Cruiser im Novemer 2016
30 Jahre Cruiser! Wir legen der aktuellen Ausgabe den Nachdruck der allerersten Ausgabe von 1986 bei. Ausserdem: Das grosse Interview mit Kathy Bates und...was macht eigentlich Rupert Everett?
30 Jahre Cruiser! Wir legen der aktuellen Ausgabe den Nachdruck der allerersten Ausgabe von 1986 bei. Ausserdem: Das grosse Interview mit Kathy Bates und...was macht eigentlich Rupert Everett?
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Editorial<br />
Liebe Leser<br />
Im Dezember 1986 wurde <strong>im</strong> Zürcher Niederdorf in den Gay-Lokalen eine Broschüre verteilt, ihr Name:<br />
CRUISER. Es war die sogenannte Null-Nummer. Kleinformatig mit ein paar wenigen Seiten trat man<br />
gegen die etablierte Konkurrenz «Kontakt» an. Die Macher, mit dabei Markus Christen (Macho Men’s<br />
Shop) und Thomy Schallenberger, wollten einerseits für Szenelokale und -shops eine weitere Werbeplattform<br />
schaffen und andererseits die Szene mit Infos, Klatsch und Tratsch bedienen. 30 Jahre <strong>Cruiser</strong>! Wir freuen uns und sind<br />
stolz darauf, wie sich der <strong>Cruiser</strong> über die Jahre entwickelt hat. Unser Jubiläum n<strong>im</strong>mt in dieser Ausgabe einen wichtigen Platz<br />
ein – daher haben wir auch gleich die allererste Ausgabe als Nachdruck beigelegt. Best<strong>im</strong>mt erinnert sich der eine oder andere<br />
noch an die (suhuhupertollen) 1980er Jahre … Schon alleine die Inserate <strong>im</strong> <strong>Cruiser</strong> von damals sind wohl mittlerweile ein Stück<br />
Zeitgeschichte. Wir wünschen dir viel Spass damit.<br />
Herzlich; Haymo Empl<br />
Chefredaktor<br />
inhalt<br />
5 30 Jahre <strong>Cruiser</strong> Das Jubiläum<br />
12 Kolumne Bötschi klatscht<br />
13 Portrait Markus Christen<br />
14 Kultur Theater-Tipp<br />
18 Kolumne Mirko!<br />
19 News Update<br />
20 <strong>Cruiser</strong> Zu Besuch Bodyesthetic<br />
22 Reportage Zu Besuch bei Sahak<br />
23 Kultur Buchtipp<br />
24 Interview Kathy Bates<br />
27 Reportage Zu Besuch bei<br />
Leonhards-apotheke<br />
28 FINGERFERTIG CRUISER KOCHT!<br />
30 Kolumne MICHI RÜEGG<br />
31 Serie Ikonen von Damals<br />
34 Ratgeber Dr. Gay<br />
36 Kolumne Peter Thommen<br />
37 news Update<br />
38 Wettbewerb<br />
<strong>im</strong>pressum<br />
CRUISER MAGAZIN PRINT<br />
ISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Haymo Empl | Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl<br />
Bildredaktion Haymo Empl, Nicole Senn<br />
Bilder Bilddatenbank. Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber.<br />
Art Direktion Nicole Senn | www.nicolesenn.ch<br />
Redaktion Print Vinicio Albani, Anne Andresen, Thomas Borgmann, Bruno Bötschi,<br />
Andreas Faessler, Mirko, Moel Maphy, Michi Rüegg, Alain Sorel, Peter Thommen,<br />
Nihat Yasartürk.<br />
Korrektorat | Lektorat Birgit Kawohl<br />
Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />
Christina Kipshoven | Telefon +41 (0) 31 534 18 30<br />
WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare<br />
Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />
Wasserloses Druckverfahren<br />
REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />
empl.media, Haymo Empl<br />
Winterthurerstrasse 76, 8006 Zürich<br />
redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Telefon 044 586 00 44 (vormittags)<br />
CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />
Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />
Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende<br />
Angaben auf www.cruisermagazin.ch<br />
Der nächste <strong>Cruiser</strong> erscheint am 2. Dezember<br />
CRUISER november <strong>2016</strong>
4<br />
30 Jahre Macho Shop und 30 Jahre <strong>Cruiser</strong>:<br />
Zusammen sind wir<br />
CRUISER Oktober <strong>2016</strong>
30<br />
Jahre<br />
<strong>Cruiser</strong><br />
5<br />
30 Jahre<br />
JUBILÄUM<br />
Der <strong>Cruiser</strong> hat eine bewegte Geschichte hinter<br />
sich. Vor 30 Jahren wurden die ersten Exemplare<br />
<strong>im</strong> Niederdorf verteilt.<br />
Von Haymo Empl, mit Material von Martin Ender und Dani Diriwächter<br />
E<br />
in Brief aus dem Jahre 1987 – auf «Die Nullnummer des <strong>Cruiser</strong>, erschienen<br />
<strong>im</strong> November 86, war ein Erfolg – <strong>im</strong><br />
Schreibmaschine getippt – belegt den<br />
offiziellen Start des <strong>Cruiser</strong>: «Am 11. Handumdrehen hat Mann sich ein Exemplar<br />
Januar 1987 haben wir – das sind Markus gegriffen. Daraus schliessen wir, dass wir<br />
Christen, Thomy Schallenberger, Tony Vogt eine ‹Marktlücke› gefunden haben, mit einem<br />
Szene-Blatt aus Informationen, ein we-<br />
und Roger Staub – den Verein <strong>Cruiser</strong> gegründet.<br />
Wir wollen mit dem <strong>Cruiser</strong> eine nig Klatsch und Inseraten, die weiterhelfen,<br />
regelmässige Publikation für Zürich und wohin und oder wozu auch <strong>im</strong>mer. Wir machen<br />
also weiter. Und weil wir meinen, es<br />
Umgebung schaffen.»<br />
Zuvor, <strong>im</strong> November und Dezember müsste den <strong>Cruiser</strong> auch in einer etwas ferneren<br />
Zukunft noch geben, haben wir einen<br />
1986, wurde der Markt mit einer so genannten<br />
Nullnummer getestet. (Wir haben diese Verein gegründet. Die Aktivmitglieder machen<br />
das Heft, und die Gönnermitglieder hel-<br />
als Nachdruck beigelegt.)<br />
Im Frühjahr kam dann also die Ausgabe<br />
1/87 heraus. Roger Staub gab <strong>im</strong> Editorial ermöglicht werden. – Eintagsfliegen hat’s ja<br />
fen. So soll dem <strong>Cruiser</strong> ein besseres Dasein<br />
bekannt:<br />
schon genug gegeben.»<br />
Die erste «reguläre» Ausgabe, die sich<br />
<strong>im</strong> Layout nicht von der «Nullnummer»<br />
unterschied, erschien <strong>im</strong> Februar 1987. Das<br />
war die eigentliche Geburtsstunde des<br />
<strong>Cruiser</strong>. Er leistete sich von Anfang an eine<br />
Redaktion und bewies, dass ein Szeneblatt<br />
mehr sein kann als nur Kontaktanzeiger.<br />
Das war nicht <strong>im</strong>mer einfach. Die Finanzierung<br />
hing von einer Handvoll Inserenten<br />
ab; in den Anfängen wurde in der Redaktion<br />
viel Freiwilligenarbeit geleistet – das ist<br />
auch heute noch so. Der <strong>Cruiser</strong> erschien<br />
vorerst unregelmässig alle paar Monate,<br />
scheinbar je nachdem, ob sich zahlende Inserenten<br />
fanden und die neben- und ehrenamtlichen<br />
Redaktoren Zeit fanden. ➔<br />
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CRUISER november <strong>2016</strong>
30<br />
Jahre<br />
<strong>Cruiser</strong><br />
7<br />
Der <strong>Cruiser</strong> hat sich aber schnell etabliert.<br />
Er steigerte seine Auflage, wuchs über<br />
den Raum Zürich hinaus, erschien in monatlicher<br />
Frequenz und war damit bald der<br />
Konkurrenz voraus. Er kam dank fundierter<br />
und oft auch angriffiger, aufdeckender Berichte<br />
über die Szene oder Szenebetriebe bei<br />
den Lesern gut an. Das polarisierte aber und<br />
kostete ab und zu auch die Gunst der Inserenten.<br />
Die 30 Jahre <strong>Cruiser</strong> sind eine<br />
bewegte Geschichte: Die Formate und die<br />
Schriftzüge wechselten – wie man auf der<br />
Titelseite sehen kann – und auch die Personen,<br />
die daran gearbeitet haben. So ist dem<br />
Protokoll der ersten Generalversammlung<br />
des Vereins <strong>Cruiser</strong> zu entnehmen, dass<br />
Tony Vogt bereits nach einem Jahr seinen<br />
Austritt gab.<br />
Der <strong>Cruiser</strong> wurde über Jahre unter<br />
dem Dach eines nicht gewinnorientierten<br />
Vereins geführt – was für den Kassier nicht<br />
<strong>im</strong>mer einfach war. So findet sich denn <strong>im</strong> ➔<br />
In seiner 30 Jährigen Geschichte hatte der <strong>Cruiser</strong> zahlreiche Formate; besonders verwirrend<br />
waren die «Zwischenausgaben» mit dem Namen «Contaction».<br />
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30<br />
Jahre<br />
<strong>Cruiser</strong><br />
Die ersten <strong>Cruiser</strong> kamen <strong>im</strong> Format A5<br />
daher und richteten sich ausschliesslich an<br />
die Stadtzürcher Gay-Szene. Entsprechend<br />
auch die Cover-Gestaltung<br />
Mahnwesen auch eine Formulierung wie:<br />
«Da wir am <strong>Cruiser</strong> nichts verdienen wollen,<br />
haben wir auch kein Geldpolster. Wir sind<br />
«Da wir am <strong>Cruiser</strong> nichts<br />
verdienen wollen, haben wir<br />
auch kein Geldpolster.»<br />
auf die speditive Zahlung unserer Inserenten<br />
angewiesen. Darf ich Sie bitten, Ihre Zahlung<br />
baldmöglichst zu begleichen.» Die Vereinsform<br />
verlangte natürlich von allen aktiv<br />
Mitarbeitenden viel Einsatz und Freiwilli-<br />
CRUISER november <strong>2016</strong><br />
genarbeit. Nach Jahren erst wurde der Verein<br />
aufgelöst und der <strong>Cruiser</strong> stufenweise in<br />
andere Geschäftsformen und Besitzverhältnisse<br />
überführt.<br />
Der <strong>Cruiser</strong> erfuhr vor allem in der<br />
zweiten Hälfte der 90er-Jahre Berg- und<br />
Talfahrten. Wechsel an der Redaktionsspitze<br />
und in der Administration brachten<br />
eine gewisse Unruhe mit sich. Auch der<br />
erneute Formatwechsel sorgte für Verwirrung.Richtig<br />
professionell wurde der <strong>Cruiser</strong><br />
dann mit der Übernahme von Martin<br />
Ender, der den <strong>Cruiser</strong> bis kurz vor seinem<br />
Tod in diesem Jahr massgeblich prägte.<br />
Zusammen mit Dani Diriwächter brachte<br />
er den <strong>Cruiser</strong> bis ganz an die Spitze. Mehr<br />
davon später.<br />
Roger Staub in sehr jungen Jahren. C)<br />
Schwulengeschichte.ch
30<br />
Jahre<br />
<strong>Cruiser</strong><br />
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Ein besonders hübsches Exemplar der damaligen Zeit<br />
als «<strong>Cruiser</strong> Boy des Monats».<br />
Die Leser wurden mit Nachdruck aufgefordert aktiv zu werden.<br />
2000 Exemplare und viel Herzblut<br />
Der <strong>Cruiser</strong> startete mit einer Auflage von<br />
2000 Exemplaren <strong>im</strong> A5-Format (siehe unseren<br />
beigelegten Nachdruck). Der Druck war<br />
auf den Innenseiten schwarz-weiss gehalten<br />
und das Heft hatte einen einfarbigen Umschlag.<br />
Diese Bescheidenheit erlaubte auch<br />
moderate Anzeigenpreise, wie eine Rechnung<br />
vom Februar 1987 belegt: «Sehr geehrte Frau<br />
Z<strong>im</strong>mermann, bereits sind schon fast alle<br />
2000 <strong>Cruiser</strong>-Exemplare mit einem Inserat<br />
vom Barfüsser verteilt. Bis jetzt ist das Echo<br />
sehr gut. Darf ich Sie bitten, mir die Inseratkosten<br />
mit beiliegendem Einzahlungsschein<br />
zu überweisen. Inserat ¼ Seite CHF 90.–.»<br />
Der Erfolg des <strong>Cruiser</strong> rief natürlich<br />
auch schnell Neider auf den Plan: <strong>Cruiser</strong> sei<br />
zu kommerziell, hiess es bereits ab der dritten<br />
Ausgabe. Roger Staub dazu <strong>im</strong> Editorial<br />
von 1987: «Wir wollen uns nicht bereichern,<br />
der <strong>Cruiser</strong> ist ein unkommerzielles Blatt,<br />
allfällige Gewinne werden wir für die Verbesserung<br />
der Gestaltung und des Umfangs<br />
reinvestieren. Wir wollen vielmehr einen<br />
Beitrag leisten, dass unsere Szene ein eigenes<br />
Forum erhält (…).»<br />
«Wir wollen uns nicht<br />
bereichern, der <strong>Cruiser</strong> ist<br />
ein unkommerzielles Blatt.»<br />
Roger Staub war (und ist) eine zentrale<br />
Figur in der Szene: 1985 war er Initiant<br />
und Mitbegründer der Aidshilfe<br />
Schweiz und erkannte schnell, dass der<br />
<strong>Cruiser</strong> das ideale Publikationsorgan in<br />
Sachen Prävention rund um HIV und ➔<br />
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CRUISER november <strong>2016</strong>
10<br />
30<br />
Jahre<br />
<strong>Cruiser</strong><br />
Die Kolumnen von Thomy Schallenberger<br />
sind mittlerweile legendär …<br />
AIDS sein konnte. Im Gespräch mit dem<br />
<strong>Cruiser</strong> erinnert sich Roger Staub: «Ich<br />
selbst war nicht wirklich auf der damaligen<br />
<strong>Cruiser</strong>-Redaktion anwesend. Vielmehr<br />
trug ich relevante Informationen<br />
zusammen und schrieb meine Artikel –<br />
«Dann mussten die armen<br />
Jungs von der Redaktion<br />
quasi zum Fotoshooting<br />
genötigt werden.»<br />
damals noch auf Schreibmaschine. Die<br />
Artikel habe ich dann abgeliefert und diese<br />
wurden entsprechend abgedruckt. Es<br />
war ja noch die Zeit vor Internet und daher<br />
war die Szene um sämtliche News rund<br />
um die Krankheit dankbar – die meisten<br />
Infos kamen direkt von Konferenzen und<br />
Kongressen aus den USA und wir sorgten<br />
dafür, dass die neuen Erkenntnisse zeitnah<br />
auch bei uns publiziert wurden. Dafür<br />
war der <strong>Cruiser</strong> natürlich ideal.»<br />
…genauso wie die damaligen Kampagnen für «The Hot Rubber» Kondome.<br />
Eine spannende Zeitreise<br />
Der <strong>Cruiser</strong> war von Anfang an eine Gratis-<br />
Publikation für die Leser und musste somit<br />
einzig über Inserat-Einnahmen finanziert<br />
werden. Auf der Inserenten-Liste von damals<br />
stehen Namen, die man heute noch<br />
kennt, aber auch Betriebe, die verschwunden<br />
sind. Es waren vorwiegend Bars, Clubs und<br />
Shops aus Zürich: Restaurant Barfüsser,<br />
Babalu, Bagpiper, Grotto-Bar, Trübli, Club<br />
Hey, Les mains bleues, Macho men’s shop,<br />
Relaxclub, Moustache, Pussy cat, Predigerhof,<br />
Tip Top, Sauna Alexander, Spot25,<br />
T&M, Wy Not.<br />
Effektiv eine Zeitreise macht man mit<br />
dem <strong>Cruiser</strong>, wenn man die verschiedenen<br />
Rubriken etwas genauer anschaut: Sehr beliebt<br />
(und nie wirklich erfolgreich) war über<br />
die Dekaden <strong>im</strong>mer wieder der «<strong>Cruiser</strong>-<br />
Boy des Monats». Entweder haben sich<br />
Stricher beworben oder es hat sich gar niemand<br />
beworben.<br />
Dann mussten die armen Jungs von der<br />
Redaktion quasi zum Fotoshooting genötigt<br />
werden. Siehe der mässig fröhlich dreinschauende<br />
«<strong>Cruiser</strong>-Boy» auf dem Bild von<br />
1991. Kocherei war auch <strong>im</strong>mer beliebt –<br />
meistens blieb es bei einem Versuch, eine<br />
Kochseite auf die Beine zu stellen: Es wurden<br />
wohl Rezepte eingesandt, aber irgendwie<br />
hatte niemand von der Redaktion dann Zeit &<br />
Musse, die Kochtipps auch umzusetzen. Wir<br />
CRUISER november <strong>2016</strong>
30<br />
Jahre<br />
<strong>Cruiser</strong><br />
11<br />
hoffen, dass wir diesbezüglich mit unserer<br />
neuen Kochseite erfolgreicher sein werden.<br />
Was aber über alle Ausgaben auffällt: Die<br />
<strong>Cruiser</strong>-Macher haben in jeder Ausgabe –<br />
wirklich in jeder – alles gegeben und sich<br />
enorm bemüht. Auch um aktive Inputs der<br />
Leserschaft. Teilweise mit Nachdruck:<br />
Angriffig und unerschrocken<br />
Der <strong>Cruiser</strong> machte <strong>im</strong>mer wieder<br />
von sich reden. So brachte er einst all jene<br />
Nationalräte auf die Titelseite, die damals<br />
gegen das Partnerschaftsgesetz kämpften.<br />
Als Szeneblatt schützte er aber auch die<br />
eigene Szene nicht vorbehaltlos. So pragerte<br />
er Partyveranstalter an, die Bareback-<br />
Parties durchführen wollten. Auch<br />
Thomys (Thomas Schallenberger) teilweise<br />
sehr bissigen Kolumnen gefielen nicht<br />
<strong>im</strong>mer allen. Lange noch <strong>im</strong> Gespräch war<br />
auch der «<strong>Cruiser</strong>-Sauna-Test», der durch<br />
seine Einstufung von gut bis schlecht Inserenten,<br />
die <strong>im</strong> unteren Bereich der Bewertungsskala<br />
lagen, vergraulte.<br />
HIV und Aids waren <strong>im</strong>mer wieder<br />
Thema, auch wenn diese Thematik nicht gerade<br />
positiv konnotiert ist. Unvergesslich,<br />
wie der <strong>Cruiser</strong> vor gut fünf Jahren die Honorarforderung<br />
von Doris Fiala als Präsidentin<br />
der Aids-Hilfe Schweiz angeprangert<br />
hat und damit eine mediale Lawine auslöste.<br />
Fiala kassierte für ein Pensum von 20 Prozent<br />
50 000 Franken pro Jahr und gefährdete<br />
mit dieser überrissenen Lohnforderung das<br />
ZEWO Gütesiegel für Spendenorganisationen.<br />
Fiala reduzierte aufgrund des Druckes<br />
dann ihre Forderungen um 20 000 Franken<br />
und <strong>Cruiser</strong> kassierte eine Beschwerde be<strong>im</strong><br />
Presserat, die abgewiesen wurde. Die Wucht<br />
der sozialen Medien spürte dann <strong>Cruiser</strong>, als<br />
<strong>im</strong> letzten Jahr ein ganzseitiges Inserat des<br />
SVP-Politikers Hans-Ueli Vogt abgedruckt<br />
wurde: Der <strong>Cruiser</strong>-Webserver war für kurze<br />
Zeit sogar lahmgelegt; viele (vor allem<br />
Heteros!) fanden, es würde gar nicht gehen,<br />
wenn eine «linke» Zeitung ein solches Inserat<br />
drucken würde – zumal dann auch noch<br />
auf der äusseren Umschlagseite. <strong>Cruiser</strong> sah<br />
die Sache etwas differenzierter: Wenn schon<br />
SVP, dann bitteschön schwul.<br />
Die Gründer-Kombi vor 30 Jahren war<br />
ein Glücksfall: Staub von der Prävention,<br />
Christen mit seinen Läden direkt in der Szene<br />
verankert, Schallenberger (mehr oder weniger<br />
ruhig) <strong>im</strong> Hintergrund … Allen war<br />
die Leidenschaft gegeben, etwas zu bewegen,<br />
etwas zu verändern und natürlich auch der<br />
Szene eine St<strong>im</strong>me zu geben. Dieser Spirit<br />
wurde dann von Ender/Diriwächter aufgenommen<br />
und mehr als 15 Jahre mit Herzblut,<br />
Mut und journalistischem Können weitergeführt<br />
– der Ender/Diriwächter Geist<br />
wabert gottseidank noch <strong>im</strong>mer in der Redaktion<br />
umher und daher (aber nicht nur!)<br />
sind wir überzeugt, dass wir dieses Erbe <strong>im</strong><br />
besten Sinne weiterführen werden.<br />
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CRUISER november <strong>2016</strong>
12<br />
KOLUMNE<br />
Bötschi klatscht<br />
Toilettengeschichten<br />
Kürzlich war ich in Spanien in einem WC<br />
eingeschlossen. Und weil in Zürich fast<br />
gleichzeitig eine noch viel spannendere<br />
Toilettengeschichte passierte, dreht sich<br />
heute alles um das stille Örtchen.<br />
VON BRUNO BÖTSCHI<br />
«<br />
Scheisse», dachte ich, aber da war es<br />
schon zu spät: Die Türe liess sich nicht<br />
öffnen. Der Drehknopf machte zwar<br />
hübsch seine Runde, aber das Schloss ging<br />
nicht auf. Ich stand in der Toilette und rüttelte<br />
an der Türe und rüttelte und rüttelte,<br />
aber diese Türe, diese verdammte Türe …<br />
diese Scheisstüre, diese … gopferdorri nochmals<br />
… tat KEINEN Wank. KEINEN!<br />
Eigentlich wäre mein klaustrophobischer<br />
Anfall auf der Toilette – es fing mit einem<br />
sanften Krüsele in den Füssen an - in<br />
einem Restaurant in Denia, Spanien, keiner<br />
Erwähnung wert, wenn ich nicht einen Tag<br />
später eine andere, durchaus bemerkenswerte<br />
WC-Geschichte gelesen hätte.<br />
Ja, ich bin nämlich irgendwann wieder<br />
aus der Restaurant-Toilette rausgekommen.<br />
Dazu später. Zuerst die andere, die WC-Geschichte<br />
vom Restaurant Coming soon. Das<br />
vietnamesische Lokal <strong>im</strong> Zürcher Langstrassen-Quartier<br />
setzte ein Zeichen für Offenheit<br />
und Rücksichtsnahme und hat seine geschlechterspezifischen<br />
Toiletten aufgehoben.<br />
Momoll, Mädchen, Buben und viele<br />
andere können <strong>im</strong> «Coming soon» selber<br />
entscheiden, in welchem WC sie ihr Geschäft<br />
erledigen wollen. Vielleicht können<br />
wir Männer jetzt endlich herausfinden,<br />
warum Frauen meistens zu zweit auf die<br />
CRUISER november <strong>2016</strong><br />
Toilette gehen. Stopp, das wäre ein anderes<br />
Thema.<br />
In der Schweiz finden sich praktisch<br />
nur öffentliche Toiletten, welche geschlechtergetrennt<br />
und entweder nur für Männer<br />
oder nur für Frauen sind. Grund: Das Gesetz<br />
«Es stehen <strong>im</strong>mer wieder<br />
Gäste vor den Türen.»<br />
schreibt es so vor. Im «Coming soon» ist das<br />
jetzt also anders: Eigens kreierte Schilder an<br />
den Klo-Türen erklären die Neuerung.<br />
«Es stehen <strong>im</strong>mer wieder Gäste vor den<br />
Türen», sagt Gastgeber Rico Fanchini, «weil<br />
sie nicht wissen, wo sie rein sollen.» Diese<br />
Ratlosigkeit ist gewollt. Die «Coming soon»-<br />
Verantwortlichen möchten eine Diskussion<br />
anregen.<br />
Denn für Personen, welche sich nicht<br />
ins binäre Geschlechtermodell einordnen<br />
können oder wollen, sind geschlechtergetrennte<br />
WCs mitunter problematisch. St<strong>im</strong>mt<br />
etwa das äusserliche nicht mit dem empfundenen<br />
Geschlecht überein, fühlen sich diese<br />
Menschen ausgeschlossen und diskr<strong>im</strong>iniert.<br />
Während das «Coming soon» für die<br />
Schweiz eine Vorreiterrolle einn<strong>im</strong>mt, gehört<br />
dies in anderen Ländern – etwa in den<br />
USA – bereits zum Alltag. In über 150<br />
US-amerikanischen Colleges existieren seit<br />
Jahren genderneutrale Toiletten. Und vergangenen<br />
Juni entschied der New Yorker<br />
Stadtrat, dass es ab Januar 2017 nur noch<br />
Unisex-Toiletten in der Stadt geben darf.<br />
Bin ja mal gespannt, wie der Zürcher<br />
Stadtrat auf den Vorstoss der «Coming soon»-<br />
Macher reagieren wird: Mit einer saftigen<br />
Geldbusse oder tun die Politiker Busse und<br />
ändern demnächst das WC-Gesetz? Bisher<br />
habe sich noch niemand gemeldet, so Fanchini.<br />
Ich bleibe dran.<br />
Drin bin ich ja zum Glück nicht mehr,<br />
<strong>im</strong> WC von diesem Restaurant in Spanien.<br />
Glücklicherweise bemerkte ein anderer<br />
Gast, dass ich nicht mehr rauskam und holte<br />
Hilfe. Eine Kellnerin und ein Koch wurden<br />
zu meinen Rettern. Die beiden bauten das<br />
kaputte Schloss aus, so dass ich nach zehn<br />
ewig langen Minuten wieder Tageslicht sah.<br />
Wahrscheinlich werde ich den beiden<br />
ewig dankbar sein. Hätte meine WC-Haft<br />
nur noch drei Sekunde länger gedauert, ich<br />
hätte die Toilette kurz und klein geschlagen.<br />
Ohne Scheiss.<br />
www.brunoboetschi.ch
Portrait<br />
Markus Christen<br />
13<br />
Portrait<br />
Markus Christen<br />
Vor 30 Jahren erschien der erste <strong>Cruiser</strong>, wenige Monate zuvor<br />
eröffnete Markus Christen seinen ersten Shop. Warum <strong>Cruiser</strong> und<br />
Markus untrennbar miteinander verbunden waren und sind.<br />
Von Haymo Empl<br />
I<br />
n seinem angestammten Beruf als Kunststofftechnologe<br />
hat Markus Christen nie<br />
wirklich gearbeitet. Vielmehr hat ihn<br />
schon <strong>im</strong>mer das Besondere, die spezielle Herausforderung<br />
interessiert. Nicht, dass das <strong>im</strong><br />
Bereich der Kunststofftechnologie nicht möglich<br />
gewesen wäre, aber das Schicksal hatte<br />
andere Pläne. Markus war Mitbegründer und<br />
treibende Kraft des «<strong>Cruiser</strong>». Markus, der<br />
eben zusammen mit Thommy Schallenberger<br />
seinen ersten Gay-Shop «Macho» eröffnet<br />
hatte, war auf der Suche nach einem Medium,<br />
welches die Gay-Szene direkt ansprach (und<br />
er notabene darin inserieren konnte). Zur<br />
damaligen Zeit existierte das «Kontakt»,<br />
welches pr<strong>im</strong>är – wie der Name sagt – von<br />
Kontaktanzeigen lebte, ohne grossen redaktionellen<br />
Teil. «Die Zeit war damals einfach<br />
genau richtig für den ‹<strong>Cruiser</strong>›», erinnert sich<br />
Markus. Wir treffen ihn <strong>im</strong> Spätherbst auf<br />
seiner grossen Dachterrasse mitten <strong>im</strong> Zürcher<br />
Niederdorf. Er wirkt entspannt und irgendwie<br />
alterslos. «Es war generell eine spannende<br />
Zeit, eine Zeit des Auf- und Umbruchs»,<br />
so Markus weiter. «Bevor ich mit dem<br />
«Macho-Men’s Shop» selbständig machte,<br />
hatte ich mit einer Kollegin ein Partnervermittlungsinstitut»,<br />
so Markus weiter. Das ‹Institut›<br />
hat gut funktioniert, dummerweise<br />
schlawinerte sich seine Partnerin mit dem<br />
Geld über alle Berge, Markus stand wieder<br />
am Anfang.<br />
«<strong>Cruiser</strong>» entstand aus einer Notlage<br />
«Die Idee zu einem Shop geisterte schon<br />
länger herum … Und mit Thomy Schallenberger<br />
– als gelernter Herrenmodeverkäufer<br />
– hatte ich jemanden an meiner Seite,<br />
der sich mit der Materie bestens auskannte.<br />
Das war auch von Anfang an eine unserer<br />
Stärken: Die Beratung <strong>im</strong> Laden.» In der<br />
Vor-Internet-Zeit musste das Sort<strong>im</strong>ent des<br />
«Macho Men’s Shop» einem interessierten<br />
Publikum nähergebracht werden, Inserate<br />
<strong>im</strong> «Kontakt» (heute ist das das «Display»)<br />
des Scherrer-Verlags waren nicht möglich,<br />
Christen und der Inhaber des «Kontakt»<br />
gerieten aneinander, was in einem Inserate-Boykott<br />
seitens des Scherrer-Verlags gipfelte.<br />
Also gründete Markus zusammen mit<br />
Roger Staub und Tony Vogt den «<strong>Cruiser</strong>».<br />
«Die Namensfindung dauerte lange. Sehr<br />
lange», erinnert sich Markus. «‹<strong>Cruiser</strong>›<br />
entstand schliesslich, weil wir einerseits das<br />
englische ‹to Cruise› <strong>im</strong> Sinne des Gay-<br />
Slangs ‹cruising› passend fanden – <strong>im</strong>merhin<br />
listeten wir in jeder Ausgabe sämtliche<br />
Bars und Clubs auf – andererseits aber<br />
auch, weil bei einem Schiff der Suchscheinwerfer,<br />
der gezielt etwas anstrahlt ebenso<br />
heisst. Also ‹cruiser›»<br />
Der Macho Shop ist eine Erfolgsgeschichte<br />
Das Trio Christen/Staub/Vogt gründete also<br />
1987 – nach erfolgreicher Verteilung der ersten<br />
<strong>Cruiser</strong>-Nullnummer <strong>im</strong> November/Dezember<br />
1986 – den Verein «<strong>Cruiser</strong>». Markus<br />
war in der Szene verankert, hatte durch sein<br />
Laden den direkten Draht zu dieser, Roger<br />
Staub engagierte sich in der HIV-Prävention<br />
und Vogt sorgte für Ruhe und Ordnung in<br />
den damaligen hektischen Gründerzeiten.<br />
Bald stiess dann auch Thomy Schallenberger<br />
redaktionell dazu. Was auffällt: «<strong>Cruiser</strong>» polarisierte<br />
damals wesentlich mehr, als das<br />
heute die Gay-Magazine tun. «Es gab schon<br />
Ausgaben, welche für rote Köpfe sorgten», erinnert<br />
sich Markus. Vor allem die Kolumnen<br />
waren manchmal zu viel für gewisse Betriebe.<br />
«Es kam vor, dass wir den ‹<strong>Cruiser</strong>› manchmal<br />
mehrere Monate lang nicht mehr auflegen<br />
durften, weil irgendwer über irgendwen<br />
darin gelästert hat.» Damals sei die Gay-<br />
Szene wesentlich homogener als heute gewesen,<br />
zudem habe so etwas wie «die Szene»<br />
gar nicht existiert, denn diese unterteile sich<br />
in weitere Subgruppen: Es habe die «Lederszene»<br />
gegeben, die «Dragszene» usw. All<br />
diese verschiedenen Splittergruppen versuchte<br />
der «<strong>Cruiser</strong>» anzusprechen und<br />
Markus mit seinem «Macho» ebenfalls. Keine<br />
leichte Aufgabe, zumal Markus als Person<br />
ebenfalls stark polarisierte (und es vielleicht<br />
auch heute noch tut). Damals wie heute<br />
nahm und n<strong>im</strong>mt der gebürtiger Urner (so<br />
zeichnete Markus manchmal auch seine Artikel:<br />
(«ein Urner in Zürich») kein Blatt vor<br />
den Mund und sagt, was er denkt. Bei Markus<br />
weiss man schnell, woran man ist. Genau<br />
das schätzen aber auch heute noch seine<br />
Kunden. Denn – <strong>im</strong> Gegensatz zum onlineshopping-<br />
weiss man bei Markus in seinem<br />
Laden, woran man ist und was man kaufen<br />
sollte oder eben besser nicht.<br />
CRUISER november <strong>2016</strong>
14<br />
KULTUR<br />
Theater-Tipp<br />
KULTUR<br />
Liebe den, der dich hasst. Mit Begeisterung gegen Gewalt<br />
fleischlin/meser: «I just wanna fucking dance oder Begeisterung und Protest»<br />
Es sind die kleinen Gesten, die auf der politischen<br />
Bühne grösste Wirkung entfalten<br />
und es sind die kleinen Gesten, die auf der<br />
Theaterbühne zu einer mitreissend orchestrierten<br />
Performance wachsen: Ein Mann<br />
stellt sich <strong>im</strong> Staub einem Panzertrupp in<br />
den Weg, so dass dieser anhalten muss. Ein<br />
Polizist reckt einer aufgebrachten Meute<br />
seinen tanzenden Popo entgegen: Ihr könnt<br />
mich mal. Eine demonstrierende Menge<br />
entfaltet ihre eigene Dynamik <strong>im</strong> Synchronhüpfen:<br />
Wir sind viele, und wir sind<br />
da. Widerstand zelebrieren – und das auf<br />
lustvolle Weise. Für ihre Produktion «I just<br />
wanna fucking dance oder Begeisterung<br />
und Protest» setzten sich die beiden Performerinnen<br />
Beatrice Fleischlin und Anja<br />
Meser mit Dokumaterial von Aktionen des<br />
gewaltfreien Widerstands auseinander und<br />
extrahierten daraus Bewegungsabläufe,<br />
Bilder und Tonmaterial. Alle Genregrenzen<br />
CRUISER november <strong>2016</strong><br />
über Bord werfend, kombiniert das Duo<br />
fleischlin/meser Tanztheater mit Popkultur,<br />
Performance mit Soundinstallation<br />
und Video.<br />
Wie die Gratwanderung zwischen Gewalt<br />
und einer humorvollen Antwort auf<br />
dieselbe gelingen kann, explorieren die<br />
beiden Performerinnen <strong>im</strong> nonchalanten<br />
Nebeneinander dieser Versatzstücke. Hier<br />
wechselt sich Audiomaterial, bestehend aus<br />
bewegenden Reden gegen die Gewalt, ab<br />
mit einem kitschigen Auftritt <strong>im</strong> Eurovision-Stil<br />
samt Galakleid und Nebelmaschine.<br />
Begeisterung für eine Sache ist ihr Schlüssel<br />
zu erfolgreichem Protest, «I just wanna<br />
fucking dance» das Leitmotto, unter dem<br />
sich Krieg und Schrecken selbst dem Einzelnen<br />
beugen: Wenn dich jemand hasst,<br />
bringe ihm Liebe entgegen. Er wird dich<br />
noch mehr hassen, und er wird das Arschloch<br />
sein. Warum sonst tanzt man <strong>im</strong> Chat-<br />
roulette mit bunten Kampfmasken wildfremden<br />
Menschen etwas Albernes vor und<br />
zeigt das Ganze dann auf der Bühne? Weil<br />
es be<strong>im</strong> Machen und Zuschauen gleichermassen<br />
Spass macht. Das Phänomen<br />
Digitalkultur als Katalysator für Massenbewegungen<br />
wird sinnfällig in solchen ansteckenden<br />
Blödeleien:<br />
Spätestens, als die Holzbox auf der<br />
Bühne das Publikum auffordert einzutreten,<br />
zeigt sich, dass ein solches Wagnis gelingen<br />
kann. Alle wollen plötzlich mitmachen.<br />
Aus dem stillen Synchronhüpfen des<br />
Pärchens auf der Bühne wird eine Massenbewegung.<br />
fleischlin/meser: «I just wanna fucking dance<br />
oder Begeisterung und Protest» ist noch am<br />
18./19. November <strong>2016</strong> in der Gessnerallee<br />
Zürich sowie am 14./15. Februar 2017 in der<br />
Kaserne Basel zu sehen.
KULTUR<br />
Theater-Tipp<br />
15<br />
Das Musical «Chicago» kommt nach Zürich<br />
«Chicago» ist eines der erfolgreichsten und heissesten<br />
Broadway-Musicals aller Zeiten und<br />
kommt jetzt erstmals nach Zürich. Das furiose,<br />
sarkastische Meisterwerk spielt in den wilden<br />
20er Jahren in Chicago, der «Gangsterstadt».<br />
Nachtklubsängerin Roxie Hart erschiesst ihren<br />
Geliebten und trifft <strong>im</strong> Gefängnis auf die berühmt-berüchtigte<br />
Doppelmörderin Velma Kelly.<br />
Um dem Tod durch den Strang zu entgehen, engagieren<br />
die beiden Killer-Ladies den Anwalt Billy<br />
Flynn. Eine Nachtklubsängerin, eine Doppelmörderin,<br />
ein eitler Anwalt und ein Gefängnis<br />
voller Sünde. Chicago läuft seit 20 Jahren ohne<br />
Unterbrechung in New York, zählt weltweit über<br />
27 500 Vorstellungen, spielte in über 35 Ländern<br />
in mehr als 470 Städten und wurde in zwölf<br />
Sprachen übersetzt. Chicago ist ein Musical mit<br />
der Musik von John Kander und den Gesangstexten<br />
von Fred Ebb, die beiden haben auch das<br />
Musical «Cabaret» komponiert.<br />
Chicago fasziniert durch sinnliche Ästhetik,<br />
begnadete Choreographien, mitreissende<br />
Songs und natürlich mit dem weltberühmten<br />
Track «All That Jazz …».<br />
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16<br />
KULTUR<br />
Theater-Tipp<br />
Transgender-Groteske am Schauspielhaus Zürich: Frau Schmitz<br />
Als der Firma ein wichtiger Kunde wegen<br />
Lieferschwierigkeiten in Pakistan abzuspringen<br />
droht, kann nur ein echter Kerl<br />
helfen. Es braucht jemanden, der den Pakistani<br />
«bei den Eiern» packt. Kurzerhand<br />
wird der bisherige Projektleiter, von nun an<br />
voller Zweifel ob seiner eigenen Männlichkeit<br />
und was diese ausmacht, ersetzt – durch<br />
Frau Schmitz. Denn Frau Schmitz, ursprünglich<br />
angestellt, weil ein gesundes<br />
«Reizkl<strong>im</strong>a» in der Firma laut Personalchefin<br />
für die Produktivität von Vorteil ist, ist<br />
biologisch ein Mann. Und momentan die<br />
einzig verfügbare Person für diese Dienstreise.<br />
Dass Frau Schmitz seit 18 Jahren als<br />
Frau lebt und <strong>im</strong> Dienste der Firma nun in<br />
Anzug und Krawatte springt, stösst nicht<br />
nur ihrer Familie sauer auf, sondern wirbelt<br />
auch ihr ganzes Arbeitsumfeld gehörig<br />
durcheinander. Als Frau noch den schmierigen<br />
Annäherungsversuchen eines Kollegen<br />
ausgesetzt, wird sie als Mann für ihre<br />
Durchsetzungskraft bewundert und weckt<br />
zudem ungeahntes Begehren in der Personalchefin.<br />
Derweil bemüht sich der aus dem<br />
Amt enthobene Projektleiter Sven als Hobbypsychologe,<br />
der seinen beiden Kollegen<br />
attestiert, «andersherum» zu sein, weil sie<br />
Frau Schmitz lieben, und lässt sich selbst<br />
vom Chirurgen seine infragegestellte Virilität<br />
operieren.<br />
Mann oder Frau?<br />
Allein Frau Schmitz selbst, von Bärfuss nur<br />
mit den notwendigsten Repliken ausgestattet,<br />
scheint nicht viel Aufhebens darum zu<br />
machen, ob oder ob nicht ihr da etwas zwischen<br />
den Beinen hängt, «noch alles intakt<br />
ist», wie es der Chef formuliert. Sowieso tut<br />
sie nicht viel dazu, steht nur da und schaukelt<br />
ihre Aktentasche, dient als Projektionsfläche<br />
und entlarvt dadurch ganz beiläufig<br />
die Abgründe ihrer Mitmenschen. Es sind<br />
die anderen, die Pseudotoleranten, die damit<br />
nicht klarkommen, dass Schmitz die Schubladen<br />
wechselt, wie es ihr passt. Die Toleranz<br />
gegenüber der Transfrau Schmitz, so merkt<br />
man schnell, ist eine Geste des Wohlwollens<br />
ihrer Cis-Kollegen, die sich auf den Schlips<br />
getreten fühlen, wenn jemand sich dafür<br />
nicht dankbar zeigt.<br />
Wie eine Hühnerschar be<strong>im</strong> Therapeuten<br />
sitzen die Schauspieler in Freys Inszenierung<br />
auf der Stange und lassen sich vom Publikum<br />
anglotzen, bis sie, aufgescheucht<br />
durch das Scheinwerferlicht, ihre Szenen<br />
spielen. Die Besetzung der Schmitz ist ohne<br />
Frage ein Knackpunkt, dem Frey durch eine<br />
weibliche Besetzung beizukommen sucht:<br />
Ganz klare Sache, Schmitz ist ja auch eine<br />
Frau, trans hin oder her, und so soll sie auch<br />
das Publikum sehen. Warum in aller Welt<br />
sie aber am Ende durch die Zweitbesetzung<br />
mit einem eindeutig älteren und korpulenteren,<br />
männlichen Kollegen zur Witzfigur entstellt<br />
wird, bleibt in der Luft hängen. Sehen<br />
wir jetzt erst die wirkliche Frau Schmitz?<br />
Plötzliche Lacher <strong>im</strong> Publikum bei ihrem<br />
Auftritt als Mann in Frauenkleidern geben<br />
der Groteske zweifelsohne eine schauerliche<br />
Wendung, entlarven diese doch auch <strong>im</strong><br />
Premierenpublikum eine gewisse Toleranz-Schizophrenie<br />
gegenüber der Hauptfigur.<br />
Vielleicht war das die Absicht. Sicher<br />
diskussionswürdig, unbedingt hingehen,<br />
um sich eine eigene Meinung zu bilden.<br />
FRAU SCHMITZ<br />
von Lukas Bärfuss<br />
Regie Barbara Frey | Bühne Bettina Meyer |<br />
Kostüme Bettina Walter | Video Bert Zander |<br />
Licht Rainer Küng | Dramaturgie Andreas<br />
Karlaganis<br />
Spielplan auf www.schauspielhaus.ch<br />
Bilder: Matthias Horn<br />
CRUISER november <strong>2016</strong>
KULTUR<br />
Theater-Tipp<br />
17<br />
Pink Panorama in Luzern<br />
Zu seiner 15. Ausgabe wird das lesbischschwule<br />
Filmfestival «PinkPanorama» in Luzern<br />
mit einer Ausstellung ergänzt. In der<br />
Kunsthalle zeigen Kunstschaffende vom 10.<br />
bis 20. November zum Thema «vis-à-vis –<br />
dem Gegenüber einen Rahmen geben» Bilder,<br />
Installationen und Filme. Eröffnet wird das<br />
Filmfestival, das vom 10. bis am 16. November<br />
<strong>im</strong> Luzerner stattkino stattfindet, mit der<br />
Schweizer Premiere des Bollywood-Melodrama<br />
«Life is a Moment». <strong>Cruiser</strong> hat in der letzten<br />
Ausgabe bereits ausführlich darüber berichtet,<br />
nun sind weitere Highlights bekannt:<br />
Fünf Filme stammen dieses Jahr aus<br />
den USA: Sie zeigen das queere Leben von der<br />
freundlichen, ja fröhlichen Seite. Und dies<br />
selbst, wenn es um etwas so Schwieriges geht<br />
wie eine Geschlechtsanpassung («Three Generations»).<br />
Lachen kann man auch bei der<br />
Geschichte mit der lesbischen «Grandma», in<br />
der die lesbische Schauspielerin Lily Tomlin<br />
mit weit über 70 Jahren ihre erste lesbische<br />
Rolle spielt. Bei den schwulen US-Filmen<br />
geht’s um Künstler und ihre Musen, die sich<br />
nach Schönheit sehnen, aber auch nach<br />
fleischlichen Lüsten («Beautiful Something»).<br />
Einem echten und grossen US-Künstler<br />
begegnet man <strong>im</strong> hervorragenden Dokfilm<br />
über den Fotografen: «Mapplethorpe».<br />
Frankreich liefert endlich wieder einmal zwei<br />
eindrückliche Schwulenfilme: den erotischen<br />
Spaziergang durchs nächtliche Paris von<br />
«Théo et Hugo», die «Dans le même bateau»<br />
gelandet sind und «Quand on a 17 ans» – die<br />
wechselvolle Beziehung zweier junger Männer<br />
aus unterschiedlichen Milieus.<br />
Wie ein Apérol-Spritz für die Seele ist<br />
die Geschichte aus Italien: «Io e Lei», auf den<br />
ersten Blick ein Traumpaar. Doch die Fassade<br />
zeigt Risse. Wahrscheinlich die erste romantische<br />
Komödie in Italien, in der zwei<br />
Lesben <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen. Zum 15. Geburtstag<br />
hat sich das Team rund um «Pink<br />
Panorama» einiges einfallen lassen: Kunstschaffende<br />
aus der Region Luzern, aber auch<br />
national und international bekannte Persönlichkeiten<br />
präsentieren in der Kunsthalle <strong>im</strong><br />
Bourbaki Bilder, Videos und Installationen,<br />
die ihnen zum Jubiläumsthema «vis-à-vis»<br />
eingefallen sind. In einem Podiumsgespräch<br />
unter der Leitung von Sonja Hasler (SRF)<br />
diskutieren eine Autorin/Filmemacherin,<br />
eine Dirigentin und ein bildender Künstler<br />
über ihren Umgang mit dem Gegenüber.<br />
Und selbstverständlich fehlt auch das<br />
Thema Menschenrechte nicht, diesmal mit<br />
einem ausserordentlichen Dokumentarfilm,<br />
der eine lesbische Mutter und einen Menschenrechtsanwalt<br />
in ihrem schwierigen<br />
Kampf gegen die Homophobie in Jamaika<br />
begleitet, gefolgt von einer Diskussionrunde<br />
mit kompetenten Gästen.<br />
Alle weiteren Infos gibt’s auf:<br />
www.pinkpanorama.ch<br />
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CRUISER november <strong>2016</strong>
18<br />
KOLUMNE<br />
Mirko!<br />
Einmal ungestraft an Männern<br />
rumhängen<br />
Hochnebel ist für Mirko kein Wetterphänomen,<br />
sondern ein Spiegel der Zürcher Volksseele.<br />
VON Mirko<br />
J<br />
etzt jammern wieder alle über den<br />
Hochnebel. Alle waren in den Ferien<br />
diesen Sommer und alle erzählen<br />
tolle Geschichten. Aber äbe, jetzt jammern<br />
sie wieder über den Hochnebel. Ich war<br />
auch in den Ferien in Kroatien. Familie<br />
halt. Aber es kommt nicht so drauf an, wo<br />
ihr alle wart. Es tönt doch <strong>im</strong>mer ähnlich.<br />
Die Menschen da sind so toll und fröhlich<br />
und wissen zu leben. Jedes Jahr dasselbe.<br />
Und zuhause kommt wieder das Gejammer<br />
über den Hochnebel.<br />
E chli öppis mitnäh us de Ferie, statt<br />
jammere. Villicht kroatisch lerne für nöchscht<br />
Sommer? Na ja, ob dein Leben hier<br />
deswegen fröhlicher wird? Wahrschinli nöd.<br />
Obwohl, z Züri eme Kroat «Imate lijepo<br />
dupe» nachzurufen, würds Läbe sicher<br />
churzfristig spannender mache. LOL.<br />
Aber villicht ist’s i de Ferie so toll, weil<br />
die Leute dort ihr eigenes Ding tun und nöd<br />
eifach mached, was man muss. Mit dem<br />
Strom schw<strong>im</strong>men ist einfach, aber äbe nöd<br />
luschtig. Gemeinsam jammere über de<br />
Hochnebel isch ou nöd luschtig!<br />
Z Züri gits Partys direkt aus weissichwo:<br />
Tel Aviv, Madrid, Amsterdam. Da<br />
kommt alles aus Ibiza und die DJs hat man<br />
da am Strand de Hammer gfunde, aber <strong>im</strong><br />
Chilesaal vom Kreis 5 ist’s dann doch nicht<br />
so der Burner. Copypaste isch nöd luschtig.<br />
E chli wie Fondue ässe in Griechenland.<br />
CRUISER november <strong>2016</strong><br />
Wer’s gärn het, kei Problem, aber es lohnt<br />
sich nicht, dafür dahin zu reisen.<br />
A propos geschmolzener Käse am falschen<br />
Ort. Oktoberfest! Pink Monday!<br />
Originell, eine hätt es orange-karierts<br />
Hämd und de anderi isch so fräch und het<br />
es grüens Hämd! Meine Sch*****. Alles<br />
schön gliich wie alli andere. Wenig Dirndl.<br />
Wenig Holz vor der Hütten, aber wenigstens<br />
ab und zu schöne Waden – in<br />
Tchibo-Pseudoläderhösli. Es ist ja gut,<br />
wenn wir wenigstens zwüschedure dazugehören.<br />
Allei s<strong>im</strong>mer gnue. Schwule sowieso.<br />
Pink Monday ist big success. I don’t<br />
complain. Immerhin ist es der einzige<br />
Abend in Zürich, an dem jeder an einem<br />
anderen Mann rumhängen darf, ohne dass<br />
grad e Krise usbricht. Es sind ja nicht nur<br />
die Heteros, die sich schnell agmacht fühled.<br />
Schwule sind nicht besser. Lueg mol e<br />
Sekunde zlang und sie fangen an rumzubitchen.<br />
Eigentlich sind sie spitz wie Sau<br />
und eigentlich finden sie dich affenscharf,<br />
aber zugeben geht gar nicht. Nei. Lieber<br />
dumm amache. Schnell chunnt es abschätzigs<br />
«Wa willsch, du Jugo?», hindefüre oder<br />
weiss ich was. Megaverchrampft alles. Genau<br />
darum ist es in den Ferien so schön<br />
und zrugg in Züri äbe nöd.<br />
Am Pink Monday nach den <strong>im</strong> Eintritt<br />
inbegriffenen Massen Bier in schlecht sitzenden<br />
Fake-Läderhösli uf em Bank, dann<br />
ist der Hochnebel weg und man greift dem<br />
Nebenmann an den Arsch. «Imate lijepo<br />
dupe». Weil man das da halt so macht. Uniformiert<br />
betrinken. Aber wie gseit: ist das<br />
nicht es bitzli wie Fondue am Strand vo Mykonos?<br />
Macht kä Sinn irgendwie. Und was<br />
sagen diese Männer am Massenbesäufnis<br />
auf dem Bauschänzli sonst so zu Folklore,<br />
Trachten und so? Ganz schl<strong>im</strong>m, würdet sie<br />
säge. Aber die billigi Schuelbuebeuniform us<br />
Wildläder, made in Bangladesh, das ist nicht<br />
schl<strong>im</strong>m. Weil man das so macht.<br />
«Es sind ja nicht nur die<br />
Heteros, die sich schnell<br />
agmacht fühled.»<br />
Lueg doch mol, was in eurem Land<br />
abgeht. Was wäre schweizerisch für Oktoberfest<br />
oder Balkan Beats? Olma? Ja,<br />
warum gibt es keinen schwulen Tag an der<br />
Olma? Dicke Würste hat’s, Bier hat’s. Aber<br />
eine Uniform vom Tchibo gibt’s nicht. Da<br />
müsste man sich selber etwas einfallen<br />
lassen. Vielleicht rosa T-Shirts zu den rosa<br />
Säuli? Oder lieber über den Hochnebel<br />
jammern?
News<br />
Update<br />
19<br />
NEWS<br />
Brankos neuer Fashion-Shop <strong>im</strong> Viadukt<br />
Vor Kurzem eröffnete unter den angesagten<br />
Viaduktbögen in Zürich die Herrenboutique<br />
BRANKO B. Hinter dem Modeunternehmen<br />
steht ein bekanntes Gesicht:<br />
Stylist, ehemaliger <strong>Cruiser</strong>-Autor und<br />
PR-Profi Branko B. Gabriel. Auf über<br />
160 qm Fläche gibt es viel zu entdecken: bekannte<br />
Designer – national sowie international<br />
–, aber auch Newcomer und Gast-<br />
Designer, <strong>im</strong> Moment zum Beispiel der<br />
Schweizer Shootingstar Adrian Reber. Der<br />
urbane Standort widerspiegelt das ausgesuchte<br />
Warensort<strong>im</strong>ent; hier findet man(n)<br />
alles rund um schöne Bekleidung, funktio-<br />
nale und hochwertige Accessoires sowie ausgesuchte<br />
Schmuckstücke, wo das Zürcher<br />
Juwelier-Label Lesunja mit seiner Chreis<br />
Cheib-Kollektion überzeugt. «Viele Marken<br />
sind nur bei mir exklusiv erhältlich», so<br />
Branko gegenüber dem <strong>Cruiser</strong>. Damit will<br />
Branko ein individuelles und urbanes Zielpublikum<br />
ansprechen, das auf qualitativ<br />
hochstehende Mode und persönliche Beratung<br />
steht. Das geht so weit, dass man sich<br />
auf einen Lieferservice sowie auf Personalund<br />
Homeshopping freuen kann. An Samstagen<br />
gibt es jeweils Neues aus der Schweizer<br />
DJ-Szene zu hören und der offizielle Store-<br />
Partner «Peroni Bier» sorgt für eine Erfrischung.<br />
Monatlich gibt Branko B. Gabriel<br />
am Modeapéro ausserdem Tipps rund um<br />
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CRUISER november <strong>2016</strong>
20<br />
<strong>Cruiser</strong> zu Besuch bei …<br />
Bodyesthetic<br />
«Ich probiere erst <strong>im</strong>mer alles<br />
selbst an mir aus»<br />
<strong>Cruiser</strong> ist auch <strong>im</strong> Bereich Beauty <strong>im</strong>mer up to date, vor allem wenn es darum<br />
geht, schnell schön zu werden – und möglichst ohne Blutvergiessen.<br />
Robinson Morett ist Inhaber der Bodyesthetic Zürich und probiert erst alles an sich aus. Hier die Fettwegspritze.<br />
Von Team <strong>Cruiser</strong> in Zusammenarbeit mit Bodyesthetic<br />
B<br />
odyesthetic<br />
<strong>im</strong> Zürcher Seefeld ist<br />
seit Jahren die Adresse für Innovationen<br />
<strong>im</strong> Bereich Schönheit. Der<br />
Männeranteil bei Bodyesthetic ist hoch – es<br />
scheint also ganz so, als ob auch wir uns<br />
dem Diktat der Schönheit beugen dürfen<br />
oder müssen. «Wichtig ist für viele – vor allem<br />
auch für Männer –, dass die so genannte<br />
Ausfallzeit möglichst kurz ist», erklärt Thomas<br />
Fre<strong>im</strong>ann, Geschäftsführer von Bodyesthetic.<br />
Er ist seit Jahren an der Front und<br />
daher in Sachen Beauty-Trends in diesem<br />
Bereich bestens informiert.<br />
Rasanter Aufstieg<br />
Was vor über 15 Jahren relativ bescheiden<br />
mit Laser-Haarentfernung begann, ist heute<br />
eines der grössten Behandlungszentren für<br />
nichtinvasive Methoden. Damit man sich <strong>im</strong><br />
hart umkämpften Markt über eine solch lange<br />
Zeit behaupten kann, braucht es ein<br />
Händchen für Trends und Innovationen.<br />
«Da wir uns selbst für die Materie interessiert<br />
haben, wurden wir schnell erfolgreich»,<br />
bilanziert Thomas Fre<strong>im</strong>ann die vergangenen<br />
Jahre. Aber: Gerade bei den so genannten<br />
Neuheiten ist man bei Bodyesthetic vorsichtig:<br />
«Wir prüfen jeweils lange und<br />
intensiv, ob wir eine neue Behandlungsmethode<br />
auch wirklich anbieten wollen. Dabei<br />
steht nie der finanzielle Aspekt <strong>im</strong> Vordergrund,<br />
sondern die Qualität des Produktes<br />
und der Effekt, somit auch die Zufriedenheit<br />
CRUISER november <strong>2016</strong>
<strong>Cruiser</strong> zu Besuch bei …<br />
Bodyesthetic<br />
21<br />
des Kunden. Oft werden vollmundig irgendwelche<br />
Versprechen der Hersteller verkündet<br />
und die Resultate in der Praxis lassen zu<br />
wünschen übrig», erklärt Inhaber Robinson<br />
Morett. «Bei der Kryolipolyse – also der<br />
Fettwegmethode mittels Kälte – waren wir<br />
beispielsweise lange skeptisch», so Morett<br />
weiter. Er habe das Gerät erst selbst lange getestet.<br />
«In Kombination mit anderen Methoden<br />
ist es aber eine effektive und relativ schonende<br />
Methode, um unliebsame Fettpolster<br />
loszuwerden», ergänzt Thomas Fre<strong>im</strong>ann.<br />
Robinson Morett und Thomas Fre<strong>im</strong>ann<br />
sind quasi unfreiwillig auch die Vorzeigegesichter<br />
für die Möglichkeiten, die sich heute<br />
anbieten. Beide haben aus (beruflichen?)<br />
Gründen selbst einiges ausprobiert, sehen<br />
aber dennoch nicht «gemacht» aus. Lediglich<br />
die Altersschätzung fällt etwas schwer …<br />
Weg mit den Falten!<br />
«Fett weg» ist eines der grossen Themen <strong>im</strong><br />
Schönheitszirkus, entsprechend bietet Bodyesthetic<br />
zahlreiche Methoden in diesem Bereich<br />
an. Passenderweise gibt es seit einiger<br />
Zeit die «Fettwegspritze». Bei der so genannten<br />
Lipolyse wird ein spezieller Wirkstoff<br />
direkt in das Fettpölsterchen gespritzt.<br />
Aqualyx nennt sich das und hat <strong>im</strong> Kanton<br />
Zürich als einzige «Fettwegspritze» eine entsprechende<br />
Zulassung. Bei der Anwendung<br />
lösen sich die Wände der Fettzellen auf, das<br />
Fett tritt aus und verursacht eine entzündliche<br />
Reaktion, die die Haut strafft. Gleichzeitig<br />
wird das Fett durch Lymphe und Leber<br />
abgebaut. Das klingt sensationell … Aber:<br />
Wenn man danach nicht auf die Ernährung<br />
schaut, ist das Fett wieder da, bevor der<br />
Sommer überhaupt kommt. Die Behandlung<br />
dauert keine zehn Minuten, ein Erfolg ist mit<br />
Vorbehalt nach wenigen Tagen – sobald die<br />
Schwellung abgeklungen ist – sichtbar. Nach<br />
wie vor ist die relativ neue Penisverdickung<br />
bei Männern gefragt. Dies geschieht mit<br />
«Die Ergebnisse waren<br />
absolut überzeugend und<br />
daher haben wir auch diese<br />
Methode in unser Angebot<br />
aufgenommen.»<br />
Hyaluronsäure. Durch das Einspritzen von<br />
Hyaluronsäure in Gelform gewinnt der Penis<br />
an Umfang, also nicht in erster Linie an<br />
Länge. Die selbe Substanz kommt auch bei<br />
der Aufspritzung der Lippen zum Einsatz.<br />
Wir haben diese Methode <strong>im</strong> Mai in diesem<br />
Jahr getestet (siehe <strong>Cruiser</strong> Ausgabe vom<br />
Mai <strong>2016</strong>, auch online in unserem Archiv).<br />
Abgesehen vom kosmetischen Soforteffekt<br />
ist – so bestätigte <strong>im</strong> Nachhinein auch unsere<br />
Testperson – ein Lustgewinn spürbar. Solche<br />
Eingriffe – auch wenn sie nahezu<br />
schmerzfrei und unblutig sind – sollten nur<br />
von erfahrenen Fachpersonen durchgeführt<br />
werden. Daher hat Bodyesthetic bereits relativ<br />
früh erkannt, dass viele Methoden unter<br />
ärztlicher Leitung durchgeführt werden<br />
sollten. Das gilt auch für das Fadenlifting;<br />
<strong>im</strong> Fachjargon «Silhouette Soft» genannt.<br />
Hier war die Testperson Robinson Moretts<br />
Mutter: «Die Ergebnisse waren absolut überzeugend<br />
und daher haben wir auch diese<br />
Methode in unser Angebot aufgenommen»,<br />
schwärmt Morett. Bei dieser Methode geht<br />
es um die Bindegewebeneubildung und den<br />
Wiederaufbau des Kollagenstützgerüstes<br />
und – anders als be<strong>im</strong> herkömmlichen Lifting<br />
– nicht darum, die Haut in eine andere<br />
Position zu ziehen. Der eigene, natürliche<br />
Gesichtsausdruck bleibt dadurch erhalten,<br />
die Haut wirkt aber wieder straffer und Falten<br />
verschwinden.<br />
Stets neue Geräte<br />
Im Unterschied zu anderen Instituten setzt<br />
Bodyesthetic <strong>im</strong>mer auf Geräte der neuesten<br />
Generation; aus ganz praktischen Gründen:<br />
Denn Robinson Morett ist auch Inhaber von<br />
«Laserwelt Schweiz» – und damit einer der<br />
wichtigsten und grössten Vertriebspartner<br />
von Lasergeräten. Laser kommt bei vielen<br />
Anwendungen zum Zug: ganz klassisch bei<br />
der Haarentfernung, aber auch bei einer Vaginalverjüngung,<br />
bei der Behandlung von<br />
Narben, bei Nagelpilz (!) oder <strong>im</strong> Kampf gegen<br />
die roten Äderchen <strong>im</strong> Gesicht und am<br />
Körper und natürlich zur Verbesserung des<br />
Hautbildes. Die üblichen Schönheitsoperationen<br />
der plastischen Chirurgen haben ernstzunehmende<br />
Konkurrenz erhalten: «Die<br />
Kombination von Fadenlifting, Laser, Faltenunterspritzung<br />
und mehr sind eine nichtinvasive<br />
und kostengünstige Alternative zu<br />
den herkömmlichen Eingriffen», bestätigt<br />
Robinson Morett.<br />
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22<br />
Reportage<br />
Zu Besuch bei Sahak<br />
Ein Goldhändchen<br />
für Schmuck<br />
Wer heute beschliesst zu heiraten, tut dies ohne Zwang. Umso mehr wiegt<br />
dieser Schritt – gleichgeschlechtliche Paare lassen sich hierfür den Schmuck<br />
von Sahak designen.<br />
Von Team <strong>Cruiser</strong><br />
S<br />
innigerweise wählen Paare ihre<br />
Ringe mit einem Anspruch und<br />
einer Best<strong>im</strong>mtheit, die noch vor<br />
einigen Jahren undenkbar waren. Da<br />
muss alles st<strong>im</strong>men. Das weiss auch Sahak<br />
Demirci, der in seinem Beruf Goldschmied<br />
seine Berufung sieht. «Ich berate<br />
unglaublich gerne, ich liebe es, wenn eine<br />
Idee konkretisiert wird, und freue mich,<br />
wenn mein Schmuckstück schliesslich<br />
dem Kunden Freude macht.»<br />
Be<strong>im</strong> Gespräch mit Sahak funkeln seine<br />
Augen, die Leidenschaft für seinen Beruf<br />
blitzt auf: «Ich wollte ursprünglich gar nicht<br />
unbedingt Goldschmied werden – es war<br />
aber in meiner Familie irgendwie «gesetzt»,<br />
dass ich das machen werde. Anfänglich fügte<br />
ich mich meinem Schicksal, merkte dann<br />
aber schnell, dass mir der Beruf unglaublich<br />
Spass macht.» Diese Freude ist spür- und<br />
sichtbar, denn die Leidenschaft überträgt<br />
sich irgendwie auch auf seine Kreationen,<br />
selbstverständlich ist jedes Schmuckstück<br />
einzigartig. Entsprechend auch der Slogon<br />
«Unique pink Jewellery». Wobei «Pink» <strong>im</strong><br />
übertragenen Sinne zu verstehen ist. Apro-<br />
CRUISER november <strong>2016</strong><br />
pos Steine: «Oft sind es die Gays, die gerne<br />
noch einen Stein <strong>im</strong> Ring verarbeitet haben<br />
möchten. Bei den Lesben ist dies weniger der<br />
Fall», erklärt Sahak.<br />
Schmuck aus Ökogold<br />
Sein Atelier <strong>im</strong> Zürcher Oberdorf hat er vor<br />
einigen Monaten eröffnet, zuvor hat der<br />
32-Jährige bereits in seinem Laden «Faktor S»<br />
in Winterthur Ringe und anderen Schmuck<br />
hergestellt und verkauft. Diesen Laden hat er<br />
<strong>im</strong>mer noch und auch dort kommt sein Konzept<br />
mit den individuell auf die Zielgruppe<br />
ausgerichteten Schmuckstücke sehr gut an. In<br />
Zürich wird <strong>im</strong> unteren Teil des stylish eingerichteten<br />
Lokals beraten, <strong>im</strong> oberen Teil gearbeitet.<br />
An der Wand hängt ein «Ökogold-Siegel».<br />
«Es ist mir wichtig, dass mein Gold nicht<br />
aus Minen in Kriegsgebieten kommt, wo es<br />
meist unter fragwürdigen Umständen gewonnen<br />
wird», erklärt der Goldschmied.<br />
«Und unter welchen Umständen diese Metalle<br />
abgebaut werden, ist ebenfalls oftmals unklar.»<br />
Es gäbe auf dem Markt und vor allem<br />
auch in der Schweiz genügend Gold auf dem<br />
Markt, welches problemlos recycelt werden<br />
könne. Bei Sahak kann eine Beratung gut<br />
auch mal mehr als eine Stunde dauern, denn<br />
von der ersten Skizze bis zum fertigen Stück<br />
möchte Demirci seine Kunden verstehen und<br />
bindet sie stark in die Entstehung der<br />
Schmuckstücke ein.<br />
Der Trauring ist ein jahrtausendealtes<br />
Symbol – stets ging er <strong>im</strong> Aussehen mit der<br />
Zeit. Wo stehen wir heute? «Es lassen sich in<br />
der Tat Trends beobachten», erklärt Sahak.<br />
«Beispielsweise ist seit einiger Zeit das Material<br />
Carbon ziemlich angesagt.» Sahak selbst<br />
trägt ebenfalls einen Ring aus diesem Material<br />
und gibt zu bedenken: «Ich rate aber <strong>im</strong>mer<br />
zu möglichst zeitlosen Materialien,<br />
denn ein Trauring sollte letztendlich noch<br />
<strong>im</strong>mer ein Symbol für die lebenslange<br />
Verbundenheit sein. Ringe sind auch nicht<br />
einfach nur Schmuck, sondern können eine<br />
Geschichte erzählen. Im Idealfall die Geschichte<br />
einer Liebe.»<br />
Sahak Unique Pink Jewellery<br />
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8001 Zürich<br />
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Kultur<br />
Buchtipp<br />
23<br />
Ein Sittengemälde à la<br />
Jean Paul Gaultier?<br />
Jeremy Reed, so ein wenig das enfant terrible<br />
der britischen Literatur, schrieb diesen Roman<br />
Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts.<br />
Nun wird er erstmals auf Deutsch be<strong>im</strong> Zürcher<br />
Bilgerverlag aufgelegt.<br />
Von Birgit Kawohl<br />
«<br />
In diesem Sommer war die Hitze ein<br />
blonder Löwe, der unablässig faucht.»<br />
Ein Roman, der so beginnt, weckt <strong>im</strong><br />
Leser die Erwartung eines Abenteuers, an<br />
dem er teilhaben darf. Be<strong>im</strong> Lesen entwickelt<br />
sich jedoch schnell die Erkenntnis, Löwen,<br />
die fauchen, beissen nicht. So hat man bald<br />
das Gefühl, dass der Roman zwar cool sein<br />
will, Drama zeigen, jugendlichen Weltschmerz<br />
vermitteln, dabei aber an ähnliche<br />
Formate wie etwa Welshs «Trainspotting»<br />
nicht herankommt.<br />
Aber der Reihe nach: Vier Jugendliche<br />
in den 80ern, in einem Jahr mit der Schule<br />
fertig, geniessen den letzten Sommer in<br />
Freiheit. Die Freiheit, noch ungebunden zu<br />
sein. Die Freiheit, dass alles noch möglich<br />
scheint. Diese Freiheit verleben sie – verbotenerweise<br />
– am Strand, wo es vor allem<br />
darum geht, in demonstrativer Androgynität<br />
die eigene Sexualität auszuloten und<br />
auszuleben. Anführer der vier ist Dione, er<br />
trägt Frauenkleider, lackiert sich die Nägel,<br />
n<strong>im</strong>mt Drogen und finanziert seine Luxuswünsche<br />
mit bezahltem Sex. Die anderen<br />
drei lassen sich hierhin und dorthin treiben,<br />
schwelgen in Musik, versuchen sich<br />
selbst als Songwriter. Die Texte erinnern an<br />
von R<strong>im</strong>baud und Baudelaire geprägten<br />
Weltschmerz. Hier allerdings wird das Setting<br />
etwas unglaubwürdig, denn entspre-<br />
chen Wortwahl und die Anspielungen an<br />
Dichter und historische Figuren eher dem<br />
Bildungshorizont eines Vierzig-, denn eines<br />
Achtzehnjährigen. In der Handlung geschieht<br />
lange Zeit nichts, der Ich-Erzähler<br />
schwelgt vor allem in Beschreibungen unter<br />
Verwendung einer Überfülle von Adjektiven,<br />
die die Beschreibung zum Teil ebenso<br />
manieriert wirken lassen, wie es das Verhalten<br />
der Jugendlichen ist. Die fast heile<br />
Welt der jungen Männer bricht jedoch<br />
schlagartig auseinander, als einer von ihnen<br />
be<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men verunglückt und<br />
stirbt. Das Leben erhält eine Zäsur, alle wissen,<br />
jetzt sind sie erwachsen. Die Metamorphose<br />
ist abgeschlossen und zwar nicht <strong>im</strong>mer<br />
so, wie sie von den Protagonisten selbst<br />
wohl erwartet wurde.<br />
Der Roman enthält viele kluge Gedanken.<br />
Überhaupt ist es ein überaus kluger Roman<br />
für eine ebensolche Leserschaft. Leser,<br />
die nicht davor zurückschrecken, dass die<br />
Handlung von tiefsinnigen Gedichten und<br />
Songtexten unterbrochen wird, dass das angeblich<br />
aufregende, von sexuellen Eskapaden<br />
best<strong>im</strong>mte Leben der Protagonisten in<br />
einem schier endlosen inneren Monolog erzählt<br />
wird, bei dem nahezu komplett auf<br />
wörtliche Rede verzichtet wird. Obwohl eher<br />
ein schmaler Band, lässt der Roman viel<br />
Raum zum Nachdenken.<br />
Buchtipp<br />
Jeremy Reed Beach Café<br />
In der Übersetzung von Pociao.<br />
144 Seiten, gebunden, mit Lesebändchen.<br />
Mit 5 Holzschnitten von Jean Cocteau.<br />
Preis CHF 24.–<br />
ISBN 978-3-03762-057-1<br />
CRUISER november <strong>2016</strong>
24<br />
Interview<br />
Kathy Bates<br />
Ich denke, das Böse ist in<br />
jedem von uns<br />
Kathy Bates, eine der renommiertesten Schauspielerinnen ihrer Generation,<br />
hat einen ganzen Schrank voller Tonys, Emmys und Golden Globes.<br />
Jetzt startet die neue Staffel von «American Horror Story» und Bates spielt<br />
wieder so richtig «Gay …».<br />
Von Team <strong>Cruiser</strong><br />
U<br />
nvergesslich ist Karhy Bates als Psychopathin<br />
von nebenan, die uns das<br />
Gruseln lehrt, sei es in Stephen<br />
Kings «Misery» oder eben in der TV-Serie<br />
«American Horror Story», für die sie ebenfalls<br />
mehrere Preise erhielt. Darüber hinaus<br />
war sie in vielen sehr erfolgreichen Filmen<br />
mit von der Partie – «Titanic», «About<br />
Schmidt» oder «Grüne Tomaten», um nur<br />
einige zu nennen.<br />
Mit uns sprach Kathy Bates, 68, über<br />
Dates, Frauen mittleren Alters, warum sie<br />
froh ist, nie Mutter geworden zu sein und<br />
über Film-Mutterliebe – und andere (typische?)<br />
«Gay-Things».<br />
CRUISER november <strong>2016</strong><br />
INTERVIEW<br />
<strong>Cruiser</strong>: Sie spielen eine Mutter, deren Liebe<br />
für ihren Sohn unerwidert bleibt. Wie haben<br />
Sie sich dieser Figur genähert?<br />
Kathy Bates: Das war schwierig. Normalerweise<br />
sind es die Kostüme, über die ich einen<br />
Zugang zu der Figur bekomme, die ich spiele.<br />
Aber diese Frau hier arbeitet in einem Hotel<br />
und trägt <strong>im</strong>mer eine Hoteluniform. Als<br />
Schauspielerin verkleide ich mich gerne, ich<br />
liebe Perücken, Akzente und all das Zeug.<br />
Aber diese Figur hat das alles nicht, ich habe<br />
mich richtig nackt gefühlt. Das war eine Herausforderung.<br />
Und wie haben Sie es schliesslich geschafft?<br />
Nach einer Weile wurde mir klar, dass sie<br />
eine Frau ist, die wartet. Sie wartet und wartet.<br />
Sie wartet bis zum bitteren Ende, weil sie<br />
ihren Sohn sehen möchte – und sei es nur<br />
einen Augenblick lang. Ich selbst habe ja keine<br />
Kinder, deshalb war es schwierig für<br />
mich, dieses Gefühl nachzuvollziehen. Aber<br />
es geht ja in erster Linie um unerwiderte Liebe,<br />
und ich denke, das ist ein Gefühl, das die<br />
meisten von uns in der einen oder anderen<br />
Form schon einmal erlebt haben. Wir verlieben<br />
uns in eine Person, die uns ganz anders<br />
sieht als wir sie. Im Laufe der Dreharbeiten<br />
für die Staffel habe ich aber auch eine andere
Interview<br />
Kathy Bates<br />
25<br />
Seite der Figur erkannt: Sie ist total frustriert,<br />
weil sie sich fühlt wie eine Fliege, die<br />
in Bernstein gefangen ist.<br />
Können Sie die Frustration einer Frau<br />
mittleren Alters nachvollziehen?<br />
Auf jeden Fall. Ich habe eine 16-jährige<br />
Nichte. Vor Kurzem habe ich sie gefragt, was<br />
«on fleek» bedeutet und sie hat nur gemeint:<br />
«Ach, das sagen wir gar nicht mehr.» Darauf<br />
ich: «Aber du hast mir doch erst vor vier Wochen<br />
oder so erklärt, dass ihr das sagt?»<br />
Sie haben die «Unsichtbarkeit» des Alters<br />
erwähnt. Sind Sie als berühmte Person<br />
überhaupt je unsichtbar?<br />
Natürlich. Ich erinnere mich an eine Situation<br />
vor ein paar Jahren: Ich hatte ein<br />
Date mit einem Mann und wir waren zum<br />
Essen in einem Restaurant. Auf einmal<br />
merkte ich, wie er in aller Ruhe einer jungen<br />
Frau hinterherschaute, die an uns vorbeiging.<br />
Hinterher dachte ich, ich hätte<br />
einfach aufstehen und gehen und ihn mit<br />
der Rechnung sitzen lassen sollen. Ich ärgere<br />
mich heute noch, dass ich das nicht<br />
getan habe.<br />
In «American Horror Story» blicken Sie in<br />
viele menschliche Abgründe. Bringt Sie das<br />
an einen Punkt, an dem Sie eher das Böse <strong>im</strong><br />
Menschen sehen als das Gute?<br />
Nein. Ich denke, das Böse ist in jedem von<br />
uns. Jeder von uns hat eine dunkle Seite.<br />
Vielleicht bin ich misstrauisch, aber ich<br />
meine, dass viele von uns eine Maske tragen.<br />
Wir zeigen nur das Gesicht, von dem<br />
wir wollen, dass die anderen es sehen. Und<br />
dann treffen wir jemanden in einer Bar und<br />
nach ein paar Gläsern Wein fällt die Maske.<br />
In vino veritas! Jeder von uns hat eine traurige<br />
oder dunkle oder tragische Geschichte<br />
erlebt und wir verwenden viel Energie darauf,<br />
diese Geschichte nicht nach aussen<br />
dringen zu lassen, sie niemandem zu erzählen,<br />
denn wir wollen ja nicht als jemand<br />
wahrgenommen werden, der Trübsal bläst.<br />
Was mich <strong>im</strong>mer wieder überrascht, ist die<br />
Tatsache, dass wir denken, wir sind die einzigen<br />
mit diesem Problem, aber in der Tat<br />
kämpfen wir alle damit. Und dann versammeln<br />
wir uns vor einer grossen Leinwand,<br />
um Menschen zu sehen, die alle ähnliche<br />
Probleme haben wie wir.<br />
Sind Sie froh, keine Kinder zu haben?<br />
Und wie. Aber ich nehme an, weil ich nie die<br />
Erfahrung gemacht habe, ist es schwierig,<br />
eine Mutter zu spielen. Ich habe gerne Kinder<br />
um mich – aber nach ein paar Stunden<br />
bin ich froh, sie nach Hause zu meiner Nichte<br />
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CRUISER november <strong>2016</strong>
26<br />
Interview<br />
Kathy Bates<br />
In der Serie werden explizit auch Gay-Charaktere gezeigt, auch solche mit<br />
unerfülltem Kinderwunsch.<br />
Kathy als Südstaaten-Tyrannin in Staffel 4.<br />
F: Sie haben ein paar ziemlich dämonische<br />
Frauen gespielt – von «Misery» bis zu Ihrer<br />
Figur jetzt in «American Horror Story». Haben<br />
die Menschen Angst vor Ihnen?<br />
Nein. Sie sagen <strong>im</strong>mer halb <strong>im</strong> Scherz: «Oh,<br />
Sie sind aber nett!».<br />
Waren Sie <strong>im</strong>mer gerne Schauspielerin?<br />
Eigentlich bin ich mein Leben lang, besonders<br />
als ich jung war, durch Phasen gegangen, in<br />
denen ich mir nicht sicher war, ob ich mit der<br />
Schauspielerei weitermachen soll. Es kam mir<br />
alles so selbstherrlich vor, und es ist auch<br />
nichts, was der Welt hilft. Oft habe ich Abstand<br />
gesucht, eine Weile etwas anderes gemacht<br />
und bin dann doch zur Schauspielerei<br />
zurückgekehrt. Einer meiner Filme, «Dolores»,<br />
handelt von einer Frau und ihrer Tochter<br />
in einer Beziehung, in der sie misshandelt<br />
werden. Kurz nachdem der Film in den Kinos<br />
war, sass ich in der kleinen Stadt, in der ich<br />
wohne, be<strong>im</strong> Friseur. Auf einmal kommt eine<br />
Frau auf mich zu, packt meine Hand und<br />
sagt: «Ich kann Ihnen gar nicht genug danken.<br />
Ich war auch in einer Beziehung, in der<br />
ich misshandelt wurde, und erst durch Ihren<br />
Film habe ich erkannt, dass es einen Ausweg<br />
gibt.» Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte,<br />
denn ich hatte ja das Drehbuch nicht geschrieben.<br />
Das war Stephen King, ich spielte<br />
lediglich eine Figur. Aber sie hat in der Figur<br />
so viel von sich erkannt, dass ihr klar wurde,<br />
sie muss ihr Leben verändern.<br />
CRUISER november <strong>2016</strong><br />
Ist es befreiend, in einem Genre zu arbeiten,<br />
das keine Grenzen kennt?<br />
Ja, absolut. Total. Bevor Ryan mir die Rolle<br />
gab, war ich für einen Fernsehfilm vorgesehen<br />
gewesen, der dann abgesagt wurde. Unmittelbar<br />
darauf hatte ich eine beidseitige<br />
Brustamputation. Danach war ich in dieser<br />
«Mach dir keine Illusionen, du bist zu alt –<br />
und Titten hast du auch keine mehr»-St<strong>im</strong>mung<br />
(bezieht sich auf ihre Brustamputation).<br />
Das war eine sehr schwierige Phase. Eines<br />
Tages traf ich meine Freundin Jessica (Lange)<br />
zum Essen und ich war so begeistert von ihrer<br />
Rolle in der Serie (American Horror Story),<br />
dass ich bettelte, «bitte, bitte verschaffe mir<br />
einen Termin mit Ryan (Murphy)». Ich habe<br />
nicht geahnt, wie viel Spass das machen würde<br />
und nach unserem ersten Gespräch fühlte<br />
ich wieder ganz anders über meine Arbeit.<br />
«Mach dir keine Illusionen,<br />
du bist zu alt – und Titten<br />
hast du auch keine mehr.»<br />
Was würden Sie gerne als nächstes für Ryan<br />
Murphy spielen?<br />
Ich würde gerne mal eine Figur spielen, die<br />
kein Tablett herumträgt, denn bisher war ich<br />
in jeder Staffel am Ende die Kellnerin und<br />
habe ein Tablett getragen.<br />
Die Kritiker haben «American Horror Story:<br />
Hotel» die gruseligste Serie genannt, die je <strong>im</strong><br />
Fernsehen lief. Was ist für Sie der dunkelste,<br />
beängstigendste Moment der Serie?<br />
Der Typ, der Analsex mit einem Mann hat,<br />
der eine Blechkappe über seinem Schwanz<br />
hat. Das war schon sehr bizarr. Manchmal<br />
kann ich echt nur noch staunen.<br />
Können Sie sich mit Iris, der Figur, die Sie in<br />
«AHS: Hotel» spielen, identifizieren?<br />
Ich erkenne viel von mir in ihr wieder. Ich<br />
kann mich insofern mir ihr identifizieren,<br />
denn es gibt ja Millionen von Frauen da<br />
draussen, die wie Iris <strong>im</strong> letzten Drittel ihres<br />
Lebens angelangt sind – und was jetzt?<br />
Sie haben wahrscheinlich gesundheitliche<br />
Probleme. Ich hatte zwe<strong>im</strong>al Krebs, habe<br />
Empyeme in den Armen, letzte Woche hatte<br />
ich eine bakterielle Infektion, Zellulitis.<br />
Daher kann ich mich sehr gut mit ihr identifizieren.<br />
(Lacht)<br />
Das Interview in voller Länge gibt es auf<br />
www.cruisermagazin.ch<br />
American Horror Story<br />
Bei «American Horror Story» handelt es sich<br />
um eine Horror-Fernsehserie, die auf einer Idee<br />
von Ryan Murphy und Brad Falchuk basiert.<br />
Den beiden war von Anfang an klar, dass jede<br />
Staffel der Serie eine ganz eigene Geschichte<br />
mit eigenen Charakteren und Handlungssträngen<br />
erzählen soll, sodass jede einzelne<br />
Staffel in sich geschlossen ist und unabhängig<br />
gegenüber den anderen existiert. Jede neue<br />
Staffel erhält demzufolge einen neuen Cast<br />
und eine andere Location sowie Geschichte.<br />
Auffallend in jeder Staffel sind die stark<br />
gezeichneten Gay-Charaktere, welche sonst<br />
bislang in Horror-Filmen eher selten gezeigt<br />
wurden. Die neue Staffel ist eben auf dem<br />
Pay TV Sender «Fox» auf Deutsch gestartet.
Reportage<br />
<strong>Cruiser</strong> zu Besuch bei …<br />
27<br />
Schwule Beratung inklusive:<br />
Leonhards-Apotheke<br />
Die Leonhards-Apotheke be<strong>im</strong> Central ist längst eine Institution – auch für<br />
Gays. «<strong>Cruiser</strong>» hat sich mit Dr. René Jenni getroffen. Der charismatische<br />
Apotheker führt die Leonhards-Apotheke Richtung Zukunft.<br />
Team <strong>Cruiser</strong> in Zusammenarbeit mit Leonhards-Apotheke<br />
E<br />
s brummt in der Leonhards-Apotheke:<br />
Es ist Erkältungszeit und es scheint<br />
ganz so, als ob die halbe Stadt Zürich<br />
momentan lahmgelegt sei. In der Apotheke<br />
wird geniest, gehustet – aber auch gelacht.<br />
Die «Leonhards» ist überschaubar und wirkt<br />
genau dadurch gemütlich und einladend. Bei<br />
so viel guter Laune vor Ort vergisst man fast,<br />
dass eine Apotheke eigentlich für kranke<br />
Menschen gedacht ist. «Wobei das so auch<br />
schon länger nicht mehr st<strong>im</strong>mt», erklärt<br />
René Jenni – Inhaber der Leonhards Apotheke.<br />
«Wir sehen uns mittlerweile als Gesundheitscoaches<br />
und versuchen zu erreichen,<br />
dass unsere Kunden erst gar nicht krank werden.»<br />
Der attraktive Apotheker zitiert hier<br />
nicht einfach Platitüden, sondern weiss, wovon<br />
er spricht, schliesslich steht er hinter dem<br />
«TopPharm» Modell: Im rasant wachsenden<br />
Gesundheitsmarkt ist «TopPharm» die Alternative<br />
zu Apothekenketten – eine Gruppierung,<br />
die auf Qualität, Transparenz, Fairness<br />
und Innovation setzt und den Berufsstand<br />
der selbständigen Offizin-Apotheker stärkt,<br />
ohne diese zu bevormunden.<br />
Innovatives Traditionshaus<br />
Ein Kunde schiebt ein Rezept über den Tresen,<br />
wenig später wird das Medikament per<br />
Roboter aus dem Lager in den unteren Etagen<br />
geliefert. «Wir sind zwar ein Traditionshaus,<br />
aber ich persönlich und damit auch<br />
meine Apotheke stehen Innovationen sehr<br />
offen gegenüber», sagt Jenni. Diese Mischung<br />
aus Traditionsbewusstsein, Innovation<br />
und Neugier macht den Erfolg der<br />
Apotheke wohl auch aus. Tradition, weil<br />
die Apotheke 1889 als «Apotheke zum<br />
Stampfenbach» gegründet wurde, Innovati-<br />
on, weil der Markt <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />
ständig in Bewegung ist und man sich nur<br />
erfolgreich darin behaupten kann, wenn<br />
man sich stets nach neuen Möglichkeiten<br />
und Lösungsansätzen umsieht.<br />
Bis 1950 hiess das Central noch<br />
«Leonhardplatz», ergo erklärt sich auch<br />
so der Name der Apotheke. «Damals war<br />
vieles noch ganz anders als heute», schmunzelt<br />
Jenni. «Sämtliche Rezepturen wurden<br />
noch selbst hergestellt, der Beruf der Apothekenhelferin<br />
war unbekannt. Der damaligen<br />
Rezeptur entsprechend waren mehr<br />
Stösser gefragt – Leute, welche die nötigen<br />
Chemikalien und Drogen in den Mörsern<br />
zerkleinerten, damit diese vom Apotheker<br />
zu den Rezepturen weiterverarbeitet werden<br />
konnten.» Damals wohnte der Apotheker<br />
auch noch direkt <strong>im</strong> Haus, zusammen mit<br />
der Familie und den Angestellten. Heute<br />
scheint es manchmal ganz so, als ob einfach<br />
nur noch Pillen verkauft würden. Dem widerspricht<br />
René Jenni: «Wir bieten seit längerer<br />
Zeit die so genannte Netcare-Beratung<br />
an. Mittels gezielter Fragen können so viele<br />
Beschwerden direkt bei uns vor Ort diagnostiziert<br />
und behandelt werden und machen<br />
einen Arztbesuch überflüssig.» Die Kundschaft<br />
bei René Jenni ist bunt gemischt, aber<br />
natürlich suchen auch Gays die Apotheke<br />
gerne auf (und sei es nur für einen kurzen<br />
Schwatz mit René) – die Anliegen unterscheiden<br />
sich nicht gross von den anderen<br />
Kunden. «Mittlerweile ist auch das Thema<br />
HIV weniger dominant, die neue Medikamente<br />
wirken und man ‹sieht› es niemandem<br />
mehr an».<br />
Es fällt aber auf, dass trotz des hohen<br />
Gay-Faktors in der Apotheke ausschliesslich<br />
weibliches Personal arbeitet. «Weiblich<br />
heisst ja nicht, dass die Frauen nicht nichtgay<br />
sind», lacht René und relativiert: «Bei<br />
mir spielt die Sexualität keine Rolle, ich<br />
schaue auf Fähigkeiten und ob jemand in<br />
unser Team passt. Und es ist halt einfach <strong>im</strong>mer<br />
noch so, dass der Berufe rund um die<br />
Apotheke pr<strong>im</strong>är von Frauen ausgeübt werden.<br />
Natürlich würde ich sofort einen qualifizierten<br />
Mann einstellen!»<br />
Dr. René Jenni ist der charmante Inhaber<br />
der Leonhards-Apotheke be<strong>im</strong> Central.<br />
CRUISER november <strong>2016</strong>
28<br />
Fingerfertig<br />
<strong>Cruiser</strong> kocht<br />
Mit oder<br />
ohne scharf?<br />
Die in Fast-Food-Ketten mittlerweile standardmässig heruntergebetete<br />
Frage ist bei diesem scharfen Suppengericht überflüssig. Denn scharf muss<br />
sie sein, die Linsensuppe. In Kombination mit der Säure der Zitrone reizt sie<br />
das ganze gustatorische Spektrum.<br />
VON Nihat Yasartürk<br />
J<br />
e tiefer die Temperaturen, desto grösser<br />
die Lust auf Scharfes. Jedenfalls<br />
bei mir. Deshalb beginnt jetzt die<br />
Hochkonjunktur der türkischen Linsensuppe,<br />
nicht nur in meiner Küche. Sie ist meine<br />
Lieblingssuppe. Weil sie – als Teil der türkischen<br />
Hausmannskost – so manche Kindheitserinnerung<br />
weckt. Es sind ihre einfache<br />
Zubereitung und ihre geniale Mischung aus<br />
pikant, salzig und sauer. Und dann sind die<br />
Linsen erst noch nahrhaft und gesund – und<br />
rüsten uns so für den Winter.<br />
CRUISER november <strong>2016</strong><br />
Zutaten<br />
250g rote Linsen, gewaschen<br />
2 Rüebli, geschält und fein geschnitten<br />
1 Kartoffel, geschält und fein geschnitten<br />
1 Zwiebel, geschält und fein geschnitten<br />
50g Butter<br />
1 EL getrocknete Pfefferminze<br />
1–2 TL scharfes Pul biber<br />
(rote, scharfe Paprikaflocken)<br />
Salz, Pfeffer<br />
Zubereitung<br />
Fein geschnittenes Gemüse und Linsen <strong>im</strong><br />
Wasser weichkochen und anschliessend fein<br />
pürieren. Je nach persönlichem Gusto Wasser<br />
nachgiessen, um die gewünschte Dicke<br />
der Suppe zu erreichen. Mit Salz und Pfeffer<br />
abschmecken. Butter in separatem Topf<br />
schmelzen. Pfefferminze und Pul biber dazugeben<br />
und anrösten. Vor dem Servieren<br />
ein bisschen von der flüssigen Gewürzbutter<br />
über die Suppe verteilen. Am Tisch Zitronensaft<br />
darüber geben und die Kombination von<br />
Säure und Schärfe wirken lassen.
29<br />
Nacht<br />
SauNa<br />
<strong>im</strong> maNN-o-maNN<br />
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Magen wärmt.<br />
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für einen guten Zweck, u.a. für Schulkinder in<br />
der Türkei. Und er ist als Störkoch oder als<br />
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Anlässen unterwegs. «Daneben» drückt er als<br />
angehender Gymnasiallehrer seit Kurzem<br />
wieder die Schulbank.<br />
Nacht<br />
SauNa<br />
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30<br />
KOLUMNE<br />
MICHI RÜEGG<br />
Der Büezerkönig auf dem<br />
heiligen Kreuzzug<br />
Michi Rüegg hat sich ein paar Interviews mit<br />
Mundart-Rocker «Gölä» zu Gemüte geführt.<br />
CRUISER november <strong>2016</strong><br />
VON Michi Rüegg<br />
I<br />
ch weiss noch, es war Ende der 90er-<br />
Jahre, als ein gewisser Gölä mit schnulzigen<br />
Balladen die Schweizer Musikwelt<br />
eroberte. Zumindest die Herzen einiger<br />
Damen und gewisser Herren, die seither bei<br />
jedem weissen Schwan an den selbsternannten<br />
Büezerkönig aus Oppligen (Verwaltungskreis<br />
Bern-Mittelland, in der Nähe<br />
von Bleiken bei Oberdiessbach) denken<br />
müssen. Ich machte damals ein Praktikum<br />
in einer PR-Agentur. Dort arbeitete eine<br />
Kollegin, Carole, die hatte zu Hause auch<br />
eine Art Gölä. Doch der verliess sie eines<br />
Tages, worauf sie noch heftiger die Lieder<br />
des Originals hörte. Zumindest, wenn sie<br />
nicht gerade mit dem Kollegen von der<br />
Tochterfirma nebenan <strong>im</strong> Estrich ein Nümmerchen<br />
schob. Man erkannte dies <strong>im</strong>mer<br />
daran, dass an ihrer Jeansjacke weisse Farbpartikel<br />
von der Wand klebten, gegen die sie<br />
gelehnt war.<br />
So gesehen waren meine Erinnerungen<br />
an diesen Gölä irgendwie schön. Es waren<br />
die Erinnerungen an Carole, wie sie wieder<br />
etwas zerzaust, den Schwan so weiss wie<br />
Schnee summend, vom Dachboden kam,<br />
mit rot leuchtenden Wangen.<br />
Nun ist aber nicht nur Carole – sie<br />
soll später einen Polizisten geheiratet haben<br />
– älter geworden, auch Gölä. Und wie<br />
leider so üblich, wird man hierzulande den<br />
einmal aufgedrückt erhaltenen Promi-Stempel<br />
nur noch schwer los. Dieser<br />
Gölä hat nach langem wieder einmal ein<br />
Album aufgenommen. Und wer einmal<br />
Promi war und nun der Vertriebsmaschinerie<br />
der Musikindustrie ein neues Machwerk<br />
zu Verfügung stellt, der darf landauf,<br />
landab Interviews geben.<br />
Bei diesen Interviews geschehen seltsame<br />
Dinge. Gölä zieht darin über Flüchtlinge<br />
her, genauso wie über Randständige, Menschen<br />
mit Studienabschlüssen, Schwule,<br />
Lesben, und vor allem Linke. Wobei man<br />
den Eindruck gewinnt, für ihn sei alles links,<br />
was nicht auf «Mein Kampf» betet. Zudem<br />
gibt er zu bedenken, dass er – der kleine<br />
Steuerzahler – ganz allein für alles bezahlen<br />
müsse, was in unserem Land schief laufe.<br />
Dieser Gölä gibt nun einen jenseitigen Satz<br />
nach dem anderen zu Protokoll, und was<br />
machen die Journalisten, die die Interviews<br />
führen? Nichts. Keine kritische Nachfrage,<br />
keine Einordnung. Sie lassen ihn einfach seinen<br />
verfluchten Mist erzählen.<br />
«In Gölä manifestiert<br />
sich die Sehnsucht einer<br />
gewissen Kaste, die<br />
glaubt, ihr sei alles<br />
genommen worden.»<br />
Das hat damit zu tun, dass sich Gölä<br />
in guten Händen befindet: nämlich in<br />
denjenigen von People-Journalisten. Das<br />
sind Menschen, die keinerlei Meinung haben<br />
müssen. Ihr Job ist es lediglich, jedem<br />
dahergelaufenen Arschloch, das irgendwie<br />
in ihrer Promi-Kartei gelandet ist, eine<br />
Plattform zu geben. Sie bereiten lediglich<br />
die Bühne.<br />
Nun mag dies wie ein gar hartes Urteil<br />
über diese Zunft klingen. Tatsächlich ist es<br />
nicht ganz so einfach. Denn ein guter People-<br />
Journalist verteilt auf einer solchen Bühne<br />
ganz gezielt ein paar Bananenschalen. Auf<br />
diesen darf dann der Promi nach Herzenslust<br />
ausrutschen. Und dass dies geht, hat<br />
Gölä wieder einmal eindrücklich bewiesen.<br />
Nun, selbst in Blättern wie der<br />
«Aargauer Zeitung» sind sich die meisten<br />
der Online-Kommentatoren einig: Was dieser<br />
Gölä da rauslässt, geht auf keine Kuhhaut.<br />
Doch leider gibt es mittlerweile genügend<br />
Nährboden für derlei Gedankengut.<br />
Beispiel gefällig? Neulich sass ein schwules<br />
Zürcher Paar in einer Beiz. Am Nebentisch<br />
sch<strong>im</strong>pften Leute über Juden. Als das Paar<br />
entsetzt rüberschaute, wurde es abgekanzelt:<br />
«Haut doch ab, ihr verdammten Schwulen.»<br />
Gut, war Gölä nicht <strong>im</strong> Lokal. Der hätte best<strong>im</strong>mt<br />
ein Lied darüber geschrieben.<br />
In Gölä manifestiert sich die Sehnsucht<br />
einer gewissen Kaste, die glaubt, ihr sei alles<br />
genommen worden. Sie träumt davon, dass<br />
der Lehrer Ohrfeigen verteilt. Dass in jedem<br />
Baucontainer ein Busenkalender hängt. Dass<br />
man der Buchhalterin be<strong>im</strong> Vorbeigehen ungestraft<br />
den Popo tätscheln darf. Dass <strong>im</strong><br />
Benzin wieder Blei drin ist. Dass Homosexuellen<br />
in Nervenheilanstalten die Hoden abgeschnitten<br />
werden. Dass man Kr<strong>im</strong>inellen<br />
wieder den Kopf abhackt und Hexen auf den<br />
Scheiterhaufen führt, wenn sie sich weigern,<br />
als Frauen am Herd zu stehen. Die gute alte<br />
Zeit eben. Sing mir ein Lied davon, Gölä.
IKONEN<br />
VON DAMALS<br />
31<br />
Ikonen von<br />
Damals<br />
In unserer Serie stellen wir Ikonen aus<br />
vergangenen Dekaden vor, berichten über<br />
gefallene Helden und hoffnungsvolle<br />
Skandalsternchen aus längst vergangenen<br />
(Gay-)Tagen. Rupert Everett ist «gefallen»,<br />
«vergangen» und dann und wann doch<br />
plötzlich wieder da.<br />
Von Moel Maphy<br />
D<br />
as Internat verliess er mit 16 Jahren,<br />
von der Schauspielschule in London<br />
flog er wegen unzähliger Regelverstösse,<br />
sein Geld verdiente er sich eine Zeit<br />
lang als Callboy. Sein Ruf als Aussenseiter<br />
verhalf dem 1959 in England geborenen Rupert<br />
Everett zur Rolle des schwulen Internatszöglings<br />
Guy Bennett in dem Film<br />
«Another Country» (1984), in dem er neben<br />
Colin Firth debütierte. Die darauf folgende<br />
Karriere als Schauspieler, Popsänger, Romanautor<br />
und Model gleicht einer Achterbahnfahrt.<br />
Everett drehte viele sehr schlechte<br />
Filme und einige sehr gute. Den grössten<br />
Kassenerfolg hatte er 1997 als schwuler<br />
Freund von Julia Roberts in «Die Hochzeit<br />
meines besten Freundes». Irgendwie scheint es<br />
ganz so, als ob Rupert beruflich und privat<br />
«dauerschwul» ist. Mehr dazu weiter unten. ➔<br />
CRUISER november <strong>2016</strong>
32<br />
IKONEN<br />
VON DAMALS<br />
Ein Gay-Klassiker: «Ein Freund zum<br />
Verlieben» mit Madonna.<br />
Rupert Everett als Camilla <strong>im</strong> Film «Die Girls von St. Trinian».<br />
Everett ist irgendwie dauerschwul<br />
«Hello, Darling, Are You Working?», ist der<br />
Titel eines Romans von Rupert Everett. Darin<br />
beschreibt Everett, von Beruf Schauspieler,<br />
das Arbeitsleben eines Schauspielers, der<br />
oft nicht arbeitet, weil er keine Rollen hat.<br />
Das ist kein seltener Fall – es gibt deshalb einen<br />
Begriff dafür, ob ein Schauspieler als<br />
Schauspieler arbeitet oder als etwas anderes.<br />
Der eine ist ein «Working Actor», der andere<br />
bloss ein «Actor». Nach besagtem «My Best<br />
Friend’s Wedding» folgte bald darauf «The<br />
Next Best Thing» mit Madonna. <strong>Cruiser</strong> findet,<br />
sowohl der Film als auch Madonna und<br />
Everett sowieso wurden in diesem Film unterschätzt<br />
– er gehört definitiv in jede<br />
Gay-Filmsammlung – das nur so nebenbei.<br />
«Ganz ehrlich, ich würde<br />
keinem Schauspieler,<br />
dem wirklich an seiner<br />
Karriere liegt, dazu raten,<br />
sich zu outen.»<br />
Rupert Everett ist grosser Oscar Wilde-<br />
Fan; 2002 kam die Wilde-Verfilmung<br />
«The Importance of Being Earnest» in die<br />
Kinos, es war nach «An Ideal Husband»<br />
die zweite Oscar Wilde-Verfilmung, in<br />
der er mitwirkte. «Oscar Wildes Leben<br />
Everett bereut es bis heute, dass er sich geoutet hat. Als Hetero würde er mehr Rollen<br />
bekommen, so seine Ansicht.<br />
hat mich sehr berührt. Ich finde es traurig,<br />
dass er wegen seiner Homosexualität<br />
von der Gesellschaft ausgegrenzt wurde»,<br />
sagte Everett einst in der «Süddeutschen<br />
Zeitung». Everett versteht es bis heute<br />
nicht, warum Homosexualität in Hollywood<br />
noch <strong>im</strong>mer ein Tabuthema ist<br />
und sorgte mit der Aussage «Wer Karriere<br />
machen will, sollte sich niemals outen»<br />
für Zündstoff in der LGBT-Community.<br />
«Es ist nicht besonders ratsam sich zu outen,<br />
um ehrlich zu sein. Es ist nicht einfach.<br />
Ganz ehrlich, ich würde keinem<br />
Schauspieler, dem wirklich an seiner Karriere<br />
liegt, dazu raten, sich zu outen.» In<br />
dem berühmten Interview, das Everett<br />
dem britischen «Guardian» gab, geht der<br />
Schauspieler auch auf seine eigene Situation<br />
ein. «Tatsache ist, du konntest und<br />
du kannst es als 25-Jähriger Homosexueller<br />
<strong>im</strong> britischen Filmbusiness oder <strong>im</strong><br />
amerikanischen Filmbusiness oder sogar<br />
<strong>im</strong> italienischen Filmbusiness nicht<br />
schaffen. Es funktioniert einfach nicht,<br />
und an einem best<strong>im</strong>mten Punkt rennst<br />
du gegen die Wand. Für eine Weile schei-<br />
CRUISER november <strong>2016</strong>
IKONEN<br />
VON DAMALS<br />
33<br />
nen die Dinge zu laufen, doch bei dem<br />
ersten kleinen Fehler lassen sie dich sofort<br />
fallen.»<br />
«Mein Sexleben war so<br />
ausschweifend, dass ich<br />
mir überhaupt nicht<br />
vorstellen konnte, nicht<br />
infiziert zu sein. »<br />
Glaubt man Everett, stehen die Dinge<br />
für Schwule in Hollywood zurzeit sogar noch<br />
viel schl<strong>im</strong>mer: «Dieser Tage in Hollywood<br />
zu sein, fühlt sich an, als wäre man bei den<br />
christlichen Fundamentalisten gelandet. Es<br />
ist sehr, sehr rechts, selbst wenn sie alle behaupten,<br />
Anhänger der Demokraten zu sein.»<br />
Er selbst wurde in den Fummel gezwungen» –<br />
ein Bezug auf seine Rolle in «Die Girls von St.<br />
Trinian» Everett spielt dort die abgehalfterte<br />
Schuldirektorin Camilla Fritton. (Allerdings<br />
sagte Everett in einem anderen Interview,<br />
dass er grossen Spass an der Rolle gahbt habe.<br />
Nun ja. Schauspieler halt).<br />
Ob es wirklich an seinem Outing liegt,<br />
dass die Rollen für Everett eher rar geworden<br />
sind? Oder liegt es an seiner Art? Die «Süddeutsche»<br />
n<strong>im</strong>mt in einem Interview kein<br />
Blatt vor den Mund und bezeichnet Everett<br />
als «schwierigen Schauspieler».<br />
Everett gilt als schwieriger Schauspieler<br />
Everett zeigte sich <strong>im</strong> damaligen Gespräch<br />
reumütig: «Ich habe mich geändert. Dass ich<br />
früher ein hysterischer Hypochonder war,<br />
lag daran, dass gleich zu Beginn meiner Karriere<br />
die grosse Aids-Epidemie ausbrach.<br />
Mein Sexleben war so ausschweifend, dass<br />
ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte,<br />
nicht infiziert zu sein. Fast jeder, mit dem ich<br />
geschlafen hatte, lag <strong>im</strong> Sterben. Ich rechnete<br />
täglich damit, die ersten Symptome der<br />
Seuche an mir zu entdecken. Einmal wurde<br />
ich bei Dreharbeiten von einer Mücke gestochen.<br />
Ich dachte: Das ist es jetzt, ein Karposi-<br />
Sarkom, der Anfang vom Ende! Man kann<br />
<strong>im</strong> Film sehen, dass mir von dem Moment<br />
an alles egal war. Meine Angst machte mich<br />
unberechenbar.» Aha. Wir kennen da andere,<br />
die mit der Aids-Krise besser umgegangen<br />
sind. Item: Rupert hat geruhigt und das<br />
ist sicher nicht schlecht. Vielleicht erlebt seine<br />
Karriere ja dadurch wieder etwas Aufschwung<br />
– <strong>im</strong> eben angelaufenen Film von<br />
T<strong>im</strong> Burton «Die Insel der verlorenen Kinder»<br />
spielt Everett einen Ornithologen und<br />
das macht er sogar sehr gut.<br />
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CRUISER november <strong>2016</strong>
34 RATGEBER<br />
Dr. Gay<br />
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40 Jahre, April 1977 – 2017<br />
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VON Vinicio Albani<br />
Mein Freund fährt zweigleisig<br />
Seit acht Jahren bin ich in einer<br />
festen Beziehung, die bis jetzt<br />
gut funktioniert hat. Dann das<br />
Unerwartete: Er hat jemanden<br />
kennengelernt und will sich trennen.<br />
Später habe ich erfahren,<br />
dass sie sich bereits lange vor<br />
unserer Trennung kannten. Er fuhr<br />
zweigleisig, erzählte mir, wie sehr<br />
er mich liebt, und tat dann das<br />
Gleiche bei ihm. Wie kann man<br />
zwei Männern gleichzeitig sagen,<br />
dass man sie liebt und innerhalb<br />
von Stunden von einem ins andere<br />
Bett wechseln? Ist das normal?<br />
Alain (23)<br />
Hallo Alain<br />
Es ist möglich, dass dein Freund dir und<br />
sich selber etwas vorgemacht hat und deshalb<br />
nicht ganz ehrlich war. Es kann auch<br />
sein, dass ihm die Entscheidung zur Trennung<br />
nicht leicht gefallen ist und er deshalb<br />
gezögert hat. Acht Jahre sind eine lange<br />
Zeit, die man nicht unüberlegt wegwerfen<br />
möchte. Vielleicht ist er diesbezüglich aber<br />
auch abgebrüht, lügt und sagt Dinge, die<br />
ihm einen persönlichen Vorteil verschaffen.<br />
In mehrere Personen gleichzeitig verliebt<br />
zu sein, ist grundsätzlich möglich. Das<br />
nennt man Polyamorie. Dabei wird offen<br />
kommuniziert und alle Beteiligten sind damit<br />
einverstanden. Warum dein Partner<br />
tatsächlich zweigleisig gefahren ist, kann<br />
nur er beantworten. Darum: rede mit ihm!<br />
Spekulationen bringen dich nicht weiter.<br />
Ob es normal ist oder nicht, ist nicht so<br />
wichtig. Es ticken eben nicht alle gleich.<br />
Ehrlichkeit sollte dabei aber nicht zu kurz<br />
kommen. Wenn du merkst, du wirst weiter<br />
belogen oder das Gespräch fruchtet nicht,<br />
ziehe einen Schlussstrich und schaue nach<br />
vorne. Manchmal sind Menschen, die uns<br />
nahe stehen, leider nicht die, für die wir sie<br />
gehalten haben. Das ist schmerzhaft,<br />
kommt aber nun mal vor. Vergiss nicht,<br />
dass es vor allem dir dabei gut gehen soll.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Ab wann treten Symptome<br />
einer Pr<strong>im</strong>oinfektion auf?<br />
Bei einem Sexkontakt hat mir<br />
mein Partner etwas Glitschiges<br />
auf den Anus gestrichen. Jetzt<br />
weiss ich nicht, ob es Gleitgel,<br />
Spucke oder Sperma war. Kurz<br />
danach hat er abgespritzt,<br />
was wiederum gegen Sperma<br />
sprechen würde. Dennoch bin ich<br />
besorgt. Zwei Tage später hatte<br />
ich Halsweh, Schnupfen und 38<br />
Grad Fieber. Können so bald nach<br />
einer Risikosituation Symptome<br />
einer HIV-Infektion auftauchen?<br />
Kurt (52)<br />
Hallo Kurt<br />
Die Inkubationszeit bei HIV kann einige<br />
Tage bis mehrere Wochen dauern. Symptome<br />
einer Pr<strong>im</strong>oinfektion treten in den meisten<br />
Fällen innerhalb der ersten vierzehn Tage<br />
nach einer Infektion auf. In seltenen Fällen<br />
können sie auch früher auftreten. Vermutlich<br />
war die glitschige Flüssigkeit Gleitgel. Es ist<br />
unwahrscheinlich, dass dein Sexpartner<br />
gleich nach dem Abspritzen erneut einen<br />
Ständer kriegt und gleich nochmal abspritzt.<br />
Deine Beschwerden haben wohl andere Ursachen.<br />
Falls du doch unsicher bist, mache einen<br />
HIV-Test. Diesen kannst du zum Beispiel<br />
bei einem der Checkpoints machen lassen,<br />
inklusive persönlicher Beratung. Kontaktinfos<br />
findest du auf mycheckpoint.ch<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
DR. GAY<br />
Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe<br />
Schweiz. Die Fragen werden online auf<br />
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Beratern beantwortet dort deine Fragen,<br />
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9<br />
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CRUISER november <strong>2016</strong>
36<br />
KOLUMNE<br />
Thommen meint<br />
Von der Schwulenbewegung zum<br />
«Stigmafighting»<br />
Wir haben Abschied genommen von der Schwulenbewegung, uns den<br />
«queeren Rock» angezogen und ziehen nun in den Kampf ums Stigmafighting?<br />
VON PETER THOMMEN<br />
E<br />
s gibt interessante Veränderungen<br />
<strong>im</strong> Kontaktieren von Männern, die<br />
mit Männern Sex haben wollen. Mir<br />
fällt auf, dass für jede «persönliche Variante»<br />
ein neuer Begriff gewählt wird. Anstelle<br />
der Anonymität und der vorgeblichen heterosexuellen<br />
Orientierung, wie es bei Normalos<br />
mit ihren Abweichungen üblich ist,<br />
suchen sich viele Männer einfach einen Fetisch<br />
oder eine neue Bezeichnung.<br />
Schon in den 90er Jahren ist mir in den<br />
US-Gaymagazinen aufgefallen, wie Pharma-Firmen<br />
ganzseitige Inserate geschaltet<br />
haben, um auf ihre «heilenden» Produkte<br />
hinzuweisen. Ich mag mich auch noch erinnern<br />
an einen verhängnisvollen Slogan: «Jeder<br />
Siebte in der Szene ist HIV-infiziert.»<br />
Dabei wurde offengelassen, was und wo die<br />
«Szene» eigentlich ist.<br />
Interessant ist auch die in den letzten<br />
Monaten lancierte Diskussion um Ausgrenzungen<br />
innerhalb der «Buchstaben-Gemeinschaft».<br />
Damit wird ein internes Schamgefühl<br />
erzeugt, besonders gegenüber Schwulen<br />
und Männern, die mit Männern Sex haben<br />
(MSM). Ja, gewisse Exponenten gehen sogar<br />
soweit, uns der Heterophobie zu zeihen.<br />
Joach<strong>im</strong> S. Hohmann hat irgendwo geschrieben,<br />
in seinem Feind erkenne man <strong>im</strong>mer<br />
auch ein Stück seiner selbst. Das wäre<br />
verhängnisvoll bei einem abhanden gekommenen<br />
Feind. Sich selbst <strong>im</strong>mer auch <strong>im</strong> He-<br />
CRUISER november <strong>2016</strong><br />
tero zu erkennen, wenigstens stückweise, das<br />
lässt darauf schliessen, dass auch er sich <strong>im</strong><br />
Schwulen stückweise wiedererkennen kann.<br />
Das sollten wir politisch nicht aus den Augen<br />
verlieren. Erreichen wir wirklich durch<br />
Anpassung und Gehorsam die Akzeptanz<br />
bei den Heteros/as? Und ist es die nächste<br />
soziale Umgebung, die der Buchstaben-<br />
Menschen, die uns auch so zum Anpassen<br />
veranlassen wird?<br />
«Erreichen wir wirklich<br />
durch Anpassung und<br />
Gehorsam die Akzeptanz<br />
bei den Heteros/as?»<br />
Mir ist ein kleiner Falt-Flyer in die<br />
Hände gekommen. Direkt aus einem deutschen<br />
Gratis-Gay-Magazin. Grün wie die<br />
Hoffnung und deklariert als «Sonderbeilage».<br />
Auf dem Titelbild der Stigmafighter-Mann<br />
und <strong>im</strong> Hintergrund eine Frau,<br />
die aber in den fünf Seiten innen nicht<br />
mehr auftaucht. Es gibt fünf Comicseiten<br />
über fünf Szenen <strong>im</strong> Leben eines Mannes,<br />
der mit HIV und Hepatitis-C konfrontiert<br />
wird: be<strong>im</strong> Pflastern einer Schramme –<br />
be<strong>im</strong> Verliebtsein in einen HIV-Positiven –<br />
bei einer Depression nach einer Infizierung –<br />
bei der Konfrontation mit einem Gerücht<br />
in der Bar, es sei einer mit Hepatitis-C infiziert<br />
und be<strong>im</strong> Anprobieren einer stylishen<br />
Kleidung für eine Aktion auf dem CSD.<br />
Was wird denn als Problemlösung<br />
empfohlen? Es fehle einfach das nötige Wissen<br />
– Man solle einfach darüber reden – Er<br />
brauche meine Unterstützung – Man könne<br />
sich be<strong>im</strong> Virus pr<strong>im</strong>a schützen – Ein Zeichen<br />
setzen gegen Ausgrenzung.<br />
Aber wie? Mehr Wissen über Hepatitis-C<br />
gibt es dann auf der Seite der Pharmafabrik.<br />
Da braucht einer halt einfach<br />
«den Schubs in die richtige Richtung». «Es<br />
infizieren sich <strong>im</strong>mer häufiger Schwule mit<br />
dem Hepatitis-C. Und weil viele nicht genug<br />
darüber wissen, grenzen sie die Betroffenen<br />
aus. Wie das auch <strong>im</strong>mer mal wieder<br />
bei HIV der Fall ist.» So werden wir also zu<br />
Stigmafightern unter uns selbst.<br />
In dem Flyer ist natürlich nirgendwo<br />
etwas über Kondome oder gar über Safer<br />
Sex zu lesen.<br />
Mir ist natürlich klargeworden, dass<br />
es <strong>im</strong> Interesse der Pharmafabrikanten ist,<br />
uns mit Medikamenten zu versorgen. Da<br />
fragt dann noch einer <strong>im</strong> letzten Comicstrip,<br />
was denn Stigmafighter mit dem Thema<br />
Hepatitis-C zu tun hätten. Nun, wir<br />
hätten doch bei HIV gelernt, dass man gemeinsam<br />
stärker sei. Und jetzt sollten wir<br />
doch alle Stigmafighter werden und<br />
«Teams» bilden.<br />
Jetzt habe ich ganz vergessen, dass<br />
auch bei den Heteros eine Ausgrenzung<br />
stattfindet, dass die auch sehr viel Wissen<br />
erwerben müssten und dass es da eigentlich<br />
gar keine Stigmafighter gibt.
NEWS<br />
Update<br />
37<br />
NEWS<br />
Wahl zum «Mr. Inside»<br />
Der Club «Inside» feiert <strong>im</strong> Dezember das<br />
schöne Leben und die Schönheit an sich –<br />
mit der allerersten «Mr. Inside»-Wahl. Diese<br />
findet am 3. Dezember zwischen 20.00<br />
und 23.00 Uhr statt und wird von Alf<br />
Heller moderiert: «Wahl-moderationserprobt»,<br />
hat er doch schon mit Melanie<br />
Winiger und Jubaira Bachmann die Mr.<br />
Gay-Wahl und die Miss Drag Queen-Wahl<br />
moderiert. Der Stylist, Kolumnist und<br />
Moderator ist ein Mann des Rampenlichts,<br />
wovon sich auch die Gäste dieser Mr. Inside<br />
Wahl überzeugen werden können.<br />
In der Jury sitzen Branko B. Gabriel,<br />
Bur<strong>im</strong> Shala von den Wonderworld Parties,<br />
der Fotograf Shpend Salihu und Organisator<br />
Johann Sollberger.<br />
Potentielle «Mr. Inside» können sich<br />
bis zum 25. November über die Emailadresse<br />
johann@emottion.ch mit Photo anmelden.<br />
Mr. Inside-Wahl <strong>im</strong> «Stairs»<br />
3. Dezember <strong>2016</strong> ab 20.00 Uhr.<br />
www.stairsclub.ch<br />
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Liste 11<br />
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aus hygienischen Gründen sinnvoll: Denn Körperhaar fängt Schweiss,<br />
geruchsbildende Bakterien und abgestorbene Hautschüppchen auf –<br />
unangenehme Gerüche sind die Folge. Daher hat Gillette den BODY5<br />
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39<br />
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