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Anatomie der Staatssicherheit - BStU

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12<br />

ten über IM, die im Westen lebten o<strong>der</strong> dorthin reisen konnten, 40 was auch in den Bezirken<br />

zur Kooperation mit <strong>der</strong> Linie XV/HV A führte. 41 Dabei wurden längst nicht alle Potenziale<br />

ausgeschöpft. So bemängelte die HV A, dass die Auslandska<strong>der</strong> des Ministeriums<br />

des Innern nicht genügend mit den Residenturen <strong>der</strong> HV A zusammenarbeiten würden. 42<br />

In <strong>der</strong> Regel waren die Abteilungen <strong>der</strong> Hauptabteilung VII analog zu ihrem Sicherungsbereich<br />

in <strong>der</strong> DDR für die vergleichbaren Einrichtungen in <strong>der</strong> Bundesrepublik zuständig.<br />

So resultierte beispielsweise aus <strong>der</strong> Verantwortung für das Zentrale Aufnahmeheim<br />

<strong>der</strong> DDR in Röntgental auch eine Zuständigkeit für das Notaufnahmelager Marienfelde<br />

(bis 1984). 43 Weil die Hauptabteilung VII für die Bereiche Geodäsie und Kartographie<br />

verantwortlich war, führte sie auch über das Vermessungs- und Kartenwesen in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

einen Feindvorgang (mit 170 operativen Handakten). 44 Ebenso versuchte die<br />

Linie VII Kontakte zum Landeseinwohneramt sowie zur Kriminalpolizei Westberlins aufzubauen.<br />

45 Und weil die Abteilung VII <strong>der</strong> Bezirksverwaltung für <strong>Staatssicherheit</strong> Dresden<br />

bis 1988 für das DRK <strong>der</strong> DDR verantwortlich war, leitete sie auch »Maßnahmen zur Informationsgewinnung«<br />

über den 1982 gewählten (und bis 1994 amtierenden) Präsidenten<br />

des DRK <strong>der</strong> Bundesrepublik, Botho Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, ein. 46<br />

Die Spionageabwehr im Ministerium des Innern und seinen nachgeordneten Einrichtungen<br />

war für die Linie VII eine vorrangige Aufgabe. Obwohl sich die westlichen Bemühungen<br />

zur Ausforschung <strong>der</strong> Volkspolizei wohl in Grenzen hielten, war die Hauptabteilung<br />

VII stets bestrebt, »bei den Genossen die Überzeugung [zu] festigen, dass es auch im<br />

Ministerium des Innern Spione und an<strong>der</strong>e Feinde gibt«. 47 In diesem Bereich sollte die<br />

Linie VII intensiv mit <strong>der</strong> Linie II (Spionageabwehr) zusammenarbeiten, 48 doch geschah<br />

dies in <strong>der</strong> Praxis nur mangelhaft. 49 Auch die Überwachung des Geheimnisschutzes im<br />

Ministerium des Innern war Aufgabe <strong>der</strong> Hauptabteilung VII. 50<br />

Grundsätzlich bestand auch zuletzt noch eine Mitverantwortung <strong>der</strong> Linie VII bei <strong>der</strong><br />

Grenzsicherung, insbeson<strong>der</strong>e als Mittler zwischen <strong>Staatssicherheit</strong> und Volkspolizei. So<br />

nahm die Hauptabteilung VII auf die Spitze des Ministeriums des Innern dahingehend<br />

40<br />

Vgl. Einschätzung <strong>der</strong> Erkenntnisse/Ergebnisse <strong>der</strong> Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Abt. VII v. 15.6.1987; <strong>BStU</strong>,<br />

MfS, BV Potsdam, Abt. VII Nr. 755, S. 143–152.<br />

41<br />

Im Bezirk Potsdam jährliches Aufkommen von ca. 100 Berichten über westliche Benutzer des Staatsarchivs<br />

Potsdam und über Westkontakte von VP-Angehörigen, was <strong>der</strong> HV A Chancen zur Anwerbung eröffnete.<br />

Die Mitarbeiter <strong>der</strong> Abt. VII versprachen sich »als den relativ Unerfahrenen« davon nützliche<br />

Ratschläge für die Anwerbung von West-IM. Vgl. Zuarbeit <strong>der</strong> Abt. VII v. 22.8.1984; ebenda, S. 70–72.<br />

42<br />

Vgl. Thesen <strong>der</strong> AKG <strong>der</strong> HA VII zu Fragen des Standes und <strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> politisch-operativen<br />

Arbeit zur komplexen Bekämpfung <strong>der</strong> Militär-, Wirtschafts- und politischen Spionage v. März 1985;<br />

<strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Nr. 421, S. 33–53.<br />

43<br />

Vgl. Komets, Arik K.: Das Notaufnahmelager Marienfelde aus westlicher und östlicher Sicht. Berlin,<br />

Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde e.V. 2002. (Schriftenreihe Das Notaufnahmelager Marienfelde<br />

im Visier <strong>der</strong> Stasi; 1), S. 130.<br />

44<br />

Vgl. Übergabeprotokoll über den VEB Kombinat Geodäsie und Kartographie v. 1.7.1975; <strong>BStU</strong>, MfS,<br />

HA VII Nr. 639, S. 14–16.<br />

45<br />

Vgl. Berichterstattung <strong>der</strong> Abt. VII v. 10.11.1987; <strong>BStU</strong>, MfS, BV Potsdam, Abt. VII Nr. 755, S. 162–169.<br />

46<br />

Vgl. HA VII/3, Referat 1 am 28.7.1982: Bericht über die am 27.7.1982 in die Abteilungen VII <strong>der</strong> BV<br />

Dresden und BV Cottbus durchgeführte Dienstreise, 2 S.; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 528, o. Pag.<br />

47<br />

Vgl. Einführung für die Beratung mit <strong>der</strong> ZAIG über den Stand <strong>der</strong> komplexen Spionageabwehr in <strong>der</strong><br />

HA VII o. D. [Mitte 1985], 19 S.; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 193, o. Pag.<br />

48<br />

Vgl. DA 1/87 v. 13.2.1987 zur Gewährleistung des komplexen Vorgehens bei <strong>der</strong> Abwehr geheimdienstlicher<br />

Angriffe – Spionageabwehr; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 5266, S. 19.<br />

49<br />

Vgl. u. a. Einführung für die Beratung mit <strong>der</strong> ZAIG über den Stand <strong>der</strong> komplexen Spionageabwehr in<br />

<strong>der</strong> HA VII o. D. [Mitte 1985], 19 S.; <strong>BStU</strong>, MfS, HA VII Bdl. 193, o. Pag.<br />

50<br />

DA 6/85 v. 6.6.1985 zur weiteren Qualifizierung <strong>der</strong> politisch-operativen Arbeit zur Gewährleistung des<br />

Geheimnisschutzes; <strong>BStU</strong>, MfS, BdL/Dok. 5148.

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