Industrielle Automation 5/2016
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SENSORIK UND MESSTECHNIK<br />
Wertschöpfungsketten auf dem<br />
Weg zur Vernetzung<br />
Was Sensoren der Zukunft alles können sollten und wie neue digitale Geschäftsmodelle<br />
entstehen<br />
Solche Schnittstellen lassen sich über den<br />
Mikroprozessor eines Smart Sensors recht<br />
einfach und kostengünstig realisieren.<br />
Industrie-4.0-konforme<br />
Sensoren der Zukunft<br />
Klaus-Dieter Walter<br />
Industrie 4.0 und das Industrial<br />
Internet of Things (IIoT) erfordern<br />
Sensoren mit deutlich verbesserten<br />
Kommunikationseigenschaften.<br />
Solche Sensoren müssen in Zukunft<br />
nicht nur Sensormessgrößen an<br />
eine Steuerung liefern, sondern<br />
darüber hinaus auch noch eine<br />
Smartphone-App oder sogar eine<br />
Cloud-Serviceplattform direkt mit<br />
Messdaten versorgen. Mit einem<br />
derartigen „Smart Connected<br />
Sensor“ lassen sich dann<br />
Wertschöpfungsketten vernetzen<br />
und digitale Geschäftsmodelle<br />
realisieren.<br />
Klaus-Dieter Walter ist Geschäftsführer bei der<br />
SSV Software Systems GmbH in Hannover<br />
In der Prozess- und Fertigungsautomatisierung<br />
existieren unzählige Sensoren, die<br />
über eine einfache analoge oder digitale<br />
Schnittstelle direkt mit einer Steuerung verbunden<br />
sind. Sie dienen dazu, den Ist-<br />
Zustand bestimmter physikalischer Größen<br />
zu messen und an eine Steuerungssoftware<br />
zu übermitteln, damit diese nach der Auswertung<br />
neue Soll-Vorgaben gemäß dem<br />
programmierten Regelwerk an Aktoren<br />
schicken kann.<br />
Im einfachsten Fall besteht ein Sensor<br />
aus einem Element zur Messgrößenerfassung<br />
mit analogem Ausgang. Aus der physikalischen<br />
Messgröße wird ein korrespondierendes<br />
analoges Ausgangssignal (Strom,<br />
Spannung, Widerstand) erzeugt, dass in der<br />
Steuerung digitalisiert und verwertet wird.<br />
Es sind allerdings auch zahlreiche „smarte<br />
Sensoren“ im Praxiseinsatz. Als „Smart“<br />
wird ein Sensor bezeichnet, der neben dem<br />
Sensorelement zur Messgrößenerfassung<br />
eine integrierte Signalkonditionierung und<br />
einen zusätzlichen Mikroprozessor für die<br />
Signalverarbeitung besitzt. Der Sensormesswert<br />
steht der Steuerungssoftware<br />
dann über eine digitale Kommunikationsschnittstelle<br />
(z. B. Modbus, CAN, CANopen,<br />
IO-Link, Ethernet usw.) zur Verfügung.<br />
Für zukünftige Anwendungen im Umfeld<br />
von Industrie 4.0 (I4.0) und dem Industrial<br />
Internet of Things (IIoT) reichen die klassischen<br />
Sensoren nicht mehr aus. Schließlich<br />
will man hier komplette Wertschöpfungsketten<br />
mit externen und internen Fertigungsprozessen,<br />
die Logistik, die Produktnutzung<br />
durch den Kunden, den After-Sales-Service<br />
usw. vollständig vernetzen und<br />
sogar neue serviceorientierte bzw. digitale<br />
Geschäftsmodelle schaffen. In der Praxis<br />
werden aber noch keine I4.0/IIoT-konformen<br />
Sensorsysteme angeboten. Sie müssen<br />
durch ein individuelles Engineering für<br />
jeden einzelnen Anwendungsfall zunächst<br />
geschaffen werden. Dabei gibt es gerade in<br />
der Prozess- und Fertigungsautomatisierung<br />
durch Internet-basierte Kommunikationsaufgaben<br />
schon heute einen Bedarf an<br />
Sensoren, die etwas mehr können als eine<br />
physikalische Messgröße in einen 4 bis<br />
20 mA-Strom oder ein digitales Feldbusdatum<br />
umzuwandeln.<br />
Der Industrie-4.0-konforme bzw. IIoTgeeignete<br />
Sensor der Zukunft mit „Verwaltungsschale“<br />
und virtueller Repräsentanz<br />
ist bereits ab Werk mit einer offenen IT-<br />
Serviceplattform gekoppelt, um anderen<br />
Anwendungen den Zugriff auf die aktuellen<br />
Sensordaten zu ermöglichen. Ein solcher<br />
Smart Connected Sensor (SCS) benötigt<br />
idealerweise zwei Schnittstellen: Eine ist<br />
mit der Cloud, die andere – wie bisher – mit<br />
einer Steuerung verbunden.<br />
Eigenschaften eines Smart-<br />
Connected-Sensor<br />
Ein Smart Connected Sensor wandelt die<br />
Messgröße direkt oder indirekt in systemfähige<br />
Datenwerte bzw. Informationen um,<br />
die als virtuelle Repräsentanz auf einer Serviceplattform<br />
für weitere Anwendungen zur<br />
Verfügung stehen. Zu einem Smart Connected<br />
Sensor gehört daher immer eine spezielle<br />
(Cloud-) Serviceplattform zur Weiter<br />
gabe der Messgrößen, ohne dass dafür ein<br />
zusätzliches Engineering erforderlich wäre.<br />
20 INDUSTRIELLE AUTOMATION 5/<strong>2016</strong>