Quo vadis, traffic?

Quo vadis, traffic? Quo vadis, traffic?

08.12.2012 Aufrufe

FOKUS | FOCUS 14 trailerforum 3/2006 Fotos: ddp, KRONE

Schöne, bunte Legowelt Brave new LEGO world Rechteckig, bunt und stapelbar – wesentliche Merkmale von Legosteinen und ISO-Containern. Während Kinder mit den kleinen Plastiksteinen spielen, schwören Spediteure in aller Welt auf die großen Boxen. // Rectangular, colourful and stackable – significant characteristics of LEGO bricks and ISO containers. While children play with the small plastic bricks, forwarders around the world rely on the large boxes. VON CLAUDIA KOCH Exakt 50 Jahre ist es her, dass Malcolm P. McLeans erstes Containerschiff in Richtung Houston, Texas, in See stach. Welch nachhaltige Bedeutung dieses Ereignis für die Weltwirtschaft haben würde, konnte der erfinderische Fuhrunternehmer zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht ahnen. Er war wahrscheinlich einfach nur froh, als sein eigens für den Containertransport umgebauter Tanker „Ideal X“ am 26. April 1956, mit 58 Behältern beladen, den Hafen von Newark verließ. Schließlich war es ein langer Weg bis zur Jungfernfahrt. RAPPELN IN DER KISTE Ob die oft zitierte Mär von der inspirierenden Zigarettenschachtel stimmt oder nicht, Tatsache ist, dass der Amerikaner McLean bereits Ende der dreißiger Jahre erste Versuche startete, Um- und Abladevorgänge zwischen einzelnen Verkehrsmitteln zu rationalisieren. Zuerst verlud er noch ganze Lastkraftwagen auf Schiffe; als die ersten einheitlichen Behälter inklusive passender Trailer auf den Markt kamen, nur mehr diese. Bereits so sparte er Platz und Kosten. Zum finalen Durchbruch verhalf der „Containerrevolution“ aber die ohne Auflieger verladbare Box. Da die Reeder dem Erfindergeist des Spediteurs zunächst skeptisch gegenüberstanden, musste Malcolm P. McLean erst selbst zum Schiffseigner mutieren, um seine Idee zu verwirklichen. Doch seine hartnäckigen Bemühungen trugen Früchte: Sein – bis zur Übernahme 1999 durch die dänische Reederei Maersk – unter dem Namen Sea-Land Inc. firmierendes Unternehmen florierte und auch am Erfolg seiner Erfindung hegte, als der „Vater der Containerisierung“ im Mai 2001 verstarb, längst niemand mehr Zweifel. ADE, HAFENTÄUBCHEN Mit der Einführung des Containertransports brachen völlig neue Zeiten an. Zwar dauerte es weitere zehn Jahre, bis 1966 das erste Containerschiff namens „Fairland“ einen europäischen Hafen ansteuerte und am 6. Mai im Bremer Übersee-Hafen der erste Container auf deutschem Boden gelöscht wurde, doch trotz fortwährendem Misstrauens war der Siegeszug der tollen Kisten nicht mehr zu stoppen. Zu viele Argumente sprachen für die stabilen und massiven Stahlrahmenboxen. Natürlich zog McLeans Erfindung massive Veränderungen in der Arbeitswelt nach sich. Nicht nur, dass die Container den zahlreichen Hafenarbeitern, die zuvor für das Be- und Entladen zuständig waren, den Rang abliefen. Die wesentlich verkürzten Liegezeiten der Schiffe machten auch dem wildromantischen Hafenleben ein Ende, denn den Matrosen blieb kaum mehr Zeit zur Pflege ihrer Liebschaften. Aber die Einführung der simplen Metallboxen war ein Segen für die Wirtschaft. Benötigte ein Arbeiter beispielsweise zuvor vier Stunden für das Entladen von 360 Säcken Kaffee, so erledigte der Container das auf einen Schlag. MASSE, NORMEN, KENNZAHLEN Die ab den 60er Jahren schnell wachsende Begeisterung der Transportwirtschaft für die FOKUS | FOCUS trailerforum 3/2006 15

Schöne, bunte Legowelt<br />

Brave new LEGO world<br />

Rechteckig, bunt und stapelbar – wesentliche Merkmale von Legosteinen und<br />

ISO-Containern. Während Kinder mit den kleinen Plastiksteinen spielen, schwören<br />

Spediteure in aller Welt auf die großen Boxen.<br />

// Rectangular, colourful and stackable – significant characteristics of LEGO<br />

bricks and ISO containers. While children play with the small plastic bricks,<br />

forwarders around the world rely on the large boxes.<br />

VON CLAUDIA KOCH<br />

Exakt 50 Jahre ist es her, dass Malcolm P. McLeans<br />

erstes Containerschiff in Richtung Houston, Texas,<br />

in See stach. Welch nachhaltige Bedeutung dieses<br />

Ereignis für die Weltwirtschaft haben würde, konnte der<br />

erfinderische Fuhrunternehmer zu diesem Zeitpunkt<br />

natürlich nicht ahnen. Er war wahrscheinlich einfach<br />

nur froh, als sein eigens für den Containertransport<br />

umgebauter Tanker „Ideal X“ am 26. April 1956, mit<br />

58 Behältern beladen, den Hafen von Newark verließ.<br />

Schließlich war es ein langer Weg bis zur Jungfernfahrt.<br />

RAPPELN IN DER KISTE<br />

Ob die oft zitierte Mär von der inspirierenden Zigarettenschachtel<br />

stimmt oder nicht, Tatsache ist, dass der<br />

Amerikaner McLean bereits Ende der dreißiger Jahre<br />

erste Versuche startete, Um- und Abladevorgänge zwischen<br />

einzelnen Verkehrsmitteln zu rationalisieren.<br />

Zuerst verlud er noch ganze Lastkraftwagen auf Schiffe;<br />

als die ersten einheitlichen Behälter inklusive passender<br />

Trailer auf den Markt kamen, nur mehr diese. Bereits so<br />

sparte er Platz und Kosten. Zum finalen Durchbruch verhalf<br />

der „Containerrevolution“ aber die ohne Auflieger<br />

verladbare Box. Da die Reeder dem Erfindergeist des<br />

Spediteurs zunächst skeptisch gegenüberstanden, musste<br />

Malcolm P. McLean erst selbst zum Schiffseigner<br />

mutieren, um seine Idee zu verwirklichen. Doch seine<br />

hartnäckigen Bemühungen trugen Früchte: Sein – bis zur<br />

Übernahme 1999 durch die dänische Reederei Maersk –<br />

unter dem Namen Sea-Land Inc. firmierendes Unternehmen<br />

florierte und auch am Erfolg seiner Erfindung<br />

hegte, als der „Vater der Containerisierung“ im Mai 2001<br />

verstarb, längst niemand mehr Zweifel.<br />

ADE, HAFENTÄUBCHEN<br />

Mit der Einführung des Containertransports brachen<br />

völlig neue Zeiten an. Zwar dauerte es weitere zehn<br />

Jahre, bis 1966 das erste Containerschiff namens „Fairland“<br />

einen europäischen Hafen ansteuerte und am<br />

6. Mai im Bremer Übersee-Hafen der erste Container auf<br />

deutschem Boden gelöscht wurde, doch trotz fortwährendem<br />

Misstrauens war der Siegeszug der tollen Kisten<br />

nicht mehr zu stoppen. Zu viele Argumente sprachen für<br />

die stabilen und massiven Stahlrahmenboxen. Natürlich<br />

zog McLeans Erfindung massive Veränderungen in der<br />

Arbeitswelt nach sich. Nicht nur, dass die Container den<br />

zahlreichen Hafenarbeitern, die zuvor für das Be- und<br />

Entladen zuständig waren, den Rang abliefen. Die<br />

wesentlich verkürzten Liegezeiten der Schiffe machten<br />

auch dem wildromantischen Hafenleben ein Ende, denn<br />

den Matrosen blieb kaum mehr Zeit zur Pflege ihrer<br />

Liebschaften. Aber die Einführung der simplen Metallboxen<br />

war ein Segen für die Wirtschaft. Benötigte ein<br />

Arbeiter beispielsweise zuvor vier Stunden für das<br />

Entladen von 360 Säcken Kaffee, so erledigte<br />

der Container das auf einen Schlag.<br />

MASSE, NORMEN,<br />

KENNZAHLEN<br />

Die ab den 60er Jahren<br />

schnell wachsende<br />

Begeisterung der<br />

Transportwirtschaft<br />

für die<br />

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