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Anstifter 1, 2014 der Stiftung Liebenau

Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

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Gestützte Kommunikation<br />

Ein an<strong>der</strong>es Beispiel für UK ist die Gestützte Kommunikation<br />

(Facilitated Communication). Dabei dient<br />

ein „Stützer“ <strong>der</strong> kommunikationsbeeinträchtigten<br />

Person physisch, verbal und emotional als Stütze.<br />

Auf diese Weise gelingt es ihr, gezielt zu zeigen. Ziel<br />

ist immer, die (körperliche) Stütze auf ein Minimum<br />

zu reduzieren. Gestützte Kommunikation wird sehr<br />

kontrovers diskutiert, da eine gewisse Gefahr von<br />

Beeinflussung, Überfor<strong>der</strong>ung, Abhängigkeit und<br />

falscher Interpretation besteht. Reflexion und<br />

Begleitung sind daher grundsätzlich erfor<strong>der</strong>lich.<br />

TEACCH-Konzept<br />

Sehr gute Erfahrungen gibt es innerhalb <strong>der</strong> St. Gallus-Hilfe<br />

mit dem Konzept TEACCH (Treatment and<br />

Education for Autistic and related Communication<br />

handicapped Children). Das individuelle För<strong>der</strong>programm<br />

hilft beim Erlernen neuer Verhaltensweisen<br />

und ermöglicht weitere Aktivitäten. Ein wesentlicher<br />

Punkt ist dabei die Strukturierung und Visualisierung.<br />

Dies bezieht sich auf die räumliche Struktur<br />

(zum Beispiel unsichtbare Grenzen am Esstisch sichtbar<br />

machen), die zeitliche Struktur (zum Beispiel<br />

Vorhersehbarkeit schaffen durch einen Tagesplan)<br />

und Strukturierung von Aktivitäten. Dabei ist es<br />

wichtig, die Informationen zu vermitteln: Was ist zu<br />

tun? Wie viel davon? Wann ist es beendet?<br />

meine Hände an“, eine Gebärdensammlung, die 1991<br />

von Ernst Blickle in <strong>der</strong> Haslachmühle entwickelt<br />

wurde. Sie arbeitet mit Bil<strong>der</strong>n und Symbolen, die<br />

sich im Unterricht und im Alltag wi<strong>der</strong>spiegeln. Jede<br />

Woche lernen die Schüler eine neue Gebärde und<br />

erweitern ihre Möglichkeiten <strong>der</strong> Kommunikation.<br />

Die Verständigung mit den Händen hilft den Schülern<br />

zu kommunizieren, weckt die Fantasie und<br />

stärkt ihr Selbstwertgefühl.<br />

Gemeinsame Sprache<br />

UK hat immer das Ziel, die kommunikativen Bedingungen<br />

sowohl <strong>der</strong> Menschen mit schweren Beeinträchtigungen<br />

als auch ihrer Gesprächspartner zu<br />

verbessern. Gerade Menschen mit schweren und<br />

mehrfachen Entwicklungsbeeinträchtigungen erhalten<br />

durch UK die Möglichkeit, an <strong>der</strong> sozialen Welt<br />

teilzuhaben. Wichtig dabei ist, auf den individuellen<br />

Fähigkeiten und Bedürfnissen aufzubauen. Grundsätzlich<br />

kann Kommunikation nur dort gelingen, wo<br />

alle Beteiligten eine gemeinsame Sprache sprechen.<br />

UK muss gelernt, geübt und im alltäglichen Leben<br />

angewandt werden. Das kann für alle manchmal<br />

anstrengend sein. Die Mühe lohnt sich aber in jedem<br />

Fall, wenn Menschen mit Kommunikationsbeeinträchtigungen<br />

dadurch mehr Einfluss auf ihre Lebensgestaltung<br />

erhalten. Eben „mitreden“ können.<br />

Leichte Sprache<br />

Leichte Sprache ist eine beson<strong>der</strong>s leicht verständliche<br />

sprachliche Ausdrucksweise. Beson<strong>der</strong>s hilfreich<br />

ist sie für Menschen mit Lernschwierigkeiten, die aus<br />

unterschiedlichen Gründen über eine geringe Kompetenz<br />

in <strong>der</strong> deutschen Sprache verfügen. Sie dient<br />

damit auch <strong>der</strong> Barrierefreiheit. Es werden zum Beispiel<br />

nur kurze Sätze verwendet. Je<strong>der</strong> Satz enthält<br />

eine Aussage. Die Schrift ist größer. Es gibt Fremdwörter<br />

nur im Ausnahmefall. Auch Metaphern, Konjunktiv<br />

und Passivformulierung haben in Texten in<br />

Leichter Sprache nichts verloren.<br />

Gebärden<br />

Zur UK gezählt werden auch die Gebärden. Sie för<strong>der</strong>n<br />

die persönliche Ausdrucksweise, sorgen für<br />

mehr Teilhabe und für eine größtmögliche Selbstbestimmung.<br />

So lernen etwa Schüler <strong>der</strong> Don-Bosco-<br />

Schule in Hegenberg Gebärden nach „Schau doch<br />

Die St. Gallus-Hilfe verfolgt das Ziel, Unterstützte<br />

Kommunikation stärker einzusetzen,<br />

damit auch Menschen mit schweren Beeinträchtigungen<br />

an Kommunikation teilhaben<br />

können. Beim UK-Fachtag sprach Prof. Gabriela<br />

Antener von <strong>der</strong> Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

über den Hintergrund, den Rechtsanspruch<br />

auf Kommunikation durch die UN-<br />

Rechtskonvention und die Voraussetzungen<br />

für UK. Die Partizipation von Menschen mit<br />

schweren Beeinträchtigungen könne nur gelingen,<br />

wenn das Umfeld ebenso bereit dazu<br />

sei UK einzusetzen, wie die Nutzer. Kommunikation<br />

braucht immer ein Gegenüber. „Das<br />

Umfeld ist oft schwerer zu bearbeiten“, so<br />

eine ihrer Erfahrungen. Ihre gute Nachricht:<br />

„Es ist nie zu spät, mit UK zu beginnen.“<br />

www.st.gallus-hilfe.de<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

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