ohne - Jugend und Gewalt

ohne - Jugend und Gewalt ohne - Jugend und Gewalt

jugendundgewalt.ch
von jugendundgewalt.ch Mehr von diesem Publisher

Sexuelle Opfererfahrungen von Kindern<br />

<strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen in der Schweiz<br />

Prof. Manuel Eisner, Ko-Autor Schlussreport Optimus Studie<br />

University of Cambridge<br />

March 2012


Inhalt<br />

1. Studiendesign<br />

2. Verbreitung von sexueller Viktimisierung<br />

3. Risikofaktoren für Opfererfahrung<br />

4. Täter-Opfer Beziehung<br />

5. Psychische Folgen für die Opfer<br />

6. Mitteilung an Andere <strong>und</strong> Anzeigeverhalten<br />

7. Folgerungen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

8. Weitere Informationen <strong>und</strong> Kontakt<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

2


1. Studiendesign<br />

Datenanalyse <strong>und</strong> Schlussbericht<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

Frau Dr. Margit Averdijk (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, ETH), Prof.<br />

Manuel Eisner (Universität Cambridge), Dr. Katrin Mueller-Johnson (Universität<br />

Cambridge)<br />

Fragebogenentwicklung, Studiendesign <strong>und</strong> Datenerhebung:<br />

Prof Prof. Ulrich Schnyder, Dr. Meichun Mohler-Kuo, Dr. Markus Landolt <strong>und</strong> Dr. Thomas<br />

Maier (Co-Leiter, Universität Zürich)<br />

3


Methodik<br />

� Datenerhebung im Klassenzimmer, standardisierter Fragebogen auf Laptops,<br />

Randomisierte Stichprobe in allen Kantonen <strong>und</strong> Sprachregionen<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

� Realisierte Stichprobe: 6749 Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen des neunten Schuljahres in 445<br />

Klassen.<br />

� Alle Kantone <strong>und</strong> Sprachregionen berücksichtigt.<br />

� 91% der Schüler in den teilnehmenden Klassen nahmen an der Befragung teil.<br />

� Insgesamt 22 Fragen zu verschiedenen Formen von sexueller Viktimisierung.Beispiele:<br />

– Sexuelle Viktimisierung mit direktem Kontakt: „Wurdest du jemals gegen deinen Willen von einer<br />

Person in sexueller Absicht am Körper <strong>und</strong> / oder an den Geschlechtsorganen berührt oder<br />

geküsst?“<br />

– Sexuelle Viktimisierung <strong>ohne</strong> direktem Kontakt: „Hat dich jemals jemand belästigt, indem er dir<br />

sexuelle Dinge gesagt oder geschrieben hat (auch per SMS, E-Mail oder Telefon)?“<br />

� Offensichtlich falsch ausgefüllte Fragebogen wurden von der Analyse ausgeschlossen.<br />

4


C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

2. Verbreitung von sexueller Viktimisierung<br />

� Fragen gegliedert in zwei Hauptbereiche:<br />

– Viktimisierungen mit Körperkontakt: z.B.: Berührung von Intimbereichen oder Küssen gegen den<br />

Willen»; gezwungen werden, Geschlechtsteile einer anderen Person zu berühren; versuchte<br />

oder vollendete vaginale/orale/anale Penetration.<br />

– Viktimisierungen <strong>ohne</strong> Körperkontakt: z.B.: Exhibitionismus; gezwungen werden, sexuelle Akte<br />

zu betrachten; sexuelles Bullying; sexuelle Belästigungen im Internet (SMS, MSN, email).<br />

� Fragen zu Viktimisierung im letzten Jahr <strong>und</strong> irgendwann im Leben.<br />

� Analysen getrennt für Knaben <strong>und</strong> Mädchen <strong>und</strong> für verschiedene Formen von<br />

Viktimisierung.<br />

� Zentrale Erkenntnisse:<br />

– R<strong>und</strong> 8% der Knaben <strong>und</strong> 22% der Mädchen berichten, schon einmal Opfer eine sexuellen<br />

Viktimisierung mit Körperkontakt geworden zu sein.<br />

– R<strong>und</strong> 20% der Knaben <strong>und</strong> 40% der Mädchen gaben an, schon einmal Opfer einer<br />

Viktimisierung <strong>ohne</strong> Körperkontakt geworden zu sein.<br />

– Am verbreitetsten sind Cyberviktimisierungen (18%), verbale oder schriftliche Belästigung (15%)<br />

<strong>und</strong> ungewolltes Berühren/Küssen durch Andere (12%)<br />

5


Lebenszeitprävalenz von sexueller Viktimisierung<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot


3. Risikofaktoren für sexuelle Viktimisierung<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

� Risikofaktoren sind Merkmale der Person oder ihres Umfeldes, die mit einer erhöhten<br />

Wahrscheinlichkeit für eine Opfererfahrung einher gehen.<br />

� Es wurden insgesamt 11 Risikofaktoren berücksichtigt (Merkmale der Person, Merkmale<br />

des familiären Umfeldes, Merkmale des Lebensstils, Merkmale der Klasse).<br />

� Eine Analyse von Risikofaktoren hilft zu verstehen, auf welche Gruppen sich Prävention<br />

<strong>und</strong> Intervention konzentrieren sollten.<br />

� Risikofaktoren sind keine Schuldzuweisungen.<br />

7


Risikofaktoren für Viktimisierung mit Körperkontakt<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

� Folgende Merkmale gehen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Opfererfahrungen<br />

einher:<br />

– Demographische Merkmale: Weiblich, ausländische Nationalität<br />

– Familiäres Umfeld: Rauher Erziehungsstil der Eltern, Misshandlung als Kind, <strong>Gewalt</strong> zwischen<br />

den Eltern.<br />

– Lebensstil: Wenig häusliche Aktivitäten, viel mit Kollegen rumhängen, viel Zeit im Internet,<br />

häufige eigene <strong>Gewalt</strong>ausübung<br />

– Schulisches Umfeld: Hohe sexuelle <strong>Gewalt</strong>delinquenz in der Schulklasse<br />

� Diese Risikofaktoren wirken zusammen: Je mehr Risikofaktoren vorhanden sind, desto<br />

höher ist die Wahrscheinlichkeit von Opfererfahrungen.<br />

8


Viktimisierungsrisiko für zwei ausgewählte Risikogruppen<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

9


4. Täter-Opfer-Beziehung<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

� In welchen Konstellationen zwischen Opfer <strong>und</strong> Täter kommt es zu Opfererfahrungen<br />

bei 14-15-jährigen?<br />

� Vorgehen: Zu jeder Opfererfahrung wurden Zusatzfragen zum Verhältnis zwischen<br />

Opfer <strong>und</strong> Täter, vermutetem Alter der Täter, etc. gestellt. Die Auswertungen erfolgten<br />

getrennt für Knaben <strong>und</strong> Mädchen sowie für verschiedene Arten von Viktimisierung.<br />

� Die Angaben aus dem <strong>Jugend</strong>survey geben vor allem Auskunft über Erfahrungen in den<br />

1-2 Jahren vor der Befragung. Sie eignen sich nicht, um die Täter-Opfer-Beziehung in<br />

der Kindheit zu bestimmen.<br />

� Ergänzend Auswertungen aus der Institutionenbefragung zu bekannt gewordenen<br />

Fällen.<br />

� Zentrale Erkenntnisse:<br />

– Bei <strong>Jugend</strong>lichen ereignen sich die meisten Opfererfahrungen im Kontakt mit etwa<br />

Gleichaltrigen, oft im Rahmen von Partnerbeziehungen oder «dates», aber auch mit anderen<br />

Kollegen oder Kolleginnen aus den näheren Umfeld.<br />

– Bei Kindern stehen Viktimisierungen im familiären Umfeld im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

10


Täter-Opfer-Beziehung: Erfahrungen mit Körperkontakt<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

11


Alter der Täter: Viktimisierung mit Körperkontakt<br />

Lesehilfe:<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

15.2% der befragten weiblichen<br />

<strong>Jugend</strong>lichen gaben an, schon<br />

mindestens einmal Opfer eines<br />

Übergriffs durch einen Täter gewesen<br />

zu sein, der unter 18 Jahre alt war.<br />

Quelle: Averdijk, M., K. Müller-Johnson, M. Eisner (2012). Sexual Viktimization of Children and Adolescents in Switzerland, Tabelle 4.1.<br />

12


C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

Beziehung zum Täter bei Opfern in verschiedenen<br />

Altersgruppen, gemäss Institutionenumfrage<br />

Vorschulalter<br />

(1-5 Jahre)<br />

Lesehilfe:<br />

Unter dem registrierten Opfern im Alter von 1-5 Jahren war in 45% der Fälle der Vater der Täter.<br />

Unter dem registrierten Opfern im Alter von 11-17 Jahren war in 39% der Fälle ein Gleichaltriger der Täter.<br />

Quelle: Averdijk, M., K. Müller-Johnson, M. Eisner (2012). Sexual Victimization of Children and Adolescents in Switzerland, Tabelle 6.2.<br />

13


5. Folgen der Opfererfahrungen<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

� Haben Opfer von sexueller Viktimisierung mehr internalisierende Probleme (Angst,<br />

Niedergeschlagenheit)?<br />

� Haben Opfer von sexueller Viktimisierung mehr externalisierendes Problemverhalten?<br />

� Wie häufig ist sexuelle Viktimisierung durch einen Erwachsenen im Vergleich mit<br />

anderen möglicherweise traumatischen Erlebnissen?<br />

� Zentrale Erkenntnisse:<br />

– Opfererfahrungen haben erhebliche negative psychische Folgen für die Opfer. Sowohl bei<br />

Mädchen wie bei Knaben gehen Opfererfahrungen mit einem etwa ums zweifache erhöhten<br />

Risiko von internalisierenden <strong>und</strong> externalisierenden Problemen einher.<br />

– Viktimisierungen durch Gleichaltrige sind ähnlich belastend wie Viktimisierungen durch<br />

Erwachsene<br />

14


C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

Anteil der Opfer mit internalisierenden Problemen (Angst,<br />

Niedergeschlagenheit)<br />

Quelle: Averdijk, M., K. Müller-Johnson, M. Eisner (2012). Sexual Victimization of Children and Adolescents in Switzerland, Tabelle 6.2.<br />

15


Anteil der Opfer mit externalisierenden Problemen<br />

(wütend werden, lügen, stehlen)<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

Quelle: Averdijk, M., K. Müller-Johnson, M. Eisner (2012). Sexual Victimization of Children and Adolescents in Switzerland, Tabelle 6.2.<br />

16


6. Wer erfährt von Opferfahrungen<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

� Wie viele jugendliche Opfer berichten ihre Opfererfahrungen einer Drittperson?<br />

� Wem berichten sie?<br />

� Wie viele <strong>Jugend</strong>liche erstatten bei der Polizei Anzeige?<br />

� Zentrale Erkenntnisse:<br />

– R<strong>und</strong> 60% der Opfer berichtet einer Drittpersonen von ihrem Erlebnis.<br />

– Mädchen vertrauen ihre Erfahrungen eher einer Drittperson an als Knaben.<br />

– Bei weitem am ehesten werden KollegInnen oder Fre<strong>und</strong>e ins Vertrauen gezogen (ca 50% der<br />

Opfer), gefolgt von Eltern (ca 21% der Opfer).<br />

– Etwa 4-7% der Opfer kontaktieren die Polizei.<br />

– Etwa 5% der Opfer von Opfererfahrungen mit Körperkontakt <strong>und</strong> 3 % der Opfer <strong>ohne</strong><br />

Körperkontakt nehmen die Hilfe einer Fachorganisation in Anspruch.<br />

17


C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

Anteil der Opfer, die eine Opfererfahrung einer Drittperson<br />

mitgeteilt haben<br />

Viktimisierung mit<br />

Körperkontakt<br />

Viktimisierung <strong>ohne</strong><br />

Körperkontakt<br />

Opferfahrung niemandem mitgeteilt<br />

Opferfahrung einer Drittperson mitgeteilt<br />

Quelle: Averdijk, M., K. Müller-Johnson, M. Eisner (2012). Sexual Victimization of Children and Adolescents in Switzerland, Tabelle 6.2.<br />

18


Wem werden Opfererfahrungen mitgeteilt?<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

Quelle: Averdijk, M., K. Müller-Johnson, M. Eisner (2012). Sexual Victimization of Children and Adolescents in Switzerland, Tabelle 6.2.<br />

19


7. Folgerungen<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

� Unter <strong>Jugend</strong>lichen sind sexuelle Viktimisierungen durch Gleichaltrige die wichtigste Konstellation<br />

von Opfererfahrungen. Während Prävention <strong>und</strong> Intervention bei Kindern vor allem auf Missbrauch<br />

durch Familienangehörige konzentriert sein sollte, muss bei Teenagern das Umfeld von<br />

Gleichaltrigen stärker berücksichtigt werden.<br />

� Prävention von sexueller <strong>Gewalt</strong> unter <strong>Jugend</strong>lichen sollte bereits ab Beginn der Sek<strong>und</strong>arstufe Teil<br />

allgemeiner Bemühungen um <strong>Gewalt</strong>prävention sein. Programme zur Prävention von «dating<br />

violence» zeigen international teilweise positive Ergebnisse <strong>und</strong> sollten in der Schweiz vermehrt<br />

beachtet werden.<br />

� Gleichaltrige <strong>und</strong> Eltern sind meistens die ersten Ansprechpartner bei sexueller Viktimisierung.<br />

Informationskampagnen können helfen, diesen Zielgruppen besseres Wissen zu vermitteln, wie sie<br />

den Opfern am besten beistehen können <strong>und</strong> wer weitere Hilfe anbieten kann.<br />

� Sexuelle Viktimisierung ist mit einem risikoreichen Lebensstil verb<strong>und</strong>en. Situative Ansätze wie<br />

Massnahmen zur Reduktion von risikoreichem Alkoholkonsum bei Minderjährigen können zu einer<br />

Reduktion von Opfererfahrungen beitragen.<br />

� Eine übergreifende nationale Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Praxis, Politik <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

sollte ins Leben gerufen werden, um kohärente Empfehlungen zu Prävention <strong>und</strong> Intervention<br />

auszuarbeiten.<br />

20


8. Weitere Informationen <strong>und</strong> Kontakt<br />

Weitere Informationen: www.optimusstudy.org<br />

Prof. Manuel Eisner<br />

Autor Schlussreport Optimus Study<br />

Stellvertretender Direktor des ‘Institute of<br />

Criminology’,<br />

University of Cambridge<br />

Mobile: +41 78 919 24 63 (March 7 to 9, 2012)<br />

E-mail: eisner@optimusstudy.org<br />

Dr. Patricia Lannen<br />

Koordinatorin Optimus Studie<br />

UBS Optimus Fo<strong>und</strong>ation, Zürich<br />

Telephon: +41 44 234 31 47<br />

Mobile: +41 78 685 78 66<br />

E-mail: patricia.lannen@ubs.com<br />

C:\Program Files\UBS\Pres\Templates\PresPrintOnScreen.pot<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!