Umgang mit Wissensproblemen in der ... - w.e.b.Square

Aufgrund der Interdisziplinarität von Wissensmanagement gibt es verschiedene Entwicklungslinien,
aus denen die unterschiedlichen Ansätze hervorgehen. Die ingenieurwissenschaftliche
Perspektive, die hauptsächlich in der frühen Phase des Wissensmanagements dominierte,
steht in enger Verbindung zur Entwicklung des Computers und den Fortschritten der Informations-
und Kommunikationstechnologien. Durch die Verwurzlung dieser Linie in der
Künstlichen Intelligenz, den Konzepten der Expertensysteme, den Decision-Support-
Systemen und dem Netzwerkdesign (vgl. Roehl, 2000, Kap. 2.1.2.1), greifen Konzepte dieser
Linie vor allem auf technische, rechnergestützte Instrumente zur Lösung von Informations-
und Kommunikationsproblemen zurück.
Die betriebswirtschaftliche Linie ist aufgrund des hohen Interesse der unternehmerischen Praxis
am stärksten ausgeprägt. Da Wissen hier als Produktionsfaktor gesehen wird, steht die
nutzen- und effizienzorientierte Bewirtschaftung von Wissen im Vordergrund. Die Forschungs-
und Praxisfelder des organisationalen Lernens, der Organisationsentwicklung, des
Informationsmanagements, der Organisationskulturforschung und des Personalmanagements
werden unter dieser Wissensmanagementperspektive vereint (Roehl, 2000).
Die soziologische Perspektive sieht Wissensmanagement, im Vergleich zu den vorherigen Perspektiven,
weniger als praktisches Steuerungskonzept, sondern eher als theoretische Beschreibung
des Managements von Wissen in Organisationen. Daher wird diese Entwicklungslinie
auch als sehr abstrakt wahrgenommen. Die Bestimmungsstücke für das Wissensmanagement
sind hier die Wissenssoziologie, die Systemische Organisationsberatung,
sowie die neuere soziologische Systemtheorie. Durch die Einflüsse der Systemtheorie wird
die Organisation als ein intelligentes, soziales System gesehen (Roehl, 2000).
Schließlich gibt es noch die facettenreiche psychologische Entwicklungslinie, die etwas schwächer
als die anderen ausgeprägt ist. Wichtige psychologische Konzepte sind für diese Perspektive
u.a. das Lernen, die Motivation sowie die Wissenskooperation. Folglich werden
Motive, Anreize und der zwischenmenschliche Austausch vordergründig betrachtet (Reinmann,
2006).
Diese Entwicklungslinien beschreiben keinen chronologischen Verlauf der Entwicklungen
im Wissensmanagement. Es ist nicht so, dass die eine Linie von der anderen abgelöst wurde,
sondern vielmehr kann man diese Linien als verschiedene, parallel existierende Strömungen
des Wissensmanagements bezeichnen. Die chronologischen Entwicklungen hin
zum heutigen Stand der Wissensmanagement-Forschung werden im Folgenden kurz aufgezeigt.
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