Anatomie der Staatssicherheit - BStU
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lösenden Aufgaben« in diesen Abteilungen »lässt die Konzentration <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
auf einen Richtungsoffizier nicht zu«. 528<br />
Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre unterhielten insgesamt 18 Diensteinheiten Kontakte zum Ministerium<br />
des Innern, größtenteils ohne die Hauptabteilung VII im Einzelnen zu informieren.<br />
Dies, so befand Büchner, erlaube keine einheitliche Linie <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong> gegenüber<br />
den verschiedenen Zweigen <strong>der</strong> Volkspolizei, mache einen hohen Koordinationsbedarf<br />
bei Absprachen erfor<strong>der</strong>lich und gefährde die Konspiration <strong>der</strong> eigenen IM in <strong>der</strong><br />
DVP. Deswegen unterbreitete Büchner – mit teilweiser Rückendeckung des für die Linie<br />
VII zuständigen Stellvertreters des Ministers, Gerhard Neiber, – Mielke den Vorschlag,<br />
die operative Bearbeitung aller Zweige des Ministeriums des Innern <strong>der</strong> Linie VII zu übertragen.<br />
529 Damit konnte er sich aber kaum durchsetzen, denn gemäß <strong>der</strong> Dienstanweisung<br />
2/87 blieben für das Wachkommando Missionsschutz weiterhin die Hauptabteilung II,<br />
für die Arbeitsrichtung I/U die Linie VIII, für Transportpolizei und die Betriebsschutzkommandos<br />
die Linie XIX und für den Spezialnachrichtendienst die Linie XI zuständig.<br />
Immerhin hatten diese Diensteinheiten »eng mit dem Leiter <strong>der</strong> Hauptabteilung VII zusammenzuarbeiten«,<br />
und an<strong>der</strong>en als den genannten fünf Linien war es fortan »grundsätzlich<br />
nicht gestattet« Angehörige <strong>der</strong> DVP anzuwerben o<strong>der</strong> zu bearbeiten. 530<br />
Im Jahre 1985 versuchte Büchner, entgegen dem allgemeinen Trend im <strong>Staatssicherheit</strong>sapparat,<br />
personelle Verstärkung für seine Linie zu erwirken. Die Aufgaben hätten<br />
sich enorm vermehrt, weil Anzahl und Größe <strong>der</strong> Sicherungsbereiche gewachsen seien.<br />
Zugenommen hätten etwa die mit <strong>der</strong> Spionageabwehr in <strong>der</strong> Volkspolizei verbundenen<br />
Aufgaben; VP-Mitarbeiter würden immer mehr Westkontakte unterhalten und unterlägen<br />
weltanschaulicher Aufweichung. Außerdem sei <strong>der</strong> Linie VII vor »einiger Zeit« die neue<br />
Aufgabe <strong>der</strong> Bekämpfung von Schmuggel und Spekulation übertragen worden, wofür auf<br />
Bezirksebene aber keine zusätzlichen Mitarbeiter abgestellt worden seien. Große Teile <strong>der</strong><br />
bewaffneten Organe würden immer stärker in die Landesverteidigung einbezogen – und<br />
müssten deswegen besser gesichert werden, so offenbar die Schlussfolgerung Büchners.<br />
Der Leiter <strong>der</strong> Hauptabteilung konstatierte außerdem eine »immer engere Verzahnung <strong>der</strong><br />
Aufgabenstellungen und Arbeitsprozesse für die Gewährleistung von öffentlicher Ordnung<br />
und Sicherheit und <strong>der</strong> staatlichen Sicherheit«. 531 Die Bekämpfung <strong>der</strong> wachsenden Ausreisebewegung,<br />
die Überwachung des innerdeutschen Reiseverkehrs, die Zunahme <strong>der</strong><br />
Gewaltkriminalität und die genauere Untersuchung von Straftaten sowjetischer Soldaten<br />
in <strong>der</strong> DDR bedeuteten mehr Arbeit und mehr Koordinierungsbedarf, den beson<strong>der</strong>s die<br />
Linie VII zu leisten hätte. 532 Im März 1986 verfügte die Hauptabteilung VII über insgesamt<br />
276 Mitarbeiter (zuzüglich sieben Direktstudenten). 533<br />
Personellen Zuwachs (im Umfang von 25 Planstellen) erhielt die Hauptabteilung VII<br />
durch die Einglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> selbstständigen Fahndungsführungsgruppe (FFG) im April<br />
1987. 534 Diese Entscheidung war folgerichtig, denn viele Fahndungen führte die DVP<br />
528 Vgl. Leiter <strong>der</strong> HA VII: Planstellennormative für die Abt. VII <strong>der</strong> Bezirksverwaltungen v. 13.6.1985 mit<br />
Anlagen; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 1392, S. 14–34.<br />
529 Vgl. DA 2/87 v. 14.5.1987 über die politisch-operative Sicherung <strong>der</strong> DVP und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Organe des<br />
MdI; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 5286.<br />
530 Vgl. Schreiben des Leiters <strong>der</strong> HA VII an den Stellvertreter des Ministers Neiber o. D. [1985]; <strong>BStU</strong>,<br />
MfS, HA VII Nr. 114, S. 238–241.<br />
531 Vgl. Leiter <strong>der</strong> HA VII: Planstellennormative für die Abt. VII <strong>der</strong> Bezirksverwaltungen v. 13.6.1985 mit<br />
Anlagen; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 1392, S. 14–34.<br />
532 Planstellennormative <strong>der</strong> HA VII v. 16.10.1987, 25 S.; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 502, o. Pag.<br />
533 Vgl. <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 582, o. Pag. Gieseke gibt 333 Mitarbeiter einschließlich OibE zum Jahresende<br />
an. Vgl. Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter (Anm. 25) Beilage.<br />
534 Befehl 4/87 des Ministers v. 19.3.1987 zur weiteren Qualifizierung des Zusammenwirkens mit <strong>der</strong> DVP<br />
und den an<strong>der</strong>en Organen des MdI bei <strong>der</strong> Fahndungstätigkeit; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 8577; Befehl K