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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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Die für den Bezirk Magdeburg ermittelten Zahlen sind durchaus exemplarisch. So führte<br />

etwa die Abteilung VII in Potsdam unter den 1 015 Mitarbeitern <strong>der</strong> BDVP zwei Offiziere<br />

im beson<strong>der</strong>en Einsatz sowie 91 IM und GMS (9,1 %). 557 Und auch hier saßen die Zuträger<br />

<strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong> auf den wichtigsten Posten – so waren dort »alle aus operativer<br />

Sicht wesentlichen Schlüsselpositionen in <strong>der</strong> BDVP mit IME bzw. OibE besetzt, die<br />

durch den Leiter <strong>der</strong> Abteilung, seinen Stellv[ertreter] und den POZW-Offizier geführt<br />

werden«. 558 Im Bezirk Schwerin befanden sich unter rund 1 000 Volkspolizisten im<br />

Dienstzweig Schutzpolizei 119 Inoffizielle Mitarbeiter (11,9 %, Stand 1977). 559 Und im<br />

Bereich <strong>der</strong> Leitungsebene <strong>der</strong> BDVP Gera sollen »circa 50 %« <strong>der</strong> Mitarbeiter zugleich<br />

als Offiziere im beson<strong>der</strong>en Einsatz, IM o<strong>der</strong> GMS gewirkt haben. 560<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Volkspolizeikreisämter lag <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Zuträger im Bezirk Magdeburg<br />

mit 9,4 Prozent etwas unter dem Niveau <strong>der</strong> BDVP. Der Mielke-Apparat achtete<br />

jedoch offensichtlich darauf, mit inoffiziellen Zuträgern in allen Bereichen präsent zu sein.<br />

In personalstarken Volkspolizeikreisämtern (etwa <strong>der</strong> Städte Magdeburg, Wernigerode,<br />

Halberstadt und Stendal) war <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Zuträger unterdurchschnittlich, da vermutlich<br />

eine bestimmte Zahl von Quellen genügte, um den Informationsbedarf <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong><br />

zu sättigen (siehe Tabelle 14).<br />

Auch auf Ebene <strong>der</strong> Volkspolizeikreisämter fiel <strong>der</strong> Bezirk Magdeburg im Vergleich<br />

mit an<strong>der</strong>en Bezirken nicht aus dem Rahmen. So hatten die Kreisdienststellen im Bezirk<br />

Potsdam im Jahre 1988 in den Volkspolizeikreisämtern des Bezirks unter insgesamt 5 162<br />

Volkspolizisten mindestens 347 IM und 38 GMS angeworben (7,4 %). 561 Im Volkspolizeikreisamt<br />

Schleiz arbeiteten unter 215 Mitarbeitern 41 IM o<strong>der</strong> GMS (19,0 %); neun<br />

weitere hatten dies zu einem früheren Zeitpunkt getan. 562 Im Volkspolizeikreisamt Worbis<br />

waren unter 245 Mitarbeitern ungefähr 50 als IM o<strong>der</strong> GMS erfasst (etwa 20 %), im<br />

Volkspolizeikreisamt Rudolstadt waren es von 274 Angehörigen <strong>der</strong> Volkspolizei nur<br />

19 (6,9 %). 563 Und wie auf den an<strong>der</strong>en Ebenen führte auch hier die Linie VII nicht als<br />

einzige Zuträger unter Volkspolizisten, <strong>der</strong> Anteil an<strong>der</strong>er Linien lag im Bezirksmaßstab<br />

bei bis zu 35 Prozent (wie in Magdeburg) bzw. 20 Prozent (wie in Halle), in vereinzelten<br />

Kreisdienststellen gar über 65 Prozent (wie in Halberstadt). 564 Sofern die Dichte <strong>der</strong> Zuträgerschaft<br />

in den Bezirken Potsdam und Magdeburg mit durchschnittlich 8,8 Prozent<br />

repräsentativ war, arbeiteten unter den insgesamt knapp 60 000 Volkspolizisten in <strong>der</strong><br />

DDR mehr als 5 000 IM und GMS.<br />

557 Vgl. Auskunftsbericht <strong>der</strong> Abt. VII <strong>der</strong> BV Potsdam v. 3.5.1988; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII/AKG PK 1/8.1.<br />

»Komplexkontrolle BV Erfurt 87, BV Potsdam 88«, Bd. 4 »Komplexkontrolle BV Potsdam Abt.<br />

VII/88«, S. 4–23.<br />

558 Vgl. Bericht <strong>der</strong> HA VII/9 über den Einsatz in <strong>der</strong> Abt. VII <strong>der</strong> BV Potsdam v. 13.6.1988; <strong>BStU</strong>, MfS,<br />

HA VII/AKG PK 1/8.1. »Komplexkontrolle BV Erfurt 87, BV Potsdam 88«, Bd. 4 »Komplexkontrolle<br />

BV Potsdam Abt. VII/88«, S. 125–133.<br />

559 Vgl. Herbstritt, Georg (Bearb.): Die Lageberichte <strong>der</strong> Deutschen Volkspolizei im Herbst 1989. Eine<br />

Chronik <strong>der</strong> Wende im Bezirk Neubrandenburg. Hg. v. Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern<br />

für die Unterlagen des <strong>Staatssicherheit</strong>sdienstes <strong>der</strong> ehemaligen DDR. Schwerin 1998, S. 266.<br />

560 Vgl. Mörke (Hg.): Die offizielle und inoffizielle Zusammenarbeit (Anm. 487), S. 74.<br />

561 Vgl. Auskunftsbericht <strong>der</strong> Abt. VII <strong>der</strong> BV Potsdam v. 3.5.1988; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII/AKG PK 1/8.1.<br />

»Komplexkontrolle BV Erfurt 87, BV Potsdam 88«, Bd. 4 »Komplexkontrolle BV Potsdam Abt.<br />

VII/88«, S. 4–23.<br />

562 Von diesen 41 IM wurden 60 % nicht von <strong>der</strong> Linie VII geführt. Vgl. Mörke (Hg.): Die offizielle und<br />

inoffizielle Zusammenarbeit (Anm. 487), S. 110.<br />

563 Vgl. ebenda, S. 147–148.<br />

564 HA VII/AKG: Einschätzung <strong>der</strong> im Zusammenhang mit dem Einsatz <strong>der</strong> Abwehroffiziere Volkspolizei<br />

erreichten Wirksamkeit v. 12.1985 mit Anlagen; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII/AKG PK 1/5.1., S. 43–66.

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