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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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64<br />

die Abstimmung mit den Hauptabteilungen Kriminalpolizei, Schutzpolizei und Verkehrspolizei,<br />

Teilen des Stabs des Ministeriums des Innern und dem Büro des Ministers. 444<br />

Auch die Aufgabe <strong>der</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Leitung des Ministeriums des Innern und <strong>der</strong><br />

Spitze <strong>der</strong> DVP wurde aus <strong>der</strong> Abteilung 1 herausgelöst und die Abteilung 9 fortan allein<br />

damit betraut. Diese wurde personell auch um 13 Mitarbeiter aufgestockt, was indes nicht<br />

zulasten <strong>der</strong> Abteilung 1 ging, denn zusammen konnten beide Abteilungen über 15 neue<br />

Planstellen verfügen. Bedingt durch die »grundsätzliche neue Aufgabenstellung« <strong>der</strong> Abteilung<br />

9 wurden diese Mitarbeiter nicht in Referaten organisiert, son<strong>der</strong>n als Offiziere für<br />

Son<strong>der</strong>aufgaben unmittelbar dem Leiter <strong>der</strong> Abteilung unterstellt. 445<br />

Der KSZE-Prozess und die innerdeutsche Entspannung ermunterten mittelfristig viele<br />

DDR-Bürger, das Recht auf Ausreise zu beanspruchen und einen entsprechenden Antrag<br />

zu stellen. So nahm auch in den Haftanstalten das wi<strong>der</strong>ständige Potenzial deutlich zu.<br />

Weil Gefangene jetzt immer häufiger aufbegehrten, <strong>der</strong> Westen durch den Häftlingsfreikauf<br />

immer besseren Einblick in den DDR-Strafvollzug erhielt und das SED-Regime sich<br />

gerade in diesem Bereich keine Blöße geben wollte, wurde dessen geheimpolizeiliche Abschirmung<br />

immer wichtiger. Ein besseres Verschleiern <strong>der</strong> Missstände, ein geschickteres<br />

Ausmanövrieren <strong>der</strong> Gefangenen (durch Verlegungen, gezielte Anwerbung von Insassen<br />

etc.) und das Aufklären von Westverbindungen erfor<strong>der</strong>ten eine engere Kooperation mit<br />

<strong>der</strong> Gefängnisverwaltung. »Das operative Zusammenwirken mit <strong>der</strong> Verwaltung Strafvollzug<br />

hat an Umfang, Breite und Inhalt zugenommen«, konstatierte die Linie VII. 446 So<br />

wurde im November 1976, wenige Monate nach Bildung <strong>der</strong> Abteilung 9, aus <strong>der</strong> Abteilung<br />

5 <strong>der</strong> Bereich Strafvollzug als eigenständige Abteilung 8 ausgeglie<strong>der</strong>t und personell<br />

verstärkt. Der verantwortliche Leiter Frie<strong>der</strong> Feig wechselte ebenfalls in diese Abteilung. 447<br />

Die Abteilung 5 (unter ihrem neuen Leiter Armin Ullmann) blieb zuständig für die<br />

Hauptabteilungen Innere Angelegenheiten und das Pass- und Meldewesen. 448 Zugleich wurden<br />

<strong>der</strong> Abteilung 5 Zuständigkeiten für die Westarbeit übertragen, etwa für die Gesellschaft<br />

für Menschenrechte e.V. 449 Da die 1975 gebildete Zentrale Koordinierungsgruppe ZKG sich<br />

zunächst auf die Bekämpfung <strong>der</strong> Republikflucht in <strong>der</strong> DDR konzentrierte, 450 zeichnete die<br />

Hauptabteilung VII am Ende <strong>der</strong> siebziger Jahre für die Bekämpfung einer Reihe von<br />

»Feindorganisationen« verantwortlich, die in <strong>der</strong> Bundesrepublik zumeist mit <strong>der</strong> Betreuung<br />

von Übersiedlern befasst waren. Dies stellte das Pendant zur Zuständigkeit <strong>der</strong> Linie VII für<br />

die Aufnahmeheime für Migranten in <strong>der</strong> DDR dar. Im Einzelnen hatte die Hauptabteilung<br />

VII die Fe<strong>der</strong>führung bei <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> Gesellschaft für Menschenrechte e.V.,<br />

Frankfurt/M. (durch die Abteilung 5), dem Initiativkomitee zur Befreiung <strong>der</strong> politischen<br />

Gefangenen in Osteuropa, Bochum, <strong>der</strong> Flüchtlingsstarthilfe e.V., Hamburg, sowie den Notaufnahmelagern<br />

in Gießen und Marienfelde. 451 Die beiden letztgenannten lagen in <strong>der</strong> Zuständigkeit<br />

<strong>der</strong> Abteilung 3. Dabei arbeitete die Hauptabteilung VII mit <strong>der</strong> HV A intensiv<br />

444<br />

Vgl. Aufgaben und Zuständigkeit <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Operatives Zusammenwirken v. 13.8.1976; <strong>BStU</strong>,<br />

MfS, HA VII Nr. 519, S. 42–49.<br />

445<br />

Vgl. Stellungnahme <strong>der</strong> HA KuSch zu den Planstellenanfor<strong>der</strong>ungen des Leiters <strong>der</strong> HA VII v.<br />

27.5.1976; ebenda, S. 67–70.<br />

446<br />

Vorschlag <strong>der</strong> Abt. 5 <strong>der</strong> HA VII zur Bildung einer Abteilung v. 15.3.1976; ebenda, S. 79.<br />

447<br />

Vgl. Vorschlag <strong>der</strong> HA VII zur Bildung einer Abteilung Strafvollzug v. 10.5.1976; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII<br />

Nr. 1386, S. 565–587; sowie <strong>BStU</strong>, MfS, KS 29278/90, S. 105–112.<br />

448<br />

Vgl. ebenda.<br />

449<br />

Vgl. Stellenplanvorschlag <strong>der</strong> HA VII/5 v. 30.4.1978; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 519, S. 20–22; Befehl<br />

6/77 des Ministers v. 18.3.1977 zur Vorbeugung, Verhin<strong>der</strong>ung und Bekämpfung feindlich-negativer<br />

Handlungen im Zusammenhang mit rechtswidrigen Versuchen von Bürgern <strong>der</strong> DDR, die Übersiedlung<br />

zu ereichen; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 4791; siehe auch <strong>BStU</strong>, MfS, KS 26147/90.<br />

450<br />

Vgl. Eisenfeld, Bernd: Die Zentrale Koordinierungsgruppe. Hg. <strong>BStU</strong>. Berlin 1995, S. 17.<br />

451<br />

Vgl. Befehl 6/77 des Ministers v. 18.3.1977; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 4791, S. 43–45.

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