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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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Abteilung VII <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong>, bevor er zur Hauptabteilung PS versetzt wurde. 228 Sein<br />

erster Stellvertreter Operativ war von November 1953 bis Februar 1956 Kurt Terner, sein<br />

Nachfolger sollte Oberstleutnant Kubelka werden. 229 Von 1953 bis Juli 1955 gehörte die<br />

Abteilung VII zum Anleitungsbereich des Stellvertretenden Ministers Martin Weikert, anschließend<br />

wurde sie dem Anleitungsbereich von Bruno Beater zugeordnet. 230<br />

Rasch erlangte die Geheimpolizei Vorrang gegenüber <strong>der</strong> Volkspolizei, wenn es Personal<br />

zu rekrutieren o<strong>der</strong> die knappen finanziellen Ressourcen zu verteilen galt. Die Rivalität<br />

führte zu einem gespannten Verhältnis zwischen den beiden Apparaten; so hieß es etwa zu<br />

den Kontakten zwischen <strong>Staatssicherheit</strong> und Volkspolizei in Ostberlin: »Die Verbindung<br />

zum VP-Präsidium ist nicht die allerbeste.« 231 Zugleich for<strong>der</strong>te Mielke bereits 1951, die<br />

Linie VII müsse durch »guten und engen Kontakt« mit <strong>der</strong> Volkspolizei »offiziellen Einfluss<br />

auf die Besetzung von leitenden Funktionen« nehmen. »Die For<strong>der</strong>ungen betreffs<br />

Entlassungen o<strong>der</strong> Versetzungen müssen anerkannt werden.« Durch intensive Einflussnahme<br />

gelte es die »Wachsamkeit« <strong>der</strong> Volkspolizei zu erhöhen und zugleich die Rekrutierung<br />

von Ka<strong>der</strong>n für die eigenen Reihen zu erleichtern. 232 Am häufigsten wurde Volkspolizisten<br />

seinerzeit »Spionage« für westliche Geheimdienste unterstellt, was vielfach<br />

wohl aus einer Überschätzung <strong>der</strong> Verdachtsmomente resultierte. Ebenso wurde »antidemokratische<br />

Tätigkeit« verfolgt, worunter SED-kritische Äußerungen o<strong>der</strong> Handlungen zu<br />

verstehen sind. 233<br />

Die Transportpolizei wurde zum Jahresende 1952 <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong> unterstellt. 234<br />

Seinerzeit, und erneut im Jahre 1954, gab es Überlegungen, auch die HV DVP <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong><br />

unterzuordnen. Dieser Plan wurde nicht umgesetzt, jedoch kann insbeson<strong>der</strong>e<br />

im letzten Amtsjahr von Wilhelm Zaisser von einer »inoffiziell praktizierten« Unterstellung<br />

<strong>der</strong> Volkspolizei unter die <strong>Staatssicherheit</strong> gesprochen werden. 235 Dabei war sicherlich<br />

hilfreich, dass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt unter den Chefs von Hauptabteilungen,<br />

ihren Stellvertretern sowie den Referatsleitern im Ministerium des Innern 7,9 Prozent<br />

zugleich inoffiziell für die <strong>Staatssicherheit</strong> tätig waren. 236 Bemerkenswerterweise war es<br />

<strong>der</strong> Linie VII eigentlich »weitgehend« untersagt, Angehörige <strong>der</strong> Volkspolizei »in Schlüsselpositionen«<br />

anzuwerben 237 – wohl weil diese aufgrund ihrer dienstlichen Stellung ohnehin<br />

zur Kooperation verpflichtet waren und weil die Volkspolizei sich gegen »undichte<br />

Stellen« in ihren Reihen energisch verwahrte.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Organisationsstruktur <strong>der</strong> Linie VII orientierten sich in <strong>der</strong> Regel<br />

an <strong>der</strong> strukturellen Entwicklung im Bereich des Ministeriums des Innern. Als die (1948<br />

gebildete) Hauptabteilung Grenze im Mai 1952, sowjetischem Vorbild entsprechend, aus<br />

<strong>der</strong> HV DVP ausgeglie<strong>der</strong>t und als Deutsche Grenzpolizei dem MfS unterstellt wurde,<br />

entwickelte sich zugleich aus <strong>der</strong> bislang zuständigen Abteilung VII/4 die Abteilung VII/G<br />

228 Vgl. <strong>BStU</strong>, MfS, KS I 26/84.<br />

229 Vgl. Vorschlag zur Umbesetzung des Operativ-Stellvertreters in <strong>der</strong> Abt. VII v. 2.12.1955; <strong>BStU</strong>, MfS,<br />

BV Schwerin KS 85/72, S. 51–53.<br />

230 DA 24/53 v. 3.8.1953; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 3005; Befehl 371/53 Wollwebers v. 25.11.1953; <strong>BStU</strong>,<br />

MfS, BdL/Dok. 194; Befehl 207/55 Wollwebers v. 15.7.1955; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 335.<br />

231 Schreiben Szinda an Beater betr. Umsetzung <strong>der</strong> Abt. VII <strong>der</strong> Verwaltung Groß-Berlin v. 21.3.1957;<br />

<strong>BStU</strong>, MfS, BV Potsdam, KS II 132/88, S. 200–201.<br />

232 Vgl. DA 1/51 v. 14.3.1951 über die Tätigkeit <strong>der</strong> Abt. VII; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 2061.<br />

233 Bericht <strong>der</strong> Abt. VII über die eigene Tätigkeit v. 27.9.1951; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 2060.<br />

234 Vgl. Mittmann, Wolfgang: Die Transportpolizei (1945–1990). In: Diedrich; Ehlert; Wenzke (Hg.): Im<br />

Dienste <strong>der</strong> Partei (Anm. 2), S. 537–550.<br />

235 Lindenberger, Thomas: Volkspolizei. Herrschaftspraxis und öffentliche Ordnung im SED-Staat 1952–<br />

1968. Köln 2003, S. 68.<br />

236 Vgl. ebenda, S. 78.<br />

237 Vgl. Schreiben des Staatssekretariats für <strong>Staatssicherheit</strong> v. 10.9.1953; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 3009.

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