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Anstifter 1, 2014 der Stiftung Liebenau

Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

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Der 40-jährige Romeo Würz hielt beim UK-Fachtag einen ungewöhnlichen Vortrag. Seine Freude daran kommunizieren zu können, ist im anzusehen.<br />

Fotos: Oschwald<br />

Kann nicht sprechen, aber plau<strong>der</strong>t gern<br />

Erfahrungen eines Nutzers von Unterstützter Kommunikation<br />

von Anne Oschwald<br />

LIEBENAU – Mit seinem Charme zog Romeo Würz die Zuhörer in seinen<br />

Bann: Er erzählte aus seinem Leben, berichtete über seine eigenen<br />

Erfahrungen. „Ich plau<strong>der</strong>e gerne…“, ließ er das Publikum wissen.<br />

Das Erstaunliche dabei: Der Mann im Rollstuhl kann gar nicht sprechen.<br />

Wie geht das? Sein Sprachcomputer macht für ihn Plau<strong>der</strong>n möglich. Der<br />

Einsatz dieser Unterstützten Kommunikation bedeute für ihn Lebensqualität,<br />

„sagte“ er selbst beim UK-Fachtag <strong>der</strong> St. Gallus-Hilfe für<br />

Mitarbeiter.<br />

„Ich bin 40 Jahre alt. Ich komme aus Münchwilen im<br />

Kanton Thurgau. Und ich bin Fan vom FC St. Gallen“,<br />

spricht eine Stimme zu den Gästen. Sie ist von<br />

Romeo Würz geliehen. Der nickt währenddessen<br />

zustimmend. Durch die Bedienung eines Kopfschalters<br />

an <strong>der</strong> Lehne seines Rollstuhls benötige er etwas<br />

mehr Zeit für die Kommunikation. Für die Zuhörer ist<br />

das zunächst ungewohnt. Geduld ist gefor<strong>der</strong>t. Der<br />

Mangel an Kommunikationsmöglichkeiten bedeutet<br />

nicht selten, ausgeschlossen zu sein. Würz machte<br />

diese Erfahrung. „In die Schule ging ich nicht gerne,<br />

weil meine Klasse sehr gut war. Der Lehrer kam<br />

immer für zwei Stunden. Da hatte ich Pause.“ Durch<br />

die Anwendung von UK – die er von <strong>der</strong> Pike auf lernen<br />

musste und immer noch lernt – ist er heute in<br />

<strong>der</strong> Lage zu telefonieren. Etwa mit seiner Familie.<br />

„Ich telefoniere gerne mal 15 Minuten“, hört man,<br />

die etwas sperrige Stimme. Würz grinst und bestätigt<br />

das Gesagte mit einem leisen Brummen. Er finde es<br />

sehr gut, wenn eine Frau über UK mitteilen kann,<br />

dass sie gerne lange Haare hätte. Und: „Die Betreuer<br />

denken, alle wollen ein Einzelzimmer und alle wollen<br />

kurze Haare. Aber das ist nicht so“, sagt Würz‘ Stimme,<br />

<strong>der</strong> dazu lacht. So wie die Besucher.<br />

Würz formuliert damit einen ganz wichtigen Punkt.<br />

Nämlich, dass UK eine höhere Selbstbestimmung<br />

ermöglicht, indem jemand, <strong>der</strong> in seiner Sprache eingeschränkt<br />

ist, an<strong>der</strong>e Möglichkeiten erhält, zu kommunizieren.<br />

Der Kommunikationspartner muss sich<br />

jedoch ebenfalls darauf einlassen. UK erfor<strong>der</strong>t mitunter<br />

mehr Zeit und mehr Genauigkeit, wie etwa<br />

einfachere, konkretere Fragestellungen.<br />

Zum Fachtag <strong>der</strong> St. Gallus-Hilfe kam Würz mit seinem<br />

Assistenten Reiner Gschwend nicht nur als Nutzer<br />

von UK, son<strong>der</strong>n auch als ausgebildeter UK-Referent.<br />

Die Weiterbildung hat er 2012 abgeschlossen.<br />

„Seither bin ich immer mal wie<strong>der</strong> als UK-Referent<br />

unterwegs“. Sein ganz persönliches Ziel sei es, dass<br />

UK noch bekannter wird. Und das noch mehr Menschen<br />

befähigt werden, über UK zu kommunizieren.<br />

24<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung

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