08.12.2012 Aufrufe

10 Jahre VGF

10 Jahre VGF

10 Jahre VGF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>VGF</strong>


Editorial der Geschäftsführung


Inhalt<br />

Editorial der Geschäftsführung 3<br />

Grußwort der Oberbürgermeisterin und<br />

Aufsichtsratsvorsitzenden Petra Roth 5<br />

Alle fahren mit 9<br />

Um- und Restrukturierung 1<br />

Tierische Skurrilitäten aus zehn Betriebsjahren 7<br />

Eine Dekade in Schlaglichtern 35<br />

Inhalt 1


Editorial der Geschäftsführung


Liebe Freunde und Mitarbeiter der <strong>VGF</strong>!<br />

Seit zehn <strong>Jahre</strong>n besteht das Unternehmen in seiner jetzigen Rechtsform<br />

als (Verkehrs-) Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Zehn <strong>Jahre</strong> mögen<br />

historisch kein langer Zeitraum sein – nicht vor dem Hintergrund der<br />

Vergangenheit Frankfurts, nicht einmal mit Blick auf die Geschichte des<br />

öffentlichen Verkehrs in der Stadt: mehr als 1 5 <strong>Jahre</strong> Straßenbahn-, länger<br />

als 80 <strong>Jahre</strong> Bus-Betrieb. Doch zehn <strong>Jahre</strong> sind in einer Zeit, die allgemein<br />

als „schnelllebig“ empfunden wird, eine gar nicht so kurze Spanne. Lang<br />

genug jedenfalls, um das Bestehen des Unternehmens zu feiern – mit einer<br />

Reihe von Festen und Veranstaltungen und mit der vorliegenden Festschrift.<br />

Sie soll in Text und Bild allen Lesern – seien es Mitarbeiter oder Fahrgäste,<br />

Geschäftskunden oder Medienvertreter, Mitglieder aus Politik sowie Ver-<br />

waltung oder einfach „nur“ Interessierte – einen Überblick geben, was sich<br />

hinter dem nunmehr zehn <strong>Jahre</strong> alten Kürzel <strong>VGF</strong> verbirgt: Ein leistungs-<br />

starkes Verkehrsunternehmen, das seit einer Dekade mit seinen subaru-<br />

vista-blauen Bussen und Bahnen das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in<br />

Frankfurt bildet und so einen wichtigen Beitrag zum Leben in dieser Stadt<br />

und zu ihrer nachhaltig positiven Entwicklung leistet.<br />

In dieser Zeit hat sich das Unternehmen selbst entwickelt – und dabei auch<br />

nicht unwesentlich verändert. Um- und Restrukturierung mit Blick auf den<br />

Wettbewerb im Öffentlichen Personen-Nahverkehr sind Prozesse, die dafür<br />

sorgen, daß die <strong>VGF</strong> dies auch weiterhin tun wird. Diese Festschrift zieht<br />

ein Zwischenfazit und sie zeigt: Die <strong>VGF</strong> ist auf einem guten Weg und wird<br />

auch in den kommenden zehn <strong>Jahre</strong>n – und darüber hinaus – das leisten,<br />

was Frankfurt und seine Einwohner von ihr erwarten: einen starken, effizienten,<br />

modernen, attraktiven und vor allem kundenfreundlichen öffentlichen<br />

Verkehr.<br />

Michael Budig Werner Röhre<br />

Editorial der Geschäftsführung<br />

3


Editorial der Geschäftsführung


Liebe Frankfurterinnen und Frankfurter!<br />

Die <strong>VGF</strong> begeht in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag und das ist ein<br />

Grund zum Feiern – für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die Frank-<br />

furter und für den Anteilseigner, die Stadt Frankfurt. Denn Frankfurt am<br />

Main braucht einen leistungsstarken öffentlichen Verkehr, er ist ein wich-<br />

tiger Standortfaktor und wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.<br />

Die Stadt Frankfurt am Main hat die <strong>VGF</strong> 1996 als Gesellschaft mit be-<br />

schränkter Haftung gegründet und damit die Weichen für die Entwicklung<br />

gestellt. Ziel war es, ein Verkehrsunternehmen zu bilden, das nicht nur den<br />

bestehenden Aufgaben gewachsen war, sondern auch zukünftigen Heraus-<br />

forderungen gerecht werden würde. Nach zehn <strong>Jahre</strong>n können wir sagen:<br />

Die <strong>VGF</strong> hat beide Ziele erreicht. Mit dem keineswegs einfachen Prozess der<br />

Um- und Restrukturierung hat sich die <strong>VGF</strong> seitdem auf den Wettbewerb im<br />

Bus-Sektor vorbereitet, mit ihren Töchtern In-der-City-Bus und MainMobil<br />

Frankfurt ist sie am Markt gut positioniert, will sagen: konkurrenzfähig.<br />

Die Entwicklung der <strong>VGF</strong> ist aber nicht nur eine interne; sie ist auch<br />

äußerlich erkennbar: Station für Station, Haltestelle für Haltestelle moder-<br />

nisiert die <strong>VGF</strong> die in ihrer Verantwortung liegende Infrastruktur, um das<br />

ÖPNV-Netz zu verbessern. Für alle Frankfurterinnen und Frankfurter, denn<br />

die <strong>VGF</strong>-Fahrzeuge in ihrem zum Markenzeichen gewordenen Subaru-vista-<br />

blue müssen heute barrierefrei und behindertengerecht zu nutzen sein. Die<br />

Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen selbst unterliegen auch der Moder-<br />

nisierung: Der Fuhrpark besteht aus immer mehr neuen und niederflurigen<br />

Fahrzeugen; erst jüngst hat die <strong>VGF</strong> 1 6 U-Bahnen des neuen Typs „U5“<br />

bestellt. Mit einem Volumen von 300 Millionen Euro der größte zusammen-<br />

hängende Auftrag zur Fahrzeug-Beschaffung in Deutschland!<br />

Das alles zeigt: Die <strong>VGF</strong> hat sich nicht nur in den zehn <strong>Jahre</strong>n ihres Beste-<br />

hens bewährt, sie ist auch für die Zukunft gerüstet. Deshalb darf Frankfurts<br />

Verkehrsunternehmen in diesem Jahr auch zu Recht sein Jubiläum feiern.<br />

Dazu gratuliere ich im Namen der Stadt und ihrer Einwohner ganz herzlich<br />

und rufe der <strong>VGF</strong> und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein „Weiter<br />

so!“ zu. Denn: Frankfurt braucht die <strong>VGF</strong>!<br />

Petra Roth<br />

Grußwort der Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzenden Petra Roth<br />

5


6 Editorial der Geschäftsführung


Editorial der Geschäftsführung<br />

7


8 Editorial der Geschäftsführung


Alle fahren mit<br />

Seit zehn <strong>Jahre</strong>n prägt die <strong>VGF</strong> den öffentlichen Verkehr<br />

in Frankfurt<br />

Die erste „richtige“ Straßenbahn – also mit Oberleitung (!) – war am 18.<br />

Februar 188 zwischen Frankfurt und Offenbach unterwegs; auf der Linie<br />

„A“ fuhr am 7. Oktober 19 5 von der Alten Brücke über Fahrgasse und<br />

Eschenheimer Tor bis zur Richard-Wagner-Straße der erste Omnibus in<br />

Frankfurt am Main. Der öffentliche Nahverkehr hat also Tradition in der<br />

Stadt. Gemessen daran ist die <strong>VGF</strong> in ihrer heutigen Form allenfalls ein<br />

„Halbstarker“: Frankfurts Verkehrsunternehmen feiert in diesem Jahr sei-<br />

nen zehnten Geburtstag.<br />

Das Kürzel „<strong>VGF</strong>“ für „Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main“ ist seit<br />

Sommer 1996 in der Frankfurter Welt, bis dahin firmierten hiesige Busse<br />

und Bahnen in der Öffentlichkeit als Verkehrsbetrieb der Stadtwerke. Die<br />

Gründung der <strong>VGF</strong> war jedoch schon im Dezember 1995 als Mantelgesell-<br />

schaft erfolgt. Mit Ausgliederungs- und Übernahmevertrag zwischen der<br />

Stadtwerke Frankfurt am Main GmbH und der Stadtwerke Verkehrsgesell-<br />

schaft Frankfurt am Main vom 1. August 1996 wurde dieser Verkehrsbetrieb<br />

rückwirkend zum 1. Januar desselben <strong>Jahre</strong>s in die <strong>VGF</strong> eingebracht.<br />

Seit ihrer Gründung ist die Kurzform „<strong>VGF</strong>“ ein griffiges und einprägsames<br />

Markenzeichen für garantierte Mobilität auf hohem Niveau in einer der<br />

verkehrsreichsten Regionen Europas.<br />

Ein kurzer Zahlenüberblick verdeutlicht das: Die <strong>VGF</strong> beschäftigt derzeit<br />

ein Stammpersonal von .0 6 Mitarbeitern, dazu kommen unter anderem<br />

langfristig beurlaubte und in Elternzeit befindliche Mitarbeiter, so dass der<br />

Gesamtpersonalbestand zum 30. Juni 006 bei . 07 Mitarbeitern lag.<br />

Zum <strong>VGF</strong>-Konzern gehören außerdem die Tochterunternehmen MainMobil<br />

Frankfurt GmbH (MMF) mit 56, In-der-City-Bus GmbH (ICB) mit 3 8 und<br />

die VIAS GmbH mit 58 Mitarbeitern. Betrieben werden von der <strong>VGF</strong> sieben<br />

U-Bahn-, neun Straßenbahn- und 3 Bus-Linien, weitere 17 – inklusive der<br />

Nachtbusse – bedienen die genannten Töchter ICB und MMF. Mit diesen<br />

Verbindungen werden rund 850 Haltestellen im Frankfurter Stadtgebiet und<br />

in angrenzenden Gemeinden angefahren. Der Fahrzeugbestand ist entspre-<br />

chend hoch: Die <strong>VGF</strong> setzt auf einer Betriebs-Streckenlänge von mehr als<br />

Kilometern rund 500 Busse und Bahnen ein, davon in Spitzenzeiten<br />

bis zu 380 einzelne Fahrzeuge und Fahrzeugverbände.<br />

Doch allein durch ein großes Streckennetz kann kein Verkehrsunternehmen<br />

Kunden an sich binden. Fahrgäste erwarten heute ein hohes Niveau in allen<br />

Belangen: Sei es bei der Information oder bei der Ausstattung von Halte-<br />

stellen und Fahrzeugen. Sie setzen eine effiziente Organisation ebenso<br />

voraus wie kundennahe Angebote und kundenorientierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Alle fahren mit<br />

9


Sicherheit und Service für Fahrgäste<br />

Zum attraktiven Service der <strong>VGF</strong> gehört deshalb der „Ausstieg auf Wunsch“<br />

– die Möglichkeit, aus Bussen nach 0 Uhr außerhalb der Innenstadt auch<br />

zwischen den Haltestellen auszusteigen – ebenso wie der Taxiruf, bei dem<br />

Fahrerinnen und Fahrer der <strong>VGF</strong> ihren Fahrgästen ein Taxi zur bequemen<br />

Weiterfahrt an die gewünschte Haltestelle ordern. Taxen werden von der<br />

<strong>VGF</strong> seit Mai 006 auch bei Betriebsstörungen auf U-Bahn- oder Straßen-<br />

bahn-Strecken bestellt und bezahlt; sie stehen dann den Kunden auf<br />

den unterbrochenen Abschnitten zur Weiterfahrt kostenlos zur Verfügung.<br />

Mit den Schließfächern an der Hauptwache, in denen gegen geringes<br />

Entgelt die Einkäufe gelagert werden können, garantiert das Unternehmen<br />

ebenso wie mit dem Gepäckbus auf der Zeil in der Vorweihnachtszeit –<br />

ein im wahrsten Sinne des Wortes – unbeschwertes Einkaufsvergnügen.<br />

Des Weiteren sorgen während des Schülerverkehrs jugendliche Bus- und<br />

Bahnbegleiter für mehr Sicherheit in den Fahrzeugen; Fragen zu Tarifen,<br />

der Benutzung der Fahrkartenautomaten oder allgemein rund um den<br />

Nahverkehr beantworten die Fahrgastbetreuer, die an zentralen Stationen<br />

den Fahrgästen zur Verfügung stehen, ebenso wie das <strong>VGF</strong>-Personal am<br />

Infobus, der nach einem festen Einsatzplan das ganze Jahr über in Frank-<br />

furt unterwegs ist.<br />

Von der <strong>VGF</strong> in Auftrag gegebene Umfragen machen deutlich, dass Fahr-<br />

gästen die Sicherheit auf ihren Wegen und die Sauberkeit der Haltestellen,<br />

Stationen und Fahrzeuge besonders wichtig sind. Deshalb ist der <strong>VGF</strong>-Ord-<br />

nungsdienst – er feiert in diesem Jahr sein 5-jähriges Bestehen – rund<br />

um die Uhr im Einsatz, deshalb sorgt eine so genannte Task-Force für die<br />

schnelle Beseitigung von Missständen an Haltestellen und Stationen und<br />

deshalb investiert das Unternehmen im Rahmen des Projektes „Sicher-<br />

heit und Service“ mehrere Millionen Euro in die Videoüberwachung der<br />

unterirdischen Stationen. Im Rahmen dieses Vorhabens werden aber nicht<br />

nur Kameras installiert, sondern auch Notruf- und Informationssäulen<br />

auf Bahnsteigen und B-Ebenen aufgestellt, um so nicht zuletzt auch den<br />

Service für die Kunden zu verbessern: Ihre Notrufe und Anfragen bearbeitet<br />

die neue Sicherheits- und Service-Zentrale, die modernste Einrichtung ihrer<br />

Art in Deutschland. In der ersten Baustufe, die im Mai 006 abgeschlossen<br />

wurde, sind für ,3 Millionen Euro sieben Innenstadt-Stationen so ausge-<br />

rüstet worden; im zweiten Schritt, vorgesehen bis Oktober 007, sollen die<br />

anderen 0 unterirdischen Anlagen folgen.<br />

<strong>10</strong><br />

Alle fahren mit


Moderne Infrastruktur<br />

Um den Betriebsablauf wie auch die Fahrgastinformationen zu optimieren,<br />

baut die <strong>VGF</strong> außerdem das Rechnergesteuerte Betriebsleitsystem (RBL)<br />

kontinuierlich aus. Es erleichtert den Disponenten in der Leitstelle die<br />

Organisation des Betriebsablaufes, hält den Kollegen am Fahrgastinformationsplatz<br />

auf dem Laufenden, versorgt die Dynamischen Fahrgastinformations-Anzeiger<br />

(DFI) an den Haltestellen mit Daten und sichert in<br />

Zukunft auch die Anschlüsse. Die <strong>VGF</strong> wird in den kommenden <strong>Jahre</strong>n das<br />

gesamte Straßenbahn- und U-Bahn-Netz mit Anzeigern der DFI ausrüsten;<br />

in der dritten Ausbaustufe sollen die Busnutzer im ganzen Innenstadtbereich<br />

und an zentralen Umsteigepunkten von diesen technischen Möglichkeiten<br />

aktueller Information profitieren.<br />

Den kundenfreundlichen Umbau der Stationen und Haltestellen treibt die<br />

<strong>VGF</strong> ebenfalls seit zehn <strong>Jahre</strong>n systematisch voran: Sie passt die Bahnsteige<br />

ihrer U-Bahn-Stationen durch Erhöhung, Tieferlegung der Gleise oder<br />

kompletten Neubau den Fahrzeugen an und bringt sie so Station für Station<br />

auf eine Höhe von rund 80 Zentimetern über Schienenoberkante. Damit<br />

ist ein stufenloser Ein- und Ausstieg für die Kunden möglich; Rampen,<br />

Fahrtreppen und Aufzüge sorgen für Barrierefreiheit und Behindertengerechtigkeit<br />

der Einrichtungen. Seit ihrer Gründung hat die <strong>VGF</strong> 6 Stationen<br />

entsprechend umgebaut und modernisiert, womit die Anlagen gleichzeitig<br />

auch schöner werden: Alle oberirdischen Haltestellen bekommen eine neue<br />

und einheitliche Möblierung, also gläserne Wartehallen, moderne Sitzbänke<br />

und beleuchtete Infotafeln.<br />

Neue Stationen rüstet die <strong>VGF</strong> gleich in dieser bewährten Ausstattung aus.<br />

So das Teilstück der C-Strecke zwischen Zoo und Ostbahnhof, das seit Mai<br />

1999 die Linie U6 befährt. Zur Zeit wird die Station „Ostbahnhof“ bis zur<br />

Hanauer Landstraße verlängert. Oder das Teilstück I der so genannten<br />

D-Strecke mit den U-Bahn-Stationen „Festhalle / Messe“ und „Bockenheimer<br />

Warte“, das im Februar 001 eröffnet wurde. Im Dezember 003 folgte<br />

die neue und niederflurgerecht gebaute Tram-Linie 17, die seitdem das<br />

Neubaugebiet Rebstock im Westen der City mit dem Hauptbahnhof verbindet.<br />

Weitere Vorhaben sind zum Stand der Drucklegung dieser Broschüre<br />

die Erschließung des Frankfurter Bogens mit einer neuen Straßenbahn-<br />

Linie und der Anschluss des Riedbergs mit dem Teilstück IV der U-Bahn-<br />

D-Strecke. Planungen hierzu laufen.<br />

Alle fahren mit<br />

11


Neue Fahrzeuge<br />

Ein weiterer Investitionsschwerpunkt ist die Erneuerung des Fuhrparks auf<br />

Straße und Schiene: Insgesamt rollen mehr als 170 neue Citaro-Busse der<br />

Firma EvoBus, ausgestattet mit einem ergonomischen Fahrerarbeitsplatz,<br />

einer Klimaanlage, optisch ansprechendem Innendesign und übersichtlicher<br />

Fahrgastinformation über Frankfurts Straßen. Gemeinsam mit der Stadt<br />

Frankfurt hat die <strong>VGF</strong> auf vielen Linien der Busse und Bahnen durch die<br />

beschleunigte Abfertigung an Signalanlagen und Einrichtung eigener Fahr-<br />

wege für eine grüne Welle gesorgt.<br />

Noch wichtiger, für den Fahrgast aber kaum erkennbar: Alle seit dem Jahr<br />

000 angeschafften Busse der <strong>VGF</strong> sind mit umweltfreundlichen CRT-Fil-<br />

tern – CRT steht für Continously Regenerating Trap, also Dieselpartikelfilter<br />

mit kontinuierlicher Regeneration – ausgerüstet. Die Motoren der neuen<br />

Citaros zeichnen sich deshalb durch einen verminderten Kohlendioxid-<br />

Ausstoß und einen geringen Kraftstoffverbrauch aus. Nach den positiven<br />

Erfahrungen der vergangenen <strong>Jahre</strong> hat die <strong>VGF</strong> auch in die Busse der neu-<br />

esten Generation ein CRT-System, bestehend aus einem Partikelfilter und<br />

einem vorgeschalteten Katalysator, eingebaut und so den Schadstoffanteil<br />

im Abgas erheblich reduziert. Die Abgas-Nachbehandlung durch die CRT-<br />

Filter sichert nämlich die Eliminierung von Teilchen aller Größen, also auch<br />

des Feinstaubs und damit der lungengängigen Kleinstpartikel. Nicht nur<br />

bei der Russemission, auch bei Kohlenmonoxid und unverbrannten Kohlen-<br />

wasserstoffen werden schon jetzt die gesetzlich zulässigen Grenzwerte der<br />

erst von Oktober 009 an gültigen Euro-5-Norm deutlich unterschritten. Da<br />

diese Motoren seit sechs <strong>Jahre</strong>n zur Standardausstattung der <strong>VGF</strong> gehören,<br />

sind mit Beschaffung der bislang letzten 3 neuen Busse im Dezember<br />

005 8 ,5 Prozent der Flotte – 1 1 der 171 Fahrzeuge – mit Filtertech-<br />

nik ausgerüstet; die Zahl der filterlosen Busse lag bei Drucklegung dieser<br />

Broschüre im Sommer 006 bei nur noch 30. Aus diesem Grund sieht die<br />

<strong>VGF</strong> ihre Linienbusse auch nicht als Bestandteil des Feinstaub-Problems,<br />

sondern – ganz im Gegensatz – als Teil seiner Lösung. Was für die Filter<br />

gilt, gilt im übrigen auch für die Klimaanlagen: 1 1 von 171 Bussen der<br />

<strong>VGF</strong> sind damit ausgestattet, was Fahrer und Fahrgäste im Sommer 006<br />

zu schätzen wussten.<br />

1<br />

Alle fahren mit


Auch der Straßenbahn-Bestand wird seit Oktober 003 erneuert: Inzwi-<br />

schen verkehren mehr als 55 der 65 neuen Straßenbahnen des Typs „S“ in<br />

Frankfurt, von 007 an werden nur noch die bequemen Niederflurbahnen<br />

im Einsatz sein. Auch hier wird auf die Bedürfnisse der Fahrgäste besonde-<br />

rer Wert gelegt: Die Wagen verfügen pro Seite über drei breite Doppeltüren,<br />

die einen barrierefreien Zugang ermöglichen, eine mechanisch ausklappbare<br />

Rampe, eine Klimaanlage und ein modernes Bordinformationssystem. Neu<br />

ist, dass – wie schon in den U-Bahnen – über Sprechstellen an den Türen<br />

im Notfall ein schneller Kontakt zum Fahrer möglich ist.<br />

Im Jahr 005 hat die <strong>VGF</strong> schließlich die Anschaffung von 1 6 neuen<br />

U-Bahn-Fahrzeugen des Typs „U5“ beschlossen – und damit den größten<br />

zusammenhängenden Auftrag für den Kauf neuer Schienen-Fahrzeuge in<br />

Deutschland gegeben. Wie die neuen Straßenbahnen wird der Hersteller<br />

Bombardier Transportation die Wagen liefern, der erste soll Anfang 008 in<br />

Betrieb genommen werden. Die Fahrzeuge werden wie die älteren „U “-Ty-<br />

pen, mit denen sie koppelbar sind, ein Gelenk und drei Drehgestelle haben.<br />

Eine Neuheit: Ein Teil dieser rund 5 Meter langen Fahrzeuge, deren Aus-<br />

stattung etwa mit einer Klimaanlage dem hohen Standard entspricht, den<br />

der „S“-Wagen gesetzt hat, ist mit einer Kurzkupplung in der Mitte verbun-<br />

den, so dass längere Einheiten entstehen, die über drei Gelenke verbunden<br />

sind und auf der ganzen Länge von rund 55 Metern begehbar sein werden.<br />

Alle fahren mit 13


Breitgefächerte Öffentlichkeitsarbeit<br />

Diese Investitionen kommen den Fahrgästen in Frankfurt unmittelbar<br />

zugute, doch legt die <strong>VGF</strong> Wert darauf, auch als hierfür verantwortliches<br />

Unternehmen wahrgenommen zu werden: So wirkt die Imagekampagne<br />

der <strong>VGF</strong> mit dem Slogan „Alle fahren mit“ aus dem Jahr 00 bis heute.<br />

Zentrale Motive sind Portraits von Menschen jeden Alters und jeder Nationalität.<br />

Die auf Bussen und Bahnen gezeigten Personen schlafen, lesen<br />

oder haben Einkäufe bei sich. Die jeweilige Unterzeile stellt das Produkt<br />

„Nahverkehr“ in den Mittelpunkt und verbindet so das Unternehmen<br />

<strong>VGF</strong> auf witzige Weise mit den täglichen Erfahrungen seiner Kunden. Auf<br />

den Bahnen mit lesenden Fahrgästen steht beispielsweise die Unterzeile<br />

„Frankfurts längster Lesesaal“, die Leute mit Einkäufen fahren in „Frankfurts<br />

größtem Einkaufswagen“ und ein Nickerchen bietet sich in „Frankfurts<br />

schnellstem Schlafzimmer“ an. Diese Motive regen bis heute auf vielen<br />

U-Bahnen die Fahrgäste zum Schmunzeln an. Gleiches gilt für die Wortspiele<br />

mit den drei Buchstaben „<strong>VGF</strong>“, eine Kampagne, die ein Jahr später<br />

folgte: „Vati geht fischen“, hieß es da, „Viele geistreiche Fahrgäste“ oder<br />

auch „Verflixt grüne Farbe“ – eine Anspielung auf die <strong>VGF</strong>-typische, markante<br />

Hausfarbe Subaru-vista-blue, die inzwischen nahezu jeder Frankfurter<br />

mit der <strong>VGF</strong> und dem von ihr geleisteten städtischen Nahverkehr verbindet.<br />

1 Editorial der Geschäftsführung


Nicht nur mit ihren Kampagnen, auch mit konsequentem Sponsoring nimmt<br />

die <strong>VGF</strong> ihre Verantwortung als ein der Stadt verbundenes Unternehmen<br />

wahr: So hat sie das Drachenbootfestival ins Leben gerufen, sie unter-<br />

stützt Frankfurter Laufveranstaltungen wie den Frankfurt Marathon, den<br />

Chase-Lauf oder den „Lauf für mehr Zeit“ durch Kooperationen und eifrige<br />

Teilnahme ihrer Mitarbeiter. Sie sponsert neben der Eintracht mit dem<br />

1. FFC auch den Frankfurter Frauenfußball, außerdem das Football-Team<br />

der „Galaxy“. Aber nicht nur der Spitzen-, auch der Breitensport kann<br />

auf die Unterstützung der <strong>VGF</strong> zählen, wie die Zusammenarbeit mit der<br />

TG Born-heim zeigt. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen im<br />

Frankfurter Fasching – in der Session 00 / 003 war die <strong>VGF</strong> das „Prinz-<br />

liche Haus“ und stellte Prinz und Prinzessin – und es ist beim weit über<br />

die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Museumsuferfest mit seinem<br />

Verkehrsmuseum präsent. Im Frankfurter Kulturleben finden sich weitere<br />

Partner, dazu gehören unter anderem die Schirn und das Städel. Seit zwei<br />

<strong>Jahre</strong>n ist die <strong>VGF</strong> außerdem bei den Opernspielen präsent und unterstützt<br />

damit auch eine Veranstaltung, die sich explizit an Kinder und Jugendliche<br />

richtet.<br />

Die große Zufriedenheit der Frankfurter Fahrgäste mit „ihrem“ Nahverkehr<br />

dürfte aber letztlich weniger auf diese Kooperationen als auf die Leistung<br />

im Kerngeschäft auf gleichmäßig hohem Niveau zurückzuführen sein:<br />

Im Jahr 005 beurteilten laut einer Emnid-Umfrage die Fahrgäste sowohl<br />

die Schnelligkeit der Busse und Bahnen als auch die Pünktlichkeit ins-<br />

besondere der U-Bahnen besonders positiv. Die Zufriedenheit insgesamt<br />

stieg bei der weit überwiegenden Anzahl der 7 abgefragten Einzelmerk-<br />

male deutlich an; Frankfurter Fahrgäste sind mit dem Nahverkehr der Stadt<br />

erkennbar zufriedener als Befragte in anderen Städten.<br />

Alle fahren mit<br />

15


Vorbereitung auf den Wettbewerb<br />

Doch nicht nur durch ihre Leistung, auch durch die Um- und Restruktu-<br />

rierung ist die <strong>VGF</strong> für die Zukunft, die sich – zumindest teilweise – unter<br />

Wettbewerbsbedingungen abspielen wird, gerüstet. Denn: Dieser Um- und<br />

Restrukturierungsprozess führt seit <strong>Jahre</strong>n zu einer kontinuierlichen Ver-<br />

schlankung des Unternehmens sowie zu Rationalisierungen verschiedener<br />

Arbeitsabläufe. Als integriertes Verkehrsunternehmen sorgt die <strong>VGF</strong> – siehe<br />

oben – für den Bau und die Instandhaltung der Infrastruktur sowie für den<br />

Betrieb des Schienen- und Busverkehrs. Die genannten Funktionen hat die<br />

<strong>VGF</strong> in drei selbstständigen Bereichen neu organisiert, die von eigenver-<br />

antwortlichen Leitern geführt werden und sich der Unterstützung von drei<br />

Servicecentern bedienen können, die die kaufmännischen, personalwirt-<br />

schaftlichen und rechtlichen Aufgaben als zentrale Dienstleistung abde-<br />

cken. Diese Struktur ermöglicht es, die Infrastruktur zukünftig diskriminie-<br />

rungsfrei zur Verfügung zu stellen. Damit ist das Unternehmen seiner Zeit<br />

weit voraus. Vor allem aber ermöglicht die neue Organisationsform der <strong>VGF</strong>,<br />

in den einzelnen Verkehrssektoren als eigenständiger Marktakteur aufzutre-<br />

ten. Wegen ihrer herausragenden Bedeutung für den Fahrgast sind darüber<br />

hinaus auch Kundendienst und Vertrieb in einem eigenen Geschäftsbereich<br />

zusammen gefasst.<br />

Das alles war und ist nicht möglich ohne den Einsatz der mehr als .000<br />

Mitarbeiter des Unternehmens. Ob im Fahrdienst oder Gleisbau, in den<br />

Werkstätten oder der Verwaltung, im Ordnungsdienst oder beim Oberlei-<br />

tungsbau, der Nachrichtentechnik oder der Betriebsleitstelle, dem Kun-<br />

dendienst oder dem Verkauf, der Rechts- oder der Personalabteilung. Und<br />

diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

16<br />

Alle fahren mit


Bonbons für den Fahrgast<br />

Sie ermöglichen auch, dass die <strong>VGF</strong> über das reguläre Angebot hinaus<br />

noch weitere Besonderheiten bieten kann: Der Ebbelwei-Express ist nicht<br />

nur in Frankfurt, sondern in der ganzen Welt bekannt „wie ein bunter<br />

Hund“. Die farbenfroh bemalten Trambahn-Oldtimer der Baureihe „K“<br />

wurden zwischen 19 9 und 195 in Dienst gestellt und fahren seit 1977<br />

jedes Wochenende ihre fröhlichen Runden durch das Ebbelwei-Viertel<br />

Sachsenhausen und die Innenstadt. Dann ist der Zustieg in das rollende<br />

Apfelwein-Lokal an jeder Haltestelle möglich; unter der Woche kann das<br />

Gefährt gemietet werden.<br />

Ein weiteres Bonbon der <strong>VGF</strong> ist das schon genannte Verkehrsmuseum:<br />

Zwei ehemalige Wagenhallen wurden 198 zu Ausstellungsräumen umge-<br />

baut. Auf 3.900 qm laden sie im Stadtteil Schwanheim seitdem Besucher<br />

zur Ausstellung „Von der Pferdebahn bis zur Neuzeit“ ein. Bei einem<br />

Rundgang durch die spannende Geschichte des öffentlichen Verkehrs in<br />

Frankfurt – wie gesagt: deutlich länger als die der <strong>VGF</strong> – können 30 liebe-<br />

voll restaurierte Originalexponate bestaunt werden: darunter das älteste<br />

Schmuckstück, der erste Pferdebahnwagen der Frankfurter Trambahngesellschaft<br />

von 187 , Straßenbahn-Triebwagen und Anhänger der verschiedenen<br />

Epochen, ein O-Bus, eine Dampflok, Gerätewagen und die „Kinder-<br />

Fahrschule“. Die Gegenwart ist mit Modellen derzeit eingesetzter Fahrzeuge<br />

vertreten. Zu sehen sind außerdem historische Netzpläne, Fahrausweise,<br />

Signalanlagen, Fahrmotoren, Dienstkleidungen und sogar eine alte Wartehalle.<br />

Viele dieser Informationen finden sich seit 1999 auch auf der<br />

Internet-Seite der <strong>VGF</strong> unter www.vgf-ffm.de, die im Mai 006 einem umfassenden<br />

„Face-Lifting“ unterzogen wurde und seitdem jedem virtuellen<br />

Besucher einen informativen, schnellen und umfassenden Überblick über<br />

das Unternehmen ermöglicht.<br />

So ist die <strong>VGF</strong> im zehnten Jahr ihres Bestehens sicher: Konsequente Kundenorientierung<br />

in allen Bereichen wird dazu beitragen, dass Einwohner<br />

und Besucher Frankfurts auch in Zukunft beim städtischen Verkehrsunternehmen<br />

einsteigen und so sein Motto bestätigen: „Alle fahren mit!“<br />

Alle fahren mit<br />

17


18 Editorial der Geschäftsführung


Editorial der Geschäftsführung<br />

19


0 Editorial der Geschäftsführung


Um- und Restrukturierung<br />

Die <strong>VGF</strong> macht sich fit für den Wettbewerb<br />

Bei der Gründung der <strong>VGF</strong> vor zehn <strong>Jahre</strong>n war das Szenario, das nun in<br />

Frankfurt Wirklichkeit ist, in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar: Im Zuge<br />

der allgemeinen Liberalisierung von Märkten, so bei der Elektrizität oder<br />

der Telekommunikation, müssen sich auch die Betreiber des Öffentlichen<br />

Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) zunehmend dem Wettbewerb stellen. Linien,<br />

die vor 1996 noch von den meist kommunalen Verkehrsunternehmen<br />

betrieben wurden, können nun öffentlich ausgeschrieben werden, wobei<br />

der preiswerteste Anbieter letztlich den Zuschlag erhält. Somit stehen die<br />

öffentlichen Verkehrsunternehmen – auch und gerade in Frankfurt, wo zwei<br />

von fünf Buslinien-Bündeln schon ausgeschrieben und vergeben wurden<br />

– im Wettbewerb mit privaten nationalen beziehungsweise sogar multinatio-<br />

nalen Anbietern.<br />

So sieht sich die <strong>VGF</strong> der Herausforderung gegenüber, insbesondere auf<br />

dem Kostensektor in der Konkurrenz zu privaten Anbietern bestehen zu<br />

können, die – wie zahlreichen Presseveröffentlichungen zu entnehmen<br />

ist – teilweise mit extremen Preisoffensiven Ausschreibungen und damit<br />

Marktanteile für sich gewinnen wollen. Zu diesem Zweck befindet sich die<br />

<strong>VGF</strong> derzeit in einem umfangreichen Um- und Restrukturierungsprozess,<br />

wodurch – bei gleich bleibender oder möglichst sogar noch gesteigerter<br />

Qualität der Dienstleistungen für die Kunden – günstigere Kostenstrukturen<br />

geschaffen werden sollen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet die <strong>VGF</strong><br />

mit verschiedenen Unternehmensberatungen zusammen, die sich auf den<br />

ÖPNV-Sektor spezialisiert haben.<br />

Um- und Restrukturierung<br />

1


Anfänge der Um- und Restrukturierung<br />

Zu Beginn des Prozesses der Um- und Restrukturierung im Jahr 001<br />

wurden zunächst die wesentlichen Bereiche des Unternehmens nach einem<br />

vorgegebenen System hinsichtlich ihrer bisherigen Ist-Kosten in einer so<br />

genannten Funktionskostenanalyse untersucht. Dieses System gewährleis-<br />

tet, dass bei einem Vergleich von Kosten und Wettbewerbsdaten gleiche<br />

Strukturen angesetzt und nicht „Äpfel mit Birnen“ verglichen werden. Da-<br />

nach analysierte die Unternehmensberatung die Kostendaten und stellte im<br />

Ergebnis fest, in welchen Teilen des Unternehmens die <strong>VGF</strong> noch Anstren-<br />

gungen unternehmen muss, um wettbewerbsfähige Kostenstrukturen zu<br />

erreichen. So wurden für die entsprechenden Bereiche Zielkosten definiert,<br />

die es zu erreichen galt.<br />

Nachdem die Ziele klar gesteckt waren, ergab sich die Frage, auf welche<br />

Weise diese auch erreicht werden könnten. Ansätze zu Produktivitätsverbesserungen<br />

gibt es in der Theorie viele: Sie reichen von effektiveren<br />

Organisationsstrukturen bis zu optimierten Arbeitsabläufen, von verbesserten<br />

Schnittstellen zwischen den verschiedenen Bereichen bis zur Beantwortung<br />

der Frage, ob bestimmte Leistungen günstiger in Eigenausführung<br />

oder fremdvergeben zu erzielen sind. Hier galt es, für jeden Unternehmensbereich<br />

die auf die spezifischen Rahmenbedingungen zugeschnittenen<br />

einzelnen Schritte zu erarbeiten.<br />

Die <strong>VGF</strong> hat sich entschieden, diese Erarbeitung der einzelnen Verbesserungen<br />

sowie deren schrittweise Verwirklichung von den betroffenen<br />

Fachbereichen in Eigenverantwortung ausführen zu lassen. Grundlegender<br />

Gedanke dabei war, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Tätigkeit<br />

– und damit auch mögliche Schwachstellen und Verbesserungspotenziale –<br />

aus der täglichen Praxis am besten kennen, einzubeziehen, ihnen Gelegenheit<br />

zu geben, eigene Ideen und Vorschläge einzubringen und dadurch<br />

auch die Identifikation mit ihrem Unternehmen zu stärken. Lediglich in<br />

komplexen Einzelfällen wurde eine spezialisierte Unternehmensberatung zur<br />

Unterstützung hinzugezogen.<br />

Um- und Restrukturierung


„Work in progress“<br />

Auf diese Weise wurden in den Bereichen so genannte Umsetzungsteams<br />

gebildet, in denen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Aufgabe zu-<br />

kam, praktikable und effektive Schritte zur Steigerung der Produktivität zu<br />

erarbeiten. Von diesen Umsetzungsteams wurde eine dreistellige Zahl ein-<br />

zelner Vorhaben entwickelt, von denen jedes einzelne genau beschrieben,<br />

das Einsparpotenzial beziffert und mit einem Termin zur Verwirklichung und<br />

zum In-Kraft-Treten versehen wurde. Dies war und ist aber kein einmaliger<br />

Vorgang, denn im Laufe der Zeit kamen weitere Ideen und Anregungen hin-<br />

zu und auch zwischenzeitliche Fortschritte in den Bereichen Markt, Technik<br />

und Organisation wurden aufgegriffen und berücksichtigt. Es handelt sich<br />

also um einen „lebendigen“ Vorgang, einen typischen „Work in progress“-<br />

Prozess, der ständig fortgeschrieben und weiterentwickelt wird.<br />

Die Zielsetzung ist der erste Schritt, die Formulierung konkreter Vorhaben<br />

zu ihrer Erreichung der zweite. Ebenso wichtig ist aber als dritte Phase die<br />

Prüfung, ob das eingeleitete Vorgehen tatsächlich zum gewünschten Erfolg<br />

geführt hat. Dazu werden turnusmäßig Plan-Ist-Vergleiche vorgenommen:<br />

Anhand konkreter Ist-Daten und Kennzahlen, Vergleichen mit früheren<br />

Zahlen zur Erkennung von Entwicklungen und Trends sowie Feststellungen,<br />

inwieweit bestehende Ziele noch entfernt, schon erreicht oder sogar überer-<br />

füllt sind, wird der jeweilige Stand des Um- und Restrukturierungsprozesses<br />

dokumentiert und für die Beteiligten transparent aufbereitet. Dies ist die<br />

Grundlage für die weitere Entwicklung.<br />

Rückschritt bedeutet Stillstand<br />

So kann die <strong>VGF</strong> zum zehnjährigen Jubiläum feststellen, dass das im ersten<br />

Schritt gesteckte Ziel der Einsparung von insgesamt rund 30 Millionen<br />

Euro per annum innerhalb von vier <strong>Jahre</strong>n zu rund 90 % erfüllt wurde. Der<br />

Prozess war also bislang für die <strong>VGF</strong> überaus erfolgreich und alle Beteiligten<br />

haben dazu beigetragen, ihr Unternehmen fit für den Markt zu machen.<br />

Da aber Stillstand bekanntlich Rückschritt ist, wird der Weg der Restruk-<br />

turierung auch in denjenigen Bereichen, die ihr ursprünglich vorgegebenes<br />

Ziel schon erreicht haben, konsequent fortgesetzt, denn die Steigerung von<br />

„gut“ ist „besser“.<br />

Um- und Restrukturierung<br />

3


Editorial der Geschäftsführung


Editorial der Geschäftsführung<br />

5


6 Editorial der Geschäftsführung


Tierische Skurrilitäten aus zehn Betriebsjahren<br />

Krabben, Eulen, Raben, Bienen, Mäuse:<br />

Das „Bio topt“ – Expedition ins Tierreich der <strong>VGF</strong><br />

Frage an Radio Eriwan: „Ist die <strong>VGF</strong> nur eine Dependance des Frankfurter<br />

Zoos?“ Antwort: „Im Prinzip ja, aber bei der <strong>VGF</strong> leben mehr unterschied-<br />

liche Tierarten.“ Die Aussage der fiktiven und im Allgemeinen allwissenden<br />

Hörfunkstation mag auf den ersten Blick gewagt klingen. Bei genauerem<br />

Hinsehen – und zwar auf die tierischen Vorkommnisse in zehn Betriebsjahren<br />

– lässt sich vermuten, dass es mit der Artenvielfalt im „Biotop <strong>VGF</strong>“<br />

doch ganz schön weit her sein könnte.<br />

Das wird auch eine Augenzeugin bestätigen, die sich vor zwei <strong>Jahre</strong>n in der<br />

U-Bahn ganz sicher war: Da auf einem Sockel saß es. Oder besser „sie“.<br />

Eine Krabbe. Und hatte der Herr ihr gegenüber sie nicht erst auf das zwei<br />

oder drei Zentimeter große Tier aufmerksam gemacht? Hatte er „sie“ also<br />

nicht auch und zuerst gesehen? Zu dumm nur, dass die beiden nicht im<br />

Zoo vor irgendeinem aufwändig ausgestatteten Aquarium mit künstlichen<br />

Tropenwelten standen, sondern in einer U-Bahn der Linie U saßen, die<br />

kurz vor der Einfahrt in die Station „Konstablerwache“ von einem roten<br />

Signal im Tunnel zum Halten gebracht worden war. Dumm auch, daß „sie“<br />

sich so gar nicht bewegt haben soll.<br />

Die Dame meldete ihre Beobachtung einer Frankfurter Redaktion, die das<br />

immerhin so spannend fand, dass die <strong>VGF</strong> in einer der seltenen Betriebspausen<br />

zwischen 1 und Uhr nachts, in denen nicht an den Schienen<br />

geschliffen, geschmiert oder sonstwie im Tunnel gearbeitet wird, eine Begehung<br />

organisieren musste – auf den Spuren der <strong>VGF</strong>-Krabbe. Auch wenn<br />

aus allen beteiligten Abteilungen Skepsis zu hören war: Mäuse, Ratten oder<br />

Spinnen sind für den Bahnbau keine Seltenheit, der Ordnungsdienst fängt<br />

regelmäßig streunende Katzen oder verwirrte Hunde ein, die die Betriebsleitstelle<br />

zuvor irgendwo auf den 6 Tunnelkilometern des <strong>VGF</strong>-Netzes<br />

geortet hatte. Exoten sind aber selten: Vor <strong>Jahre</strong>n haben Mitarbeiter des<br />

Ordnungsdienstes einmal eine auffällig geringelte Kornnatter auf einem<br />

Bahnsteig der Station „Miquel- / Adickesallee“ gestellt, gefangen und<br />

anschließend dem Zoo übergeben. Und später hatte sich ein Wellensittich<br />

im Tunnel verflogen. Mehr war da nicht – Brehm hätte sein „Tierleben“<br />

in den Anlagen der <strong>VGF</strong> nur schwerlich verfassen können, egal wie es um<br />

die Artenvielfalt nun tatsächlich bestellt sein mag.<br />

Tierische Skurrilitäten aus zehn Betriebsjahren<br />

7


Expedition ins Tunnelreich<br />

Mit Warnwesten und Taschenlampen ausgestattet rückte also in einer<br />

kalten Sonntagnacht Mitte Januar 00 eine sechsköpfige Expedition<br />

aus <strong>VGF</strong>-Mitarbeitern, Journalisten und einem von ihnen hinzugezogenen<br />

Krabben-Experten im schwarzen Schacht Richtung „Dom / Römer“ vor. In<br />

weitgehender Finsternis, denn im Tunnel blieben die Lampen aus, um die<br />

scheue Untermieterin nicht durch ungewohntes Flutlicht aufzuscheuchen.<br />

Die Röhren taghell auszuleuchten hätte jedes Tier mehr verschreckt als die<br />

96 U-Bahnzüge der Linien U und U5, die täglich diesen Abschnitt des<br />

Netzes befahren. Aber ein zwei oder drei Zentimeter großes Tier im Strahl<br />

einsamer Taschenlampen finden zu wollen, erwies sich – keine wirkliche<br />

Überraschung – als schwierig.<br />

Das rote Signal, das einen Zug vor der Einfahrt in die Station „Konstab-<br />

lerwache“ anhält, wenn hier noch eine vorausfahrende Bahn stehen sollte,<br />

taucht den Tunnel etwa zwölf Meter unter der Oberfläche in ein diffuses<br />

Licht. Tatsächlich verläuft entlang der Wände, in zwei Meter Höhe vom<br />

Boden, ein Sims, der von einer stehenden Bahn aus gut einsehbar ist. Nur:<br />

Wie soll eine Krabbe da rauf kommen? Michael Apel vom Museum Wiesbaden,<br />

der am Frankfurter Naturmuseum über Krabben promoviert hat und<br />

als Experte mit Grubenlampe und großer Stahlpinzette den Tunnel absuchte,<br />

sah seine Einschätzung bestätigt, dass es sich wohl eher um „eine<br />

größere, aber keineswegs ungewöhnliche Spinne“ gehandelt haben wird.<br />

Die haben zwar keine Scheren, dafür aber ebenfalls acht Beine, sie sind<br />

außerdem gute Kletterer und einer solch geübten Jägerin würde auch das<br />

eingeschränkte Beutetierangebot im Tunnel wenig Kopfzerbrechen bereiten.<br />

Ganz im Gegensatz zu einer Krabbe. Trotzdem war sich Apel nicht restlos<br />

sicher: „Es gibt mehr als 1.000 verschiedene Arten, in den Tropen kommen<br />

auch landlebende Krabben vor“, sagte er. In jedem Loch, unter jedem<br />

Stein, hinter jeder Schwelle könne, „man weiß ja nie“, so ein Tierchen<br />

hocken. Nur eins, das mögen die Achtbeiner mit den zwei Scheren nicht:<br />

Frost. Aber den gibt es im warmen und trockenen U-Bahn-Tunnel so gut wie<br />

nie und deshalb hieß es: weitersuchen!<br />

Aufgeschreckt von der nächtlichen Ruhestörung flüchtete ein steingraues<br />

Mäuschen in die dunkle Sicherheit unter den Gleisen. Sie sollte für den<br />

Rest der Nacht das einzige Lebewesen mit mehr als zwei Beinen bleiben,<br />

das sich im Tunnel zeigte. Und dass sie das noch in unmittelbarer Nähe<br />

einer Station getan hatte, war kein Zufall: Die <strong>VGF</strong> kann den hier von den<br />

Fahrgästen ebenso sorglos wie selbstverständlich per lässigem Wurf aus<br />

dem Handgelenk im Gleisbett entsorgten Müll nicht so schnell entfernen,<br />

dass er nicht für einen kleinen Nager zum ersehnten Teil der Nahrungskette<br />

würde. Aber Krabben? Wovon ernähren sich die Viecherchen eigentlich?<br />

„Sie sind Allesfresser – Insekten, Aas, sie verschmähen nichts“, erklärte<br />

Apel. Aber im Tunnel gab es nicht einmal tote Mäuse. „Wenn ich eine Krabbe<br />

wäre“, meinte Apel weiter, „würde ich hier ziemlich schnell verhungern.“<br />

Die Lebenserwartung eines vielleicht ausgesetzten Tieres taxierte er auf<br />

„wenige Tage, maximal eine Woche“. Wenn überhaupt.<br />

8<br />

Tierische Skurrilitäten aus zehn Betriebsjahren


An was hätte man denn erkennen können, dass Krabben hier gewesen sind,<br />

wenn man sie schon nicht auf frischer Tunneltat ertappt? Apel schätzte die<br />

Möglichkeit, auch nur den Kot eines zwei Zentimeter-Tierchens zu finden,<br />

ebenfalls als „äußerst gering“ ein. Aber sie häuten sich, junge Tiere bis<br />

zu zwei Mal im Jahr, da ihr starrer Panzer nicht mitwächst. Also könnten<br />

irgendwo diese Reste aus Kalk und Chitin liegen. Unwillkürlich schweifen<br />

die Gedanken in der Tunneldunkelheit zu Ridley Scott‘s düsteren Science-<br />

Fiction-Film „Alien“, in dem ein Raumfahrer die gehäuteten Überreste<br />

einer fremden Spezies findet, kurz bevor er das Ergebnis des Wachstumsprozesses<br />

in voller Größe sieht – und das mit seinem Leben bezahlt. Die<br />

Wirklichkeit unter Frankfurts Straßen ist weit weniger aufregend, schon gar<br />

nicht tödlich. Und irgendwelche Häutungen fanden sich auch nicht. Die<br />

Frankfurter Tunnelwelt: unspektakulär, karg, steinig, staubig und vor allem<br />

dunkel. Lebensfeindlich selbst für die größten Anpassungs- und Überlebenskünstler<br />

der Fauna.<br />

Nach einer guten Stunde zog Apel sein Fazit: „Wenn hier irgendetwas gewesen<br />

sein sollte, dann ist es inzwischen eingegangen.“ Und übrig wäre dann<br />

auch nichts mehr, denn Ratten und sogar Mäuse würden einen solchen<br />

toten Leckerbissen keineswegs übergehen und so für einen ganz und gar<br />

biologischen Abbau der Rückstände sorgen. Alles sprach dafür, dass die<br />

ursprüngliche Spinnen-Theorie zutraf und es nie Krabben in der Frankfurter<br />

U-Bahn gegeben hat. So wird die <strong>VGF</strong>-Krabbe wohl oder übel ein Teil<br />

der Kryptozoologie bleiben – und reiht sich damit in die Phalanx anderer<br />

berühmter Tiere ein, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat: Nessi zum<br />

Beispiel oder der Yeti. Ganz anders übrigens als Wellensittich „Heinrich“:<br />

Der wurde nach seiner Rettung aus dem Tunnel nicht nur getauft, sondern<br />

versieht seitdem unverdrossen seinen Dienst als Maskottchen in der Einsatzzentrale<br />

des <strong>VGF</strong>-Ordnungsdienstes.<br />

So endete die „<strong>VGF</strong>-Expedition ins Tierreich“ – aber nicht ohne Pointe:<br />

Wenige Tage später entdeckten Gleisbauer der <strong>VGF</strong> tatsächlich Krabben-<br />

tiere, genauer gesagt: nordamerikanische Flusskrebse, die durch einen<br />

Feuerwehreinstieg in unmittelbarer Nähe des Sees in der Mitte des Frank-<br />

furter Zoos den unfreiwilligen Weg nach unten gefunden hatten. War das<br />

die Krabbe? Unter dem Zoo fährt die U7, die Tiere müssten einen atem-<br />

beraubenden Streifzug durchs System gemacht haben, inklusive Umstieg<br />

an der Konstablerwache in die U . Der Zoo machte solchen – ohnehin<br />

unwahrscheinlichen – Ausflügen ein schnelles Ende: Der Einstieg wurde mit<br />

Hasendraht gesichert und bleibt für Notfälle in Betrieb.<br />

Tierische Skurrilitäten aus zehn Betriebsjahren<br />

9


„Eule der Linie U4“<br />

Krabben sind aber bei weitem nicht die einzigen ungewöhnlichen Gäste der<br />

<strong>VGF</strong>. In den zehn <strong>Jahre</strong>n ihres Bestehens kreuchte und fleuchte eben doch<br />

fast alles durch die Tunnel, was die hiesige Fauna ihre Heimat nennt: So<br />

sind viele Fahrgäste sicher, dass es bei der <strong>VGF</strong> den einen oder anderen<br />

Kauz gibt. Manche glauben, solche Zeitgenossen seien besonders unter<br />

den Bus- und Bahn-Fahrern anzutreffen, andere verorten sie eher in der für<br />

Presse und Marketing verantwortlichen Unternehmenskommunikation.<br />

Mit beiden Vermutungen liegen sie falsch: Denn Käuze, laut Wörterbuch<br />

„meist kräftige, gedrungene Eulen“, fahren weder Straßenbahn, noch beantworten<br />

sie Presseanfragen. Aber sie verirren sich, wenn auch selten, in<br />

U-Bahn-Tunnel. Warum auch nicht, schließlich tun das Tauben ja auch und<br />

da Käuze mit ihren scharfen Augen keine Probleme bei der Orientierung<br />

in dunklen Röhren haben und die in den Stationen lebenden Mäuse genau<br />

in ihr Beuteraster passen, sind sie dort gar nicht so schlecht aufgehoben.<br />

Und gegen besagte Tauben könnten sie gleich auch noch etwas tun.<br />

Sollte man meinen. Aber dass ein Tunnel eben doch nicht sein natürlicher<br />

Lebensraum ist, musste „ein Greifvogel der Linie U “ im Winter 006<br />

erfahren. Er machte sich nämlich, nachdem er an der Station „Seckbacher<br />

Landstraße“ erstmals gesichtet wurde, unterirdisch auf zur „Bockenheimer<br />

Warte“. Das ermüdete ihn allerdings mehr als die parallel fahrenden<br />

U-Bahn-Züge, weshalb er sich, einigermaßen ermattet, an der Station<br />

„Willy-Brandt-Platz“ von einem Verkehrsmeister der <strong>VGF</strong> widerstandslos<br />

fest- beziehungsweise aufnehmen ließ – eher ungewöhnlich, der kleine Greif<br />

ist sonst sehr scheu.<br />

Damit war die Odyssee des Federviehs aber noch nicht vorbei: Der Zoo<br />

wollte das fremde Tier in Zeiten der Vogelgrippe aus Angst um die eigenen<br />

Bestände nicht aufnehmen, dem Tierheim in Fechenheim, das der <strong>VGF</strong>-<br />

Mitarbeiter anschließend mit seinem im Plastikeimer kauernden Gast<br />

ansteuerte, fehlten entsprechende Unterkünfte, nämlich die geeigneten<br />

Käfige. Aber dort wusste man immerhin Rat: Asyl bekam der abgemagerte<br />

Vogel schließlich bei der ersten Vorsitzenden des Vereins Wildtierfreunde<br />

e.V., Sonja Niebergall. Und zwar ganz privat. Von der gelernten Falknerin<br />

wurde der Vogel fachgerecht gestopft, denn zum Fressen war er noch zu<br />

schwach. Die Fachfrau entlarvte ihn außerdem als das, was er wirklich war:<br />

eine Schleiereule. Überdies eine bis auf das Untergewicht kerngesunde,<br />

von Vogelgrippe keine Spur! Fazit hier: Es gibt eben doch keinen Kauz bei<br />

der <strong>VGF</strong>.<br />

30<br />

Tierische Skurrilitäten aus zehn Betriebsjahren


„Echter“ Schwarzfahrer auf der 17<br />

Entschieden cleverer als die Eule stellte es ein anderer „schräger Vogel“ an:<br />

Er flog nicht selbst im Tunnel, bewahre, sondern ließ sich gleich chauffie-<br />

ren. Den „echten“ Schwarzfahrer konnte ein Fahrgast in der Straßenbahn-<br />

Linie 17 stellen – und in flagranti erwischen: Der Rabenvogel war an einem<br />

schönen Mai-Morgen 006 im Berufsverkehr zwischen Hauptbahnhof und<br />

Rebstock unterwegs. Nach Zeugenaussagen soll sich der gefiederte Fahr-<br />

gast recht wohl gefühlt haben, wenn er auch nicht auf dem Platz – Pardon:<br />

der Haltestange – blieb, die er sich zuerst ausgesucht hatte. Zwar konnten<br />

fotografische Beweise gesammelt werden, die Feststellung der Identität<br />

gelang dem Prüfdienst der <strong>VGF</strong> allerdings nicht mehr: Der „Schwarzfahrer“<br />

war an der Endstation entflogen. Ob es sich also nicht doch um eine Krähe<br />

gehandelt hat, konnte nicht eindeutig geklärt werden.<br />

Während hier der Betrieb weiter rollte, legten ihn Insekten am gleichen Tag<br />

kurzfristig lahm: Ein Bienenschwarm sabotierte die U-Bahnen zwischen den<br />

Stationen „Hügelstraße“ und „Heddernheim“. Angetan hatte es den Honig-<br />

sammlern die Haltestelle „Weißer Stein“. Während das Nest entfernt wurde,<br />

musste die <strong>VGF</strong> die Linien unterbrechen. Ob es sich um Wiederholungstäter<br />

handelt, konnte die <strong>VGF</strong> ebenfalls nicht ermitteln: Schon am Vortag mußte<br />

die Feuerwehr nämlich an der gleichen Stelle ein Nest entfernen.<br />

Rückt bei stechenden Insekten die Wehr mit ihrer Spezialeinheit an, lässt<br />

die <strong>VGF</strong> Mäuse weitgehend gewähren – nur Ratten rufen den Kammerjäger<br />

auf den Plan. Trotzdem sorgten sich Tierfreunde im Frühling 00 um die<br />

kleinen Nager: Die <strong>VGF</strong> plante, ein neues Gleisbettreinigungs-Fahrzeug in<br />

Dienst zu stellen, was, so die Befürchtung, neben allerlei Unrat eben auch<br />

Mäuschen mit seinem Riesen-Staubsauger hätte einziehen können. Die <strong>VGF</strong><br />

wiegelte ab: „Der Sauger saugt ja auch keine Steine aus dem Schotterbett<br />

ein.“ Unnötig zu erwähnen, dass das kein alarmierter Tierliebhaber glauben<br />

wollte, aber die <strong>VGF</strong> musste die Probe auch nicht aufs Exempel machen,<br />

da der auf ein LKW-Chassis montierte Sauger an seinen Kinderkrankheiten<br />

früher zu Grunde ging, als es einem Mäuschen in seinem stählernen Bauch<br />

ergangen wäre. Trotz öffentlicher Präsentation des Geräts nebst zufriedener<br />

Oberbürgermeisterin verabschiedete sich die <strong>VGF</strong> schnell und bis auf wei-<br />

teres wieder von dieser professionell-mechanischen Gleisbettpflege. Sehr<br />

zum Verdruß mancher Beschwerdeführer, die den „dreckigen“ Zustand der<br />

Gleise monieren. Ob diese Kläger wiederum identisch mit den besorgten<br />

Tierschützern sind, wollte die <strong>VGF</strong> nicht nachprüfen: Nachkarten gilt ohne-<br />

hin nicht.<br />

Tierische Skurrilitäten aus zehn Betriebsjahren<br />

31


Natürlich gab es in zehn <strong>Jahre</strong>n noch ganz andere Geschichten rund um<br />

die <strong>VGF</strong>. Skurrile und traurige, bedenkenswerte und lustige: Die dreijährige<br />

Ausreißerin, die mit den Worten „Ich suche den Papa, der heißt Christoph“<br />

in einen Bus einstieg – und die von der <strong>VGF</strong> trotzdem ans Ziel gebracht<br />

wurde; ihr Altergenosse, der die Fahrt zum Zoo nicht abwarten konnte,<br />

einfach schon mal vor der Oma in die U-Bahn sprang und sie damit so<br />

verdutzt wie aufgelöst am Bahnsteig zurück ließ, was erst der erfolgreiche<br />

Einsatz des Ordnungsdienstes wieder gutmachen konnte; einen „Fliegenden<br />

Holländer“ in der U-Bahn-Station „Willy-Brandt-Platz“; Busfahrer, die ihren<br />

vermeintlich „sicheren“ Arbeitsplatz nicht unverletzt verlassen; Kunst in<br />

der U-Bahn, die nicht von allen Fahrgästen als solche erkannt wurde; eine<br />

U-Bahn-Station, die sich nach sintflutartigen Regenfällen kurzfristig in die<br />

„Sachsenhäuser Seenplatte“ verwandelte; Schränke der Schließfachanlage<br />

in der Hauptwache, aus denen es auch ganz ohne übernatürliche Zusam-<br />

menhänge blutete; Geigen im fünfstelligen Euro-Gegenwert, die die <strong>VGF</strong>-<br />

Mitarbeiter in die vorübergehende Sicherheit des Fundbüros brachten; 0<br />

Kilogramm Zigarettenkippen, etwa 5 volle Mülltonnen, die die <strong>VGF</strong> in vier<br />

Nächten intensiven Frühjahrsputzes im April 1999 aus den Gleisbetten der<br />

Station „Konstablerwache“ holte und und und. Aber das sind Geschichten<br />

für die Festschrift zum 0-jährigen Jubiläum. Oder vielleicht schon zum 15.<br />

Geburtstag?<br />

3<br />

Tierische Skurrilitäten aus zehn Betriebsjahren


Editorial der Geschäftsführung<br />

33


3 Editorial der Geschäftsführung


Eine Dekade in Schlaglichtern<br />

1996<br />

> Wird am 1. August – rückwirkend zum 1. Januar desselben <strong>Jahre</strong>s – der<br />

Verkehrsbetrieb der Stadtwerke Frankfurt am Main GmbH in die <strong>VGF</strong><br />

eingebracht; das Unternehmen war in seiner heutigen Rechtsform schon<br />

im Dezember des Vorjahres als Mantelgesellschaft gegründet worden<br />

1997<br />

> Feiert die <strong>VGF</strong> mit einem Tag der offenen Tür das Jubiläum „1 5 <strong>Jahre</strong><br />

Straßenbahn“<br />

> Eröffnet das Unternehmen zur Information seiner Fahrgäste die Verkehrs-<br />

insel an der Hauptwache<br />

> Führt die <strong>VGF</strong> das neue, inzwischen bekannte, Logo ein<br />

1998<br />

> Wird die Linie U5 über Konstablerwache bis zum Hauptbahnhof verlän-<br />

gert und die Türen der „Pt-Wagen“ erhalten wegen der Bahnsteigkanten<br />

ihren noch heute markanten seitlichen Vorbau<br />

> Jährt sich am . Oktober die Eröffnung der ersten U-Bahn-Strecke zwi-<br />

schen Hauptwache und Nordweststadt zum 30. Mal<br />

1999<br />

> Wird im Mai die U-Bahn-Strecke der U6 zwischen Zoo und Ostbahnhof in<br />

Betrieb genommen<br />

> Hat sich der bargeldlose Zahlungsverkehr bei der <strong>VGF</strong> etabliert<br />

> Werden die ersten Anzeiger der Dynamischen Fahrgast-Information (DFI)<br />

an Haltestellen der <strong>VGF</strong> in Betrieb genommen<br />

> Geht die <strong>VGF</strong> unter www.vgf-ffm.de ins Internet<br />

> Schließt sich die <strong>VGF</strong> mit einem privaten Busunternehmer zusammen und<br />

erwirbt so mit Blick auf den kommenden Wettbewerb um Buslinien einen<br />

Teilgeschäftsanteil von 51 Prozent an der In-der-City-Bus GmbH (ICB)<br />

> Setzt die <strong>VGF</strong> erstmals Fahrgastbetreuer ein – und erweitert so ihren<br />

Kundenservice<br />

> Bereitet sich die <strong>VGF</strong> akribisch auf den „Jahrtausend-Wechsel“ vor und<br />

meistert im Januar …<br />

2000<br />

> … den Übergang mit allen Computern und Automaten problemlos,<br />

auch wenn der Wechsel ins neue Jahrhundert erst ein Jahr später folgt<br />

> Verlängert die <strong>VGF</strong> im Mai die Straßenbahnlinie 1 bis Schwanheim,<br />

womit neben der „11“ eine zweite, in diesem Fall 0, Kilometer lange<br />

Durchmesser-Linie entsteht<br />

> Feiert die <strong>VGF</strong> am 7. Oktober das 75-jährige Jubiläum des Busverkehrs in<br />

Frankfurt – und schafft neue Niederflurbusse an<br />

Eine Dekade in Schlaglichtern<br />

35


2001<br />

> Eröffnet die <strong>VGF</strong> im Februar das Teilstück I der neuen D-Strecke zwi-<br />

schen Hauptbahnhof und Bockenheimer Warte, befahren seitdem von der<br />

Linie U , die damit auch Festhalle und Messe an das U-Bahn-System<br />

anschließt<br />

> Startet die <strong>VGF</strong> ihren neuen Nachtbus-Verkehr<br />

> Gewährleistet die <strong>VGF</strong> den reibungslosen Ablauf des innerstädtischen<br />

Verkehrs während des Kirchentags im Juni<br />

> Beschließt die <strong>VGF</strong> eine weitere Modernisierung ihrer Bus- und Bahn-<br />

Flotte: 50 neue Busse werden angeschafft, der Auftrag über zunächst<br />

60 neue Niederflur-Bahnen wird an Bombardier Transportation vergeben;<br />

weitere fünf Fahrzeuge folgen als Teil einer später gezogenen Option<br />

> Bereitet die <strong>VGF</strong> zum <strong>Jahre</strong>swechsel die Umstellung ihrer Einrichtungen<br />

– unter anderem rund 600 Fahrschein-Automaten, die Verkaufsgeräte<br />

in den Bussen und Ticketcentern, die Schließfachanlage in der Haupt-<br />

wache – auf den Euro vor<br />

2002<br />

> Baut die <strong>VGF</strong> zahlreiche Stationen der Linien U1, U und U3 behinder-<br />

tengerecht und barrierefrei um – und verbessert damit nachhaltig die<br />

Qualität des öffentlichen Verkehrs<br />

> Feiert das Unternehmen im Mai „ 5 <strong>Jahre</strong> Ebbel-Ex“ mit einer großen<br />

Fete im Bornheimer Depot<br />

> Ist die <strong>VGF</strong> Gastgeber der <strong>Jahre</strong>stagung des Verbands deutscher Ver-<br />

kehrsunternehmen (VDV)<br />

> Startet die <strong>VGF</strong> mit dem Slogan „Alle fahren mit“ ihre erste Image-<br />

Kampagne<br />

> Ist die <strong>VGF</strong> das „Prinzliche Haus“ der Fastnachts-Kampagne 00 / 003<br />

und stellt Prinz und Prinzessin<br />

> Beteiligt sich die <strong>VGF</strong> im Dezember an der Hanauer Straßenbahn AG<br />

(HSB). <strong>VGF</strong> und HSB werden somit strategische Partner<br />

2003<br />

> Folgt mit dem Buchstabenspiel – unter anderem „Viele Gute Fahrer“ für<br />

<strong>VGF</strong> – die zweite Imagekampagne<br />

> Eröffnet die <strong>VGF</strong> mit dem Betriebshof Ost im Riederwald die modernste<br />

Anlage dieser Art in Deutschland. Die Depots Bornheim und Sachsen-<br />

hausen werden geschlossen, Eckenheim zu einer Abstellanlage umfunk-<br />

tioniert<br />

> Präsentiert die <strong>VGF</strong> im Oktober mit dem „S-Wagen“ ihre modernen Nie-<br />

derflur-Straßenbahnen des Herstellers Bombardier, von denen bis 007<br />

65 Stück in Betrieb gehen werden<br />

> Wird im Dezember die neue Straßenbahn-Linie 17 zwischen Hauptbahn-<br />

36<br />

hof und Rebstockbad eröffnet<br />

Eine Dekade in Schlaglichtern


2004<br />

> Wird zum 1. Januar das Stadtbahnbauamt in die <strong>VGF</strong> integriert<br />

> Jährt sich die Betriebsaufnahme der ersten „richtigen“ Straßenbahn in<br />

Deutschland, der „Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft“, zum<br />

1 0. Mal<br />

> Eröffnet die <strong>VGF</strong> in der Hauptwache die letzte und größte ihrer moder-<br />

nisierten Verkaufsstellen (nach Bornheim Mitte, Höchst und Konstabler-<br />

wache)<br />

> Setzt die <strong>VGF</strong> ihren kundenfreundlichen Stations-Umbau entlang der<br />

U-Bahn- und Straßenbahn-Linien fort<br />

> Werden die Türen an 63 U-Bahnwagen ebenfalls behindertengerecht und<br />

barrierefrei umgebaut. Die Arbeiten enden im September<br />

> Wird die <strong>VGF</strong> – in Vorbereitung der Zusammenarbeit mit der Offenbacher<br />

Verkehrsbetriebe GmbH (OVB) und mit Blick auf den Bus-Wettbewerb<br />

– Gesellschafterin der MainMobil Frankfurt GmbH<br />

> Wird die <strong>VGF</strong> am 6. April offiziell Eisenbahn-Verkehrsunternehmen und<br />

beteiligt sich danach im Dezember zusammen mit der Rurtalbahn GmbH<br />

als Bietergemeinschaft an Ausschreibungen im Eisenbahnverkehr<br />

2005<br />

> Gewinnt diese Bietergemeinschaft die Ausschreibung um die so genannte<br />

Odenwaldbahn; im Mai wird die Bietergemeinschaft in die VIAS GmbH<br />

umgewandelt, an der die <strong>VGF</strong> seitdem 50 Prozent der Anteile hält<br />

> Ist am 31. Mai die B-Strecke zwischen Seckbacher Landstraße und Kons-<br />

tablerwache 5 <strong>Jahre</strong> in Betrieb<br />

> Wird der 500. Bus der Firma EvoBus bei der <strong>VGF</strong> in Dienst gestellt<br />

> Gelingt der <strong>VGF</strong> im Rahmen des Confederation Cups eine gelungene<br />

Generalprobe für die WM 006, für die zehn Stationen zwischen Haupt-<br />

bahnhof und Stadion umgebaut wurden<br />

> Vergibt die <strong>VGF</strong> den Auftrag über 1 6 neue U-Bahn-Wagen des Typs<br />

„U5“ an Bombardier Transportation<br />

2006<br />

> Übernimmt die <strong>VGF</strong> alle Anteile an der ICB<br />

> Begeht der Ordnungsdienst der <strong>VGF</strong> sein 5-jähriges Jubiläum<br />

> Verbessert die <strong>VGF</strong> mit dem gleichnamigen Konzept Sicherheit und<br />

Service in ihren U-Bahn-Stationen. Die neue Sicherheitszentrale des<br />

Unternehmens ist die modernste ihrer Art in Europa<br />

> Beteiligt sich die <strong>VGF</strong> im April im Rahmen einer umfangreichen Koopera-<br />

tion mit jeweils 9 Prozent an der OVB sowie der MainMobil Offenbach<br />

GmbH (MMO). Zudem erwirbt die Stadtwerke Offenbach GmbH (SOH)<br />

9 Prozent der Anteile der MainMobil Frankfurt GmbH (MMF)<br />

> Geht die komplett überarbeitete Internetseite www.vgf-ffm.de in Betrieb<br />

> Bewährt sich das umfangreiche Betriebs- und Service-Konzept der <strong>VGF</strong><br />

bei den Spielen der Fußball-WM in Frankfurt<br />

> Feiert die <strong>VGF</strong> ihr „Zehnjähriges“


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (<strong>VGF</strong>)<br />

Unternehmenskommunikation (NUK)<br />

Kurt-Schumacher-Straße <strong>10</strong><br />

60311 Franfurt am Main<br />

www.vgf-ffm. de<br />

Texte: NUK (Bernd Conrads), NT1<br />

Konzeption & Gestaltung:<br />

Opak Werbeagentur GmbH, Frankfurt am Main<br />

Fotos: Kalle Meyer, Maintal<br />

Druck: Imbescheidt KG, Frankfurt am Main<br />

Erscheinungstermin: Herbst 006<br />

38 Editorial der Geschäftsführung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!