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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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waltungen ab. 405 Für die Hauptabteilung VII bedeutete dies einen Verlust von 21 Planstellen<br />

406 und eine sinkende Personalstärke (von 143 auf 113 Mitarbeiter im Verlauf des<br />

Jahres 1970). 407 Im Juli 1970 wurde Erich Kistowski berentet und Joachim Büchner mit<br />

<strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> Hauptabteilung VII beauftragt. 408 Im Oktober 1970 bestätigte ihn <strong>der</strong> Nationale<br />

Verteidigungsrat in dieser Funktion. 409<br />

3.4 Die »Blütezeit« <strong>der</strong> Hauptabteilung VII (1971–1979)<br />

Der 1929 geborene Joachim Büchner arbeitete bereits 1949 für die Hauptverwaltung zum<br />

Schutz <strong>der</strong> Volkswirtschaft in Thüringen und seit 1950 für die <strong>Staatssicherheit</strong>. Am<br />

17. Juni 1953 in Jena erwies er sich »nicht je<strong>der</strong> Situation gewachsen« und trug eine Mitschuld<br />

an <strong>der</strong> Erstürmung <strong>der</strong> örtlichen Kreisdienststelle durch Demonstranten, weshalb er<br />

als Parteistrafe eine strenge Rüge mit Funktionsentzug erhielt. 410 Später wurde hingegen<br />

gerühmt, dass er an diesem Tag ausdrücklich um eine Schießerlaubnis ersucht habe, diese<br />

ihm jedoch verweigert worden sei. 411 In <strong>der</strong> Folge bekämpfte er in <strong>der</strong> Bezirksverwaltung<br />

Gera als Leiter <strong>der</strong> Abteilung V den »politischen Untergrund« und war von 1955 bis 1958<br />

als Leiter <strong>der</strong> Abteilung XV (Auslandsspionage) für Westarbeit verantwortlich. Als Stellvertreter<br />

Operativ <strong>der</strong> Bezirksverwaltung Gera (1958–1965) erhielt er dann Zuständigkeiten<br />

für die Linie VII. Auf die gewünschte »wissenschaftliche« Qualifikation konnte er<br />

verweisen, hatte er doch ein Direktstudium wie auch ein Fernstudium absolviert. Als Diplomjurist<br />

arbeitete er zuletzt als Oberassistent an <strong>der</strong> Juristischen Hochschule in Potsdam<br />

und beendete 1971 noch seine Promotion. 412<br />

Die Grundstruktur <strong>der</strong> Hauptabteilung VII im Jahre 1971 orientierte sich mit ihren vier<br />

Abteilungen teilweise an dem 1967 angedachten Ausbau <strong>der</strong> Hauptabteilung. Die jetzt<br />

wie<strong>der</strong> stärker in den Blick genommene Westarbeit bildete sich organisatorisch mit <strong>der</strong><br />

Abteilung 3 aus. Die bisherige Abteilung 3, über lange Jahre für die Aufnahmeheime zuständig,<br />

wurde zu einem Referat innerhalb <strong>der</strong> Abteilung 1 herabgestuft, da die Zahl <strong>der</strong><br />

Migranten zwischenzeitlich gesunken war. Die Aufklärung <strong>der</strong> westlichen Notaufnahmelager<br />

hingegen wurde Aufgabe <strong>der</strong> neuen Abteilung 3. In <strong>der</strong> Abteilung 1 existierte jetzt<br />

erstmalig eine Arbeitsgruppe, die allein für die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> (und die Einflussnahme<br />

auf die) Leitungsebene des Ministeriums des Innern zuständig war. Das für den<br />

Strafvollzug des Ministeriums des Innern zuständige Referat sollte zu einer Abteilung<br />

aufgewertet werden, hatte diesen Status aber noch nicht erlangt. Die bewaffneten Verbände<br />

von Bereitschaftspolizei und Kampfgruppen sowie <strong>der</strong> Missionsschutz wurden wie<br />

ehedem von <strong>der</strong> Abteilung 7 gesichert, die nun zusätzlich auch für die Feuerwehr verant-<br />

405 Vgl. DA 2/70 des Ministers v. 13.7.1970 über die Organisation und Durchführung <strong>der</strong> politischoperativen<br />

Arbeit in den Volkspolizeibereitschaften; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 2332. So trat die HA VII/7<br />

beispielsweise ihre Zuständigkeit für die 13. VP-Bereitschaft, Meiningen, an die Abt. VII <strong>der</strong> BV Suhl<br />

ab. Vgl. <strong>BStU</strong>, MfS, Suhl, Abt. VII Nr. 257.<br />

406 Vgl. Schreiben <strong>der</strong> HA KuSch v. 20.1.1971; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 519, S. 256.<br />

407 Vgl. Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter (Anm. 25) Beilage.<br />

408 Vgl. Schreiben des MfS v. 17.7.1970; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 4390.<br />

409 Vgl. <strong>BStU</strong>, MfS, KS 23483/90, S. 115.<br />

410 Beurteilung über Hauptmann Joachim Büchner v. 7.1.1954; <strong>BStU</strong>, MfS, KS 23483/90, S. 55. Zur Rolle<br />

Büchners am 17.6.1953 in Jena vgl. Fricke, Karl Wilhelm; Engelmann, Karl Wilhelm: Der »Tag X« und<br />

die <strong>Staatssicherheit</strong>. 17.6.1953 – Reaktionen und Konsequenzen im DDR-Machtapparat. Hg. <strong>BStU</strong>. Bremen<br />

2003, S. 111 f.<br />

411 Vgl. Schreiben des Leiters <strong>der</strong> BV Gera an die SED-Bezirksleitung v. 3.2.1960; <strong>BStU</strong>, MfS, KS<br />

23483/90, S. 79–83.<br />

412 Joachim Büchner wurde 1978 zum Generalmajor ernannt und blieb bis Dezember 1989 Leiter <strong>der</strong><br />

HA VII. Vgl. ebenda.

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