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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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17<br />

sowie <strong>der</strong>en routinemäßigen Wie<strong>der</strong>holungen ergaben häufig Anhaltspunkte für intensivere<br />

Kontrollen. Zu den Nomenklaturka<strong>der</strong>n des Ministeriums des Innern wurden in <strong>der</strong> ersten<br />

Jahreshälfte 1988 51 Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt, die in rund 10 Prozent<br />

<strong>der</strong> Fälle mit einem Veto <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong> gegen ka<strong>der</strong>politische Entscheidungen des<br />

Ministeriums des Innern endeten. 80<br />

Die Abteilung 1 verfügte zuletzt über 347 IM und GMS (sowie außerdem 100 IMK),<br />

die von 30 IM-führenden Mitarbeitern angeleitet wurden. 81 Die Zuträger erhielten im Jahre<br />

1988 zusammengenommen 250 000 Mark Zuwendungen und 130 000 Mark als Auslagen<br />

erstattet. Das bedeutete für einen IM durchschnittlich umgerechnet 60 Mark pro Monat<br />

zuzüglich Spesen. 82 Die Durchsetzung <strong>der</strong> Verantwortungsbereiche mit Zuträgern entsprach<br />

nach Einschätzung <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong> »den aktuellen Erfor<strong>der</strong>nissen«. 83 Abweichend<br />

von an<strong>der</strong>en Abteilungen befand sich kein IM ständig in <strong>der</strong> Bundesrepublik, doch<br />

elf Reiseka<strong>der</strong> waren als IM verpflichtet und drei weitere IMS/IME unternahmen Privatreisen<br />

in den Westen. 84<br />

2.2.2 Die Abteilung 3<br />

Die Abteilung 3 überwachte den Aufnahmeprozess von Migranten in die DDR, den verschiedene<br />

Dienstzweige des Ministeriums des Innern gemeinsam durchführten. Diesem<br />

unterlagen übergesiedelte DDR-Bürger (sogenannte Rückkehrer) sowie Bundesbürger und<br />

Auslän<strong>der</strong> (sogenannte Erstzuziehende), die um dauerhafte Übersiedlung in die DDR ersuchten.<br />

Die Abteilung 3 <strong>der</strong> Hauptabteilung VII war »verantwortlich für die Gesamtheit<br />

<strong>der</strong> politisch-operativen Maßnahmen bei <strong>der</strong> Filtrierung <strong>der</strong> Aufnahmeersuchenden«. 85<br />

Dabei galt es die »politisch-operative Durchdringung« des Aufnahmeverfahrens zu gewährleisten<br />

und die »offensive Feindsuche zu forcieren«. 86 Dies verlangte neben <strong>der</strong> Befragung<br />

und Durchleuchtung aller Aufnahmeersuchenden auch die Überprüfung aller Mitarbeiter<br />

von Volkspolizei und Ministerium des Innern, die mit ihnen zusammenkamen.<br />

Deswegen wurden auch in beiden Personenkreisen IM geworben. Da zuletzt etwa je<strong>der</strong><br />

zweite <strong>der</strong> neuen o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>kehrenden DDR-Bürger über das Zentrale Aufnahmeheim<br />

Röntgental nach Ostdeutschland gelangte, agierte die Abteilung 3 schwerpunktmäßig hier.<br />

Auch im Anwohnerbereich von Röntgental beabsichtigte die <strong>Staatssicherheit</strong>, FIM-Netze<br />

aufzubauen. 87 In den Bezirken existierten zeitweise weitere Aufnahmeheime und Aufnahmemeldestellen,<br />

die von den Abteilungen VII <strong>der</strong> jeweiligen Bezirksverwaltung überwacht<br />

und fachlich von <strong>der</strong> Abteilung 3 <strong>der</strong> Hauptabteilung VII angeleitet wurden. Trotz<br />

des institutionell überschaubaren Tätigkeitsfeldes war auch dieser Teilbereich <strong>der</strong> Linie<br />

VII in hohem Maße auf die Kooperation mit an<strong>der</strong>en Linien <strong>der</strong> <strong>Staatssicherheit</strong> angewiesen,<br />

so <strong>der</strong> ZKG o<strong>der</strong> <strong>der</strong> HV A.<br />

80 Vgl. Zuarbeit <strong>der</strong> Abt. 1 <strong>der</strong> HA VII v. 30.6.1988; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII/AKG PK 1/2.1. »Einschätzung<br />

Stand/Wirksamkeit Dienstanweisung 2/87«, S. 67–76.<br />

81 Stand 30.6.1989. Vgl. Analyse <strong>der</strong> Entwicklung des IM-Bestandes <strong>der</strong> HA VII im 1. Hj. 1989 v. Juli<br />

1989; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 1359, S. 191–199.<br />

82 Vgl. Schreiben <strong>der</strong> Abt. 1 <strong>der</strong> HA VII zum Operativgeld v. 2.2.1988; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 499, S. 13 f.<br />

83 Vgl. Bericht <strong>der</strong> AKG <strong>der</strong> HA VII über die Ergebnisse <strong>der</strong> Kontrollen in den Abteilungen 1 und 7 <strong>der</strong><br />

HA VII v. 22.6.1987; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 851, Bd. 2, o. Pag.<br />

84 Vgl. Zusammenfassung über den im Operationsgebiet dislozierten und durch Ausreisemöglichkeiten nach<br />

dem NSW einsetzbaren IM-/GMS-Bestand v. 31.1.1989; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 1359, S. 232–237.<br />

85 Funktions- und Aufgabenverteilung zwischen dem Leiter <strong>der</strong> HA VII, dem 1. Stellv. des Leiters <strong>der</strong><br />

HA VII und dem Stellv. des Leiters <strong>der</strong> HA VII v. Juli 1986; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 537, o. Pag.<br />

86 Jahresarbeitsplan 1987 des Leiters <strong>der</strong> Abt. 3 <strong>der</strong> HA VII v. 10.12.1986; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 782, o. Pag.<br />

87 Vgl. Sicherungskonzeption <strong>der</strong> HA VII/3 für das ZAH Röntgental und die Auskunfts- und Aufnahmestelle<br />

des MdI für den Zeitraum bis 1990 v. 30.7.1987, 23 S.; ebenda.

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