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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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13<br />

Einfluss, dass die rückwärtige Grenzsicherung »verbessert« wurde. 51 Der Hauptabteilung<br />

VII war es durch »operative Einflussnahme« etwa gelungen, das Ministerium des<br />

Innern dazu zu bewegen, die zur Sicherung des Grenzgebietes um Berlin eingesetzten VP-<br />

Helfer zu bezahlen, was als Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> Grenzsicherung angesehen wurde.<br />

52 Ferner sollte die Hauptabteilung VII die Angehörigen, Arbeitsabläufe und Einrichtungen<br />

<strong>der</strong> unmittelbar mit sicherheitsrelevanten Aufgaben im Grenzbereich betrauten<br />

Bereiche in ihrem Zuständigkeitsbereich, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Hauptverwaltung Zivilverteidigung,<br />

kontrollieren und Koordinierungsleistungen bei »zentralen Maßnahmen« <strong>der</strong> Ministerien<br />

in Grenznähe erbringen. 53<br />

2.1.3 Inoffizielle Mitarbeiter<br />

Der »Löwenanteil« <strong>der</strong> fast 1 200 IM <strong>der</strong> Hauptabteilung VII wurde in den Abteilungen 1<br />

und 7 geführt, die für die Absicherung <strong>der</strong> größten Teilbereiche des Ministeriums des Innern<br />

verantwortlich waren. Je<strong>der</strong> zehnte Zuträger zählte zu den Gesellschaftlichen Mitarbeitern<br />

für Sicherheit (GMS), je<strong>der</strong> zweite zu <strong>der</strong> »gewöhnlichen« Kategorie <strong>der</strong> Inoffiziellen Mitarbeiter<br />

zur politisch-operativen Durchdringung und Sicherung des Verantwortungsbereichs<br />

(IMS). Als beson<strong>der</strong>s »wertvolle« Zuträger galten die 1,1 Prozent Inoffizieller Mitarbeiter<br />

zur Führung an<strong>der</strong>er Inoffizieller Mitarbeiter (FIM), die 3,6 Prozent Inoffizieller Mitarbeiter<br />

mit Feindverbindung (IMB) und die 9,8 Prozent Inoffizieller Mitarbeiter im bzw. für einen<br />

beson<strong>der</strong>en Einsatz (IME). 54 Durchschnittlich leitete ein Führungsoffizier acht IM an, doch<br />

bestanden zwischen den Abteilungen enorme Unterschiede (siehe Tabelle 4).<br />

Unter den insgesamt 43 IMB befanden sich, wie bereits erwähnt, 16 dauerhaft in <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik, während die an<strong>der</strong>en innerhalb <strong>der</strong> DDR Kontakt zu »Feinden« <strong>der</strong> sozialistischen<br />

Gesellschaftsordnung suchten. 55 Denn entsprechend ihrem breitgefächerten Zuständigkeitsbereich<br />

arbeitete die Hauptabteilung VII sowohl mit Vertretern des Staatsapparates<br />

(überwiegend im Bereich <strong>der</strong> Volkspolizei) wie auch mit einfachen Bürgern zusammen<br />

und führte IM in diesen Personenkreisen. Dies betraf beispielsweise im Strafvollzug<br />

Aufseher wie auch Häftlinge und im Zentralen Aufnahmeheim Röntgental Mitarbeiter<br />

dieser Einrichtung ebenso wie Migranten. Als Hauptprobleme <strong>der</strong> IM-Arbeit galten, dass<br />

manche IM »eine höhere Partei- o<strong>der</strong> Lebenserfahrung bzw. politische und Allgemeinbildung<br />

haben als unsere IM-führenden Mitarbeiter« (betraf die Abteilungen 1 und 7), Gefangene<br />

nur aus opportunistischen Motiven zur Mitarbeit bereit waren (Abteilung 8), die<br />

IM aufgrund direkter Kontakte mit dem Gegner dessen Einfluss beson<strong>der</strong>s ausgesetzt waren<br />

51<br />

Befehl 2/86 des Ministers v. 20.1.1986 zum Einsatz von Grenzbeauftragten des MfS und zur Bildung <strong>der</strong><br />

Abt. Grenzsicherheit in <strong>der</strong> HA I; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 5773; Schreiben von Gerhard Neiber v.<br />

22.1.1986 an die Leiter <strong>der</strong> Bezirksverwaltungen; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 5774.<br />

52<br />

Referat des Leiters <strong>der</strong> Abt. 2 <strong>der</strong> HA VII v. 25.11.1982 zur Grenztagung <strong>der</strong> HA VII; <strong>BStU</strong>, MfS, AB<br />

Neiber Nr. 114, S. 10–101.<br />

53<br />

Vgl. DA 10/81 v. 4.7.1981 über die politisch-operativen Aufgaben bei <strong>der</strong> Bewältigung <strong>der</strong> territorialen<br />

Integrität <strong>der</strong> DDR; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 5500. Zur Einschätzung <strong>der</strong> Sicherheitslage vgl. die Zentrale<br />

Vorgabe v. 30.10.1982 zur gemäß DA 10/81 von <strong>der</strong> HA VII zu fertigenden periodischen Gesamteinschätzung<br />

<strong>der</strong> politisch-operativen Lage in den Grenzgebieten; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 5056.<br />

54<br />

Stand 30.6.1989. Vgl. Entwicklung des IM-/GMS-Bestandes im 1. Hj. 1989 sowie Mitarbeiter- und Bestandsentwicklung<br />

seit 1.1.1988 v. Juli 1989, 7 S. mit 2 S. Anlage; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 543, o. Pag.<br />

55<br />

Vgl. Zusammenfassung <strong>der</strong> HA VII über den im Operationsgebiet dislozierten und durch Ausreisemöglichkeiten<br />

nach dem NSW einsetzbaren IM-/GMS-Bestand <strong>der</strong> operativen Abteilungen v. 31.1.1989, 3 S.<br />

mit 2 S. Anlage; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 543, o. Pag.

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