Schautafeln Wehrer Erdmannsweg - Erdmannsreich

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Wehr_08 19.07.2006 11:50 Uhr Seite 1 WEHRER ERDMANNSWEG 8 Zwei Eiszeiten auf einen Blick So wie auf diesem Bild aus Nordkanada (Ellesmere Island) könnte der Blick von dieser Stelle zum Hotzenwald während der Riß-Eiszeit ausgesehen haben. Riß-Eiszeit: Eine weite Ebene dehnte sich zwischen Dinkelberg und Hotzenwald. Während der Würm-Eiszeit schütteten Wehra und Hasel erneut Gerölle aus dem Schwarzwald in ihre nun getrennten Täler. Als es vor 10.000 Jahren wieder wärmer wurde, gruben sich die Flüsse in die Schotter der Niederterrassen aus der Würm-Eiszeit. Am gegenüberliegenden Hang hat die Wehra inzwischen den größten Teil der Hochterrasse zerstört. Einen Rest können Sie auf der anderen Talseite oberhalb der Stadt entdecken. Dort ist ein kleines Neubaugebiet entstanden. 1 3 4 Die alten Wehrer bauten ihre Stadt übrigens auf die würmzeitliche Niederterrasse: nah am Wasser aber doch sicher vor Überflutungen. Hier oben ist es auffallend flach Hochterrassen Ebene Flächen gibt es normalerweise unten im Tal, wo die Hochwasser des Flusses immer wieder Geröll und Sand liegen lassen. So sind auch die ebenen Niederterras- sen der Würm-Eiszeit entstanden. Aber hier oben, so hoch über dem Tal? Tatsächlich befand sich einst hier oben das weite Tal von Wehra und Hasel. Auch damals war es Eiszeit: allerdings die Riß-Eiszeit. Das war die vorletzte Eiszeit, in der die Gletscher noch größer waren als im Würm – und aus dem Schwarzwald kam noch mehr Geröll. In der Eem-Warmzeit gruben sich Wehra und Hasel zunächst in die mächtigen Eiszeitablagerungen und dann sogar in den darunter liegenden Muschelkalk ein. Der Höhenrücken des Stalden, auf dem Sie hier stehen, entstand damals. Kalt – und warm – und wieder kalt – und wieder warm… So geht das nun schon zwei Millionen Jahre. Und da soll man sich als alter Erdmann keinen Schnupfen holen! 2

Wehr_09 19.07.2006 11:51 Uhr Seite 1 WEHRER ERDMANNSWEG 9 Schwabenboden Täler entstehen durch Bäche – doch hier ist nirgends einer zu sehen Der Boden hier am Böschungsanschnitt besteht überwiegend aus Löss. Wenn Sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger zerreiben, können Sie bemerken, wie fein dieser Eiszeitstaub ist. Es handelt sich um so genannten Schluff. Dieser ist zwar gröber als Ton, aber feiner als Sand. Der Schwabenboden ist das Tal des Wilsbachs; Dieser ist jedoch nirgends zu sehen, weil er unterirdisch durch den Karst fließt. Erst am Wehrer Brunnen kommt das Wasser wieder ans Tageslicht. Aber wie ist das Tal dann entstanden? Während der Eem-Warmzeit – nach der Riß-Eiszeit – gab es hier noch kein ausgeprägtes Tal. Auch damals versickerte der Wilsbach in den Untergrund. Doch in der folgenden Eiszeit änderte sich das. Es war so kalt, dass der Bach oberirdisch fließen musste Während der Würm-Eiszeit war der Untergrund ganzjährig tief gefroren. So konnte kein Wasser versickern. Das gesamte Frühjahrsschmelzwasser strömte durch das Tälchen. Und weil das Schmelzwasser kalt war, löste es besonders viel Kalk auf. Ohne die Eiszeit hätte sich der Wilsbach kein Tal schaffen können. Staubstürme fegten über die kahle Landschaft Der Staub stammte von den vegetationslosen Geröllebenen der Flüsse. Hier oben, auf den spärlich bewachsenen Hügeln und Hochterrassen, ließen die Winde eine dicke Schicht zurück. …und heute? Heute freuen sich die Bauern über diesen Eiszeitstaub, den fruchtbaren Löss. Er bedeckt die Gerölle der Hochterrasse und den steinigen Muschelkalk. Der Wilsbach ist allerdings wieder in den Untergrund verbannt – und muss auf die nächste Eiszeit warten. Hier gibt es zwar ein kleines Tal, aber keinen Bach! Sonderbar, denn ein Tal entsteht da- durch, dass fließendes Wasser Erde und Steine wegschwemmt. Was ist hier wohl wieder los?

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Zwei Eiszeiten auf einen Blick<br />

So wie auf diesem<br />

Bild aus Nordkanada<br />

(Ellesmere Island)<br />

könnte der Blick von<br />

dieser Stelle zum<br />

Hotzenwald während<br />

der Riß-Eiszeit ausgesehen<br />

haben.<br />

Riß-Eiszeit: Eine weite Ebene dehnte sich<br />

zwischen Dinkelberg und Hotzenwald.<br />

Während der Würm-Eiszeit schütteten Wehra<br />

und Hasel erneut Gerölle aus dem Schwarzwald<br />

in ihre nun getrennten Täler.<br />

Als es vor 10.000 Jahren wieder wärmer wurde,<br />

gruben sich die Flüsse in die Schotter der Niederterrassen<br />

aus der Würm-Eiszeit. Am gegenüberliegenden<br />

Hang hat die Wehra inzwischen den<br />

größten Teil der Hochterrasse zerstört.<br />

Einen Rest können Sie auf der anderen Talseite<br />

oberhalb der Stadt entdecken.<br />

Dort ist ein kleines Neubaugebiet entstanden.<br />

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Die alten <strong>Wehrer</strong> bauten ihre Stadt übrigens auf die würmzeitliche<br />

Niederterrasse: nah am Wasser aber doch sicher vor Überflutungen.<br />

Hier oben ist es auffallend flach<br />

Hochterrassen<br />

Ebene Flächen gibt es normalerweise unten im Tal, wo die Hochwasser des Flusses<br />

immer wieder Geröll und Sand liegen lassen. So sind auch die ebenen Niederterras-<br />

sen der Würm-Eiszeit entstanden. Aber hier oben, so hoch über dem Tal?<br />

Tatsächlich befand sich einst hier oben das weite Tal von Wehra und Hasel. Auch<br />

damals war es Eiszeit: allerdings die Riß-Eiszeit. Das war die vorletzte Eiszeit, in der<br />

die Gletscher noch größer waren als im Würm – und aus dem Schwarzwald kam<br />

noch mehr Geröll.<br />

In der Eem-Warmzeit gruben sich Wehra und Hasel<br />

zunächst in die mächtigen Eiszeitablagerungen<br />

und dann sogar in den darunter liegenden Muschelkalk<br />

ein. Der Höhenrücken des Stalden, auf dem<br />

Sie hier stehen, entstand damals.<br />

Kalt –<br />

und warm –<br />

und wieder kalt –<br />

und wieder warm…<br />

So geht das nun<br />

schon zwei Millionen<br />

Jahre. Und da soll man<br />

sich als alter Erdmann<br />

keinen Schnupfen<br />

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