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VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2016

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PERSPEKTIVEN<br />

haben. Paradoxerweise haben diese Patienten<br />

eine erhöhte Herzaktivität, erhöhte<br />

Plasma-Katecholaminspiegel und eine<br />

erhöhte Aktivität sympathischer Nervenfasern.<br />

Diese Adaptation mit dem Ziel die<br />

erhöhten Blutdruckwerte zu erhalten<br />

scheint vor allem in den Barorezeptoren<br />

selber stattzufinden. Mit zunehmendem<br />

Alter werden durch athero sklerotische<br />

Veränderungen die arteriellen Gefässe<br />

weniger dehnbar und die Sensibilität der<br />

Barorezeptoren nimmt ab. Dies könnte<br />

erklären, warum ältere Patienten mit Hypertonie<br />

eine erhöhte Aktivität der sympathischen<br />

Nerven aufweisen und erhöhte<br />

Katecholaminspiegel zeigen.<br />

Renale Ursachen einer<br />

sekundären Hypertonie<br />

Renovaskuläre Hypertonie<br />

Die renovaskuläre Hypertonie ist im Wesentlichen<br />

durch die atherosklerotische<br />

Nierenarterienstenose und bei einem kleinen<br />

Teil durch eine fibromuskuläre Dysplasie<br />

(meist junge Frauen, perlschnurartigen<br />

Stenosen der Nierenarterie) bedingt<br />

und wird bei ca. 1 % der Patienten mit arterieller<br />

Hy pertonie klinisch diagnostiziert.<br />

Der pathophysiologische Zusammenhang<br />

zwischen Nierenarterienstenose (NAS) und<br />

Hypertonie ist bei der fibromuskulären<br />

Dysplasie weitgehend gegeben, bei der<br />

atheroklerotischen Nierenarterienstenose<br />

ist diese bei einem Grossteil der Patienten<br />

nicht ursächlich, da oft nicht nur ein solitäre<br />

Läsion der Nierenarterie sondern auch<br />

eine ischämische Nierenschädigung auf<br />

dem Boden von atherosklerotischen Veränderungen<br />

der kleinen Nierengefässe vorliegt.<br />

Klinisch sollte der Verdacht auf eine<br />

hämodynamisch relevante NAS bei einer<br />

therapierefraktären Hypertonie, einer Verschlechterung<br />

einer Hypertonie innert<br />

kurzer Zeit, Auftreten einer Hypertonie in<br />

jungem Alter, einer unklaren Verschlechterung<br />

der Nierenfunktion unter Blockade<br />

des RAAS, einer einseitig verkleinerten<br />

Niere, sowie bei rezidivierendem Lungenödem<br />

bei schwerer arterieller Hypertonie<br />

gehegt werden. Diagnostisch kommen die<br />

farbcodierte Duplexsonographie, die MRund<br />

CT-Angiographie und als Goldstandard<br />

die intraarterielle digitale Substraktionsangiographie<br />

zum Einsatz, wobei<br />

hierbei gleichzeitig eine PTRA durchgeführt<br />

werden kann.<br />

Bei der fibromuskulären Dysplasie ist der<br />

Stellenwert der Angioplastie gesichert [5],<br />

bei der atherosklerotischen NAS konnten<br />

zwei grosse Studien keinen Vorteil einer<br />

interventionellen Therapie zeigen [6, 7].<br />

Die Indikation für eine PTRA sollte hier<br />

bestimmten Fällen vorbehalten werden<br />

(z. B. rezidivierendes Lungenödem, therapierefraktäre<br />

Hypertonie, progrediente<br />

Niereninsuffizienz, junger Patient mit<br />

normaler Nierengrösse) [8].<br />

Abbildung 3: Nierengewebe (HE-Färbung, 400x vergrössert) und schematische Darstellung<br />

eines Glomerulums. Man erkennt die verschiedenen Bestandteile des Nierenkörperchens =<br />

Glomerulum (Kapselraum, parietales Blatt der Bowmanschen Kapsel, Basalmembran,<br />

Gefässpol) sowie eine afferente Arteriole mit den juxtaglomerulären/granulierten Zellen,<br />

welche Renin produzieren. Man erkennt auch die extraglomerulären Mesangiumzellen.<br />

(Quelle: Dr. med. Denes Kiss/Prof. W. Wegmann)<br />

Renal-parenchymatöse<br />

Hypertonie<br />

Unter einer renoparenchymatösen Hypertonie<br />

wird eine Hypertonie auf dem Boden<br />

einer Nierenerkrankung verstanden. Diese<br />

wird bedingt durch die eingangs erwähnten<br />

pathophysiologischen Grundlagen,<br />

indem Nierenerkrankungen zu einer<br />

Salz-Wasserretention, zu einer Aktivierung<br />

respektive Fixierung des RAAS und<br />

zu einer Aktivierung des sympathischen<br />

Nervensystems sowie zu einer Störung der<br />

Funktion des Endothels führen. Aus diesem<br />

Grunde sollten Patienten mit Hypertonie<br />

abgeklärt werden mittels einer Bestimmung<br />

des Kreatinins, Harnstoffs,<br />

Natriums und Kaliums im Serum sowie<br />

einer Urinstixuntersuchung, einer mikroskopischen<br />

Urinsedimentuntersuchung,<br />

der quantitativen Messung der Proteinurie<br />

und einer Sonographie der Nieren<br />

(s. Abb. 4). Ein normales Kreatinin<br />

schliesst das Vorliegen eines Nierenschadens<br />

nicht aus da dieser auch bei einer<br />

noch normalen glomerulären Filtrationsrate<br />

vorliegen kann (s. Abb. 5).<br />

Arterielle Hypertonie<br />

und Niereninsuffizienz<br />

Die arterielle Hypertonie kann Folge und<br />

Ursache einer Nierenerkrankung sein und<br />

somit ist die Wechselwirkung komplex.<br />

Abbildung 4: Abklärung bei renaler<br />

Hypertonie<br />

Neben dem Diabetes mellitus ist die arterielle<br />

Hypertonie in unseren Breitengraden<br />

eine der häufigsten Ur sachen einer<br />

terminalen Niereninsuffi zienz. Bei 80 %<br />

der Patienten mit Niereninsuffizienz<br />

kommt es zu einer arteriellen Hypertonie<br />

und diese ist die häufigste Sekundärkomplikation,<br />

welche bereits schon in frühen<br />

Stadien der Nierenerkrankung auftritt [9].<br />

Da die arterielle Hypertonie ein wichtiger<br />

Faktor bei der Progression der Nierenerkrankung<br />

und gleichzeitig ein Risikofaktor<br />

für die Entstehung kardiovaskulärer<br />

Erkrankungen ist, kommt ihrer<br />

Behandlung bei Patienten mit Niereninsuffizienz<br />

eine wichtige Bedeutung zu.<br />

Gleichzeitig sollte berücksichtigt werden<br />

dass das Voranschreiten der Niereninsuffizienz<br />

neben der Hypertonie noch durch<br />

andere Faktoren, wie z. B. das Vorliegen<br />

einer Proteinurie, eines Diabetes mellitus,<br />

einer Adipositas, Rauchen und genetischer<br />

Faktoren beeinflusst wird. Es ist günstig,<br />

wenn niereninsuffiziente Patienten ab<br />

dem Stadium 3 der Nieren erkrankung<br />

(Clearance < 59 – 30 ml/min/1,73 m2)<br />

in Zusammenarbeit mit einem Nephrolo-<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

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