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Anstifter 1, 2014 der Stiftung Liebenau

Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

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Nachgefragt<br />

Ulrich Kuhn, Leiter <strong>der</strong> Stabsstelle<br />

Sozialpolitik <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Liebenau</strong> und Geschäftsführer<br />

Netzwerk: Soziales neu<br />

gestalten (SONG).<br />

Foto: Kästle<br />

Herr Kuhn, als Leiter<br />

<strong>der</strong> Stabsstelle Sozialpolitik<br />

<strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong> und Geschäftsführer<br />

des Netzwerk: Soziales neu gestalten (SONG)<br />

waren Sie maßgeblich beteiligt an dem gemeinsamen<br />

Positionspapier zur Pflege. Was ist das<br />

Neue an diesem Papier?<br />

Es ist bemerkenswert, dass hier vier wichtige Institutionen<br />

gemeinsam eine grundlegende Strukturreform,<br />

ja einen Paradigmenwechsel in <strong>der</strong> Pflegepolitik<br />

for<strong>der</strong>n. Sie sind <strong>der</strong> Überzeugung: Nur mehr Geld<br />

in das bestehende System zu geben, wird die Probleme<br />

nicht nachhaltig lösen. Um zu einer sozialraumorientierten<br />

Pflegepolitik zu kommen, die Prävention,<br />

Rehabilitation und Bürger-Profi-Mix-Netzwerke<br />

vor Ort ermöglicht, brauchen wir diese Reform.<br />

Die beteiligten Institutionen haben hierzu umfassende<br />

Reformkonzepte ausgearbeitet und veröffentlicht.<br />

Darauf basiert das gemeinsame Positionspapier.<br />

Wird es in dieser Legislaturperiode tatsächlich zu<br />

<strong>der</strong> erhofften Pflegereform kommen?<br />

Nochmals vier Jahre Stillstand können wir uns nicht<br />

erlauben. Ich gehe davon aus, dass die Umsetzung<br />

des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs mit den<br />

erwähnten Leistungsverbesserungen für demenzkranke<br />

Menschen kommt. Inwieweit es schon in dieser<br />

Legislaturperiode zu weitergehenden Strukturreformen<br />

kommt, bleibt abzuwarten. Die Vorschläge<br />

liegen auf dem Tisch. Die Stichworte „Sozialraumund<br />

Quartiersorientierung“ sowie „Kommunalisierung“<br />

prägen zunehmend die Fachdiskussion. Das<br />

wird auf Dauer Wirkung zeigen.<br />

Sehen Sie Anknüpfungspunkte für die hier vorgelegten<br />

For<strong>der</strong>ungen im Koalitionsvertrag?<br />

Neben <strong>der</strong> versprochenen Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs<br />

sehe ich unter an<strong>der</strong>em<br />

einen Anknüpfungspunkt darin, dass im Koalitionsvertrag<br />

eine sozialraumorientierte Pflege in<br />

Kooperation von Familien, Bürgern, Ehrenamtlichen<br />

und professionellen Diensten erwähnt wird.<br />

Darüber hinaus sollen die Schnittstellen zwischen<br />

SGB V (Krankenversicherung) und SGB XI (Pflegeversicherung)<br />

auf die konsequente Umsetzung <strong>der</strong><br />

Grundsätze ambulant vor stationär und Prävention<br />

vor Rehabilitation vor Pflege überprüft werden.<br />

Schließlich soll eine Bund-Län<strong>der</strong>-Arbeitsgruppe<br />

klären, wie die Rolle <strong>der</strong> kommunalen Ebene bei<br />

<strong>der</strong> Pflege gestärkt und ausgebaut werden kann.<br />

Wie lange wird es dauern, bis pflegebedürftige<br />

Menschen konkret etwas von den Verän<strong>der</strong>ungen<br />

spüren werden?<br />

Der Verän<strong>der</strong>ungsprozess ist bereits im Gange.<br />

Leistungen für Demenzkranke wurden mit Blick<br />

auf den künftigen Pflegebedürftigkeitsbegriff in<br />

einem ersten Schritt durch das Pflegeneuordnungsgesetz<br />

ausgeweitet. Der Auf- und Ausbau neuer<br />

Wohn- und Versorgungsarrangements in Wohnquartieren<br />

wird durch fortschrittliche Bürger, Träger<br />

und Kommunen vorangetrieben. Bundeslän<strong>der</strong><br />

wie Nordrhein-Westfalen stützen den Prozess durch<br />

einen „Masterplan Quartier“. Für den echten<br />

Durchbruch bräuchten wir aber die Strukturreform<br />

auf Bundesebene.<br />

Woran liegt es, dass die Reform immer wie<strong>der</strong><br />

ins Stocken geraten ist?<br />

Beim sogenannten Querdenker-Treffen unseres<br />

Netzwerks SONG in Worpswede zeigte sich, dass es<br />

sich bei <strong>der</strong> Pflege für viele Politiker immer noch<br />

um ein Negativ- o<strong>der</strong> Tabu-Thema handelt. Daher<br />

steht es nicht oben auf <strong>der</strong> politischen Agenda.<br />

Außerdem gibt es festgefügte Machtstrukturen.<br />

Man streitet sich mit viel Energie um Einzelthemen,<br />

statt das große Ganze zu sehen. Wir müssen<br />

also noch deutlicher machen, was passiert wenn<br />

nichts passiert. Es geht um das künftige gesellschaftliche<br />

Zusammenleben und die Versorgung im<br />

Alter von uns allen.<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

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