Anatomie der Staatssicherheit - BStU
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63<br />
wertungs- und Informationsgruppe AIG wurde in <strong>der</strong> ersten Jahreshälfte 1974 zur Abteilung<br />
6 aufgewertet und übernahm den Bereich <strong>der</strong> Operativen Diensthabenden; Rolf<br />
Spange wurde förmlich als <strong>der</strong>en Leiter berufen. 436 Die Hauptabteilung VII verfügte zu<br />
Jahresbeginn 1974 über 151 Planstellen, die Ist-Stärke betrug lediglich 128 Mitarbeiter,<br />
darunter fünf Zivilbeschäftigte. 437<br />
Die Abteilung 1 hatte hauptsächlich die Kriminalpolizei, die Schutz- und Verkehrspolizei,<br />
die Sekretariate und den Stab des Ministeriums des Innern mit insgesamt rund 3 400<br />
Mitarbeitern zu sichern. Angesichts <strong>der</strong> Größe des Zuständigkeitsbereichs und weil <strong>der</strong><br />
Anspruch des Mielke-Apparates auf präventives Handeln immer weiter wuchs, wurde eine<br />
weitere Trennung von Abwehrarbeit und »politisch-operativem Zusammenwirken« diskutiert.<br />
438 Entsprechend ihrer Fokussierung auf den polizeilichen Kernbereich gab die Abteilung<br />
1 im Juli 1975 weitere Zuständigkeiten (sowie drei hauptamtliche Mitarbeiter) an die<br />
Abteilung 7 ab. Dies betraf die Verantwortung für die Verwaltung Medizinische Dienste<br />
(mit dem Krankenhaus <strong>der</strong> Volkspolizei und dem Sanatorium Nie<strong>der</strong>finow), die Versorgungsdienste,<br />
das Sekretariat des Stellvertretenden Ministers für die zivilen Dienstzweige,<br />
Ernst Marterer, das Dokumentationszentrum <strong>der</strong> Staatlichen Archivverwaltung sowie die<br />
Verwaltung Finanzen. Mit ihnen wechselten auch die operativen Materialien (vier OPK,<br />
zwei FO-Vorgänge, ein VAO), 46 IM, 13 GMS und IM-Vorläufe sowie die Handakten. 439<br />
Die Abteilung 7 bemühte sich, in ihrem Zuständigkeitsbereich die Abschirmung gegenüber<br />
dem Westen zu verbessern. Denn nach Unterzeichnung <strong>der</strong> KSZE-Schlussakte in<br />
Helsinki hatte <strong>der</strong> Westen ein Argument mehr, die Existenz <strong>der</strong> paramilitärischen Verbände<br />
<strong>der</strong> Kampfgruppen zu kritisieren, zumal im Juni 1976 die Zivilverteidigung dem Ministerium<br />
für Nationale Verteidigung unterstellt wurde. Zuständig blieb die Abteilung 7 für<br />
die Bereitschaftspolizei. 440 Im August 1975 übernahm die Linie VII außerdem von <strong>der</strong><br />
Linie XX die alleinige Verantwortung für die geheimpolizeiliche Absicherung des Deutschen<br />
Roten Kreuzes (<strong>der</strong> DDR). Entsprechend dessen Strukturen, insbeson<strong>der</strong>e dem Sitz<br />
<strong>der</strong> Führungsgremien in Dresden, hatten allerdings die Abteilungen VII <strong>der</strong> Bezirksverwaltungen<br />
für <strong>Staatssicherheit</strong> in Dresden und Leipzig die Hauptlast zu tragen. 441 Die gesamte<br />
Hauptabteilung VII verfügte Ende 1975 (bei 176 Planstellen) bereits über<br />
174 Mitarbeiter, darunter sieben Zivilbeschäftigte, die 1977 in den hauptamtlichen Dienst<br />
übernommen wurden. 442<br />
Die Arbeitsgruppe politisch-operatives Zusammenwirken in <strong>der</strong> Abteilung 1 wurde<br />
schließlich im August 1976 zur Abteilung 9 aufgewertet. Damit sollten »die beiden Säulen<br />
<strong>der</strong> politisch-operativen Arbeit im Bereich des MdI effektiver und wirksamer« organisiert<br />
werden. 443 Ziel war die »verbesserte Einflussnahme auf wesentliche Aufgaben und Arbeitsprozesse<br />
<strong>der</strong> DVP«, die »Erreichung einer höheren Wirksamkeit <strong>der</strong> Volkspolizei bei<br />
<strong>der</strong> Gewährleistung <strong>der</strong> öffentlichen Sicherheit«, eine »weitere Qualifizierung des aktionsbezogenen<br />
Zusammenwirkens« und eine »planmäßige Koordinierung mit den operativen<br />
Linien und Diensteinheiten des MfS«. Dabei war die Abteilung 9 fortan zuständig für<br />
436<br />
Vgl. Schreiben des Leiters <strong>der</strong> HA VII v. 23.5.1974; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 519, S. 142.<br />
437<br />
Vgl. Schreiben des Leiters <strong>der</strong> HA KuSch zum Stellenplanvorschlag <strong>der</strong> HA VII v. 15.1.1974; ebenda,<br />
S. 143–165.<br />
438<br />
Vgl. Vorschlag <strong>der</strong> HA VII zur Herauslösung von Aufgabenkomplexen aus <strong>der</strong> Abt. 1 und Bildung <strong>der</strong><br />
Diensteinheit VII/8 v. 26.11.1974, 32 S. mit 8 Anlagen; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 503, o. Pag.<br />
439<br />
Vgl. Weisung des Leiters <strong>der</strong> HA v. 2.7.1975 mit Anlagen; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 639, S. 1–9.<br />
440<br />
Vgl. Analyse <strong>der</strong> HA VII/7 über Schwerpunkte und aktuelle Gesichtspunkte des Vorgehens des Gegners<br />
auf <strong>der</strong> Gebiet <strong>der</strong> politisch-ideologischen Diversion v. 8.9.1977; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 259, S. 485–501.<br />
441<br />
Vgl. Befehl 19/75 des Ministers v. 7.8.1975; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 4186.<br />
442<br />
Vgl. Schreiben des Leiters <strong>der</strong> HA VII v. 4.11.1975; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 519, S. 96.<br />
443<br />
Vgl. Stellungnahme <strong>der</strong> HA KuSch zu den Planstellenanfor<strong>der</strong>ungen des Leiters <strong>der</strong> HA VII v.<br />
27.5.1976; ebenda, S. 67–70.