Schautafeln Wehrer Erdmannsweg - Erdmannsreich

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Wehr_04 19.07.2006 11:45 Uhr Seite 1 WEHRER ERDMANNSWEG 4 Erstaunlich: In einem nur 35 m tiefen Meer entstanden 75 m mäch- tige Kalkschichten! Wenn sich der gesamte im Wasser gelöste Kalk aus dem 35 m tie- fen Meer plötzlich am Boden absetzen würde, dann ergäbe dies eine ganz dünne, nicht einmal 1 mm hohe Kalksteinschicht. Doch die Kalkmassen des Oberen Muschelkalks sind hier bei Wehr etwa 75 m mächtig! Wie ist das möglich? Flüsse bringen den Meeren vom Festland ständig Nachschub an gelöstem Kalk mit. Und die Ausfällung des Kalks im Meer war ein sehr langsamer Vorgang: Knapp 50 Jahre hat es gedauert, bis die Kalkmenge für 1 mm Kalkstein zu Boden gesunken ist. Doch geologische Zeiträume sind lang, unvorstellbar lang. Die win- zige Menge jährlich ausgefällten Kalks summierte sich im Laufe von 3,5 Millionen Jahren zu den 75 m mächtigen Schichten des Oberen Muschelkalks. Das war allerdings nur möglich, weil der Meeresboden gleichzeitig langsam absank – sonst wäre das Meer längst verfüllt worden. Kalkbänke Wer diese Kalkbänke berührt, berührt ehemaligen Meeresboden Der Kalk hier stammt vom Grund des Muschelkalkmeeres. Während der mittleren Trias bedeckte dieses Meer weite Teile Deutschlands. „Mitteleuropa“ befand sich damals viel weiter im Süden, ungefähr auf der Breite der heutigen Bahamas. Wie im Wasserkocher So ähnlich wie sich Kalk im Wasserkocher absetzt, wenn Sie hartes Wasser verwenden, so schieden sich im warmen Wasser des Muschel- kalkmeeres feinste Kalkflocken ab. Je wärmer Wasser wird, desto we- niger gelösten Kalk kann es enthalten. Tatsächlich waren auch noch verschiedene Lebewesen an der Kalk- bildung beteiligt. Dazu an anderer Stelle mehr… Wunderbar warmes und klares Wasser – hier wo die Menschen später Hasel und Wehr bauen werden. Aber noch gibt es keine Menschen. Nur vor Haien und Fischsauriern muss ich mich in Acht nehmen.

Wehr_05 19.07.2006 11:46 Uhr Seite 1 WEHRER ERDMANNSWEG 15 Karies und Karst: Säuren greifen Zähne an – und ganze Berge Der Kalkstein des Muschelkalks ist zwar im Wasser entstanden, doch hier wird er vom Wasser angegriffen. Weiches, säurehaltiges Wasser löst Kalkstein auf. Immer nur ganz wenig, aber im Laufe der Jahrtausende erweitert es feine Risse zu rundlichen Löchern. Durch solche Löcher versickert das Oberflächenwasser sehr schnell – und dabei bearbeitet es das Gestein weiter. Hier spielt sich Ähnliches ab wie im Mund, wenn die Zähne unter Karies leiden, nur dass die Löcher im Berg viel größer werden. Feine Klüfte erweitert das Wasser schließlich zu großen Höhlen. Man sagt, das Gestein verkarstet. Auch für die Löcher in den Zähnen sind Säuren verantwortlich. Diese Säuren werden von Bakterien im Zahnbelag erzeugt, wenn sie Zucker verdauen. Doch wer macht das Regenwasser sauer? Wasser nimmt ganz natürlicherweise CO2 aus der Luft auf. Daraus bildet sich im Wasser die Kohlensäure. Darüber hinaus atmen die Pflanzenwurzeln im Dunkel des Bodens, verbrauchen dabei Sauerstoff und geben Kohlensäure und an- dere Säuren ins Bodenwasser ab. Deshalb finden Sie hier die Lösungsformen gerade im Wurzelbereich der Pflanzen. Kohlensäure bildet sich aus Wasser und Kohlendioxid, das aus der Luft ins Wasser gelangt: CO2 (gelöst) + H2O H2CO3 (Kohlensäure). Kohlensäure löst das Kalziumkarbonat des Kalksteins auf: Lösungsverwitterung im Kalkstein: Wurzeln erweitern schmale Klüfte, indem sie Säure ins Bodenwasser abgeben. CaCO3 (Kalziumcarbonat) + H2CO3 (Kohlensäure) Ca 2+ (gelöst) + 2HCO3 - (Hydrogencarbonat). „Hoppla, wer hat denn hier die Löcher und Gänge in den harten Kalkstein gebohrt? Ein Tier mit ganz harten Zähnen? Oder jemand mit einem Stahl-Bohrer? Nichts dergleichen: Es ist etwas viel weicheres, und zwar „weiches“ Wasser!“ Karst

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WEHRER ERDMANNSWEG<br />

15<br />

Karies und Karst:<br />

Säuren greifen Zähne an –<br />

und ganze Berge<br />

Der Kalkstein des Muschelkalks ist zwar im Wasser entstanden, doch hier wird er vom Wasser angegriffen.<br />

Weiches, säurehaltiges Wasser löst Kalkstein auf. Immer nur ganz wenig, aber im Laufe der Jahrtausende erweitert es feine<br />

Risse zu rundlichen Löchern.<br />

Durch solche Löcher versickert das Oberflächenwasser sehr schnell – und dabei bearbeitet es das Gestein weiter. Hier spielt<br />

sich Ähnliches ab wie im Mund, wenn die Zähne unter Karies leiden, nur dass die Löcher im Berg viel größer werden. Feine<br />

Klüfte erweitert das Wasser schließlich zu großen Höhlen. Man sagt, das Gestein verkarstet.<br />

Auch für die Löcher in den Zähnen sind Säuren verantwortlich. Diese Säuren werden von Bakterien im Zahnbelag erzeugt,<br />

wenn sie Zucker verdauen.<br />

Doch wer macht das<br />

Regenwasser sauer?<br />

Wasser nimmt ganz natürlicherweise CO2<br />

aus der Luft auf. Daraus bildet sich im<br />

Wasser die Kohlensäure.<br />

Darüber hinaus atmen die Pflanzenwurzeln<br />

im Dunkel des Bodens, verbrauchen dabei<br />

Sauerstoff und geben Kohlensäure und an-<br />

dere Säuren ins Bodenwasser ab. Deshalb<br />

finden Sie hier die Lösungsformen gerade<br />

im Wurzelbereich der Pflanzen.<br />

Kohlensäure bildet sich aus Wasser und Kohlendioxid, das aus der Luft ins Wasser gelangt:<br />

CO2 (gelöst) + H2O H2CO3 (Kohlensäure).<br />

Kohlensäure löst das Kalziumkarbonat des Kalksteins auf:<br />

Lösungsverwitterung im Kalkstein:<br />

Wurzeln erweitern schmale Klüfte, indem sie Säure<br />

ins Bodenwasser abgeben.<br />

CaCO3 (Kalziumcarbonat) + H2CO3 (Kohlensäure) Ca 2+ (gelöst) + 2HCO3 - (Hydrogencarbonat).<br />

„Hoppla, wer<br />

hat denn hier die<br />

Löcher und Gänge in den<br />

harten Kalkstein gebohrt?<br />

Ein Tier mit ganz harten Zähnen?<br />

Oder jemand mit einem Stahl-Bohrer?<br />

Nichts dergleichen: Es ist etwas<br />

viel weicheres, und zwar<br />

„weiches“ Wasser!“<br />

Karst

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