sportFACHHANDEL 12_2016 Leseprobe
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
13.<strong>2016</strong><br />
K2 & Co. | TITELSTORY | 9<br />
über <strong>sportFACHHANDEL</strong>. Und fügt hinzu: „Dass<br />
sich Newell Brands Gedanken über das zukünftige<br />
Markenportfolio macht, ist gerade auch nach der<br />
Übernahme der Jarden Corporation im vergangenen<br />
Dezember nichts Ungewöhnliches. Das Management<br />
von K2 und auch wir von Völkl werden an diesem<br />
Prozess von Newell Brands beteiligt. Wir stehen<br />
diesem Prozess positiv gegenüber und sind uns<br />
sicher, dass wir einen guten Partner finden werden.<br />
Wir stehen hier noch am Anfang der Gespräche. Fakt<br />
ist aber: Völkl ist ein Traditionsunternehmen und<br />
fertigt mit über 400 Mitarbeitern nach wie vor in<br />
Deutschland. Das wird auch in Zukunft so bleiben!<br />
Wir machen uns überhaupt keine Sorgen! Die jetzt<br />
angekündigte Verkaufsabsicht wird keinerlei Auswirkungen<br />
auf unsere Handelspartner haben.“<br />
Peter Kuba, General Manager K2, leitete uns ein<br />
Statement aus dem amerikanischen Headquarter<br />
weiter, in dem es heißt, bei K2 herrsche „business<br />
as usual“, die Auslieferung der aktuellen Produktlinien<br />
sei nahezu abgeschlossen, die Kollektion<br />
2017 werde den Händlern bereits präsentiert („zwei<br />
Monate früher als jemals zuvor“). „Wir werden<br />
weiterhin in Ausrüstung, Personal und Programme<br />
zur Sicherung des Erfolgs unseres Markenportfolios<br />
investieren“.<br />
Endzeitstimmung sieht anders aus. Aber<br />
schafft denn nicht allein die Absicht, die<br />
Traditionsmarken abzustoßen, Unsicherheit im<br />
Handel? „Völkl und K2 sind ja nicht die ersten Skimarken,<br />
die verkauft werden“, kommentiert Dieter<br />
Gerlspeck, Inhaber Sport + Mode Gerlspeck in<br />
Erding. „Große Auswirkungen der Verkaufsankündigung<br />
durch Newell erwarten wir daher nicht,<br />
weder jetzt für die Saison noch für kommende<br />
Orderrunden. Völkl und K2 sind traditionsreiche<br />
und marktführende Unternehmen. Es wird in<br />
jedem Fall marktgerechte Lösungen geben. Wir<br />
sind sicher, dass sich ein Käufer finden wird, der in<br />
den Skisport investieren will. Nur weil Newell die<br />
beiden Unternehmen verkaufet, stirbt doch nicht<br />
gleich der ganze Skimarkt! Zwar lässt sich gerade<br />
nach dem letzten Winter nicht bestreiten, dass der<br />
Markt schwierig ist. Industrie und Handel brauchen<br />
zudem dringend Innovationen. Aber der Skisport<br />
hört ja nicht beim Verkauf von Ski auf. Der Skisport<br />
mit all seinen Produktgruppen ist für uns und die<br />
gesamte Branche von großer Bedeutung.“<br />
Worauf Dieter Gerlspeck zu Recht hinweist, ist die<br />
Frage danach, ob der Verkauf der beiden Unternehmen<br />
durch die Amerikaner nicht folgerichtig<br />
sein könnte. Denn was will ein Konzern, der so<br />
unterschiedlichen Produkte wie beispielsweise<br />
Stifte, Künstlerbedarf, Kaffeemaschinen, Töpfe,<br />
Pfannen, Haargummis oder Kinderwagen anbietet,<br />
überhaupt mit Skimarken? Und kann ein solcher<br />
Konzern tatsächlich ernsthaft Unternehmen wie<br />
Völkl und K2 kompetent weiter entwickeln? Folgt<br />
man dieser Argumentation, ist der Verkauf nicht<br />
nur richtig, sondern auch im besten<br />
Interesse der betroffenen Skimarken.<br />
Vorausgesetzt es findet<br />
sich ein Käufer, der gewillt ist, in<br />
einem schwierigen Marktumfeld<br />
zu investieren.<br />
Andererseits würde wohl niemand<br />
Unternehmen abstoßen,<br />
wenn dort die Gewinne nur<br />
so sprudelten. Darauf weist ein<br />
Brancheninsider hin, der weiter<br />
kommentiert: „Rein wirtschaftlich<br />
betrachtet, zeigt der Wille<br />
von Newell zwei so traditionsreiche<br />
Marken wie K2 und Völkl<br />
zu verkaufen letztlich, wie krank<br />
die Skibranche ist. In der Industrie steht ein sehr<br />
hoher Aufwand einer vergleichsweise schwachen<br />
Ertragsmarge gegenüber. Genau dieser Punkt<br />
macht die Skiindustrie für Investoren eher weniger<br />
attraktiv. Deshalb sollte uns die jetzige Entwicklung<br />
sehr nachdenklich machen! Das Geschäft muss<br />
sowohl von der Industrie als auch vom Handel<br />
anders betrieben werden. Wir müssen uns wieder<br />
bewusst machen, dass Ski nicht nur Emotion<br />
wecken, Frequenz in den Handel bringen und zu<br />
hohen Bons führen, wir müssen uns auch bewusst<br />
machen, dass die Industrie und der Handel mit Ski<br />
Geld verdienen müssen. Was den Handel betrifft,<br />
so wird die Ankündigung, dass die Unternehmen<br />
verkauft werden, für diese Saison sicherlich keine<br />
Auswirkungen haben. Anders sieht es anschließend<br />
aus. Aber da dürften wir alle spätestens zur<br />
ISPO schlauer sein.“<br />
Für den deutschen Sportfachhandel und für<br />
das Europa-Geschäft der Skiindustrie waren<br />
die letzten Winter alle überaus herausfordernd.<br />
Gerne vergessen wir aber, dass die Industrie meist<br />
längst weltweit aufgestellt ist. Ein schneearmer<br />
Winter hierzulande mag zwar wehtun, heißt aber<br />
längst noch nicht, dass die Witterung in einzelnen<br />
Regionen zu weltweiten Umsatzeinbrüchen<br />
führt. Andere Probleme der Branche jedoch wie<br />
der Rental-Trend, ausufernde Sondermodelle,<br />
die Herrschaft der Rotstiftpreise, fehlende Innovationen<br />
und fehlender Nachwuchs machen der<br />
Branche nicht nur in Deutschland und Mitteleuropa<br />
zu schaffen. Insofern dürfte die Wahrheit<br />
darüber, ob Newell K2 und Völkl wegen mangelnder<br />
Zukunfts- und Ertragsaussichten oder wegen der<br />
Konzentration auf kompetent zu besetzende Kernsegmente<br />
verkauft, irgendwo dazwischenliegen.<br />
Klar ist aber, dass die Suche nach einem Käufer für<br />
die beiden Traditionsunternehmen von der ganzen<br />
Branche aufmerksam verfolgt werden wird. Für den<br />
Handel ist es wünschenswert, wenn spätestens zur<br />
nächsten Orderrunde Gewissheit darüber herrscht,<br />
wo die Reise hingeht.