3), 215–237.
Kaplanidou, K., & Vogt, C. (2007). The Interrelationship between Sport Event and Destination Image and Sport Tourists
Behaviours. Journal of Sport & Tourism, 12 (3–4), 183–206.
Preuss, H. (2004). The Economics of Staging the Olympics. A Comparison of the Games 1972–2008.
Cheltenham/Northhampton: Edward Elgar.
Alternative Natursportarten im Schatten
der Tourismuswirtschaft. Entwicklungsmechanismen
und Chancen dargestellt am Beispiel der Sportart Klettern
Alternative Natursportarten boomen und zeichnen sich durch eine intensive Reisetätigkeit und hohe
Mobilität ihrer Aktiven aus. Jedoch lassen sich die sportmotivierten Touristen aufgrund ihrer individuellen
sowie informellen Reiseorganisation nicht per se in die traditionelle Tourismuslandschaft mit den
klassischen Vertriebs- und Vermarktungsstrukturen eingliedern und werden von Seiten der Tourismusverantwortlichen
oftmals wenig beachtet. In diesem Beitrag sollen die Entwicklungsmechanismen der
Entstehung von Natursportdestinationen anhand der Sportart Klettern dargestellt, sowie Lenkungsmöglichkeiten
und Chancen für touristische Destinationen aus qualitativer Sicht aufgezeigt werden.
Die Analyse eines theoretischen Samples an Kletterdestinationen (n=10) stützt sich dabei auf die Systematisierung
von Sporttourismus nach Weed & Bull (2009), sowie das Konzept der sportscapes nach
Bale (2003). Dieses beschreibt die Entstehung von Sporträumen durch die Herausbildung einer speziellen
Infrastruktur, das Vorhandensein von Marktstrukturen und der Beimessung eines Stellenwerts in der
Wahrnehmung der Sportler. Aufbauend auf einer Dokumentenanalyse von Kletterführern und Zeitschriften
(n=50), anhand derer die Entwicklung der Destinationen rekonstruiert und relevante Akteure
identifiziert werden konnten, wurden Experteninterviews in ausgewählten Destinationen durchgeführt
(n=14).
Es zeigt sich, dass sich die Entstehung der Markt- und Infrastruktur massgeblich auf dem Engagement
sportbezogener Akteure begründet und diese gleichfalls die Vermarktung der Destinationen über
sportspezifische Medien übernehmen. Da Tourismusverantwortlichen sowohl das Wissen als auch die
Strategie fehlt, engagieren sich diese erst in späteren Phasen und unterstützen die Entwicklung eher
durch indirekte Massnahmen wie die finanzielle Förderung. Auch wenn die Sportart Klettern in den
meisten Destinationen noch als Nischenprodukt angesehen wird, so können doch positive Effekte wie
der Ausgleich saisonaler Schwankungen, die Saisonverlängerung, der hohe relative Profit der lokalen
Bevölkerung sowie die positive Imagewirkung für jüngere Zielgruppen erzielt werden.
Key words: alternativer Sporttourismus, Natursport, Destinationsentwicklung
Barbara Eigenschenk
Universität Bern
Institut für Sportwissenschaft ISPW
Bremgartenstrasse 145
3012 Bern / Schweiz
32 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 33

Prizing in Sports Betting
and Efficiency
Raphael Flepp
Stephan Nüesch
Egon Franck
University of Zurich
Department of Business
Administration
Plattenstrasse 14
8032 Zurich / Switzerland
Bookmaker pricing
In this article we investigate the pricing strategy of bookmakers and how this strategy impacts the
informational efficiency of the posted odds. Previous studies have shown that the prices implied by the
odds from orderdriven betting exchanges are comparatively better in incorporating relevant information
regarding the actual outcome of a match than prices offered by bookmakers. Since the odds of betting
exchanges are publicly available, any price deviation by bookmakers should be intentional and hence
profitable. However, a clear link between the price setting mechanism of bookmakers and the resulting
biases in this market is missing in the literature. First, we develop a balanced book pricing model in which
the bookmaker sets his odds only according to the relative volume wagered on each bet. Second, we
construct an optimal pricing strategy in which the bookmaker maximizes his expected profit considering
both the relative volume and the true winning probability of each bet. To empirically test our pricing
models, we collect data on more than 11 000 matches played in the top-five European soccer leagues
during seven consecutive seasons from 2004 / 05 to 2010 / 2011. For each match, we have information
on pre-play odds offered by ten major bookmakers and by the largest betting exchange Betfair. Assuming
that bookmaker odds reflect the result of a balanced book pricing strategy, we are able to derive
the corresponding relative volume distribution of each match. We find evidence that the empirically
observed bookmaker prices are not solely determined by the balanced book volume distribution but
also depend on the betting exchange price used as a proxy for the true winning probability. Hence,
we reject the hypothesis that bookmakers balance their book. This is reasonable because bookmakers
are well diversified due to the vast amount of independent matches offered by them. Rather, using
the same proxy for the true winning probability along with data on the home field attendance, the
number of bets matched and the volume traded at the betting exchange as proxies for the volume
distribution of the bookmaker, we find evidence that bookmakers maximize their profits according to
our optimal pricing model. First, the higher the true winning probability of a team, the lower is the
optimal bookmaker’s price in relation to the informational efficient price, causing the favorite-longshot
bias. Second, the higher the relative volume wagered on one team relative to the other, the higher is the
optimal bookmaker’s price in relation to the informational efficient price, causing the sentiment bias.
Therefore, bookmakers fully exploit sentimental preferences by inducing and maintaining biased odds.
Betting exchanges, however, claim their commission fee on transactions being processed between two
bettors and have no incentives to skew odds. Additionally, any mispricing at those orderdriven markets is
lowered due to sophisticated bettors who take advantage of this situation, thus pushing prices towards
the true fundamental values. Collectively, this article shows that differences in informational efficiency
of the two market structures origins in the optimal pricing response of the bookmaker to sentimental
bettor preferences and the true winning probability.
An Analysis of Sentiment Bias in the National Basketball
Association
The sports betting literature often assumes that bookmakers attempt to balance bet volume on individual
games to earn a certain profit regardless of game outcomes (Woodland & Woodland, 1991).
Levitt (2004) challenged this idea, pointing out that betting did not appear balanced in some settings,
and showing that the presence of bettors with behavioral biases generated book maker profits from
unbalanced betting. Additional empirical evidence confirms Levitt’s (2004) conclusion [Paul and Weinbach,
2008; Humphreys, 2010].
One type of bias in betting markets is sentiment bias. Sentiment bias, a “nonmaximizing trading pattern
among noise traders that can be attributed to a particular exogenous motivation” (Avery & Chevalier,
1999, p. 493), can come from the popularity of certain teams, such as national football teams, and
causes some bettors to place a bet on those popular teams due to loyalty of the bettor (Braun & Kvasnicka,
2011; Franck, Verbeek, & Nuesch, 2011). The presence of sentiment bias can affect bookmakers’
odds or point spreads. Bookmakers may adjust their odds or point spreads due to sentiment bias but
cannot adjust too much because informed and unbiased bettors could bet against the odds or point
spreads reflecting sentiment, reducing the bookmaker’s profit.
This research looks for evidence consistent with the presence of sentiment bias in point spreads on
National Basketball Association (NBA) games. Point spreads are accurate predictors of game outcomes
(Sauer, 1998) and efficiently aggregate information. Previous research on basketball betting examined
point shaving (Wolfers, 2006), referees’ racial bias (Larsen, Price, & Wolfers, 2008), and tanking
(Soebbing & Humphreys, In press). This paper contributes to this literature as well as examining other
fundamental factors that influence point spreads on NBA games (Brown & Sauer, 1993).
Our sample contains all regular season NBA games from the 1981–1982 season through the 2009–2010
season, which provides an extensive setting in which to assess the influence of sentiment bias in this
market. The regression model builds on the research of Forrest and Simmons (2008) and Franck et al.
(2011), who estimated cluster-corrected probit models of bet outcomes and found evidence of sentiment
bias in European football betting. The dependent variable indicates whether a bet on a specific
team to cover the point spread is successful. We use the difference in the average attendance at the
competing team’s home games as a proxy for the presence of sentiment bias, following Forrest and
Simmons (2008). Larger differences in attendance will reflect the popularity of a team among bettors.
Other control variables include the closing point spread and team fixed effects. A hypothesis test on
the estimated sign of the parameter on the attendance variable provides evidence about the presence
of sentiment bias in this setting.
Arne Feddersen
Dept. of Environmental
and Bus. Econ.
University of Southern Denmark
Niels-Bohrs-Vej 9
6700 Esbjerg / Denmark
Brad R. Humphreys
Department of Economics
University of Alberta
8–14 HM Tory Building
Edmonton,
Alberta / Canada T6G 2E5
Brian P. Soebbing
Department of Kinesiology
Louisiana State University
112 Huey P. Long Fieldhouse
Baton Rouge, LA 70803 / USA
34 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 35

João Leitão
University of Beira Interior Kingston
University London and CEGIST
Convento de Santo António
6201-001 Covilhã / Portugal
Manuel Rocha Armada
University of Minho,
Management Dept.
Gualtar
4710 Braga / Portugal
Joaquim Ferreira
University of Minho,
Management Dept.
Gualtar
4710 Braga / Portugal
Corruption and Co-Movements in European Listed Sport
Companies’ Stocks: Did Calciocaos really matter?
This paper analyses whether the Calciocaos episode, which involved some Italian listed sport companies,
impacted on the performance of the Dow Jones Stoxx Football index and if this was spread through
shock propagation among other European listed sport companies’ stocks. The Calciocaos impact is
assessed by using a cointegrated vector autoregression model. The results point out the existence of
shock propagation mechanisms caused by the Calciocaos impact, in that, in the pre-Calciocaos period,
causality relationships between Birmingham’s stock and Celtic’s stock are detected, while in the
post-Calciocaos period, a bidirectional causality relationship is detected between the Dow Jones Stoxx
Football index and Sporting’s stock. A causality relationship between Juventus’ stock and the Dow
Jones Stoxx Football index, and a causality relationship between Sporting’s stock and Porto’s stock are
also detected. The results provide evidence of the occurrence of spreading mechanisms of the effects
originated by the corruption episode. After the corruption episode was made public, Juventus’ stock
and Sporting’s stock have particular importance in determining the performance of the Dow Jones
Stoxx Football index. Moreover, the investors/supporters of la Vecchia Signora revealed sentimental
behaviour, and did not sell their participations, which is one the reasons advanced for the continuing
international protagonism of Juventus’ stock.
Key words: Cointegration, Contagion, Corruption, Listed Sport Companies, Performance.
JEL classification codes: C32, G12, L83.
Sozioökonomie von Vereinen
Zur Sozioökonomie ehrenamtlichen Engagements
Motive und Bedingungen ehrenamtlichen Engagements wurden in den Vereinen und Fussballabteilungen
des Südwestdeutschen Fussballverband auf ehrenamtlicher Führungsebene (z. B. Vorstand, zweiter
Vorsitzender) und auf der Ebene der Leistungserstellung (z. B. Trainer, Platzwart) untersucht. Unklar
ist, inwieweit es sich hierbei um altruistisches Verhalten handelt. Vermutet werden kann, dass sich
dahinter eine rationale Tauschsituation verbirgt, die, beeinflusst durch die soziale Umgebung bzw. die
Sozialstruktur des Sportvereins, rationalen Kosten-Nutzen-Erwägungen folgt (zur Tauschrationalität des
Ehrenamtlichen Erlinghagen, 2003; zu weichen Anreizen Opp, 1991; zum Erwerb immaterieller Güter
durch Ehrenamt vgl. Harbaugh, 1998; zu kooperativem Verhalten Heckathorn, 1989, 79;).
Zur Klärung dieser Fragen wurde ein formales Modell der Entscheidung für oder gegen ehrenamtliches
Engagement im Sportverein entwickelt, das weiche Anreize sowie die Wirkungen der Sozialstruktur von
Vereinen berücksichtigt (zum Einfluss der Sozialstruktur [z. B. Gesetz des Wiedersehens] vgl. Coleman,
1990: 274–282). Zusätzlich wurden Hochkostensituationen wie die Gefährdung der Klubgüterproduktion
durch Mangel an ehrenamtlichem Arbeitsspenden von Standardsituationen unterschieden. Aus der
Perspektive des Vereinsmitglieds unter Berücksichtigung weichen Nutzens sehen die Grundzüge des
Modells wie folgt aus (vgl. zu den Grundzügen des Modells Emrich, Pitsch & Flatau, 2010):
(1) SEU eng = U kg (p pas + p äeng) + U auf + U kon – U eng
(2) SEU pas = U kg p pas 1
Für den korporativen Akteur sieht die Entscheidung für oder gegen die Rekrutierung einer bestimmten
Person in ein Vorstandsamt wie folgt aus.
(1) SEUrekx = Uhk · tkan / tbauf + Crekrux 2
1 SEUeng: erwarteter Nutzen der Handlungsalternative «Engagement»
SEUpas: erwarteter Nutzen der Handlungsalternative «Passivität»
Ukg: individueller Nutzen aus der Teilhabe am Klubgut
Uauf: individueller Nutzen aus der mit dem Ehrenamt einhergehenden Aufmerksamkeit (soziale Anerkennung)
als immaterielle Nutzenform
U kon: individueller Nutzen aus den Kontakten durch die Vereinsmitgliedschaft (Nutzen aus Netzwerkbildung)
in Form von Sozialkapital
–U eng: Kosten (bevorzugt zeitliche) des Engagements (Transaktionskosten)
p pas: Wahrscheinlichkeit, dass das Klubgut bei individueller Passivität produziert wird (und der individuelle Nutzen
aus der Teilhabe daran anfällt)
p äeng: Änderung der Wahrscheinlichkeit ppas durch ein eigenes Engagement
2 SEU rekx : erwarteter Nutzen der Rekrutierung des Kandidaten X
U hk : korporativer Nutzen aus dem Humankapital des Kandidaten
t kan : tatsächlich erwarteter Zeitaufwand des Kandidaten
(wieviel Zeit wird er wirklich investieren?)
t bauf : erwarteter benötigter Zeitaufwand für die Erfüllung der ehrenamtlichen Aufgabe
(wieviel Zeit brauchen wir ihn wirklich?)
C rekrux : einmalig: korporative Kosten für das Rekrutieren eines Wunschkandidaten
(Informations- und Ansprachekosten usw.)
Christian Pierdzioch
Arbeitsbereich Makroökonomie
und Internationale Wirtschaftsbeziehungen
Universität der Bundeswehr
Holstenhofweg 85
22008 Hamburg / Deutschland
Eike Emrich
Arbeitsbereich Sportökonomie
und Sportsoziologie
Universität des Saarlandes
Campus
Gebäude B8 1
66123 Saarbrücken / Deutschland
Janine Balter
Diplom-Mathematikerin
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Sportwissenschaftliches Institut
Universität des Saarlandes
Campus
Gebäude B8 1
66123 Saarbrücken / Deutschland
36 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 37

In einem zweiten Schritt wurde das Modell qualitativ validiert. Insgesamt 26 im Fussball ehrenamtlich
Tätige (13 in leitender Funktion [8=m, 5=w], 13 auf der Ebene der Leistungserstellung [5=m; 8=w])
wurden mittels Leitfadeninterviews befragt. Die Auswertung der transkribierten Interviews bestätigte
das Modell im wesentlichen, machte aber Ergänzungen notwendig: Der Erwerb von Kontakten scheint
weniger bedeutsam zu sein, als im Modell veranschlagt, während die innere Befriedigung durch ehrenamtliches
Engagement sowie die Bedeutung des Humankapitals und von Sozialkompetenz unterschätzt
wurden. Weiterhin beziehen sich die Opportunitätskosten ehrenamtlichen Engagements nicht nur auf
den Arbeitslohn, sondern auch auf alternative Freizeitengagements.
Nachfolgend wurden Indikatoren für die Variablen des Modells festgelegt und mittels online Befragung
(n= 648 Datensätze) standardisiert untersucht. Insgesamt 23 Hypothesen wurden aus dem Modell abgeleitet
und sollen am empirischen Material überprüft werden. Expl. seien einige Hypothesen aufgeführt:
1) Ehrenamtlich Tätige mit Vorstandsfunktion bringen ein grösseres Humankapital mit als ehrenamtlich
Tätige mit ausführender Funktion. 2) Je höher der Grad an subjektiv empfundener Aufmerksamkeit,
desto höher die Bereitschaft, das Ehrenamt auszuweiten. 3) Die Dauer des ausgeübten Ehrenamtes
unterscheidet sich zwischen Ehrenamtlichen, die selbst oder deren Familie das Klubgut nutzen, und
denen, die das klubgut nicht nutzen. 4) Je grösser die Zufriedenheit mit materieller und immaterieller
Entlohnung [Kuppelprodukt Ehrenamt], desto länger wird ein Ehrenamt ausgeübt. Die Ergebnisse der
Hypothesenprüfung sollen vorgestellt und in ihrer Relevanz für das Modell diskutiert werden.
Literatur
Coleman, J.S. (1990). Foundations of Social Theory Cambridge (MA), London: Belknap.
Emrich, E.; Pitsch, W.; Flatau, J. (2010). Ehrenamtliche Leistungserbringung zwischen rationalem Kalkül und sozialer
Verantwortung. Sozialmanagement 8, 2, S. 11–32.
Erlinghagen, M. (2003). Die individuellen Erträge ehrenamtlicher Arbeit. Zur sozioökonomischen Theorie unentgeltlicher,
haushaltsextern organisierter Produktion. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 55 (4), S. 737–757.
Harbaugh, W.T. (1998). The Prestige Motive for Making Charitable Transfers. AEA Papers and Proceedings, 88 (2),
S. 277–282.
Heckathorn, D.D. (1989). Collective Action and the Second-Order Free-Rider Problem. Rationality and Society,
1, S. 78–100.
Opp, K.-D. (1991). Das Modell rationalen Verhaltens. Seine Struktur und das Problem der «weichen» Anreize.
In H. Bouillon and G. Andersson (Hrsg.), Wissenschaftstheorie und Wissenschaften. Festschrift für Gerard Radnitzky
aus Anlass seines 70. Geburtstages (S. 124). Berlin: Duncker & Humblot.
Zur Bindung Ehrenamtlicher in Sportvereinen
Ein Modell zur Analyse von Mitarbeitsentscheidungen
Einführung
In Sportvereinen stellt die ehrenamtliche Mitarbeit in Form von Arbeitsspenden durch die Mitglieder die
wichtigste Ressource zur Erstellung des Klubgutes (z.B. Sportangebote) dar. Obwohl nach wie vor sehr
viele Menschen ehrenamtlich in Sportvereinen tätig sind, stellt ein stabiles und dauerhaftes freiwilliges
Engagement der Mitglieder keine Selbstverständlichkeit mehr dar. Die aktuelle Sportvereinsstudie für
die Schweiz macht deutlich, dass zunehmend mehr Sportvereine im Bereich freiwillige Mitarbeit erhebliche
Probleme haben (Lamprecht et al., 2011). Gleichzeitig gibt es Sportvereine, denen die Gewinnung
und Bindung ehrenamtlichen Engagements offenkundig eher weniger Probleme bereitet. Vor diesem
Hintergrund stellt sich die Frage, von welchen vereinsbezogenen Faktoren die individuelle Bereitschaft
für eine dauerhafte Mitarbeit im Sportverein abhängig ist?
Theoretische Überlegungen
Ökonomische Ansätze haben das Entscheidungsverhalten in Bezug auf die ehrenamtliche Mitarbeit
in Sportvereinen bislang nicht hinreichend präzise abbilden können. Der «Frame-Selektion-Ansatz»
von Esser (2001) mit seinem integrativen Anspruch bietet eine aussichtsreiche Möglichkeit zur Schliessung
wichtiger Erklärungslücken. Dazu wird die Frage der Stabilität der freiwilligen Mitarbeit von
Sportvereinsmitgliedern als Entscheidungshandlung zwischen den Alternativen des Nachdenkens über
eine Beendigung der Mitarbeit einerseits und der unreflektierten dauerhaften Mitarbeit andererseits
modelliert und formalisiert (Schlesinger & Nagel, 2011). Das Beendigungsrisiko wird anhand der beiden
Modellparameter solidargemeinschaftliche Handlungsorientierung (Nagel, 2006) sowie subjektiver
Erwartungen und Bewertungen der Mitarbeitsbedingungen (Mitarbeitszufriedenheit) erklärt.
Methode
Die aus dem Modell abgeleiteten Hypothesen werden auf der Grundlage einer Mitgliederbefragung in
45 ausgewählten Sportvereinen (n = 459 Ehrenamtliche) geprüft. In einem ersten Schritt wurden die
Messinstrumente für die Mitarbeitszufriedenheit und Verbundenheit mit dem Verein mittels explorativer
Faktorenanalyse validiert, um anschliessend die postulierten Wirkungszusammenhänge varianz- bzw.
regressionsanalytisch zu prüfen.
Ergebnisse
Die empirische Analyse bestätigt positive Zusammenhänge zwischen den Faktoren Mitarbeitszufriedenheit
bzw. der solidargemeinschaftlichen Handlungsorientierung und der Stabilität der Mitarbeit.
Mitglieder mit einer stärker ausgeprägten solidargemeinschaftlichen Handlungsorientierung [F (2, 433)
= 12.98, p < .001, η 2 = .06] und zufriedenere Mitarbeitende [F (2, 389) = 14.89, p < .001, η2 = .07]
weisen ein geringeres Beendigungsrisiko auf. Weiterhin bestätigt sich, dass Mitglieder, die in ihrem Verein
in hohem Masse solidargemeinschaftlich orientiert sind, auch bei sehr geringer Mitarbeitszufriedenheit
nur ein geringes Beendigungsrisiko aufweisen [F (2, 389) = 14.25, p < .001, η2 = .07]. Nur bei gering
ausgeprägter solidargemeinschaftlichen Handlungsorientierung und gleichzeitiger Unzufriedenheit mit
den Mitarbeitsbedingungen erhöht sich das Beendigungsrisiko der Mitarbeit deutlich.
Diskussion
Es kann zunächst von einer Brauchbarkeit des konzeptualisierten Modells zur Erklärung der Bindung
Ehrenamtlicher in Sportvereinen ausgegangen werden. Es zeigt sich, dass das Beendigungsrisiko der
Mitarbeit sowohl von zweckrationalen als auch der normativen Aspekten determiniert wird. Die Befunde
legen somit nahe, dass neben einer Optimierung der Mitarbeitsbedingungen auch die Pflege
solidargemeinschaftlicher Bezüge sowie der Identifikation/Verbundenheit mit dem Verein zentrale
Bestandteile der Personalarbeit in Sportvereinen bilden sollten. Hierbei sollte keine Beschränkung auf
Torsten Schlesinger
Benjamin Egli
Hasan Candan
Siegfried Nagel
Universität Bern
Institut für Sportwissenschaft ISPW
Bremgartenstrasse 145
3012 Bern / Schweiz
38 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 39

Einzelmassnahmen erfolgen, vielmehr sind diese Aspekte als Teil des strategischen Personalmanagements
anzusehen. Ist im Verein die solidargemeinschaftliche Handlungsorientierung hingegen nur gering
ausgeprägt, so erfordert dies im Hinblick auf die Stabilität der Mitarbeit, dass Mitarbeitsbedingungen
mit den individuellen Erwartungen der Ehrenamtlichen korrespondieren.
Literatur
Esser, H. (2001). Soziologie. Spezielle Grundlagen. Band 6: Sinn und Kultur. Frankfurt a.M.: Campus.
Lamprecht, M., Fischer, A. & Stamm, H.-P. (2011). Sportvereine in der Schweiz. Magglingen: BASPO.
Nagel, S. (2006). Sportvereine im Wandel. Akteurtheoretische Analysen zur Entwicklung von Sportvereinen.
Schorndorf: Hofmann.
Schlesinger, T. & Nagel, S. (2011). «Freiwilliges Engagement im Sportverein ist Ehrensache!» – ein Modell zur Analyse
der Mitarbeitsentscheidungen in Sportvereinen. Sport und Gesellschaft, 8, 3–27.
Der Markt für Sportvereinsmitglieder: Institutionelle
Änderungen und das Erreichen der intendierten Folgen
bei Mitgliedermeldungen
Vereinsmitglieder sind für Sportverbände ein knappes Gut. Zwar sind die Mitglieder in Sportverbänden
nicht Einzelpersonen, sondern Sportvereine. Zur Bemessungsgrundlage der Mitgliedsbeiträge werden
jedoch die Mitgliederanzahlen der Sportvereine, die Anzahl von Mannschaften der Mitgliedsvereine
oder eine Kombination von beidem herangezogen. Darüber hinaus sind in vielen Fällen die Höhe
der Zuschüsse von Landessportbünden und Bundesfachverbänden an Landesfachverbände sowie die
Stimmrechte in Mitgliederversammlungen der Landessportbünde an die Anzahl der vom Fachverband
vertretenen Vereinsmitglieder geknüpft.
Das daraus resultierende Interesse von Landesfachverbänden an einer möglichst hohen Zahl an gemeldeten
Mitgliedern seitens der Mitgliedsvereine trifft auf diskretionäre Handlungsspielräume bei den
meldenden Sportvereinen in Bezug auf deren Fachverbandszuordnung von Mitgliedern, die mehrere
Sportarten parallel, aber ohne Wettkampfbezug betreiben, sportartübergreifende Angebote nutzen,
oder Sportarten betreiben, bei denen das dominante Ein-Platz-Prinzip des organisierten deutschen
Sports Lücken aufweist (Thieme, 2010).
Die Unzulänglichkeiten der Bestandserhebung sind seit langem bekannt (Reents, 1993) und werden
derzeit auf verschiedenen Ebenen bearbeitet. So beschloss der Deutsche Olympische Sportbund auf
seiner Mitgliederversammlung am 4. Dezember 2010 die Einführung einer bundeseinheitlichen Regelung
und deren Umsetzung durch die Landessportbünde bis zum Jahre 2014 (DOSB, 2010), einige
Landessportbünde, wie z.B. der Württembergische Landessportbund modifizierten nachfolgend ihre
Regelungen und Hinweise zur Bestandserhebung.
Bereits am 27.10.2010 hat das Präsidium des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen (LSB NRW),
in dem die Sportvereine nicht direkt Mitglieder sind, eine neue Richtlinie für die Bestandserhebung
beschlossen, die seit dem 01.01.2011 in Kraft ist. Ziel ist eine Veränderung des Meldeverhaltens der
Sportvereine im Sinne der «fairen und einheitlichen Mitgliedermeldung» (LSB NRW, 2011,2) in der
Satzungspräambel des LSB NRW. Übereinstimmend mit dem Beschluss des DOSB wird Sportvereinen
bei Verstössen gegen die erlassene Richtlinie mit dem Entzug von Leistungen des LSB NRW gedroht.
Wir diskutieren in unserem Beitrag zunächst, welche institutionellen Änderungen durch die veränderten
Richtlinien des LSB NRW intendiert und welche tatsächlich erfolgt sind und welche Reaktionen seitens
der betroffenen Organisationen vor dem Hintergrund der Annahmen der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie
(z.B. Walgenbach & Meyer, 2008) und der neuen Institutionenökonomik (z.B. Kräkel,
2007) zu erwarten sind. Die so entwickelten Thesen prüfen wir anhand der Mitgliederentwicklung der
63 Landesfachverbände vor und nach (Frühjahr 2011 und 2012) der Änderung der Richtlinien. Dabei
verwenden wir Zeitreihenanalysen (z.B. Komlos & Süssmuth, 2010, S. 143ff.) und prüfen, ob die erwartete
Entwicklung in den Jahren 2011 und 2012 im Erwartungsbereich der Zeitreihe liegt oder nicht.
Für die Wirkung der Richtlinie sprächen positive und negative Abweichungen vom Voraussagewert bei
den einzelnen Landesfachverbänden.
Lutz Thieme
FFH Koblenz
RheinAhrCampus Remagen
Fachbereich Betriebs-
und Sozialwirtschaft
Südallee 2
53424 Remagen / Deutschland
40 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 41

Literatur:
DOSB (2010). Einheitliche Bestandserhebung beschlossen. http://www.dosb.de/de/organisation/verbands-news/detail/
news/einheitliche_bestandserhebung_beschlossen/ (letzter Zugriff am 27.11.2011).
Komlos, J. & Süssmuth, B. (2010). Empirische Ökonomie. Eine Einführung in Methoden und Anwendungen.
Berlin, Heidelberg: Springer.
Kräkel, M. (2007). Organisation und Management. Tübingen: Mohr Siebeck.
LSB NRW (2011). Satzung. http://www.lsb-nrw.de/lsb-nrw/ueber-den-lsb/satzung-ordnungen/ (letzter Zugriff am
27.11.2011)
Reents, H. (1993). Zahlen lügen nicht! Zur Problematik der Mitgliederbestandserhebung des DSB
und der Landesverbände. Olympische Jugend, 38 (10), 12 bis 14.
Thieme, L. (2010). Mitgliedermeldungen und Bestandserhebungen Entscheidungstheoretische Modellierung
von Konflikten zwischen Sportvereinen und Sportfachverbänden. Sportwissenschaft, 40 (3), 191 bis 203.
Walgenbach, P. & Meyer, R. E. (2008). Neoinstitutionalistische Organisationstheorie. Stuttgart: Kohlhammer.
Hooligans und Fans
Vom Feuerwerk als bejubeltes Stimmungsmittel
zum «Petarden-Trottel»
Die Berichterstattung über Hooliganismus und unerwünschtes Fanverhalten in Schweizer
Medien
Hooliganismus wird heute über den ursprünglichen Wortsinn hinaus meist als Sammelbegriff für Randale
und gewalttätige Übergriffe durch Anhänger von Sportvereinen an öffentlichen Veranstaltungen verwendet.
1 Dazu zählen gemäss dem «Hooligan-Konkordat» der Schweizer Kantone nicht nur Handlungen
gegen Leib und Leben oder Sachbeschädigungen, sondern unter anderem auch die Gefährdung der
öffentlichen Sicherheit durch Feuerwerk. 2 Einst dafür kritisiert, sie würden negative Begleiterscheinungen
des Sports bagatellisieren, 3 berichten die Medien heute recht intensiv über das Problem, wobei
zuweilen eine differenziertere Betrachtung verschiedener Formen von unerwünschtem Fanverhalten
gefordert wird. 4 Kontrovers diskutiert wird auch die teilweise stark dramatisierende Vorberichterstattung
bei wichtigen Wettkämpfen 5 : Wenn die Medien die Stimmung anheizen, steigere dies nicht nur das
Interesse der Fans, sondern auch deren Gewaltbereitschaft.
Die Art der medialen Darstellung von Hooliganismus hat auch ökonomische Auswirkungen. Drastische
Schilderungen könnten Fans vom Stadionbesuch abhalten, aber gleichzeitig den Druck auf Verantwortliche
in Vereinen, Verbänden und Politik erhöhen, nach Lösungen zu suchen und den Sport wieder
attraktiver zu machen. Die in den Medien diskutierten Lösungsvorschläge sind wiederum mit finanziellen
Folgen für die Vereine oder für die Öffentlichkeit verbunden. Dass die Toleranz der Medien gegenüber
undisziplinierten Fans allgemein gesunken ist, zeigt sich zum Beispiel daran, dass Fernsehkommentatoren
noch in den 90er-Jahren die gute Stimmung bejubelten, wenn im Stadion Feuerwerkskörper gezündet
wurden – heute wäre dies undenkbar. 6
Im vorliegenden Beitrag werden nach einem Überblick über den Forschungsstand zur medialen Darstellung
von Hooliganismus aktuelle Ergebnisse aus Studien mit Schweizer Bezug präsentiert. Die im
Frühjahr 2011 erhobenen Daten aus der «International Sports Press Survey», für die in der Schweiz je
drei Deutschschweizer und Westschweizer Tageszeitungen analysiert wurden, 7 liefern einen Überblick,
welchen Stellenwert Beiträge über Hooliganismus im Vergleich zu anderen Themen haben, in welcher
Form und in welchen Ressorts sie erscheinen. Vertiefte Ergebnisse liefert eine qualitative Inhaltsanalyse
der Berichterstattung der Zeitungen Blick, Tages-Anzeiger und Basler Zeitung über Gewalt durch Fuss-
1 Duden Online (o.J.): Hooligan. URL: http://www.duden.de/rechtschreibung/Hooligan (16.12.2011).
2 Art. 2 des Konkordats über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen vom 15. November 2007,
in Kraft seit 1. Januar 2010.
3 Vgl. z.B. Gleich, Uli (2000): Sport und Medien – ein Forschungsüberblick. Merkmale und Funktionen der Sportberichterstattung.
In: Media Perspektiven 2000 (11), S. 511–516, hier S. 512.
4 Z. B. Zeier, Christian (2011): Lasst es brennen! In: Zalle 2011 (3), S. 4–11.
5 Z. B. im Zusammenhang mit den Barrage-Spielen zwischen der Schweiz und der Türkei für die Qualifikation zur Fussball-
WM 2006, vgl. dazu Hellmüller, Lea (2006): Fussball zwischen Himmel und Hölle: Schweizer Engel – türkische Teufel?
Lizentiatsarbeit Universität Freiburg (Schweiz); Lenz, Franziska (2008): «Jetzt wird die Barrage zum Hass-Duell». Diskursanalyse
eines sportpolitischen Skandals. Lizentiatsarbeit Universität Freiburg (Schweiz).
6 Ruch, André (2009): Feuerwerk im Stadion. Beitrag in der Sendung «Rundschau» des Schweizer Fernsehens vom 22. Juli
2009. URL: http://www.videoportal.sf.tv/video?id=1e3f374c-f2dd-4cc5-9785-07e173356269 (16.12.2011).
7 Vgl. für erste Ergebnisse der Gesamtuntersuchung Horky, Thomas / Nieland, Jörg-Uwe (2011): ISPS 2011. First Results of
the International Sports Press Survey 2011. Play The Game Conference, Köln, 3. Oktober 2011. URL: http://www.playthegame.org/fileadmin/image/PTG2011/Presentation/PTG_Nieland-Horky_ISPS_2011_3.10.2011_final.pdf
(16.12.2011).
Daniel Beck
Universität Freiburg (Schweiz)
Departement für Medien‐
und Kommunikationswissenschaft
Boulevard de Pérolles 90
1700 Fribourg / Schweiz
42 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 43

allfans in der Schweizer Super League in den Jahren 2008 und 2009. 8 Dabei zeigt sich unter anderem,
dass die meisten Artikel nicht direkt von einzelnen Vorfällen handeln, sondern von Massnahmen und
Reaktionen aufgrund solcher Vorfälle.
Während Qualitätszeitungen stärker auf allgemeine Massnahmen gegen Hooliganismus fokussieren,
bezieht sich die Boulevardzeitung Blick häufiger auf konkrete Vorfälle. Aktuell wird dieses Untersuchungsergebnis
durch den Fall des jungen FCZ-Fans bestätigt, der sich im November 2011 bei einem
Spiel in Rom mit einer Petarde verletzte. Die Blick-Redaktion veröffentlichte in einer mehrtägigen Artikelserie
Details aus dem Privatleben des «Petarden-Trottels», was heftige Kritik an dem als diffamierend
und anprangernd wahrgenommenen Stil der Boulevardzeitung hervorrief 9 . Das Beispiel kann daher als
Ausgangspunkt für eine Diskussion über die Funktion und mögliche Wirkungen der Medienberichterstattung
über Hooliganismus dienen.
8 Fries, Alexandra (2010): Die Diskussion über Gewalt durch Fussballfans in Schweizer Zeitungen.
Bachelorarbeit Universität Freiburg (Schweiz).
9 Zu möglichen ökonomischen Interessen hinter der Kampagne vgl. Zeit-Online (2011): Schöne Trottel. Welches Kalkül
hinter der Blick-Kampagne gegen Fussball-Fans steckt. URL: http://www.zeit.de/2011/47/CH-Fankurve (16.12.2011).
Ultras und Hooligans: Gewaltbereite Fangruppierungen
und ihr Einfluss auf Fussballvereine
«Nur als Fan zählst du wirklich etwas. Du bist gewissermassen das einzig ständige Inventar
des Clubs. Was sind im Vergleich dazu schon Trainer, Funktionäre oder Spieler?» 1
Differenzierung unterschiedlicher Fangruppen
Ausgehend von diesem Zitat wird die Bedeutung des heutigen Zuschauers von Sportereignissen in den
Vordergrund des Beitrags gerückt. Hüther unterteilt Fans in vier Gruppen, wovon zwei der «Schattenseite
der Sportwirtschaft» angehören: die fanatisch-parteiischen (sog. «Ultras») und die konfliktsuchendaggressiven
Fans (sog. «Hooligans»). 2 Ultras prägt eine totale Identifikation mit der Mannschaft und
dem Verein, ein aktives Eintreten für Vereinsinteressen aber auch die Diskriminierung des Gegners.
Dabei gilt immer der Sieg der eigenen Mannschaft als absolutes Primärziel. Hooligans sehen nicht die
gegnerischen Mannschaften, sondern deren Fans als Gegner an. Der Fussball und das Stadion (-Umfeld)
wird dabei als Plattform für die Erwartungserfüllung der eigenen Aktionsmöglichkeiten genutzt.
Ultras und Hooligans und ihr Einfluss auf Fussballvereine
Detaillierte analysiert werden die beiden Fangruppen Ultras und Hooligans im Hinblick auf deren
Einflüsse auf die Vereine in der Sportart Fussball. Hooliganismus lässt zwei Besonderheiten erkennen:
erstens den Spass an innersubkultureller körperlicher Gewalt und zweitens eine fast ausschliessliche
Problematik im Umfeld von Fussballereignissen. 3 Untersuchungen haben gezeigt, dass die öffentliche
Wahrnehmung dazu führt, dass die Grenzen zwischen Hooligans und Ultras zunehmend verwischen.
Oftmals gibt es zwischen beiden keinen offensichtlichen Unterschied mehr, da Ultras auf der einen
Seite als stimmungsvolle Fans und Meinungsführer gesehen werden, sich aber durch gewalttätige
Aktivitäten selbst in den Schatten stellen. Gerade Ultras zeichnen sich durch viele Eigenschaften aus
und heben sich vom blossen Dasein eines gewaltbereiten Randalemachers ab. Der wohl bedeutendste
Unterschied zwischen Ultras und Hooligans ist deren unterschiedliche Motivation: Während Ultras ihr
Leben nach dem Verein richten, sich für den Verein einsetzen und ein Stück weit die Meinung der Fans
repräsentieren, spielen bei Hooligans lediglich deren eigene Interessen die primäre Rolle bzw. Motivation,
ein Spiel zu besuchen. Unabhängig vom Spielausgang tragen Hooligans ihre eigenen Spiele in der
«dritten Halbzeit» aus. Ultra-Fangruppierungen obliegen der politischen Motivation, die Wurzeln des
Fussballs zu bewahren und als eine Gegenbewegung zur Kommerzialisierung des Sports aufzutreten.
Durch ihr Verhalten und ihre Aktivitäten distanzieren sie sich zuweilen stark von der Vereinsführung
und entwickeln sich als Gegenspieler in den eigenen Reihen. Trotz der totalen Identifikation mit dem
Verein, stellen sie eine autonome Gruppierung dar, welche unter Umständen nur sich selbst als die
totalitäre Autorität sieht und gegen Vereine, Verbände und sogar politisch-öffentliche Institutionen ins
Feld ziehen. 4 Dementsprechend gefährden Ultras die Pläne, Ziele und Aktionen der Vereinsführung zu
durchkreuzen, um ihre eigenen durchzusetzen.
Fragestellungen und Diskussionsansätze
Es stellt sich daher die Frage, wie ein optimales Vereinsmanagement im Bezug auf den Umgang mit
Ultra-Gruppierungen auszusehen hat, da sich der Verein zum einen die Fans nicht aussuchen kann und
zum anderen seine Fans den Verein zu dem machen, was er ist. In unserem Beitrag setzen wir uns ins-
1 Hornby (2004), zitiert in: brand eins online (2008), o.S.
2 Vgl. Hüther (1994), S. 5 ff.
3 Vgl. Meier,(2001), S. 10 ff.
4 Vgl. Pilz/Wölki-Schuhmacher (2009), S. 8.
Andreas Schäfer
Konstantin Klein
Julian Silvestri
Gerd Nufer
ESB Business School
Alteburgstrasse 150
72762 Reutlingen / Deutschland
44 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 45

esondere kritisch mit Ultra-Gruppierungen auseinander und stellen ein Konzept zur Fanarbeit vor, das zur besseren
Orientierung für professionelle Fussballvereine und deren Dachverbände dient. Zudem soll die Frage beantwortet
werden, warum gerade die Plattform Fussball verschiedenen Fangruppierungen den Anlass gibt, solch aggressiven
Aktivismus auszuleben, wenn parallel weitaus aggressivere Sportarten wie Rugby und Eishockey gänzlich vom Hooliganismus
unberührt bleiben – ganz gemäss dem Zitat: «Football is a gentlemen’s game played by hooligans, and
rugby is a hooligans’ game played by gentlemen.» 5
Literatur
brand eins online (2008): Schaaalke!, http://www.brandeins.de/archiv/magazin/wirtschaft-braucht-leidenschaft/artikel/schaaalke.html
(Zugriff: 27.12.2011).
Friedmann, Fabian (2009): Gestörtes Verhältnis zwischen Fans und Polizei?, Hamburg.
Hornby, Nick (2004): Fever Pitch. Ballfieber. Die Geschichte eines Fans, 24. Aufl., Köln.
House of Commons (2009): The Cost of Policing Football Matches, Government Response to the Committee’s Tenth Report of Session
2008–09, http://www.publications.parliament.uk/pa/cm200910/cmselect/cmhaff/339/339.pdf (Zugriff: 27.12.2011)
Hüther, Jürgen (1994): Fussball, Zuschauer, Gewalt und Medien. Historische und aktuelle Aspekte gegenseitiger Abhängigkeit, in: Kübert,
Rainer / Holger Neumann / Hüther, Jürgen / Swoboda, Wolfgang H. (Hrsg.): Fussball, Medien und Gewalt. Medienpädagogische Beiträge zur
Fussballfan-Forschung, München, S. 5–20.
Meier, Ingo-Felix (2001): Hooliganismus in Deutschland – Analyse der Genese des Hooliganismus in Deutschland, Berlin.
Pilz, Gunter A. / Wölki-Schumacher, Franciska (2009): Overview of the Ultra culture phenomenon in the Council of Europe member
states in 2009, Leibniz University Hanover, Institute of Sports Science.
5 Walter Julius Carey (1875–1955), englischer Rugby-Spieler.
Fananleihen eine qualitative Analyse von Zielen,
Risiken und Transparenz
Die Professionalisierung des Fussballsports hat zur Entstehung so genannter Fussballunternehmen geführt.
In der Vergangenheit griffen diese im Rahmen ihrer Aussenfinanzierung regelmässig auf klassische
Bankkredite zurück (DFL, 2005). In jüngerer Zeit ist jedoch zunehmend die Heranziehung alternativer
Finanzierungsinstrumente zu beobachten. Im Bereich der Eigenkapitalfinanzierung war im Vereinigten
Königreich bereits ab Anfang der 80er-Jahre ein erster Trend zu Börsengängen von Fussballunternehmen
zu beobachten (Baur & McKeating, 2011). Später folgten Börsengänge von Fussballunternehmen
in Italien, Deutschland und Frankreich. U.a. aufgrund unbefriedigender Kursentwicklungen, niedriger
Liquidität sowie hoher Volatilität der Kurse verschiedener «Fussballaktien» verlor die Diskussion um
Börsengänge bzw. Eigenkapitalfinanzierungen im Allgemeinen jedoch an Dynamik (Benkraim, Le Roy &
Louhichi, 2011; Ernst & Young, 2004). Stattdessen erfolgte, insbesondere in Deutschland, eine zunehmende
Fokussierung auf Fremdkapitalinstrumente: In der Regel werden als Fananleihen bezeichnete,
nicht an einem organisierten Kapitalmarkt gehandelte Inhaber-Schuldverschreibungen emittiert. Die
Zielgruppe dieser Anleihen ist in erster Linie im direkten Vereinsumfeld zu finden. Dies sind vornehmlich
in leidenschaftlicher und langfristiger Verbundenheit mit dem Verein stehende Personen, die so
genannten «Fans».
Dieser Beitrag untersucht Ziele und Risiken solcher Fananleihen sowie deren Transparenz. Zunächst
widmet sich der Beitrag den regulatorischen Rahmenbedingungen der Emission von Fananleihen.
Hierzu zählt als zentrales Dokument der Wertpapierprospekt, der gemäss § 3 Abs. 1 Wertpapierprospektgesetz
(WpPG) verpflichtend aufzustellen und offenzulegen ist. Die im Anschluss vorgenommene
qualitative Analyse von acht zwischen 2006 und 2011 in Deutschland begebenen Fananleihen sowie den
entsprechenden Wertpapierprospekten und weiteren öffentlich zugänglichen Informationsmaterialen
fokussiert sich auf die Transparenz der Darstellung des beabsichtigten Verwendungszwecks der Mittel
sowie der bestehenden Risiken in Bezug auf Emittent und die konkrete Schuldverschreibung. Ferner
werden etwaige Unterschiede zwischen den Fananleihen und deren Ausgestaltung aufgezeigt. Auch
werden die auf die Zielgruppe ausgerichteten, verkaufsfördernden Massnahmen, wie z.B. so genannte
«Schmuckurkunden», erörtert und kritisch beleuchtet.
Die durchgeführte Analyse kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass Fussballunternehmen Fananleihen insbesondere
aus drei Motiven emittieren: Dies sind im Einzelnen die Rückführung bzw. Umstrukturierung
bestehender Verbindlichkeiten, der Aus-, Um- und Neubau von Infrastrukturprojekten wie Nachwuchsleistungszentren
oder Stadien sowie Investitionen in die Lizenzmannschaft und die Jugendarbeit. Bei der
Berichterstattung über Risiken dominieren die emittentenbezogenen Risikofaktoren. Hier werden u.a. die
Abhängigkeit des wirtschaftlichen Erfolgs vom Sportlichen und daran anschliessende Mindereinnahmen
verschiedener Einnahmequellen genannt, welche die Rückzahlung der Anleihe beeinträchtigen können.
In Bezug auf die Anleihe selbst beschränkt sich die Beschreibung regelmässig auf typische Risikofaktoren
von nicht börsengehandelten, unbesicherten Schuldverschreibungen. Im Gegensatz zu diesen vornehmlich
an regulatorischen Vorgaben ausgerichteten Angaben stellen die zielgruppengerechten und
verkaufsfördernden Massnahmen die Möglichkeit der «Vereinsunterstützung» und somit Emotionen
deutlich in den Vordergrund. Insofern können Fananleihen ein Instrument verkörpern, das es Fussballunternehmen
ermöglicht, Fremdkapital unterhalb des risikoadäquaten Zinssatzes aufzunehmen, da auf
der Anlegerseite eine angemessene Chance/Risiko-Betrachtung nicht zwingend im Vordergrund steht.
Marius Gros
Goethe-Universität Frankfurt
am Main, Professur für Betriebswirtschaftslehre,
insbesondere
Wirtschaftsprüfung
und Corporate Governance
FB Wirtschaftwissenschaften
Grüneburgplatz 1
Hauspostfach 62
D-60323 Frankfurt am
Main / Deutschland
Christopher Huth
Universität Bayreuth
Institut für Sportwissenschaft
Lehrstuhl Sportwissenschaft II
Universitätsstrasse 30
95447 Bayreuth / Deutschland
46 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 47

Call for Paper parallel Session IV
10.3012.00 Uhr
Sportwirtschaft und Sportkonsum
• Monitoring der Wirtschaftlichen Bedeutung des Sports in der Schweiz – Methodisch konzeptionelles
Vorgehen und ausgewählte Ergebnisse – Rütter, H., Schmid, C., Höchli, C.
• Wirtschaftliche Bedeutung des privaten Konsums von Sport für Deutschland – Preuss, H., Alfs, C.,
• Wie viel ist ein ausverkauftes Stadion wert? oder: Die Quantifizierung des crowding-in effects bei
Sportevents – Chatrath, S.
Management in Team sports
• Managerial change and team performance: The impact of team heterogeneity – Mühlheusser, G.,
Sliwka, D., Hentschel, S.
• Broadcasting and Sport: Value Drivers of TV Right Deals in European Football –
Hoehn, T., Kastrinaki, Z.
• Information asymmetry as a rationale for vertical integration: The FIFA’s make-orsell decision about
the World Cup TV rights – Pieper, J.
Effizienzsteigerung für Märkte im Teamsport
• Aspekte finanzwirtschaftlicher Lizenzierung der europäischen Profifussball Ligen –
Eine vergleichende Analyse mit kritischer Reflexion – Rünger, B., Müller, C., Lammert, J.,
Hovemann, G.
• Die Schattenmänner des Profisports: Spielervermittler, ihr Markt und ihre ökonomischen
Funktionen – Parensen, A.
• Eine empirische Analyse der Effizienz derivativer Instrumente im Risikomanagement
von Fussballunternehmen – Huth, C.
Doping im Leistungs- und Breitensport
• Attitudes towards doping in cycling: differences in public opinion between population segments –
van Reeth, D.
• Doping im Breiten- und Freizeitsport: Ergebnisse einer Webbefragung mittels Randomized
Response Technique – Pitsch, W., Emrich, E., Frenger, M.
• Regulation zur Gewährleistung der Integrität des Wettbewerbs – eine ökonomische Rechtfertigung
aus gütertheoretischer Perspektive – Thieme, L., Lammert, J.
HHG, Aula, 5. Stock
Chair:
Prof. Dr. Helmut Dietl
HHG, Raum 404, 4. Stock
Chair:
Prof. Dr. Hanspeter Stamm
HHG, Hörsaal 1, 3. Stock
Chair:
Prof. Dr. Arne Feddersen
HHG, Raum 205/206, 2. Stock
Chair:
Prof. Dr. Erich Thöni
48 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 49

Sportwirtschaft und Sportkonsum
Heinz Rütter
Christian Schmid
Christian Höchli
Rütter + Partner
Sozioökonomische Forschung
und Beratung
8803 Rüschlikon / Schweiz
Monitoring der Wirtschaftlichen Bedeutung des Sports
in der Schweiz Methodisch konzeptionelles Vorgehen
und ausgewählte Ergebnisse
Sportliche Betätigung erfreut sich einer zunehmenden Beliebtheit, wie die Analyse «Sport Schweiz 2008:
Das Sportverhalten der Schweizer Bevölkerung» 1 zeigt. Knapp drei Viertel (73%) der 15- bis 74-jährigen
Bevölkerung sind zumindest ab und zu sportlich aktiv. Rapide angestiegen ist insbesondere der Anteil
an Personen, die sich mehrmals pro Woche sportlich betätigen. Mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung
hat in den letzten fünf Jahren mindestens eine Woche Sportferien gemacht. Aber auch Personen,
die selber nicht Sport treiben, interessieren sich für das sportliche Geschehen: lediglich ein Viertel der
«Nichtsportler» bekundet kein Interesse an der Sportberichterstattung. Diese Ergebnisse unterstreichen
die Bedeutung des Sports als wesentlichen Teil der Freizeit- und Unterhaltungskultur. Sport ist praktisch
allgegenwärtig in der Gesellschaft, was sich auch in der zunehmenden Kommerzialisierung spiegelt.
Gleichzeitig führen die vielfältigen sportlichen Aktivitäten und Anlässe auch zu Ausgaben für Güter,
Dienstleistungen und Investitionen und entsprechend ist der Sport auch volkswirtschaftlich bedeutsam.
Rütter+Partner hat im Rahmen der Ressortforschung des Bundesamtes für Sport BASPO erstmals für das
Referenzjahr 2005 die wirtschaftliche Bedeutung des Sports in der Schweiz umfassend untersucht. 2 Das
dabei entwickelte Gesamtsystem Sport umfasst neun verschiedene Sportbereiche. In einer Folgestudie
im Rahmen des Forschungskonzepts «Sport und Bewegung 2008–2011» wurde die Studie von 2005
für das Jahr 2008 aktualisiert 3 und zwei Vertiefungsstudien zur Sportwerbung 4 und den SwissTopSport-
Veranstaltungen 5 durchgeführt. Die Ergebnisse bestätigten, dass die Sportwirtschaft mit einem Beitrag
von 1.7% zum Bruttoinlandprodukt und von 2.5% zur Gesamtbeschäftigung der Schweiz eine bedeutende
Branche ist – die Schweizer Sportwirtschaft erzielt insgesamt einen Umsatz von 17.9 Mia. CHF,
eine Bruttowertschöpfung von 9.1 Mia. CHF und schafft dadurch über 88 000 Stellen; Sporttourismus,
Sportanlagen, Sportvereine und -verbände sowie der Sporthandel sind die wichtigsten Bereiche der
Sportwirtschaft. Gleichzeitig wurde als Teil der Folgestudie auch ein Monitoring-Konzept erarbeitet,
welches neben dem Vorgehen für eine regelmässige Aktualisierung auch ergänzende Indikatoren für
die einzelnen Sportbereiche beinhaltet.
Der Beitrag gibt in einem ersten Teil Aufschluss über das aktuell erarbeitete Konzept für eine künftige
regelmässige Erfassung der Sportwirtschaft in der Schweiz, insbesondere bezüglich der einzelnen Sportbereiche
und der Auswahl der Monitoring-Indikatoren, welche die einzelnen Sportbereiche ergänzen.
Dabei informiert der Betrag auch über das Gesamtsystem Sport, die damit verbundenen zentralen
Abgrenzungsfragen und den Bezug zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Es wird aufgezeigt, wie
vielfältig die Sportwirtschaft angebotsseitig zusammengesetzt ist und welche Wirtschaftszweige 6 mit der
Sportwirtschaft in Beziehung stehen. Gleichzeitig wird ein Überblick gegeben über das methodische Vorgehen
für die Erfassung von Bruttowertschöpfung und Beschäftigung der einzelnen Sportbereiche und
es werden auch die damit verbunden methodischen und datenspezifischen Schwierigkeiten beleuchtet.
1 Lamprecht, M, Fischer, A. und Stamm, H.P. (2008).
2 Berwert, A., Rütter, H. et al. (2007).
3 Rütter, H., Höchli, C. et al. (2011).
4 Rütter, H., Busin, Ch., et al. (2010).
5 Rütter, H., Beck, A. (2011).
6 Allgemeine Systematik der Wirtschaftzweige NOGA Bundesamt für Statistik.
In einem zweiten Teil vermittelt der Beitrag einen Überblick über die Gesamtergebnisse der Studie
für 2008 und zeigt ausgewählte Ergebnisse zu den einzelnen Sportbereichen und den ergänzenden
Monitoring-Indikatoren. Es werden auch Kernergebnisse der beiden Vertiefungsstudien zur Sportwerbung
und den SwissTopSport-Veranstaltungen vorgestellt. Ausserdem werden erstmals Aussagen zur
Entwicklung (zwischen 2005 und 2008) in der Sportwirtschaft insgesamt und in einzelnen Bereichen
gemacht.
Literatur
Berwert, A., Rütter, H et. al. (2007): Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in der Schweiz. Studie im Rahmen
der Ressortforschung des Bundesamtes für Sport BASPO. Rütter + Partner, Rüschlikon.
Lamprecht, M. Fischer, A. & Stamm, H.P. (2008): Sport Schweiz 2008: Das Sportverhalten der Schweizer Bevölkerung.
Magglingen: Bundesamt für Sport BASPO.
Rütter, H., Höchli, C, Schmid, C., Beck, A., Holzhey, M. (2011): Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in der Schweiz –
2008.
Rütter, H., Beck, A., Höchli, C., Holzhey, M., Schmid, C. (2011): Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in der Schweiz –
Monitoringkonzept, Rüschlikon.
Rütter, H., Beck, A. (2011): Volkswirtschaftliche Bedeutung der «SwissTopSport-Veranstaltungen 2010».
Rütter, H., Busin, Ch., Popp, J. (2010): Wirtschaftliche Bedeutung der Sportwerbung in Schweizer Medien. Rüschlikon.
Berwert, A., Rütter, H et. al. (2007): Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in der Schweiz. Studie im Rahmen
der Ressortforschung des Bundesamtes für Sport BASPO. Rütter + Partner, Rüschlikon.
50 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 51

Holger Preuss
Christian Alfs
Institut für Sportwissenschaft
Albert-Schweizer-Strasse 22
65095 Mainz / Deutschland
Wirtschaftliche Bedeutung des privaten Konsums von Sport
für Deutschland
Einleitung: Der Sport mit seinen vielfältigen Facetten ist heute in der Gesellschaft allgegenwärtig und
ein zentrales Element der Freizeit und Unterhaltungskultur. Sport erzeugt Umsatz, Wertschöpfung
und schafft dabei Arbeitsplätze. Auch in der Sportpolitik (bis einschliesslich EU-Ebene) herrscht weitgehende
Einigkeit darüber, dass die Förderung des Sports einen durchaus nennenswerten Beitrag zur
wirtschaftlichen Entwicklung leisten kann. Doch wie gross ist der Beitrag des Sportkonsums der privaten
Haushalte? Die verfügbare Wirtschaftsstatistik liefert jedoch diese Daten nicht, da die herkömmliche
Statistik in Deutschland/Europa die Vielfalt an volkswirtschaftlichen Verflechtungen des Sports nur unzureichend
darzustellen vermag (Commission of the European Communities 2007). Bisher empirisch und
systematisch verwendete Strukturdaten des Sports (Meyer & Ahlert 2000; Weber et al. 1995) erlauben
aufgrund des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels keine Berechnung der wirtschaftlichen
Wirkung des Sports im Berichtsjahr 2010 für Deutschland. Eine solche Studie existiert bereits für die
Schweiz (Berwert et al. 2007).
Forschungsfrage: Wie viel geben die in Deutschland wohnenden Bürger in einem Jahr für den aktiven
und passiven Sportkonsum an?
Methode: Die Datenerhebung erfolgte durch eine Kombination aus CATI-Befragung (n=7.000) und
CAWI-Befragung (n=10.500), um forschungsökonomisch einen grösstmöglichen Erkenntnisgewinn zu
erzielen. Die erste Befragungswelle fand im Herbst 2009 statt (repräsentative Bevölkerungsstichprobe
mittels Rösch-Telefonstichproben-System) und diente der Ermittlung des Ausmasses der aktiven und
passiven Sportaktivität, d.h. wie viel Prozent der Bevölkerung welche Sportarten in welchem Ausmass
in welcher Organisationsform betreiben (aktiv/passiv). Im Frühjahr 2010 bis Frühjahr 2011 wurde eine
Online-Befragung mit 10 500 Personen aus einem Online-Panel durchgeführt, um das Wertgerüst zu
ermitteln, d.h. wir ermittelten, wie hoch die privaten Ausgaben für die einzelnen Sportarten sind. Dazu
wurden die verschiedensten Ausgabearten zunächst recherchiert, klassifiziert und in ein entsprechendes
Fragebogendesign überführt. Beispiele für Ausgabearten sind u. a. Ausgaben für Sportbekleidung,
Sportschuhe, Sportausrüstung, aber auch Ausgaben für Sporturlaube, Sportversicherungen oder Sportverletzungen
und viele mehr. Diese Studie wurde vom BISp und BMI gefördert.
Ergebnisse: Die vorgestellten Berechnungen beruhen auf der weiten Fassung des Sports nach der «Vilnius
Definition» (SpEA, 2007) und umfasst 71 Sportarten. Das Ergebnis der Studie zeigt einen Umsatz
von 87,4 Mrd. € im Jahr 2010. Davon erzeugte der Konsum für aktive Sportausübung ca. 77,6 Mrd.
€ Umsatz und der Konsum für passive Sportausübung ca. 9,8 Mrd. € Umsatz in Deutschland im Jahr
2010. Während Fussball als die «Sportart Nr. 1» in Deutschland nur 11 % des aktiven Sportkonsums
ausmacht, sind es im passiven Sportkonsum über 50 %. Der passive Sportkonsum im Fussball ist mit
knapp 5 Mrd. € nur leicht kleiner als der aktive Sportkonsum mit 5,2 Mrd. €.
Literatur
Berwert, A.; Rütter, H.; Nathani, C.; Holzhey, M. & Zehender, M. (2007). Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in der
Schweiz. Schlussbericht.
Commission of the European Communities (2007). White Paper on Sport. COM(2007)391 final, Brussels.
Meyer, B. & Ahlert, G. (2000). Die ökonomischen Perspektiven des Sports: Eine empirische Analyse für die Bundesrepublik
Deutschland. Band 100 der Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Schorndorf: Hofmann.
Weber, W., Schnieder, C., Kortlüke, N. & Horak, B. (1995). Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports.
Schorndorf: Hofmann.
SpEA (2007). The Vilnius Definition of Sport. http://www.esce.at/spea/vilnus/0710%20ESSA%20Vilnius% 20Definition%20Sport.xls,
zuletzt geprüft am 27.12.2011.
Wie viel ist ein ausverkauftes Stadion wert? oder: Die
Quantifizierung des crowding-in effects bei Sportevents
Einleitung: Relevanz des Themas und Forschungsfrage
Viele Dienste, sog. personenbezogene Kollektivdienstleistungen, werden durch eine Konsumentengruppe
simultan in Anspruch genommen. Ob z.B. in der Gaststätte, im Theater oder bei Besuch eines
Sportevents, in diesen und vielen anderen Fällen sind für gewöhnlich andere zeitgleich vor Ort – und
können somit, zumindest hypothetisch, störend und/oder stimulierend wirken (Grove/Fisk, 1997; Pons
et al., 2006).
Der Schwerpunkt dieser Arbeit lag in der Analyse der Stimulation, die andere einem Konsumenten durch
ihre Anwesenheit verursachen. Als Untersuchungsgegenstand hierfür wurde der Besuch eines Spiels der
Fussballbundesliga gewählt. Spiele der Fussballbundesliga besuchen im Durchschnitt 42.000 Zuschauer.
Zwei Forschungsfragen waren untersuchungsleitend:
1. Wie viel Nutzen entsteht einem Konsumenten durch die Stimulation, die die Anwesenheit der anderen
ihm verursacht?
2. Wie viel ist der Konsument bereit, dafür (zusätzlich) zu zahlen?
Theorie und Stand der Forschung
Die Besucher eines Spiels der Fussballbundesliga konsumieren im Sinne der auf Buchanan (1965) zurückgehenden
«Theorie des Klubs» ein sog. Klubpaket, d.h., sie konsumieren nicht nur das Spiel an
sich, sondern immer auch die Merkmale (bzw. Eigenschaften) der anderen, die zeitgleich vor Ort sind
(Sandler / Tschirhart, 1997).
Die stimulierende Wirkung, die sich bei Spielen der Fussballbundesliga aufgrund der Anwesenheit der
anderen einstellt (Uhrich/Koenigstorfer, 2009), bezeichnet Feehan (2006) als sog. crowding-in effect:
„(…) crowding-in effects assume that consumer utility depends upon how full the stadium is (that
is, capacity utilization) in that a capacity crowd improves the atmosphere at the game and adds to
the sense of occasion“ (S. 95). Uhrich/Benkenstein (2010) folgend können Fans die Wahrnehmung
der Atmosphäre in einem Stadion insbesondere auf zwei Wegen beeinflussen – zum einen durch das
Tragen von Trikot, Schals usw., d.h. durch ihr äusseres Erscheinungsbild, zum anderen durch Standing
Ovations, Fangesänge usw., d.h. durch ihre Aktivitäten unmittelbar vor Ort.
Untersuchungsdesign und Datenanalyse
Die empirische Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit einem Fussballbundesligisten durchgeführt.
In einem Zeitraum von drei Monaten wurden in der Region des Fussballbundesligisten Konsumenten
gebeten, einen (standardisierten) Fragebogen auszufüllen (n = 781). Die Befragung erfolgte sowohl im
Rahmen von Heimspielen als auch in der Innenstadt (in Einkaufszentren).
Ziel der empirischen Untersuchung war es, den crowding-in effect zu quantifizieren. Die Quantifizierung
erfolgte mittels einer Limit Conjoint Analyse, einer Form der indirekten Präferenzabfrage (Voeth/
Hahn, 1998). Den Befragten wurden daher (insgesamt neun unterschiedliche) Produkte vorgelegt, die
sie anhand ihrer Attraktivität in eine eindeutige Rangfolge bringen sollten. Die neun Produkte setzen
sich jeweils aus vier Elementen zusammen: Gegner, gegen den der Fussballbundesligist (in der Fussballbundesliga)
spielt; Sitzplatz-Kategorie; erwartete Stadionauslastung (mit insgesamt drei möglichen
Ausprägungen: 50, 75 und 100 %); Preis. Der crowding-in effect wurde somit in dieser Arbeit in Form
der erwarteten Stadionauslastung operationalisiert.
Die Bewertung der Produkte durch die Befragten war die Grundlage für die Beantwortung der beiden
o.g. untersuchungsleitenden Fragestellungen. Die Bestimmung der (zusätzlichen) Zahlungsbereitschaft
erfolgte auf Grundlage der von Jedidi/Zhang (2002) vorgeschlagenen Vorgehensweise.
Stefan Chatrath
BiTS
Business and Information
Technology School
Reiterweg 26b
58636 Iserlohn / Deutschland
52 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 53

Ergebnisse
Die (befragten) Konsumenten konsumieren bei Besuch eines Spiels der Fussballbundesliga ein Klubpaket:
20,7 % des Nutzens, der ihnen entsteht, ist auf den crowding-in effect zurückzuführen. Die marginale
Zahlungsbereitschaft für ein ausverkauftes Stadion beträgt – im Vergleich zu einem, das zu drei Vierteln
(zur Hälfte) ausgelastet ist, – 10,08 Euro (20,54 Euro).
Diskussion und Management-Implikationen
Der Fussballbundesligist kann nicht nur wie bisher üblich für Heimspiele gegen Gegner aus dem oberen
Tabellendrittel der Fussballbundesliga, wie z.B. dem FC Bayern München, einen Zuschlag auf den
«normalen» Preis einer Eintrittskarte verlangen, sondern auch für solche, bei denen er ein (nahezu)
ausverkauftes Stadion erwartet.
Fazit
Mit dieser Arbeit wird die stimulierende Wirkung, die die Anwesenheit anderer bei Sportevents mit sich
bringt, der sog. crowding-in effect, erstmals (monetär) quantifiziert. Zudem wird mit der Verankerung
des Effekts in der «Theorie des Klubs» eine konzeptionelle Grundlage für die weitere (theoretische)
Analyse geschaffen.
Literatur
Buchanan, J. M. (1965). An economic theory of clubs. Economica, N.S. 32, 1–14.
Feehan, P. (2006). Attendance at sports events. In: Andreff, W. & Szymanski, S. (Hg.), Handbook on the economics of
sport, 90–99. Cheltenham.
Grove, S. J. & Fisk, R. P. (1997). The impact of other customers on service experiences: A critical incident examination of
«getting along». Journal of Retailing, 73, 63–85.
Jedidi, K. & Zhang, Z. I. (2002). Augmenting Conjoint Analysis to estimate consumer reservation prices, Management
Science, 48, 1350–1368.
Pons, F., Laroche, M. & Mourali, M. (2006). Consumer reactions to crowded retail settings: Cross-cultural differences
between North America and the Middle East. Psychology & Marketing, 23, 555–572.
Sandler, T. & Tschirhart, J. (1997). Club theory: Thirty years later. Public Choice, 93, 335–355.
Uhrich, S. & Benkenstein, M. (2010). Sport stadium atmosphere. Journal of Sport Management, 24, 211–237.
Uhrich, S. & Koenigstorfer, J. (2009). Effects of atmosphere at major sports events: a perspective from environmental
psychology. International Journal of Sports Marketing and Sponsorship, Juli, 325–344.
Voeth, M. & Hahn, C. (1998). Limit Conjoint-Analyse. Marketing ZFP, 20, 119–132.
Management in Team sports
Managerial change and team performance:
The impact of team heterogeneity 1
The dismissal of managers is a commonly observed phenomenon in many types of organizations. They
are typically triggered by unsatisfactory performance by the respective manager and/or the overall
organization. Consequently, it is hoped replacing the current manager by a new one will enhance performance.
But whether and how a new manager can affect a firm’s or a team’s performance depends
on the role of the manager and on the way he can influence performance. In this paper we study a
particular channel through which a manager can affect performance, namely through the selection of
team members and its effects on within-team competition for attractive positions.
Höffler and Sliwka (2003) have analyzed within-team competition in a theoretical model in which a
manager has to decide in favour of one of his subordinates to fill an important position. The paper builds
on Lazear and Rosen’s (1981) tournament theory and endogenizes a manager’s selection choice under
incomplete information about the talents. When a manger has been in place before he knows the abilities
of the team members quite well and therefore should have a clear idea in mind who should be picked.
In turn, competition for being selected should be weaker. When, however, a new manager is brought
in from outside this new manager knows less about the respective abilities and in turn, within team
competition is reinforced. But whether a management replacement can indeed trigger such a push in
incentives crucially depends upon the composition of the team: When team members differ strongly in
their abilities dismissals will have weak effects on within-team competition, because the new manager
will pick the same individuals as the old manager had. But if the team composition is more homogenous,
management replacements are more effective in reinvigorating within-team competition.
We study this question empirically using a large data set of the German Bundesliga, one of the biggest
soccer leagues in the world. Our data set contains all 5.202 Bundesliga matches played in the 17
seasons from 1993/94 until 2009/10 as well as a large number of further match-, and team-specific
information. For the construction of a measure of team heterogeneity, we make use of performance
grades of individual players. For each team and each match day, we compute the average grade for
each of its field players in all matches prior to the match day and then rank players according to these
average grades. To approximate team homogeneity, we construct a variable that measures how much
stronger the players at ranks 7 to 10 (as these are the weakest ones among the top 10 field players)
are on average compared to those at ranks 11 to 14 (as these are the strongest contenders). To assess
the impact of team heterogeneity when replacing the manager, we then study a model in which the
dismissal dummy is interacted with the measure of team heterogeneity.
The regression results provide considerable support for the main hypothesis of managerial change being
more successful in homogenous teams. In most of the models, the effect of the interaction term
between the measure for heterogeneity and the dummy for managerial change is statistically significant.
1 Financial support from the State of North Rhine-Westphalia (NRW), Ministry for Family, Children, Culture and Sport
(MFKJKS) is gratefully acknowledged. Moreover, we thank Impire AG for kindly providing a large part of the data used in
the paper.
Gerd Mühlheusser
Universität Hamburg
Fakultät Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften
Arbeitsbereich Mikroökonomie mit
Schwerpunkt Industrieökonomik
Von-Melle-Park 5
20146 Hamburg / Deutschland
Dirk Sliwka
Universität zu Köln, Wirtschafts-
und Sozialwissenschaftliche
Fakultät, Seminar für Allgemeine
Betriebswirtschaftslehre
und Personalwirtschaftslehre
Venloer Strasse 151–153
(Patrizia Tower)
50672 Köln / Deutschland
Sandra Hentschel
MoA (Master of Arts)
Universität Bielefeld
Fakultät für Psychologie
und Sportwissenschaft
Arbeitsbereich Sport und Wirtschaft
Universitätsstrasse 25
33615 Bielefeld / Deutschland
54 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 55

Thomas Hoehn
Zafeira Kastrinaki
Imperial College Business School
South Kensington Campus
London SW7 2AZ / England
Broadcasting and Sport:
Value drivers of TV right deals in European Football
This paper investigates the ever closer symbiotic relationship of media and sport in an analysis of
broadcasting right deals for football events in Europe. As argued by Dietl (2009) sporting events and
sports leagues act as multisided platforms coordinating markets for players, merchandisers, sponsors,
and media rights. Media rights are of key importance in televised sport as they offer the only significant
means by which sport can be made to respond to the demand of broadcasters, but just as importantly,
they are a also the chief means through which broadcasters compete with each other for valuable
content. The starting point for our paper is that after a period of technological innovation and rapid
growth of televised sport in Europe the questions over the appropriate identity and ownership of the
broadcaster and the source of finance and enduser payment method are now largely settled. Sport
governing bodies tend to be free to contract with a broadcaster of their choice, yet are subject to some
major restrictions. The media rights sales process is governed by rules imposed by competition authorities
and they restrict the contractual freedom of governing bodies and sport leagues.
Within this regulatory context and given the generally accepted freedom to chose, we show that the
migration of televised sport to pay TV has proceeded apace and has generated huge value for sport
and its major stakeholders. Most major domestic club competitions are now part of a substantial package
of televised sport shown on pay TV channels. The same is not true, however, for major sporting
events which involve national teams. These still tend to be broadcast free-to-air. The most important
international club competition in European football, the UEFA Champions League, remains a hybrid
being shown on both free-to-air and pay TV channels due to a regulatory deal struck by UEFA with the
European Commission which in light recent interventions by competition authorities affecting the sale
of TV rights may need revisiting.
This paper constructs an empirical model of TV rights for televised football in Europe and identifies
their determinants by estimating it using data from club and national teams’ competitions over the
period 2003–2012. Our analysis of the commercial relationships between broadcasters and sport covers
a number of deals in 15 European countries with the main emphasis on club and national teams
competitions in the Big 5 countries. These make up nearly half of the value of all TV rights deals which
we estimate to be worth ca €10 billion per annum across Europe. Results suggest the importance of
size of potential audience, pay TV as well as quality factors in determining rights fees. We find that
the key driver of deal values remains the number of eyeballs in each country but increasingly, in the
multi-platform environment competing for audience with a willingness to pay for attractive content,
it is quality factors such as talent, top clubs and competitive leagues that influence TV sport right deal
values and the allocation of revenues among the major stakeholders. Furthermore, the drivers of choice
of broadcaster (public or private) and broadcasting format (licence fee, advertising revenues or pay
TV subscriptions) and the regulatory constraints sport governing bodies face play an important role.
Information asymmetry as a rationale for vertical
integration: The FIFA’s make-or-sell decision about
the World Cup TV rights
The FIFA World Cup, contested by the senior men’s national teams of the members of the sports global
governing body Fédération Internationale de Football Association, is the world›s most widely viewed
sporting event. The in-home television coverage of the 2010 FIFA World Cup in South Africa reached
over 3.2b people around the world, based on viewers watching a minimum of over one minute of
coverage. Indeed, these figures do not include people watching out-of-home at public viewing venues,
as well as in pubs, bars, restaurants, clubs, hotels, or even online and via mobile handsets. The event is
evidently a ‘big business’; the 2010 FIFA World Cup generated total revenue of USD 3,655m for FIFA
(excluding ticketing revenue) and incurred total expenses of USD 1,298m. Total revenue for the 2010
FIFA World Cup comprised income from the sale of TV rights (USD 2,408m), marketing rights (USD
1,072m), hospitality rights (USD 120m) and licensing rights (USD 55m).
Concerning the sale of regionally exclusive TV rights – which can be considered an intermediate good
within the ‹soccer value chain› – the FIFA can either negotiate directly with broadcasters or sell the
rights in packages to specialized intermediate agencies.
Our goal is to analyze the underlying economic intuition of the FIFA’s make-or-sell decision. A key
reason to use the market is the considerable potential for synergies that only horizontally integrated
intermediaries can realize. These specialized agencies can promote several sports events to benefit
from economies of scale and scope, learning economies, superior risk management, and lower costs
of market entry. The FIFA’s operations, on the contrary, are restricted to promoting football.
By means of an first-price auction, the FIFA tries to capture the rent stemming from the agencies’
synergetic advantages. A set of additional requirements of the auctioned license (e.g., minimum rates
of free-TV coverage) are specifically designed and enforced by the FIFA to reduce agency problems
and transaction costs.
However, in repeated auctions for a good of unvarying quality – the TV rights of the FIFA World Cup
being a clear example – there is a reason for vertical integration. The incumbent agency gains private
information about the costs of fulfilling the requirements and thus about the project’s true value.
With a formal auction model, we are able to show that an information asymmetry between bidders
weakens the competition and lowers the expected revenue of the auctioneer. In subsequent auctions,
the experienced agency benefits from her information advantage as inexperienced agencies place more
defensive bids to avoid an extensive winner’s curse. The experienced agency can bid less aggressively
and still have a positive probability of being awarded the project. This, in turn, yields a lower expected
selling price for the auctioneer. In an extended model, we demonstrate that the FIFA can mitigate this
problem by getting access to some of the experienced agency’s private information and making it public.
Our results are in line with the FIFA’s practice of a mix between selling the TV rights in packages to
specialized agencies and negotiating directly with broadcasters. For the 2010 and 2014 tournaments,
the FIFA sold the TV rights in the key markets (England, France, Germany, Italy, and Spain) directly to
broadcasters. The broadcasting rights in certain countries, especially in parts of Africa and parts of Asia,
are sold in cooperation with agencies.
Jan Pieper
Department of Business
Administration
University of Zurich
Plattenstrasse 14
8032 Zurich / Switzerland
56 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 57

Effizienzsteigerung für
Märkte im Teamsport
Birgit Rünger
Christian Müller
SRH Hochschule Heidelberg
Fakultät für Wirtschaft
Ludwig-Guttmann-Strasse 6
69123 Heidelberg / Deutschland
Joachim Lammert
Gregor Hovemann
Technische Universität Chemnitz
Fakultät für Human-
und Sozialwissenschaften
Institut für Sportwissenschaft
Professur Sportwissenschaft III
09107 Chemnitz / Deutschland
Aspekte finanzwirtschaftlicher Lizenzierung
der europäischen Profifussball Ligen
Eine vergleichende Analyse mit kritischer Reflexion
Problemstellung
Unter den spezifischen Wettbewerbsbedingungen in europäischen Profifussball Ligen mit ausgeprägt
rangabhängigen Belohnungsstrukturen bestehen für die teilnehmenden Klubs starke Anreize zu überhöhten
Investitionen in ihre Mannschaften, die zu so genannten Rattenrennen führen können (Akerlof,
1976; Franck & Müller, 2000). Um dem entgegen zu wirken, werden in Lizenzierungsverfahren entsprechende
finanzwirtschaftliche Anforderungen gestellt (Lago, Simmons & Szymanski, 2006). Sie haben
zum Ziel, die finanzielle Stabilität und daraus resultierend den Spielbetrieb sicherzustellen. Weiterhin
liegt die Notwendigkeit dieser Anforderungen in der Vermarktung der Liga sowie der wirtschaftlichen
und sozialen Verantwortung der Klubs begründet (Müller, 2003; Lago, Simmons & Szymanski, 2006).
In den europäischen Profifussball Ligen variieren diese Lizenzierungsanforderungen stark (Drut & Raballand,
2010; Perry, 2010). Trotz unterschiedlicher nationaler juristischer Bestimmungen sowie historischer
Entwicklungen erscheint dies verwunderlich, da alle Ligen diesbezüglich sehr ähnliche Ziele verfolgen.
Zudem gibt es ungeachtet dieser Anforderungen finanzielle Schieflagen bis hin zu Insolvenzen mehrerer
Klubs in verschiedenen Profifussball Ligen (Perry, 2010). Selbst die als Vorreiter für die Lizenzierungsverfahren
in Europa geltenden finanzwirtschaftlichen Anforderungen der DFL (vgl. Klimmer, 2004) scheinen
nicht auszureichen, um eine zunehmende Verschuldung sowie erhebliche Verluste bei teilnehmenden
Klubs zu vermeiden (DFL, 2011). Diese Umstände erfordern eine detaillierte Untersuchung der finanzwirtschaftlichen
Lizenzierungsverfahren europäischer Profifussball Ligen hinsichtlich ihrer Ausprägungen
und Regulationsintensität sowie Effizienz.
Methode
Im vorliegenden Beitrag werden anhand der theoretischen Notwendigkeit sowie der Zielstellungen
finanzwirtschaftlicher Lizenzierungsanforderungen und deren Umsetzung Ziel-Mittel-Aussagen abgeglichen.
Somit liegt ein normativer Forschungsansatz zu Grunde (Andreff, 2007; Dietl & Franck, 2007). Die
Datenbasis bilden dabei die Lizenzierungsanforderungen der fünf grössten Profifussball Ligen innerhalb
Europas, der englischen Premier League, der französischen Ligue 1, der deutschen Bundesliga, der italienischen
Serie A und der spanischen Primera División sowie die UEFA Klublizenzierungsanforderungen
und die ergänzenden Financial Fairplay Regularien. Zudem werden durch Experteninterviews mit den
Lizenzierungsverantwortlichen der entsprechenden Ligaverbände nicht schriftlich fixierte, aber praktisch
gelebte regulatorische Anforderungen einbezogen.
Ergebnisse und Ausblick
Durch dieses Vorgehen werden im ersten Schritt anhand einer einheitlichen Struktur Einzelheiten der
finanzwirtschaftlichen Lizenzierungsanforderungen, ihrer Ausprägungen sowie deren Intensitäten in
den 5 Ligen offengelegt. Im nächsten Schritt werden auf Basis einer Stärken-Schwächen-Analyse
Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet, um darauf aufbauend Ansätze für die regulatorische
Effizienz und Verbesserungspotenziale abzuleiten. Zudem bereitet diese Analyse mit kritischer
Betrachtung Ansätze für weitere Untersuchungen vor.
Literatur
Andreff, W. (2007). French Football: A Financial Crisis Rooted in Weak Governance. Journal of Sports Economics,
8 (6), 652–61.
Akerlof, G. A. (1976). The Economics of Caste and the Rat Race and other Woeful Tales. Quarterly Journal of Economics, 90 (4), 599–617.
DFL Deutsche Fussball Liga GmbH (Hrsg.) (2011). Bundesliga Report 2011. Die wirtschaftliche Situation im Lizenzfussball.
Hemmingen: Sponholtz.
Dietl, H. & Franck, E. (2007). Governance Failure and Financial Crisis in German Football. Journal of Sport Economics, 8 (6), 662–669.
Drut, B. & Raballand, G. (2010). The Impact of Governance on European Football Leagues’ Competitiveness. Working Paper,
Université de Paris Ouest Nanterre La Défense.
Franck, E. & Müller, C. (2000). Problemstruktur, Eskalationsvoraussetzungen und eskalationsfördernde Bedingungen sogenannter
Rattenrennen. Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 52 (2), 3–26.
Klimmer, C. (2004). Prüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit im deutschen Lizenzfussball – eine betriebswirtschaftlich fundierte
Analyse? In P. Hammann, L. Schmidt & M. Welling (Hrsg.), Ökonomie des Fussballs. Grundlagen aus volks- und betriebswirtschaftlicher
Perspektive (S. 133–162). Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag.
Lago, U., Simmons, R. & Szymanski, S. (2006). The financial crisis in European football. Journal of Sports Economics, 7 (1), 3–12.
Müller, J. C. (2003). Das Lizenzierungsverfahren für die Fussball-Bundesliga. Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, 55 (5), 556–570.
Perry, S. (Hrsg.: UEFA – Union des associations européennes de football) (2010), The European Club Footballing Landscape. Club Licensing
Benchmarking Report Financial Year 2009.
58 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 59

Andreas Parensen
Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Sportwissenschaft
Lehr- und Forschungsbereich
Sportmanagement &
Sportsoziologie
Stiepeler Strasse 129
44801 Bochum / Deutschland
Die Schattenmänner des Profisports: Spielervermittler,
ihr Markt und ihre ökonomischen Funktionen
«Der Spielervermittler ist verpflichtet, seine Tätigkeit gewissenhaft auszuüben und sich durch sein
Verhalten in der Ausübung des Berufes und sein sonstiges Geschäftsgebaren der Achtung würdig zu
zeigen, die sein Beruf erfordert» (FIFA, 2008). Trotz dieses hohen Anspruches der ersten Regel des
Berufsethikkodexes für Spielervermittler schlägt den Angehörigen dieses Berufszweiges in der Profifussballbranche
nicht gerade viel Sympathie entgegen. Mayer-Vorfelder bezeichnete das Beraterwesen gar
als «das Schlimmste, was dem Fussball passieren konnte» (spox.com, 06.04.2011). Gleichwohl zeigt
allein die Analyse der Fussball-Bundesligen der Spielzeit 2010/11, dass etwa 95 % der Spielertransfers
unter Beteiligung von mehr als 150 Spielervermittlern bzw. -vermittlungsagenturen abgewickelt wurden.
Insoweit scheinen ihre Dienste weitgehend unverzichtbar zu sein – wenn nicht für Verbandsfunktionäre
oder Manager, dann doch für die Spieler.
Welche Rolle haben demnach Spielervermittler in dem Spannungsfeld Spieler Verband
abgebender Verein aufnehmender Verein? Welchen Nutzen ziehen die Spieler und, trotz
aller Vorbehalte, möglicherweise auch Vereine oder Verbände aus der Beratungstätigkeit?
In der zurückliegenden Dekade wurde die Rolle von Spielervermittlern und Beratern vorwiegend aus
der rechtswissenschaftlichen Perspektive beleuchtet. Hierbei standen einerseits Grundsatzfragen wie
etwa der Zugang zum Beruf, verbandsrechtliche Regelungen und damit verbundene Rechtsfragen
(Jungheim, 2002; Kathmann, 2003) sowie daraus resultierende Problematiken in Verbindung mit nationalem
Rechtsberatungsgesetz, Arbeitsvermittlungs- und Kartellrecht im Vordergrund (Heermann,
2007; Helmholz, 2005; Johningk, 2000; Lam, 2007; Stopper & Holzhäuser, 2011). Andererseits wurden
auch Einzelaspekte wie etwa der Managementvertrag (Jenny, 2003; Pfister, 2003; Scherrer, 2003) oder
Regelungen und Entwicklungen auf dem US-Profisportmarkt thematisiert.
Die Sportökonomie hingegen hat diesen Marktakteuren bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt.
Dies betrifft sowohl die differenzierte theoretische Analyse als auch die empirische Erfassung und
Auswertung verfügbaren Datenmaterials. Dieser Forschungslücke widmet sich der Tagungsbeitrag.
Hierin werden die Funktionen des Spielervermittlers und seine Auftragsbeziehung in dem dargestellten
Spannungsfeld institutionenökonomisch analysiert und bewertet, insbesondere die aus den mehrfachen
Principle-Agent-Beziehungen resultierenden Agenturprobleme. Darüber hinaus werden auf Basis der
Transferdaten der Fussball-Bundesligen ab der Saison 2006/07 empirische Befunde zu Marktvolumen,
Anzahl und Klassifizierung beteiligter Vermittler nach Organisationsform, Tätigkeitsspektrum, Menge
und Volumen durchgeführter Transfers sowie Sonderbefunde vorgestellt und diskutiert.
Ziel ist es ebenfalls, mögliche Strategien der jeweils beteiligten Parteien speziell vor dem Hintergrund
der möglicherweise stattfindenden «Liberalisierung» des Marktzutritts abzuleiten.
Literatur
Boreatti, W. (2003). Sportlervermittlung und Sportlermanagement: Eine Eingangsbetrachtung. In U. Scherrer (Hrsg.),
Sportlervermittlung und Sportlermanagement (S. 9–21). Bern: Stämpfli Verlag.
Bovelett, H. G. (2000). Rechtsprobleme der privaten Arbeitsvermittlung im Berufssport. Frankfurt a. M.: Peter Lang.
FIFA (2010). Reglement bezüglich Status und Transfer von Spielern. Zürich.
FIFA (2008). Spielervermittlerreglement. Zürich.
Heermann, P. W. (2007). Aktuelle kartellrechtliche Probleme im Zusammenhang mit Spielertransfers – dargestellt
anhand der Voraussetzungen für die Tätigkeit als Spielervermittler und der Bedingungen für die Aufnahme
von Verhandlungen mit wechselwilligen Spielern (S. 263–296). In O. Arter & M. Baddeley (Hrsg.), Sport und Recht,
4. Tagungsband. Bern: Stämpfli Verlag.
Helmholz, N. (2005). Die private Arbeitsvermittlung im Berufssport. Dargestellt am Beispiel der Spielervermittlung
im Bereich des Profifussballs. Berlin: Logos Verlag.
Johnigk, F. (2000). Spielervermittler, Spielerberater und Rechtsberatungsgesetz. In K. Bepler (Hrsg.), Sportler,
Arbeit und Statuten (S. 121–136). Berlin: Duncker & Humblot.
Jungheim, S. (2002). Berufsregelungen des Weltfussballverbandes für Spielervermittler. Berlin: Duncker & Humblot.
Kathmann, A. (2003). Rechtsfragen zur praktischen Anwendung des Spielervermittler-Reglements
des Weltfussballverbandes FIFA. In U. Scherrer (Hrsg.), Sportlervermittlung und Sportlermanagement (S. 109–138).
Bern: Stämpfli Verlag.
Klingmüller, A. (2003). Sportlervermittlung in den USA. In U. Scherrer (Hrsg.), Sportlervermittlung
und Sportlermanagement (S. 75–94). Bern: Stämpfli Verlag.
Lam, C. (2007). Rechtliche Aspekte der Spielervermittlung. Wie lassen sich die Tätigkeiten eines Spielervermittlers und –
beraters mit den deutschen Gesetzen der Rechtsberatung und Arbeitsvermittlung vereinen? Norderstedt: GRIN Verlag.
spox.com (06. April 2011). FIFA plant Grenze für Beraterhonorare. Zugriff am 28.08.2011
unter http://www.spox.com/de/sport/fussball/international/1104/News/weltverband-fifa-will-den-spielerberatern-dengeldhahn-zudrehen.html.
Pfister, B. (2003). Der Managementvertrag des Sportlers. In U. Scherrer (Hrsg.), Sportlervermittlung und Sportlermanagement
(S. 139–168). Bern: Stämpfli Verlag.
Picot, A., Dietl, H. & Franck, E. (2008). Organisation: Eine ökonomische Perspektive. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag.
Scherrer, U. (2003). Die Spielervermittler-Regelung des Weltfussballverbandes FIFA. In U. Scherrer (Hrsg.),
Sportlervermittlung und Sportlermanagement (S. 94–108). Bern: Stämpfli Verlag.
Stopper, M. & Holzhäuser, F. (2011). Juristische Fallstricke im Recht der Spielervermittler. Zeitschrift für Sport und Recht,
1/2011, S. 13–17.
60 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 61

Christopher Huth
Universität Bayreuth
Institut für Sportwissenschaft
Lehrstuhl Sportwissenschaft II
Universitätsstrasse 30
95440 Bayreuth / Deutschland
Eine empirische Analyse der Effizienz derivativer Instrumente
im Risikomanagement von Fussballunternehmen
Obgleich der deutsche und europäische Fussball – ungeachtet der anhaltenden Finanzkrise – von
Umsatzrekord zu Umsatzrekord eilen, geraten seit Jahren immer wieder Fussballunternehmen im In-
und Ausland in finanzielle Schwierigkeiten. Ein zentraler Grund hierfür ist, dass die Einnahmen der
Fussballunternehmen abhängiger von der sportlichen Entwicklung sind als die Aufwendungen. So
reagieren die Einnahmen, wie beispielsweise an der Risikokennzahl der Volatilität der drei bedeutendsten
Einnahmequellen von den in die Analyse einbezogenen Fussballunternehmen abzulesen ist, stärker – im
Durchschnitt zwischen 16,04% (Werbung) und 21,74% (Medienrechte) – auf den sportlichen Erfolg
als die Aufwendungen Personal Spielbetrieb (13,55%).
Mit dem Ziel, die Einnahmen vom sportlichen Erfolg zu entkoppeln, wurden in den letzten Jahren
zahlreiche Strategien in der Praxis angewandt und von der Wissenschaft untersucht. Als typische Beispiele
können hierbei der Aufbau einer starken Marke (Bauer, Sauer & Schmidt, 2004; Couvelaere &
Richelieu, 2005; Gladden & Milne, 1999) sowie die Diversifikationsstrategie (Haas, 2006; Keller, 2006;
Suciu-Sibiano, 2004) genannt werden. Alternativ, mit dem Ziel sich vor wirtschaftlichen Risiken zu
schützen, werden von Unternehmen der Normalwirtschaft seit Jahren Derivate im Risikomanagement
eingesetzt. Der Beitrag untersucht nun die Effizienz derivativer Instrumente in Fussballunternehmen
und zeigt Chancen und Herausforderungen dieser in der Praxis auf.
Anhand von drei verschiedenen derivativen Instrumenten – Optionen, Swaps sowie Forwards – wird
die Effizienz dieser im Risikomanagement von insgesamt 17 europäischen Fussballunternehmen untersucht.
Zur Beurteilung der Effizienz der Derivate werden zwei Kriterien – Entwicklung Einnahmen sowie
Entwicklung Volatilität mit und ohne Derivat über mehrere Spielzeiten – in die Analyse einbezogen.
Im Optimalfall wird bei annährend gleichbleibenden Einnahmen die Volatilität dieser reduziert. Die bei
der empirischen Analyse relevanten Daten – Höhe und Entwicklung der Einnahmen in den Bereichen
Werbung, Spieltag sowie Medienrechte – werden aus verschiedenen Jahresabschlüssen der Fussballunternehmen
sowie Publikationen von Deloitte (2005, 2006, 2007, 2008, 2009 & 2010) gewonnen.
Insgesamt zeigt sich, dass insbesondere Optionen eine interessante Alternative darstellen. Trotz anfänglich
zu zahlender Optionsprämie reduzieren diese die Einnahmen der Fussballunternehmen im
Vergleich zur Situation ohne deren Einsatz um gerade einmal 1,05%. Die Volatilität und somit das
wirtschaftliche Risiko wird dabei im Durchschnitt um 17,08% reduziert. Demgegenüber führt der Einsatz
von Forwards und Swaps nur zu vergleichsweise unbefriedigenden Ergebnissen. So sind bei Forwards
in allen Einnahmequellen sinkende Einnahmen bei steigender Volatilität zu beobachten. Bei Swaps
sind die Ergebnisse uneinheitlich. Meist führen sie zu einer leicht sinkenden Volatilität, bei allerdings
vergleichsweise stark sinkenden Einnahmen.
Den möglichen Chancen wie beispielsweise eine erhöhte Planungssicherheit in den Einnahmen, die
aus dem Einsatz von Derivaten und insbesondere von Optionen resultieren, stehen jedoch praktische
Herausforderungen gegenüber. So existieren zwar aktuell in der Praxis zahlreiche derivative Instrumente
auf verschiedene Vermögensgegenstände, allerdings nicht auf die Einnahmequellen von Fussballunternehmen.
Daraus entstehen insbesondere zwei Herausforderungen – Auffinden eines Transaktionspartners
sowie Reduzierung von Transaktionskosten –, die aktuell einer möglichen Einführung solcher
Instrumente in der sportökonomischen Praxis im Wege stehen könnten.
Doping im Leistungs-
und Breitensport
Attitudes towards doping in cycling: differences in public
opinion between population segments
There exists a substantial body of literature in sports economics on doping. Many of the texts focus on
the pros and cons of admitting doping use from a theoretical point of view with economical, ethical or
health arguments often being part of the reasoning. The analysis of public opinion on doping, however,
has received less research interest so far.
With this study, we gain insight into popular belief on doping in cycling. Our work is complementary with the
research by Solberg, Hanstad & Thöring (2010), Vangrunderbeek & Tolleneer (2011) and Moston, Skinner &
Engelberg (2012). We question to what extent economic, moral or health considerations regarding doping
use in cycling find support in society. Rather than measuring global popular belief, however, we compare
public opinion across pre-defined population segments which makes this study different from others.
Our main research question goes as follows: how does public opinion on doping in cycling differ
across cycling-affiliation based population segments? To this goal, our methodology specifically allows
to discriminate between cycling fans and non-cycling fans, between cycling active people and cycling
inactive people, and between doping-informed and doping-uninformed persons.
Data were collected using a two-part questionnaire. The first part of the survey consisted of 26 statements
on which a respondent could express his (dis)agreement through the use of a 5-point Likert scale.
The doping-related statements expressed clear opinions on why cyclists use doping, on the consequences
of doping use on the personal level as well as for society, on acceptable sanctions for doping use, and
on a different treatment of doping in cycling versus doping in other sports, to name but a few. The
second part of the survey was used to determine the profile of the respondent and consisted of 10
personal behavioral and knowledge questions. These questions generate the necessary information to
successfully discriminate between the different population segments. This procedure in which persons
are allocated to a specific population segment on the basis of a “revealed profile” has greater validity
than, for instance, directly asking people whether they are cycling fans or not.
For the design of our survey the Qualtricssoftware was used. So far, the survey has been completed by
over 800 participants. Data collection will be finished in January 2012.
Preliminary results show a strong disapproval of doping use by all respondents. There are statistically significant
differences, though, between the population segments. In general, cycling fans tend to be less
negative towards doping in cycling than non-cycling fans. Cycling fans also express a clear feeling of their
sport being treated unfair compared to other sports. Active cyclists favour stronger sanctions for doping
offenses than non-active cyclists but are more positive towards other products that enhance performances,
like high altitude chambers. Results also indicate that once a cyclist has been linked to doping, it leaves on
him a lasting negative impression, even if he was formally cleared afterwards. This effect is very prominent
with non-cycling fans. Belgian top-class rider Tom Boonen, for instance, was never suspended officially
for a doping offense. Still, almost 40% of non-cycling fans are under the impression he was. This result,
amongst others, is highly relevant in light of the way how popular media treat doping cases.
Key references
Moston, Skinner & Engelberg (2012), Perceived incidence of drug use in Australian sport: a survey of public opinion,
Sport in Society, 15(1), to be published.
Solberg, Hanstad & Thöring (2010), Doping in elite sport, do the fans care? Public opinion on the consequences
of doping scandals, International Journal of Sports Marketing & Sponsorship, 11(3), 185–199.
Vangrunderbeek & Tolleneer (2011), Student attitudes towards doping in sport, shifting from repression to tolerance?,
International Review for the Sociology of Sport, 46 (3), 346–357.
Daam Van Reeth
Hogeschool-Universiteit Brussel
Centre for Economics &
Management
Warmoesberg 2
1000 Brussels / Belgium
62 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 63

Werner Pitsch
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Sportwissenschaftliches Institut
Arbeitsbereich Sportökonomie
und Sportsoziologie
Universität des Saarlandes
Campus
Gebäude B8 1
66123 Saarbrücken / Deutschland
Eike Emrich
Arbeitsbereich Sportökonomie
und Sportsoziologie
Universität des Saarlandes
Campus
Gebäude B8 1
66123 Saarbrücken / Deutschland
Monika Frenger
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Sportwissenschaftliches Institut
Universität des Saarlandes
Campus
Gebäude B8 1
66123 Saarbrücken / Deutschland
Doping im Breiten- und Freizeitsport: Ergebnisse einer
Webbefragung mittels Randomized Response Technique
In der jüngeren Vergangenheit wurde in der sportwissenschaftlichen Forschung dem Thema «Doping
im Breitensport» vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Als Problem erweist sich hierbei, dass es nur
vereinzelt empirische Studien zu diesem Phänomen gibt, die meist zudem in spezifischen Sportart-
Kontexten (vor allem Bodybuilding und Ausdauersportarten) durchgeführt wurden.
In einer international vergleichenden Studie wurden an den Universitäten Genf, Liège und Saarbrücken
die Prävalenz des Dopings unter Breitensportlern untersucht. Zur Reduktion der erwarteten Verzerrung
aufgrund sozialer Erwünschtheit wurde die Randomized Response Technique (RRT) mit einer erweiterten
Cheater Detection (vgl. Clarke & Desharnais, 1998) eingesetzt. Diese indirekte Befragungstechnik
erlaubt es den Antwortenden auch auf sehr peinliche oder bedrohliche Fragen ehrlich zu antworten, da
aus den Ergebnissen zwar auf die Häufigkeit der Eigenschaft im Kollektiv, nicht aber auf das Vorliegen
der Eigenschaft beim einzelnen Individuum geschlossen werden kann. Darüber hinaus wurden auch
Regressionstechniken für die RRT entwickelt (Maddala, 1983), die es trotz dieses hohen Schutzes für
die Teilnehmer an einer solchen Befragung ermöglichen, individualistische Zusammenhangshypothesen
(z.B. zur Bedeutung der Sportart als Determinante des Dopingverhaltens) zu testen.
Insgesamt nahmen 6101 Studierende der beteiligten Universitäten an der Befragung teil. Die Rücklaufquote
betrug 25,3 %. Neben den üblichen soziodemographischen Randdaten und Daten zum Studium
wurden Fragen nach dem Konsum von im Sport verbotenen Substanzen zur Leistungssteigerung
gestellt. Der Anteil der ehrlichen «Ja»-Antworten auf diese Frage betrug 4,8 %. Hierbei weist der hohe
Anteil an Cheatern im Sinne der RRT (also nicht instruktionsgemäss Antwortenden) von 24,4 % darauf
hin, dass es sich bei dieser Frage um eine als sehr bedrohlich erlebte Frage handelt. Daneben wurde
mit Fragen zur Nutzung von Medikamenten zur Steigerung der Studienleistungen das damit verwandte
Feld des Cognitive Enhancement erfasst. Hier betrug der Anteil der ehrlich mit «Ja» antwortenden
3,3 % bei 16,4 % Cheatern.
In dem Vortrag soll zunächst das Phänomen anhand der Daten deskriptiv skizziert und vom Cognitive
Enhancement empirisch abgegrenzt werden. Ergänzend werden plausibel vermutete Einflussfaktoren
(betriebene Sportart, Studienfach) auf ihre Bedeutung für das Dopingverhalten hin untersucht.
Literatur
Clark, S. J. & Desharnais, R. A. (1998). Honest Answers to Embarrassing Questions: Detecting Cheating in the Randomized
Response Model. Psychological Methods, 3, 160–168.
Maddala, G. S. (2008). Limited-dependent and qualitative variables in econometrics. New York, NY: Cambridge Univ.
Press.
Regulation zur Gewährleistung der Integrität
des Wettbewerbs eine ökonomische Rechtfertigung
aus gütertheoretischer Perspektive
Die Integrität des Wettbewerbs ist ein Grundelement sportlicher Positionswettbewerbe (Picot, Dietl
& Franck, 2002, S. 220; Müller, 2004; Parlow, 2010) und eine zentrale sportökonomische Kategorie
(Franck, 2002, S. 35; Thieme, 2011, S. 145 ff.; Dietl, Franck & Hasan, 2007, S. 451). Integrität resultiert
dabei aus der Summe aller normierten Startbedingungen und Wettkampfregeln während der sportlichen
Auseinandersetzung (Schellhaass & Enderle, 2000, S. 30f). Ziel ist die Herstellung von Chancengleichheit
zur Erringung eines Rangplatzes innerhalb eines Positionswettbewerbs. Um dies zu verwirklichen
und integritätsschädigendes Verhalten zu verhindern, werden institutionelle Regeln und Regelsysteme
erlassen, die menschliches Verhalten kanalisieren (Erlei, Leschke & Sauerland, 1999, S. 23ff.).
Obwohl eine gütertheoretische Perspektive konstituierend für die Anreizstrukturen in Theorien zu Positionswettbewerben
ist und die Herausforderung für einen contest designer darstellt (Konrad, 2009),
wurde bislang den Gütereigenschaften der «Integrität des Wettbewerbs» wenig Beachtung geschenkt.
Ziel des Beitrags ist daher aus einer gütertheoretischen Perspektive zu prüfen, welche Eigenschaften
das Gut «Integrität des Wettbewerbs» im Sport aufweist. Das diskutierte Konstrukt erweist sich als eine
Allmenderessource. Ebenso wie andere Allmenderessourcen (Ostrom, 1999) kann die Wettbewerbsintegrität
als ein Ressourcensystem mit Zu- und Abflüssen von Ressourceneinheiten beschrieben werden,
deren dauerhafte Übernutzung zum Zusammenbruch des Ressourcensystems führt. Eine effiziente
Bewirtschaftung des Ressourcensystems ist durch entsprechende Institutionen zur Regulierung von
Zuflüssen und Abflüssen möglich.
Zuflüsse entstehen durch beim Nachfrager als integer erfahrene Positionswettbewerbe, Abflüsse durch
Verstösse gegen die sich gesellschaftlich gebildeten und zum grossen Teil kodifizierten Regeln sportlicher
Positionswettbewerbe. Diese dynamische Sichtweise ersetzt eine Auffassung von Wettbewerbsintegrität
als binäres Konstrukt, das ein Maximum an Regulation zur Erhaltung der Wettbewerbsintegrität verlangt.
Eine dynamische Betrachtung zieht jedoch eine Reihe von Messproblemen nach sich, so dass wegen
der bisher fehlenden Messkonzepte von einer unbestimmten Allmenderessource auszugehen ist. Dies
erfordert zwar nicht ein maximales aber doch ein hohes Mass an Regulation, um eine Übernutzung
mit Sicherheit ausschliessen zu können.
Als Kategorien von Zu- und Abflüssen zum Ressourcensystem «Integrität des Wettbewerbs» im sportlichen
Kontext kommt den Wettkampfregeln, den Wettbewerbsmodi sowie den Organisationsarrangements
der Institutionen, die die Zu- und Abflüsse zum Ressourcensystem bewirtschaften, eine
besondere Bedeutung zu. Bei ihrer Ausgestaltung wird das Ziel verfolgt, Verletzungen der Integrität
sportlicher Wettbewerbe zu vermeiden bzw. zu verringern – wie sie sich etwa aus einer Beeinflussung
des Sports durch Spiel- und Wettabsprachen, aus Doping im Sport oder Korruption im Sport ergeben
können. Während diese Verfahrensweise schon lange der regulatorischen Praxis entspricht, ergibt sich
aus der vorliegenden Untersuchung und der gewählten gütertheoretischen Perspektive erstmalig eine
ökonomische Rechtfertigung für die Regulation von Verletzungen der Integrität sportlicher Wettbewerbe.
Diese kann nachfolgend zur Ableitung von praktischen Handlungsanweisungen unterstützend
verwendet werden.
Lutz Thieme
Joachim Lammert
Technische Universität Chemnitz
Fakultät für Human-
und Sozialwissenschaften
Institut für Sportwissenschaft
Professur Sportwissenschaft III
09107 Chemnitz / Deutschland
64 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 65

Literatur
Dietl, H., Franck, E. & Hasan, T. (2007). Zur Eignung der Ligagenossenschaft als Organisationsform im professionellen
Teamsport – Eine modelltheoretische Untersuchung. Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung,
59 (6), 447–464.
Erlei, M., Leschke, M. & Sauerland, D. (1999). Neue Institutionenökonomik. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.
Franck, E. (2002). ‹Making the majors› – Grundlegende institutionelle Innovationen in der Entwicklung des
amerikanischen Teamsports und ihre ökonomische Logik. Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 72 (Ergänzungsheft 4), 23–42.
Konrad, K. A. (2009). Strategy and Dynamics in Contests. Oxford: Oxford Univ.Press.
Müller, C. (2004). Wettbewerbsintegrität als Oberziel des Lizenzierungsverfahrens der Deutschen Fussball Liga GmbH.
In K. Zieschang & C. Klimmer (Hrsg.), Unternehmensführung im Profifussball (19–44). Berlin: Schmidt.
Ostrom, E. (1999). Die Verfassung der Allmende. Jenseits von Staat und Markt. Tübingen: Mohr Siebeck.
Parlow, M. J. (2010). Professional Sports League Commissioners Authority and Collective Bargaining.
Texas Review of Entertainment and Sports Law, 11 (2), 179–203.
Picot, A., Dietl, H. & Franck, E. (2002). Organisation. Eine ökonomische Perspektive. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.
Rosen, S. (1988). Promotion, elections and other contests. Journal of Institutional and Theoretical Economics,
144 (1), 73–90.
Schellhaass, H. & Enderle G., (2000). Wirtschaftliche Organisation von Sportligen in der Bundesrepublik Deutschland.
Köln: Strauss.
Thieme, L. (2011). Zur Konstitution des Sportmanagements als Betriebswirtschaftslehre des Sports –
Entwicklung eines Forschungsprogramms. Berlin: epubli.
Autorenverzeichnis
Armada Manuel R. S. 36
Adam Sandy S. 30
Alfs Christian S. 26, 52
Balter Janine S. 25, 37
Beck Daniel S. 43
Belz Christian S. 4
Brandes Leif S. 16
Brechot Marc S. 16
Bussmann Marc S. 32
Candan Hasan S. 39
Chatrath Stefan S. 53
Dauman Frank S. 15
Dietl Helmut S.18
Egli Benjamin S. 39
Eigenschenk Barbara S. 33
Emrich Eike S.12, 23, 25, 37, 64
Feddersen Arne S. 35
Felfe Christine S. 20
Ferreira Joaquim S. 36
Flepp Raphael S. 34
Franck Egon S.16, 30, 34
Frenger Monika S.12, 64
Gmür Markus S. 11
Gros Marius S. 47
Heinze Robin S.15
Hentschel Sandra S. 55
Herzer Christine S. 24
Hoehn Thomas S. 56
Höchli Christian S. 50
Hovemann Gregor S.30, 58
Humphreys Brad R. S. 35
Huth Christopher S. 47, 62
Kastrinaki Zafeira S. 56
Kempf Hippolyt S. 4
Klein Konstantin S. 45
Klein Marie-Louise S. 7
Klenk Christoffer S. 26
Körmann Jasper S. 7
Kurscheidt Markus S. 7
Lackner Mario S. 5
Lammert Joachim S. 30, 65
Lechner Michael S. 20
Leitão João S. 36
Moesch Christian S. 32
Mutter Felix S. 21
Mühlheusser Gerd S. 55
Nagel Siegfried S. 26, 39
Nufer Gerd S. 45
Nüesch Stephan S. 34
Parensen Andreas S. 60
Paul Rodney J. S. 19
Pawlowski Tim S. 21
Pieper Jan S. 57
Pierdzioch Christian S. 23, 25, 37
Pitsch Werner S. 12, 23, 64
Preuss Holger S. 26, 52
Rebeggiani Luga S. 17
Rünger Brigit S. 58
Rütter Heinz S. 50
Schafer Jonas S. 11
Schäfer Andreas S. 45
Schlesinger Torsten S. 39
Schmid Christian S. 50
Schütte Norbert S. 7
Silvestri Julian S. 45
Sliwka Dirk S. 55
Soebbing Brian P. S. 35
Spale Cyrill S. 14
Steinmayr Andreas S. 20
Suppiger Yves S. 24
Thieme Lutz S. 41, 65
van Reeth Daam S. 63
von Rimscha Bjørn S. 9
Wehrli Roger S. 24
Weinbach Andrew P. S. 19
Weingärtner Christian S. 18
Zulehner Christine S. 5
66 Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts Im Schatten der Sportwirtschaft – Abstracts 67

Herausgeber: Bundesamt für Sport BASPO
Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen EHSM
Ressort Sport und Gesellschaft
www.ehsm.ch
Bundesamt für Sport BASPO
2532 Magglingen
E-Mail: congress@baspo.admin.ch
Wir danken für die Unterstützung.
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