21 Uhr Sonntag, 20. November 2011 10 - Fischotter

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Wohnen – ein Luxus? Wohnen ist bekanntlich ein Grundbedürfnis des Menschen. Ein «Dachüber dem Kopf» vermittelt Sicherheit, Wärme, Rückzug, Geborgenheit, ein Rahmen für Individuen und Familien, ein «Zuhause» eben. Indem ich in meinem Beruf täglich Wohnraum vermittle, erlebe ich die verschiedenen Bedürfnisse für individuelles Wohnen auf spannende und direkte Art und Weise. Dem Wohnbedürfnis jedes Einzelnen steht heute jedoch in der Regel ein Angebot gegenüber, das sich auch in Männedorf leider hauptsächlich an besonders einkommensstarke Personen richtet. Dies war in unserer ehemals stadtfernen und landwirtschaftlich orientierten Region nicht immer der Fall. In der Publikation «MänneDorfgeschichte» ist auf eindrückliche Weise nachzulesen und nachzuempfinden, wie sich die Wohnsituation über die letzten Jahrhunderte im Allgemeinen und in unserem Dorf im Speziellen gewandelt hat. Die Entwicklung der Gemeinschaft vom bäuerlichen Leben inmitten verschiedener Generationen mit viel Umschwung, aber wenig Privatsphäre für den Einzelnen zum verdichteten Wohnen in eher kleinen Gemeinschaften mit mehr Raum für das Individuum, aber auch mehr Anonymität ist grösstenteils vollzogen und entspricht der modernen Gesellschaft. Die Eigentumswohnung mit Terrasse und wenn möglich Seesicht ist zum Standard geworden. Ein frei stehendes Einfamilienhaus mit Umschwung ist fast nur noch im Zuge einer Erbfolge oder durch einen hochrangigen CEO-Posten mit exorbitanten Einkommensaussichten erschwinglich. Und dies auch nur, sofern nicht anstelle der alten, bestehenden Liegenschaft ein ausnützungs- und gewinnoptimiertes Mehrfamilienhaus im Stockwerkeigentum erstellt wird. Und wir sind mitten drin! Wir leben in unserem demografischen Umfeld und kommen nicht umhin, den Immobilienmarkt zu akzeptieren, wie er nun einmal ist. Angebot trifft Nachfrage. Selten ist jemand bereit, seine Immobilie zu verschenken. In der Regel reizen sensationelle Verkaufspreise, wie sie angeblich z.B. der Nachbar mit einem kapitalkräftigen Ausländer oder auch Schweizer Bürger als Käufer kürzlich realisieren konnte. Doch was können wir überhaupt tun, damit wir unsere Heimat weiterhin als lebens- und liebenswert empfinden und uns auch leisten können? Hätte ich eine Antwort – ich wäre genial! Der Ansatz liegt zweifelsohne in der Rückbesinnung auf die wahren Werte des Lebens: Relativierung des Materiellen, mehr gemeinschaftliches Mitwirken im Dorf, Sorge und Verantwortung tragen – auch für unsere Nachkommen. Fromme Worte? Vielleicht, doch es ist an jedem von uns dranzubleiben… Beatrice Kehl Kehl Immobilien und Treuhand, Erlenbach Präsidentin Gemeinnütziger Frauenverein, Männedorf 3
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