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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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41<br />

Hauptabteilung I abgeben, wo hierfür eine eigene Abteilung 10 gebildet wurde. 267 Hingegen<br />

wurde <strong>der</strong> Abteilung VII im Januar 1956 die Aufgabe übertragen, die Registrierstellen<br />

<strong>der</strong> Kasernierten Volkspolizei (KVP), die man für ein Einfallstor westlicher Spionage<br />

hielt, abzusichern. 268 Hiermit beauftragt wurde vermutlich das Referat (später Abteilung)<br />

4, welches sich seinerzeit beson<strong>der</strong>s mit den VS-Stellen im Apparat von Innenministerium<br />

und Volkspolizei befasste. 269 Im November 1955 wurde die formale Unterstellung<br />

des Staatssekretariats unter das Ministerium des Innern wie<strong>der</strong> aufgehoben; die Geheimpolizei<br />

erhielt erneut den Rang eines Ministeriums. Im Februar 1957, nach dem Ungarnaufstand,<br />

erfolgte dann im Zusammenhang mit dem heraufziehenden Konflikt zwischen<br />

Ulbricht und Wollweber eine Stärkung des Ministeriums des Innern zu Lasten des MfS<br />

durch die Einglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> bewaffneten Formationen Grenzpolizei, Bereitschaftspolizei<br />

und Transportpolizei, die bis dahin in <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong> die Hauptverwaltung Innere<br />

Sicherheit gebildet hatten. 270<br />

Entsprechend <strong>der</strong> gewünschten Verstärkung <strong>der</strong> Westarbeit wurde bereits im Sommer<br />

1956 die Aufklärung <strong>der</strong> westlichen Notaufnahmelager von <strong>der</strong> Abteilung 5 <strong>der</strong> Hauptabteilung<br />

II übernommen 271 und in <strong>der</strong> Abteilung VII das Referat 5 damit betraut. Der zunächst<br />

als Referatsleiter eingesetzte Oberleutnant Lange wurde seiner Aufgabe offenbar<br />

nicht gerecht und im September 1957 durch Kurt Köhler ersetzt. 272 Binnen kürzester Zeit<br />

»spezialisierte« er sich auf »Republikfluchten, Rückkehrer und Erstzuziehende« 273 sowie<br />

die »Bearbeitung <strong>der</strong> westdeutschen Flüchtlingslager und des Notaufnahmeverfahrens« 274<br />

und stieg so zum kommissarischen Stellvertreter des Leiters <strong>der</strong> Abteilung VII auf. Die<br />

Absicherung <strong>der</strong> DDR-Aufnahmeheime war bis 1953 Aufgabe <strong>der</strong> Linie IV (Spionageabwehr),<br />

275 bevor die Linie VII auch dies übernahm und auf zentraler Ebene das Referat 5<br />

damit betraute.<br />

Als dann ab Ende 1955 ein »Ziviler Luftschutz« <strong>der</strong> DDR aufgebaut wurde, sollte die<br />

Linie VII auch diesen überwachen. Denn affine Bereiche im Ministerium des Innern, die<br />

Berufsfeuerwehr und die freiwillige Feuerwehr sowie das Deutsche Rote Kreuz, fielen<br />

bereits in ihre Zuständigkeit. Dies betraf sowohl die offizielle Kooperation wie auch die<br />

»Abwehr«. Mithilfe des »großen Apparates« des Luftschutzes hoffte die Geheimpolizei<br />

»Informationen im Hinblick auf allgemeine Feindtätigkeit (Untergrundbewegung) für die<br />

allgemeine Sicherheit <strong>der</strong> DDR und für die Arbeit des MfS zu erhalten«. 276 Am Jahresende<br />

1956 verfügte die zentrale Abteilung VII im Ministerium für <strong>Staatssicherheit</strong> über insgesamt<br />

46 hauptamtliche Mitarbeiter. 277<br />

267<br />

Vgl. Befehl 382/55 des Ministers v. 28.12.1955; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 404; Anweisung 45/55 <strong>der</strong> HA<br />

KuSch v. 2.11.1955; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 3456; <strong>BStU</strong>, MfS, BV Potsdam, KS II 5/70.<br />

268<br />

DA 5/56 v. 24.1.1956; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 2123.<br />

269<br />

Vgl. Arbeitsrichtlinie v. 1.2.1957 für die Abwehrarbeit <strong>der</strong> Abt. VII/2; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 2389, S. 1.<br />

270<br />

Beschluss des Politbüros zur Ausglie<strong>der</strong>ung von Grenz-, Bereitschafts- und Transportpolizei aus dem<br />

MfS; Protokoll <strong>der</strong> PB-Sitzung am 18.–20.1956; SAPMO-BA, DY 30, J IV 2/2/519. Zum Kontext vgl.<br />

Engelmann, Roger; Schumann, Silke: Der Ausbau des Überwachungsstaates. Der Konflikt Ulbricht–<br />

Wollweber und die Neuausrichtung des <strong>Staatssicherheit</strong>sdienstes <strong>der</strong> DDR 1957. In: Vierteljahrshefte für<br />

Zeitgeschichte 43(1995)2, S. 341–378; Lindenberger: Volkspolizei (Anm. 235), S. 164.<br />

271<br />

Vgl. Schreiben des Stellv. des Ministers für <strong>Staatssicherheit</strong> Beater v. 16.6.1956; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 3818.<br />

272<br />

Vgl. <strong>BStU</strong>, MfS, KS 30/83.<br />

273<br />

Attestationsblatt v. 20.1.1958; <strong>BStU</strong>, MfS, KS 30/83, S. 80 f.<br />

274<br />

Beurteilung des Major Köhler v. 25.11.1958; ebenda, S. 88–90.<br />

275<br />

Vgl. DA 6/53 v. 27.3.1953; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 2041.<br />

276<br />

Stellungnahme <strong>der</strong> Abt. VII zum Gesetzentwurf über den Luftschutz in <strong>der</strong> DDR, Minister Maron v.<br />

29.6.1957; <strong>BStU</strong>, MfS, SdM Nr. 1155, S. 173–175.<br />

277<br />

Vgl. Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter (Anm. 25) Beilage.

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