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u. Loe-Haus - Ev.-luth. Kirchengemeinde Sittensen - Kirchenkreis ...

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Wenn ein Mensch stirbt, hinterlässt<br />

er Trauer. Der Umgang damit<br />

ist so individuell wie das Leben selbst.<br />

Im <strong>Kirchenkreis</strong> Bremervörde-Zeven<br />

hilft bei der Bewältigung der Seelennot.<br />

Erna Klindworth arbeitet ehrenamtlich<br />

im Hospizdienst Bremervörde-Zeven und<br />

verfügt über eine fundierte Ausbildung in<br />

der Trauerarbeit.<br />

Erna Klindworth untersteht die hauswirtschaftliche<br />

Leitung der Tagespflege<br />

der Diakoniestation gGmbH in <strong>Sittensen</strong>.<br />

Seit langem ist sie in der Sterbe- und<br />

Trauerbegleitung aktiv. Sie hat 19 Jahre im<br />

Pflegedienst gearbeitet, vor gut 14 Jahren<br />

den Hospizdienst Bremervörde-Zeven<br />

mit aufgebaut. Seit gut fünf Jahren ist sie<br />

auch in der Trauerarbeit tätig. Hierzu absolvierte<br />

sie eine anderthalbjährige Ausbildung<br />

in Falkenburg. „Der Tod gehört<br />

zu unserem Leben dazu, genau wie die<br />

Geburt, Schmerz oder Freude,“ berichtet<br />

Erna Klindworth. „Doch wird er in unserer<br />

heutigen Gesellschaft ‚totgeschwiegen‘. Die<br />

Leute wissen nicht mehr, wie sie gesund<br />

mit dem Thema Tod und Sterben umgehen<br />

sollen.“ Trotz des ernsten Themas<br />

strahlen die Augen der Trauerbegleiterin<br />

vor Leben und Verständnis. Für Trauernde<br />

ist das Leben verrückt, so Klindworth. Verrückt<br />

im Sinne von verschoben. Diese Person<br />

steht neben sich, neben dem Leben. In<br />

einem Sprichwort heißt es: Die Zeit heilt<br />

alle Wunden. Aber das stimmt nicht. Es<br />

gibt nach dem Tod eines geliebten Menschen<br />

nur eine andere Zeit, so Klindworth.<br />

Manchmal klärt ein Sterben ganz viel. Auf<br />

einmal sind Freunde keine Freunde mehr,<br />

festgeglaubte Beziehungen nicht mehr da.<br />

Dafür entstehen Verbindungen mit Anderen,<br />

die bislang nicht im Fokus standen.<br />

Das Beste, was einem Trauernden nun<br />

passieren kann, ist auf Menschen zu treffen,<br />

die Zuhören und nochmals Zuhören.<br />

Geduldig Zuhören. Verstehen und Trösten<br />

kommt danach. Wichtig ist der offene Umgang<br />

mit dem Thema und das Sprechen<br />

über die verstorbenen Personen.<br />

Hospizarbeit<br />

„Trauernde brauchen Zuhörer. Verstehen und Trösten kommt danach.“<br />

Erna Klindworth arbeitet für die Diakoniestation<br />

in <strong>Sittensen</strong> und engagiert sich im Hospizdienst<br />

Bremervörde-Zeven.<br />

„Weinen gehört zum Tod.<br />

Es reinigt die Seele.“<br />

„Wie lange darf man heute noch trauern,<br />

ohne dem Nächsten auf den Wecker<br />

zu fallen?“, fragt die Trauerbegleiterin.<br />

„Vier Wochen, sechs oder acht, ein Jahr?<br />

Bei jedem dauert es unterschiedlich lange,<br />

bis ein Realisieren einsetzt.“ Die Wiersdorferin<br />

berichtet von Einzelfällen aus<br />

ihrer langjährigen Tätigkeit. Mal wird ein<br />

Verstorbener auf einen Sockel gestellt, andere<br />

fallen in ein tiefes Loch, aus dem sie<br />

allein nicht oder nur schwer herauskommen.<br />

Hier kann die Arbeit der Trauerbegleiter<br />

ansetzen, wenn sie gewünscht wird.<br />

„Weinen gehört zum Tod dazu. Es reinigt<br />

die Seele. Wer weinen kann, ist im Vorteil.<br />

Diese Person kann das Geschehene besser<br />

verarbeiten,“ sagt Erna Klindworth.<br />

Für Freunde, Bekannte oder Nachbarn<br />

ist es nicht immer leicht, mit den Trauernden<br />

umzugehen. Zu groß ist die Unsicherheit,<br />

das Falsche zu sagen, zu tun.<br />

„Davon müssen sie sich frei machen“,<br />

meint Erna Klindworth. „Die Hinterbliebenen<br />

sagen und zeigen durch Gesten<br />

oder Blicke, wie bereit sie sind. Ignorieren<br />

ist falsch. Je mehr der Betroffene über<br />

seinen Verlust sprechen kann, umso mehr<br />

akzeptiert er das Geschehene.“<br />

www.kirche-sittensen.de / www.punktsieben.de / www.tensing-sittensen.de<br />

Nach den Herbstferien, Ende Oktober,<br />

will Erna Klindworth zusammen mit Lars<br />

Örding, Inhaber des Zevener Bestattungshauses<br />

Dittmer, ein neues Projekt angehen:<br />

Für den Zeitraum von zunächst zehn Monaten<br />

soll eine geschlossene Trauergruppe<br />

entstehen. Gedacht ist das Programm für<br />

Menschen in den Gemeinden <strong>Sittensen</strong>,<br />

Elsdorf, Gyhum, Heeslingen und Zeven,<br />

die ihren Kummer in der Gemeinschaft<br />

bewältigen möchten. Hierzu wird es zu<br />

Beginn einen Einführungsabend geben,<br />

im weiteren Verlauf dann zehn Einheiten.<br />

Ein Ausstieg ist jederzeit möglich, so die<br />

Wiersdorferin. Ein Einstieg dagegen nicht.<br />

„Das würde die Trauernden in ihrer Arbeit<br />

stören.“ Sollte es darüber hinaus Bedarf<br />

geben, könnte ein weiterer Plan Realität<br />

werden: das offene Trauercafé. Angedacht<br />

ist ein Treff für Jedermann, der sich mit<br />

dem Thema auseinandersetzen möchte.<br />

Eine Anlaufstelle, für jeden, der Zuspruch,<br />

ein offenes Ohr oder einfach Gesellschaft<br />

braucht. Beide Projekte sind gemeindeübergreifend<br />

angelegt und mit den jeweiligen<br />

Pastoren besprochen.<br />

Auch eine individuelle Trauerbegleitung<br />

ist möglich. In einer bis anderthalb<br />

Stunden in der Woche, können Gespräche<br />

stattfinden, in denen gezielt auf die Angehörigen<br />

eingegangen wird. Erna Klindworth:<br />

„In der Regel werden die Abstände<br />

zwischen den Gesprächen immer größer,<br />

der Bedarf wird weniger.“ Allen Angeboten<br />

ist das Aufarbeiten des Verlustes gemeinsam.<br />

Hier können Rituale entstehen,<br />

in denen die Verstorbenen eingebunden<br />

werden, z. B. das Anzünden einer Kerze<br />

am Geburts- oder Todestag, ein Besuch<br />

auf dem Friedhof an Feiertagen oder das<br />

Schreiben eines Briefes an den Toten. „Die<br />

Verstorbenen sind keine unheimlichen<br />

Wesen, sondern geliebte Menschen gewesen,“<br />

so Erna Klindworth. Ihr Angebot<br />

steht: Hilfesuchende können sich direkt<br />

an sie unter Tel. 04281 - 3816 oder auch<br />

an Lars Örding unter Tel. 04281 - 950595<br />

wenden. Kerstin Velhorst

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