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Macht Arbeit frei? Ein Versuch über den Wert der Erwerbsarbeit.

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Die Prognostik spricht angesichts <strong>der</strong> realen Wirtschaftsentwicklung dann nicht<br />

gegen die nachfrageorientierte Theorie, wenn das Ausbleiben des ”gol<strong>den</strong>en<br />

Zeitalters” mit Freizeit und allgemein steigendem Wohlstand hinreichend mit <strong>der</strong> nicht<br />

aufrechterhaltenen Bedingung <strong>der</strong> Vollbeschäftigung erklärt wer<strong>den</strong> kann.<br />

Die dritte Phase, in <strong>der</strong> wir uns heute befin<strong>den</strong>, ist gekennzeichnet durch ständig<br />

sinkende Wachstumsraten, wie in <strong>den</strong> OECD-Staaten in <strong>den</strong> letzten 25 Jahren erfolgt.<br />

Drei wirtschaftspolitische Maßnahmen empfahl Keynes für diese Phase<br />

(1.) die Ausgabenausweitung des Staates zugunsten des<br />

gemeinschaftsorientierten Bedarfs,<br />

(2.) eine gleichmäßigere <strong>Ein</strong>kommensverteilung, um zu vermei<strong>den</strong>, dass sich<br />

Geld in oberen <strong>Ein</strong>kommensschichten sammelt, wo es nicht mehr für<br />

Massenprodukte nachfragewirksam ist, hingegen in <strong>den</strong> unteren für <strong>den</strong><br />

Konsum fehlt, und<br />

(3.) kontinuierliche <strong>Arbeit</strong>szeitverkürzung.<br />

Aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Theorie von Keynes erweist sich die heute populäre<br />

Angebotspolitik, welche auf Steuerentlastungen zugunsten <strong>der</strong> Unternehmen, auf<br />

Lohnspreizung und Lohnzurückhaltung setzt, angesichts sinken<strong>der</strong> Wachstumsraten<br />

entwe<strong>der</strong> als illusionär, sofern sie Beschäftigung steigern zu können glaubt, o<strong>der</strong> als<br />

allein interessegeleitete ideologische Suggestion, sofern sie eigentlich auf Erhalt und<br />

Steigerung <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit zielt, um die organisierte Verhandlungsmacht <strong>der</strong><br />

Gewerkschaften in <strong>der</strong> Preisbildung für <strong>Arbeit</strong> weiter zu schwächen.<br />

6. Die Offensive <strong>der</strong> reaktionären Konter-Reformen<br />

Im Zeichen keynesianischer Wirtschaftspolitik erreichte <strong>der</strong> Westen in <strong>den</strong><br />

Nachkriegsjahren ein ungeahntes Wachstum. Mit <strong>der</strong> Krise in <strong>den</strong> 70er Jahren verlor<br />

<strong>der</strong> Keynesianismus an <strong>Ein</strong>fluss, obwohl sich diese Krise hinreichend aus <strong>der</strong><br />

inkonsequenten Ausführung des Keynesianismus erklären lässt. Die Ursachen für die<br />

Abkehr vom Keynesianismus sind daher im außerökonomischen Bereich zu suchen.<br />

Im Nachgang <strong>der</strong> im Revolutionieren zwischenmenschlicher Verhaltensformen<br />

durchaus siegreichen, doch in <strong>der</strong> offiziellen Politik in ihren Ansprüchen scheitern<strong>den</strong><br />

Stu<strong>den</strong>tenbewegung gelang <strong>den</strong> Konservativen international die Offensive 65 .<br />

65<br />

Vgl. Borchert, Jens: Die konservative Transformation des Wohlfahrtsstaates: Großbritannien, Kanada,<br />

die USA und Deutschland im Vergleich. Campus, Frankfurt a. M./ New York, 1995.<br />

Oliver Kloss • 2001 • <strong>Macht</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>frei</strong>?<br />

• 20 •

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