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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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36<br />

3 Aufgaben und Struktur <strong>der</strong> (Haupt-)Abteilung VII (1950–1988)<br />

3.1 Ungesicherter Aufbau (1950–1958)<br />

Bereits die Hauptverwaltung zum Schutz <strong>der</strong> Volkswirtschaft in <strong>der</strong> Deutschen Verwaltung<br />

des Innern, <strong>der</strong> Vorläufer des <strong>Staatssicherheit</strong>sdienstes, verfügte 1949/1950 über eine<br />

Abteilung VII, die für die geheimpolizeiliche Überwachung <strong>der</strong> Deutschen Volkspolizei<br />

verantwortlich war. Als (unter Tarnbezeichnungen) bewaffnete Verbände in <strong>der</strong> Volkspolizei<br />

entstanden, bildete man für <strong>der</strong>en Überwachung weitere Struktureinheiten. In dem im<br />

Februar 1950 gegründeten Ministerium für <strong>Staatssicherheit</strong> bestanden im Herbst dieses<br />

Jahres die Abteilungen VII (mit Wilhelm Enke an <strong>der</strong> Spitze), VII a (Rolf Markert), VII b<br />

(Karl Krug) und VII c (Erich Kistowski). 221 Während die Abteilung VII für die Überwachung<br />

<strong>der</strong> eigentlichen Volkspolizei verantwortlich war, leistete die Abteilung VII a<br />

»tschekistische Arbeit« in den Kasernierten Einheiten <strong>der</strong> Hauptverwaltung Ausbildung,<br />

dem getarnten Heer. Die Abteilung VII b war mit analoger Aufgabenstellung für die im<br />

Juni 1950 entstandene Hauptverwaltung Seepolizei, <strong>der</strong> getarnten Marine, verantwortlich.<br />

Die Abteilung VII c wie<strong>der</strong>um war für das im Oktober 1950 gebildete »Referat zur beson<strong>der</strong>en<br />

Verwendung« <strong>der</strong> Hauptverwaltung Ausbildung, dem Vorläufer <strong>der</strong> Luftstreitkräfte,<br />

zuständig. Die für die militärischen Formationen <strong>der</strong> Volkspolizei zuständigen drei<br />

Diensteinheiten wurden Ende 1951 zur neuen Hauptabteilung I zusammengefasst. 222<br />

Die Linie VII blieb jedoch für die Überwachung <strong>der</strong> polizeilichen Kernbereiche verantwortlich.<br />

In den MfS-Län<strong>der</strong>verwaltungen existierten seinerzeit ebenfalls Abteilungen<br />

VII, die sich in die Referate I, II und III glie<strong>der</strong>n sollten. Intern wurden seinerzeit<br />

»viele Fehler und Schwächen« in <strong>der</strong> operativen Arbeit <strong>der</strong> Linie VII konstatiert. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die IM-Arbeit galt als zu oberflächlich. Die Haftanstalten, in denen ehemalige<br />

Insassen sowjetischer Speziallager einsaßen, wurden ebenso unzulänglich abgesichert wie<br />

zum Beispiel Schulungseinrichtungen <strong>der</strong> Volkspolizei. 223 Dies hing möglicherweise mit<br />

den zahllosen unbesetzten Stellen im Bereich <strong>der</strong> Linie VII zusammen. 224<br />

In <strong>der</strong> Aufbauphase <strong>der</strong> Abteilung VII auf Ministeriumsebene fungierte von April bis Juni<br />

1950 Rudolf Smolka als kommissarischer Abteilungsleiter. 225 Ihm folgte im Juli 1950<br />

Wilhelm Enke. 226 Smolka blieb dennoch in <strong>der</strong> Diensteinheit als Referatsleiter und Enkes<br />

Stellvertreter mit Zuständigkeit für die HV DVP bis Ende 1952. 227 Enke, Jahrgang 1912,<br />

gehörte dem Jungspartakusbund an, trat 1931 <strong>der</strong> KPD bei und arbeitete in <strong>der</strong>en geheimem<br />

M-Apparat. Nach zehn Jahren Zuchthaus und Konzentrationslager (wegen Vorbereitung<br />

zum »Hochverrat« ab 1934) war er aus dem SS-Strafbataillon Dirlewanger zur Roten Armee<br />

übergelaufen. Auf Anweisung <strong>der</strong> Partei baute er nach 1945 in <strong>der</strong> Thüringer Volkspolizei<br />

das Dezernat K 5 mit auf, das auf Grundlage des SMAD-Befehls 201 Regimegegner<br />

und Nationalsozialisten verfolgte. Von August 1949 bis Juni 1950 leitete er die Abteilung<br />

VII <strong>der</strong> Verwaltung Thüringen. Bis Oktober 1954 war er dann auf zentraler Ebene Leiter <strong>der</strong><br />

221<br />

Vgl. Fernsprechverzeichnis o. D. [ca. 10/1950]; <strong>BStU</strong>, MfS, AS 364/66, S. 16. Die Abt. VII/b fehlt in <strong>der</strong><br />

Auflistung, an an<strong>der</strong>er Stelle, bei gleichem Leiter, wird eine Abt. VII/d genannt. Vgl. Attestationsblatt v.<br />

5.10.1952; <strong>BStU</strong>, MfS, KS 655/85, S. 20.<br />

222<br />

Vgl. Diedrich, Torsten; Wenzke, Rüdiger: Die getarnte Armee. Geschichte <strong>der</strong> Kasernierten Volkspolizei<br />

<strong>der</strong> DDR 1952–1956. Berlin 2001, S. 498.<br />

223<br />

Vgl. DA 1/51 v. 14.3.1951 über die Tätigkeit <strong>der</strong> Abt. VII; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 2061.<br />

224<br />

Vgl. Befehl 36/52 des Ministers v. 4.4.1952; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 56.<br />

225<br />

Vgl. Vermerk <strong>der</strong> Abt. VII v. 14.7.1950; <strong>BStU</strong>, MfS, KS 177/62, S. 16.<br />

226<br />

Befehl 39/52 des Ministers v. 7.4.1952; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 57.<br />

227<br />

Vgl. Attestationsblatt zur Beför<strong>der</strong>ung v. 10.11.1952; <strong>BStU</strong>, MfS, KS 177/62, S. 2.

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