Bd. 70 - 1990
Bernhardiner-Zuchtbuch 70-1990, Nr. 44282 - 44829
Bernhardiner-Zuchtbuch 70-1990, Nr. 44282 - 44829
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Langhaariger St. Bernhardsrüde „Bob III von Blei".<br />
Bes.: Herr Major Blöseh in Bicl,<br />
Liebe Mitglieder,<br />
/ o() Jahre St. Bemhards-Klub. Das sollte Anlaß sein ein wenig über die Entwicklung<br />
unserer Rasse in diesen 100 Jahren nachzudenken.<br />
Über die mögliche Abstammung unserer Hunde hat Wolfgang Ketzler gerade<br />
in der Chronik berichtet. Genau läßt es sich ja nicht belegen. Fest steht, daß es<br />
in den Schweizer Bergen schon sehr lange große und mächtige Hunde gab, die<br />
Ähnlichkeit mit unseren Bernhardinern hatten. Fest steht natürlich auch, daß<br />
l man von einer reingezüchteten Rasse erst seit Beginn der Stammbaumzucht,<br />
l also seit etwas mehr als 100 Jahren sprechen kann.<br />
Die Vorfahren unserer St. Bernhardshunde mußten Haus und Hof beschützen<br />
lund die Herden bewachen. Das Leben der Menschen war hart und das ihrer<br />
lunde war nicht besser. Es gab kein wissenschaftlich fundiertes Hundefutter<br />
l und auch keine Tierärzte mit Spritzen und Pillen gegen alle möglichen und unmöglichen<br />
Wehwehchen. Die Hunde mußten also anspruchslos, gesund und<br />
ausdauernd sein. Sie mußten ohne großen Aufwand ihre Jungen bekommen<br />
und aufziehen.<br />
So war es sicher auch noch im 18. und 19. Jahrhundert, als sich der Bernhardiner<br />
als eigenständiger Schlag immer deutlicher herausschälte und der legendäre<br />
Barry I (1800 -1814) wesentlich dazu beitrug, daß unsere Rasse ihren guten<br />
Ruf als Beschützer und Retter der Menschen bekam. Ein Ruf, von dem wir noch<br />
heute zehren und den wir unseren Hunden durch sinnvolle Zuchtauswahl und<br />
l ordentliche Erziehung auch erhalten sollten.<br />
Und so war es sicher auch noch als die St. Bernhards-Klubs zuerst in der<br />
Schweiz, dann in England und 1891 in Deutschland gegründet wurden. Auch<br />
in jener Zeit wurde gelegentlich vor zu massigen Hunden auf Kosten schwerer<br />
Mängel im Gangwerk gewarnt. So schreibt Heinrich Schumacher, der Begründer<br />
der reinrassigen Bernhardinerzucht, 1884, daß unsere Hunde einen kurzen<br />
Körper und hohe Läufe (wie beim Pferd, nicht wie beim Rind) haben müßten.<br />
Trotzdem hatten die Züchter um die Jahrhundertwende andere Sorgen. Für sie<br />
galt es erst mal der Rasse ein einheitliches Erscheinungsbild zu geben. Bis dahin<br />
konnte man einen Bernhardiner nur an Farbe und Abzeichen von Neufundländern,<br />
Leonbergern oder Sennenhunden unterscheiden. Und die Grenzen waren<br />
so fließend, daß ein und derselbe Hund sowohl als Bernhardiner, als auch als<br />
Leonberger ausgestellt werden konnte. Der damals erstellte erste Standard<br />
hatte daher vorallem die Aufgabe das gewünschte Aussehen zu beschreiben<br />
und so die St. Bernhardshunde von anderen Rassen abzugrenzen.<br />
Das Wesen war so wie es der jeweilige Besitzer individuell wollte und der Bewegungsablauf<br />
entweder so unwichtig oder so selbstverständlich, daß man es<br />
nicht für nötig erachtete, darüber etwas im Standard auszusagen. Dieser Standard<br />
gilt mit leichten Abwandlungen bis heute. Obwohl wir seit vielen Jahren<br />
wissen, daß das Gangwerk unserer Hunde mit manchen Problemen belastet ist,