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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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67<br />

trag an die Anteilung 8, sie müssen die »Leute im SV besser [in die] Hand bekommen«.<br />

Die Hauptabteilung VII müsse wissen, welche Insassen ehemalige MfS-Untersuchungshäftlinge<br />

seien, wer kontaktiert werden könne und wer »darf nicht wohin«. 464 Im Juli des<br />

Folgejahres musste <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> neu gebildeten Abteilung 8 Frie<strong>der</strong> Feig (gemeinsam mit<br />

dem Leiter <strong>der</strong> Abteilung 5) dem Minister für <strong>Staatssicherheit</strong> Mielke persönlich Bericht<br />

erstatten. Seine Abteilung führte seinerzeit vier OV und zwölf OPK sowie lediglich 4,4<br />

IM pro hauptamtlichen Mitarbeiter. 465<br />

Entsprechend dem Auftrag <strong>der</strong> Ministeriumsspitze sollte die Abteilung 8 nun zentral<br />

und in eigener Regie Westarbeit betreiben, weswegen Ende 1979 eine geson<strong>der</strong>te Arbeitsgruppe<br />

mit neun Mitarbeitern innerhalb <strong>der</strong> Abteilung 8 eingerichtet wurde, 466 die wenig<br />

später das Referat 3 bildete. Die Mitarbeiter des Referats wurden als Offiziere für Son<strong>der</strong>aufgaben<br />

direkt in den Haftanstalten Brandenburg-Görden, Cottbus, Hoheneck, Berlin<br />

und Bautzen eingesetzt. 467 Ihre Aufgabe bestand darin, noch in <strong>der</strong> Haft perspektivreiche<br />

IM für den Westeinsatz zu gewinnen, sie »zielgerichtet« als Regimekritiker in SEDkritische<br />

Gruppierungen einzuschleusen, »Gegenmaßnahmen zur Diffamierung« dieser<br />

Gruppen zu ergreifen und »gezielte Desinformationen des Gegners« zu betreiben. 468 Die<br />

Haftanstalten selbst wurden, je nach Größe und Bedeutung, von den Abteilungen VII <strong>der</strong><br />

Bezirksverwaltungen o<strong>der</strong> den Kreisdienststellen gesichert. Die durch die Abteilung 8<br />

angeleiteten, vor Ort eingesetzten Mitarbeiter agierten außerhalb <strong>der</strong> üblichen Hierarchien,<br />

was Abstimmungsprobleme zur Folge hatte. »Unser Mitarbeiter hängt gewissermaßen in<br />

<strong>der</strong> Luft«, konstatierte die verantwortliche Abteilung 8. 469 Erst im Jahre 1987 wurde diese<br />

Anomalie wie<strong>der</strong> beseitigt. 470<br />

3.5 Kooperation und Konflikte mit <strong>der</strong> Volkspolizei (1980–1988)<br />

Die Abteilung 9 <strong>der</strong> Hauptabteilung VII erfuhr ihre eigentliche Gründung erst mit Erlass<br />

<strong>der</strong> Dienstanweisung 2/79, welche »die langjährig erprobten und bewährten Praktiken des<br />

politisch-operativen Zusammenwirkens mit dem MdI und seinen Organen zur verbindlichen<br />

Arbeitsgrundlage für alle operativen Diensteinheiten des MfS« erklärte. Mit <strong>der</strong><br />

Zentralisierung <strong>der</strong> Koordinationsaufgaben bei <strong>der</strong> Abteilung 9 konnten sich die an<strong>der</strong>en<br />

Abteilungen »noch viel zielstrebiger auf die offensive Feindbekämpfung [...] konzentrieren<br />

und dem Feind Jahr für Jahr entscheiden<strong>der</strong>e Schläge […] versetzen«, postulierte <strong>der</strong><br />

Leiter <strong>der</strong> Hauptabteilung VII, Joachim Büchner. 471 Hinsichtlich <strong>der</strong> Arbeitsteilung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Hauptabteilung musste die Abteilung 1 jedoch selbstkritisch einschätzen, dass sie<br />

noch zu viele »Sachen« an sich ziehen würde. »Dabei kommt es zu Doppelgleisigkeit,<br />

Zeitverlusten und Abstrichen an unserer Schwerpunktaufgabe, <strong>der</strong> operativen Abwehrarbeit.«<br />

Deswegen sei zu sichern, dass die IM <strong>der</strong> beiden Abteilungen auch im Interesse <strong>der</strong><br />

464<br />

Auszug zur Absprache mit Beater v. 24.11.1984; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 1386, S. 105–109.<br />

465<br />

Im Einzelnen handelte es sich um 2 IMF, 19 IMV, 2 IME, 24 IMS, 19 IMK/KW, 2 IMK/DA, 9 GMS<br />

und 16 IM-Vorläufe. Vgl. Berichterstattung <strong>der</strong> Abt. 8 <strong>der</strong> HA VII [bei Mielke] zum Stand <strong>der</strong> Intensivierung<br />

<strong>der</strong> IM-Arbeit v. 27.6.1979; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII/8 ZMA 485/79, S. 3–19.<br />

466<br />

Vgl. Konzeption <strong>der</strong> HA VII/8 für die Erschließung und Nutzung <strong>der</strong> spezifischen Möglichkeiten des<br />

Strafvollzuges in <strong>der</strong> DDR für die unmittelbare Feindbekämpfung v. 29.10.1979, 7 S.; <strong>BStU</strong>, MfS, HA<br />

VII Bdl. 19, o. Pag.<br />

467<br />

Vgl. Aufgabenstellung des Referates 3 v. 6.10.1980, 2 S.; ebenda.<br />

468<br />

Vgl. Konzeption <strong>der</strong> HA VII/8 für die Erschließung und Nutzung <strong>der</strong> spezifischen Möglichkeiten des<br />

Strafvollzuges in <strong>der</strong> DDR für die unmittelbare Feindbekämpfung v. 29.10.1979, 7 S.; ebenda.<br />

469<br />

Vgl. Grundsätzliche Probleme, die mit <strong>der</strong> Realisierung <strong>der</strong> Aufgabenstellung für das Referates 3 einer<br />

Lösung bedürfen, 2 S.; ebenda.<br />

470<br />

Planstellen-Normative <strong>der</strong> HA VII v. 16.10.1987, 25 S.; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 502, o. Pag.<br />

471<br />

Vortrag von Büchner am 21.3.1980; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 1188, S. 3–17.

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