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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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55<br />

<strong>der</strong> Hauptabteilung VII. Er leitete ferner die beiden Offiziere im beson<strong>der</strong>en Einsatz an,<br />

die im Interesse <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong> in <strong>der</strong> K I und <strong>der</strong> Dokumentationsstelle des Ministeriums<br />

des Innern agierten. Im Vergleich zur Struktur <strong>der</strong> Hauptabteilung VII von 1962<br />

existieren die Abteilungen 4 und 5 scheinbar nicht mehr, weil die Offiziere im beson<strong>der</strong>en<br />

Einsatz in <strong>der</strong> K I wie auch in <strong>der</strong> Verwaltung Strafvollzug jetzt als »inoffizielle Diensteinheiten«<br />

bezeichnet wurden und immer weniger als Teil <strong>der</strong> Hauptabteilung VII galten.<br />

380 Die erst im Februar 1964 hinzugekommene Abteilung 6 (operative Bearbeitung<br />

und Überwachung <strong>der</strong> drei westlichen Militärmissionen) wurde bereits im August 1967 als<br />

Abteilung 9 <strong>der</strong> Hauptabteilung VIII unterstellt. 381<br />

Erneut wurden <strong>der</strong> Hauptabteilung VII Aufgaben im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Grenzsicherung<br />

übertragen. Bereits nach dem Erlass einer Verordnung zur strengeren Sicherung<br />

des Grenzgebietes 382 von 1964 war innerhalb <strong>der</strong> Linie VII ein eigener Arbeitsbereich<br />

geschaffen worden. »Als anleitendes und koordinierendes Organ« war dabei in <strong>der</strong> Hauptabteilung<br />

VII die Abteilung Grenzsicherung (AGS) gebildet worden, in den Abteilungen<br />

VII <strong>der</strong> Grenzbezirke Referate Grenzsicherung (RGS) und in den Kreisdienststellen <strong>der</strong><br />

Grenzkreise Sachgebiete Grenzsicherung (SGS). 383 Letztere dienten »als unterste Schaltzentrale<br />

für alle auf die Sicherung <strong>der</strong> Staatsgrenze gerichteten Bemühungen des MfS im<br />

jeweiligen Grenzkreis«. 384 Auf <strong>der</strong> gesamten Linie sollten etwa 200 Mitarbeiter zum Einsatz<br />

kommen, davon waren 13 neue Planstellen für die Abteilung Grenzsicherung <strong>der</strong><br />

Hauptabteilung VII vorgesehen. 385<br />

Diese Linie sollte durch inoffizielle Arbeit in <strong>der</strong> Bevölkerung Fluchtabsichten einzelner<br />

Bürger erkennen, Schleuser identifizieren, den illegalen Aufenthalt von DDR-Bürgern<br />

in den Grenzgebieten ermitteln, Lücken im Grenzsicherungssystem feststellen und als<br />

Koordinierungsstelle mit den Grenztruppen und örtlichen Organen (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

DVP) fungieren. 386 Auch inoffizielle Mitarbeiter »zur Abwehrarbeit auf dem technischphysikalischen<br />

Sektor« sollten angeworben werden, wohinter sich vermutlich die Spurensicherung<br />

nach Fluchtversuchen verbarg. 387 Komplementär hierzu hatte die Hauptabteilung<br />

I/Aufklärung die vom Westen aus unternommenen Schleusungsversuche aufzuklären<br />

und die westliche Grenzsicherung auszukundschaften, während die Hauptabteilung XX/5<br />

die Fluchthilfeorganisationen bearbeitete. 388<br />

Im Juli 1966 wurde aus <strong>der</strong> AGS dann die Abteilung 2 gebildet, »die teils aus dem Ka<strong>der</strong>bestand<br />

<strong>der</strong> Hauptabteilung VII und teils aus zuversetzten Genossen aus den Bezirksverwaltungen<br />

formiert wurde«. 389 Die neue Abteilung galt als »erfolgreich bei <strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ung<br />

des ungesetzlichen Verlassens <strong>der</strong> DDR und <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Staatsgrenze <strong>der</strong><br />

DDR«. 390 Sie war beispielsweise für die systematische analytische Aufbereitung von Vorfällen<br />

im grenznahen Bereich gegenüber den Stäben des Ministeriums für Nationale Ver-<br />

380<br />

Vgl. Entwurf einer Dienstordnung <strong>der</strong> HA VII o. D. [1967/70], 74 Bl.; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 479, o. Pag.<br />

381<br />

Vgl. Befehl 28/67 des Ministers v. 1.8.1967; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 1237.<br />

382<br />

Verordnung zum Schutz <strong>der</strong> Staatsgrenze v. 19.3.1964; Gesetzblatt <strong>der</strong> DDR Nr. 34/1964, Teil II, S. 255–256.<br />

383<br />

Vgl. Befehl 10/66 des Ministers v. 10.5.1966; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 1072.<br />

384<br />

Thoß, Henrik: Gesichert in den Untergang. Die Geschichte <strong>der</strong> DDR-Westgrenze. Berlin 2004, S. 31.<br />

385<br />

Vgl. Vorschlag <strong>der</strong> KA KuSch zur Klärung ka<strong>der</strong>politischer Probleme im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Realisierung<br />

des Befehls 10/66 v. 7.6.1966; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 1072.<br />

386<br />

Vgl. 1. DB zum Befehl 10/66 v. 10.5.1966; ebenda.<br />

387<br />

Vgl. Arbeitsplan <strong>der</strong> Abt. VII <strong>der</strong> BV Suhl für das 2. Hj. 1967 mit Anlagen v. 25.7.1967; <strong>BStU</strong>, MfS, BV<br />

Suhl, Abt. VII Bdl. 838, Bd. 1, Bl. 29–44.<br />

388<br />

Vgl. Befehl 10/66 des Ministers v. 10.5.1966; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 1072.<br />

389<br />

Einschätzung des Leiters <strong>der</strong> HA VII v. 1.6.1971; <strong>BStU</strong>, MfS, KS II 39/83, S. 103–105.<br />

390<br />

Vgl. <strong>BStU</strong>, MfS, AIM 213/86, S. 48.

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