2010 |11 - Wolfgang Borchert Theater
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Ödön von Horváth<br />
1 | GLAUBE LIEBE HOFFNUNG<br />
Ein kleiner Totentanz.<br />
Die junge Elisabeth ist in einen finanziellen Teufelskreis geraten: Ohne den fehlenden Wandergewerbeschein<br />
darf sie nicht legal arbeiten, ohne legale Arbeit fehlen ihr die monetären Mittel, um die ihr verhängte Vorstrafe<br />
abzubezahlen. In dieser prekären Situation hilft ihr ein gerührter Präparator des Anatomischen Instituts, bei welchem<br />
Elisabeth zunächst ihren Leichnam verkaufen möchte. Doch die anfängliche Großzügigkeit kehrt sich in<br />
aller Härte gegen die grundoptimistische Frau und bringt sie schließlich in die Vollzugsanstalt.<br />
Auch die schon sicher geglaubte Liebe schlägt in Gestalt des Polizisten Alfons Klostermeyer umbarmherzig zu,<br />
so daß Elisabeth den Glauben an sich und das Gute im Menschen verliert und schließlich der Freitod als einziger<br />
Ausweg erscheint.<br />
Horváths Werk ist eine Analyse über die menschlichen Sehnsüchte in unsicheren Zeiten, in welchen<br />
Glaube, Liebe und Hoffnung angesichts der gesellschaftlichen Umstände zum Scheitern verurteilt sind.<br />
Der "kleine Totentanz in fünf Bildern", den der österreichisch-ungarische Schriftsteller Ödön von Horváth im<br />
Jahr 1932 verfaßte, geht auf eine Zeitungsnotiz und somit auf eine wahre Begebenheit zurück. Der Titel aus<br />
dem bekannten Paulusbrief [1. Korintherbrief, Kap. 13, Vers 13] nimmt auf die drei christlichen Tugenden<br />
Bezug. Horváths politische Parabeln, die sich konkret gegen die soziale Ungerechtigkeit seiner Zeit richteten und<br />
im Dritten Reich schnell auf dem Index landeten, führen die Kritik an der Entsolidarisierung der Gesellschaft mit<br />
dem Einzelnen, zwischen Realismus und Illusionsbruch bis zur Groteske aus. Horváth vermischt zu diesem<br />
Zweck die dialektgefärbte Umgangssprache des Proletariats mit den Banalitäten und Floskeln der höheren<br />
Gesellschaft.<br />
Monika Hess-Zanger nimmt sich zur Spielzeiteröffnung mit GLAUBE LIEBE HOFFNUNG nach KLEINER<br />
MANN, WAS NUN? zum zweiten Mal den sozialen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise an. Damit stellt<br />
sie die menschlichen Tugenden in Zeiten von Globalisierung und verschärften Arbeitsmarktbedingungen durch<br />
die Finanzkrise wieder neu zur Diskussion und führt Horváths "Demaskierung des Bewußtseins" in aktueller<br />
Zeitkritik weiter fort.<br />
Inszenierung | Monika Hess-Zanger<br />
Ausstattung | Petra Buchholz<br />
Mit | Nora Düding [ELISABETH] | Konrad Haller [Ein Schupo] | Florian Bender [Oberpräparator / Tierpfleger<br />
/ MARIA / Ein Kamerad] | Heiko Grosche [Präparator / Er selbst, der Herr Amtsgerichtsrat / Ein Invalider ] | Sven<br />
Heiß [Vizepräparator / Ein hochgewachsener Herr / Ein Buchhalter / Ein Kriminaler] | Hanni-Isabell<br />
Schuster [JOACHIM, der tollkühne Lebensretter] | Jens Ulrich Seffen [Der Baron mit dem Trauerflor / Frau<br />
Amtsgerichtsrat / Ein dritter Schupo] | Sabrina vor der Sielhorst [IRENE PRANTL / Eine Arbeiterfrau / Ein weiblicher<br />
Schupo] |<br />
Premiere A | Freitag, 17. September <strong>2010</strong><br />
Premiere B | Samstag, 18. September <strong>2010</strong><br />
WBT_SAAL