Anatomie der Staatssicherheit - BStU
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die Abstimmung mit den Hauptabteilungen Kriminalpolizei, Schutzpolizei und Verkehrspolizei,<br />
Teilen des Stabs des Ministeriums des Innern und dem Büro des Ministers. 444<br />
Auch die Aufgabe <strong>der</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Leitung des Ministeriums des Innern und <strong>der</strong><br />
Spitze <strong>der</strong> DVP wurde aus <strong>der</strong> Abteilung 1 herausgelöst und die Abteilung 9 fortan allein<br />
damit betraut. Diese wurde personell auch um 13 Mitarbeiter aufgestockt, was indes nicht<br />
zulasten <strong>der</strong> Abteilung 1 ging, denn zusammen konnten beide Abteilungen über 15 neue<br />
Planstellen verfügen. Bedingt durch die »grundsätzliche neue Aufgabenstellung« <strong>der</strong> Abteilung<br />
9 wurden diese Mitarbeiter nicht in Referaten organisiert, son<strong>der</strong>n als Offiziere für<br />
Son<strong>der</strong>aufgaben unmittelbar dem Leiter <strong>der</strong> Abteilung unterstellt. 445<br />
Der KSZE-Prozess und die innerdeutsche Entspannung ermunterten mittelfristig viele<br />
DDR-Bürger, das Recht auf Ausreise zu beanspruchen und einen entsprechenden Antrag<br />
zu stellen. So nahm auch in den Haftanstalten das wi<strong>der</strong>ständige Potenzial deutlich zu.<br />
Weil Gefangene jetzt immer häufiger aufbegehrten, <strong>der</strong> Westen durch den Häftlingsfreikauf<br />
immer besseren Einblick in den DDR-Strafvollzug erhielt und das SED-Regime sich<br />
gerade in diesem Bereich keine Blöße geben wollte, wurde dessen geheimpolizeiliche Abschirmung<br />
immer wichtiger. Ein besseres Verschleiern <strong>der</strong> Missstände, ein geschickteres<br />
Ausmanövrieren <strong>der</strong> Gefangenen (durch Verlegungen, gezielte Anwerbung von Insassen<br />
etc.) und das Aufklären von Westverbindungen erfor<strong>der</strong>ten eine engere Kooperation mit<br />
<strong>der</strong> Gefängnisverwaltung. »Das operative Zusammenwirken mit <strong>der</strong> Verwaltung Strafvollzug<br />
hat an Umfang, Breite und Inhalt zugenommen«, konstatierte die Linie VII. 446 So<br />
wurde im November 1976, wenige Monate nach Bildung <strong>der</strong> Abteilung 9, aus <strong>der</strong> Abteilung<br />
5 <strong>der</strong> Bereich Strafvollzug als eigenständige Abteilung 8 ausgeglie<strong>der</strong>t und personell<br />
verstärkt. Der verantwortliche Leiter Frie<strong>der</strong> Feig wechselte ebenfalls in diese Abteilung. 447<br />
Die Abteilung 5 (unter ihrem neuen Leiter Armin Ullmann) blieb zuständig für die<br />
Hauptabteilungen Innere Angelegenheiten und das Pass- und Meldewesen. 448 Zugleich wurden<br />
<strong>der</strong> Abteilung 5 Zuständigkeiten für die Westarbeit übertragen, etwa für die Gesellschaft<br />
für Menschenrechte e.V. 449 Da die 1975 gebildete Zentrale Koordinierungsgruppe ZKG sich<br />
zunächst auf die Bekämpfung <strong>der</strong> Republikflucht in <strong>der</strong> DDR konzentrierte, 450 zeichnete die<br />
Hauptabteilung VII am Ende <strong>der</strong> siebziger Jahre für die Bekämpfung einer Reihe von<br />
»Feindorganisationen« verantwortlich, die in <strong>der</strong> Bundesrepublik zumeist mit <strong>der</strong> Betreuung<br />
von Übersiedlern befasst waren. Dies stellte das Pendant zur Zuständigkeit <strong>der</strong> Linie VII für<br />
die Aufnahmeheime für Migranten in <strong>der</strong> DDR dar. Im Einzelnen hatte die Hauptabteilung<br />
VII die Fe<strong>der</strong>führung bei <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> Gesellschaft für Menschenrechte e.V.,<br />
Frankfurt/M. (durch die Abteilung 5), dem Initiativkomitee zur Befreiung <strong>der</strong> politischen<br />
Gefangenen in Osteuropa, Bochum, <strong>der</strong> Flüchtlingsstarthilfe e.V., Hamburg, sowie den Notaufnahmelagern<br />
in Gießen und Marienfelde. 451 Die beiden letztgenannten lagen in <strong>der</strong> Zuständigkeit<br />
<strong>der</strong> Abteilung 3. Dabei arbeitete die Hauptabteilung VII mit <strong>der</strong> HV A intensiv<br />
444<br />
Vgl. Aufgaben und Zuständigkeit <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Operatives Zusammenwirken v. 13.8.1976; <strong>BStU</strong>,<br />
MfS, HA VII Nr. 519, S. 42–49.<br />
445<br />
Vgl. Stellungnahme <strong>der</strong> HA KuSch zu den Planstellenanfor<strong>der</strong>ungen des Leiters <strong>der</strong> HA VII v.<br />
27.5.1976; ebenda, S. 67–70.<br />
446<br />
Vorschlag <strong>der</strong> Abt. 5 <strong>der</strong> HA VII zur Bildung einer Abteilung v. 15.3.1976; ebenda, S. 79.<br />
447<br />
Vgl. Vorschlag <strong>der</strong> HA VII zur Bildung einer Abteilung Strafvollzug v. 10.5.1976; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII<br />
Nr. 1386, S. 565–587; sowie <strong>BStU</strong>, MfS, KS 29278/90, S. 105–112.<br />
448<br />
Vgl. ebenda.<br />
449<br />
Vgl. Stellenplanvorschlag <strong>der</strong> HA VII/5 v. 30.4.1978; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 519, S. 20–22; Befehl<br />
6/77 des Ministers v. 18.3.1977 zur Vorbeugung, Verhin<strong>der</strong>ung und Bekämpfung feindlich-negativer<br />
Handlungen im Zusammenhang mit rechtswidrigen Versuchen von Bürgern <strong>der</strong> DDR, die Übersiedlung<br />
zu ereichen; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 4791; siehe auch <strong>BStU</strong>, MfS, KS 26147/90.<br />
450<br />
Vgl. Eisenfeld, Bernd: Die Zentrale Koordinierungsgruppe. Hg. <strong>BStU</strong>. Berlin 1995, S. 17.<br />
451<br />
Vgl. Befehl 6/77 des Ministers v. 18.3.1977; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 4791, S. 43–45.