sportFACHHANDEL 12_2016 Leseprobe
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26 | FACHHANDEL | Stores 13.<strong>2016</strong><br />
DÉCATHLON SCHLIESST CITY-FILIALE IN MANNHEIM<br />
Exit nach nur zwei Jahren<br />
Der französische Sportartikeldiscounter Décathlon hat zum 15.10. seine Filiale in der Mannheimer<br />
Innenstadt geschlossen. Die Ankündigung erfolgte nur eine Woche vorher. Text: Marcel Rotzoll<br />
Vom Winde verweht: Schon<br />
nach zwei Jahren musste<br />
die City-Filiale in Mannheim<br />
wieder ihre Pforten schließen.<br />
Mit dem City-Konzept will Décathlon großflächig<br />
die Innenstädte erobern. Beispielsweise<br />
in Mannheim wurde in diesem<br />
Zusammenhang im Oktober 2014 eine ca. 4.000 qm<br />
große Fläche eröffnet. Nach noch nicht einmal zwei<br />
Jahren ist schon wieder Schluss. Und zwar mittels<br />
hartem Exit: Nur neun Tage nach der Ankündigung<br />
schließt die Mannheimer Filiale im ehemaligen<br />
Prinz-Haus bereits zum 15.10. Philip Kaufmann,<br />
Geschäftsführer der Unternehmensentwicklung<br />
bei Décathlon Deutschland, kommentiert: „Im Zuge<br />
unserer Expansion passen wir unser Verkaufskonzept<br />
auf die unterschiedlichsten Flächen an, wie<br />
z. B. Standorte in Innenstadtlage, kleinere Flächen<br />
oder Gebäude über mehreren Ebenen, damit diese<br />
optimal dem deutschen Markt entsprechen. Wir<br />
müssen jetzt feststellen, dass unser Vorhaben durch<br />
die Rahmenbedingungen an dem aktuellen Standort<br />
in Mannheim nur unzureichend erfüllt werden.<br />
Dennoch wissen wir aus unseren anderen Filialen,<br />
dass unser Konzept und unsere Pro-<br />
dukte gut in der Rhein-Neckar-Region<br />
angenommen werden und freuen uns<br />
daher über viele zufriedenen Kunden.<br />
Daher werden wir in weitere Stand-<br />
orte in der Region investieren.”<br />
Allen Mitarbeitern würde „eine individuelle<br />
Option geboten, weiterhin<br />
für das Unternehmen tätig zu sein“,<br />
beispielsweise in den Filialen Ludwigshafen,<br />
Neustadt, der im Novem-<br />
ber eröffnenden 800-qm-Filiale in der<br />
Grenzhöferstraße in Schwetzingen<br />
sowie im dort ansässigen Logistikzentrum.<br />
Außer den Rahmenbedingungen werden seitens<br />
Décathlon keine weiteren Gründe für die Aufgabe<br />
des Standortes genannt. In den regionalen Medien<br />
wird spekuliert, dass die Drogen- und Trinkerszene<br />
mitverantwortlich für den harten Exit ist. Zudem<br />
wird ein Mitarbeiter der Mannheimer Wirtschaftsförderung<br />
zitiert, dass man zumindest gehört habe,<br />
„dass sich der gewünschte Erfolg dort nicht eingestellt<br />
hat“. Auf unsere Fragen an den französischen<br />
Filialisten, was die Schließung der Mannheimer<br />
Filiale für die weitere Expansion in Innenstadtlagen<br />
bedeute und wie man die Marktchancen für Décathlon-City-Filialen<br />
beurteile, geht man nicht ein.<br />
Der Hinweis von Philip Kaufmann, dass man das eigene<br />
Verkaufskonzept auf unterschiedlichste Flächen<br />
anpasse, lässt aber zumindest erahnen, wie schwer<br />
sich Décathlon mit einem Großflächenkonzept in Innenstädten<br />
tut. Dass zudem zwischen Ankündigung<br />
und Schließung nur etwas mehr als eine Woche lag,<br />
ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass der Leidensdruck<br />
eher besonders hoch gewesen sein muss.<br />
Allzumal die Immobilie nur gemietet ist und die Verträge<br />
wie für Innenstadtlagen typisch entsprechend<br />
langfristig geschlossen worden sein dürften.<br />
Jedoch betonen die Franzosen, dass man „derzeit<br />
allgemein von einem starken Wachstum“<br />
in Deutschland profitiere. Der hiesige Markt<br />
sei für „den französischen Sportartikelhersteller<br />
und -händler aktuell der interessanteste Markt<br />
in ganz Europa“. Demgemäß ist zunächst nicht<br />
davon auszugehen, dass Décathlon die eigenen<br />
Expansionspläne überdenkt. Denn ungeachtet der<br />
abrupten Schließung in Mannheim sind weitere,<br />
auch innerstädtische Filialen geplant. So wurde<br />
zwei Tage vor dem Mannheimer Exit am 13. Oktober<br />
in der Berliner Schlossstraße ein Geschäft auf<br />
2.000 qm eröffnen. Geplant sind zudem die bereits<br />
erwähnte Eröffnung in Schwetzingen, Ende <strong>2016</strong><br />
eine Filiale auf 2.500 qm auf dem Posthalterweg in<br />
Oldenburg, im Frühjahr 2017 in Köln-Marsdorf auf<br />
4.200 qm, auf der Friedrich-Engels-Allee in Wuppertal<br />
auf 3.400 qm sowie Mitte 2017 in Ingolstadt<br />
auf der Eriagstraße 2.700 qm. Allein <strong>2016</strong> wird<br />
man somit insgesamt zehn neue Läden aufgesperrt<br />
haben. Mit den drei für 2017 feststehenden<br />
Neueröffnungen kommt man dann bereits auf<br />
deutschlandweit 41 Filialen.