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Anstifter 1, 2014 der Stiftung Liebenau

Der Anstifter ist die Hauszeitschrift der Stiftung Liebenau mit Themen aus den Bereichen Altenhilfe, Behindertenhilfe, Bildung, Gesundheit, Familie und Dienstleistungen.

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„Cure and Care“ im Quartier<br />

Neue Impulse für die überfällige Pflegereform<br />

von Helga Raible<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Altenpflege sind längst bekannt: Die Versorgungslücke<br />

wächst, die Chancen <strong>der</strong> demografischen Entwicklung<br />

liegen brach, Mittel werden ineffizient eingesetzt. Auf eine Reform <strong>der</strong><br />

Pflegepolitik haben Verbände und Betroffene aber bisher vergebens<br />

gehofft. Nun liegen große Hoffnungen auf <strong>der</strong> neuen Bundesregierung.<br />

Wie <strong>der</strong> pflegepolitische Reformstau aufzulösen ist, erläutern vier große<br />

sozialpolitische Reform-Motoren – das Kuratorium Deutsche Altershilfe,<br />

die AGP Sozialforschung Freiburg, die Bertelsmann <strong>Stiftung</strong> und das Netzwerk:<br />

Soziales neu gestalten (SONG) – in einem gemeinsamen Positionspapier.<br />

Die notwendige Strukturreform muss sich an den<br />

Menschen und ihrem Bedarf orientieren, regional<br />

und ressourcenschonend ausgestaltet werden, so die<br />

Experten. Ein Meilenstein wäre die – schon lange<br />

gefor<strong>der</strong>te – zügige Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs.<br />

Einen Vorschlag dafür hat <strong>der</strong><br />

Expertenrat <strong>der</strong> Bundesregierung längst vorgelegt.<br />

Seine wesentliche Neuerung: Menschen mit Demenz<br />

sollten besser berücksichtigt, ihre Pflege und Betreuung<br />

gesetzlich verankert werden.<br />

Unter dem Stichwort „Cure and Care“ sollen die<br />

bestehenden Leistungssysteme nach dem Vorschlag<br />

des Positionspapiers neu geordnet werden. Alle fachpflegerischen<br />

Leistungen einschließlich Behandlungspflege<br />

und <strong>der</strong> Rehabilitation sollen nach Vorstellung<br />

<strong>der</strong> Experten bei <strong>der</strong> Krankenversicherung<br />

gebündelt werden („Cure“). Alle weiteren Leistungen<br />

zur Alltagsbewältigung (haushalts- und personenbezogenen<br />

Leistungen <strong>der</strong> Pflegeversicherung, Hilfe<br />

zur Pflege, Einglie<strong>der</strong>ungshilfe) sollen Teilhabe im<br />

umfassenden Sinne ermöglichen („Care“), eventuell<br />

in Verbindung mit einem neuen Bundesleistungsgesetz<br />

zur Teilhabe. Der Vorteil einer solchen Neuorientierung:<br />

Prävention und Rehabilitation bekommen<br />

einen höheren Stellenwert in <strong>der</strong> Krankenversicherung;<br />

so könnte Pflegebedürftigkeit im Vorfeld verhin<strong>der</strong>t<br />

o<strong>der</strong> hinausgezögert werden.<br />

Um sicherzustellen, dass die „Care“-Leistungen dem<br />

individuellen Bedarf angepasst werden können, sollen<br />

diese in Form von Sachleistungsbudgets gewährt<br />

werden. Somit lassen sich für jeden pflegebedürftigen<br />

Menschen unabhängig von seiner Wohnform<br />

(im eigenen Haushalt o<strong>der</strong> im Pflegeheim) und unabhängig<br />

von leistungsrechtlichen Zuordnungen die<br />

individuell nötigen Pflege- und Unterstützungsarrangements<br />

organisieren.<br />

Die vierte wesentliche Än<strong>der</strong>ung sehen die Experten<br />

in einer Stärkung lokaler Verantwortungsgemeinschaften:<br />

Nur mit Hilfe lokaler Unterstützungsnetzwerke,<br />

mit einem Hilfemix aus professioneller, familiärer<br />

und bürgerschaftlicher Verantwortung lässt<br />

sich die drohende Versorgungslücke bewältigen. Solche<br />

Netzwerke lassen sich jedoch nicht zentral planen<br />

und steuern. Um Pflege vor Ort zu organisieren,<br />

muss die Rolle <strong>der</strong> Kommunen gestärkt werden:<br />

durch zusätzliche Mittelzuweisungen (im Rahmen<br />

des Finanzausgleichs) und grundlegende Planungsrechte.<br />

Über Gewährleistungsverpflichtungen und<br />

Anreizsysteme sollen Quartiersmanagement und<br />

ambulante Versorgung beför<strong>der</strong>t werden.<br />

Das vollständige Positionspapier finden Sie unter<br />

Schriften <strong>der</strong> Stabsstelle Sozialpolitik<br />

www.stiftung-liebenau.de/sozialpolitik<br />

14 <strong>Stiftung</strong> <strong>Liebenau</strong>

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