Anatomie der Staatssicherheit - BStU
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48<br />
ten Bereich wurde jetzt von <strong>der</strong> Hauptabteilung I zur Hauptabteilung VII verlagert. Die Hauptabteilung<br />
VII, so hoffte die Abteilung für Sicherheitsfragen des ZK <strong>der</strong> SED, würde die<br />
geheimdienstliche Arbeit am »Ring um Berlin« vielleicht zuverlässiger betreiben als zuletzt die<br />
Hauptabteilung I, die dem nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt habe. 321 Tatsächlich<br />
hatte diese die grassierende Fahnenflucht nicht in den Griff bekommen; aus den beiden Berliner<br />
Grenzbrigaden waren zwischen Mauerbau und Jahresende 152 Angehörige in den Westen<br />
geflüchtet. 322 So wurde die für die Sicherung <strong>der</strong> Bereitschaftspolizei zuständige Abteilung 10<br />
<strong>der</strong> Hauptabteilung I im November 1961 als Abteilung 7 in die Hauptabteilung VII eingeglie<strong>der</strong>t;<br />
personell wurde die Diensteinheit dabei von 66 auf 77 Mitarbeiter aufgestockt. 323<br />
Ab Oktober 1961 wurden »nach Rücksprachen« mit <strong>der</strong> Abteilung für Sicherheitsfragen<br />
die »Organe des AZKW […] ab sofort durch die zuständigen Abteilungen des MfS<br />
operativ angeleitet«. 324 An den Kontrollpassierpunkten waren jetzt Mitarbeiter <strong>der</strong> Volkspolizei,<br />
des Pass- und Meldewesens, des Amtes für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs<br />
sowie sogenannte »Fahndungsbevollmächtigte« eingesetzt, die <strong>der</strong> Hauptabteilung VII<br />
unterstanden. 325 Formal wurde im Zuge dieser Umstrukturierung in <strong>der</strong> HV DVP eine<br />
Fahndungsgruppe gebildet, die sich in Wirklichkeit »aus Genossen des MfS zusammensetzt«.<br />
326 An allen Kontrollpassierpunkten (KPP) existierten jetzt solche »arbeitsfähigen<br />
Fahndungsgruppen«, 327 die seitens <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong> von <strong>der</strong> neu strukturierten Abteilung<br />
2 <strong>der</strong> Hauptabteilung VII angeleitet wurden. Diese Diensteinheit war nun für Fahndung<br />
verantwortlich 328 und wurde ab November 1961 von Major Günter Leinau angeleitet.<br />
329 Der bisherige Leiter <strong>der</strong> Abteilung 2, Horst Asbach, wurde im November 1961 neuer<br />
Leiter <strong>der</strong> Abteilung Aufklärung <strong>der</strong> Bereitschaftspolizei im Raum Berlin und fungierte<br />
dabei als Offizier im beson<strong>der</strong>en Einsatz <strong>der</strong> Hauptabteilung VII. 330 Für die neu strukturierte<br />
Diensteinheit unter seiner Leitung, die über eigene GI- und GHI-Netze verfügte,<br />
entwickelte Asbach sogar selbst den Stellenplan; er wurde aber im Frühjahr 1962 bereits<br />
wie<strong>der</strong> abgelöst. 331 Der bisherige Leiter <strong>der</strong> Grenzaufklärung Erich Kistowski, Offizier im<br />
beson<strong>der</strong>en Einsatz <strong>der</strong> Hauptabteilung I, wurde wie<strong>der</strong>um im Dezember 1961 als Stellvertreter<br />
des Leiters <strong>der</strong> Hauptabteilung VII eingesetzt. 332 Zum Jahresende 1961 wurde<br />
auch die Registratur <strong>der</strong> Aufklärungsabteilung <strong>der</strong> Deutschen Grenzpolizei im Raum Berlin<br />
von <strong>der</strong> Abteilung XII (mit einem Umweg über die Hauptabteilung I) an die Hauptabteilung<br />
VII übergeben, wo sie das Referat XII unter Anita Otto bildete. 333<br />
Eigentlich sollte die Bereitschaftspolizei nun durch die Abteilungen VII <strong>der</strong> Bezirksverwaltungen<br />
abgesichert werden; nur die 1. und 2. Grenzbrigade (B) sowie die 3. und 4.<br />
Brigade <strong>der</strong> Bereitschaftspolizei lagen in unmittelbarer Verantwortung <strong>der</strong> Hauptabteilung<br />
VII. 334 Offenbar setzte sich diese Praxis aber nicht durch; bereits im Herbst 1962<br />
321<br />
Vgl. Bericht <strong>der</strong> Abt. für Sicherheitsfragen v. 27.11.1961; SAPMO-BA, DY 30/IV 2/12/116, S. 172–179.<br />
322<br />
Vgl. Eisenfeld, Bernd; Engelmann, Roger: 13.8.1961: Mauerbau. Fluchtbewegung und Machtsicherung.<br />
Bremen 2001, S. 92.<br />
323<br />
Befehl 544/61 des Ministers für <strong>Staatssicherheit</strong> v. 8.12.1961; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 598.<br />
324<br />
Aktenvermerk v. 28.10.1961; <strong>BStU</strong>, MfS, KS I 3/85, Bd. 2, S. 72.<br />
325<br />
Vgl. Behrendt, Hans-Dieter: »Guten Tag, Passkontrolle <strong>der</strong> DDR«. Über die Tätigkeit <strong>der</strong> Kontroll- und<br />
Sicherheitsorgane an <strong>der</strong> deutsch-deutschen Grenze zwischen 1945 und 1990. Schkeuditz 2008, S. 38 f.<br />
326<br />
Vgl. Vorschlag <strong>der</strong> HA VII v. 5.9.1961; <strong>BStU</strong>, MfS, KS II 39/83, S. 103–205.<br />
327<br />
Beurteilung des Genossen Günt[h]er Baier v. 27.3.1962; <strong>BStU</strong>, MfS, KS 24072/90, S. 36 f.<br />
328<br />
Befehl 544/61 des Ministers für <strong>Staatssicherheit</strong> v. 8.12.1961; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 598.<br />
329<br />
Vgl. Tantzscher: Hauptabteilung VI (Anm. 238), S. 46.<br />
330<br />
Aktenvermerk v. 12.10.1961; <strong>BStU</strong>, MfS, KS 66/71, Bd. 1, S. 75 f.<br />
331<br />
Vgl. Schreiben von Asbach an Mühlpforte v. 26.5.1962; ebenda, S. 236–240.<br />
332<br />
Vgl. Vorlage an die Abt. für Sicherheitsfragen v. 12.10.1961; <strong>BStU</strong>, MfS, KS I 3/85, Bd. 2, S. 60.<br />
333<br />
Vgl. Beurteilung <strong>der</strong> HA VII v. 18.10.1962; <strong>BStU</strong>, MfS, KS II 124/89, S. 5 f.<br />
334<br />
Befehl 444/62 des Ministeriums für <strong>Staatssicherheit</strong> v. 31.7.1962; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 767.