Industrielle Automation 5/2016
Industrielle Automation 5/2016
Industrielle Automation 5/2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
TITEL I KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
02 In dem 2 750 m 2 großen Testlabor wird<br />
mit über 2 Milliarden Testzyklen die Lebensdauer<br />
der Produkte getestet<br />
03 In der Kältekammer können Temperaturverläufe<br />
von - 40 bis + 60 °C simuliert werden<br />
lässt. Um die Lebensdauer verlässlich voraussagen<br />
zu können, betreibt die Firma<br />
Igus als Spezialist für Kunststoffe und Leitungen<br />
in Bewegung das mit 2 750 m 2<br />
mit Abstand größte Testlabor für bewegte<br />
Leitungszerstörung in Energieketten,<br />
in dem auf 58 verschiedenen<br />
Testständen die Produkte im Dauerbetrieb<br />
auf ihre Belastbarkeit geprüft<br />
werden. Da es auf die genaue<br />
Abbildung der realen Arbeitsbedingungen<br />
ankommt, sind Testachsen<br />
mit unterschiedlichsten Verfahrwegen<br />
und Beschleunigungen oder<br />
Witterungsbedingungen vorhanden.<br />
Für die Erprobung von großen Energiekettensystemen,<br />
wie sie etwa bei Krananlagen<br />
zum Einsatz kommen, ist ein<br />
Außentestgelände mit einem Verfahrweg<br />
von bis zu 240 m Verfahrweg vorhanden.<br />
Hier wurden bereits Komponenten mit<br />
4 m/s und einer Zusatzlast von 8 kg/m auf<br />
eine Gesamtleistung von 25 000 km erfolgreich<br />
getestet.<br />
Notwendige Kälteflexibilität<br />
unter Beweis stellen<br />
Ebenso werden Temperaturverläufe von<br />
- 40 bis + 60 °C untersucht. Dem eigens hierfür<br />
umgebauten Seecontainer, in dem diese<br />
Verläufe realisiert werden können, kommt<br />
eine zentrale Bedeutung zu. Anders als bei<br />
der sonst üblichen Kältewickelprüfung, bei<br />
der Testleitungen auf einen Dorn aufgewickelt<br />
und einmalig auf Prüftemperatur<br />
heruntergekühlt werden, stehen hier Leitungen<br />
und Ketten bei entsprechenden<br />
Testtemperaturen unter realistischen Bewegungsbedingungen<br />
auf dem Prüfstand.<br />
Diese müssen den Millionen von Hüben<br />
und eben der im echten Einsatz zu erwar<br />
tenden Biegebeanspruchung standhalten.<br />
Eine Prüfung gilt dann als bestanden und<br />
somit die notwendige Kälteflexibilität als<br />
erwiesen, wenn keine Mantelbrüche festgestellt<br />
werden können.<br />
Nicht immer dreht es sich bei den Tests<br />
um Extremtemperaturen. Bei Kundenanfragen<br />
geht es zumeist um Leitungen, die<br />
noch bei - 5 °C sicher funktionieren. Igus<br />
bietet deshalb seit über vier Jahren eine<br />
ölbeständige PVC-Mischung, die über eine<br />
hohe Abriebfestigkeit bei einer großen<br />
Temperaturbandbreite verfügt. Dies ist<br />
ein Novum auf dem Markt, denn übliche<br />
PVC-Mischungen für kettentaugliche Leitungen<br />
erfüllen diese Anforderungen bis<br />
heute nicht. Ein weiterer Vorteil: Bei eher<br />
gemäßigten Temperaturen ist es nicht<br />
zwangsläufig notwendig, auf teurere Mantelwerkstoffe<br />
wie PUR oder TPR zurückzugreifen.<br />
Einseitige Streckungen und<br />
Stauchungen vermeiden<br />
Die Erkenntnisse, die bei der laufenden<br />
Analyse aller Tests gewonnen werden,<br />
fließen bei Igus seit über 25 Jahren in die<br />
Entwicklung des eigenen, stetig wachsenden<br />
Sortiments von Leitungen ein. Dies<br />
führte neben neuartigen Materialien zur<br />
Einführung der Bündelverseilung, wie sie<br />
bei Stahlseilen üblich ist. In einem aufwändigen<br />
Verfahren werden bei der Bündelverseilung<br />
Adern in Einzelbündel mit drei,<br />
vier oder fünf Adern verseilt, die dann wiederum<br />
zu einer Gesamtverseilung der Bündel<br />
miteinander verseilt werden. Bei großen<br />
Verseilaufbauten geschieht dies um ein<br />
Zug entlastungselement. Das Ergebnis ist<br />
eine Leitung, die bewegungsrobust und absolut<br />
kettentauglich ist, da – im Unterschied<br />
zu einer lagenverseilten Leitung – jede der<br />
Adern bei der Bewegung in der Energiekette<br />
gleichermaßen im Innen- und auch im<br />
Außenradius bewegt wird und dadurch<br />
einseitige Streckungen und Stauchungen<br />
vermieden werden.<br />
Bei noch extremeren Bewegungen kommen<br />
Leitungen zum Einsatz, deren Leitungsaufbau<br />
ebenfalls komplexer ist. Diese<br />
sogenannten Roboterleitungen werden vor<br />
allem bei Industrierobotern eingesetzt und<br />
müssen extremste Bewegungen, Biegung <br />
en und Torsionen mitmachen. Spezielle<br />
Dämpfungselemente geben den Adern<br />
hierbei die notwendige Bewegungsfreiheit<br />
im Leitungsinnern. Denn je mehr die<br />
Leitung „zugedreht“ wird – an die Grenze<br />
der Belastung gerät – desto schwieriger wird<br />
es, die Leitung zu tordieren. Besondere<br />
Schirme und Außenmaterialien sorgen<br />
zusätzlich für eine optimale Haltbarkeit der<br />
Leitungen.<br />
Lebensdauer von Leitungen<br />
selbst berechnen<br />
Die Lebensdauer einer Leitung im Einsatz<br />
in der Energiekette hängt von einer Vielzahl<br />
von Variablen ab, die bei Aufbau und der<br />
Materialwahl zu berücksichtigen ist. So<br />
bietet die Chainflex-Produktfamilie aktuell<br />
1 244 verschiedene Leitungen. Wie lange<br />
Leitungen bei entsprechender Anwendung<br />
halten werden, können Anwender selbst<br />
berechnen, da die Testergebnisse von<br />
jährlich über 2 Milliarden Testzyklen aus<br />
dem Labor in eine Datenbank einfließen,<br />
auf Grundlage derer das freizugängliche<br />
Online-Tool zur Lebensdauerberechnung<br />
auf der Igus-Website basiert.<br />
www.igus.de<br />
INDUSTRIELLE AUTOMATION 5/<strong>2016</strong> 45