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Anstifter 1, 2014 der Stiftung Liebenau

Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

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Rund 30 Teilnehmer besuchten das Vierteljahrestreffens<br />

<strong>der</strong> LAG KJPP in Wangen.<br />

Foto: Benicke<br />

Das System muss inklusiv sein<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendpsychiater diskutieren über Versorgungssituation<br />

von Elke Benicke<br />

WANGEN – Die kin<strong>der</strong>- und jugendpsychiatrische Versorgung war Thema<br />

des Vierteljahrestreffens <strong>der</strong> Landesarbeitsgemeinschaft für Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie (LAG KJPP) im<br />

Herbst 2013. Rund 30 angehende Ärzte, Pflegekräfte und Pädagogen<br />

haben an Vorträgen und Workshops teilgenommen. Konkret ging es um<br />

die immer noch schwierige Diagnose Autismus, die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

‚Inklusion‘ und den Irrgarten <strong>der</strong> Sozialmedizin.<br />

same Unterricht kann im besten Interesse des Kindes<br />

sein, muss aber nicht“, sagte Prändl und wies darauf<br />

hin, dass <strong>der</strong> eigentlich zentrale Begriff <strong>der</strong> Menschenrechtskonvention<br />

von 2009 „in the best interest<br />

of the child“ sei und dass <strong>der</strong> Begriff „inclusive education<br />

system“ oft nicht richtig übersetzt würde:<br />

„Das System muss inklusiv sein, nicht die einzelne<br />

Schule“, korrigierte er. Nachdem es bis vor ein paar<br />

Jahren noch darum ging, das Schulsystem auszudifferenzieren,<br />

sei heute wie<strong>der</strong> eine Pädagogik <strong>der</strong> Vielfalt<br />

gefragt.<br />

„Wir erleben jedes Jahr Patienten, die sehr offenkundig<br />

autistisch sind mit nicht gestellter Diagnose.<br />

Dagegen erleben wir bisweilen auch das Gegenteil:<br />

Dass Kin<strong>der</strong> mit einer Autismus-Spektrum-Diagnose<br />

vorgestellt werden, die sich im Verlauf nicht autistisch<br />

zeigen“, sagte Sebastian Schlaich, Chefarzt<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie <strong>der</strong> St. Lukas-Klinik<br />

im Rahmen seines Vortrags. In diesem Dilemma seien<br />

die Eltern selbst oft die besten Fachleute und auch<br />

die besten Therapeuten für ihr Kind und sollten<br />

daher bestmöglich über die Krankheit aufgeklärt<br />

sein. „Mit <strong>der</strong> Diagnose Autismus fällt oft ein großes<br />

Schuldgefühl von den Eltern ab. Aufklärung ist <strong>der</strong><br />

erste Schritt“, betonte Schlaich.<br />

„Herausfor<strong>der</strong>ung Inklusion“ war <strong>der</strong> Titel des Vortrags<br />

von Stephan Prändl. Er ist Rektor <strong>der</strong> Heinrich-<br />

Brügger-Schule in Wangen, in <strong>der</strong>en Aula das Vierteljahrestreffen<br />

stattfand und die mit 40 Son<strong>der</strong>schulpädagogen<br />

zu den größten ihrer Art in Deutschland<br />

gehört. „Die gemeinsame Beschulung, <strong>der</strong> gemein-<br />

Sozialmedizin: vorausschauend denken<br />

In einem dritten Vortrag stellte Dr. Dirk Dammann,<br />

Chefarzt <strong>der</strong> Fachkliniken Wangen, den Forschungszweig<br />

<strong>der</strong> Sozialmedizin vor: „Stellen Sie sich vor,<br />

ein Intensivmediziner geht an einem Fluss spazieren.<br />

Da schwimmt ein lebloser Körper vorbei. Selbstverständlich<br />

zieht er ihn heraus und reanimiert ihn.<br />

Gerade ist er fertig, schwimmt noch einer vorbei.<br />

Auch diesen reanimiert er, da kommt schon <strong>der</strong><br />

nächste. Nach einer Weile kommt ein Sozialmediziner<br />

des Wegs und geht flussaufwärts einfach weiter. Der<br />

Intensivmediziner fragt ihn entrüstet, ob er nicht<br />

helfen wolle. Darauf <strong>der</strong> Sozialmediziner: ‚Ich helfe<br />

doch! Ich schaue nach, wo die alle herkommen!‘“<br />

Im Zusammenhang mit den zum Teil unterschiedlichen<br />

Eigeninteressen <strong>der</strong> Rentenanstalt, Krankenkassen,<br />

Versicherungen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Agentur für Arbeit –<br />

dem Irrgarten <strong>der</strong> Sozialmedizin – seien eindeutige<br />

Diagnosen das A und O: „Wenn sich die Ämter streiten,<br />

ist das zum Nachteil für die Jugendlichen“, sagte<br />

<strong>der</strong> Chefarzt.<br />

<br />

Gesundheit<br />

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