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Alfred Hitchcock<br />

Die drei ??? und <strong>de</strong>r Teufelsberg


DIE<br />

SERIE<br />

??? »Drei Fragezeichen« – das ist das Symbol <strong>de</strong>s wohl bekanntesten<br />

Junior-Detektivteams <strong>de</strong>r Jugendliteratur. War die Aufklärung geheimnisvoller,<br />

oft gefährlicher Kriminalfälle für Justus, Bob und Peter aus Rocky<br />

Beach in Kalifornien zunächst nur ein Zeitvertreib, so hat sich daraus nach<br />

und nach eine ernsthafte Nebenbeschäftigung für freie Stun<strong>de</strong>n und<br />

Schulferien entwickelt. Ihre Zentrale, einen ausrangierten Campingwagen,<br />

haben die drei mit Telefon, Tonbandgerät, Fotolabor, Periskop und<br />

mancherlei selbst gebastelten Apparaten eingerichtet, die ihnen mo<strong>de</strong>rnste<br />

Ermittlungstechniken ermöglichen. Doch je<strong>de</strong>r Fall erfor<strong>de</strong>rt vorwiegend<br />

Köpfchen, Ausdauer und Mut – und ohne Justus’ Superhirn, Bobs<br />

Forscherdrang und Peters Sportsgeist kämen die drei trotz ihrer technischen<br />

Ausrüstung nicht zum Ziel.<br />

Von Alfred Hitchcock<br />

ist bei OMNIBUS erschienen:<br />

Die drei ??? und <strong>de</strong>r magische Kreis (20499) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r weinen<strong>de</strong><br />

Sarg (20471) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r verrückte Maler (20545) • Die<br />

drei ??? und <strong>de</strong>r Dopingmixer (20546) • Die drei ??? und das Narbengesicht<br />

(21018) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r schrullige Millionär (21021) • Die<br />

drei ??? und <strong>de</strong>r Höhlenmensch (21022) • Die drei ??? und die Schattenmänner<br />

(20581) • Die drei ??? und die Perlenvögel (20583) • Die drei ???<br />

und <strong>de</strong>r gestohlene Preis (20582) • Die drei ??? und die Musikpiraten<br />

(20580) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r Schatz im Bergsee (20713) • Die drei ???<br />

und die späte Rache (20731) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r Automar<strong>de</strong>r (20765)<br />

Die drei ??? und das Geheimnis <strong>de</strong>r Särge (20768) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r<br />

rasen<strong>de</strong> Löwe (20767) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r unsichtbare Gegner (20766)<br />

• Die drei ??? und <strong>de</strong>r Angriff <strong>de</strong>r Computerviren (20995) • Die drei ???<br />

und <strong>de</strong>r Spuk im Hotel (20993) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r Diamantenschmuggel<br />

(20994) • Die drei ??? und die Fußballgangster (21020)<br />

Die drei ??? und die Schüsse aus <strong>de</strong>m Dunkel (21019) • Die drei ??? und<br />

<strong>de</strong>r lachen<strong>de</strong> Schatten (21138) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r Ameisenmensch<br />

(21141) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r unheimliche Drache (21178) • Die drei ???<br />

und die bedrohte Ranch (21179)<br />

Als OMNIBUS-Doppel<strong>de</strong>cker sind erschienen:<br />

Die drei ??? und <strong>de</strong>r Karpatenhund/Die drei ??? und das Narbengesicht<br />

(20040) • Die drei ??? und <strong>de</strong>r schrullige Millionär/Die drei ??? und <strong>de</strong>r<br />

Höhlenmensch (20390)• Die drei ??? und die Fußballgangster/Die drei<br />

??? und <strong>de</strong>r Diamantenschmuggel (21293)<br />

Weitere Titel <strong>de</strong>r Serie sind in Vorbereitung.


Alfred Hitchcock<br />

Die drei ???<br />

und <strong>de</strong>r<br />

Teufelsberg<br />

Erzählt von<br />

William Ar<strong>de</strong>n<br />

Aus <strong>de</strong>m Amerikanischen<br />

von Leonore Puschert


Band 21180<br />

www.omnibus-verlag.<strong>de</strong><br />

Der Taschenbuchverlag für Kin<strong>de</strong>r<br />

Verlagsgruppe Random House<br />

München Berlin Frankfurt Wien Zürich<br />

Umwelthinweis:<br />

Dieses Buch wur<strong>de</strong> auf chlorfrei gebleichtem<br />

Papier gedruckt.<br />

Erstmals als OMNIBUS Taschenbuch Juni 2003<br />

Gesetzt nach <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>r Rechtschreibreform<br />

© 1974 <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Ausgabe bei Franckh-Kosmos<br />

Verlags-GmbH & Co., Stuttgart<br />

© 1968 <strong>de</strong>r Originalausgabe Random House, Inc., New York<br />

Die Originalausgabe erschien unter <strong>de</strong>m Titel<br />

»Alfred Hitchcock and The Three Investigators<br />

in The Mystery of the Moaning Cave«<br />

bei Random House, Inc., New York<br />

Based on characters created by Robert Arthur.<br />

This work published by arrangement with Random House, Inc.<br />

Alle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten durch<br />

OMNIBUS Taschenbuch/<br />

C. Bertelsmann Jugendbuch Verlag, München<br />

in <strong>de</strong>r Verlagsgruppe Random House GmbH<br />

Übersetzung: Leonore Puschert<br />

Umschlagbild: Carsten Tiemessen<br />

Umschlagkonzeption: Klaus Renner<br />

kb · Herstellung: Peter Papenbrok<br />

Satz: Uhl + Massopust, Aalen<br />

Druck: Clausen & Bosse, Leck<br />

ISBN 3-570-21180-0<br />

Printed in Germany<br />

10987654321


???<br />

???<br />

Inhalt<br />

Neues von Alfred Hitchcock 7<br />

Im Tal <strong>de</strong>r Wehklagen 9<br />

Ein Unglücksfall 13<br />

El Diablos Flucht 20<br />

Jetzt wird ermittelt 30<br />

El Diablos Höhle 36<br />

Auf gefährlichem Weg 45<br />

Laute aus <strong>de</strong>r Finsternis 53<br />

El Diablo! 59<br />

Ein Überfall 70<br />

Justus enthüllt einen Plan 77<br />

Schatten unter Wasser 87<br />

Gefangen 96<br />

Das geheimnisvolle Wasserloch 103<br />

Das blanke schwarze Wesen 111<br />

Das erste Rätsel wird gelöst 120<br />

Eine Diamantengeschichte 127<br />

Justus rät richtig 135<br />

Maske ab für El Diablo 144<br />

Alfred Hitchcock hört und staunt 148<br />

???<br />

???


Neues von Alfred Hitchcock<br />

Es ist mir ein Vergnügen, meine Leser bei diesem jüngsten<br />

Fall, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n drei ??? Rätsel aufgibt, willkommen zu heißen.<br />

Solltet ihr nicht schon anlässlich früherer Taten mit ihnen<br />

Bekanntschaft geschlossen haben, so erlaube ich mir vorzustellen:<br />

die drei Detektive alias Justus Jonas, Peter Shaw<br />

und Bob Andrews, alle aus Rocky Beach in Kalifornien, unweit<br />

<strong>de</strong>r weltbekannten Filmstadt Hollywood.<br />

Seit einigen Jahren besteht nun schon die Detektivzentrale<br />

<strong>de</strong>r drei ??? zur Aufklärung aller geheimnisvollen<br />

Fälle, die <strong>de</strong>n Jungen begegnen. Firmenchef ist Justus Jonas,<br />

bekannt für seinen scharfen Verstand, seinen kühlen<br />

Kopf und seinen hartnäckig durchgehaltenen Vorsatz, niemals<br />

vor <strong>de</strong>r Lösung eines Rätsels aufzugeben. Zweiter Detektiv<br />

ist Peter Shaw, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Trio als talentierter und geübter<br />

Sportler schon oft in gefährlichen Situationen zur<br />

Ehre gereichte. Dritter im Bun<strong>de</strong> ist Bob Andrews, äußerst<br />

belesen und gründlich, <strong>de</strong>m die Recherchen und die Führung<br />

<strong>de</strong>s Archivs obliegen. Als Zentrale dient <strong>de</strong>n Detektiven<br />

ein im Verborgenen abgestellter Campinganhänger auf<br />

<strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Firma »Gebrauchtwaren-Center T. Jonas«,<br />

die Justs Onkel Titus und Tante Mathilda gehört. Natürlich<br />

ist die Zentrale nur über gut verborgene Geheimzugänge zu<br />

erreichen.<br />

»Wir übernehmen je<strong>de</strong>n Fall«, ist das Motto <strong>de</strong>r Jungen,<br />

und auch diesmal treten sie dafür <strong>de</strong>n Beweis an und rei-<br />

7


sen zu einer Ranch in <strong>de</strong>n Bergen, um dort Ermittlungen<br />

anzustellen: über eine Höhle, aus <strong>de</strong>r unheimliches Heulen<br />

und Stöhnen dringt, einen sagenumwobenen Banditen, <strong>de</strong>r<br />

im To<strong>de</strong> keine Ruhe fin<strong>de</strong>t, und allerlei son<strong>de</strong>rbare Vorfälle<br />

in einem abgelegenen Tal. Was sie dabei ent<strong>de</strong>cken, könnte<br />

gruselanfälligen Lesern eine Gänsehaut nach <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

über <strong>de</strong>n Rücken jagen – also: Lesen bitte nur auf eigene Gefahr…<br />

Doch nun sei es genug <strong>de</strong>r Vorre<strong>de</strong>. Gleich geht es<br />

los – aufgepasst und mitgeraten!<br />

Alfred Hitchcock


Im Tal <strong>de</strong>r Wehklagen<br />

»Huuuuu-uuu!«<br />

Das unheimliche Wehklagen hallte durch das im Dämmerlicht<br />

liegen<strong>de</strong> Tal.<br />

»Das war es«, flüsterte Peter Shaw. »Es hat also wie<strong>de</strong>r<br />

angefangen.«<br />

Peter, Justus und Bob kauerten auf einem steilen, lang gestreckten<br />

Bergrücken in einer abgelegenen Ecke <strong>de</strong>r Mendoza-Ranch,<br />

nur etwa hun<strong>de</strong>rt Meter lan<strong>de</strong>inwärts von <strong>de</strong>r<br />

Pazifikküste.<br />

Wie<strong>de</strong>r ließ sich das Heulen o<strong>de</strong>r Stöhnen hören – lang<br />

gezogen und gruselig. »Huuuuu-uu!«<br />

Peter erschauerte. »Ich kann es <strong>de</strong>n Landarbeitern von<br />

<strong>de</strong>r Ranch nicht verübeln, dass sie nicht mehr hierher<br />

kommen wollen«, sagte er zu seinen Gefährten.<br />

»Vielleicht kommt es von <strong>de</strong>m Leuchtturm her, <strong>de</strong>n wir<br />

unterwegs gesehen haben«, meinte Bob leise. »Vielleicht<br />

ist es eine Art Echo vom Nebelhorn.«<br />

Justus schüttelte <strong>de</strong>n Kopf. »Nein, Bob, ich glaube nicht,<br />

dass es vom Leuchtturm kommt. Der Klang ist ganz an<strong>de</strong>rs<br />

als bei einem Nebelhorn. Und außer<strong>de</strong>m haben wir heute<br />

Abend gar keinen Nebel.«<br />

»Was könnte es dann –« fing Bob an, aber da kauerte Justus<br />

schon nicht mehr an seiner Seite. Zielbewusst schritt <strong>de</strong>r<br />

stämmige Erste Detektiv <strong>de</strong>n Grat <strong>de</strong>s Hügels entlang nach<br />

rechts. Peter und Bob sprangen auf und folgten ihm. Die<br />

9


Sonne war jetzt fast ganz in einem Einschnitt zwischen <strong>de</strong>n<br />

Bergen an <strong>de</strong>r Küste versunken und ein dunstiger roter<br />

Wi<strong>de</strong>rschein lag über <strong>de</strong>m Tal. Nach ungefähr fünfzig Metern<br />

blieb Justus stehen. Wie<strong>de</strong>r kam das Stöhnen. Er horchte<br />

angespannt, die hohle Hand hinters Ohr gelegt. Peter sah<br />

verdutzt drein. »Was haben wir eigentlich vor, Just?« Justus<br />

gab keine Antwort. Er machte nur kehrt und schritt beinahe<br />

hun<strong>de</strong>rt Meter in entgegengesetzter Richtung los.<br />

»Soll das hier oben ein längerer Spaziergang wer<strong>de</strong>n,<br />

Just?«, fragte Bob, über das son<strong>de</strong>rbare Benehmen <strong>de</strong>s Ersten<br />

Detektivs ebenso verwun<strong>de</strong>rt wie Peter.<br />

Ehe Justus antworten konnte, schallte erneut ein unheimliches<br />

Heulen durchs Tal. »Huuuuu-uu!«<br />

Justus wandte sich an seine Freun<strong>de</strong>. »Nein, Bob – unser<br />

Experiment ist been<strong>de</strong>t.«<br />

»Was <strong>de</strong>nn für ein Experiment?«, gab Bob zurück.<br />

»Außer Herumlaufen haben wir ja gar nichts getan!«<br />

»Wir haben uns das Stöhnen von drei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Punkten auf diesem Hügel aus angehört«, erklärte Justus.<br />

»Im Geist zog ich Linien von meinem jeweiligen Standpunkt<br />

bis dahin, woher das Stöhnen zu kommen scheint.<br />

Wo die drei Linien sich kreuzen, dort ist <strong>de</strong>r genaue Ursprung<br />

<strong>de</strong>r Töne.«<br />

Plötzlich hatte Bob begriffen. »Aber ja, Peter«, sagte er.<br />

»Das ist trigonometrische Vermessung. Geometer arbeiten<br />

immer damit, stimmt’s?«<br />

»Genau«, sagte Justus. »Natürlich war meine Metho<strong>de</strong><br />

sehr grob, aber für uns erfüllt sie ihren Zweck.«<br />

»Welchen Zweck, Just?«, fragte Peter. »Ich meine, was<br />

haben wir damit rausgefun<strong>de</strong>n?«<br />

»Wir haben herausgefun<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>r Töne<br />

10


in dieser Höhle im Berg liegt – in El Diablos Höhle«, verkün<strong>de</strong>te<br />

Justus.<br />

»Na und?«, rief Peter. »Das wussten wir doch schon von<br />

Mr und Mrs Dalton.«<br />

Justus schüttelte <strong>de</strong>n Kopf. »Gute Detektive nehmen die<br />

Aussagen an<strong>de</strong>rer Leute nicht hin, ohne sie selbst nachzuprüfen.<br />

Denn auf Zeugen ist oft wenig Verlass, worauf uns<br />

Mr Hitchcock schon mehrfach hingewiesen hat.«<br />

Justus sprach vom Filmregisseur Alfred Hitchcock, <strong>de</strong>m<br />

guten Freund <strong>de</strong>r drei ??? seit jener Zeit, als sie ihre abenteuerlichen<br />

Ermittlungen erstmals aufgenommen hatten,<br />

um für eines seiner Filmprojekte ein Spukhaus zu fin<strong>de</strong>n.<br />

»Du hast wirklich Recht«, sagte Peter. »Mr Hitchcock hat<br />

uns klargemacht, wie wenig Zeugen tatsächlich sehen.«<br />

»O<strong>de</strong>r hören«, ergänzte Justus. »Aber jetzt zweifle ich<br />

nicht mehr daran, dass das Heulen o<strong>de</strong>r Stöhnen aus El Diablos<br />

Höhle kommt. Nun müssen wir nur noch herausfin<strong>de</strong>n,<br />

was hier so stöhnt, und –«<br />

Der Erste Detektiv brachte seinen Satz nicht zu En<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>nn die Klagelaute drangen schon wie<strong>de</strong>r herüber. Unirdisch<br />

und Grauen erregend hallte es durch das düstere<br />

Zwielicht über <strong>de</strong>m Tal.<br />

»Huuuuu-uuu!«<br />

Selbst Justus erschauerte diesmal, <strong>de</strong>nn jetzt krochen<br />

schon lange Schatten durch das Tal hin.<br />

Peter schluckte. »Ach was, Just – Mr Dalton und <strong>de</strong>r Sheriff<br />

haben die Höhle schon drei Mal untersucht. Und sie<br />

haben nichts gefun<strong>de</strong>n.«<br />

»Vielleicht ist es irgen<strong>de</strong>in Tier«, brachte Bob vor.<br />

11


»Das hört sich nach keinem mir bekannten Tier an«, erwi<strong>de</strong>rte<br />

Justus, »und von einem gewöhnlichen Tier hätten<br />

<strong>de</strong>r Sheriff und Mr Dalton auch Spuren ent<strong>de</strong>ckt. Sie sind<br />

erfahrene Jäger und Fährtensucher.«<br />

»Von einem gewöhnlichen Tier?«, wie<strong>de</strong>rholte Peter unbehaglich.<br />

»Ja, möglicherweise ist es ein Tier, das niemand hier vermuten<br />

wür<strong>de</strong>«, meinte Justus. »O<strong>de</strong>r vielleicht« – und die<br />

Augen <strong>de</strong>s Ersten Detektivs funkelten – »ist es El Diablo<br />

selbst!«<br />

»Du bist ja nicht bei Trost!«, rief Peter. »Wir glauben<br />

doch nicht gar an Gespenster – o<strong>de</strong>r?«<br />

Justus grinste. »Wer hat <strong>de</strong>nn was von Gespenstern gesagt?«<br />

»Aber El Diablo ist schon fast hun<strong>de</strong>rt Jahre tot«, wandte<br />

Bob ein. »Wenn du kein Gespenst meinst, Just, was meinst<br />

du dann?«<br />

Justus blieb keine Zeit mehr zum Antworten, <strong>de</strong>nn in<br />

diesem Augenblick entflammte <strong>de</strong>r Himmel über <strong>de</strong>m Tal<br />

plötzlich in grellroten Lichtblitzen. Die Jungen rissen weit<br />

die Augen auf, als das ganze Tal in einer Kette von Explosionen<br />

zu erbeben schien.<br />

»Was ist das, Just?«, fragte Bob.<br />

Justus schüttelte <strong>de</strong>n Kopf. »Ich weiß nicht.«<br />

Das Blitzen hatte aufgehört und das Echo <strong>de</strong>r Explosionen<br />

verhallte. Die drei Jungen sahen einan<strong>de</strong>r an. Dann schnalzte<br />

Bob mit <strong>de</strong>n Fingern. »Ach, jetzt weiß ich: Es ist die Marine!<br />

Weißt du noch, wie wir all die Schiffe beim Manöver sahen,<br />

als wir hergefahren kamen, Just? Bestimmt veranstalten die<br />

draußen bei <strong>de</strong>n Kanal-Inseln Zielschießen.«<br />

Erleichtert lachte Peter. »Klar, das machen die mehrmals<br />

12


im Jahr. Ich habe auch in <strong>de</strong>r Zeitung davon gelesen. Sie<br />

schießen da draußen auf so eine unbewohnte Insel.«<br />

Justus nickte. »Erst gestern stand es in <strong>de</strong>r Zeitung. Zielschießen<br />

als Nachtübung. Kommt jetzt, ich will zurück zur<br />

Ranch und mehr über das Tal hier erfahren.«<br />

Bob und Peter war das gera<strong>de</strong> recht, <strong>de</strong>nn inzwischen lag<br />

das Tal völlig im Finstern. Die drei Jungen gingen zu ihren<br />

Fahrrä<strong>de</strong>rn, die sie zuvor auf einem Feldweg abgestellt hatten.<br />

Plötzlich hörten sie vom Tal her ein lautes Rumpeln, <strong>de</strong>m<br />

ein lang gezogener Klagelaut folgte.<br />

Ein Unglücksfall<br />

Der Klageton verebbte über <strong>de</strong>m Tal.<br />

»Das war nicht das Stöhnen aus <strong>de</strong>r Höhle!«, rief Peter.<br />

»Nein,« bestätigte Justus. »Das war ein Mensch!«<br />

»Jemand in Not«, setzte Bob hinzu. »Kommt mit,<br />

Freun<strong>de</strong>!«<br />

Der Laut war vom Fuß <strong>de</strong>s Berges zwischen <strong>de</strong>m Tal und<br />

<strong>de</strong>m Ozean herübergedrungen. »Teufelsberg« wur<strong>de</strong> er<br />

wegen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n wie Hörner geformten Gipfelzacken genannt.<br />

Die Jungen durchquerten das Tal in schneller Fahrt auf<br />

ihren Rä<strong>de</strong>rn, bis sich vor ihnen <strong>de</strong>r Teufelsberg erhob. Gesteinsmassen<br />

von einem soeben nie<strong>de</strong>rgegangenen Steinschlag<br />

versperrten <strong>de</strong>n ansteigen<strong>de</strong>n Weg. Der Staub hing<br />

noch in <strong>de</strong>r Luft.<br />

»Hilfe!«, rief eine schwach vernehmbare Stimme.<br />

13


Peter kniete neben <strong>de</strong>m grauhaarigen Mann nie<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r<br />

am Bo<strong>de</strong>n lag, ein Bein in unnatürlich verdrehter Haltung<br />

unter <strong>de</strong>n Steinen begraben, das Gesicht schmerzverzerrt.<br />

»Bleiben Sie ganz ruhig liegen«, sagte Peter zu ihm. »Wir<br />

holen Sie schon hier heraus.«<br />

Er stand auf und sah Justus an. »Ich glaube, er hat sich<br />

das Bein gebrochen. Wir sollten lieber rasch Hilfe holen.«<br />

Der Mann am Bo<strong>de</strong>n trug abgeschabte bäuerliche Arbeitskleidung.<br />

Mit zusammengebissenen Zähnen stieß er<br />

hervor: »Geht zur Mendoza-Ranch. Da arbeite ich. Sagt Mr<br />

Dalton, er soll ein paar Männer herschicken.«<br />

Die Jungen sahen sich bestürzt an. Schon wie<strong>de</strong>r ein Unglücksfall<br />

bei Mr Daltons Leuten! Und noch mehr Unheil<br />

im Tal <strong>de</strong>r Wehklagen!<br />

Dieser erste Ausflug bescherte <strong>de</strong>n drei ???<br />

außer <strong>de</strong>m Marine-Geschützdonner noch unheimlichere<br />

Hör-Erlebnisse: erst Heulen und<br />

Stöhnen scheinbar unirdischen Ursprungs<br />

und nun Schmerzensschrei und Hilferuf <strong>de</strong>s<br />

Verletzten. Ob hier tatsächlich ein gewisser<br />

El Diablo – »Der Teufel« – durch die Gegend<br />

geistert und Unheil stiftet?<br />

Peter war zur Mendoza-Ranch gekommen, um bei Mr und<br />

Mrs Dalton, <strong>de</strong>nen die Ranch seit kurzem gehörte, vierzehn<br />

Tage Ferien zu machen. Jess Dalton hatte als berühmter Ro<strong>de</strong>o-Reiter<br />

bei mehreren Wildwestfilmen mit Mr Shaw zusammengearbeitet.<br />

Jetzt hatte er beschlossen, sich zur Ruhe<br />

zu setzen und von seinen Ersparnissen eine Ranch zu erwerben.<br />

Die Daltons hatten jedoch kaum damit begonnen,<br />

14


die abgewirtschaftete Ranch wie<strong>de</strong>r in Schuss zu bringen,<br />

als die Pechsträhne begann.<br />

Das Tal <strong>de</strong>r Wehklagen, das seinen Namen aus alten indianischen<br />

Sagen und <strong>de</strong>n Wirren <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Spaniern regierten<br />

Zeiten hatte, war jüngst wie<strong>de</strong>r berüchtigt für sein<br />

schauerliches Heulen und Stöhnen – nach fünfzig Jahren<br />

<strong>de</strong>s Schweigens. Und nicht genug damit, dass dies die auf<br />

<strong>de</strong>r Ranch neu eingestellten Landarbeiter in Schrecken versetzte<br />

– es ereigneten sich seither auch immer wie<strong>de</strong>r Unglücksfälle.<br />

Das erste Mal passierte es, als zwei Arbeiter eines<br />

Abends nach Einbruch <strong>de</strong>r Dämmerung durch das Tal <strong>de</strong>r<br />

Wehklagen ritten. Plötzlich hörten sie einen son<strong>de</strong>rbaren<br />

Heulton, bei <strong>de</strong>m ihre Pfer<strong>de</strong> scheuten und die bei<strong>de</strong>n Reiter<br />

abwarfen. Ein Mann brach sich dabei <strong>de</strong>n Arm und nach<br />

ihrer Rückkehr zur Ranch erzählten sie überall von <strong>de</strong>m<br />

»Spuk« dort im Tal. Bald darauf brach mitten in <strong>de</strong>r Nacht<br />

eine Rin<strong>de</strong>rher<strong>de</strong> ohne erkennbaren Anlass in panischer<br />

Flucht aus. Dann wie<strong>de</strong>r schwor ein Landarbeiter, <strong>de</strong>r<br />

abends durchs Tal ging, er habe aus El Diablos Höhle am<br />

Fuß <strong>de</strong>s Teufelsberges eine riesenhafte Gestalt auftauchen<br />

sehen. Und kurz danach verschwan<strong>de</strong>n zwei Arbeiter ohne<br />

jegliche Ankündigung, und obwohl <strong>de</strong>r Sheriff versicherte,<br />

er sei ihnen im benachbarten Santa Carla wie<strong>de</strong>r begegnet,<br />

fand er bei <strong>de</strong>n Leuten auf <strong>de</strong>r Ranch wenig Glauben.<br />

Schon nach kurzem Aufenthalt auf <strong>de</strong>r Ranch merkte<br />

Peter, dass das Ehepaar Dalton sich große Sorgen machte.<br />

Nachforschungen in <strong>de</strong>r Höhle lieferten keine Erklärung<br />

und Spukgeschichten und Schauermärchen konnte <strong>de</strong>r<br />

Sheriff nicht nachgehen. Er und auch Mr Dalton waren sich<br />

darüber einig, dass sich alles leicht aufklären lassen müss-<br />

15


te, aber dies war bisher noch niemand gelungen. Also hatte<br />

Peter rasch entschlossen Bob und Justus herkommen lassen,<br />

<strong>de</strong>nn es sah ganz so aus, als sei dies ein weiterer rätselhafter<br />

Fall für die drei ???. Die bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Jungen<br />

hatten ohne weiteres die Erlaubnis zur Reise erhalten und<br />

die Daltons nahmen sie gern auf ihrer Ranch auf.<br />

Die Mendoza-Ranch lag nur zehn Meilen von <strong>de</strong>m mo<strong>de</strong>rnen<br />

Urlaubsort Santa Carla entfernt und nur hun<strong>de</strong>rt<br />

Meilen nördlich von Rocky Beach, ebenfalls an <strong>de</strong>r Küste<br />

Kaliforniens. Zerklüftete Gebirge, tiefe Täler und Schluchten<br />

kennzeichneten die Landschaft und entlang <strong>de</strong>r Pazifikküste<br />

gab es einsame Buchten. Bobs Eltern und Justs<br />

Onkel und Tante hatten es sehr begrüßt, dass sich <strong>de</strong>n Jungen<br />

Gelegenheit bot, eine richtige Ranch kennen zu lernen<br />

und dort reiten, schwimmen und fischen zu können.<br />

Doch statt Reiten, Fischen o<strong>de</strong>r Schwimmen hatten die<br />

Jungen an<strong>de</strong>res im Sinn: das Geheimnis über <strong>de</strong>m Tal <strong>de</strong>r<br />

Wehklagen zu ergrün<strong>de</strong>n. Und dabei hatten sie nun diesen<br />

Mann ent<strong>de</strong>ckt, <strong>de</strong>r da hilflos und stöhnend am Bo<strong>de</strong>n lag,<br />

das Bein unter <strong>de</strong>m Steinhagel begraben.<br />

»Dieses verhexte Tal, daher kommt das ganze Übel«,<br />

murmelte <strong>de</strong>r Mann unter Schmerzen vor sich hin. »Ich<br />

hätte nicht herkommen sollen… Das Geheul bringt nur Unglück.«<br />

»Nein, diesmal bestimmt nicht«, sagte Justus ernsthaft.<br />

»Ich vermute, dass sich bei <strong>de</strong>n Detonationen <strong>de</strong>s Marine-<br />

Manövers ein paar Steine losgelöst und einen Steinschlag<br />

verursacht haben. Diese Flanke <strong>de</strong>s Teufelsberges fällt<br />

ziemlich steil ab und das Gestein ist sehr sprö<strong>de</strong>.«<br />

»Und es war doch das Geheul«, wi<strong>de</strong>rsprach <strong>de</strong>r Verletzte<br />

eigensinnig.<br />

16


»Wir sollten jetzt wirklich Hilfe holen, Freun<strong>de</strong>«, sagte<br />

Peter. »Die Steine kriegen wir nicht allein weg.«<br />

In diesem Augenblick wieherte ganz in <strong>de</strong>r Nähe ein<br />

Pferd. Die Jungen drehten sich um und erblickten drei<br />

Männer, die vom Tal her auf sie zuritten. Einer führte ein<br />

reiterloses Pferd am Zügel. Ganz vorn ritt Mr Dalton selbst.<br />

»Was treibt <strong>de</strong>nn ihr Jungen hier?«, fragte Mr Dalton, als<br />

er vom Pferd stieg. Er war ein großer, drahtiger Mann in<br />

leuchtend rotem Hemd, verwaschenen Jeans und Cowboystiefeln<br />

mit hohen Absätzen und Sporen. Sein sonnengebräuntes<br />

Gesicht mit <strong>de</strong>r le<strong>de</strong>rartigen Haut war sorgenzerfurcht.<br />

Die Jungen erklärten, wie sie <strong>de</strong>n Verunglückten gefun<strong>de</strong>n<br />

hatten.<br />

»Wie geht’s, Cardigo?«, fragte Mr Dalton, als er neben<br />

<strong>de</strong>m Mann nie<strong>de</strong>rkniete.<br />

»Ich hab mir das Bein gebrochen«, murmelte <strong>de</strong>r Mann,<br />

»und schuld daran ist nur dieses verfluchte Tal. Ich bleib<br />

hier nicht länger.«<br />

»Ich glaube, durch das Schießen haben sich ein paar<br />

Felsbrocken gelockert und einen Steinschlag ausgelöst«,<br />

erklärte Justus.<br />

»Natürlich«, pflichtete Mr Dalton bei. »Das war es. Halt<br />

jetzt still, Cardigo, dann haben wir dich im Nu hier frei.«<br />

Wenige Augenblicke später hatten sie die Steine von <strong>de</strong>m<br />

Verletzten weggehoben und die bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Männer<br />

hatten <strong>de</strong>n Lastwagen geholt. Sie fuhren im Rückwärtsgang<br />

zu <strong>de</strong>r Unfallstelle vor und betteten Cardigo vorsichtig auf<br />

die Pritsche. Dann fuhr <strong>de</strong>r Wagen los zum Krankenhaus in<br />

Santa Carla und die drei Jungen gingen zu ihren Fahrrä<strong>de</strong>rn<br />

zurück.<br />

17


Als Bob, Peter und Justus später auf <strong>de</strong>r Ranch ankamen<br />

und ihre Rä<strong>de</strong>r abstellten, war es schon ganz dunkel gewor<strong>de</strong>n.<br />

Insgesamt gab es fünf Gebäu<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r Ranch: die<br />

Wohnbaracke für die Landarbeiter, eine große Scheune,<br />

eine kleinere Scheune, ein Wirtschaftsgebäu<strong>de</strong> mit Küche<br />

und Vorratsräumen und schließlich das große Wohnhaus.<br />

Das war ein alter zweigeschossiger Bau aus Holzbalken und<br />

Lehmziegeln mit einer luftigen, überdachten breiten Veranda,<br />

die um das ganze Haus lief. Die Mauern waren über<br />

und über mit hell- und dunkelrot blühen<strong>de</strong>n Kletterpflanzen<br />

bewachsen. Umzäunte Koppeln umgaben die Häusergruppe.<br />

Vor <strong>de</strong>m Küchenhaus stan<strong>de</strong>n Männer in Grüppchen<br />

beisammen und unterhielten sich offensichtlich über <strong>de</strong>n<br />

Unglücksfall. Sie sprachen leise, aber aus ihren Gesichtern<br />

waren Besorgnis und Empörung abzulesen. Die Jungen<br />

wollten gera<strong>de</strong> ins Wohnhaus eintreten, als aus <strong>de</strong>r Nacht<br />

eine Stimme zu ihnen drang – eine tiefe, raue Stimme.<br />

»Wo habt ihr Burschen euch wie<strong>de</strong>r rumgetrieben?«<br />

Auf <strong>de</strong>r Veranda bewegte sich etwas, und die Jungen erkannten<br />

die kleine, magere Gestalt und das kantige, wettergegerbte<br />

Gesicht von Luke Hardin, <strong>de</strong>m Vorarbeiter auf<br />

<strong>de</strong>r Ranch. »Ganz schön groß, die Ranch hier«, sagte Hardin.<br />

»Da verirrt man sich leicht mal.«<br />

»Wir sind an freies Land und Berge gewöhnt, Mr Hardin«,<br />

erwi<strong>de</strong>rte Justus. »Um uns brauchen Sie sich ganz bestimmt<br />

nicht zu sorgen.«<br />

Der Vorarbeiter trat einen Schritt näher. »Ich hab schon<br />

gehört, wo ihr gewesen seid. Im Tal <strong>de</strong>r Wehklagen, was?<br />

Das ist aber gar nicht <strong>de</strong>r richtige Ort für euch Grünschnäbel,<br />

hört ihr? Bleibt da schön weg in Zukunft!«<br />

18


Ehe die Jungen wi<strong>de</strong>rsprechen konnten, ging die Haustür<br />

auf und eine kleine energische Frau mit grauem Haar und<br />

tiefbraunem Gesicht kam aufgeregt heraus.<br />

»Unsinn, Luke!«, fuhr Mrs Dalton <strong>de</strong>n Mann an. »Die<br />

Jungen sind keine kleinen Kin<strong>de</strong>r mehr. Sie scheinen mir<br />

eine ganze Menge mehr Verstand zu haben als du.«<br />

»Das Tal <strong>de</strong>r Wehklagen ist eine üble Gegend«, sagte Hardin<br />

eigensinnig.<br />

»Ein erwachsener Mann wie du«, rief Mrs Dalton. »Und<br />

hat Angst vor einer Höhle!«<br />

»Ich hab keine Angst«, sagte Hardin langsam. »Und Tatsachen<br />

sehe ich ins Auge. Ich hab hier mein ganzes Leben<br />

zugebracht. Schon als Junge hörte ich vom Tal <strong>de</strong>r Wehklagen.<br />

Damals glaubte ich kein Wort von diesen Geschichten,<br />

aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher.«<br />

»Ach, dummes Zeug! Das ist doch lauter alter Aberglaube<br />

und das weißt du ganz genau!«, sagte Mrs Dalton.<br />

Trotz ihrer beherzten Worte war Mrs Dalton anzumerken,<br />

dass auch sie unsicher war.<br />

»Woher kommt <strong>de</strong>nn Ihrer Meinung nach das Stöhnen,<br />

Mr Hardin?«, fragte Justus <strong>de</strong>n Vorarbeiter.<br />

Luke Hardin blickte Justus aus zusammengekniffenen<br />

Augen an. »Weiß ich eben nicht, Junge. Das weiß überhaupt<br />

keiner. Wir haben nachgeschaut, aber niemand hat bisher<br />

was gefun<strong>de</strong>n. Auf je<strong>de</strong>n Fall nichts Sichtbares.« Die<br />

Augen <strong>de</strong>s Mannes schienen in <strong>de</strong>r Dunkelheit aufzuglimmen.<br />

»Die Indianer sagen schon immer, dass keiner das<br />

Wesen aus <strong>de</strong>r Urzeit zu Gesicht bekommt!«<br />

19


El Diablos Flucht<br />

»Luke!«, empörte sich Mrs Dalton.<br />

Aber <strong>de</strong>r Mann ließ sich nicht zurechtweisen. »Ich sag ja<br />

nicht, dass ich die Geschichten glaube. Aber alles kann<br />

man nun mal nicht wegdiskutieren. Das Heulen aus <strong>de</strong>r<br />

Höhle hat wie<strong>de</strong>r angefangen und eine Erklärung dafür hat<br />

immer noch keiner gefun<strong>de</strong>n. Wenn es nicht das Urwesen<br />

ist, was ist es wohl dann?«<br />

Damit schritt Luke Hardin von <strong>de</strong>r Veranda herunter und<br />

auf die Baracke zu. Mrs Dalton sah ihm mit starrem, sorgenvollem<br />

Gesicht nach.<br />

»Ich fürchte fast, das alles breitet sich so richtig aus<br />

hier«, sagte sie dann. »Luke ist sonst ein so tapferer Bursche,<br />

wie ich selten einen kannte. So wie vorhin habe ich<br />

ihn noch nie re<strong>de</strong>n hören.«<br />

»Mich wun<strong>de</strong>rt, warum er vor uns überhaupt von diesem<br />

›Urwesen‹ angefangen hat«, meinte Justus nach<strong>de</strong>nklich.<br />

Da lächelte Mrs Dalton plötzlich. »Luke wird ganz einfach<br />

mü<strong>de</strong> sein. Wir haben uns alle zu viel Sorgen gemacht<br />

und zu viel gearbeitet. So, und was meint ihr drei jetzt zu<br />

Milch und selbst gebackenen Keksen?«<br />

»Fein, Madam!«, antwortete Peter schnell für alle.<br />

Es kommt vor, dass gewisse Leute aus gewissen<br />

Beweggrün<strong>de</strong>n gewisse Schauergeschichten<br />

erfin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>ren Verbreitung<br />

för<strong>de</strong>rn… Seid auf <strong>de</strong>r Hut, beobachtet<br />

gut!<br />

20


Bald knabberten die Jungen im gemütlichen Wohnraum<br />

<strong>de</strong>s alten Ranchhauses ihre Kekse. Farbenfrohe indianische<br />

Teppiche be<strong>de</strong>ckten <strong>de</strong>n Fußbo<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>n handgearbeiteten<br />

ländlichen Möbeln. Das Mauerwerk <strong>de</strong>s großen Kamins<br />

nahm fast eine ganze Seite <strong>de</strong>s Raums ein. An <strong>de</strong>n<br />

Wän<strong>de</strong>n hingen präparierte Köpfe von Rotwild, Bären und<br />

Berglöwen.<br />

»Und was ist nun dieses Urwesen, Mrs Dalton?«, erkundigte<br />

sich Justus, ehe er sich noch einen Keks einverleibte.<br />

»Das ist eine alte Sage <strong>de</strong>r Indianer, Justus, sonst nichts.<br />

Als vor sehr langer Zeit die Spanier zum ersten Mal hierher<br />

kamen, erzählten die Indianer von einem blanken schwarzen<br />

Ungeheuer im Teufelsberg, das seit Urzeiten tief drinnen<br />

in <strong>de</strong>r Höhle in einem Wasserloch lebt.«<br />

Peter blinzelte. »Aber wenn man das Wesen nicht zu Gesicht<br />

bekam, woher wussten die Indianer dann, dass es<br />

blank und schwarz war?«<br />

Mrs Dalton lachte. »Merkt ihr was? Es ist einfach ungereimtes<br />

Zeug. Wahrscheinlich glaubten sie, irgendwann<br />

hätte jemand das Wesen gesehen und an<strong>de</strong>ren davon erzählt,<br />

und so wur<strong>de</strong> die Geschichte seither überliefert.«<br />

»Was meinten <strong>de</strong>nn die Spanier dazu?«, fragte Bob.<br />

»Na, das ist reichlich lange her«, sagte Mrs Dalton, »und<br />

damals waren auch sie ganz schön abergläubisch. Sie behaupteten<br />

wohl, sie glaubten es nicht, aber wenn es nicht<br />

unbedingt sein musste, kamen sie <strong>de</strong>m Tal lieber nicht zu<br />

nahe. Nur die tapfersten Männer, solche wie El Diablo,<br />

wagten sich in die Höhle.«<br />

»Könnten Sie uns was von El Diablo erzählen?«, bat<br />

Justus.<br />

In diesem Augenblick kam Mr Dalton ins Zimmer und<br />

21


mit ihm ein kleiner, hagerer Mann mit dicken Brillengläsern.<br />

Die Jungen waren ihm schon vorher begegnet. Es war<br />

Professor Walsh, zurzeit ebenfalls Hausgast bei <strong>de</strong>n Daltons.<br />

»Na, ihr Jungen, ich höre da, dass ihr draußen in unserem<br />

mysteriösen Tal wart«, sagte <strong>de</strong>r Professor.<br />

»Dummes Zeug!«, fuhr Mr Dalton auf. »Da ist nichts passiert,<br />

was nicht auf einer x-beliebigen an<strong>de</strong>ren Ranch auch<br />

passieren kann. Unglücksfälle, wie sie immer mal vorkommen.«<br />

»Sie haben natürlich Recht«, sagte Professor Walsh,<br />

»aber ich habe lei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Eindruck, dass Ihre Leute Ihnen<br />

das nicht abnehmen. Ungebil<strong>de</strong>te Menschen glauben allzu<br />

leicht an übernatürliche Mächte – dabei ist ihr eigener<br />

Leichtsinn das größte Übel.«<br />

»Wenn wir nur die Ursache auf<strong>de</strong>cken und sie überzeugen<br />

könnten«, meinte Mr Dalton. »Nach diesem Vorfall<br />

heute Abend laufen mir noch mehr Leute weg. Und dabei<br />

hat sogar Justus gemerkt, dass <strong>de</strong>r Steinschlag von <strong>de</strong>n<br />

Schießübungen <strong>de</strong>r Marine vor <strong>de</strong>r Küste ausgelöst wur<strong>de</strong>.«<br />

»Entschuldigen Sie, Sir«, mel<strong>de</strong>te sich Justus zu Wort,<br />

»aber wir möchten hier helfen, wenn wir können. Wir<br />

haben mit solchen Dingen einige Erfahrung, wie Ihnen Mr<br />

Shaw vielleicht berichtet hat.«<br />

»Erfahrung?«, wie<strong>de</strong>rholte Mr Dalton mit einem zweifeln<strong>de</strong>n<br />

Blick auf die drei Jungen.<br />

Justus zog zwei Karten aus <strong>de</strong>r Tasche und gab sie Mr<br />

Dalton. Der hochgewachsene Rancher las sorgfältig. Auf<br />

<strong>de</strong>m ersten Exemplar, einer großformatigen Geschäftskarte,<br />

stand:<br />

22


Die drei Detektive<br />

???<br />

Wir übernehmen je<strong>de</strong>n Fall<br />

Erster Detektiv Justus Jonas<br />

Zweiter Detektiv Peter Shaw<br />

Recherchen und Archiv Bob Andrews<br />

Mr Dalton runzelte die Stirn. »Aha, Detektive? Na, ich weiß<br />

nicht… Dem Sheriff ist es vielleicht nicht gera<strong>de</strong> angenehm,<br />

wenn sich da Jungen einmischen.«<br />

Professor Walsh sah sich die Karte auch an. »Wozu <strong>de</strong>nn<br />

die Fragezeichen? Zieht ihr eure <strong>de</strong>tektivischen Fähigkeiten<br />

etwa selbst in Zweifel?«<br />

Der Professor lachte über seinen eigenen Witz, aber Bob<br />

und Peter grinsten nur und warteten auf Justs Erläuterung.<br />

Erwachsene erkundigten sich immerzu wegen dieser Fragezeichen<br />

und genau darauf hatte es Justus angelegt.<br />

»Nein, Sir«, sagte <strong>de</strong>r Erste Detektiv. »Die Fragezeichen<br />

sind unser Symbol. Sie stehen für unbeantwortete Fragen,<br />

für ungelöste Rätsel, für Geheimnisse aller Art, die wir<br />

zu enthüllen trachten. Es ist uns bisher gelungen, je<strong>de</strong>n<br />

noch so rätselhaften Fall, <strong>de</strong>m wir begegnet sind, aufzuklären.«<br />

Die letzten Worte sprach Justus voller Stolz. Aber Mr Dalton<br />

betrachtete sich schon <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Ausweis, ein grünes<br />

Kärtchen. Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r drei ??? besaß eines, und alle lauteten<br />

gleich:<br />

23


UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE<br />

Die drei ??? und <strong>de</strong>r Teufelsberg<br />

Taschenbuch, Broschur, 160 Seiten, 12,5 x 18,3 cm<br />

1 farbige Abbildung<br />

ISBN: 978-3-570-21180-9<br />

cbj<br />

Erscheinungstermin: Juni 2003<br />

Woher kommt das unheimliche Heulen im Teufelsberg? Steckt El Diablo dahinter, <strong>de</strong>r längst<br />

totgesagte Bandit? O<strong>de</strong>r will jemand mit allen Mitteln Eindringlinge fern halten? Ein kostbarer<br />

Stein führt die ??? auf eine heiße Spur.

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