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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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50<br />

über einen »echten« Stellvertreter (Erich Kistowski) sowie die nicht besetzte Planstelle<br />

eines weiteren Stellvertreters. Zusammen mit dem Leitungsbereich sowie dem Sekretariat<br />

verfügte die Hauptabteilung VII (ohne die Abteilungen 2, 4 und 5) insgesamt über 103<br />

operative Mitarbeiter sowie neun administrativ-technische Kräfte 343 – gegenüber einem<br />

bestätigten Stellenplansoll von insgesamt lediglich 59 Mitarbeitern im Vorjahr 344 eine<br />

bemerkenswerte Entwicklung angesichts <strong>der</strong> zitierten Worte Mielkes.<br />

Die Hauptabteilung glie<strong>der</strong>te sich in nunmehr sechs Abteilungen mit bis zu drei Referaten<br />

(statt bisher maximal zwei). Die Abteilung 1 verfügte über drei Referate, in denen die<br />

klassischen Aufgaben <strong>der</strong> Linie VII vereinigt waren. So war das Referat A für die administrativen<br />

Teile <strong>der</strong> Volkspolizei zuständig, das heißt namentlich für die Verwaltung Medizinische<br />

Dienste, das Krankenhaus <strong>der</strong> Volkspolizei, den Bereich Ausbildung und Schulung<br />

des Ministeriums des Innern, die Verwaltung Vermessungs- und Kartenwesen, den<br />

Stab des Ministeriums des Innern, die Verwaltung Versorgungsdienste, die Redaktion und<br />

die Ka<strong>der</strong>verwaltung. Das Referat B mit elf Mitarbeitern bündelte die geheimpolizeiliche<br />

Absicherung <strong>der</strong> wichtigsten Zweige <strong>der</strong> Volkspolizei: <strong>der</strong> Kriminalpolizei, <strong>der</strong> Schutzpolizei,<br />

des Strafvollzugs, des Pass- und Meldewesens, des Bereichs Innere Angelegenheiten,<br />

des DRK, des Luftschutzes sowie <strong>der</strong> Feuerwehr und war für Rückkehrer und Erstzuziehende<br />

in den Aufnahmeheimen verantwortlich. Das Referat C sollte mit fünf Mitarbeitern<br />

die Vorgangsarbeit auf <strong>der</strong> Linie VII anleiten sowie eine »operative Dokumentation«<br />

anlegen. 345 Entsprechend ihrem Zuständigkeitsbereich hatte die Abteilung 1 auch Ambitionen<br />

in <strong>der</strong> Westarbeit und bearbeitete beispielsweise die indirekten Westkontakte von<br />

politischen Gefangenen (im Rahmen ihrer Zuständigkeit für den Strafvollzug). 346 Auch<br />

Schleuserorganisationen und Tunnelbauer bekämpfte die Abteilung 1. 347<br />

Das sechsköpfige Referat A <strong>der</strong> Abteilung 3 war für die »abwehrmäßige Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> Zollverwaltung und nachgeordnete Dienststellen« zuständig, das heißt des vormaligen<br />

Amtes für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs (AZKW, 1962 in Zollverwaltung umgewandelt).<br />

348 Das Referat B <strong>der</strong> Abteilung 3 mit fünf Mitarbeitern bearbeitete (in den<br />

Aufnahmeheimen Bautzen und Fürstenwalde) übergesiedelte Bürger aus <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

und aus westlichen Staaten operativ. Das zwölfköpfige Referat C übernahm hauptsächlich<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Speicherabfragen in den geschil<strong>der</strong>ten Zusammenhängen, bearbeitete<br />

aber auch Auslän<strong>der</strong>, die es selbst in den Fokus genommen hatte, operativ und verfolgte<br />

Abweichungen <strong>der</strong> Reisenden von den Transitstrecken. 349 Als Leiter <strong>der</strong> Abteilung 3<br />

war Fritz Rüdiger eingesetzt, <strong>der</strong> aber auch Kompetenzen gegenüber <strong>der</strong> Abteilung 1 besaß<br />

und quasi als stellvertreten<strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Hauptabteilung VII fungierte. 350<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit bildeten die Abteilungen 2, 4 und 5, die sich offenbar ausschließlich<br />

aus Offizieren im beson<strong>der</strong>en Einsatz und solchen Mitarbeitern zusammensetzten, die<br />

nach <strong>der</strong> erwähnten Anordnung 6/61 verpflichtet waren. Sie wurden in <strong>der</strong> Zollverwaltung<br />

(Abteilung 2), <strong>der</strong> Hauptabteilung Kriminalpolizei (Abteilung 4) und <strong>der</strong> Verwaltung<br />

Strafvollzug (Abteilung 5) eingesetzt. Diese Mitarbeiter wurden auf geson<strong>der</strong>ten Stellenplänen<br />

geführt, doch galten ihre Diensteinheiten zugleich als Abteilungen <strong>der</strong> Hauptabteilung<br />

VII. Der Abteilung 4 waren dabei sämtliche Mitarbeiter <strong>der</strong> Operativgruppen <strong>der</strong><br />

343<br />

Vgl. Stellenplan <strong>der</strong> HA VII v. 4.9.1962; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 519, S. 373–388.<br />

344<br />

Vgl. Schreiben <strong>der</strong> HA KuSch v. 16.11.1961; ebenda.<br />

345<br />

Vgl. Stellenplan <strong>der</strong> HA VII v. 4.9.1962; ebenda.<br />

346<br />

Einen OV zum genannten Personenkreis führte bis Mai 1962 die HA VII/1/B, ab Juni 1962 die HA<br />

VII/1/C. Vgl. Bericht <strong>der</strong> HA VII/1 v. 25.9.1962; <strong>BStU</strong>, MfS, AOP 1808/64, Bd. 1, S. 65 f.<br />

347<br />

Vgl. u. a. <strong>BStU</strong>, MfS, AU 12569/64.<br />

348<br />

Vgl. Stellenplan <strong>der</strong> HA VII v. 4.9.1962; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 519, S. 373–388.<br />

349<br />

Vgl. ebenda.<br />

350<br />

Vgl. Schreiben <strong>der</strong> Parteiorganisation IV an die HA KuSch v. 29.6.1962; <strong>BStU</strong>, MfS, KS II 39/83, S. 226–229.

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