Nutrition-Press
10 Jahre NEM e.V. Wir tun was!
10 Jahre NEM e.V.
Wir tun was!
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Ausgabe Nr. 9 – September 2016 · 4,95 Euro · ISSN 2196 8505<br />
www.nutrition-press.com<br />
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Fachzeitschrift für Mikronährstoffe<br />
Thomas Büttner<br />
Neue Rechtsprechung<br />
zur Health Claims<br />
Verordnung<br />
Sabrina Beerbalk<br />
Entschlackung,<br />
Entgiftung – oder<br />
neudeutsch Detox<br />
Manfred Scheffler<br />
10 Jahre NEM Verband:<br />
Freiheit für gesunde<br />
Nahrung<br />
Mikronährstoffe<br />
Vitalstoffe<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Hersteller und Vertriebe<br />
10 Jahre NEM e. V.<br />
Wir tun was!
Editorial<br />
10 Jahre mittelständische Verbandsarbeit im Sinne der Gesundheit<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
Am 15. September 2006 wurde der NEM Verband gegründet<br />
– mit eindeutigen Zielen. Weitere Informationen<br />
zu unseren Zielen und Erfolgen finden Sie auf unserer<br />
Webseite: www.nem-ev.de.<br />
Warum macht man eigentlich Verbandsarbeit mit allen<br />
seinen Aktivitäten, tagtäglichen Verwaltungsarbeiten –<br />
und das ehrenamtlich.<br />
Die Antwort ist ganz einfach:<br />
Wer in unserer Gesellschaft etwas positiv verändern<br />
möchte und nicht nur kritisieren will, muss was tun. Wer<br />
etwas ernten will, muss den Acker bestellen. Meckern<br />
allein reicht nicht. Der Verband wurde genau in der Zeit<br />
gegründet, in der es keine Interessenvertretung für den<br />
Mittelstand unserer Branche gab, der offen Missstände<br />
ins Visier genommen hat. Natürlich gab und gibt es Verbände,<br />
die Konzerne vertreten und Gesetze er klären.<br />
Braucht man aber dazu Verbände? Nein – ist doch klar.<br />
Ein gesundes und langes Leben wünscht sich wohl jeder<br />
– und darum geht es.<br />
• Eine Welt, in der man selbst bestimmen kann, wie<br />
man sich ernährt.<br />
• Eine Welt, in der man sich über wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
informieren darf.<br />
• Eine Welt, die der Landwirtschaft<br />
nicht verbietet an zu bauen,<br />
was seit Jahrtausenden üblich<br />
war. Eine Welt, die nicht<br />
Bür ger verfolgt, die Samen und<br />
Gemüse verkaufen, die seit Jahrtausenden<br />
und länger die Vielfalt<br />
unserer Ernährung ausmachten.<br />
Der menschliche Körper braucht<br />
eine Vielzahl von Mikronährstoffen, die er in unserer<br />
heutigen Zeit nicht mehr durch die Ernährung ausreichend<br />
erhält. Deshalb ist eine Supplementierung Pflicht<br />
für die Gesundheit. Das hat sogar die DGE erkannt.<br />
In diesem Sinne bleiben wir unserem Motto treu „Freiheit<br />
für gesunde Nahrung“.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Ihr<br />
Manfred Scheffler<br />
Präsident NEM e.V.<br />
Manfred Scheffler<br />
Präsident NEM e.V.<br />
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong> ist die offi zielle Zeitschrift des NEM e.V.<br />
Verband mittelständischer europäischer Hersteller und<br />
Distributoren von Nah rungs ergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten<br />
e.V.<br />
3
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Inhalt<br />
5 10 Jahre NEM Verband: Freiheit für gesunde Nahrung!<br />
8 Nahrungsergänzung: Schlank potent und fit aus dem Internet?<br />
11 Die Diskussion um Nahrungsergänzung • Prof. Dr. Dr. Kurt S. Zänker<br />
14 Können Vitamine und Mineralstoffe über- oder unterdosiert werden? • Dr. Gottfried Lange<br />
16 Mikroalgen: unerschöpfliches Potenzial für Gesundheit und Ernährung<br />
• Dr. Michael Sandmann, Prof. Dr. Sascha Rohn<br />
20 Avocado – ein Superfood<br />
24 Grüner Kaffee macht fit und schlank • Daniela Lipgens<br />
27 Entschlackung, Entgiftung – oder neudeutsch Detox<br />
32 Ayurvedische Kräuter und ihre Anerkennung in der EU • Dr. med. Harsha Gramminger<br />
36 Die sieben hauptsächlichsten Lügen der Ernährungsindustrie • Prof. Dr. med. Enno Freye<br />
44 Der weite Weg • Prof. Dr. med. Jörg Spitz<br />
49 Neue Rechtsprechung zur Health Claims Verordnung • Dr. jur. Thomas Büttner<br />
54 Auf der Suche nach dem „Anderen“ – drückt sich eine Gesellschaft vor der Verantwortung? • Thomas Olbert<br />
56 Digitaler Nachlass: Wer erbt eigentlich mein Facebook? • ARAG<br />
60 Spitzenorganisationen der Sozialversicherung besorgt über Normung von Gesundheitsdienstleistungen •BG RCI<br />
Impressum<br />
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Fachzeitschrift für Mikronährstoffe,<br />
Vitalstoffe, Nahrungsergänzungsmittel,<br />
Hersteller und Vertriebe<br />
Online-Ausgabe: ISSN 2195-8505<br />
Herausgeber: Elite Magazinverlags GmbH<br />
Boslerstraße 29 · 71088 Holzgerlingen<br />
Telefon:+49(0)7031/ 744-0 · Fax:+49(0)7031/744-195<br />
E-Mail: info@nutrition-press.com<br />
Chefredaktion: Bernd Seitz (V.i.S.d.P.)<br />
Leitender Redakteur: Manfred Scheffler<br />
Redaktion: Gabriele Thum M.A.<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Dr. Gottfried Lange<br />
Prof. Dr. Kurt S. Zänker<br />
Juristischer Beirat: Dr. jur. Thomas Büttner<br />
Gastautoren:<br />
Dipl. Biologin Sabrina Beerbalk<br />
Dr. jur. Thomas Büttner<br />
Prof. Dr. med. Enno Freye<br />
Dr. med. Harsha Gramminger<br />
Dr. Gottfried Lange<br />
Daniela Lipgens<br />
Thomas Olbert<br />
Prof. Dr. Sascha Rohn<br />
Dr. Michael Sandmann<br />
Prof. Dr. med. Jörg Spitz<br />
Prof. Dr. Dr. Kurt S. Zänker<br />
Grafik/Layout: Melanie Wanner<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Petra Seitz, Telefon: +49 (0)7031/744-140<br />
E-Mail: info@nutrition-press.com<br />
Bildnachweis: fotolia.com, Dr. Björn Lindemann<br />
Erscheinungsweise: 2 mal pro Jahr:<br />
Februar, September<br />
Einzelpreis: 4,95 Euro, zzgl. Versandkosten<br />
Bestellung der Print-Ausgabe: info@nem-ev.de<br />
Print-Ausgabe: ISSN 2196-1271<br />
Online-Magazin und Media-Daten:<br />
kostenlos unter www.nutrition-press.com<br />
Printed in Germany<br />
Copyright-Hinweis: Die gesamten Inhalte des Magazins<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte auf Konzept<br />
und Gestaltung: Elite Magazinverlags GmbH und NEM e.V..<br />
Vervielfältigungen jeglicher Art nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung der Elite Magazinverlags GmbH<br />
und des NEM e.V.. (alle Anschriften siehe Verlag)<br />
Offizielles Magazin des NEM e.V.:<br />
NEM Verband mittelständischer europäischer<br />
Hersteller und Distributoren von Nahrungs ergänzungsmitteln<br />
& Gesundheitsprodukten e.V.<br />
Horst-Uhlig-Str. 3, 56291 Laudert<br />
Telefon: +49 (0)6746/80 29 82 0<br />
Fax: +49 (0)6746/80 29 82 1<br />
E-Mail: info@nem-ev.de<br />
Internet: www.nem-ev.de<br />
4<br />
www.nutrition-press.com
Ernährung / Prävention<br />
Seit nunmehr zehn Jahren gibt es den NEM Verband (NEM e.V.)<br />
mittelständischer europäischer Hersteller und Distributoren<br />
von Nahrungs ergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e. V. .<br />
Der Verband vertritt die Interessen der mittelständischen Industrie<br />
und des mittelständischen Handels sowie Unternehmen bezüglich<br />
Nahrungsergänzungs mittel, ergänzender bilanzierter Diäten, Me dizin<br />
produkte, funktionaler Lebensmittel und Kosmetikprodukten.<br />
10 Jahre NEM Verband:<br />
Freiheit für gesunde Nahrung!<br />
Der Vorstand und der Fachbeirat des NEM<br />
e.V., der sich aus Unternehmern, Juristen,<br />
Sachverständigen und Ernährungswissenschaftlern<br />
mit zum Teil jahrzehntelanger Praxiserfahrung zusammensetzt,<br />
engagiert sich in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Mitgliedern für eine wirksame und effiziente<br />
Interessenvertretung in allen gesellschaftlichen Berei<br />
chen. Die Hauptaufgabe sahen seinerzeit die Gründungsmitglieder<br />
die in Teilen der Öffentlichkeit und der<br />
Verwaltung festzustellende Unkenntnis bezüglich der<br />
präventiven Bedeutung der in Europa entwickelten Nahrungsergänzungsprodukte<br />
durch eine entsprechende<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Kontakte zu den politischen<br />
Entscheidungsträgern zu korrigieren.<br />
5
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Der NEM Verband hat in den letzten zehn Jahren viel erreicht,<br />
sieht aber auch für die Zukunft noch viele wichtige<br />
Aufgaben vor sich. <strong>Nutrition</strong> <strong>Press</strong> Herausgeber<br />
Bernd Seitz sprach mit dem Verbandspräsidenten Manfred<br />
Scheffl er:<br />
<strong>Nutrition</strong> <strong>Press</strong>: Herr Scheffler, der NEM Verband feiert<br />
sein zehnjähriges Bestehen. Sie sind seit dem Tag<br />
der Gründung durchgängig der Präsident des Verbandes<br />
und haben in diesen zehn Jahren sehr viel pro<br />
Nahrungsergänzungsmittel erreicht.<br />
Manfred Scheffler: Ein Präsident ist nur so gut wie<br />
sein Team. Das ist in einem Verband nicht anders als in<br />
der Politik. Ich hatte in der Vergangenheit immer sehr<br />
fähige und engagierte Vorstandsmitglieder um mich,<br />
die sehr viel bewegten und immer wieder neue Impulse<br />
und Ideen in den Verband einbrachten. Ob das in der<br />
Politik auch so ist, darüber wird wohl jeder seine eigene<br />
Meinung haben. Einfach waren die letzten zehn Jahre<br />
auf jeden Fall nicht. Das Hauptthema war die Schaffung<br />
von Rechtssicherheit für europäische NEMUnternehmen<br />
innerhalb Deutschlands und der EU, insbesondere<br />
hinsichtlich der behördlichen Umsetzung der entsprechenden<br />
Verordnungen und Gesetze, wie auch der<br />
NEMVerordnung und EURichtlinie – auch bei Diät und<br />
Medizinprodukten. Nicht weniger mussten wir im Zusammenhang<br />
mit der Einführung der Health Claims<br />
Verordnung und in der Durchsetzung einheitlicher deutscher<br />
und EUGenehmigungsverfahren in den juristischen<br />
Ring steigen.<br />
NP: Jedes in der EU in den Handel kommende Nahrungsergänzungsmittel<br />
muss je nach Klassifi zierung<br />
auf die lebensmittelrechtliche Verkehrsfähigkeit<br />
geprüft sein. Trotzdem überschwemmen ausländische<br />
Hersteller und Vertriebe ohne jegliche Prüfungen<br />
den EU Markt. Was macht der Staat dagegen und was<br />
unternimmt der NEM Verband?<br />
Manfred Scheffler: Zunächst einmal kümmern wir uns<br />
darum, dass unsere Mitgliedsfi rmen für ihre Produkte in<br />
jedem Fall über die vorgeschriebenen Verkehrsfähigkeiten<br />
und, wenn erforderlich, über lebensmittelrechtliche<br />
Fachgutachten verfügen. Diese können beim NEM Verband,<br />
übrigens auch von international ausgerichteten<br />
Unternehmen, ebenso wie Qualitätsgutachten und Zertifi<br />
zierungen in Auftrag gegeben werden. Die deutschen<br />
Behörden sind sehr aktiv, was die Prüfung der hier angesiedelten<br />
Unternehmen angeht. Zunehmend fi scht<br />
der Zoll ausländische Medizin und NEMProdukte an<br />
den Flughäfen ab und vernichtet nicht zugelassene<br />
Ware. Das ist gut so, denn es ist von Verbrauchern<br />
höchst bedenklich, Gesundheitsprodukte über das Internet<br />
aus dem Ausland zu beziehen.<br />
NP: Von Ihnen stammt der NEM-Slogan „Freiheit für<br />
gesunde Nahrung!“ Um diese Freiheit durchzusetzen,<br />
Manfred Scheffler<br />
hat der Verband eine Unterschriften-Petition initiiert<br />
und sich an das Europäische Parlament gewandt. Was<br />
war der Anlass?<br />
Manfred Scheffler: Wir leben und ernähren uns Multi<br />
Kulti und wagen uns gerne an exotische Früchte, Gemüse<br />
und Gewürze heran. Dann kommt der europäische<br />
Beamtenmoloch und möchte verbieten, dass Lebensmittel,<br />
die seit hunderten von Jahren außerhalb der EU<br />
verzehrt werden, per se verboten werden und eine Genehmigung<br />
brauchen. Drogen werden in Europa in immer<br />
mehr Ländern legalisiert und zum freien Verkauf<br />
zugelassen. Und für ein traditionelles exotisches Gewürz<br />
brauchen wir eine amtliche Genehmigung?<br />
NP: Herr Scheffler, unsere Zeit wird immer schnelllebiger<br />
und wechselhafter. Mit der Nahrung verhält es<br />
sich für viele genauso. Welche Bedeutung werden denn<br />
Nahrungsergänzungsmittel zukünftig haben?<br />
Manfred Scheffler: Ich bin sicher, dass die Notwendigkeit,<br />
die tägliche Nahrung sinnvoll und gezielt zu ergänzen,<br />
quantensprungartig ansteigen wird und prognostiziere<br />
ein riesiges Wachstum. Die Gründe liegen auf<br />
der Hand und werden von den Verbrauchern und den<br />
Medien immer mehr erkannt:<br />
Unsere Lebensmittel beinhalten immer weniger lebenswichtige<br />
Mikronährstoffe, was zum einen auf die zunehmende<br />
industrielle Fertigung, zum anderen auf den<br />
weltweiten Handel zurück zu führen ist. Dieser bedingt,<br />
dass Obst und Gemüse bereits in halbreifem Zustand<br />
geerntet und oft wochenlang transportiert wird. Der für<br />
Mikronährstoffe und Vitamine so wichtige natürliche<br />
Reifungsprozess fi ndet in riesigen Kühlhäusern statt.<br />
6
Ernährung / Prävention<br />
Für den Menschen sind allerdings ausreichend Mikronährstoffe,<br />
Vitamine, Mineralstoffe, Polyphenole, Flavonoide,<br />
Enzyme, Ballaststoffe etc. lebens- und gesundheitsnotwendig.<br />
Deutschland ist bereits ein Volk von Kranken: 60 Prozent<br />
der Bevölkerung ist übergewichtig, 35 Mio. haben<br />
Bluthochdruck, wir haben 6 Mio. Diabetiker und 30<br />
Mio. Allergiker (s. dazu auch Ausgabe 4 der <strong>Nutrition</strong>-<br />
<strong>Press</strong>). Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Die<br />
meisten dieser Krankheiten sind auf falsche und mangelnde<br />
Ernährung zurück zu führen. Wer gesund sein<br />
und bleiben möchte, wird um eine gezielte Nahrungsergänzung<br />
nicht herum kommen. Gesundheit ist ein verbrieftes<br />
Menschenrecht und darf nicht behindert werden!<br />
NP: Wie können Sie denn bewirken, dass die gängigen<br />
Vorurteile gegenüber Nahrungsergänzungsmitteln an<br />
Bedeutung verlieren? Immerhin gibt es ja immer noch<br />
viele Stimmen, die sich stellenweise sehr kritisch äußern.<br />
Manfred Scheffler: Das ist ein ganz großes Problem<br />
unseres Gesundheitssystems, das eigentlich im Sinne<br />
des Wortes Krankheitssystem heißen müsste. Denn<br />
erst wenn der Mensch krank ist, setzt dieses System<br />
ein. Dann kommen die großen Chemiekeulen in Form<br />
von Medikamenten. Dabei wäre es so einfach, durch<br />
eine entsprechende Aufklärung eine nachhaltige Gesundheitsprävention<br />
zu betreiben und die großen Volkskrankheiten<br />
zumindest weitgehend von vorneherein<br />
zu vermeiden. Das bedeutet Aufklärung, Aufklärung,<br />
Aufklärung – schon im Elternhaus und in der Schule beginnend!<br />
Die gesunde und richtige Ernährung steht genauso im<br />
Vordergrund wie regelmäßige Bewegung. Und wenn die<br />
heutige Ernährung dies nicht mehr hergibt, muss diese<br />
Ernährung eben ergänzt werden. Die Möglichkeiten und<br />
Produkte sind auf dem Markt, man muss sie nur nutzen.<br />
Vielleicht noch ein Satz zu den kritischen Äußerungen<br />
gegenüber Nahrungsergänzungsmitteln: Hier gibt es<br />
bekanntlich ja zwei Lager Die einen behaupten, dass<br />
Nahrungsergänzung nicht notwendig sei, wenn man<br />
sich vernünftig mit ausreichend Obst und Gemüse ernährt.<br />
Sprich, die berühmte „5 mal am Tag frisches<br />
Obst und Gemüseformel“ (Empfehlung der staatsunterstützten<br />
DGE). Doch wer schafft das konsequent? Kein<br />
Mensch!<br />
Die anderen warnen vor einer möglichen Überdosierung<br />
an Mikronährstoffen und Vitaminen. Ich kann Ihnen<br />
versichern, dass dies schlicht und einfach nicht<br />
möglich ist, wenn man einigermaßen seine fünf Sinne<br />
zusammen hat. Nahrungsergänzungsmittel werden vom<br />
Gesetzgeber gerade im Bezug auf die Wirkungsweise<br />
der Inhalte äußerst streng kontrolliert und überwacht!<br />
Es handelt sich bei Nahrungsergänzungsmitteln um Lebensmittelkonzentrate<br />
– nichts anderes. In Bezug auf<br />
Vitamine und Mineralstoffe gibt es, was Qualität und<br />
Quantität angeht, klare gesetzliche Regeln, die jeder<br />
Unternehmer einhalten muss.<br />
Komischerweise warnt niemand ernsthaft vor den Gefahren<br />
einer Überdosierung bei frei verkäuflichen Medikamenten.<br />
Da heißt es dann nur lapidar „fragen Sie Ihren<br />
Arzt oder Apotheker“.<br />
NP: Herr Scheffler, gibt es aktuell Tendenzen, die in<br />
der nahen Zukunft den Markt der Nahrungsergänzungsmittel<br />
maßgeblich verändern werden? Und woran<br />
erkenne ich die wirklich seriösen Präparate?<br />
Manfred Scheffler: alle in Deutschland/EU hergestellten<br />
Nahrungsergänzungsmittel sind seriös, da es ganz<br />
klare gesetzliche Regelungen gibt. Wer dagegen verstößt,<br />
macht sich strafbar. Die Gesundheit der Bevölkerung<br />
steht auf dem Spiel. Die Prävention wird künftig<br />
weit mehr in den Vordergrund rücken. Krankheit ist für<br />
jeden einzelnen und für die Volksgemeinschaft einfach<br />
zu teuer. Wenn wir so weitermachen gibt es einen volkswirtschaftlichen<br />
Kollaps – das ist eindeutig belegt.<br />
Jeder einzelne muss selber dafür sorgen, dass er durch<br />
eine entsprechende Ernährung möglichst lange gesund<br />
bleibt. Wir haben nun einmal nur eine Gesundheit. Verändern<br />
werden sich auch die Nahrungsergänzungsmittel<br />
allgemein. Immer mehr Produkte werden künftig<br />
hoch spezialisiert sein und ganz gezielt Mängel ansprechen.<br />
Es gibt heute schon Nahrungsergänzung, die speziell<br />
den Zellschutz fördert. So gibt es viele andere Spezialisierungen.<br />
NP: Kommen wir zum Schluss noch zu Ihren Mitgliedern,<br />
wer kann und sollte im NEM Verband Mitglied<br />
sein?<br />
Manfred Scheffler: Für Kleinst- und Mittelstandsunternehmen<br />
der NEM-Hersteller und Distributoren sollte<br />
eine Mitgliedschaft aus eigenem Interesse an einer<br />
durchgängigen Rechtssicherheit und aktuellen Branchen-Fachinformationen<br />
sozusagen Pflicht sein. Die<br />
Mitglieder profitieren zudem von regelmäßig stattfindenden<br />
Seminaren, initiiert durch einen exzellenten<br />
Fachbeirat mit kompetenten Juristen und Ernährungswissenschaftlern,<br />
die eng mit namhaften Universitäten<br />
und Hochschulen zusammenarbeiten.<br />
Nähere Informationen dazu gibt es auf der Webseite<br />
des Verbandes www.nem-ev.de<br />
Kostenlose Online-Ausgabe <strong>Nutrition</strong> <strong>Press</strong> Magazin:<br />
www.nutrition-press.com<br />
7
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Nahrungsergänzung: Schlank,<br />
potent und fit aus dem Internet?<br />
Die Verbraucherzentrale NRW weist darauf hin, dass Nahrungsergänzungsmittel<br />
aus dem Internet nicht erkennbar illegale und hochgradig gesundheitsschädliche<br />
Substanzen enthalten können. „Super Lover“Kaugummis, die statt<br />
der Libido eher das Herz und den Kreislauf an den Rand des Kollaps bringen,<br />
PowerPulver und Pillen für Sportler, die sich bei genauer Analyse als Drogenund<br />
Dopingpräparate entpuppen: Fast jedes dritte Nahrungsergänzungsmittel<br />
(NEM) ausländischer Herkunft, das Figur und FitnessFans online bestellen,<br />
enthält für Käufer nicht erkennbar illegale und hochgradig gesundheitsschädliche<br />
Substanzen.<br />
Das hat die Verbraucherzentrale NRW<br />
2011 bei einer Marktuntersuchung<br />
über den Internethandel mit angeblich natürlichen<br />
Nahrungsergänzungsmitteln festgestellt. Dass sich<br />
daran bislang wenig geändert hat, zeigen regelmäßige<br />
Meldungen verschiedener Institutionen wie dem Europäischen<br />
Schnell warn system RASFF oder dem Landeszentrum<br />
Gesundheit NRW.<br />
Die Verbraucherzentrale NRW gibt Tipps, wie Sie sich<br />
vor dreister Abzocke schützen und auf ausbleibende<br />
8
Anzeige /<br />
Ernährung / Prävention<br />
Lieferungen reagieren können und informieren über wichtige<br />
Regeln beim OnlineKauf von NEM. So schützen Sie<br />
sich:<br />
• Schutz vor fi nanziellem Verlust<br />
• Schutz vor gesundheitlichem Schaden<br />
• Schutz vor Wirkungslosigkeit bzw. überzogenen<br />
Wer be versprechen<br />
• Schutz vor positivem DopingTest<br />
Schutz vor finanziellem Verlust<br />
Webseiten in deutscher Sprache oder die Abbildung der<br />
deutschen Flagge können leicht über den tatsächlichen<br />
Sitz der Anbieter hinweg täuschen. Ein Blick in das Impressum<br />
verrät mehr: Prüfen Sie, ob die WebSeite ein<br />
Impressum hat und ob sich dort eine Person oder Organisation<br />
für die WebSeite verantwortlich zeigt (vollständige,<br />
tatsächlich existierende Postanschrift, deutsche<br />
Telefonnummer)! Zahlungsweise: Idealerweise bezahlen<br />
Sie die Ware erst nach der Lieferung. Sonst zahlen<br />
Sie per Lastschrift oder nutzen ein Sicherungssystem<br />
wie PayPal. Dann können Sie Ihr Geld bei NichtLieferung<br />
rückbuchen. Bei Kreditkartenzahlung ggf. bei Erhalt<br />
der Abrechnung Protest gegen Abbuchung (wegen<br />
nicht erbrachter Gegenleistung) einlegen.<br />
Schutz vor gesundheitlichem Schaden<br />
Grundsätzlich sind Nahrungsergänzungsmittel keine<br />
Heil mittel. Es sind Lebensmittel. Sie sollen keine Krankheiten<br />
heilen, sondern die normale Ernährung ergänzen.<br />
Seien Sie misstrauisch, wenn Sie etwa in Foren<br />
lesen, dass ein Produkt gute Erfolge bei der Krankheit<br />
xyz erzielt oder die Kilos ohne jegliche Verhaltensänderung<br />
nur so purzelten. Tatsächlich tauchen häufi g InternetProdukte<br />
auf, die neben den angegebenen, relativ<br />
harmlosen Substanzen zwar sehr wirksame, gleichzeitig<br />
aber auch höchst gefährliche, verbotene Arzneistoffe<br />
enthalten. Auf den Packungen aufgedruckte Warnhinweise<br />
und Gegenanzeigen, die normalerweisevom<br />
Kauf abhalten würden, fehlen im Internet häufi g. „Natur“<br />
oder natürliche Wirkstoffe sind keine Garantie für<br />
Sicherheit. Die Natur kennt sehr potente Gifte, zum<br />
Beispiel Tollkirsche oder Fliegenpilz. Eine gewisse Sicherheit<br />
bietet der Kauf bei Versandapotheken, die von<br />
deutschen Behörden zugelassen sind. Seit Ende Juni<br />
2015 gibt es in der Europäischen Union ein einheitliches<br />
Sicherheitslogo.<br />
Tipp: Informieren Sie sich auf Internetseiten mit öffentlichen<br />
Warnungen wie zum Beispiel dem Portal:<br />
www.lebensmittelwarnung.de<br />
Kaufen Sie keine Nahrungsergänzungsmittel bei Privatpersonen<br />
auf InternetMarktplätzen wie ebay.de und<br />
amazon.de! Suchen Sie gezielt nach den Firmenangaben<br />
des Anbieters! Fehlen diese Daten, sollten Sie auf<br />
eine Bestellung verzichten. Achten Sie darauf, dass die<br />
Gesundheitsprodukte<br />
Ihre Marke für Gesundheit<br />
Made in Germany<br />
www.plantafood.de<br />
Als Lohnhersteller entwickeln,<br />
produzieren und konfektionieren<br />
wir seit vielen Jahren für Sie:<br />
• Nahrungsergänzungsmittel<br />
• Diätetische Lebensmittel<br />
• Medizinprodukte<br />
• Ergänzend bilanzierte Diäten<br />
• Kosmetik<br />
• Ergänzungsfuttermittel<br />
Die Basis unserer Produkte<br />
sind pflanzliche Naturstoffe,<br />
sekundäre Pflanzenstoffe,<br />
Vitamine, Mineralien, Spurenelemente<br />
und Mikronährstoffe.<br />
9<br />
Plantafood Medical GmbH<br />
Am Sportplatz 3<br />
D-56291 Leiningen
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
gewerblichen Anbieter einen Firmensitz in Deutschland haben! Die Marktplätze<br />
selbst bieten keine Gewähr und sind für die Angebote anderer nicht verantwortlich.<br />
Das gilt auch, wenn der Versand durch den Marktplatz selbst bzw. aus dessen Versandlagern<br />
erfolgt. Personen, die chro nisch krank sind oder regelmäßig Medikamente<br />
einnehmen, sollten vor einer gezielten Zufuhr von Nährstoffen unbedingt Rücksprache<br />
mit einem Arzt, ggf. auch dem Apotheker halten. Denn zahlreiche Präparate,<br />
vor allem solche mit Pfl anzenextrakten, können die Wirkung von Medikamenten abschwächen<br />
oder verstärken und Laborwerte verändern.<br />
Schutz vor Wirkungslosigkeit bzw. überzogenen Werbeversprechen<br />
Nahrungsergänzungsmittel sollen laut Defi nition lediglich das ganz normale Essen<br />
mit Nährstoffen ergänzen, zum Beispiel mit Calcium bei Milchunverträglichkeit. Sie<br />
sollen weder Schmerzen lindern noch Krankheiten heilen – das ist die Aufgabe von<br />
Arzneimitteln. Sie können aber durch Nährstoffmangel bedingte Symptome verbessern.<br />
Deswegen werden sie im Gegensatz zu Arzneimitteln weder zugelassen noch<br />
von Behörden auf ihre Wirkung geprüft. Wer mit gesundheitsbezogenen Aussagen<br />
für Nahrungsergänzungsmittel wirbt, muss sich gemäß der HealthClaimsVerordnung<br />
an eine Liste mit erlaubten Werbeaussagen halten, zum Beispiel „Biotin trägt<br />
zur Er haltung normaler Haare und normaler Haut bei“. Es ist auch erlaubt zu sagen:<br />
„Chrom trägt zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels bei“, verboten<br />
wäre aber „Chrom hilft gegen Diabetes“.<br />
Schutz vor positivem Doping-Test<br />
Achtung, Internetfalle! Wie vielfach nachgewiesen, können nicht nur spezielle Sportlerprodukte<br />
zum Mus kel aufbau und zur Leistungssteigerung, sondern auch ganz normale<br />
Nahrungsergänzungsmittel (zum Beispiel Vitamin oder Magnesiumtabletten)<br />
dopingrelevante Substanzen enthalten. Wer Produkte nehmen und trotzdem auf<br />
Nummer sicher gehen will, nutzt die „Kölner Liste“. Diese enthält nur Nahrungsergänzungsmittel,<br />
die auf Dopingsubstanzen getestet wurden. Das Risiko, in eine Dopingfalle<br />
zu tappen, ist damit deutlich reduziert. Wichtig zu wissen: Die „Kölner Liste“ ist<br />
keine Empfehlung an Sportler, ein Nahrungsergänzungsmittel zu nutzen. Hier geht es<br />
ausschließlich um Aufklärung und Transparenz.<br />
www.verbraucherzentrale.nrw<br />
10
Ernährung / Prävention<br />
Die Diskussion um Nahrungser<br />
gänzung – Prof. Dr. Dr. Kurt<br />
S. Zänker appelliert an den Leser<br />
Nahrungsmittel, Ernährungsgewohnheiten und körperliche Aktivitäten<br />
beeinflussen die materielle Zusammensetzung des Körpers – was Gesundheit<br />
und Krankheit im Zusammenhang mit Ernährung bedeutet.<br />
Die Muster der Ernährung haben sich im<br />
Laufe der Menschheitsgeschichte bemerkenswert<br />
geändert. Mit zunehmender Industrialisierung<br />
und Verstädterung wurde die Versorgung mit Lebensmitteln<br />
stetig sichergestellt – außer in Kriegszeiten<br />
– und zunehmend mehr Lebensmittel standen und stehen<br />
für den Konsum bereit. Dabei werden die Lebensmittel<br />
immer energiedichter, enthalten immer weniger<br />
Ballaststoffe, dafür aber mehr Fette, Öle, Zucker und<br />
Zusätze, z. B. Geschmacksverstärker oder naturidentische<br />
Aromastoffe. Gleichzeitig wurden die Menschen<br />
bewegungsärmer, ihr Energieverbrauch ist gesunken und<br />
die Krankheitssymptomatiken (Herz-Kreislauf, Diabetes,<br />
Krebs), entstanden durch Übergewicht und krank hafte<br />
Fettsucht, haben dramatisch zugenommen. Die ökonomische<br />
Entwicklung einer Gesellschaft, zumindest in<br />
der westlichen Welt, ist gleichzeitig mit quantitativen<br />
und qualitativen Veränderungen im Nahrungsmittelangebot<br />
verbunden. Diese Veränderungen oder Über gangsformen<br />
bei Nahrungsmitteln mögen das Risiko einer energetischen<br />
Mangelversorgung vermindern, aber gleichzeitig<br />
verändern sich die Nahrungs mittel qualitativ, alleine<br />
schon in und durch industrielle (Massen-) Produktionsprozesse.<br />
Zudem wird die chemische Energie zur<br />
11
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Aufrechterhaltung der Zell und Körperfunktionen und<br />
des Wärmehaushalts aus mehr Fett, Ölen und Zucker<br />
gezogen. Während der letzten Jahre beobachtet man<br />
eine ähnliche Tendenz im Mittleren Osten, in Asien und<br />
selbst in Entwicklungs oder Schwellenländern Afrikas.<br />
Gerade in diesen Ländern kam die chemische Energie<br />
vor allem aus Pfl anzen und Früchten und nur zu einem<br />
geringen Anteil aus tierischen Produkten. Was sich in der<br />
westlichen Welt seit der industriellen Revolution umgekehrt<br />
hat, setzt sich nun, gleichermaßen abgebildet,<br />
auch in diesen Ländern fort. Alleine daraus kann man<br />
schon erahnen, welche Erkrankungen man aus der<br />
west lichen Form der „Ernährungswelt“ in jene Länder<br />
zu transportieren beginnt.<br />
Man muss eindeutig feststellen, dass die Hygiene, auch<br />
lebensmitteltechnisch, und der medizinischtechnische<br />
Fortschritt die Lebenserwartung steigen lässt, was aber<br />
nicht damit verwechselt werden darf, dass mit steigender<br />
Lebenserwartung auch vermehrt Gesundheit im<br />
Alter einhergeht; im Gegenteil, es gibt neue Studien, die<br />
zeigen, dass die Morbidität für viele Erkrankungen im<br />
Alter differenziert ansteigt. Studien an über Hundertjährigen<br />
zeigen, dass z. B. für die Krebserkrankung die<br />
Erkrankungsraten bei 85 bis 90Jährigen ein Plateau<br />
bilden, ja selbst wieder fallen. Bei 65 bis 75Jährigen<br />
haben wir, epidemiologisch gesehen, die höchsten Erkrankungsraten<br />
für Krebs, Diabetes und HerzKreislauf<br />
mit steigender Tendenz in das achte Jahrzehnt des<br />
(Er)Lebens. Daraus errechnen sich immer wieder, je<br />
nach politischem Couleur, erschwindelte, aber auch<br />
Schwindel auslösende Zahlen zur künftigen Bezahlung<br />
eines menschenwürdigen Gesundheitssystems.<br />
Dazu noch ein Einschub, bis wir zur einzig möglichen<br />
Lösung kommen: Es konnte auch bei Studien mit über<br />
100Jährigen festgestellt werden, dass deren Ernährung<br />
keineswegs „globalisiert“ war. Sie haben meist nur das<br />
verzehrt, was unmittelbar in und um ihre dörfl iche Gemeinschaft<br />
produziert wurde und somit zur Verfügung<br />
stand. Ein Vergleich mit urbanisierten Ernährungsgewohnheiten<br />
in der gleichen Region, oft nur einige 100<br />
Kilometer entfernt, zeigte, dass dort die Erwartung,<br />
eine vergleichbare Altersstruktur an 100Jährigen zu fi n<br />
den, dramatisch abnimmt.<br />
Aus all diesen Schilderungen und Überlegungen kann<br />
nur zwingend folgen: Das Gesundheitssystem muss<br />
sich auch auf Prävention, auf die Anstrengungen, Krankheiten<br />
so lange wie möglich zu verhindern, ausrichten.<br />
Niemand bestreitet, dass Krankheiten einen genetischen<br />
Hintergrund haben, aber epigenetische Faktoren<br />
wie eben Ernährung und Lebensstil spielen eine gleich<br />
wichtige Rolle in der Pathogenese (Entstehung von<br />
Krankheiten) wie in der Salutogenese (Aufrechterhaltung<br />
von Gesundheit).<br />
Nur wer ist an all diesen Überlegungen interessiert? Eigentlich<br />
immer alle, aber in der Umsetzung nur noch<br />
wenige. Jeder Bürger erfreut sich seiner Gesundheit<br />
eben so lange, solange eine Krankheit den Nachbarn<br />
trifft. Das Lamento beginnt dann, wenn der Krankheitsfall<br />
eintritt und der Vorwurf kommt, warum hat eine Aufklärung<br />
versagt, nämlich die, dass es gut begründete<br />
Möglichkeiten gibt, durch geeignete Ernährung und positiven<br />
Lebensstil Krankheiten zu vermeiden.<br />
Wer aber ist an einer Aufklärung interessiert? Eigentlich<br />
sollten in erster Linie die Politik, das öffentliche Gesundheitswesen<br />
und eine auf das unteilbare Recht „Gesundheit“<br />
rechtsprechende Justiz daran interessiert sein.<br />
Weit gefehlt, wenn man die tragikkomischen Diskussionen<br />
um das Rauchverbot, um das Präventionsgesetz<br />
oder die vielen einzelstaatlichen Urteile in Deutschland<br />
zur Abgrenzung von Arzneimitteln und Lebensmittel<br />
verfolgt.<br />
Hier beginnt die Spiegelfechterei<br />
Gerade haben wir in den Ausführungen gelernt, welch<br />
herausragender Wert den Lebensmitteln, der Ernährung<br />
für Krankheit und Gesundheit objektiv zuzuschreiben<br />
ist, es darf darüber nur sehr beschränkt, wenn<br />
überhaupt, für den Verbraucher informierend, auch im<br />
wissenschaftlich erarbeiteten Detail, gesprochen werden.<br />
Diese groteske, lobbyistische Absurdität kostet<br />
vielen Menschen Leid und Leben. Nun gibt es engagierte<br />
und mutige Wissenschaftler und Unternehmer, die<br />
aus den Erkenntnissen der Pfl anzenheilkunde, den Studien<br />
zur Ethnopharmakologie und den Ergebnissen zur<br />
Wirksamkeitsprüfung von Lebensmitteln diese technologisch<br />
so aufbereiten, dass deren gesundheitsbestimmendes<br />
Wirkprinzip einfach, nachvollziehbar und wohl<br />
dosiert für jedermann alltäglich zugänglich ist. Das al<br />
12
Ernährung / Prävention<br />
les, um die täglich zubereiteten Speisen damit noch gezielter gesundheitsorientiert<br />
zu ergänzen, aber natürlich nicht zu ersetzen – diesen Sektor bezeichnet man als<br />
Nahrungsergänzungsmittel (NEM).Spätestens hier beginnt die Spiegelfechterei, die<br />
wenig zielführende Diskussion, der juristische Streit um Abgrenzungsfragen von Arzneimittel<br />
und Lebensmittel. Wenn man bedenkt, dass es ein Arzneimittelrecht im<br />
heutigen Sinn erst seit 1967, nach der unsäglichen ConterganAffäre, gibt und dagegen<br />
setzt, wie lange Lebensmittel schon ihren wichtigen Gesundheitsbeitrag geliefert<br />
haben, dann muss man fragen, wo hier das ausgewogene Denken einer angeblich<br />
so hoch industrialisierten und differenzierten Gesellschaft hinsichtlich ihres<br />
wichtigsten Mittels, nämlich des Lebensmittels, bleibt. Was war eigentlich, bevor es<br />
ein Arzneimittelgesetz gab?<br />
Niemand will die Leistung wirksamer Arzneimittel (z. B. Schmerzmittel, Antibiotika,<br />
Zytostatika usw.) von der Idee, über den Weg der grundlagenorientierten und translationalen<br />
biomedizinischen Forschung diese in die Apotheke zu bringen, schmälern<br />
oder gar klein reden, aber es muss die Pluralität (Vielfalt) an Lebensmitteln als Gesundheits<br />
oder Heilmittel bis hin zur chemisch defi nierten Substanz als ein molekularbiologischer<br />
Regulator gestörter Zellabläufe mit pharmakologischer Wirkung<br />
(Arzneimittel) gewahrt bleiben. Es gibt, politisch gesprochen, leider keinen umfassenden<br />
Lobbyismus für Gesundheit, sondern nur für die Bekämpfung von ökonomisierten<br />
Krankheiten – aber Gesundheit und Krankheit gehören nicht in die Hände<br />
von Lobbyisten.<br />
Eine Industrienation sollte darauf stolz sein, Wissenschaft und ethisches Unternehmertum<br />
so verbinden zu können, dass für alle ihre Bürger eine Vielfalt von Nahrungsmitteln,<br />
in den verschiedensten Zubereitungen und Zusammensetzungen, von der<br />
stammtischgeschwängerten Schweinshaxe mit Semmelknödel bis zum mehrgängigen<br />
GourmetMenü hoch prämierter Köche, von der Schokolade mit hohem<br />
Kakaoanteil bis zur Vitaminkapsel oder lebensmitteltechnologisch raffi niert verarbeitetem<br />
Darreichungsformen von Pfl anzeninhaltsstoffen mit überprüften Gesundheitsoder,<br />
ergänzend zu Arzneimitteln, linderndem Krankheitswert zur Verfügung steht.<br />
Wenn es um Fragen der Prävention hinsichtlich des Erhalts von Gesundheit oder<br />
Linderung von Krankheit geht, darf es keinen Verdrängungswett bewerb zwischen<br />
Arzneimitteln und Lebensmitteln/NEM geben. Vielmehr muss auf die Pluralität, auf<br />
die Kreativität und auf die überprüfbare, wissenschaftlich und ethisch begründete<br />
Seriosität von Wissenschaftlern und Unternehmern und deren geprüften Produkte<br />
gesetzt werden. Nur aufgeklärte Bürger entscheiden in einer Informations und Kulturgesellschaft<br />
über ihre Lebensqualität mit Lebensmitteln – Ministerien und nachgeschaltete<br />
Behörden haben hier eine dienende, krankheitsverhindernde Sorgfalts,<br />
aber keine innovationshemmende Bevormundungspfl icht.<br />
Prof. Dr. Dr. med. Kurt Zänker<br />
Universitätsprofessor für Immonologie<br />
und Experimentelle<br />
Onko logiean der Universität Witten/<br />
Herdecke. Redner bei Medizinkongressen<br />
und Autor vieler Fach -<br />
bücher und Fachartikel<br />
Überprüfbarer Wahrheitsgehalt<br />
Es ist selbstverständlich, dass nur Lebensmittel/NE in den Verkehr gebracht werden<br />
dürfen, die augenscheinlich kein Krankheitsrisiko tragen und es ist selbstverständlich,<br />
dass dafür eine Kontrolle notwendig ist; es ist auch selbstverständlich, dass<br />
gesundheitsbezogene Aussagen – bei aller juristischen Problematik – einen hinreichend<br />
defi nierten und überprüfbaren Wahrheitsgehalt haben müssen. Es ist aber<br />
nicht hinzunehmen, dass all jene abgestraft werden, die sich bemühen, Gesundheit<br />
und Ernährung in den verschiedenen Formen, einschließlich NE, für den Verbraucher<br />
in Einklang zu bringen – denn dann müsste man fast alle Lebensmittelhersteller,<br />
einschließlich der Erzeuger alkoholischer Getränke, täglich abstrafen, da eben auch<br />
energiekondensierte Lebensmittel, wie sie jetzt vor allem auf dem Markt sind,<br />
bei „Überdosierung“, sprich unbotmäßigem Verzehr, Übergewicht und<br />
krankhafte Fettleibigkeit erzeugen – und wer möchte hier bestreiten,<br />
dass diese Faktoren nicht einen bedeutenden Krankheitswert haben?<br />
13
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Können Vitamine und Mineralstoffe<br />
über- oder unterdosiert werden?<br />
Holländische Wissenschaftler entwickeln eine bahnbrechende<br />
NutzenRisikoMethode zur Festlegung<br />
optimaler Dosierungsbereiche<br />
Vitamine und Mineralstoffe – kann es des Guten zu viel sein? Oder leiden<br />
manche Menschen an einem Mangel an diesen lebenswichtigen Nährstoffen?<br />
Neue Forschungsergebnisse holländischer Wissenschaftler ermöglichen<br />
es uns nun, genau zu ermitteln, welche Mengen wir benötigen in Abhängigkeit von<br />
Lebensphase, Alter, Geschlecht und individuellem Bedarf.<br />
In den letzten Jahren gab es erhebliche Unsicherheiten und unterschiedliche Meinungen<br />
darüber, welche Mengen für welche Bevölkerungsgruppen als optimal anzusehen<br />
seien.<br />
Die neue Methode wurde kürzlich zur Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Critical<br />
Reviews in <strong>Nutrition</strong> and Food Science angenommen. Diese Methode bezieht alle<br />
verfügbaren wissenschaftlichen Daten mit ein in Bezug auf eventuelle Risiken, seien<br />
sie durch Mangel oder durch Überdosierung bedingt. Ebenso einbezogen wurde,<br />
welche Vorteile die jeweiligen Vitamine und Mineralstoffe für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />
haben und in welchen optimalen Dosierungsbereichen.<br />
14
Ernährung / Prävention<br />
Lisette Krusl, Master of Science des Niederländischen<br />
Instituts für angewandte wissenschaftliche Forschung<br />
(TNO) und Leiterin der Forschungsarbeiten, sagt: „Unser<br />
Vorgehen beinhaltet eine sinnvolle Integration aller<br />
verfügbaren Daten. Dabei wurden die Risiken eines Mangels,<br />
ein erhöhter Bedarf und der Nutzen für bestimmte<br />
Bevölkerungsgruppen einbezogen unter gleichzeitiger<br />
Berücksichtigung eventueller Toxizität.“<br />
Diese wissenschaftliche Arbeit wird veröffentlicht zu<br />
einer Zeit, in der die Europäische Kommission dabei ist,<br />
verschiedene Möglichkeiten zu erwägen, europaweit<br />
Höchst und Mindestdosierungen für Vitamine und<br />
Mineralstoffe festzusetzen im Rahmen ihrer NahrungsergänzungsmittelDirektive.<br />
Es wird zunehmend erkannt und anerkannt, dass verschiedene<br />
Schätzungen der Verzehrmenge wie der<br />
geschätzte durchschnittliche Bedarf (EAR), Bezugswerte<br />
für Nährstoffe (NRVs) und empfohlene tägliche<br />
Verzehrmengen (RDAs) gemessen an neusten wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen überholt sind und dass diese<br />
die Verzehrmengen, die für bestimmte Ernährungszwecke<br />
optimal sind, nur unzureichend widerspiegeln.<br />
Die neue Methode zur Bestimmung von optimalen<br />
Mengen der Mikronährstoffzufuhr stellt einen bedeutenden<br />
Fortschritt dar in Richtung auf individuell angemessene<br />
Ernährung.<br />
Die Untersuchungen, die in der jetzigen Veröffentlichung<br />
resultieren, erstreckten sich über einen Zeitraum<br />
von zwei Jahren; sie waren von der Alliance for<br />
Natural Health (ANH) in Auftrag gegeben worden,<br />
einer gemeinnützigen Allianz von Verbraucherinteressen<br />
und Interessenvertretern natürlicher und nachhaltiger<br />
Gesundheitsfürsorge.<br />
Dr. med. Gottfried Lange<br />
Arzt und wissen -<br />
schaftlicher Autor,<br />
Fachbeirat des NEM e.V.<br />
„Wir begrüssen die neue Herangehensweise, die von<br />
den TNOWissenschaftlern vorgeschlagen wurde“, sagte<br />
Dr. Verkerk und fügte hinzu: „Wären die anderen Methoden,<br />
die die Europäische Kommission in Betracht<br />
gezogen hat, Gesetz geworden, hätten sie verhindert,<br />
dass viele Menschen die Nährstoffmengen bekommen,<br />
die sie benötigen. Würde man diese Denkweise<br />
auf normale Nahrungsmittel anwenden, müsste man<br />
letztendlich alle Nahrungsmittel, die z. B. Weizen oder<br />
Milch produkte enthalten, verbieten, weil gluten oder<br />
lac tosesensible Personen auf diese Nahrungs mittel<br />
reagieren, wohingegen zahllose andere Personen vom<br />
Verzehr derselben Nahrungsmittel profi tieren können.“<br />
Der geschäftsführende Direktor der Allianz,<br />
Dr. Robert Verkerk, sagt dazu: „Die Methoden,<br />
die die Europäische Kommission bis<br />
her zwecks Regulierung in Betracht gezogen<br />
hat, konzentrieren sich nur auf Risiken.<br />
Diese Methoden basieren lediglich darauf,<br />
sicherstellen zu wollen, dass ein Nährstoff<br />
auch auf die allersensibelste Person keinerlei<br />
nachteilige Wirkung hat, sei diese auch noch<br />
so leicht oder vorübergehend.“<br />
Die gesamte Arbeit „Quantifi able riskbenefi t assessment of micronutrients: from theory to practice“ („Quantifi zierbare Nutzen<br />
RisikoBewertung von Mikronährstoffen von der Theorie zur Praxis“) kann schon vor der Drucklegung elektronisch über folgenden<br />
Link heruntergeladen werden: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10408398.2016.1162765.<br />
<strong>Press</strong>emitteilung des ANH – Alliance for Natural Health vom 01. 06. 2016. Ins Deutsche übersetzt von Dr. Gottfried Lange,<br />
Arzt und wissenschaftlicher Autor, Fachlicher Beirat des NEM e.V.<br />
15
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Mikroalgen: unerschöpfliches<br />
Potenzial für Gesundheit<br />
und Ernährung<br />
Was sind eigentlich Mikroalgen?<br />
Mikroalgen gelten als große Hoffnung im<br />
Zeitalter der immer schneller wachs <br />
en den Weltpopulation, der schwindenden fossilen En ergie<br />
quellen und dem Streben der Menschheit nach nachhaltigen<br />
Lebensmittel und Energieressourcen. Doch<br />
was versteht man eigentlich unter dem Begriff Mikroalgen?<br />
Sie sind aus der Sicht der Evolutionsbiologie eine<br />
Zusammenfassung von sehr heterogenen Gruppen mikroskopisch<br />
kleiner, meist einzelliger Organismen, die<br />
die Fähigkeit zur Photosynthese besitzen. Sie existieren<br />
mittlerweile seit 1,5 Mrd. Jahren auf der Erde und einige<br />
von ihnen gelten als Vorgänger der heutigen höheren<br />
Landpfl anzen. Umgangssprachlich werden oft auch die<br />
Cyanobakterien, wie die bekannte Spirulina (Arthrospira<br />
platensis) zu den Mikroalgen gezählt. Auf den ersten<br />
Blick bestehen viele Gemeinsamkeiten in der Lebensweise,<br />
des Vorkommens in verschiedenen Habitaten<br />
und der technologischen Nutzung von Mikroalgen und<br />
Cyanobakterien. Jedoch sind die beiden Gruppen z.B. in<br />
ihrer Zellphysiologie sehr unterschiedlich. Vertreter der<br />
Cyanobakterien gelten als Vorgänger der Mikroalgen.<br />
Sie sind evolutionär gesehen noch ältere Organismen.<br />
Der Einfachheit halber werden die Cyanobakterien in<br />
den folgenden Betrachtungen unter dem oft technisch/<br />
technologisch geprägten Begriff Mikroalgen mit eingegliedert.<br />
16
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Mikroalgen gelten als extrem anpassungs- und widerstandsfähig<br />
und besiedeln nahezu jedes auf der Erde<br />
vorkommende Habitat. Es wird geschätzt, dass zwischen<br />
200.000 und 10 Millionen verschiedene Arten von Mikro<br />
algen existieren, von denen bisher nur ein geringer<br />
Bruchteil genauer untersucht wurde. Noch kleiner ist die<br />
Anzahl der bisher technologisch genutzten Mikro algen.<br />
Bereits seit vielen Jahrzehnten sind Mikroalgen weltweit<br />
im Fokus der Forschung. Sie gelten als einfache Modellorganismen<br />
zum Verständnis der wesentlich komplexeren<br />
Landpflanzen. Durch vielfältige Untersuchungen<br />
konnte das Verständnis z. B. zur Zellteilung oder der<br />
Photosynthese wesentlich verbessert werden. Parallel<br />
dazu wurde von einigen Pionieren immer auch die technologische<br />
Nutzung von Algen angestrebt. Der Grund<br />
dafür sind einzigartige Eigenschaften, wie eine nachhaltige<br />
Anzucht mittels Sonnenlicht als Energiequelle und<br />
CO 2 als Rohstoffquelle für die Photosynthese, dem im<br />
Vergleich zu landwirtschaftlich genutzten Pflanzen extrem<br />
hohen Wachstumsraten, mit einer Vervielfachung<br />
der Biomasse um mehr als Faktor 10 pro 24 Stunden und<br />
unter optimalen Bedingungen (Sandmann et al., 2015),<br />
sowie die große Flexibilität des Stoffwechsels der Algen<br />
unter verschiedenen Umwelt bzw. Stress bedingungen<br />
(Jaeger et al., 2014). Darüber hinaus können sie in Suspensionen<br />
und in mineralstoffhaltigem Was ser kultiviert<br />
werden. Im Vergleich zu landwirtschaft lich genutzten<br />
Pflanzen benötigen sie jedoch insgesamt weit weniger<br />
Wasser. Zudem können sie ohne die Verwendung von<br />
Pestiziden und Herbiziden kultiviert werden.<br />
Durch Steuerung der Umweltbedingungen können die<br />
Algen zur gezielten Herstellung von Inhaltsstoffen genutzt<br />
werden (sog. Grüne und weiße Biotechnologie).<br />
Dies macht sie für die Zukunft zu nachhaltig und schnell<br />
wachsenden Zellfabriken, deren schier unendliches Potential<br />
von vielen Forschungsgruppen weltweit untersucht<br />
und optimiert wird.<br />
Analytische Fragestellungen<br />
Besonders interessant für die menschliche und tierische<br />
Ernährung sind spezielle Substanzklassen denen<br />
positive Wirkungen auf den Organismus nachgesagt<br />
werden. Aus Sicht der inhaltsstofflichen Analytik und<br />
der Erklärung von Wirkmechanismen sind viele Fragestellungen<br />
jedoch in den meisten Fällen noch nicht hinreichend<br />
geklärt. Ein Beispiel ist die Analytik von niedermolekularen<br />
(„kleinen“) organischen Molekülen<br />
(Metabolite) in Zellen. Sie spielen eine zentrale Rolle im<br />
Stoffwechsel der Zellen, sind aber vor allem auch bei<br />
besonderen Situationen, wie Stressreaktionen wichtig.<br />
Von den grob geschätzten mehreren Tausend verschiedenen<br />
Metabolite in Lebewesen kann man selbst in den<br />
führenden Laboren nur wenige 100 davon<br />
gleichzeitig nachweisen und quantifizieren.<br />
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<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Das Verständnis der Zellphysiologie in Biologie und Medizin basiert also immer noch<br />
nach vielen Jahrzehnten an intensiver Forschung auf begrenzten Datensätzen. Aus<br />
diesem Grund wurden verschiedene neue Wissenschaftsdisziplinen, wie die Systembiologie<br />
und die Systemmedizin und analytische Vorgehensweisen wie Metabolomics<br />
und Metabolic Profi ling geschaffen, um die zellulären Vorgänge im Ganzen zu verstehen.<br />
Algen und Omega-3 Fettsäuren<br />
Aus Studien über gesunde Lebensweise und Ernährung weiß man mittlerweile, dass<br />
eine ausgewogene Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse grundsätzlich<br />
sehr zu empfehlen ist. Viele der direkten Zusammenhänge zwischen den in<br />
der Nahrung enthaltenen Inhaltsstoffe und der Wirkung oder Funktion im Körper des<br />
Menschen sind aus den oben genannten analytischen Problemen im Moment jedoch<br />
nur bedingt erklärbar. Ein Gesamteindruck über positive Effekte entsteht auch zunehmend<br />
bei der Untersuchung der Algen und deren Einbeziehung in humane Diäten.<br />
Ihnen werden z.B. ausgeprägte antivirale und antibakterielle Effekte zugeschrieben<br />
(Bhadury und Wright, 2004). Einige Algenarten enthalten auch einen sehr hohen<br />
Anteil von 30 bis 50 % Omega3 Fettsäuren (u.a. Eicosapentaensäure – EPA; und Docosahexaensäure<br />
– DHA) am Gesamtfettsäuregehalt. Diese speziellen Fettsäuren stehen<br />
im Fokus der medizinischen und ernährungsphysiologischen Forschung und sollen<br />
direkte protektive Effekte bei Krankheiten wie koronaren Herzkrankheiten, Arteriosklerose,<br />
Krebs und Typ2Diabetes ausüben (Doughman et al. 2007).<br />
Antioxidantien aus Algen<br />
Algen leben in ihren natürlichen Habitaten oft unter sehr harschen und wechselnden<br />
Umweltbedingungen mit sehr hoher Sonneneinstrahlung und teilweisem Mineralstoffmangel.<br />
Unter diesen Stressbedingungen entstehen durch die ablaufende Photosynthese<br />
verschiedene freie Radikale, die schädlich auf Moleküle wie Proteine,<br />
Lipide und die DNA wirken. Das übermäßige Entstehen von Radikalen („oxidativer<br />
Stress“) in den Algenzellen muss unter allen Umständen vermieden werden, da ansonsten<br />
der Zelltod eintritt. Zum Schutz vor oxidativem Stress entwickelten Mikroalgen<br />
sehr effi ziente, endogene Abwehrsysteme. Zu diesen gehören enzymatische<br />
Mechanismen als auch die Produktion niedermolekularer Antioxidantien, wie Carotinoide,<br />
Vitamine und Polyphenole. Die protektiven Eigenschaften der Antioxidantien<br />
lassen sich auf die Wirkungen als MetallionChelatoren, WasserstoffDonatoren, freie<br />
Radikalfänger und SauerstoffQuenching zurückführen (Ikram et al., 2009).<br />
Da oxidativer Stress beim Menschen mit der Entwicklung von verschiedenen chronischen,<br />
degenerativen und neuronalen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Arteriosklerose,<br />
Krebs und der AlzheimerKrankheit in Verbindung gebracht wird (Bieger,<br />
2001; Wu et al., 2004), rücken die Mikroalgen auch immer mehr in den Fokus der Nahrungsmittel<br />
und Futtermittelindustrie. Insgesamt ist aber auf diesem Gebiet noch<br />
viel Forschungs bedarf.<br />
18
Ernährung / Prävention<br />
Aktuelle Untersuchungen im Institut für Lebensmittelund<br />
Umweltforschung e. V. (ILU) in Potsdam-Rehbrücke<br />
beschäftigen sich mit der Anreicherung von ausgewählten<br />
Inhaltsstoffen in der Algenbiomasse. In den Untersuchungen<br />
werden die Algen gezielt Stresssituationen<br />
wie Nährstoffmangel, mechanischer Belastung oder<br />
Ener gie in Form von gepulsten elektrischen Feldern<br />
ausgesetzt und die Einflüsse auf die Zellphysiologie und<br />
die Inhaltsstoffe untersucht. Die ersten Ergebnisse aus<br />
einer ganzen Reihe von Versuchen sind bereits sehr<br />
vielversprechend. Es zeigen sich sowohl im Labormaßstab<br />
mit künstlicher Beleuchtung und auch im Pilotmaßstab<br />
in der Außenproduktion signifikante Ausbeutesteigerungen<br />
bis hin zur Vervielfachung der antioxidativen<br />
Kapazität und der Anreicherung von antioxidativen<br />
phenolischen Verbindungen in der Biomasse. Aus<br />
der optimierten Biomasse erfolgen Produktentwicklungen<br />
im Bereich Futter- und Lebensmittel (u. a. Einsatz<br />
in Back- und Teigwaren, Getränke), aber auch für die<br />
Kosmetikindustrie.<br />
Dr. Michael Sandmann<br />
Projektleiter des Instituts<br />
für Lebensmittel- und<br />
Um weltforschung (ILU) e. V.,<br />
Potsdam-Rehbrücke,<br />
Externer Habilitand an<br />
der Universität Hamburg<br />
Ausblick<br />
Viele Forscher sind überzeugt, dass Mikroalgen<br />
einen großen Beitrag für eine nachhaltige, biobasierte<br />
Wirtschaft leisten können, deshalb steigt die Zahl<br />
der Forschungsprojekte zu diesem Thema stetig an.<br />
Die flexible Nutzung der Mikroalgenbiomasse bildet<br />
das Fundament für zukünftige Forschung in den Bereichen<br />
Lebens- und Futtermittel. Man kann davon<br />
ausgehen, dass in naher Zukunft komplexe<br />
mikro algenbasierte Wertschöpfungsketten entstehen<br />
werden.<br />
Prof. Dr. Sascha Rohn<br />
Institutsleiter des Instituts<br />
für Lebensmittel- und<br />
Umweltforschung (ILU) e. V.,<br />
Potsdam-Rehbrücke, Hochschulprofessor<br />
für Le bensmittel<br />
chemie an der<br />
Uni versität Hamburg<br />
Literatur<br />
• Bhadury, P., and Wright, P. (2004). Exploitation of marine algae: Biogenic compounds for potential antifouling applications.<br />
Planta, 219(4), 561-578.<br />
• Bieger, W. (2001), Oxidativer Stress und Alter. Der Urologe B, 41(4), 344-350.<br />
• Doughman Scott D., Srirama Krupanidhi and Carani B. Sanjeevi, (2007), Omega-3 Fatty Acids for <strong>Nutrition</strong> and Medicine:<br />
Considering Microalgae Oil as a Vegetarian Source of EPA and DHA, Current Diabetes Reviews, 3(3), 198-203.<br />
• Ikram, E., Eng, K., Jalil, A., Ismail, A., Idris, S., Azlan, A. et al., (2009), Antioxidant capacity and total phenolic content<br />
of Malaysian underutilized fruits. Journal of Food Composition and Analysis, 22(5), 388-393.<br />
• Jaeger, de L., R. EM. Verbeek, R. B. Draaisma, D. E Martens, J. Springer, G. Eggink and R. H. Wijffels, (2014), Superior<br />
triacylglycerol (TAG) accumulation in starchless mutants of Scenedesmus obliquus: (I) mutant generation and characterization,<br />
Biotechnology for Biofuels, 7(69).<br />
• Sandmann, M., A. Garz, R. Menzel (2016), Physiological response of two different Chlamydomonas reinhardtii strains<br />
to light-dark rhythms, Botany 94(1), 53 - 64.<br />
• Wu, X., Beecher, G., Holden, J., Haytowitz, D., Gebhardt, S. and Prior, R. (2004), Lipophilic and hydrophilic antioxidant<br />
capacities of common foods in the United States. Journal of Agricultural and Food Chemistry, 52(12), 4026-4037.<br />
19
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Die Avocado – ein Superfood<br />
Die Avocado (Persea americana) gehört zur Familie der Lorbeergewächse<br />
(Lauraceae) und damit zur gleichen Pfl anzenfamilie<br />
wie die Gewürze Zimt und Lorbeer.<br />
Die Pfl anzengattung Persea umfasst etwa<br />
150 Arten, die hauptsächlich in den tropischen<br />
Regionen Mittel und Südamerikas heimisch<br />
sind. Die bekanntesten Arten sind die Avocado (Persea<br />
americana) und die indische Persea (Persea indica).<br />
Der indische PerseaBaum ist auch unter der Bezeichnung<br />
Kanarischer Mahagoni bekannt und von forstwirtschaftlichem<br />
Interesse.<br />
Früher wurde die Avocado wegen der Konsistenz des<br />
Fruchtfl eisches auch als Butterfrucht, Butterbirne oder<br />
aufgrund ihrer Form und der Beschaffenheit ihrer Schale<br />
als Alligatorbirne bezeichnet.<br />
Der Avocadobaum<br />
Lorbeergewächse sind überwiegend verholzende Pfl anzen<br />
und wachsen als Bäume oder Sträucher. So auch<br />
die Avocado. Der immergrüne und schnellwüchsige<br />
Avo cadobaum ist relativ anspruchslos. Er wächst in warmen,<br />
trockeneren Gebieten und kann bis zu 20 Meter<br />
hoch werden. Starken Wind und Staunässe verträgt der<br />
Baum nicht. Avocadobäume blühen mehrmals im Jahr.<br />
Die kleinen gelbgrünlichen Blüten werden von Insekten<br />
bestäubt. Es dauert mehrere Jahre bis der Baum Früchte<br />
trägt. Die Avocadofrüchte reifen nicht am Baum, sondern<br />
fallen unreif zu Boden. Die Reife erfolgt dann<br />
schnell. Die Frucht ist verzehrfertig, wenn die Schale<br />
mit dem Finger leicht eingedrückt werden kann. AvocadoProduzenten<br />
pfl ücken die Früchte daher, sobald sie<br />
eine marktfähige Größe erreicht haben.<br />
Die Avocadofrucht<br />
Die Avocadofrucht zählt botanisch zu den Beerenfrüchten<br />
und nicht zu den Steinfrüchten.<br />
Die ledrige Außenschale der Alligatorbirne ist mittel bis<br />
dunkelgrün. Das oxidationsempfi ndliche Fruchtfl eisch<br />
grüngelb bis goldgelb. Im Inneren befi ndet sich der etwa<br />
golfballgroße Avocadokern, der etwa 25 % der Frucht<br />
beansprucht.<br />
20
Ernährung / Prävention<br />
Alle heutigen Zuchtformen der Avocado stammen von<br />
der mexikanischen Wildart Persea americana und der<br />
guatemaltekischen Wildart Persea nubigena ab.<br />
Im deutschen Handel fi nden sich hauptsächlich die<br />
Sorten Fuerte und Hass.<br />
Die Sorte Fuerte dominiert den deutschen Handel. Sie<br />
zählt zu den guatemaltekischmexikanischen Hybrid<br />
Sorten. Die Frucht ist birnenförmig und erreicht ein Gewicht<br />
von 250 g bis 450 g. Die grüne Außenhaut ist<br />
dünn. Das hellgelbe Fruchtfl eisch wird zum Rand hin<br />
grünlich. Fuerte ist relativ kältetolerant, kann aber dafür<br />
in den Tropen nur in höher liegenden Gegenden gezogen<br />
werden. Die Frucht lässt sich gut bei niedrigeren<br />
Temperaturen (4 – 6°C) lagern.<br />
In anderen Ländern, vorwiegend den USA und Frankreich,<br />
dominiert dagegen die Sorte Hass. Diese Sorte<br />
wird bei uns jedoch auch immer beliebter. Es handelt<br />
sich nicht um eine gezielte Züchtung, sondern um eine<br />
zufällige Mutation. Der Kalifornier Rudolph Hass fand<br />
den Baum in den 1930er Jahren in seinem Garten. Die<br />
Hass Avocado ist kleiner als die Fuerte, rundlich und<br />
besitzt eine dicke, warzige Schale. Die Reife, der zunächst<br />
grünen Frucht, erkennt man insbesondere an<br />
der dunkelvioletten Verfärbung der Schale. Die guatemaltekische<br />
Sorte Hass ist sehr ertragsreich und wiegt<br />
zwischen 140 g und 400 g.<br />
Inzwischen werden auch die Sorten Edranol, Ettinger,<br />
Pinkerton und Reed angeboten.<br />
Nord und Zentralamerika sind die führenden Avocado<br />
Produzenten in der Welt. Da die Früchte aus unterschiedlichen<br />
Klimazonen importiert werden können,<br />
sind sie das ganze Jahr über verfügbar. Die meisten<br />
Avocados, die es in mitteleuropäischen Ländern zu kaufen<br />
gibt, stammen aus Südspanien und Israel (Oktober<br />
bis Mai), Mexiko (ganzjährig) oder auch aus Südafrika<br />
(März bis Oktober).<br />
Inhaltsstoffe der Avocado<br />
Die Avocado gilt als eine der nährstoffreichsten Früchte.<br />
Sie ist, neben der Olive, die Frucht mit dem höchsten<br />
Fettgehalt (15 – 30%). Es handelt sich hierbei primär<br />
um einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Das<br />
Verhältnis zwischen Omega6 und Omega3Fettsäuren<br />
ist mit dem von Olivenöl vergleichbar. Die Fettsäuren<br />
der Avocado wirken sich günstig auf den Cholesterinspiegel<br />
und das HerzKreislaufSystem aus. In Studien<br />
konnte trotz des hohen Fettgehalts keine Gewichtszunahme<br />
durch den regelmäßigen Verzehr von Avocados<br />
beobachtet werden. Das in der Avocado enthaltene<br />
Fett fördert außerdem die Absorption der enthaltenen<br />
fettlöslichen Vitamine A, E und K und die Aufnahme von<br />
BetaCarotin, Lutein und Zeaxanthin.<br />
Verglichen mit anderen Früchten enthält die Avocado<br />
sehr wenig Zucker (0,3 g pro 100 g) und hat einen hohen<br />
Ballaststoffgehalt. Etwa 80 % der in der Avocado<br />
enthaltenen Kohlenhydrate sind Ballaststoffe (ca. 7 g<br />
Ballaststoffe pro 100 g; davon 70 % unlösliche Ballaststoffe,<br />
30 % lösliche Ballaststoffe). Die Avocado liefert<br />
daher einen Beitrag, den Richtwert der Deutschen Gesellschaft<br />
für Ernährung (DGE) für die Zufuhr von Ballaststoffen<br />
zu erfüllen. Dieser liegt bei Erwachsenen bei<br />
einer Ballaststoffmenge von mindestens 30 g pro Tag.<br />
Die Avocado hat nach einer Studie von Wu et al. (2004)<br />
die höchste fettlösliche antioxidative Kapazität aller<br />
Obst und Gemüsesorten. Antioxidantien schützen die<br />
Zellen vor oxidativem Stress, der für zahlreiche Erkrankungen<br />
verantwortlich gemacht wird. Die Avocado ist<br />
21
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Nährwertangaben<br />
Avocado (Sorte Hass)<br />
pro 100 g<br />
Energie (kcal) 167<br />
Wasser (g) 72,3<br />
Fett gesamt (g) 15,4<br />
Gesättigte Fettsäuren (g) 2,13<br />
• Palmitinsäure (C16:0) (g) 2,08<br />
Einfach ungesättigte Fettsäuren (g) 9,8<br />
• Ölsäure (C18:1) (g) 9,07<br />
Mehrfach ungesättigte<br />
1,82<br />
Fettsäuren (g)<br />
• Linolsäure (C18:2)(g) 1,67<br />
• AlphaLinolensäure (C18:3) (g) 0,13<br />
Kohlenhydrate gesamt (g) 8,64<br />
• Zucker (g) 0,3<br />
• Ballaststoffe (g) 6,8<br />
• Eiweiß gesamt (g) 1,96<br />
Mineralstoffe und Spurenelemente:<br />
Calcium (mg) 13<br />
Eisen (mg) 0,61<br />
Magnesium (mg) 29<br />
Phosphor (mg) 54<br />
Kalium (mg) 507<br />
Natrium (mg) 8<br />
Zink (mg) 0,68<br />
Kupfer (mg) 0,17<br />
Mangan (mg) 0,15<br />
Selen (µg) 0,4<br />
Vitamine und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe:<br />
Vitamin A (µg RAE)<br />
7<br />
Thiamin (mg) 0,08<br />
Ribofl avin (mg) 0,14<br />
Niacin (mg) 1,91<br />
Pantothensäure (mg) 1,46<br />
Pyridoxin (mg) 0,29<br />
Folsäure (µg) 89<br />
Vitamin C (mg) 8,8<br />
Vitamin E (AlphaTocopherol) (mg) 1,97<br />
Vitamin K1 (µg) 21<br />
BetaCarotin (µg) 63<br />
Lutein und Zeaxanthin (µg) 271<br />
22<br />
Modifiziert nach Dreher ML und Davenport AJ, Critical Reviews in Food Science and<br />
<strong>Nutrition</strong> 53:738 – 750 (2013)
Ernährung / Prävention<br />
eines der wenigen Lebensmittel, das sowohl Vitamin E, als auch Vitamin C in nennenswerten<br />
Mengen beinhaltet. Vitamin C trägt zur Regeneration der reduzierten<br />
Form von Vitamin E bei. Außerdem enthalten sind die Xanthophylle Lutein und Zeaxanthin.<br />
Lutein und Zeaxanthin werden im Gelben Fleck des Auges angereichert.<br />
Zahlreiche Studien zeigen eine protektive Wirkung bei grauem Star, der altersabhängigen<br />
Makuladegeneration (AMD) und somit dem Erhalt der Sehkraft.<br />
Die Avocado zählt zu den kaliumreichen Lebensmitteln (500 mg pro 100 g). Kalium<br />
trägt zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks bei, ist wichtig für das Nervensystem<br />
und die Muskelfunktion. Avocados sind außerdem ein guter Lieferant der<br />
Mineralstoffe Magnesium, Phosphor und Eisen und reich an B-Vitaminen.<br />
Links stehende Tabelle liefert einen Überblick über die Nährstoffe der Avocado. Dabei<br />
ist zu berücksichtigen, dass die Zusammensetzung naturbedingten Schwankungen,<br />
in Abhängigkeit von Sorte und Umweltbedingungen (Boden, Klima), aber auch von<br />
der Anbautechnik (Düngung, Pflanzenschutz) unterliegt.<br />
Verwendung<br />
Das Fruchtfleisch der Avocado hat einen leicht nussigen, cremigen Geschmack. Für<br />
den Verzehr wird die Avocado längs rundum mit einem Messer eingeschnitten. Die<br />
Frucht lässt sich dann mit einer Drehbewegung vom Kern trennen. Das Fruchtfleisch<br />
kann mithilfe eines Löffels entnommen werden. Alternativ können noch nicht zu weiche<br />
Avocados mit einem Sparschäler geschält werden.<br />
Avocado kann sowohl pur gegessen, als auch vielfältig zubereitet werden. Neben dem<br />
bekannten Dip Guacamole, kann die Avocado z.B. als Butterersatz verwendet werden.<br />
Ebenso können Salate, Suppen und Desserts aus der Avocado hergestellt werden.<br />
Die Avocado wird kalt gegessen, denn durch längeres Erhitzen wird die Avocado bitter.<br />
Die reifen Früchte des Avocadobaums dienen auch als Grundlage für die Ölherstellung.<br />
Das Avocadoöl findet insbesondere in der Kosmetikindustrie Verwendung,<br />
zur Behandlung trockener, spröder und rissiger Haut. Aber auch spröde Haare, sowie<br />
eine trockene, gereizte Kopfhaut können von dem Öl profitieren.<br />
Der Kern der Avocado<br />
In Lateinamerika ist der Avocadokern ein bewährtes Naturheilmittel, um Beschwerden<br />
zu lindern und Erkrankungen vorzubeugen. Bei uns wird meistens nur das<br />
Fruchtfleisch der Avocado verwendet, der Kern wird entsorgt. Dabei enthält der Avocadokern<br />
zahlreiche Nährstoffe. Dazu zählen neben Vitaminen und Mineralstoffen,<br />
Aminosäuren, Antioxidantien und ungesättigte Fettsäuren.<br />
Die Inhaltsstoffe des Avocadokerns unterstützen die Regulierung des Cholesterinspiegels<br />
wirken entzündungshemmend und stärken das Immunsystem. Sie beugen<br />
Magen-Darm-Erkrankungen vor, lindern Durchfall und schützen vor Viren oder<br />
Bakterien.<br />
70 % der Aminosäuren der Avocado befinden sich im Kern. Die enthaltenen essentiellen,<br />
verzweigtkettigen Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin sind z. B. eine wichtige<br />
Energiequelle für die Muskulatur und fördern den Muskelaufbau.<br />
Der leicht bittere Avocadokern kann auf verschiedene Art verwendet werden:<br />
ge raspelt, getrocknet, gekocht oder pulverisiert. Müsli, Salate oder<br />
Smoothies können so angereichert werden. Der geraspelte Kern<br />
kann auch mit Wasser aufgegossen als Tee verzehrt werden.<br />
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion<br />
des www.vitalstoffjournal.de<br />
23
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Grüner Kaffee<br />
macht fit und schlank<br />
Kaffee gehört zu den beliebtesten Getränken der Welt. Jeden Tag trinken<br />
wir meist morgens schon eine Tasse Kaffee, um mit Schwung<br />
in den Tag zu starten. Ob zum Frühstück, nach dem Essen oder am Nachmittag, der<br />
Genuss des warmen Getränks ist fest in unseren Alltag integriert. Jetzt bekommt die<br />
allseits bekannte, geröstete, braune Kaffeebohne Konkurrenz von ihrer grünen, ungerösteten<br />
Schwester. Denn diese enthält noch viele wertvolle, natürliche Inhaltsstoffe,<br />
die beim Rösten zum Teil verloren gehen. Zum Genuss kommt bei grünem<br />
Kaffee dadurch eine gesundheitsfördernde Funktion hinzu. Grüner Kaffee wird deshalb<br />
immer beliebter und erlebt zurzeit einen regelrechten Hype.<br />
Eine Bohne, die es in sich hat<br />
Grüner Kaffee enthält verschiedenste sekundäre Pfl anzenstoffe. Sie dienen den<br />
Pfl anzen als Abwehrstoffe gegen Fressfeinde oder mikrobiellen Angriff und wirken<br />
darüber hinaus als Wachstumsregulatoren. Sie beeinfl ussen auch eine Vielzahl<br />
von menschlichen Stoffwechselprozessen. So werden ihnen verschiedene<br />
gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben. Der stärkste in grünem Kaffee<br />
enthaltene Stoff ist dabei die Chlorogensäure. Während sie in der gerösteten<br />
Bohne nur noch zu 23 % enthalten ist, macht sie in grünem Kaffee bis zum Fünffachen<br />
aus. Grüner Kaffee Extrakt enthält zwischen 45 % und 70 % Chlorogensäure.<br />
24
Anzeige /<br />
Sie sorgt im Darm dafür, dass weniger Zucker aus der<br />
Nahrung aufgenommen wird. Der Blutzuckerspiegel<br />
sinkt, der Körper muss seine Zuckerspeicher aufbrauchen,<br />
Fettreserven werden reduziert, das Körperfett<br />
wird abgebaut. Durch einen regulierten, gleichmäßigen<br />
Blutzuckerspiegel, ist der Körper zudem über den Tagesverlauf<br />
fitter und leistungsfähiger, die Konzentrationsfähigkeit<br />
wird verbessert. Chlorogensäure senkt<br />
außerdem die Fette im Blut, was die Gefahr von Stoffwechselerkrankungen<br />
mindert. Darüber hinaus enthält<br />
grüner Kaffee Koffein und erhält damit ebenso wie die<br />
gerösteten Kaffeebohnen eine anregende Wirkung. Außerdem<br />
besteht grüner Kaffee aus Aminosäuren, die für<br />
viele Prozesse im Körper essentiell sind, und Trigonellin,<br />
ein Alkaloid welches u. a. zur Förderung des Haarwuchses<br />
genutzt wird.<br />
Gut für Sport, Fasten & Co.<br />
Insbesondere durch den Fettverbrennungs-Effekt ist<br />
grüner Kaffee immer beliebter bei Menschen, die viel<br />
leisten und/oder ihr Gewicht reduzieren wollen. So berichtet<br />
André Weber, Heilpraktiker für Traditionelle Chinesische<br />
Medizin: „Meine Sport- und Fastenpatienten<br />
haben eines gemeinsam: Sie gehen in den Extrembereich.<br />
Die einen durch sportliche Höchstleistungen, die<br />
anderen durch wenig Nahrungsaufnahme. Trinken sie<br />
morgens eine Tasse grünen Kaffee, sorgt die darin enthaltene<br />
Chlorogensäure dafür, dass der Blutzuckerspiegel<br />
über den Tagesverlauf reguliert bleibt. Das ist einmal<br />
für meine Fastengäste interessant, die keinen neuen<br />
Zucker im Laufe des Tages aufnehmen können. Aber<br />
auch meine Leistungssportler, die durch vieles Training<br />
sehr viel Zucker verbrauchen und auf ihr Gewicht achten<br />
müssen, profitieren davon.“ Er betreut Patienten in<br />
zwei eigenen Praxen, ist Cheftherapeut einer Judo<br />
Bundesliga Mannschaft und unterstützt als freier Mitarbeiter<br />
einer Reha-Klinik Interessenten beim Heil- und<br />
Basenfasten. Grüner Kaffee erweist sich also als geeignetes<br />
Ergänzungsmittel für Menschen, die mit gesunder<br />
Ernährung und Fitness dauerhaft abnehmen und<br />
sich schneller die ersten Erfolgserlebnisse bescheren<br />
möchten.<br />
25
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Daniela Lipgens<br />
Geschäftsführerin<br />
hajoona GmbH<br />
US-Studie liefert Belege<br />
Bereits seit 2012 liefert der amerikanische Wissenschaftler Dr. Joe Vinson an der<br />
Scranton Universität, Pennsylvania, mit seinen Forschungsergebnissen Belege dafür,<br />
dass grüner Kaffee den Blutzuckerspiegel reguliert und Körperfett reduziert. So fand<br />
Vinson durch eine Studie heraus, dass übergewichtige oder fettleibige Menschen, die<br />
Extrakte aus grünen Kaffeebohnen zu sich nahmen, in 22 Wochen über 10 Prozent<br />
ihres Körpergewichts verloren. In einer weiteren Studie dokumentierte er die Auswirkungen<br />
von verschiedenen Dosen auf den Blutzuckerspiegel von 56 gesunden<br />
Männern und Frauen. Sie führten einen GlukoseToleranzTest durch, um zu sehen,<br />
wie ihr Körper auf Zucker reagiert. Dann nahmen sie über einen bestimmten Zeitraum<br />
100, 200, 300 oder 400 Milligramm (mg) des grünen Kaffee Extraktes zu sich.<br />
Die anschließenden GlukoseToleranzTests zeigten signifi kante Wirkungen. Alle Dosen<br />
des grünen Kaffee Extraktes ließen eine bedeutende Blutzucker Reduktion im<br />
Vergleich erkennen. Der maximal gemessene Blutzuckerspiegel trat 30 Minuten nach<br />
Aufnahme des Zuckers auf und war 24 % niedriger als vor der Verabreichung des<br />
grünen Kaffee Extraktes (400 mg). Nach 120 Minuten war der Blutzuckerspiegel bei<br />
den Probanden bereits 31 % niedriger als im ersten GlukoseToleranzTest.<br />
Als Pille, Pulver oder Getränk<br />
Brüht man Kaffee aus grünen Kaffeebohnen, so erhält man ein Getränk, das bitterer<br />
ist als die bekannte braune Variante und über weniger Aroma verfügt. Deshalb bieten<br />
inzwischen viele Hersteller grünen Kaffee Extrakt als Kapseln mit unterschiedlichem<br />
ChlorogensäureGehalt an. In gemahlener Form lässt sich die tägliche Dosis grüner<br />
Kaffee über Speisen streuen oder als Zutat in Müslis, Shakes und Smoothies verwenden.<br />
Wer seinen täglichen Kaffee aber wie gewohnt, jedoch als grüne Variante, zu sich<br />
nehmen und die Einnahme dadurch ganz einfach in den täglichen Ablauf integrieren<br />
möchte, greift am besten auf eine Mischung aus grünem Kaffee und anderen gesundheitsfördernden<br />
natürlichen Zutaten zurück, die gleichzeitig den Geschmack des Getränkes<br />
aufwerten. Solche Zutaten können beispielsweise hochwertiger Kakao oder<br />
Kokosmilchpulver sein. Als Pulver in heißes Wasser eingerührt, lassen sich so Genuss<br />
und Funktion miteinander verbinden.<br />
26
Ernährung / Prävention<br />
Entschlackung,<br />
Entgiftung –<br />
oder neudeutsch<br />
Detox<br />
„Der schnellste Weg zur Gesundheit ist die Entgiftung!“<br />
Paracelsus (1493 – 1541)<br />
Der Begriff Entschlackung kommt ursprünglich<br />
aus der Feuerungstechnik und bezeichnet die<br />
Verbrennungsrückstände in Hochöfen, Kaminen oder Heizkesseln<br />
von Dampfl okomotiven. Für die Entschlackung des<br />
menschlichen Körpers wurde er erstmals vom deutschen<br />
Arzt Otto Buchinger (1878– 1966) verwendet. Er war der Ansicht,<br />
dass der menschliche Körper und besonders der Darm,<br />
von Schlackenstoffen befreit werden müssten. Entgiftung oder<br />
Detoxifi kation beschreibt also die Ausschleusung<br />
„unerwünschter“ Stoffe aus dem Körper,<br />
die über Nahrung, Schleimhäute oder sonstige Körperoberfl<br />
ächen aufgenommen oder bei Verstoffwechselung<br />
dieser gebildet wurden. 1 Dieser Prozess wird<br />
bei gesunden Menschen normalerweise von Leber,<br />
Niere und Galle übernommen. Aber wie ist es wenn<br />
der Körper durch Umweltfaktoren, falsche Ernährung,<br />
Stress, etc. nicht mehr nachkommt?<br />
27
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Folgen einer erhöhten Giftbelastung<br />
Auch wenn wir noch so gesund leben, nehmen wir täglich<br />
Schad und Giftstoffe auf. Sei es durch Luftverschmutzung,<br />
Rückstände in Lebensmitteln und Trinkwasser,<br />
Elektrosmog, Kleidung, Körperpfl egeprodukte<br />
oder Wohngifte aus Teppichen, Möbeln und anderen<br />
Einrichtungsgegenständen. Rauchen, Alkohol und<br />
Medikamente belasten den Körper noch zusätzlich. All<br />
diese Substanzen werden vom Körper da abgelagert,<br />
wo sie am wenigsten Schaden anrichten – im Bindeund<br />
Fettgewebe. Diese „Mülldeponie“ ist allerdings<br />
irgendwann voll, sodass der Stoffwechsel der Zellen gestört<br />
wird. Dadurch kann sich der Organismus nicht<br />
mehr selbst regulieren und es kann zu einer Vielzahl<br />
von Beschwerden und Krankheiten kommen. Auch<br />
wenn bisher ein eindeutiger wissenschaftlicher Nachweis<br />
fehlt, kann man davon ausgehen, dass viele der<br />
häufigen Zivilisationskrankheiten wie Arterienverkalkung,<br />
Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall, Diabetes<br />
mellitus, Allergien, Hauterkrankungen, neurologische<br />
Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer,<br />
Rheuma oder auch Depressionen Folge eines belasteten<br />
Zellmilieus sind. 2<br />
Wo kommen die Giftstoffe her?<br />
Tierische und pfl anzliche Gewebe enthalten Nährstoffe,<br />
die jedoch nicht immer ungiftig sind. Zur Abwehr von<br />
Feinden produzieren Pfl anzen giftige Stoffe und auch Tiere<br />
setzen Gifte zum Beutefang oder zur Vertei digung ein.<br />
Selbst Mikroorganismen produzieren Toxine (Schim mel <br />
bil dung). Ferner entlässt der Mensch durch seine industrielle<br />
Tätigkeit jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen synthetischer<br />
giftiger Verbindungen in die Umwelt. So werden<br />
derzeit in Industrieländern zwischen 500.000 und 600.000<br />
chemische Substanzen eingesetzt. 3<br />
Viele dieser Toxine gelangen unbeabsichtigt durch Unfälle<br />
oder diffuse Einträge in das Wasser, das wir trinken,<br />
die Luft die wir atmen und in die Nahrung, die wir<br />
essen. 4 Andere, wie Dünge oder Schädlingsbekämpfungsmittel<br />
(Pestizide), werden dagegen absichtlich in<br />
Ökosysteme eingebracht. 5 Dadurch sind auch als gesund<br />
geltende Nahrungsmittel wie Fisch, Getreide und<br />
Gemüse häufi g stark belastet. So nehmen zum Beispiel<br />
Weizen, Ölsaaten, Spinat, Salat und verschiedene<br />
Wildpilze mehr Cadmium aus dem Boden auf als andere<br />
Pfl anzen. Diese Schwermetalle können sich im Körper<br />
anreichern und in der Nahrungskette weiter gegeben<br />
werden. Hierbei vervielfacht sich die Belastung von<br />
den Pfl anzen über die Herbivoren und anschließend<br />
über mehrere Stufen von Carnivoren. Das Pestizid kann<br />
somit an der Spitze der Nahrungskette tausendfach<br />
oder gar millionenfach konzentriert sein. Diese Bioakkumulation<br />
der Toxine kann zu hohen Tumorraten oder<br />
sinkender Fruchtbarkeit führen. 4<br />
Auch der Körper selbst produziert Stoffwechselgifte wie<br />
z. B. Darmgase oder die Stoffwechselsäure Ammonium,<br />
die nicht immer vollständig ausgeschieden wer den können.<br />
Ammonium wird durch den Abbau von Proteinen<br />
gebildet, so dass bei einer fl eischreichen Ernährung<br />
große Mengen davon entstehen, welche als Folge die<br />
Nieren belasten. In den Industrieländern gibt es kaum<br />
einen Menschen, der nicht eine Vielzahl dieser Alltagsund<br />
Umweltgifte im Körper gespeichert hat. 6<br />
28
Ernährung / Prävention<br />
Wie wird der Körper mit diesen Giftstoffen<br />
fertig?<br />
Körpereigene Entgiftung<br />
Die körpereigene Entgiftung ist ein ständig stattfi ndender<br />
Prozess. Viele Stoffe, die mit Nahrung, dem Trinkwasser<br />
oder der Luft aufgenommen werden, müssen<br />
vom Körper unschädlich gemacht und abtransportiert<br />
werden. Nur so kann verhindert werden, dass sich diese<br />
Substanzen im Körper ansammeln und stoffwechselbedrohende<br />
Mengen erreichen. 7 Die Verweildauer eines<br />
Toxins im Körper wird durch seine chemischen und physikalischen<br />
Eigenschaften bestimmt. Wasserlösliche<br />
Verbindungen können relativ schnell metabolisiert und<br />
über die Nieren oder den Darm ausgeschieden werden.<br />
Einige dieser wasserlöslichen Verbindungen können allerdings<br />
in körpereigenes Gewebe eingebaut werden<br />
und die normalen Körperfunktionen stören. So können<br />
beispielsweise Bleiverbindungen Eisen im Blut oder Calcium<br />
in den Knochen ersetzen. Fettlösliche Verbindungen<br />
werden in der Regel langsamer abgebaut und oft<br />
lange Zeit im Körper gespeichert. Da sie sich im Fettgewebe<br />
ablagern, können sie sich im Körper ansammeln<br />
und sehr hohe Konzentrationen erreichen. Von manchen<br />
Experten werden diese Gifteinlagerungen im Fettgewebe<br />
als Mitverursacher von Brustkrebs, Prostatakrebs<br />
oder Leukämie betrachtet, da alle diese Krebsarten<br />
ihren Ursprung in sehr fetthaltigem Gewebe haben. 8<br />
Die körpereigene Entgiftung, auch Biotransformation<br />
genannt, fi ndet hauptsächlich in der Leber, unserem<br />
größten Entgiftungsorgan, statt. Über die Pfortader gelangen<br />
alle im Körper eintreffenden oder dort entstehenden<br />
Gifte und Schadstoffe zur Leber. Der Entgiftungsprozess<br />
läuft in bis zu drei Phasen ab, abhängig<br />
davon, um welches Gift bzw. um welchen Stoff es sich<br />
handelt. Ziel dieser Biotransformation ist es, die Schadstoffe<br />
in ungefährliche, wasserlösliche Substanzen zu<br />
verwandeln, die daraufhin leicht über die Nieren mit<br />
dem Urin ausgeschieden werden können.<br />
In Phase II wird die Wasserlöslichkeit der Gifte noch<br />
weiter erhöht. Verschiedene Enzymwe, die UDPGlucuronyltransferasen,<br />
sind für die Entgiftung und Ausleitung<br />
von Bilirubin, überschüssigen Vitaminen, überschüssigen<br />
Hormonen und von Medikamenten verantwortlich.<br />
Weitere Enzyme der Phase II sind die GlutathionSTransferasen.<br />
Sie entgiften z. B. Quecksilber,<br />
Pestizide, Antibiotika und andere Medikamente sowie<br />
Gifte, welche beim Rauchen entstehen. Des Weiteren<br />
gelten die Enzyme der Phase II als bedeutende Antioxidantien,<br />
die sich zusammen mit den Superoxiddismutasen,<br />
Spurenelementen und Vitaminen um den Zell schutz<br />
kümmern.<br />
In Phase III werden die nun wasserlöslichen Gifte mit<br />
Blut, Lymphe oder Gallenfl üssigkeit zu den Ausscheidungsorganen<br />
transportiert. Kleine Partikel können über<br />
die Nieren fi ltriert und mit dem Urin ausgeschieden<br />
werden. Größere Partikel werden von der Leber in die<br />
Gallensäureproduktion eingebaut. Über die Gallenwege<br />
gelangen diese in die Gallenblase und werden anschließend<br />
über den Darm mit dem Stuhlgang ausgeschieden.<br />
8<br />
In Phase I werden die Gifte in eine passende chemische<br />
Form umgewandelt, damit sie in Phase II weiter verarbeitet<br />
werden können. Zu den Entgiftungsenzymen der<br />
Phase I gehören z. B. die Cytochrom P450 Enzyme (CYP),<br />
welche erste Schritte einleiten um Gifte wasserlöslicher<br />
und ungefährlicher zu machen. Beim Menschen sind<br />
derzeit 39 dieser CYPEnzyme bekannt. 9 Weitere Enzyme<br />
sind die Alkohol und Aldehyddehydrogenasen für<br />
die Entgiftung von Alkohol. Auch die GlutathionPeroxidase,<br />
welche sich beispielsweise auf Wasserstoffperoxid<br />
und andere organische Peroxide, auf Gifte aus Tabakrauch<br />
und Abgasen sowie auf Schwermetalle und<br />
Pestizide stürzt, gehört zu den Enzymen der Phase I.<br />
29
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Aktive Entgiftung: Entlastung von Leber und Niere<br />
Die bei der Entgiftung beteiligten Enzyme sind bei jedem Menschen unterschiedlich<br />
aktiv. Ihre Aktivität hängt einerseits von der Giftbelastung und andererseits von der<br />
genetischen Disposition eines jeden Menschen ab. Ferner wird die Aktivität und Leistungsfähigkeit<br />
der Entgiftungsenzyme von der persönlichen Lebens und Ernährungsweise<br />
beeinfl usst. Durch Rauchen, übermäßigen Alkoholgenuss und eine geringe<br />
Aufnahme von Vitaminen und Spurenelementen können Menschen ihr Entgiftungssystem<br />
sehr schnell überlasten. Folge können chronische Erkrankungen wie Arteriosklerose,<br />
Alzheimer oder Rheuma sein. Das Entgiftungssystem kann allerdings durch<br />
eine gesunde Lebens und Ernährungsweise und mit Hilfe von regelmäßigen Detox<br />
Kuren so weit entlastet werden, dass es mit den ankommenden Giften trotzdem zurechtkommt.<br />
8<br />
Ziel einer DetoxKur ist somit speziell die Entlastung von Leber und Niere, damit diese<br />
neben der Ausscheidung von Giftstoffen ausreichend Kapazitäten für andere wichtige<br />
Funktionen haben. Ein weiteres wichtiges Organ ist der Darm, über den ein Großteil<br />
der Schadstoffe ausgeschieden wird. Damit der Darm den Körper besser entgiften<br />
kann, kann er durch unterschiedliche Trägerstoffe, die bei der Aufnahme und Ausscheidung<br />
von Giften helfen, unterstützt werden. Natürliche Mineralien aus der Süßwasseralge<br />
Chlorella, aus Moringa oder aus Mineralerden wirken im Darm wie ein<br />
Schwamm der Schadstoffe, Schwermetalle, Schimmelpilze und andere unerwünschte<br />
Stoffe aufsaugt und anschließend ausgeschieden werden kann. Eines der wenigen<br />
Mittel, das sowohl Säuren als auch Gifte im Körper direkt absorbiert und damit unschädlich<br />
macht, ist das uralte Vulkangestein Zeolith.<br />
Schwermetalle ausleiten mit Zeolith<br />
Zeolith ist ein rein natürliches Vulkangestein, welches sich über Jahrmillionen unter<br />
hohen Temperaturen und hohem Druck in vulkanasche Schichten gebildet hat. Natürliche<br />
Vorkommen fi ndet man in der Ukraine, in Australien, in China, auf Kuba und in<br />
den USA. Aber auch in Deutschland gibt es Vorkommen am Vogelsberg, in Franken<br />
und in der Steiermark. 10<br />
Das mikroporöse Tuffgestein besteht aus einer dreidimensionalen Kristallgitterstruktur<br />
von miteinander vernetzten Aluminium und SiliziumoxidTetraedern, welche<br />
durch Sauerstoffatome miteinander verbunden sind. Um sich von synthetischen Zeolithen<br />
zu unterscheiden wird NaturZeolith auch als Clinoptilolith bezeichnet. Bei der<br />
sogenannten Mikronisierung wird Clinoptilolith pulverisiert wodurch er seine sehr<br />
große spezifi sche Oberfl äche erhält. So besitzt beispielsweise ein Gramm Zeolith<br />
eine Oberfl äche von 43 m 2 . 10 Die Bindung von Giftstoffen erfolgt mittels Ionenaustausch<br />
in den Hohlräumen. Positiv geladene Teilchen wie zum Beispiel Calcium, Natrium<br />
oder MagnesiumIonen werden gegen freie Radikale, Schwermetalle oder<br />
Schadstoffe ausgetauscht (Abbildung 1). 11<br />
Abbildung 1: Wirkungsweise von Zeolith<br />
(http://www.globalium-zeolith.de/wirkungsweise.1264.0.html)<br />
30
Ernährung / Prävention<br />
Zeolith kann vom Darm nicht resorbiert werden, absorbiert aber beim Durchlaufen<br />
des Verdauungstraktes Schwermetalle (z. B. Blei, Cadmium, Quecksilber), radioaktive<br />
Substanzen, Konservierungsmittel, Farbstoffe und giftige Medikamentenrückstände.<br />
Er wird demnach unverändert inklusive der Giftstoffe innerhalb<br />
von 24 Stunden wieder mit dem Stuhl ausgeschieden. Ein weiterer Vorteil einer<br />
ZeolithEntgiftung ist, dass sie selbst ohne voll funktionsfähige Leber und Niere<br />
arbeitet. 10<br />
Sabrina Beerbalk<br />
Dipl. Biologin<br />
Produktmanagement<br />
Plantafood Medical GmbH<br />
Ist eine Detox-Kur nötig?<br />
Eine Entgiftungskur ist vermutlich für jeden Menschen sinnvoll. Folgende Ziele<br />
sollten dabei allerdings beachtet werden:<br />
1. Giftbelastung reduzieren<br />
Die Giftbelastung kann durch Verwendung von BioLebensmitteln reduziert werden,<br />
da diese ohne Kunstdünger, Pestizide und ohne Klärschlamm (Cadmium)<br />
angebaut werden. Auch das Meiden von Tabakrauch (aktiv und passiv), die Verwendung<br />
von Naturkosmetik sowie BioReinigungsmitteln reduziert die Giftbelastung.<br />
2. Giftaufnahme meiden<br />
Eine übermäßige Giftaufnahme kann durch eine gute Versorgung mit Mineralstoffen<br />
und Spurenelementen verhindert werden. So verhindern z. B. Eisen, Calcium<br />
und Zink die Cadmiumaufnahme aus dem Darm. Magnesium und Silicium verhindern<br />
die Aluminiumeinlagerung im Gewebe. Des Weiteren reduziert eine gesunde<br />
Darmfl ora z. B. durch Einnahme von Probiotika die Giftaufnahme aus dem Darm.<br />
Die Mineralien Bentonit, Zeolith oder Aktivkohle können Gifte im Verdauungssystem<br />
binden, welche anschließend mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden.<br />
3. Entgiftungsorgane unterstützen und körpereigene Entgiftungsfähigkeit<br />
stärken<br />
Einnahme von Spurenelementen wie z. B. Zink und Selen, welche zur Bildung der<br />
Entgiftungsenzyme nötig sind und Steigerung der Glutathioneigenproduktion<br />
durch z. B. Sulforaphan, Curcumin, Grünteeextrakt oder Pterostilbene.<br />
4. Schutz der Zellen vor giftbedingten Schäden<br />
Um die Schadwirkung vorhandener Gifte möglichst gering zu halten ist es nötig<br />
die freien Radikale durch Antioxidantien wie z. B. Astaxanthin, Grünteeextrakt,<br />
Resveratroloder Quercetin abzufangen. 8<br />
CADMIUM<br />
SELEN<br />
EISEN<br />
SILICIUM<br />
MAGNESIUM<br />
Quellen<br />
1 www.spektrum.de/lexikon/biologie/entgiftung/21517<br />
2 www.praxiskakizaki.de/DetoxKurundEntgiftungmitZeolith51.html<br />
3 Biesalski, Bischoff, Puchstein: Ernährungsmedizin, 4. Aufl age<br />
ZINK<br />
4 Purves, Biologie, 7. Aufl age, August 2006<br />
5 Fent, Karl Ökotoxikologie: Umweltchemie Toxikologie – Ökologie, 4. Aufl age, Februar 2013<br />
6 www.drgeissler.at/texte/entgiftungstherapie.htm<br />
7 www.drgumpert.de/html/entgiftung.html<br />
8 de.sott.net/article/21140DetoxEntgiftungdesKorpersistheutewichtigerdennje<br />
9 Martin, Michael, Fachinformation 67, Biochemie der Entgiftung, Ganzimmun Diagnostics AG<br />
10 www.aktivfürgesundheit.de/mineralien/zeolithentgiften<br />
11 www. globaliumzeolith.de<br />
31
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Der Ayurveda kennt zahlreiche Anwendungsgebiete<br />
für Kräuter und nahezu ebenso viele Darreichungsformen.<br />
Doch obwohl die traditionelle Heilkunst bereits<br />
seit über 5.000 Jahren in Indien etabliert ist, tut sich<br />
die Gesetzgebung in Europa und insbesondere Deutschland<br />
schwer mit der Anerkennung. Dies betrifft vor allem<br />
Kräuter, die hier zulande in der Regel<br />
nicht als Medikamente verkauft werden<br />
dürfen. Doch auch die Klassifi zierung<br />
als Nah rungsergänzungsmittel ist<br />
nicht immer ganz einfach.<br />
Ayurvedische Kräuter<br />
und ihre Anerkennung in der EU<br />
Das westliche Verständnis von Medizin ist vor allem durch die einfache<br />
Unterscheidung in gesund vs. krank geprägt. Anders ausgedrückt, bedeutet<br />
Gesundheit oft lediglich die Abwesenheit von Krankheit. Die klassische Medizin<br />
hierzulande beginnt den Menschen erst dann zu analysieren, wenn er mit Krankheitssymptomen<br />
zum Arzt geht. Aus Sicht des Ayurveda ist das allerdings reichlich<br />
spät. Denn die altindische Gesundheitslehre kennt insgesamt sechs Stufen der<br />
Krankheitsentstehung. Die sichtbare bzw. deutlich fühlbare Manifestation einer Erkrankung<br />
(Vyakti) ist davon bereits die vorletzte.<br />
32
Anzeige /<br />
Der Ayurveda – wörtlich das Wissen vom langen und<br />
gesunden Leben – richtet seinen Fokus auf den gesunden<br />
Menschen, dessen Körper, Geist und Seele im Einklang<br />
sind und dessen Bioenergien (Doshas) im Ayurveda<br />
stets in ein Gleichgewicht gebracht werden sollen.<br />
Dabei betrachtet er den Menschen immer vor dem Hintergrund<br />
seiner individuellen Konstitution. Ayurveda ist<br />
also zugleich ganzheitlich und individuell.<br />
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, kennt die ayurvedische<br />
Lehre zahlreiche Methoden. Neben kurativen<br />
Behandlungen und sogar Operationstechniken, eröffnet<br />
sich dem Interessierten hier ein einmalig weites<br />
Feld der präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen.<br />
Meditation, Yoga und andere Bewegungsempfehlungen<br />
gehören ebenso dazu, wie Tipps für eine<br />
in dividuell zuträgliche Ernährung und dabei unterstützende<br />
Nahrungsergänzungen bzw. äußerlich anzuwendende<br />
Kräuter.<br />
Eine ayurvedische Behandlung durch einen Arzt oder<br />
Heilpraktiker beginnt stets mit einer gründlichen Anamnese,<br />
Puls und Zungendiagnose sowie körperlichen<br />
Untersuchungen. Auf dieser Einschätzung basierend,<br />
können geeignete Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel<br />
gewählt werden, um die individuelle Konstitution<br />
des Patienten zu unterstützen. Dabei geht es<br />
grundsätzlich nicht darum, mit einem bestimmten Arzneimittel<br />
ein bestimmtes Krankheitsbild zu „kurieren“.<br />
Stattdessen dient die Ernährung bzw. Einnahme von<br />
Nahrungsergänzungen dem Ausgleich der Doshas Vata,<br />
Pitta und Kapha.<br />
Da die ayurvedische Lehre – wie bereits erwähnt –<br />
nicht erst ansetzt, wenn der Mensch Krankheitssymptome<br />
aufweist, ist für eine individuell zuträgliche Ernährung<br />
auch ein leichterer Einstieg ohne Konsultation eines<br />
Arztes möglich. Mittels eines sogenannten Ayurveda<br />
oder auch Konstitutionstests kann man durch die<br />
Beantwortung einiger Fragen selbst die eigene Konstitution<br />
– also das Verhältnis von Vata, Pitta und Kapha<br />
– sehr gut ermitteln. Wer erst einmal weiß, welcher AyurvedaTypus<br />
er ist, fi ndet über Tees, Gewürze oder<br />
auch Öle einen einfachen Zugang zu dem, was ihn gesund,<br />
fi t und zufrieden macht.<br />
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<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Mit Ausnahme der unter 1 und 5 aufgeführten Zubereitungen,<br />
gelten alle aufgeführten Kräuterpräparate hierzulande<br />
als Lebensmittel. Sie können also frei verkauft<br />
werden, unterliegen aber einigen Bestimmungen. So muss<br />
z. B. eine Nährwerttabelle die sogenannten „Big 7“<br />
(Brennwert/Energiegehalt, Fett, gesättigte Fettsäuren,<br />
Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß, Salz) ausweisen.<br />
Auch die Kräuterpulver für abgekochte oder kalte Fermentierungen<br />
sind als Lebensmittel einzustufen, unabhängig<br />
von ihrer tatsächlichen Verwendung. Erfolgt die<br />
Anwendung als Einlauf durch medizinisch geschultes<br />
Personal, sind keinerlei Bedenken hinsichtlich Hygiene<br />
etc. angebracht.<br />
Ayurvedische Öle (siehe Punkt 1) enthalten ebenfalls<br />
Kräutermischungen und werden bei verschiedenen Anwendungen<br />
äußerlich aufgetragen bzw. in die Haut einmassiert.<br />
Diese Öle sind als Kosmetika deklariert und<br />
von daher relativ frei verkäufl ich.<br />
Kompliziert wird es jedoch bei den Golis bzw. presslingen, die hierzulande nur als Nahrungsergän<br />
Kräuterzungsmittel<br />
vertrieben werden dürfen. Der Gesetzgeber<br />
verlangt dafür eine Anzeige von jedem Nahrungsergänzungsmittel<br />
beim Bundesamt für Verbraucherschutz<br />
und Lebensmittelsicherheit (BVL), bevor das NEM in<br />
den Verkehr gebracht wird. Die Bestätigung der Anzeige<br />
als Nahrungsergänzungsmittel bei der BVL bedeutet jedoch<br />
nicht, dass das jeweilige Produkt als verkehrsfähig<br />
gilt. Produzierende bzw. vertreibende Unternehmen<br />
können sich deshalb nie sicher sein, ob angezeigte Produkte<br />
auch in Zukunft noch auf dem Markt verkauft<br />
werden dürfen.<br />
Im Falle ayurvedischer Nahrungsergänzungen spielt<br />
eine weitere EUVorgabe eine ausschlaggebende Rolle.<br />
Denn falls die Inhaltsstoffe des AyurvedaProduktes<br />
nicht vor dem Jahr 1997 auf dem europäischen Markt in<br />
größerer Menge gehandelt wurden, werden sie als „NovelFood“<br />
bezeichnet und bedürfen einer besonderen<br />
Registrierung. Das macht es den Importeuren von AyurvedaProdukten<br />
schwer, denn die meisten Kräuter –<br />
selbst Ingwer oder Kurkuma – sind im Herkunftsland<br />
zwar normale Lebensmittel, können aber in Deutschland,<br />
je nach Auslegung der jeweiligen Behörde als<br />
„NovelFood“ bezeichnet werden.<br />
Kräuter-Zubereitungen im Ayurveda<br />
Im Ayurveda gibt es eine Vielzahl von KräuterZubereitungen, die sich am besten nach dem Anwendungsbereich<br />
unterscheiden lassen:<br />
1. Öle, die innerlich und äußerlich angewendet werden;<br />
2. Butterschmalz mit Kräutern, das innerlich eingenommen wird;<br />
3. süße oder eher würzige Frucht und Kräutermuszubereitungen, die als Brotaufstrich oder auch pur<br />
gegessen werden;<br />
4. Churnas, also Kräuterpulver, die mit Wasser, Butterschmalz oder Honig eingenommen oder getrunken<br />
werden;<br />
5. Golis, das sind Kräuterpresslinge (Tabletten), die häufig aus verschiedenen Kräutern bestehen und<br />
über den Mund (per os) eingenommen werden;<br />
6. Abkochungen mit Kräutern, die sowohl nach mehrwöchiger Fermentation mit Wasser getrunken<br />
oder aber auch nach kurzer Abkochung direkt als Einlauf verwendet werden;<br />
7. kalt angesetzte Kräutermischungen, die nach mehrwöchiger Fermentationszeit<br />
innerlich mit Wasser eingenommen werden;<br />
8. Gewürzmischungen oder frische Kräuter beim Kochen, um die Zuträglichkeit<br />
von Speisen zu erhöhen, sowie<br />
9. Tees, das sind getrocknete Kräuter oder Pulver, die als Getränk gebrüht<br />
auf<br />
werden.<br />
34
Ernährung / Prävention<br />
Quo vadis Ayurveda in Europa?<br />
Insgesamt bleibt das ernüchternde Fazit, dass ayurvedische<br />
Produkte nach wie vor kein klares „Zuhause“ in<br />
den deutschen bzw. europäischen Richtlinien gefunden<br />
haben. Denn auch wenn derzeit viele Präparate hierzulande<br />
als Nahrungsergänzungsmittel deklariert werden,<br />
so sind sie doch in ihrem Heimatland Indien eindeutig<br />
Arzneimittel.<br />
Ein Arzneimittel wiederum dient dazu, den Körper zu<br />
heilen oder Krankheiten zu verhüten. Maßgeblich sind<br />
hierzu der Funktionsansatz bzw. die Zweckbestimmung.<br />
So kann z. B. ein Nahrungsergänzungsmittel tatsächlich<br />
ein Arzneimittel sein, wenn die enthaltenen<br />
Pfl anzen eine nachgewiesene Arzneimittelwirkung haben<br />
und selbiges auf dem Etikett durch (rechtlich zulässige)<br />
Heilaussagen deklariert wird.<br />
Ein Nahrungsergänzungsmittel soll hingegen „nur“ die<br />
normale Ernährung ergänzen und nicht heilen. Wie<br />
schwierig jedoch die Abgrenzung selbst beim gleichen<br />
Wirkstoff sein kann, zeigt das Beispiel der Mineralien<br />
und Vitamine: Normaler Weise handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel,<br />
bei hoher Dosierung können<br />
sie jedoch als Arzneimittel gelten.<br />
Für Produktion und Vertrieb von AyurvedaProdukten<br />
gilt in Deutschland zunächst weiterhin, dass alle – in<br />
Indien seit Jahrtausenden bekannten und nachgewiesenen<br />
– Heilaussagen außen vor bleiben. Befriedigendere<br />
Lösungen gibt es derzeit in Belgien, Frankreich und Italien.<br />
Dort werden auch bei den sogenannten Botanicals<br />
bestimmte Health Claims erlaubt und sogar vom je weili<br />
gen Gesundheitsministerium gewünscht. Dadurch wiederum<br />
wird die Grauzone solcher Mittel geringgehalten.<br />
Im Sinne von größerer Konsumentensicherheit (Stichwort:<br />
privater Import von nicht eindeutig deklarierten<br />
AyurvedaProdukten auf Reisen) bleibt zu hoffen, dass<br />
es bald auch in Deutschland eine bessere Lösung für<br />
Kräuterpräparate geben wird. Einen weiteren Meilenstein<br />
dafür versuchen wir auf einem Strategiemeeting<br />
mit hochrangigen indischen und EUPolitikern im Rahme<br />
des 2. European World Ayurveda Congress (EWAC#2)<br />
zu erreichen. Mehr Infos dazu unter:<br />
www.ayurvedacongress.eu.<br />
©Manfred Esser<br />
Dr. med. Harsha Gramminger<br />
Ärztin, Fortbildung zur Ayurveda-Ärztin;<br />
Leiterin der Euroved Klinik; Leiterin der<br />
ayurveda Ausbildung in der Euroved-<br />
Akademie; Autorin einer Trilogie zum<br />
New Age Ayurveda, bestehend aus<br />
einer Einführung, einem Handbuch und<br />
einem Kochbuch; Vorsitzende der EUAA<br />
– European Ayurveda Association<br />
(Kooperationspartner des NEM e.V.)<br />
• www.euroved.com<br />
Kapha<br />
Vata<br />
Pitta<br />
35
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Die sieben hauptsächlichsten<br />
Lügen der Ernährungsindustrie<br />
Der folgende Artikel ist höchst kontrovers zu sehen, weil er sich gegen<br />
alles richtet was dem Leser bisher von Diätassistentinnen oder medizinischen<br />
Beratern in Sachen Ernährung erzählt wurde. Der Artikel basiert jedoch auf<br />
mindestens 35 wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen und reflektiert somit<br />
nicht allein die eigenen Vorstellungen, sondern stellt die Essenz von Erkenntnissen<br />
dar. Diese sollen den Lesern dabei helfen, die Lügen, Mythen und falschen Vorstellungen<br />
zu umgehen, wenn es um die wahren Schuldigen geht. Der Artikel soll aber<br />
auch dem Leser helfen, die richtigen Entscheidungen im Rahmen der Ernährung zu<br />
treffen. Zusätzlich soll der Artikel auch Richtlinien aufzeigen, damit chronische Erkrankungen<br />
rechtzeitig vermieden werden können:<br />
Etablierte Ernährungslüge No 1:<br />
Eier sind gefährlich, weil sie den Cholesterinspiegel erhöhen.<br />
Obgleich Eier einen hohen Anteil an dem angeblichen so bösartigen Cholesterin aufweisen,<br />
so führen sie jedoch bei Verzehr nicht zu einer höheren Rate an Herzkreislauferkrankungen.<br />
Ein Irrtum der in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen untermauert<br />
werden konnte. Eier führen im Gegenteil zu einem Anstieg des guten Cholesterins<br />
(HDL) und einem Abfall des bösen Cholesterins (LDL) sowie der Triglyzeride,<br />
die Faktoren, welche am gefürchteten Herzinfarkt oder dem Schlaganfall maßgeblich<br />
beteiligt sind 1,2 . Und hier liegt die Wahrheit: das Ei ist eines der nährstoffdichtesten<br />
Nahrungsmittel, das leistungsstarke Antioxidantien (die der Gefäßverkalkung ent<br />
36
Anzeige /<br />
gegenwirken) enthält 3 , wobei eine isolierte Eierdiät<br />
sogar zu einer schnelleren Gewichtsabnahme führt als<br />
alle sonstigen Abnehmkuren 4,5 . Vorzuziehen sind die<br />
Eier vom frei pickenden Huhn, das im Gegensatz zum<br />
Käfighuhn, mehr entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren<br />
aufweist.<br />
Etablierte Ernährungslüge No 2:<br />
Esse lieber wiederholt kleine Mahlzeiten, um den<br />
Stoffwechsel zu aktivieren und zu steigern.<br />
Dieser Ratschlag ist praktisch nutzlos und mag bei einem<br />
150 kg schweren Bodybuilder mit einem riesigen<br />
Anteil an Muskelmasse von Vorzug sein. Auch ist es<br />
richtig, dass mit jeder Essensaufnahme eine Ministeigerung<br />
im Stoffwechsel während der Verdauung ausgelöst<br />
wird. Es ist jedoch die Gesamtmenge an Essen<br />
auf dem Teller und nicht die einzelnen Mahlzeiten, die<br />
darüber entscheiden, ob der Stoffwechsel angetrieben<br />
wird oder nicht. Dieser Effekt ist in kontrollierten<br />
Studien wiederholt nachgewiesen worden, indem Studienteilnehmer<br />
mit kleinen Portionen über den Tag<br />
verteilt, im Gegensatz zu einer Gruppe mit weniger und<br />
größeren Mahlzeiten, keine großen Unterschiede in<br />
ihrem Stoffwechsel aufwiesen 6,7 .<br />
Etablierte Ernährungslüge No 3:<br />
Zu viel Eiweiß führt zu Osteoporose und Nierenerkrankungen.<br />
Zwar wurde nachgewiesen, dass höhere Proteinanteile<br />
kurzfristig zu einem vermehrten Verlust an Calcium, einem<br />
notwendigen Mineral der Knochen, führen 8 . Langzeitstudien<br />
zeigten jedoch das Gegenteil, indem festgestellt<br />
wurde, dass eine Protein-(Eiweiß)reiche Diät<br />
mit einer Knochengesundheit und einem niedrigeren<br />
Frakturrisiko einhergeht 9,10 . Und auch die Nierenerkrankungen<br />
ließen sich nicht mit einer eiweißreichen<br />
Diät in Verbindung bringen 11,12 . Denn der hauptsächlichste<br />
Verursacher für eine Nierenerkrankung ist der<br />
erhöhte Blutdruck, der sich unter einer Eiweißdiät sogar<br />
wieder normalisierte 13,14 . Eine Osteoporose lässt sich<br />
dagegen am besten durch die Einnahme von Vitamin<br />
D3 in Verbindung mit Vitamin K2 und Calcium sowie<br />
einer täg l ichen Belastung verhindern. Die alleinige<br />
Calziumeinnahme dagegen fördert die Einlagerung des<br />
Minerals in den Gefäßen.<br />
37
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Etablierte Ernährungslüge No 4:<br />
Gesättigte Fette führen zum gehäuften Auftreten von Gefäßerkrankungen.<br />
Diese Lüge wurde in der Zwischenzeit als völlig überholt nachgewiesen und entstammt<br />
einer Untersuchung aus den 50er Jahren, wo eine enge, aber gefälschte (!)<br />
Korrelation bei den Nationen mit hohem Fettverbrauch und dem Auftreten einer<br />
Herzerkrankung angeblich nachgewiesen werden konnte. Dagegen kommt z. B. eine<br />
im Jahre 2010 publizierte epidemiologische Metanalyse bei 34,747 Personen zu<br />
dem Schluss, dass der Konsum gesättigter Fette auf die Häufi gkeit einer Herzerkrankung<br />
absolut keine (!) Verbindung aufwies 15 . Dank dieser brillanten Untersuchung<br />
konnte die Fehleinschätzung endlich vom Tisch gefegt werden, so dass jeder jetzt<br />
wieder köstliche, körperfettreduzierende Gerichte mit Kokosnussfett, Lein oder guten<br />
Olivenöl, unter der Verwendung von Käse, Butter und Sahne ohne Bedenken zu<br />
sich nehmen kann. Wovon jedoch unbedingt Abstand genommen werden sollte, sind<br />
die künstlich gehärten, pfl anzlichen Öle (Sonnenblume, Distel und Raps) die erst<br />
durch den chemischen Prozess der Hydrierung eine lange Haltbarkeit aufweisen und<br />
in der Küche (z. B. in den Pommes frites) als Transfette zur Arteriosklerose führen.<br />
Fragen Sie doch spaßeshalber im Restaurant einmal nach, in welchem Fett die Pommes<br />
gebraten wurden. Sie werden staunen.<br />
Etablierte Ernährungslüge No 5:<br />
Körner und Körnerprodukte aus Weizen, Gerste oder Roggen hergestellt wirken<br />
großartig, weil sie nahrhaft und sättigend sind.<br />
Hier liegt das Problem nicht nur in der durch Bromidzusätze verlängerten Haltbarkeit<br />
der Mehle; vielmehr kommt es z. B. bei dem Verzehr von nur 2 Scheiben Vollkornbrot<br />
zu einem massiven Anstieg im Blutzuckerspiegel, der sofort den Gegenspieler Insulin<br />
auf den Plan ruft, dadurch den Blutzucker in die Fettzellen schiebt, um anschließend<br />
den Zuckerspiegel schlagartig nach unten zu treiben. Die Folgen: Zunahme an Fettzellen,<br />
nach 2 Stunden er neute Hungergefühle, mangelnde Konzentration verbunden<br />
mit Müdigkeit und einer eventuellen Zittrigkeit, so dass erneut zu einem zuckerhaltigen<br />
Produkt wie z. B. einem Riegel oder einem Kaffee mit viel Zucker gegriffen werden<br />
muss. Andererseits kann jedoch auch der Glutenanteil (das Klebereiweiss) in Weizen,<br />
Roggen und Gerste, auf den bis zu 70 % der Bevölkerung empfi ndlich regieren, die<br />
38
Ernährung / Prävention<br />
Darmauskleidung schädigen. Gluten kann heutzutage,<br />
weil gentechnisch verändert, nicht mehr richtig verdaut<br />
werden und wird im Darm – bei entsprechender Vorbelastung<br />
– lokale Entzündungen auslösen, die sich letztendlich<br />
– weil immer wieder glutenhaltige Produkte<br />
verzehrt werden – in eine über Jahre bis Jahrzehnte sich<br />
hinziehende Auto immunerkrankung niederschlagen<br />
(heutzutage Todesursache No. 3 nach Herzkreislauferkrankungen<br />
und Krebs) 17, 18, 19, 20, 21 . So z. B. ist eine Glutensensitivität<br />
auch in Verbindung mit Migräne, Depressionen,<br />
Konzentrationsschwäche, Gedankenfl ucht, und<br />
sogar mit der Ausbildung von Psoriasis, Parkinson, Alzheimer<br />
oder einer bi polaren Störung in Verbindung gebracht<br />
worden 22, 23 . Die Ursache liegt hier in einer fehlgeleiteten<br />
Ernährungsempfehlung, viel Kohlenhydrate<br />
statt der guten Fette zu sich zu nehmen. Das Gegenteil<br />
ist richtig: weniger (um bis zu 80 %) an Kohlenhydrate<br />
(auch in Pasta, Pizza und Spagetti sowie Brote und Kuchen<br />
enthalten), dafür aber mehr Fette bei gleichen<br />
Anteilen an Eiweiß und die chronischen Erkrankungen<br />
wie Diabetes Typ 2, Hochdruck und Herzinfarkt lassen<br />
nach. In die gleiche Richtung geht auch die etablierte<br />
Ernährungslüge No 6.<br />
Etablierte Ernährungslüge No 6:<br />
Der Verzehr niedriger Anteile an Kohlenhydrate ist<br />
gefährlich.<br />
Diese von sogenannten Ernährungsgurus und den<br />
Mainstreammedien verbreitete Unsitte ist wenig hilfreich,<br />
dafür aber gefährlich. Denn Studien haben eindeutig<br />
bewiesen, dass<br />
1. Niedrige Kohlenhydratanteile in der Nahrung führen<br />
zu weniger Körperfett und dies trotz der Vorgabe,<br />
nach Wunsch so viel von einer kohlenhydratarmen<br />
Nahrung zu essen wie man will 24, 25 .<br />
2. Niedrige Kohlenhydratanteile in der Nahrung führen,<br />
im Gegensatz zu einer fettarmen Diät, zur Korrektur<br />
des arteriellen Hochdrucks und eines Diabetes Typ<br />
2 ohne, dass Medikamente eingenommen werden<br />
mussten 28, 29, 30, 31 .<br />
3. Niedrige Kohlenhydratanteile führten zu einem<br />
Anstieg des guten Cholesterins HDL im Blut und<br />
zu einem Abfall des gefährlichen LDL und der Triglyzeride<br />
32,33 .<br />
4. Niedrige Kohlenhydratanteile in der Nahrung sind<br />
zur Gewichtabnahme einfach durchzuführen, indem<br />
keine (!) komplizierten Berechnungen resp. eine Beschneidung<br />
der Gesamtkalorien vorgenommen werden<br />
müssen und der Abnehmeffekt auch konstanter<br />
bleibt 34 .<br />
Etablierte Ernährungslüge No 7:<br />
Eine fettreiche Diät macht fett.<br />
Diese Behauptung ist zwar nachvollziehbar, aber wegen<br />
der komplexen metabolischen Stoffwechselvorgänge<br />
im Körper völlig falsch. Und obgleich die Fette mehr<br />
Kalorien als Kohlenhydrate enthalten, machen diese<br />
Fette den Menschen nicht fett. Hierzu haben auch<br />
die Ernährungsforscher eine eindeutige Meinung: Diäten,<br />
die hohe Anteile an Fette und geringe Anteile an<br />
Kohlenhydraten hatten, führten zu einem höheren Verlust<br />
an Körperfett 35 . Es müssen eben nur die richtigen<br />
Fette (s. o.) sein!<br />
Zusammengefasst heißt das alles: Ihre Gesundheit<br />
ist in Ihren Händen folgt man der Macht biblischer Gesundheitsprinzipien<br />
die da lauten: Prävention ist das<br />
Motto und nicht die Therapie, wenn es schon zu einem<br />
Schaden gekommen ist. Das ist ganz leicht zu erreichen:<br />
1. Vorzugsweise reines, klares Wasser trinken<br />
2. Nur naturbelassene nicht mit Pestiziden geduschte<br />
Nahrungsmittel essen<br />
3. Jegliche prozessierten Nahrungsmittel vermeiden<br />
4. Die das Immunsystem stärkende Mikronährstoffe<br />
(z.B. Vit. D3) einnehmen<br />
5. Im täglichen Leben den Stress reduzieren<br />
6. Toxine wie in hormonverseuchtes, mit Antibiotika<br />
belastetes Fleisch vermeiden. Fleisch von von frei<br />
grasenden Rindern (!) ist vorzuziehen.<br />
7. Regelmäßige Entgiftung des Körpers durchführen<br />
wie z. B. (Infrarot) Sauna mit Schwitzen, mehr Faserstoffe<br />
essen, viel trinken.<br />
8. Mindestens 78 Std Schlaf in einem frei von elektrischen<br />
Geräten abgedunkelten Schlafzimmer<br />
9. Regelmäßiges moderates körperliches Training; auch<br />
schnelles Spazierengehen für 30 min/Tag reichen<br />
schon aus.<br />
10. Erdverbunden leben, indem den Verlockungen der<br />
Unterhaltungsindustrie nicht nachgegeben wird.<br />
39
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Abb. 1: Die chronische Müdigkeit und Antriebslosigkeit-auch Zeichen unserer falschen Ernährung (Quelle: NaturalNews.com)<br />
11. Kritsch alle Entscheidungen unserer gewählten<br />
Volks vertreter hinterfragen (insbesondere die klammheimliche<br />
Anpassung an die EU) und beizeiten, wenn<br />
angebracht, sofort abwählen.<br />
12. Berücksichtigen, dass in fast allen verarbeiteten Lebensmitteln<br />
Zucker sowie Farb und Konservierungsstoffe<br />
(= potentielle Krebsstoffe) versteckt sind. Auch<br />
die Zuckersatzstoffe Aspartam, Cyclamat, AscesulfamK<br />
unbedingt meiden; denn sie führen zu Gewichtszunahme,<br />
Diabetes Typ 2 und sind auch noch<br />
potentielle Krebsstoffe. N.B. hohe Insulinspiegel führen<br />
letztlich zur Fettsucht, Entzündungen an der Gefäßinnenwand<br />
(gefolgt von Arteriosklerose) und zur<br />
Insulinresistenz, die dann in einen Diabetes Typ 2<br />
mündet.<br />
13. Hochgradig verarbeitete Nahrungsmittel meiden,<br />
weil sie ähnlich süchtig machen wie Drogen.<br />
14. Chronische Erkrankung sind letztlich alle entzündlicher<br />
Natur, wozu auch die heutzutage kaum therapierbaren<br />
neurodegenerativen Erkrankungen wie der<br />
M. Alzheimer und der Parkinson, die eine Vorlaufzeit<br />
von 10 und mehr Jahren aufweisen, zählen.<br />
Alternative Ansätze in Form von einer Umstellung<br />
der gesamten Ernährung, der Einnahme von Antioxidantien,<br />
der totalen Eliminierung von Zucker, einem<br />
moderaten körperlichen Training sowie einer<br />
ketogenen Diät mit dem Hauptaugenmerk auf gute<br />
Fette, konnten hierbei schon die ersten Erfolge<br />
verzeichnen (36).<br />
Und wie begegne ich den Lügen der Ernährungsindustrie<br />
Indem klar wird, dass die Nahrungsmittelindustrie nicht<br />
nur mächtig ist, sondern dass sie ganz entscheidend<br />
in unser Leben eingreift. Ein Zustand der immer häufi <br />
ger zu unserem Nachteil geschieht: denn in dem uns<br />
immer mehr prozessierte, vorverarbeitete und angeblich<br />
„veredelte“ Nahrungsmittelprodukte und Auszüge<br />
angeboten werden, enthält diese verfeinerte Nahrung<br />
nicht mehr die nötigen Vitamine (z.B. Vit. C, D3, B12,<br />
B3), Mineralstoffe (z.B. Magnesium, Kalium), Spurenelemente<br />
(z.B. Eisen, Zink, Mangan, Calcium, Selen),<br />
sekundäre Pfl anzenstoffe (z. B. Flavonoide), essentielle<br />
Fettsäuren (z.B. Fischöle), alles Bestandteile die<br />
für eine Erneuerung, Reparatur und der Bildung von<br />
Organen und Zellen notwendig sind. Es ist wie bei dem<br />
Bau eines Hauses, wo die notwendigen Materialien,<br />
die Haus und Grund wetterfest machen, nicht vorhanden<br />
sind. Es wird mit minderwertigen Materialien<br />
gearbeitet, so dass früher oder später der Verfall vorprogrammiert<br />
ist. Und so ist auch mit den Baumaterialien<br />
in unserer Ernährung: Mangel an Vitalstoffen und<br />
leere Kalorien werden im Überfl uss angeboten die<br />
jedoch nicht verwertbar sind, resp.<br />
nicht zu einem sta bilen Bau führen.<br />
Ohne auf diese wichtigen Bauelemente<br />
des Lebens näher ein zugehen,<br />
die eine optimale tägliche<br />
Funktion gewährleisten, soll im<br />
Einzelnen kurz aufgeführt werden,<br />
was wirklich wichtig ist,<br />
damit z. B. nicht chronische Müdigkeit,<br />
früh zei tige Erschöpfung<br />
(Abb. 1), ein Übergewicht gepaart<br />
mit Bluthochdruck, ein Diabetes<br />
Typ 2 eine Arthrose, eine Herz insuffi<br />
zienz oder Verdauungsstörungen<br />
unser Leben bestimmen.<br />
40
Ernährung / Prävention<br />
Zu aller Erst sind es die vielen leeren Kalorien (leer, weil<br />
sie keine Vitamine und Mikronährstoffe enthalten),<br />
die wir täglich in uns in Form von Weißmehlen, Brötchen,<br />
Torten, Nudeln, Pasta, Pizza und Co hineinstopfen,<br />
die öfters auch noch, um den faden Geschmack zu<br />
verdecken, mit dem Geschmacksverstärker Glutamat<br />
„veredelt“ wurden (Abb. 2). Brote und insbesondere die<br />
gepriesenen Vollkornbrote sind meistens von minderwertiger<br />
Qualität bedenkt man, dass das Mehl von Körnern<br />
stammt, die zur Steigerung des Ertrags, z.B. mit<br />
dem Herbizid Glyphosat (laut WHO ein potentielles Karzinogen!)<br />
kurz vor der Ernte besprüht wurden und auf<br />
Grund der in den vergangenen 50 Jahren durch Kreuzung<br />
und Hybridisierung, eine Zunahme an dem Klebereiweiß<br />
Gluten um 50% aufweisen. Hierdurch wurde<br />
es jedoch immer schwerer, verdauliche Produkte zu<br />
bekommen, die, weil nicht in der heimischen Mühle gemahlen,<br />
oft mit Zusätzen wie Bromide haltbarer gemacht<br />
werden. Dazu kommt beim Backen der Zuckerzusatz,<br />
der zu einer braunen Verfärbung führt, damit<br />
man ihm dann das Prädikat Vollkornbrot verleihen kann.<br />
Wo und was also kaufen? Nur bei dem Bäcker meines<br />
Vertrauens und auf keinen Fall die Massenware in den<br />
Discountläden. Welche Körner stehen denn nun alternativ<br />
zur Verfügung? Eine echte Alternative zu Weizen,<br />
Roggen und Gerste sind die althergebrachten Körner<br />
wie Quinoa, Amaranth, Emmer, Hirse und Dinkel, wobei<br />
hierbei auf eine mögliche Kreuzkontamination mit Gluten<br />
geachtet werden sollte.<br />
Ähnlich schlecht bestellt ist es mit den Fleischprodukten,<br />
die in inhumanen Zuchtstätten, wo die Tiere unnatürlich<br />
mit sog. Kraftfutter bestehend aus Soja (ein<br />
GMOProdukt unserer transatlantischen Freunde!),<br />
Körnern und Antibiotika gemästet, schnell zur Schlachtreife<br />
getrieben werden. Stattdessen ist hochwertiges<br />
Fleisch von mit Gras (und nicht Kraftfutter) aufgezogenen<br />
Rindern, Fleisch und Eiern von frei pickenden Hühnern<br />
und Steaks von frei umherlaufenden und nicht mit<br />
Körnern, dem der künstliche Süßstoff Cyclamat und<br />
Antibiotika gemästeten Schweinen vorzuziehen. Wie<br />
erreiche ich das? Indem ich nur das Fleisch kaufe, welches<br />
vom Bauern stammt (und hier sollte die lokale<br />
Wirtschaft unterstützt werden) und die artgerecht ihre<br />
Tiere aufziehen.<br />
mir besonders propagieren nativen Kokosfett, das Argan<br />
(leider teuer), das kalt gepresste native Oliven (so<br />
nicht mit Maschinenöl gepanscht), das rote Palm, das<br />
Hanf, das Camelina/Leindotter sowie das kalt gepresste<br />
Leinöl und alle fettigen Fische wie Makrele, Sardine,<br />
Lachs und Co. sowie die Avocado und die gute<br />
alte Landbutter bestehen. Alle anderen Öle wie Sonnenblumen,<br />
Distel, Sojabohnen, Maiskorn, Erdnuss,<br />
ins besondere jedoch das Rapsöl (konnte früher wegen<br />
der Bitterstoffe nur als Wagenschmiere eingesetzt werden)<br />
und alle Margarinesorten sind allesamt chemisch<br />
hydrogeniert, wodurch ihre Lagerfähigkeit enorm gesteigert<br />
wurde und sie jetzt als sog. Transfette der Arteriosklerose<br />
massivst Vorschub leisten.<br />
Die Ernährung, selbst in unserer schnelllebigen<br />
Zeit, sollte aus vollwertigen, nicht verfälschten und<br />
prozessierten Lebensmitteln bestehen, damit der<br />
Mensch dauerhaft gesund bleibt.<br />
Und wie steht es mit Früchten und Gemüse, die man<br />
laut Empfehlung mindestens 5 mal am Tag zu sich nehmen<br />
sollte? In der Tat sind es die nicht mit Pestiziden,<br />
Herbiziden oder Fungiziden „geduschten“ Naturprodukte,<br />
die die Grundpfeiler einer seit Jahrtausenden<br />
Ernährungsform darstellen und auf die sich unser Verdauungssystem<br />
auch eingerichtet hat. Denn unser Enzymsystem<br />
konnte sich bis dato nicht auf die durch<br />
Hybri disierung und Kreuzungen sowie genmodifi zierten,<br />
glyphosatresistenten und damit ertragreicheren<br />
Weizen, Gerste oder Roggensorten anpassen, die neben<br />
dem Herbizid Glyphosat (siehe hierzu auch die angestoßene<br />
Diskussion über das Herbizid Roundup®<br />
in den Medien), neuartige Aminosäuren im Gluten (dem<br />
Klebereiweiß im Brot) enthält. Diese können jedoch<br />
im Verdauungstrakt dann nicht vollständig in ihre einzelnen<br />
Bausteine abgebaut werden, so dass bei 40 60 %<br />
der Bevölkerung chronischen Entzündungen auftreten,<br />
auf die der Patient mit Verdauungsstörungen (allgemein<br />
unter den Begriff „Reizdarm“ subsummiert) reagiert.<br />
Zum Thema Fette und Öle sind nur die als gesundheitlich<br />
unschädlich anzusehenden gesättigten und/oder<br />
ungesättigten Produkte aufzuführen, die aus dem von<br />
Unsere westliche Ernährungsweise<br />
mit den angeblich so vollwertigen Produkten, die jedoch<br />
ausnahmslos in irgendeiner Weise durch chemische<br />
Zusätze geschmacklich verändert, farblich attraktiver<br />
und haltbarer gemacht wurden, alles auf Kosten<br />
eines verminderten Vitamin- und Mineralstoffgehalts.<br />
41
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Und weil sich dann zusätzliche Essensunverträglichkeiten auf eine schon existente<br />
Glutenempfi ndlichkeit aufpfropfen, entstehen Nahrungsmittelkreuzallergien aber<br />
auch durch das Immunsystem ausgelöste Entzündungsreaktionen (sog. molekulare<br />
Mimikry) in den verschiedensten Organen, ein Problem das sich auch mit Medikamenten<br />
dauerhaft kaum beherrschen lässt.<br />
Es sind stattdessen sämtlichen Gemüse und Kohlsorten (gelb, grün, rot – die Regenbogenfarben),<br />
Chicoree, Lauch, Zwiebeln, und besonders Knoblauch sowie die<br />
in Früchten enthaltenen Kohlenhydrate zu empfehlen, die den Blutzuckerspiegel<br />
nur wenig beeinfl ussen und einen niedrigen Insulinspiegel zur Folge haben. Dieser<br />
Effekt gilt als wünschenswert, weil er mit verminderten Entzündungsreaktionen im<br />
Körper einhergeht.<br />
Zum Thema Kohlenhydrate dürfen und sollen die potentiellen Dickmacher, die von<br />
allen Zuckersorten ausgehen, nicht vergessen werden und die Frage sei erlaubt,<br />
wie denn die besonders gefährlichen, weil versteckten Zuckeranteile, erkannt werden<br />
können? Folgende Begriffe lassen auf „versteckten Zucker“ schließen: „Sirup“, „Süßungsmittel“<br />
und alles, was auf „ose“ endet ist Zucker. Falls die Aufschrift „ohne<br />
Zuckerzusatz“ vorliegt, darf Folgendes nicht enthalten sein:<br />
Traubenzucker, fruktosehaltiger Sirup, Malzzucker, Sirup, Rohrzucker, Maltose,<br />
Zuckerrübensaft, Reissirup, Ahornsirup, Rohrzucker, Saccharose, Melasse, Dextrin,<br />
Hirsesirup, Dextrose, Rübensirup, Fruchtsaftkonzentrat, Invertzucker, Brauner Zucker,<br />
Fruchtkonzentrat, Laktose, Kandiszucker, Glukose, Maltodextrin, Xylose.<br />
Daran denken, dass sich der Körper nicht um den Namen kümmert, für ihn<br />
ist das alles „Zucker“!!!<br />
Es sind, und das ist eindeutig in mehreren Untersuchungen bestätigt worden, besonders<br />
die versteckt in allen nur erdenklichen Produkten lauernden Zuckeranteile,<br />
die unseren Zuckerspiegel hochtreiben, der als Entzündungsauslöser an der Gefäßinnenwand<br />
von z.B. Auge, Niere und Herzkranzgefäßen anzusehen ist. Und weil als<br />
Gegenreaktion der Organismus versucht, diesen vielen Zucker als Depot in den Fettzellen<br />
einzulagern, wird man übergewichtig. Alternativ kommen, was das Süßen<br />
betrifft, eigentlich nur einige wenige Stoffe wie das Xylit, der Honig vom Imker (ein<br />
Naturprodukt bestehend aus Glukose und Fruktose sowie angereichert mit Enzymen<br />
und Spurenelementen), die Palatinose, der Stevia und wer es exotisch mag Lo Han<br />
Gua, der süße Extrakt einer Frucht aus China, in Frage, die alle den Blutzucker und<br />
besonders den Insulinspiegel nicht nennenswert beeinfl ussen. Zwischendurch,<br />
um den Blutzuckerspiegel stabil und niedrig zu halten, können Nüsse jeglicher Art<br />
(außer geröstet!), Trockenfrüchte (aber ohne Zuckerzusatz!), Samenkörner und Flohsamen<br />
in Joghurt eingerührt, mögliche auftretende Hungerperioden befriedigen.<br />
Wer jedoch diese unbeschreiblichen Gelüste auf etwas Süßes entwickelt (Zeichen<br />
einer Zuckerabhängigkeit), dem kann mit einer aus > 85 % Anteilen aus Kakao bestehenden<br />
Schokolade geholfen werden, solche Attacken erfolgreich zu überstehen und<br />
nicht rückfällig zu werden.<br />
42
Ernährung / Prävention<br />
Denn, dass was letztendlich die Entzündung in den<br />
Gefäßen, die Ursache der gefürchteten Arteriosklerose,<br />
ausmacht, ist der heutige hohe Konsum an Zucker,<br />
insbesondere der Fruktose, der neben einen<br />
erhöhten Insulinspiegel, Entzündungen mit mikroskopisch<br />
kleinsten Einrissen an der Gefäßinnenwand auslöst,<br />
die der Körper dann versucht mit Cholesterin wieder<br />
abzudichten 37 .<br />
Und zu guter Letzt eine Empfehlung an alle diejenigen,<br />
die ihr Körperfett abschmelzen wollen (denn auch das<br />
fördert die Entzündung), gleichzeitig jedoch aktiv und<br />
körperlich fit bei niedriger Entzündungsniveau ihres<br />
Köpers sein wollen: Die ketogene Diät. Hierbei wird<br />
der übliche Kohlenhydratanteil zu 70 % durch die guten<br />
Fette und den fetten Fisch ersetzt. Die Zeit des Umstiegs<br />
kann durch ein zeitliches Fastenfenster (täglich<br />
ab 18.00 Uhr bis zum nächsten Morgen 10.00 Uhr –<br />
das Abnehmen im Schlaf!) erleichtert werden. Das Prinzip<br />
liegt in der aus den Nahrungsfetten in der Leber<br />
ent stehenden sog. Ketonköpern (= beta-Hydroxybutyrat<br />
und Acetoacetat), die insbesondere von der Nervenund<br />
Muskelzelle zur Deckung des Energiebedarfs anstatt<br />
der Glukose herangezogen werden. Der Vorteil besteht<br />
in der bei einer üblichen Glukoseverstoffwechselung<br />
entstehenden Vermeidung von aggressiven Sauerstoffradikalen.<br />
Diese werden bei der Fettverwertung<br />
nicht produziert (!) und wegen der höheren Energiedichte<br />
der Fette tritt langfristig auch kein Hunger auf.<br />
Fazit: jegliche Lebensmittel, die in irgendeiner Form<br />
verfeinert, isoliert, vorbehandelt, haltbar oder durch<br />
Zusätze geschmacklich verändert wurden, sind zu<br />
meiden!<br />
Prof. Dr. med. Enno Freye<br />
Arzt; Spezialgebiete<br />
Spezielle Schmerz t hera pie,<br />
Anästhe si o lo gie, Intensivmedizin<br />
und Suchttherapie,<br />
Nutra zeutika, Mikro nährstoffe,<br />
Zivilisations krankheiten,<br />
Rena turierung<br />
Fachlicher Beirat des NEM e.V.<br />
Quellen<br />
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2 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19369056<br />
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therapeutic program, Aging, 6 2014, 707<br />
37 Vitek et al. Advanced glycation end products contribute<br />
to amyloidosis in Alzheimer disease. Proc Natl Acad Sci<br />
USA.<br />
43
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Der weite Weg<br />
Von einzelnen, frustrierenden Präventionsmaßnahmen<br />
hin zur hocheffi zienten, multimodalen<br />
und multifaktoriellen, adjuvanten Lebensstil<br />
Intervention (ALIve).<br />
Als sich vor rund zehn Jahren meine Laufbahn als leitender Arzt<br />
für Nuklearmedizin am städtischen Klinikum in Wiesbaden dem Ende<br />
zu neigte, stieß ich zufälligerweise auf einen Review Artikel in der renommierten,<br />
internationalen Zeitschrift „The Lancet“. Dort wurde unter dem Titel „The Gobal Burdan<br />
of Disease“ berichtet, dass sich weltweit im Jahr 2005 etwa 56 Millionen Todesfälle<br />
ereignen würden 1 . Zwei Drittel davon gingen auf das Konto von „Zivilisations erkrankungen“<br />
(Diabetes, HerzKreislaufErkrankungen, Krebs etc.) und die Hälftedieser<br />
Todesfälle könnte durch entsprechende Präventionsmaßnahmen vermieden<br />
werden. Diese beeindruckende Botschaft konnte ich kaum glauben: die Hälfte<br />
der Todesfälle vermeidbar durch Prävention! Also begann ich in den Datenbanken die<br />
Originalliteratur zu lesen (ich war ja nun Rentner und hatte Zeit). Und dort fand ich<br />
bestätigt, was der Review im Lancet berichtet hatte. Und nicht nur das: es fanden<br />
sich auch gleich die Studienergebnisse, was sich zum Beispiel mit einer vermehrten<br />
körperlichen Aktivität oder einer gesunden Ernährung alles erreichen lässt 2,3 .<br />
Von diesen Fakten und den sich daraus ergebenden Perspektiven war ich als „HightechMediziner“<br />
so beeindruckt, dass ich mich spontan entschloss eine zweite<br />
Karriere in der Präventionsmedizin zu starten. Basierend auf den wissenschaftlichen<br />
Studien wurde umgehend ein tolles Präventionskonzept entwickelt („aus der Praxis<br />
für die Praxis“) und die niedergelassenen Kollegen zur Kooperation aufgerufen.<br />
Ich war mir des Erfolges sicher und sah das Problem der Zivilisationserkrankungen<br />
als gelöst an. Wie die Geschichte weitergeht, wird der geneigte Leser ahnen: Mein<br />
Erfolg blieb aus und die Zivilisationserkrankungen nahmen weiter zu. Welch ein Frust!<br />
Abb. 1: Weltweite Zunahme der Zahl übergewichtiger Personen in der Bevölkerung<br />
(Zeichnung P. Ruge, Copyright AMM, Prof. Spitz)<br />
44
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Zum Glück war seinerzeit das „Burn-out-Syndrom“<br />
noch nicht so weit verbreitet, sodass ich mich entschloss,<br />
anstelle depressiv zu werden nach den Ursachen<br />
des Misserfolgs zu fahnden. Dabei wurde ich<br />
gleich mehrfach fündig: die Mehrzahl der Präventionsmaßnahmen<br />
basiert auf der Verhaltensprävention. Dies<br />
bedeutet, dass eine einzelne Person sich anders verhalten<br />
soll, ihren schädlichen Lebensstil ändern soll,<br />
um auf diese Weise gesund zu bleiben. Wie sich jedoch<br />
aus dem damaligen Review im Lancet bereits ableiten<br />
ließ und zwischenzeitlich in zahlreichen Publikationen<br />
bestätigt wurde 4,5,6 , ist der schädliche Lebensstil jedoch<br />
nicht auf die falsche Entscheidung des einzelnen<br />
Menschen zurückzuführen, sondern auf die Veränderungen<br />
in der Gesellschaft insgesamt. Der einzelne<br />
schwimmt lediglich im mainstream mit. Fasst der einzelne<br />
Mensch nun den guten Vorsatz, seinen Lebensstil<br />
zu ändern, muss er gegen diesen mainstream anschwimmen.<br />
Und dass gelingt in aller Regel nicht oder<br />
zumindest nicht dauerhaft, weil ein solches Verhalten<br />
enorm kräftezehrend ist und nach kurzer Zeit aufgegeben<br />
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Als Konsequenz dieses Phänomens findet sich u. a. eine<br />
konstante Zunahme der Zahl übergewichtiger Menschen<br />
in Deutschland und weltweit (Abb. 1). Ein aktueller Artikel<br />
vom Juli 2016 in der schon zitierten Zeitschrift<br />
The Lancet kommt zu einer kläglichen Bestandsaufnahme<br />
der weltweiten Präventionsbemühungen 7 . Dort wird<br />
berichtet, dass in Bezug auf die Re duzierung der körperlichen<br />
Inaktivität selbst das bescheidene Ziel der<br />
Weltgesundheitsorganisation von -10 % bis zum Jahr<br />
2025 nicht erreicht werden wird, falls nicht wesentliche<br />
zusätzliche Anstrengungen geschehen. Andere „Millenium-Ziele“<br />
des Präventionskatalogs werden wohl ebenfalls<br />
nicht erreicht werden. Traurige Aussichten für unsere<br />
Gesundheit.<br />
45
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Doch auch außerhalb der Medizin wird in Sachen Prävention<br />
geforscht (8 Hurrelmann) und es gibt Ergebnisse,<br />
auf die wir zurückgreifen können. Dort fi nden sich zum<br />
Beispiel systematische Untersuchungen, in denen neben<br />
der Verhaltens prävention auch die Verhältnisprävention<br />
angeführt wird. Wie der Name deutlich sagt, steht hier<br />
nicht die Änderung des Verhaltens eines Menschen im<br />
Vordergrund der Bemühungen, sondern eine Änderung<br />
der Verhältnisse, in denen der Mensch lebt und arbeitet.<br />
So konnte zum Beispiel in der Arbeitsplatzsicherheit<br />
gezeigt werden, dass Verhältnis Prävention in der<br />
Regel zwar mit Kostenaufwand verbunden, jedoch auch<br />
hoch effektiv ist. Die deutlich rückläufi gen Zahlen für<br />
Arbeitsunfälle und Berufserkrankungen belegen diesen<br />
Erfolg nachdrücklich.<br />
Abb. 2: Permanente epigenetische Modulation der Steuerung<br />
unseres Körpers durch Umweltfaktoren während<br />
des gesamten Lebenslaufs (nach Kanherkar 2014).<br />
Wenn man also auch im Gesundheitswesen präventiv<br />
etwas erreichen will, wird man sich auch dort wie andernorts<br />
der Verhältnisprävention bedienen müssen.<br />
Dies wird jedoch nur funktionieren, wenn man bereit<br />
sein wird, entsprechend auch fi nanziell zu investieren.<br />
Außer dieser bereits attraktiven Perspektive haben sich<br />
jedoch inzwischen noch zwei weitere, ganz wesentliche<br />
Aspekte ergeben. Sie lassen erwarten, dass wir zukünftig<br />
mit neuen Konzepten nicht nur in der Verhinderung,<br />
sondern sogar in der Therapie der Zivilisationskrankheiten<br />
erfolgreicher sein werden.<br />
Der erste Aspekt ergibt sich aus der Ursachenforschung,<br />
warum die Maßnahmen der Verhältnisprävention<br />
so effektiv sind. Einer der Gründe liegt in der besseren,<br />
sozusagen selbstverständlichen Verfügbarkeit. Wenn<br />
die Verhältnisse (Umwelt) mehr gesundheits för dernde<br />
Faktoren und weniger toxische Faktoren bieten, führt<br />
dies automatisch zu einem gesünderen Verhalten in einer<br />
gesünderen Umgebung. Die Erklärung für dieses<br />
Phänomen liefern die neuesten Forschungser ge bnisse der<br />
Genetik und Epigenetik. Sie zeigen, dass der Mensch<br />
wie alle Lebewesen in hohem Maße von seiner Umwelt<br />
abhängt. Und dies nicht nur, um zum Beispiel seinen<br />
Energiebedarf zu decken, sondern auch weil die unterschiedlichsten<br />
Umweltfaktoren direkt die epigenetische<br />
Steuerung unserer Erbsubstanz beeinfl ussen (Abb. 2 ).<br />
Dies reicht von der Schwerkraft (körperliche Aktivität)<br />
über die Sonne (Vitamin D) bis hin zu Nahrungsmittelbestandteilen<br />
(Mikronährstoffen) und Sozial verhalten<br />
(Stresssteuerung), um nur einige wenige zu nennen. Die<br />
Epigenetik stellt somit das Interface zwischen der Umwelt<br />
und unserer Erbsubstanz dar 9 .<br />
Der zweite Aspekt, der die Effi zienz von Präventionsmaßnahmen<br />
deutlich steigert, ist eine Bündelung von<br />
Einzelmaßnahmen. Unglücklicherweise wurden in der<br />
46
Ernährung / Prävention<br />
Vergangenheit die Untersuchungen zur Wirksamkeit von<br />
Präventionsmaßnahmen ähnlich reduktionistisch wie<br />
die Prüfung von Pharmazeutika mit Einzelfaktoren evaluiert.<br />
Diese Vorgehensweise entspricht jedoch in keiner<br />
Weise der realen, komplexen Situation unseres Körpers,<br />
der ein Mikrokosmos im Makrokosmos des Universums<br />
ist. Mit seinen Miliarden von Körperzellen und<br />
Billionen von Bakterien und Viren bildet er eine Genossenschaft,<br />
ein offenes selbst regulierendes System, das<br />
im ständigen Austausch mit seiner Umgebung steht.<br />
Anders als im Reagenzglas des Chemielabors läuft hier<br />
nicht eine einzelne Reaktion ab, sondern ein hochkomplexer<br />
Prozess, in den unzählige Faktoren einfl ießen.<br />
Erst wenn die Summe von Einzelfaktoren ein bestimmtes<br />
Gewicht erhält, reagiert das System auf diesen Einfl<br />
uss. Andernfalls wird er einfach kompensiert.<br />
Als Quintessenz aus dieser Erkenntnis ergibt sich die<br />
Forderung nach einer Bündelung von Präventionsmaßnahmen<br />
zur Erhöhung ihrer Effi zienz. Typisch für diese<br />
Situation sind zwei Zitate aus dem Volksmund: „Eine<br />
Schwalbe macht noch keinen Sommer“ und „Viele<br />
Hunde sind des Hasen Tod“. Dass diese Überlegungen<br />
nicht nur Wunschvorstellung eines „alternden Prä ventions<br />
mediziners“ sind, wurde inzwischen sowohl mit<br />
epidemiologischen als auch prospektiven Studien belegt<br />
10, 11, 12 .<br />
Diesen neuen Erkenntnissen Rechnung tragend (Verhältnis<br />
Prävention, epigenetischer Einfl uss der Umwelt<br />
und Bündelung der Maßnahmen) haben wir eine Initiative<br />
der Deutschen Stiftung für Gesundheitsinformation<br />
und Prävention in Kooperation mit der Akademie für<br />
Menschliche Medizin in dem Konzept „Regionales Gesundheitsmanagements<br />
Velio 5.0“ (RGM Velio 5.0) umgesetzt.<br />
Der Begriff „Velio“ stammt aus dem Gälischen<br />
und bedeutet „besser“. Das neuartige Konzept orientiert<br />
sich am betrieblichen Gesundheitsmanagement,<br />
das ja bereits zu einer Verbesserung der Arbeitswelt/<br />
Lebenswelt der Menschen führt, geht jedoch darüber<br />
hinaus, da alle Settings einer Region einbezogen werden<br />
(Abb. 3). Zusätzlich zur Verhältnis und Verhaltensprävention<br />
kommt dabei als drittes Modul die Verständnisprävention<br />
zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz<br />
in der Bevölkerung hinzu. Grundsätzlich entscheidet<br />
jeder einzelne Teilnehmer über den Umfang<br />
der persönlichen Maßnahmen, in Kenntnis der Effi zienz<br />
Bündelung multifaktorieller Maßnahmen, wird jedoch<br />
auf die Umsetzung eines möglichst umfangreichen Katalogs<br />
hingearbeitet.<br />
schließt sich die Koordinierung und Optimierung vorhandener<br />
sowie die Schaffung neuer, regionaler Ressourcen<br />
(adjuvante Lebensstil Interventionen, ALIve)<br />
für den Aufbau und die Gestaltung einer gesunden Region/Lebenswelt<br />
für alle Einwohner an. Alle Maßnahmen<br />
werden im Verlauf dokumentiert und evaluiert.<br />
Dies dient sowohl der Motivation der Teilnehmer als<br />
auch der Qualitätssicherung und Optimierung des Konzeptes.<br />
Einer der Grundsätze für die Umsetzung besagt, dass<br />
die zweitbeste, praktikable Lösung in der Regel zielführender<br />
als die ideale Lösung ist, von der alle nur träumen<br />
können. Bei diesen „zweitbesten, praktikablen Lösungen“<br />
handelt es sich häufi g um Ersatzmaßnahmen,<br />
da das Originalverhalten aus der Zeit der Jäger und<br />
Sammler im 21. Jahrhundert nicht mehr umsetzbar ist.<br />
Als Beispiele mögen das Fitnesscenter zur Kompensation<br />
der unzureichenden körperlichen Aktivität oder die<br />
Nahrungsergänzungsmittel zum Ausgleich der leeren<br />
Kalorien in der industriell hergestellten Nahrung dienen.<br />
Die aus Amerika stammende PaleoBewegung ist ein<br />
Beispiel für diese Bemühungen, mit gesunden „Elementen“<br />
aus der Steinzeit das Leben in der Neuzeit gesünder<br />
zu gestalten (13 Klement). Wie immer führen viele<br />
Wege nach Rom, man muss sich jedoch entschließen,<br />
einen auch zu gehen, sonst kommt man nicht in Rom an.<br />
Die Bezeichnung „Adjuvante Lebensstilinterventionen“<br />
verdeutlicht, dass bei diesem Konzept eben nicht mühsam<br />
der gesamte Lebensstil verändert werden muss,<br />
sondern mithilfe gezielter Maßnahmen dem Körper die<br />
Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, die er für<br />
die Steuerung seines hochkomplexen Systems benötigt<br />
(siehe Tabelle im Anhang).<br />
Abb. 3: Komplexe Wechselbeziehungen von Lebenswelt/<br />
Umwelt und Mensch als Ausgangsbasis für die „Adjuvanten<br />
Lebensstil Interventionen“ des Velio RGM 5.0 Konzeptes<br />
(Emde Grafik, Copyright AMM, Prof. Spitz).<br />
Die Basis für alle Maßnahmen im Rahmen dieses Erfolg<br />
versprechenden Konzeptes bildet die Erhebung, Messung<br />
und Dokumentation der individuellen Situation<br />
des einzelnen Menschen in seiner Lebenswelt. Daran<br />
47
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Prof. Dr. med. Jörg Spitz<br />
Spezialgebiet Präventionsmedizin,<br />
u. a Gründer<br />
der „Akademie für<br />
Menschliche Medizin und<br />
der Deutschen Stiftung<br />
für Gesundheit und<br />
Prävention“, Referent und<br />
Buchautor, Fachlicher<br />
Beirat des NEM e. V.<br />
Die zur Umsetzung des RGM Velio 5.0 Konzeptes angezeigten,<br />
vielfältigen Maßnahmen und Teilprojekte werden<br />
durch ein „GesundheitsCockpit“ gesteuert, in dem<br />
engagierte Mitglieder der unterschiedlichen Settings<br />
der Region vertreten sind. Als Initiator/Katalysator für<br />
das regionale Gesundheitsmanagement kann eine Einzelperson<br />
genauso wie jede beliebige Institution in der<br />
Region dienen, die sich in der Verantwortung für das<br />
Gemeinwohl sieht. Ideal ist natürlich in der Startphase<br />
das Engagement eines regionalen Unternehmens, das<br />
über deutlich mehr Ressourcen verfügt (fi nanziell und<br />
personell) als eine Einzelperson und im Gegenzug ganz<br />
wesentlich von den effektiven Maßnahmen eines regionalen<br />
Gesundheitsmanagements profi tiert. Derzeit befi<br />
nden sich zwei Pilotprojekte (eines in der Nähe von<br />
Wetzlar, das andere in Mittelfranken) im Aufbau. Nachahmer<br />
sind erwünscht, eine Kontaktaufnahme über die<br />
AMM jederzeit möglich.<br />
Seit meinen ersten Schritten in Sachen Prävention<br />
habe ich einen weiten Weg mit Höhen und Tiefen zurückgelegt.<br />
Sowohl die allgemeine Entwicklung (Demografi<br />
e, zunehmende Morbidität und die steigenden Kosten<br />
des Gesundheitssystems bei sinkender Lebensqualität<br />
in der Bevölkerung) als auch die Fortschritte in der<br />
Grundlagenforschung tragen dazu bei, dass sich aktuell<br />
im Jahr 2016 die Perspektiven für eine neue „Gesundheitsindustrie“,<br />
die diesen Namen auch verdient, deutlich<br />
verbessert haben. Wenn wir es verstehen, aus der<br />
beschriebenen Situation die Konsequenzen für ein gemeinsames<br />
Handeln zu ziehen, besteht eine gute Möglichkeit,<br />
unser Gesundheitssystem ausgehend von einer<br />
Graswurzelbewegung deutlich zu verbessern. Die damit<br />
verbundenen positiven Effekte auf die Gesundheit der<br />
Bevölkerung wird nicht nur für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Unternehmen in Deutschland sorgen,<br />
sondern beinhalten auch die Chance, dieses erarbeitete<br />
Knowhow zukünftig zu exportieren. Die bevölkerungsreichen<br />
Schwellenländer wie Indien und China<br />
folgen uns in der Entwicklung der Zivilisationskrankheiten<br />
auf den Fuß. Sie werden erfolgreiche Präventionskonzepte<br />
genauso importieren und „konsumieren“<br />
wie derzeit bereits die technischen Produkte der „zivilisierten<br />
westlichen Länder“.<br />
Maßnahmenkatalog adjuvanter Lebensstilinterventionen<br />
(ALive) im Rahmen des „RGM Velio<br />
5.0“ Konzeptes<br />
• Optimierung der Ernährung<br />
• Steigerung der körperlichen Aktivität<br />
• Angebote zur Entspannung/Stressbewältigung<br />
• Ausgleich eines bestehenden Vitamin DDefi zites<br />
• Ausgleich bestehender Defi zite bei der Versorgung<br />
mit essenziellen Fettsäuren (Omega3)<br />
• Ausgleich bestehender Defi zite bei der Versorgung<br />
mit Mikronährstoffen aus Gemüse und Obst<br />
• Reduzierung der Schadstoffexposition insbesondere<br />
Beendigung des Nikotinabusus und gezielte Schadstoffausleitung<br />
Die Auswahl und Umsetzung der Maßnahmen erfolgt<br />
entsprechend dem MinimaxPrinzip: minimaler Aufwand<br />
bei maximaler Effi zienz. Im Zentrum des ganzheitlichen<br />
Präventionsansatzes steht neben der Vermeidung<br />
von Schadstoffexpositionen die nachhaltige Verbesserung<br />
der Ernährung, begleitet von einem erweiterten<br />
Angebot von Bewegungsmaßnahmen und zusätzlichen,<br />
gezielten Interventionen zur Optimierung<br />
der für den einzelnen Mitarbeiter verfügbaren Ressourcen<br />
(Lebensquellen). Das erklärte Ziel des Konzeptes<br />
ist die Kombination aller gelisteten Maßnahmen zur<br />
Potenzierung der Effi zienz der Einzelmaßnahmen.<br />
48
Recht<br />
Neue Rechtsprechung<br />
zur Health Claims Verordnung<br />
1. Nach wie vor bestimmt die Health Claims Verordnung 1924/2006/EG und<br />
die zu ihr ergangene Rechtsprechung die Bewerbung von Lebensmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln<br />
und angereicherten Lebensmitteln.<br />
Grundsätzlich gilt, dass gemäß Art. 10 der VO 1924/2006/EG nur solche gesundheitsbezogenen<br />
Aussagen verwendet werden dürfen, die im Rahmen der Verordnung<br />
von der EFSA geprüft und von dem Europäischen Gesetzgeber zugelassen wurden.<br />
Als gesundheitsbezogene Angabe wird in Art. 2 Abs. 2 Ziff. 5 jede Angabe defi niert<br />
mit der erklärt, suggeriert oder auch nur mittelbar zum Ausdruck gebracht wird, dass<br />
ein Zusammenhang zwischen einer Lebensmittelkategorie, einem Lebensmittel oder<br />
einem seiner Bestandteile einerseits und der Gesundheit andererseits besteht.<br />
Umstritten war allerdings bisher, ob die Health Claims Verordnung 1924/2006/EG<br />
auch Anwendung auf die Bewerbung in den Fachkreisen fi ndet.<br />
49
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
In einigen Zivilprozessen haben z. B. das Kammergericht<br />
Berlin und das OLG Celle unterschiedslos die<br />
Health Claims Verordnung 1924/2006/EG auch für<br />
die Werbung gegenüber den Fachkreisen angewendet.<br />
In einem aktuellen Verfahren hat das Landgericht München<br />
allerdings die Frage zur Beurteilung dem Europäischen<br />
Gerichtshof vorgelegt, da es diese Auffassung für<br />
keinesfalls so klar hielt.<br />
§<br />
Denn die VO 1924/2006/EG nimmt stets nur auf den<br />
Verbraucher Bezug. So heißt es z. B. in Erwägungsgrund<br />
36, dass ein hohes Verbraucherschutzniveau<br />
erreicht werden soll. In Art. 1 ist von einem hohem<br />
Verbraucherschutzniveau die Rede und gemäß Art. 5<br />
Abs. 2 soll die Verwendung nährwert oder gesundheitsbezogene<br />
Angaben nur zulässig sein, wenn vom<br />
durchschnittlichen Verbraucher erwartet werden könne,<br />
dass er die positive Wirkung, wie sie in der Angabe<br />
dargestellt wird, versteht.<br />
Da die Verordnung somit an vielen Stellen auf den Endverbraucher<br />
abstellt, ist nicht einsichtig, weshalb auch<br />
die Kommunikation der Lebensmittelunternehmen mit<br />
den Fachkreisen hiervon erfasst sein sollen.<br />
Der EuGH sieht die Angelegenheit jedoch anders. In<br />
einem aktuellen Urteil vom 14. 07. 2016 hat der EuGH<br />
entschieden, dass grundsätzlich auch für die Werbung<br />
gegenüber den Fachkreisen die Health Claims Verordnung<br />
1924/2006/EG Anwendung fi ndet. Dies wird<br />
vom EuGH damit begründet, dass ebenso wie die End<br />
verbraucher auch bei den Fachkreisen davon ausgegangen<br />
werden müsse, dass sie durch eine falsche<br />
Lebensmittelwerbung getäuscht werden können. Darüber<br />
hinaus würde oftmals die werbliche Kommunikation<br />
gegenüber den Fachkreisen lediglich von den Lebensmittelunternehmen<br />
genutzt werden, um die Fachkreise<br />
als Multiplikator zu verwenden, damit am Ende die entsprechende<br />
werbliche Kommunikation doch bei den<br />
Endverbrauchern platziert wird.<br />
Auch differenziere der Wortlaut der VO 1924/2006/EG<br />
nicht zwischen Fachkreisen und Endverbrauchern.<br />
50
Recht<br />
Gemäß Art. 1 Abs. 2 gelte die Verordnung vielmehr für<br />
alle nährwert und gesundheitsbezogenen Angaben,<br />
die in kommerziellen Mitteilungen bei der Kennzeichnung<br />
und Aufmachen von oder bei der Werbung für<br />
Lebensmittel gemacht werden, die als solche an den<br />
Endverbraucher abgegeben werden sollen.<br />
Der EuGH hat die Angelegenheit an das Landgericht<br />
München zurückverwiesen, das auf der Grundlage der<br />
Anmerkung des EuGH den konkreten Sachverhalt entscheiden<br />
muss.<br />
Zukünftig wird sich dann eher die Frage stellen, ob eine<br />
Publikation als kommerzielle Mitteilung im Sinne des<br />
Art. 1 Abs. 2 anzusehen ist. Denn handelt es sich nicht<br />
um kommerzielle Mitteilungen, gilt die VO 1924/2006/<br />
EG weder gegenüber den Fachkreisen, noch gegenüber<br />
den Endverbrauchern.<br />
Es wird dann zukünftig darauf ankommen, in der Kommunikation<br />
gegenüber den Fachkreisen tatsächlich<br />
eher einen wissenschaftlichen Austausch von Informationen<br />
zu kommunizieren, der nicht als Werbung für<br />
bestimmte Produkte qualifi ziert werden kann.<br />
spezi fi sch en zugelassenen gesundheitsbezogenen Angabe<br />
aus.<br />
Interessant ist an der Entscheidung des BGH auch,<br />
dass er die Verwendung einer unspezifi schen Angabe<br />
für den Saft akzeptiert, obwohl es spezifi sch zugelassene<br />
Claims lediglich für einzelne Zutaten des Saftes gibt.<br />
Bisher hat die Rechtsprechung stets die Auffassung<br />
vertreten, dass Claims einer jeweiligen Zutat zugeordnet<br />
werden müssen. Nun besteht die vom BGH eingeräumte<br />
Möglichkeit, dass die spezifi sch zugelassenen<br />
gesundheitsbezogenen Angaben einer bestimmten Zutat,<br />
unspezifi sche Verallgemeinerungen aber auf das<br />
Produkt insgesamt bezogen werden können. Dies eröffnet<br />
sicherlich eine Vielzahl von potentiellen Marketingmöglichkeiten<br />
für die Lebensmittelunternehmen.<br />
Darüber hinaus hat der BGH klargestellt, dass auch bei<br />
den spezifi sch zugelassenen gesundheitsbezogenen<br />
Angaben mehr Flexibilität für die Lebensmittelindustrie<br />
notwendig ist.<br />
Im Hinblick auf die unklare Formulierung des Art. 5<br />
Abs. 2 der VO 1924/2006/EG, wonach die Verwendung<br />
von gesundheitsbezogenen Angaben nur zulässig<br />
ist, wenn ein Durchschnittsverbraucher sie versteht,<br />
klärt der EuGH auf, dass diese Vorschriften<br />
nur bei der Werbung gegenüber<br />
den Endverbrauchern gelte. Bei<br />
der Werbung gegenüber den Fachkreisen<br />
gilt diese Einschränkung jedoch<br />
nicht.<br />
2. Positiv für die Lebensmittelindustrie ist<br />
dagegen eine aktuelle Entscheidung des<br />
BGH vom 10. 12. 2015, Az. I ZR 222/13 –<br />
lernstark. Der BGH hat hier entschieden, dass<br />
für einen Mehrfruchtsaft nicht nur die als<br />
Health Claim zugelassene Angabe „Eisen trägt<br />
zu einer normalen kognitiven Entwicklung von<br />
Kindern bei“ verwendet werden darf, sondern zusätzlich<br />
auch die Aussage „lernstark“ auf den<br />
Saft bezogen verwendet werden darf.<br />
Der BGH begründete dies damit, dass es sich<br />
bei der Angabe „lernstark“ um eine unspezifi sche<br />
gesundheitsbezogene Angabe handele gemäß Art.<br />
10 Abs. 3 der VO 1924/2006/EG.<br />
Die Aussage bezieht sich nicht auf ein konkretes Körperorgan,<br />
nicht auf einen konkreten Nährstoff und<br />
nicht auf einen konkreten Wirkungszusammenhang.<br />
Damit scheide die Möglichkeit der Beantragung einer<br />
51
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
§<br />
So hatte der BGH klargestellt, dass nicht nur die spezifi sch zugelassenen gesundheitsbezogenen<br />
Angaben in ihrem Wortlaut verwendet werden dürfen, sondern auch<br />
Variationen hiervon. Entscheidend sei, ob aus Sicht des aufmerksamen, verständigen<br />
Durchschnittsverbrauchers der gleiche Wirkungszusammenhang beschrieben werde.<br />
In diesem Zusammenhang könne auch von Relevanz sein, ob die zu Grunde liegenden<br />
EFSAGutachten zur wissenschaftlichen Absicherung die textliche Variation mit<br />
umfassen oder nicht.<br />
Auf dieser Grundlage hat der BGH es toleriert, dass statt der zugelassenen Angabe<br />
„Eisen trägt zur normalen kognitiven Entwicklung von Kindern bei“ auch formuliert<br />
werden kann „mit Eisen zur Unterstützung der Konzentrationsfähigkeit.“<br />
Somit kann nicht nur die Formulierung „trägt dazu bei“ durch die Formulierung<br />
„unterstützt“ ersetzt werden, auch das Wort „normal“ muss aus Sicht des BGH nicht<br />
zwingend verwendet werden, was sicherlich die Marketingabteilung der Lebensmittelunternehmen<br />
freuen wird.<br />
3. Ebenfalls im Zusammenhang mit unspezifi schen gesundheitsbezogenen Angaben<br />
ist der aktuelle Beschluss des BGH vom 12. 03. 2015, Az. I ZR 29/13 von Interesse.<br />
Der BGH hat darin klargestellt, dass aus seiner Sicht die Bezeichnung „Rescue“ allenfalls<br />
als unspezifi sche gesundheitsbezogene Angabe angesehen werden kann.<br />
Zwar sehe Art. 10 Abs. 3 der Verordnung vor, dass solche unspezifi schen Verweise<br />
auf die Gesundheit nur zulässig seien, wenn ihnen spezifi sch zugelassene gesundheitsbezogene<br />
Angaben beigefügt sind. Der BGH bekräftigt jedoch seine bisherige<br />
Rechtsprechung, dass solange die Listen mit zugelassenen spezifi schen gesundheitsbezogenen<br />
Angaben nicht fertig gestellt sind, Art. 10 Abs. 3 der Verordnung<br />
noch eine Anwendung fi nde. Der BGH verweist in diesem Zusammenhang explizit auf<br />
unterinstanzliche Entscheidungen wie das OLG Hamm, die dieser Rechtsprechung<br />
des BGH nicht gefolgt sind. Da der BGH jedoch weiterhin bei seiner Rechtsprechung<br />
bleibt, können dies auch die Lebensmittelunternehmen als Maßstab für die Entwicklung<br />
ihrer Werbekonzepte zu Grunde legen.<br />
Von besonderer Bedeutung ist allerdings, dass der BGH ebenfalls klarstellt,<br />
dass bei solchen unspe zifi schen Vorteilen für die Gesundheit auch keine Wirksamkeitsnachweise<br />
im Sinne der Art. 5 und 6 der VO 1924/2006/EG verlangt werden<br />
können.<br />
52
Recht<br />
Art. 5 verlangt, dass anhand allgemein anerkannter<br />
wissenschaftlicher Nachweise nachgewiesen werden<br />
muss, dass die fraglichen Substanz eine positive ernährungsbezogene<br />
oder physiologische Wirkung hat,<br />
ohne entsprechende Angaben durch allgemein anerkannte<br />
wissenschaftliche Nachweise gestützt und<br />
abgesichert sein müssen.<br />
Der BGH verweist darauf, dass da die Aussagen ja<br />
völlig unspezifi sch seien, auch keine entsprechenden<br />
Wirksamkeitsnachweise erwartet werden können.<br />
Auch dies eröffnet natürlich eine Vielzahl von Marketingmöglichkeiten<br />
für die Lebensmittelindustrie. Denn<br />
gibt es keine Notwendigkeit von wissenschaftlichen<br />
Nachweisen mit entsprechender Beweislast der Lebensmittelunternehmen,<br />
dürfte dies die erfolgreiche<br />
Angreifbarkeit der Werbeaussagen vor den Gerichten<br />
we sentlich erschweren.<br />
Dr. jur. Thomas Büttner<br />
Rechtsanwalt und<br />
lebensmittelrechtlicher<br />
Beirat des NEM e.V.<br />
In diesem Zusammenhang gibt es bereits einige<br />
Entscheidungen von Instanzge richten, wie z. B.<br />
des Landgerichts München, dass die Angabe<br />
„abwehrstark“ als un spezifi sch qualifi ziert hat<br />
bzw. als noch von dem zugelassenen Claim<br />
zum Immunsystem gedeckt oder des OLG<br />
Schleswig, das auch Aussagen wie Abwehrkraft<br />
oder Verdauung als unspezifi sch qualifi<br />
ziert hat.<br />
Insgesamt ist somit erfreulich, dass<br />
die aktuelle Rechtsprechung des<br />
BGH zahl reiche Möglichkeiten<br />
der juristischen Argumentation<br />
bietet, um auch wieder phantasievollere<br />
Werbeaussagen<br />
der Lebensmittelindustrie erfolgreich<br />
zu verteidigen.<br />
§<br />
53
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Worte eines Unternehmers ...<br />
Auf der Suche nach dem<br />
„Anderen“ – drückt sich<br />
eine Gesellschaft<br />
vor der Verantwortung?<br />
Die Gesellschaft hat es sich bequem gemacht.<br />
Unsere Aktivitäten beschränken<br />
sich vielfach nur noch auf das Fordern von mehr Mitsprache<br />
und Rechten, aber von mehr Verantwortung<br />
oder gar Pfl ichten möchten wir nichts wissen. Die meisten<br />
Menschen mutieren zur Ideenschmiede, wenn es<br />
darum geht, was andere alles ändern müssten, damit<br />
das eigene Wohlbefi nden nicht beschnitten und die<br />
eigene Komfortzone möglichst noch erweitert werden<br />
kann. Wir investieren viel Zeit, um uns zu beschweren,<br />
aber wenig, um uns zu bedanken.<br />
Konzerne konstruieren immer neue Modelle, um sich<br />
ihren Verpfl ichtungen zum Wohle der Allgemeinheit zu<br />
entziehen. Unterstützt von bezahlten Lobbyisten diktieren<br />
sie den Regierenden die Rahmenbedingungen für<br />
ihren und unseren Alltag. Moral ist out, wenn es um den<br />
eigenen Vorteil geht. Abschreckende juristische Konsequenzen<br />
bleiben weitgehend aus. Sozial oder Versicherungsbetrug<br />
gilt allenfalls noch als Kavaliersdelikt.<br />
Die zunehmende Globalisierung bringt Menschen unterschiedlichster<br />
Religionen, mit teilweise für uns befremdlichen<br />
Wertevorstellungen und extremem sozialen<br />
Gefälle zusammen. Ein perfekter Nährboden für Menschen<br />
fänger, die mit populistischen Parolen Ängste<br />
schüren, aber keine Lösungen einbringen. Eine bequeme<br />
Gesellschaft wird dafür empfänglich und wählt<br />
lie ber Protest statt Programm. Die etablierten Parteien<br />
haben die Bedürfnisse der Wähler vielfach aus den<br />
Augen verloren und verschwenden ihre Zeit beim Gezerre<br />
um Posten und Macht. Es gilt verbindlich unverbindlich<br />
zu sein, denn besser ist nichts zu entscheiden<br />
als Fehler zu machen.<br />
Politischer Aktionismus suggeriert Engagement und<br />
inspiriert Politiker zu teilweise sinnfreien, praxisfernen<br />
Gesetzesvorlagen, bei denen Ertrag und Kosten in<br />
keinem verantwortbarem Verhältnis mehr stehen.<br />
Wahlbeteiligungen auf einem beschämend nie drigen<br />
Niveau unterstützen diese Entwicklung. Demokratie lebt<br />
vom Mitmachen nicht nur vom Fordern! Zur Wahl gehen<br />
ist auch ein Stück Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.<br />
Auch in der Medienlandschaft werden im Kampf<br />
um Aufl agen und Einschaltquoten Beiträge<br />
eher für die unkritische Masse aufbereitet,<br />
anstatt zum Nachdenken anzuregen.<br />
54
Ernährung / Prävention<br />
Ein Wirtschaftsmagazin thematisierte kürzlich Mahngebühren<br />
und rügte lediglich deren Höhe, ersparte sich<br />
aber jeglichen Kommentar zum Fehlverhalten der säumigen<br />
Verbraucher. Was sind das für Botschaften?<br />
Das Übermaß an Angebot, welches unsere Sinne täglich<br />
beflügelt, katapultiert uns in eine „Must-Have-Spirale“,<br />
aus der es scheinbar kein Entrinnen zu geben<br />
scheint. Industrie und Banken verkaufen Träume nach<br />
der Devise „No Limits“. Markenhype ist bereits in jungen<br />
Jahren allgegenwärtig. Eine gigantische Marketingindustrie<br />
ködert uns 24 Stunden am Tag, weil wir als<br />
Konsumenten dieser Industrie durch unser Verhalten<br />
die Daten liefern, die sie braucht, um uns ihre Produkte<br />
und Dienstleistungen schmackhaft zu machen. Das<br />
vernebelt die Sinne für kritische Gedanken und treibt<br />
uns zu skurrilen und fragwürdigen Verhaltensweisen.<br />
Zur Verwirklichung unserer privaten Lebensmodelle<br />
stehen Arbeitsplatzgarantien, großzügige Entlohnung<br />
sowie visionäre Arbeitszeitmodelle auf der Agenda ganz<br />
oben. Wir nehmen uns aber gleichzeitig für den eigenen<br />
Konsum und Vorteil die Freiheit, Produkte und Dienstleistungen<br />
aus Quellen zu beziehen, welche die Werte<br />
für Menschen, Tiere und Umwelt mit Füßen treten. Der<br />
Beratung beim Fachhändler folgt dann der Billigkauf<br />
beim Onlinehändler. Geiz ist geil!<br />
Wir möchten überall mitreden, aber nirgends Flagge<br />
zeigen. Wir brauchen Kinder, niemand will den Spielplatz<br />
an seinem Haus. Jeder will saubere Energie, aber<br />
keiner ein Windrad in seiner Nähe. Arbeitsplätze in<br />
Wohnortnähe, aber kein Industriegebiet. Bürgerinitiativen<br />
verhindern Industrieansiedlungen und demonstrieren<br />
gleichzeitig wenn eine Kita wegen fehlender Gewerbesteuereinnahmen<br />
schließen muss. Wir verkaufen<br />
Emissionen an andere Länder und machen uns glaubend,<br />
dass unsere Luft dadurch besser wird. Industrie<br />
und Gewerkschaften bevorzugen Streik statt Dialog.<br />
Schäden und Nachteile, die man Unbeteiligten da mit<br />
zumutet, werden billigend in Kauf genommen. Kompromissbereitschaft<br />
zeigt sich immer erst danach. Eine<br />
Gesellschaft, die nur noch Abiturienten „produziert“,<br />
darf sich nicht darüber wundern, dass bestimmte Berufe<br />
aussterben. Diverse Berufsgruppen sind Einzahlungsbefreit,<br />
aber später Leistungsempfänger. Die Sozialsysteme<br />
sind in Schieflage geraten und gehören<br />
dringend reformiert.<br />
Folgerichtig muss mit einer höheren Lebenserwartung,<br />
das Renteneintrittsalter steigen oder die Leistung geringer<br />
ausfallen. An Begründungen, die man zur Rechtfertigung<br />
der eigenen Position heranzieht, mangelt es<br />
niemandem. Der gesunde Menschenverstand sollte<br />
ausreichen, um zu erkennen, dass wir mit dieser Einstellung<br />
die Zukunft nicht erfolgreich und nachhaltig<br />
gestalten können.<br />
Es gilt zu lernen, dass Verzicht kein Zeichen von Schwäche<br />
ist, sondern Übernahme von Verantwortung bedeutet.<br />
Diese muss von allen gesellschaftlichen Schichten,<br />
je nach individueller Leistungsfähigkeit, getragen<br />
werden. Unser Wohlstand wird sich nur dann bewahren<br />
lassen, wenn wir selber die Bereitschaft zu mehr Verzicht<br />
und Leistung aufbringen, um das Vorhandene<br />
gerechter zu verteilen und das nicht nur von „Dem<br />
Anderen“ verlangen.<br />
Je schneller wir dieses begreifen, desto weniger schmerzhaft<br />
werden die Einschnitte sein. Denn wenn wir am<br />
Ende des Tages feststellen, dass es „Den Anderen“ gar<br />
nicht gibt, was dann?<br />
Das beeindruckende private Engagement und die enorme<br />
Hilfsbereitschaft bei der Bewältigung der Flüchtlingskriese<br />
und den vielen Unwetterkatastrophen hat<br />
gezeigt, dass wir auch anders können.<br />
Thomas Olbert<br />
Apeiron GmbH & Co. KG<br />
55
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Digitaler Nachlass: Wer erbt<br />
eigentlich mein Facebook?<br />
Was passiert nach dem Tod mit persönlichen Daten und EMails?<br />
Welche Rechte haben Erben? So planen Sie Ihr digitales Erbe.<br />
Wenn ein InternetUser stirbt, lebt sein Profi<br />
l weiter – bis sich jemand kümmert Wer<br />
nicht ewig weiter in den unendlichen Weiten des Netzes<br />
schweben möchte, kann leicht vorsorgen. Zum Beispiel<br />
mit einem Testament. Oder bald auch mit einer entsprech<br />
en den Einstellung im eigenen FacebookProfi l.<br />
Wir sagen Ihnen, wie Sie Ihr digitales Erbe am besten<br />
ordnen.<br />
Neuerung bei Facebook: Der digitale Nachlassverwalter<br />
Neue Einstellung im Profil<br />
Facebook will seinen Nutzern das Verwalten ihres digitalen<br />
Nachlasses erleichtern: Künftig kann man in seinen<br />
Profi lEinstellungen einen digitalen Nachlassverwalter<br />
ernennen, der das eigene Konto nach dem Tod<br />
56
ARAG<br />
weiterführt. Die so ernannten Verwalter können dann<br />
zum Beispiel den Tod des Nutzers auf dessen FacebookSeite<br />
bekannt geben und Bilder posten. So kann<br />
eine Art Gedenkstätte im Netz entstehen.<br />
Konto einfrieren<br />
Ebenso können Konten im Todesfall aber auch gelöscht<br />
werden. So soll verhindert werden, dass Verstorbene<br />
nicht mehr bei den automatisch erzeugten Vorschlägen<br />
für neue Freundschaften auftauchen, was oftmals für<br />
Verstörung sorgte. Bisher galt, dass FacebookKonten<br />
nach dem Tod eines Mitglieds eingefroren wurden, das<br />
Einloggen war so nicht mehr möglich.<br />
Vorerst nur in den USA<br />
Kleiner Wermutstropfen: Vorerst profi tieren die FacebookNutzer<br />
in den USA von dieser Neuerung. Laut Facebook<br />
soll die Funktion dann in weiteren Ländern ausgerollt<br />
werden.<br />
Digitaler Nachlass: Rechtzeitiges Kümmern entlastet<br />
Ihre Angehörigen<br />
Wer sich um sein digitales Erbe kümmert, hilft damit am<br />
meisten seinen Erben. Diese sind oftmals überfordert,<br />
weil sie nicht wissen, was sie mit den Daten tun sollen.<br />
Wenn Sie ein Testament schreiben, sollten Sie daher<br />
nicht nur Verfügungen über Geld, Wertgegenstände<br />
und Immobilien treffen, sondern am besten auch Ihren<br />
digitalen Nachlass ordnen.<br />
Erben handlungsfähig machen<br />
Dann erleben die Erben keine Überraschungen – beispielsweise<br />
mit Verträgen für OnlineDienste, die weiterlaufen<br />
und bezahlt werden müssen – und sind vor<br />
allem schnell handlungsfähig.<br />
Dabei wäre ein erster vernünftiger Schritt, eine oder<br />
mehrere Vertrauenspersonen zu benennen, die sich –<br />
analog zum Nachlassverwalter auf Facebook kümmern<br />
sollen.<br />
Überlegen Sie, was mit Ihrem EMailPostfach, dem FacebookProfi<br />
l oder Ihrer digitalen Fotosammlung passieren<br />
soll. Alles löschen? Welche Verträge sollen weiterbestehen,<br />
welche gekündigt werden? Dafür müssen<br />
diese erst einmal gefunden werden. Daher befähigen<br />
Sie am besten die Ihnen vertrauten Menschen, in Ihrem<br />
Sinne zu handeln. Indem Sie besprechen, was zu tun ist<br />
und indem Sie ihnen Passwörter zugänglich machen.<br />
Oder zumindest mitteilen, wo Sie diese hinterlegt haben.<br />
Passwörter sinnvoll hinterlegen<br />
Passwörter in einem Safe oder Bankschließfach deponiert,<br />
lassen sich übrigens einfacher ändern, als wenn<br />
Sie bei einem Notar lagern. Denkbar wäre auch ein verschlüsselter<br />
USBStick oder ein PasswortManager, mit<br />
dem Sie Ihre Codewörter verwalten können.<br />
Vielleicht ist Ihnen wohler, einen Rechtsanwalt oder Notar<br />
insgesamt mit der Verwaltung Ihrer Daten zu bevollmächtigen,<br />
da diese zur Verschwiegenheit verpfl ichtet<br />
sind. Diese Tätigkeit ist allerdings gebührenpfl ichtig.<br />
Was passiert, wenn man beim digitalen Erbe nicht<br />
vorsorgt?<br />
Haben Ihre Angehörigen oder Erben keinerlei Informationen<br />
über Ihre digitalen Aktivitäten, bleibt ihnen nur<br />
eines übrig: suchen. Das kann aufwändig werden, denn<br />
woher sollen Ihre Erben wissen, wo Sie digital aktiv waren?<br />
Spezial-Anbieter können helfen<br />
Eine Lösung bieten da spezialisierte Unternehmen, die<br />
Ihre Spuren verfolgen und eventuell tilgen. Das ist nicht<br />
unproblematisch, wenn solche Firmen Einsicht in den<br />
Computer verlangen. Denn man sollte bedenken, dass<br />
die Mitarbeiter in diesem Moment auch Zugriff auf alles<br />
Private haben. Ein weiteres gutes Argument, das für geordnete<br />
Verhältnisse zu Lebzeiten spricht.<br />
Andere Anbieter verlangen lediglich Namen und Adresse<br />
des Verstorbenen, um in den Datenbanken der größten<br />
Internetfi rmen nach Nutzerkonten zu forschen.<br />
57
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Dann stellt sich schnell heraus, ob Sie bei einem Internetanbieter<br />
etwas bestellt haben, bei einer kostenpflichtigen<br />
Partnersuchagentur unter Vertrag stehen<br />
oder etwa ein Guthaben bei einem Bezahldienst haben.<br />
Alles Verträge, um die sich Erben kümmern müssen.<br />
Verfügung per Knopfdruck<br />
Der Vorteil ist, dass relativ schnell digitale Aktivitäten<br />
identifiziert werden können. Die Erben können dann<br />
per Knopfdruck verfügen, ob beispielsweise Verträge<br />
gekündigt werden sollen. Eine gute Methode, um fortlaufende<br />
Kosten zu beenden und Guthaben zu sichern.<br />
Kleine Checkliste: Die wichtigsten vier Schritte<br />
✔ Online-Kontos, Profile, Abos auflisten<br />
✔ Nutzernamen, Zugangsdaten und Passwörter<br />
zusammenstellen<br />
✔ Private Ablagen benennen, zum Sichern von<br />
Fotos und Adressen<br />
✔ Vertrauensperson einsetzen und instruieren<br />
Rechtliche Besonderheiten<br />
beim digitalen Erben und Vererben<br />
Mitgliedschaften und Konten<br />
Stirbt ein Mensch, gehen sämtliche Rechte und Pflichten<br />
des Verstorbenen auf die Erben über. Verträge laufen<br />
erst einmal weiter und Einkäufe müssen eventuell<br />
bezahlt werden. Das gilt natürlich auch für Online-Mitgliedschaften<br />
beispielsweise bei Partnervermittlungen<br />
oder die Bezahlung gebuchter Reisen. Im Gegenzug<br />
stehen Erben auch die Guthaben zum Beispiel aus Online-Bezahldiensten<br />
zu. Gut also, wenn man online abgeschlossene<br />
Verträge schnell identifizieren kann.<br />
Gespeicherte Daten<br />
Befinden sich Daten auf Datenträgern, Speicherkarten<br />
oder dem Computer, ist die Rechtslage beim digitalen<br />
Nachlass einfach: Die gespeicherten Daten gehen<br />
samt Speichermedium auf die Erben über. Sie haben<br />
das Recht, diese Daten zu lesen und dürfen entscheiden,<br />
was damit passiert. Mit einer Ausnahme: Es wurde<br />
eine Regelung im Testament getroffen.<br />
Kommunikation oder anderen nicht kommerziellen<br />
Zwecken. Kompliziert kann es bei privaten Mails im<br />
Firmen Account werden, vor allem, wenn es im Betrieb<br />
keine Regelung für diesen Fall gibt.<br />
E-Books und iTunes<br />
Spezialfall E-Books und iTunes-Sammlungen: Die Weitergabe<br />
widerspricht meist den Nutzungsbedingungen,<br />
wie bei Amazons Kindle oder Apples iTunes. Man hat<br />
nämlich nicht das Buch gekauft, sondern nur die Lizenz<br />
zum Lesen. Fürs Vererben gilt nichts anderes: Die Nutzungsbedingungen<br />
der Anbieter schließen auch dies<br />
aus. Der Zugriff ist für Erben also nur möglich, wenn<br />
sie die Zugangsdaten kennen und der Anbieter nichts<br />
vom Tod des „Käufers“ weiß.<br />
Fotos<br />
Bei Fotos, auf denen der Verstorbene abgebildet ist,<br />
geht das „Recht am eigenen Bild“ für zehn Jahre auf die<br />
Erben über. Vom Verstorbenen angefertigte Fotos können<br />
urheberrechtlich geschützt sein. Das Urheberrecht<br />
an diesen Bildern geht ebenfalls auf die Erben über. Es<br />
erlischt siebzig Jahre nach dem Tod des Urhebers.<br />
Wichtig!<br />
Treffen Sie für Ihr digitales Erbe eine testamentarische<br />
Regelung, muss sie auch die geltenden Anforderungen<br />
erfüllen, also eigenhändig geschrieben und unterschrieben<br />
oder notariell beurkundet sein.<br />
Manchmal nur mit Erbschein: die digitale Bestattung<br />
bei Facebook und Co<br />
Was den Umgang mit einem digitalen Erbe nicht<br />
ge rade einfach macht: Es gibt keine einheitliche<br />
Regelung. Und selbst wenn, sind Anleitungen zum<br />
Löschen von Accounts nur äußerst schwer<br />
zu finden. Manchmal hilft ein Blick in die<br />
AGBs oder ein Durchforsten der Hilfe-<br />
Seiten. Hier ein paar Beispiele, wie die<br />
digitale Bestattung funktioniert und<br />
welche Unterlagen man braucht.<br />
Domains und E-Mails<br />
Wem gehört eine Domain? Der Erbe des Domain-Inhabers<br />
übernimmt den Vertrag und kann als neuer Eigentümer<br />
über sie verfügen. Bei E-Mails kommt es darauf<br />
an, ob sie privat oder rein geschäftlich sind. Geschäftliche<br />
E-Mails sind vererblich, weil sie meist einen vermögensrechtlichen<br />
Bezug haben. Im Gegensatz dazu<br />
sind private E-Mails nicht vererblich. Sie dienen der<br />
58
ARAG<br />
Google<br />
Über den so genannten „Inactive Account Manager“<br />
erhalten vom User festgelegte Personen Zugriff, wenn<br />
man länger inaktiv ist, also nicht nur im Todesfall. Man<br />
kann beispielsweise voreinstellen, dass der Account<br />
dann komplett gelöscht werden soll.<br />
Twitter<br />
Familienmitglied oder Nachlassverwalter dürfen einen<br />
Todesfall melden. Dazu sind viele Unterlagen nötig:<br />
Kopien der Sterbeurkunde und ein Ausweis, der die<br />
Identität des Antragstellers bescheinigt, ein notariell<br />
beglaubigtes Dokument mit Name, E-Mail-Adresse,<br />
Kontaktdaten, der Beziehung zum Verstorbenen und die<br />
Todesanzeige. Der Account wird zunächst inaktiv geschaltet<br />
und nach 30 Tagen gelöscht.<br />
Yahoo.de<br />
Der Account wird nach einer gewissen Frist gelöscht.<br />
Erben erhalten keinen Einblick in die Daten. So sollen<br />
mit Hinweis auf das Telekommunikationsgeheimnis<br />
die Menschen geschützt werden, mit denen der Verstorbene<br />
gemailt hat.<br />
Xing<br />
Wird dem Netzwerk ein Todesfall gemeldet, stellt Xing<br />
das Profil auf unsichtbar und fragt beim Verstorbenen<br />
an, ob der Account nicht mehr gebraucht wird. Drei<br />
Monate später wird das Konto gelöscht.<br />
GMX.de, Web.de<br />
Die Erben können nach Vorlage eines Erbscheins auf<br />
das Postfach zugreifen, es aufrechterhalten oder löschen.<br />
Facebook<br />
Facebook-Nutzer haben inzwischen die Möglichkeit, im<br />
Voraus in den Einstellungen festzulegen, ob das Konto<br />
nach dem Tod im sogenannten Gedenkzustand weitergeführt<br />
oder gelöscht werden soll. Außerdem kann man<br />
einen Nachlasskontakt angeben, der das Konto im Gedenkzustand<br />
verwaltet. Legt der Nutzer im Vorfeld<br />
nichts fest, versetzt Facebook das Konto in den Gedenkzustand,<br />
wenn Freunde oder Verwandte den Tod<br />
des Nutzers „melden“. Ist das Konto einmal im Gedenkzustand,<br />
ist nach den Nutzungsbedingungen eine Anmeldung<br />
nicht mehr möglich, auch nicht für die Erben.<br />
Das Landgericht Berlin hat die Regelung zum Gedenkzustand<br />
aus diesem Grund jetzt für unwirksam<br />
erklärt. Die Erben des Nutzers müssten zumindest die<br />
Mög lichkeit haben, die Versetzung des Kontos in den<br />
Gedenkzustand rückgängig zu machen, um Inhalte<br />
des Accounts einsehen zu können. Das Urteil ist allerdings<br />
noch nicht rechtskräftig. Facebook hat im Februar<br />
2016 Berufung gegen das Urteil eingelegt.<br />
Die Erben des Nutzers können nach den Facebook-AGB<br />
aber auch jetzt schon alternativ das Konto löschen<br />
lassen. Dazu werden die Geburts- und Sterbeurkunde<br />
des Verstorbenen und ein „rechtsgültiger Nachweis,<br />
dass der Antragsteller ein Angehöriger ist“, verlangt.<br />
www.arag.de > Auf ins Leben > Internetrecht vom<br />
16. 02. 2016<br />
59
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Spitzenorganisationen<br />
der Sozialversicherung besorgt<br />
über Normung von Gesundheitsdienstleistungen<br />
Die Spitzenorganisationen der deutschen<br />
Sozialversicherung sind besorgt über<br />
Bestrebungen auf europäischer Ebene, Gesundheitsdienstleistungen<br />
zu normen. Medizinische Behandlungsleistungen,<br />
Leistungen in der Pfl ege und Rehabilitation<br />
müssten dann unter Umständen nach einem<br />
europäischen Standard erbracht werden. Daher appellieren<br />
die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />
(DGUV), die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV<br />
Bund) und der GKVSpitzenverband an Bundesgesundheitsminister<br />
Hermann Gröhe, eine Initiative der polnischen<br />
Regierung gegen die aktuellen Normungsaktivitäten<br />
auf europäischer Ebene zu unterstützen.<br />
Eine Standardisierung von Gesundheitsdienstleistungen<br />
ist nach Meinung der Spitzenorganisationen der<br />
Sozialversicherung nicht geeignet, mehr Patientensicherheit<br />
und Zugang zu einer hochwertigen Versorgung<br />
zu erreichen. Sie könnte sogar das Gegenteil bewirken.<br />
Als Beispiel verweisen die Spitzenverbände der drei Sozialversicherungen<br />
auf die Qualitätssicherung in<br />
der Pfl ege oder bei der medizinischen Versorgung<br />
und Rehabilitation. In diesen Be reichen gibt es in<br />
Deutschland etablierte Verfahren der Selbstverwaltung,<br />
die auf die spezifi schen Bedingungen der nationalen<br />
Versorgungssituation ausgerichtet sind. Durch eine<br />
europäische Normung könnten parallele oder gar konkurrierende<br />
Strukturen entstehen. Da sich die Gesundheits<br />
und Sozialsysteme der EUMitgliedsstaaten erheblich<br />
unterscheiden, ist zu befürchten, dass eine gemeinsame<br />
Norm nur als Minimalkonsens erreicht werden<br />
kann. Es besteht die Gefahr, dass Qualitäts und<br />
Sicherheitsniveaus abgesenkt würden. Leidtragende<br />
wären die Versicherten. Hinzu kommt, dass die europäischen<br />
Verträge den Gesundheits und Sozialbereich<br />
ausdrücklich den Mitgliedsstaaten zu weisen.<br />
Normen beschreiben technische und qualitätsbezo gene<br />
Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen.<br />
Sie haben Empfehlungscharakter. Ihre Anwendung<br />
kann jedoch verbindlich vorgeschrieben sein, wenn<br />
rechtliche Vorgaben oder Verträge das festlegen.<br />
Bislang beschränkt sich die Normung<br />
im Gesundheitswesen auf Medizin produk<br />
te, die Produktsicherheit, persönliche<br />
Schutzausrüstungen und Kommunikationsprotokolle<br />
bei elektronisch<br />
en Gesundheitsdienstleistungen<br />
(ehealth). Seit 2012 hat die Europäische<br />
Kommission jedoch die Möglichkeit,<br />
auch die Normung von Dienstleistungen<br />
in Auftrag zu geben. Seit kurzem gibt<br />
es entsprechende Akti vitäten des Europäischen<br />
Normungsinstituts (CEN), das sich<br />
bereits mit konkreten Normungsinitiativen<br />
befasst.<br />
Quelle: BG RCI<br />
60
SEITZ MEDIENGRUPPE<br />
GESCHÄFTSBEREICH<br />
UNTERNEHMENSBERATUNG<br />
Wir suchen im Auftrag eines solventen Mandanten eine Mehr- oder<br />
Minder heiten-Beteiligungsmöglichkeit an einem gut ausgestatteten Hersteller-Unternehmen<br />
in den D-A-CH Ländern oder EU-Nachbarländern:<br />
Nahrungsergänzung<br />
Pflegende Kosmetik<br />
mit eigener Entwicklung und Qualitätsmanagement Zertifizierung.<br />
Das Unternehmen sollte seit mehreren Jahren in der Lohnherstellung und<br />
Kon fektionierung tätig sein und über eigene innovative Produkte ver fügen.<br />
Derzeitiges Umsatzvolumen 2 bis 10 Mio. Euro p. a.<br />
Von Seiten des Investors ist es vorgesehen in das Unternehmen größere<br />
Auftragsvolumen einzubringen. Entsprechende Produktionskapazitäten/<br />
Erweiterungen müssen also möglich sein. Im Falle einer geplanten Nachfolgeregelung<br />
ist nach einer Übergangszeit die komplette Unternehmensübernahme<br />
möglich.<br />
>> Bitte nehmen Sie zunächst in Kurzform absolut vertraulich Kontakt<br />
zur Geschäftsführung der Seitz Mediengruppe – Geschäftsbereich<br />
Unternehmensberatung – auf: gf@seitz-mediengruppe.de oder<br />
Tel.: +49 (0)172 / 2 76 88 88.<br />
SEITZ mediengruppe.<br />
GESCHÄFTSBEREICH UNTERNEHMENSBERATUNG<br />
Fon: + 49 (0)70 31 / 744 - 111<br />
Fax: + 49 (0)70 31 / 744 -199<br />
Mobil: + 49 (0)172 / 726 88 88<br />
61<br />
Mail: gf@seitz-mediengruppe.de<br />
WWW.SEITZ-MEDIENGRUPPE.DE
<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />
Marktplatz//<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Qualität – Made in Germany<br />
www.floramed.de<br />
www.plantavis.de<br />
www.plantafood.de<br />
62<br />
//
NEM- VERBAND LÄDT HERZLICH EIN:<br />
5.<br />
NEM- UND KOSMETIK-SEMINAR<br />
MIT DR. BÜTTNER<br />
Lebensmittelrecht und Kosmetikrecht: Aktuelles an<br />
Rechtsgrundlagen und Rechtsprechung.<br />
09. November 2016<br />
13:30 - 17:00 Uhr<br />
Das Lebensmittelrecht ist durch ständige Änderungen<br />
gekennzeichnet, sei es bei den Rechtsgrundlagen, sei<br />
es in der Rechtsprechung. Herr Dr. Büttner hält Sie hier<br />
auf dem aktuellen Stand für Nahrungsergänzungsmittel,<br />
Spezial-Lebensmittel, bilanzierte Diäten oder Functional<br />
Food (Medizinprodukte).<br />
Es werden die Grundlagen der Verkehrsfähigkeit, der<br />
richtigen Kennzeichnung und Bewerbung vorgestellt.<br />
Besprochen wird die aktuelle Rechtsprechung<br />
zur Health Claims Verordnung, zu spezifischen und<br />
unspezifischen gesundheitsbezogenen Aussagen, zu<br />
Botanicals, Fachkreiswerbung.<br />
Neueste Entwicklungen der Rechtsprechung zu<br />
Melatonin, Monacolin, Vitamin D.<br />
Kosmetika stellen eine wichtige Ergänzung des<br />
Produktsortiments im Gesundheitsbereich dar.<br />
Ernährungsprodukte und Kosmetikprodukte zur<br />
Unterstützung von Haut, Haar und Schönheit ergänzen<br />
sich perfekt.<br />
Es werden die Grundlagen des Kosmetikrechts<br />
vorgestellt, Verkehrsfähigkeit, Kennzeichnung,<br />
Registrierung sowie aktuelle Rechtsprechung zu<br />
Abgrenzungsfragen und Werbung.<br />
Ferner werden Praxistipps für behördliche<br />
Beanstandungen, wettbewerbsrechtliche Abmahnungen<br />
und Strafverfahren vorgestellt.<br />
Anmelden bitte:<br />
· per FAX: +49 (0)6746 / 8029821<br />
· per E-Mail: info@nem-ev.de<br />
· oder per Post: NEM e.V.<br />
Horst-Uhlig-Str. 3 · D-56291 Laudert<br />
Dr. Büttner zeigt die neuesten Entwicklungen<br />
auf und gibt wertvolle Praxistipps.<br />
Dr. Thomas Büttner, LL.M., Rechtsanwalt der<br />
Kanzlei Forstmann & Büttner, lebensmittelrechtlicher<br />
Beirat des NEM e.V., Mitglied im<br />
Rechtsausschuss des BLL, spezialisiert auf<br />
Lebensmittel-, Kosmetik-, Arzneimittel- und<br />
Medizinprodukterecht.<br />
Er berät Unternehmen zur Verkehrsfähigkeit<br />
von Rezepturen, richtiger Kennzeichnung<br />
(z.B. LMIV) und Werbung (z.B. Health Claims)<br />
und vertritt Unternehmen<br />
in Wettbewerbsstreitigkeiten,<br />
behördlichen<br />
Beanstandungen<br />
und Strafsachen.<br />
Auch die Prüfung branchenrelevanter<br />
Verträge<br />
und Markenanmeldungen-<br />
und Markenverfahren<br />
gehört zu seiner<br />
Expertise. Allgemein bekannt sind z.B. seine<br />
Musterprozesse zu ergänzenden bilanzierten<br />
Diäten, zum Zusatzstoffrecht und zur Abgrenzung<br />
gegenüber Arzneimitteln bis vor den<br />
BGH, BVerwG und EuGH.<br />
Veranstaltungsort: Favorite Parkhotel<br />
Karl-Weiser- Strasse 1 · D-55131 Mainz
64