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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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70<br />

<strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong> abgesprochen worden seien. 488 Die <strong>Staatssicherheit</strong> solle die Volkspolizei<br />

möglichst so beeinflussen, dass diese selbst rechtzeitig geeignete Maßnahmen zur<br />

Problemlösung unternehme, ohne dass das Ministerium für <strong>Staatssicherheit</strong> »dabei unbedingt<br />

mit eigenen Kräften wirksam werden« muss. »Wer nicht so handelt, hat vom<br />

Schwerpunktprinzip nur die Hälfte begriffen«, wurde deswegen als Devise auf einer zentralen<br />

Dienstkonferenz im Jahre 1982 ausgegeben.<br />

»Die operative Kunst besteht aber darin, dass wir uns im Zusammenwirken mit an<strong>der</strong>en Organen<br />

und Einrichtungen auf die Anwendung tschekistischer Mittel und Methoden konzentrieren. [...]<br />

Wenn durch unsere Einflussnahme sichergestellt ist, dass an<strong>der</strong>e Organe und Einrichtungen je<strong>der</strong>zeit<br />

ihrer Verantwortung nachkommen und die gemeinsamen Aufgaben auf die effektivste Art<br />

arbeitsteilig und koordiniert gelöst werden, dann ist das Zusammenwirken richtig organisiert.« 489<br />

Die Eigenständigkeit zu betonen und gleichzeitig durch Offiziere im beson<strong>der</strong>en Einsatz<br />

und IM in Leitungsfunktionen Einfluss zu nehmen, wurde vom <strong>Staatssicherheit</strong>sdienst<br />

»gegenüber keinem an<strong>der</strong>en staatlichen Organ und in keinem gesellschaftlichen Bereich<br />

so perfekt praktiziert wie gegenüber <strong>der</strong> DVP und speziell gegenüber dem Arbeitsgebiet I<br />

<strong>der</strong> Kriminalpolizei«. 490<br />

Im Januar 1982 wurden <strong>der</strong> Hauptabteilung VII neue Aufgaben und Planstellen übertragen.<br />

Bereits Mitte <strong>der</strong> siebziger Jahre hatte <strong>der</strong> Stellvertretende Minister für <strong>Staatssicherheit</strong>,<br />

Bruno Beater, eine Arbeitsgruppe bilden lassen, die Informationen über Kunstsammler<br />

verwertete. Diese Arbeitsgruppe 491 wurde dann als Abteilung 13 mit 22 Planstellen<br />

<strong>der</strong> Hauptabteilung VII unterstellt. 492 Bis 1984 war Walter Strauch Leiter <strong>der</strong> Abteilung<br />

13, ihm folgte Rolf Drießel. Die Aufgabe <strong>der</strong> Abteilung 13 lag in <strong>der</strong> Bearbeitung<br />

beson<strong>der</strong>s wichtiger Operativer Vorgänge gegen Schmuggel und Spekulation sowie <strong>der</strong><br />

Anleitung <strong>der</strong> operativen Tätigkeit des gesamten MfS-Apparates in diesem Bereich. 493<br />

Durch die Bildung <strong>der</strong> Abteilung 13 stieg die Gesamtzahl <strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>der</strong> Hauptabteilung<br />

von 308 im Jahre 1981 auf 339 zum Jahresende 1982 (einschließlich <strong>der</strong> Offiziere<br />

im beson<strong>der</strong>en Einsatz). 494 Laut Stellenplan verfügte die Diensteinheit jetzt über<br />

38 Planstellen für Referatsleiter und Bereichsleiter, von denen 33 Planstellen besetzt waren.<br />

495 Zudem waren <strong>der</strong> Hauptabteilung VII von <strong>der</strong> Hauptabteilung Ka<strong>der</strong> und Schulung<br />

29 Planstellen für Offiziere im beson<strong>der</strong>en Einsatz genehmigt worden. Dazu diagnostizierte<br />

die Hauptabteilung VII nun allerdings zutreffend, dass <strong>der</strong>en Einsatz an weniger wichtigen<br />

Stellen wie im DRK o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Staatlichen Archivverwaltung »nicht vor<strong>der</strong>gründig zur<br />

Realisierung von Sicherheitserfor<strong>der</strong>nissen bzw. zur Durchsetzung operativ bedeutsamer<br />

Interessen des MfS, son<strong>der</strong>n im Ergebnis notwendiger Ka<strong>der</strong>maßnahmen innerhalb unseres<br />

Organs erfolgt ist«. Der Mielke-Apparat brachte nämlich auf diese Weise »aus altersbedingten,<br />

gesundheitlichen bzw. ka<strong>der</strong>politischen Gründen« eigene ausrangierte Ka<strong>der</strong><br />

488<br />

Schreiben des Leiters <strong>der</strong> HA VII an die Leiter <strong>der</strong> Abt. VII <strong>der</strong> Bezirksverwaltungen: Weitere Qualifizierung<br />

<strong>der</strong> politisch-operativen Abwehrarbeit o. D. [1982 o. später]; <strong>BStU</strong>, MfS, AB Neiber Nr. 276, S. 449–451.<br />

489<br />

Referat auf <strong>der</strong> zentralen Dienstkonferenz zu ausgewählten Fragen <strong>der</strong> politisch-operativen Arbeit v.<br />

11.10.1982; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 485, Bd. 1, S. 1–100.<br />

490<br />

Das Arbeitsgebiet I <strong>der</strong> Kriminalpolizei. Aufgaben, Struktur und Verhältnis zum MfS. Hg. <strong>BStU</strong>. Berlin<br />

1994, S. 38.<br />

491<br />

Vgl. Schreiben des Leiters <strong>der</strong> HA VII an HA KuSch v. 1.1982; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 519, S. 1.<br />

492<br />

Vgl. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung und Alexan<strong>der</strong> Schalck-Golodkowski. Werkzeuge des<br />

SED-Regimes. Abschlussbericht des 1. Untersuchungsausschusses des 12. Deutschen Bundestages. Hg.<br />

v. Deutschen Bundestag. Bonn 1994, S. 147–149.<br />

493<br />

Siehe Kapitel 2.2.6.<br />

494<br />

Vgl. Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter (Anm. 25) Beilage.<br />

495<br />

Vgl. HA VII v. 20.8.1982: Vorstellungen und geplante Maßnahmen <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Abteilungen zur Besetzung<br />

freier Planstellen bei mittleren leitenden Ka<strong>der</strong>n sowie zur systematatischen Entwicklung von<br />

Reserve- und Nachwuchska<strong>der</strong>n, 4 S. mit Anlage; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 582, o. Pag.

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