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Kapitel 5 Finanzpolitik

„[...] von einer ,falschen‘ Finanzpolitik [können] ungünstige Rahmenbedingungen für die Leistungsentfaltung des privaten Sektors ausgehen. Dies gilt sowohl für die Einnahmenseite als auch für die Ausgabenseite der öffentlichen Haushalte. [...]“

„[...] von einer ,falschen‘ Finanzpolitik [können] ungünstige Rahmenbedingungen für die Leistungsentfaltung des privaten Sektors ausgehen. Dies gilt sowohl für die Einnahmenseite als auch für die Ausgabenseite der öffentlichen Haushalte. [...]“

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5<br />

<strong>Finanzpolitik</strong><br />

Januar 2017<br />

5.1 Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

5.2 Steuern als wichtigste Einnahmequelle des Staates<br />

5.3 Der Bundeshaushalt<br />

5.4 Finanzausgleich und Finanzföderalismus<br />

5.5 Staatsverschuldung<br />

Weiterführende Informationen<br />

www.steuerzahler.de<br />

Bund der Steuerzahler Deutschland e. V.,<br />

Wiesbaden<br />

www.bundesfinanzministerium.de<br />

Bundesministerium der Finanzen, Berlin<br />

www.bankenverband.de<br />

Bundesverband deutscher Banken e. V., Ber lin<br />

www.bundesbank.de<br />

Deut sche Bundesbank, Frankfurt am Main<br />

www.destatis.de<br />

Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />

www.ecb.int<br />

Europäische Zentralbank, Frankfurt am Main<br />

http://epp.eurostat.ec.europa.eu<br />

Eurostat (Statistisches Amt der Europäischen<br />

Gemeinschaft)<br />

www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de<br />

Sachverständigenrat zur Begutachtung der<br />

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR),<br />

Wiesbaden


Hinweise für den Benutzer<br />

In der Schul|Bank-Mappe Wirtschaft sind die Texte und Materialien nicht nur nach<br />

Themen ge ord net, sondern darüber hinaus zu Unter richts ein heiten zusammen gefasst.<br />

Jedes <strong>Kapitel</strong> ist in sol che Einheiten gegliedert.<br />

Die Unterrichtseinheiten bestehen aus jeweils vier Elementen, die sowohl Ar beits unter la gen<br />

für Schüler als auch Hin ter grund informationen und Hilfsmittel für Leh rer enthalten.<br />

1<br />

Quelle: Die Quelle ist als Arbeitsmaterial für die Schüler gedacht und kann als Einstieg in das The ma verwendet<br />

werden. Sie enthält einen oder meh rere Texte, die zen tra le Aspekte des Themas be schrei ben.<br />

Die dazu ge hörigen Fra gen sollen die Schüler zur eigenständigen Recherche und zur Diskussion ermuntern.<br />

2<br />

Hintergrund: Der Hintergrund führt systematisch in das jeweilige Themengebiet ein.<br />

Er enthält In for mations mate rial für den Lehrer, darunter viele Schau bilder und Grafi ken.<br />

3<br />

Zusammenfassung: Die Zusammenfassung be steht aus ei nem Strukturdiagramm, das als An re gung für<br />

ein Tafel bild dienen oder als Ko pier vor la ge für eine Folie ver wen det werden kann.<br />

4<br />

Arbeitsblatt: Mithilfe des Arbeitsblattes können die Schüler die wesent lichen Unterrichtsergebnisse<br />

noch ein mal selbst stän dig erarbeiten.<br />

Orientierungssystem<br />

Weiterführung auf der nächsten Seite<br />

5.1<br />

Ende einer inhaltlichen Einheit<br />

5.1 1 A<br />

Quelle<br />

Aufgabenstellung<br />

Für jedes Unterkapitel liegen<br />

Zusammenfassungen (Z) oder<br />

Arbeitsblätter (A) vor. Stehen mehrere<br />

Dokumente bereit, werden diese<br />

separat nummeriert.


5<br />

<strong>Finanzpolitik</strong><br />

Januar 2017<br />

5.1 Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

5.2 Steuern als wichtigste Einnahmequelle des Staates<br />

5.3 Der Bundeshaushalt<br />

5.4 Finanzausgleich und Finanzföderalismus<br />

5.5 Staatsverschuldung<br />

Weiterführende Informationen<br />

www.steuerzahler.de<br />

Bund der Steuerzahler Deutschland e. V.,<br />

Wiesbaden<br />

www.bundesfinanzministerium.de<br />

Bundesministerium der Finanzen, Berlin<br />

www.bankenverband.de<br />

Bundesverband deutscher Banken e. V., Ber lin<br />

www.bundesbank.de<br />

Deut sche Bundesbank, Frankfurt am Main<br />

www.destatis.de<br />

Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />

www.ecb.int<br />

Europäische Zentralbank, Frankfurt am Main<br />

http://epp.eurostat.ec.europa.eu<br />

Eurostat (Statistisches Amt der Europäischen<br />

Gemeinschaft)<br />

www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de<br />

Sachverständigenrat zur Begutachtung der<br />

gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR),<br />

Wiesbaden


ankenverband<br />

Schul|Bank<br />

FINANZPOLITIK<br />

5.1<br />

Quelle<br />

Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

„[…] von einer ,falschen‘ <strong>Finanzpolitik</strong> [können] ungünstige Rahmenbedingungen<br />

für die Leistungsentfaltung des privaten Sektors ausgehen.<br />

Dies gilt sowohl für die Einnahmenseite als auch für die Ausgabenseite<br />

der öffentlichen Haushalte.<br />

QUELLE<br />

Mussel, Gerhard/Pätzold, Jürgen: Grundfragen<br />

der Wirtschaftspolitik, 8. Auflage, Verlag Vahlen,<br />

München 2012, S. 192 f.<br />

Bei den staatlichen Einnahmen stehen folgende leistungshemmende<br />

Elemente im Zentrum der Kritik:<br />

Zu hohe Steuern, insbesondere in Gestalt zu hoher Grenzsteuersätze<br />

in der Einkommensteuer. Sie wirken als sog. ,disincentives‘<br />

und beeinträchtigen die Leistungsbereitschaft von Haushalten<br />

und Unternehmen. Die Folge sind negative Konsequenzen für<br />

Wachstum und Beschäftigung.<br />

Mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird<br />

zudem auf zu hohe Unternehmenssteuern verwiesen. […] Hohe<br />

Unternehmenssteuersätze unterminieren […] die Selbstfinanzierungskraft<br />

der Unternehmen und beeinträchtigen die internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Vermögensverkehrssteuern (z. B. Grunderwerbsteuer) bestrafen die<br />

(für die Allokation der Produktionsfaktoren so wichtige) Mobilität<br />

der Produktionsfaktoren.<br />

Kritisiert wird auch die Kompliziertheit des Steuersystems und dessen<br />

Schlagseite in Richtung (leistungshemmende) direkte Steuern<br />

(wie Lohn- und Einkommensteuer, Körperschaftsteuer) gegenüber<br />

den indirekten Steuern (wie Mehrwert- und Mineralölsteuer).<br />

[…] Bezüglich der Ausgabenseite des Staatshaushalts werden die mangelnde<br />

Ausgabendisziplin und eine ungesunde Ausgabenstruktur der<br />

öffentlichen Hände bemängelt. Das Wachstum der Staatsausgaben ist<br />

nicht nur insgesamt zu hoch, sondern die Ausgabenentwicklung ist<br />

zudem von der Zusammensetzung her wachstumshemmend. Besonders<br />

stark nehmen die staatlichen Konsumausgaben (insbesondere<br />

Personalausgaben), die Sozialleistungen und Subventionen sowie die<br />

Zinsausgaben zu. Der Anteil der staatlichen Investitionsausgaben an<br />

den Gesamtausgaben nimmt dagegen tendenziell eher ab.<br />

Die unsolide Ausgabenentwicklung fördert zudem das Entstehen<br />

struktureller Budgetdefizite. Im Unterschied zu den konjunkturellen<br />

Haushaltsdefiziten sind strukturelle Defizite nicht nur vorübergehender<br />

Natur. Sie bauen sich auf, weil die Staatsausgaben nicht nur<br />

kurzfristig in der Rezession, sondern längerfristig schneller wachsen<br />

als die Steuereinnahmen. Strukturelle Haushaltsdefizite sind wachstumspolitisch<br />

jedoch schädlich.“<br />

4


ankenverband<br />

Quelle<br />

Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

FINANZPOLITIK<br />

Schul|Bank<br />

5.1<br />

„Mit dem Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2017 legt die<br />

Bundesregierung das dritte Mal in Folge einen Bundeshaushalt ohne<br />

neue Schulden vor. Sie setzt damit eine wichtige Vorgabe des Koalitionsvertrags<br />

der 18. Legislaturperiode um, wonach der Bundeshaushalt<br />

ab dem Jahr 2015 ohne Neuverschuldung aufzustellen ist. Auch<br />

in den Finanzplanjahren bis 2020 wird der Bund dieser Anforderung<br />

gerecht. Damit trägt er maßgeblich dazu bei, dass Deutschland die<br />

europäischen Anforderungen eines annährend ausgeglichenen gesamtstaatlichen<br />

Haushalts erfüllt und sein mittelfristiges Haushaltsziel<br />

auch in den Jahren 2016 bis 2020 durchgehend einhalten kann.<br />

QUELLE<br />

Bundesfinanzministerium: Monatsbericht Juli<br />

2016, Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt<br />

2017 und Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020.<br />

http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/<br />

DE/Monatsberichte/2016/07/Inhalte/<strong>Kapitel</strong>-<br />

3-Analysen/3-1-Regierungsentwurf-zum-Bundeshaushalt-2017-Finanzplan-Bundes-2016-2020.html<br />

Die gesamtstaatliche Schuldenstandsquote ist seit dem Höchststand<br />

im Jahr 2010 mit 81 % deutlich gesunken: Sie betrug Ende des Jahres<br />

2015 noch 71,2 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und wird sich in<br />

diesem Jahr voraussichtlich auf 68¼ % weiter reduzieren. Der aktuellen<br />

Projektion zufolge wird die gesamtstaatliche Schuldenstandsquote<br />

kontinuierlich sinken – bis zum Jahr 2020 unter die erlaubte<br />

Maastricht-Obergrenze von 60 % des BIP; das erste Mal seit dem Jahr<br />

2002. Damit wird die Bundesregierung ein weiteres wichtiges Ziel des<br />

Koalitionsvertrags, die Maastricht-Obergrenze innerhalb von einer<br />

Dekade wieder einzuhalten, vorzeitig erreichen.<br />

Die stabile Entwicklung der haushaltswirtschaftlichen Rahmendaten<br />

und die robuste konjunkturelle Entwicklung erlauben der Bundesregierung<br />

gegenwärtig eine insgesamt expansiv ausgerichtete Ausgabenpolitik,<br />

ohne den Kurs einer Nullverschuldung infrage zu stellen.<br />

So können erneut wichtige zusätzliche Impulse gesetzt werden,<br />

mit denen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft<br />

ausgebaut und die Rahmenbedingungen für mehr Wachstum und<br />

Beschäftigung weiter verbessert werden können. Darüber hinaus<br />

können die Leistungen des Bundes zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts<br />

in unserem Land weiter ausgebaut werden. Nicht zuletzt<br />

gelingt es der Bundesregierung, die aktuell größte gesellschaftspolitische<br />

Herausforderung – die Aufnahme, Unterbringung und erfolgreiche<br />

Integration der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge<br />

und Asylbewerber – weiterhin ohne die Aufnahme neuer Schulden<br />

zu bewältigen.<br />

Gegenüber dem Jahr 2016 steigen die Gesamtausgaben bis zum<br />

Jahr 2020 – dem Ende des Finanzplanzeitraums – um insgesamt<br />

32,4 Mrd. €. Der durchschnittliche Ausgabenanstieg bleibt mit knapp<br />

2,5 % gleichwohl unter den für den Finanzplanzeitraum projizierten<br />

Zuwachsraten für das nominale BIP in Höhe von durchschnittlich<br />

rund 3,2 %.“<br />

5


ankenverband<br />

Quelle<br />

Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

FINANZPOLITIK<br />

Schul|Bank<br />

5.1<br />

„Stetig steigende Steuereinnahmen bei zugleich sinkenden Kreditzinsen<br />

machen es möglich: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble<br />

wird dem Bundeskabinett am kommenden Mittwoch einen Entwurf<br />

des Bundeshaushalts für das Jahr 2017 nebst weiterer Finanzplanung<br />

bis 2020 präsentieren, bei dem unterm Strich trotz milliardenschwerer<br />

Zusatzausgaben eine schwarze Null steht. Der Bundesfinanzminister<br />

plant, bis 2020 keine zusätzlichen Schulden zu machen. In Zeiten<br />

großer Unsicherheit in Europa, Stichwort Brexit, setze Schäuble ein<br />

Zeichen von Verlässlichkeit, verlautete am Freitag aus der Bundesregierung.<br />

QUELLE<br />

Gamelin, Cerstin: „Auf Sicherheit“, SZ online vom<br />

1. Juli 2016, http://www.sueddeutsche.de/politik/<br />

bundeshaushalt-auf-sicherheit-1.3058801<br />

Nicht nur jenseits der Staatsgrenzen, auch in der Koalitionsspitze<br />

dürfte die Haushaltsplanung stabilisierend wirken. Schäubles Beamte<br />

hatten in den vergangenen Wochen diverse zusätzliche Forderungen<br />

verschiedener Minister mit großzügigen Nachschlägen befrieden können.<br />

[…] Der Innenminister wird im kommenden Jahr 1,5 Milliarden<br />

Euro mehr erhalten, verglichen mit dem geltenden Finanzplan. Das<br />

Geld fließt unter anderem in mehr als 1950 zusätzliche Stellen bei<br />

Bundespolizei und Bundeskriminalamt. Der Verteidigungsetat wird<br />

2017 um 1,7 Milliarden Euro auf dann 36,6 Milliarden Euro erhöht. Die<br />

anspruchsvollen internationalen Aufgaben erforderten deutlich mehr<br />

Geld, verlautete aus der Bundesregierung.<br />

Mit sehr viel Geld sollen auch bestätigte Flüchtlinge integriert, die Zuwanderung<br />

gebremst und Fluchtursachen bekämpft werden. Schäuble<br />

plant für 2017 mit 19 Milliarden Euro, bis 2020 könnten es mehr als<br />

77 Milliarden Euro werden, mit denen der Staat die Aufnahme und<br />

Abwicklung von Asylverfahren, Integrations- und Sprachkurse sowie<br />

die Eingliederung der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt finanzieren<br />

will. In diesen Planungen sind noch nicht die Forderungen der Bundesländer<br />

etwa nach einer Integrationspauschale enthalten. […] Mehr<br />

Geld gibt es auch für Entwicklungshilfe, das zuständige Ministerium<br />

hat im kommenden Jahr erstmals einen Etat von mehr als acht Milliarden<br />

Euro zur Verfügung. Rund 2,8 Milliarden Euro sollen davon direkt<br />

verwendet werden, um Fluchtursachen zu bekämpfen.<br />

Neben dem Flüchtlingsprogramm, das Beamte teilweise als Investitionspaket<br />

werten, will die Bundesregierung direkt Investitionen fördern.<br />

Mit vier Milliarden Euro soll der Ausbau von Breitbandnetzen in<br />

abgelegenen Gebieten finanziert werden, deutlich mehr Geld gibt es<br />

auch für klassische Verkehrsinvestitionen, Elektrofahrzeuge und Mikroelektronik.<br />

Insgesamt hätte der Staat damit in der laufenden Legislaturperiode,<br />

2017 eingeschlossen, seine Investitionen um ein Drittel<br />

auf 33 Milliarden Euro erhöht. Verglichen mit den Sozialleistungen<br />

nimmt sich diese Summe aber bescheiden aus. Der Anteil der Sozial-<br />

6


ankenverband<br />

Quelle<br />

Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

FINANZPOLITIK<br />

Schul|Bank<br />

5.1<br />

ausgaben an den Gesamtausgaben des Bundeshaushalts beträgt 2017<br />

rund 52 Prozent – etwa jeder zweite vom Bund ausgegebene Euro<br />

fließt in den Sozialbereich, trotz Beschäftigungsrekorden.<br />

Warum das so ist, war am Freitag in Berlin nicht zu klären. Auch nicht,<br />

ob die Folgen des möglichen Ausscheidens Großbritanniens aus der<br />

Europäischen Union die deutsche Haushaltsplanung durcheinanderwirbeln<br />

könnte. Ebenso unbeantwortet blieb die Frage, ob es nicht<br />

an der Zeit sei, die Steuern zu senken und die wegen niedriger Zinsen<br />

leidenden Bürger zu entlasten. Spätestens im Wahlkampf dürfte sich<br />

das ändern.“<br />

1. Nennen Sie die Ziele, die der Staat mit der <strong>Finanzpolitik</strong> verfolgt!<br />

2. Diskutieren Sie, wie der Staat ein ausgeglichenes Budget erreichen kann!<br />

3. Was ist der Unterschied zwischen konsumtiven und investiven Ausgaben?<br />

4. Beschreiben und bewerten Sie die Haushaltsentwicklung der letzten Jahre. Achten Sie dabei auf die<br />

unterschiedlichen Haushalte von Bund, Ländern, Kommunen und gesetzlicher Sozialversicherung.<br />

7


ankenverband<br />

Hintergrund<br />

Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

FINANZPOLITIK<br />

Schul|Bank<br />

5.1<br />

Die <strong>Finanzpolitik</strong> ist ein Teilgebiet der allgemeinen<br />

Wirtschaftspolitik, das sich vor allem mit dem Einsatz<br />

der Instrumente Staatseinnahmen, Staatsausgaben<br />

und öffentliches Vermögen befasst. Analog<br />

zu den in <strong>Kapitel</strong> 1 diskutierten Aufgabenbereichen<br />

des Staates in der Sozialen Marktwirtschaft kann<br />

die <strong>Finanzpolitik</strong> in drei große Zielbereiche unterteilt<br />

werden:<br />

1. Allokationspolitik<br />

Der Einsatz und die Verwendung der volkswirtschaftlichen<br />

Ressourcen werden so beeinflusst,<br />

dass es zu einem anderen Güterangebot<br />

kommt, als es die privaten Aktivitäten auf den<br />

einzelnen Märkten hervorgebracht hätten.<br />

2. Verteilungspolitik<br />

Die Voraussetzungen und Ergebnisse der sich<br />

auf den Märkten ergebenden Verteilung sollen<br />

verändert werden (z. B. beim Einkommen und/<br />

oder Vermögen durch Transferzahlungen).<br />

3. Stabilisierungspolitik<br />

Mithilfe der Budgetpolitik sollen Konjunkturschwankungen<br />

geglättet und stabilisiert, ferner<br />

das Wirtschaftswachstum gefördert werden.<br />

Finanzpolitische Instrumente<br />

Die finanzpolitischen Instrumente, die zur Erreichung<br />

dieser Ziele zur Verfügung stehen, werden<br />

klassischerweise in einnahmen- und ausgabenpolitische<br />

Instrumente unterschieden.<br />

Mit der Erzielung öffentlicher Einnahmen soll der<br />

Staat in die Lage versetzt werden, die Finanzierung<br />

der öffentlichen Ausgaben und Aufgaben leisten zu<br />

können. Wichtigste Einnahmenquellen sind Steuern<br />

und Sozialabgaben, daneben fließen ihm auch<br />

Einnahmen aus Gebühren, Beiträgen, eigenen Erwerbseinkünften,<br />

aus Gewinnen der Deutschen<br />

Bundesbank sowie vor allem aus neu aufgenommenen<br />

Krediten zu. Die Staatseinnahmen erfüllen<br />

nicht nur eine rein fiskalische Funktion, sie werden<br />

auch im Rahmen der Verteilungspolitik (Umverteilungsfunktion)<br />

oder etwa zur Vermeidung von<br />

Umweltschäden (Lenkungsfunktion) eingesetzt.<br />

Die Ausgaben des Staates können danach unterschieden<br />

werden, ob sie Gegenleistungen für<br />

in Anspruch genommene Güter darstellen oder<br />

nicht. Zur ersten Gruppe gehört der sogenannte<br />

Staatsverbrauch. Hierunter fallen laufende, für die<br />

jeweilige Wirtschaftsperiode bestimmte Käufe des<br />

Staates von Gütern und Dienstleistungen, unter<br />

anderem der Verteidigungsaufwand und staatliche<br />

Investitionen. Zur zweiten Gruppe zählen vor<br />

allem Transferzahlungen an private Haushalte,<br />

aber auch Subventionen an den Unternehmenssektor.<br />

Der Anteil aller Staatsausgaben am Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) wird durch die Staatsquote<br />

ausgedrückt.<br />

Die öffentlichen Haushalte in<br />

Deutschland<br />

„‚Soll das Land glücklich sein, will der Fürst geachtet<br />

werden, so muss er unbedingt Ordnung in<br />

seinen Finanzen haben. Noch nie hat eine arme<br />

Regierung sich Ansehen verschafft.‘ Was Friedrich<br />

der Große 1752 in seinem politischen Testament<br />

seinen Nachfolgern als Mahnung hinterließ, hat<br />

nach fast zweieinhalb Jahrhunderten nichts an<br />

Aktualität eingebüßt: Sparsamkeit und Ordnung<br />

in den Ausgaben, die der preußische König von einem<br />

Herrscher verlangte, sind auch in der modernen<br />

parlamentarischen Demokratie nicht selbstverständlich.<br />

[...]<br />

In einer marktwirtschaftlichen Ordnung, die auf<br />

dem eigenständigen Handeln von Produzenten<br />

und Verbrauchern, auf Wettbewerb und freier<br />

Preisbildung beruht, unterliegen finanzwirtschaftliche<br />

Aktivitäten des Staates einem besonderen<br />

Begründungszwang. Die Bereitstellung von Gütern<br />

und Dienstleistungen ist grundsätzlich dem Markt<br />

überlassen. Dem Staat wird die Verantwortung für<br />

die Infrastruktur zugewiesen, das heißt beispielsweise<br />

für Verkehrswege, die Energieversorgung,<br />

das Telefonnetz, Abfall- und Abwasserbeseitigung,<br />

Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und Sportstätten.<br />

Der Staat unterstützt hilfsbedürftige Bürger,<br />

etwa in Form von Sozialhilfe, indem er die<br />

8


ankenverband<br />

Hintergrund<br />

Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

FINANZPOLITIK<br />

Schul|Bank<br />

5.1<br />

Verteilung von Einkommen und Vermögen, die<br />

sich am Markt ergibt, korrigiert. Und der Staat versucht,<br />

durch seine Einnahmen- und Ausgabenpolitik<br />

die konjunkturellen Schwankungen zu glätten<br />

und auf ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht<br />

hinzuwirken.<br />

Die Politik hat diese drei Ziele zu verschiedenen<br />

Zeiten sehr unterschiedlich gewichtet. In den ersten<br />

Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg standen<br />

der Wiederaufbau des zerstörten Landes, die Aufbringung<br />

der Besatzungskosten und die Versorgung<br />

von Vertriebenen, Kriegsbeschädigten und<br />

Hinterbliebenen im Vordergrund. Bedarfsdeckung<br />

und Wirtschaftswachstum waren die Ziele der<br />

Haushaltspolitik. Der Staat baute die Infrastruktur<br />

wieder auf und war bemüht, durch steuerliche Anreize<br />

und Sparprämien die private Kapitalbildung<br />

für mehr Investitionen anzuregen.<br />

Nach den ersten Jahren dynamischen Wachstums –<br />

etwa von 1955 an – gewann dann zunehmend die<br />

Verteilung an Bedeutung, im Sinne des Interventionismus:<br />

die Umverteilung. [...] Mit Rentenreform,<br />

Wohngeld, Bundessozialhilfegesetz und Vermögensbildungsgesetz<br />

wurde sie umgesetzt. Zudem<br />

rückten Strukturprobleme von Regionen und Wirtschaftszweigen<br />

in den Blickpunkt. [...] Etwa zur<br />

Mitte der sechziger Jahre [...] verlagerte sich der<br />

Schwerpunkt der <strong>Finanzpolitik</strong> auf die Konjunktursteuerung.<br />

Das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz<br />

wurde 1967 geschaffen. [...]<br />

Deutschlands Staatsfinanzen<br />

Finanzierungssaldo des Staates (– = Defizit, + = Überschuss)<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

in Milliarden Euro<br />

+4,7<br />

+8,9 +19,4<br />

–41,2<br />

–4,5<br />

–25,9<br />

–2,4<br />

–3,1<br />

–78,6<br />

–79,6<br />

–108,9<br />

in Prozent der Wirtschaftsleistung*<br />

+0,2<br />

+0,3<br />

+0,6<br />

–3,4<br />

–1,7<br />

–0,2<br />

–3,2<br />

–4,2<br />

–1,0<br />

–0,1<br />

–0,1<br />

* Bruttoinlandsprodukt<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt. Stand: Februar 2016<br />

9


ankenverband<br />

Hintergrund<br />

Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

FINANZPOLITIK<br />

Schul|Bank<br />

5.1<br />

Nach dem Grundmuster der antizyklischen Politik<br />

werden die Staatsausgaben im konjunkturellen<br />

Abschwung erhöht, um private Nachfrage zu ersetzen<br />

und das Beschäftigungsniveau zu erhöhen. In<br />

Zeiten der Hochkonjunktur bremst die öffentliche<br />

Hand ihre Ausgaben und schöpft durch Steuerzuschläge<br />

Kaufkraft ab, um eine Überhitzung und<br />

damit Inflation zu verhindern. Die Politik der ,Globalsteuerung‘<br />

zeigte in ihrem Frühstadium Erfolge:<br />

Zusätzliche öffentliche Investitionen und befristete<br />

Sonderabschreibungen für Investoren halfen, die<br />

erste Nachkriegsrezession von 1966/67 schnell zu<br />

überwinden. [...]<br />

So modellhaft wie bei der Rezession 1966/67 funktionierte<br />

die antizyklische Fiskalpolitik später nicht<br />

mehr. In den Folgejahren überlagerten Strukturprobleme,<br />

etwa die Ölpreiskrise von 1973, die konjunkturellen<br />

Schwankungen. [...] In der Rezession<br />

der Jahre 1974 und 1975 setzte die <strong>Finanzpolitik</strong><br />

die herkömmlichen kreditfinanzierten Ankurbelungsmaßnahmen<br />

ein. Die erhoffte Wirkung auf<br />

den Arbeitsmarkt aber blieb aus.<br />

[...] Als die Zinsausgaben, die 1969 noch bei<br />

2,7 Prozent der Bundesausgaben gelegen hatten,<br />

1983 11 Prozent des Haushalts beanspruchten und<br />

Wirtschaftspolitik<br />

Ordnungspolitik Konjunkturpolitik Strukturpolitik<br />

Geldpolitik<br />

<strong>Finanzpolitik</strong><br />

Wirtschaftspolitik umfasst alle staatlichen Maßnahmen,<br />

die das Wirtschaftsleben ordnen und im Sinne<br />

bestimmter Ziele beeinflussen. Träger der Wirtschaftspolitik<br />

sind dabei alle Institutionen, die entsprechende<br />

Maßnahmen initiieren und durchführen, also insbesondere<br />

Regierungen, Parlamente, Verwaltung und<br />

Zentralbanken.<br />

Ordnungspolitik ist ein Teil der Wirtschafts- und Sozialpolitik,<br />

durch die ein rechtlicher Ordnungsrahmen für<br />

wirtschaftliche und soziale Prozesse geschaffen wird.<br />

Wichtige Teilbereiche einer marktwirtschaftlich ausgerichteten<br />

Ordnungspolitik sind die Wettbewerbspolitik,<br />

die Gestaltung der Unternehmensverfassung und der<br />

Eigentumsordnung sowie eine marktkonforme Verteilungs-<br />

und Sozialpolitik.<br />

Konjunkturpolitik umfasst die staatlichen Maßnahmen,<br />

um z. B. die Ziele des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes<br />

zu erreichen bzw. zu sichern. Die Beeinflussung gesamtwirtschaftlicher<br />

Größen geschieht vor allem durch<br />

die Geld- und <strong>Finanzpolitik</strong>.<br />

Strukturpolitik zielt darauf, Anpassungsprozesse in der<br />

Wirtschaft zu ermöglichen und zu erleichtern. Hierbei<br />

wird zwischen regionaler Strukturpolitik, die durch<br />

Maßnahmen der Investitionsförderung die wirtschaftliche<br />

Entwicklung in bestimmten Gebieten begünstigen<br />

soll, und sektoraler Strukturpolitik, die durch Subventionen<br />

und Steuervergünstigungen bestimmte Wirtschaftszweige<br />

fördert, unterschieden.<br />

Geldpolitik umfasst alle Maßnahmen der Zentralbank,<br />

die einen Einfluss auf die Geldversorgung bewirken.<br />

Oberstes Ziel ist hierbei, den Binnenwert des Geldes<br />

stabil zu halten.<br />

<strong>Finanzpolitik</strong> ist ein Instrument der Wirtschaftspolitik.<br />

Ihr Ziel besteht darin, die Struktur und die Höhe des<br />

Sozialprodukts einer Volkswirtschaft mithilfe öffentlicher<br />

Einnahmen, öffentlicher Ausgaben sowie der öffentlichen<br />

Haushalte zu beeinflussen. Sie dient aber auch<br />

anderen Politikbereichen, sofern dort öffentliche Mittel<br />

eingesetzt werden.<br />

10


ankenverband<br />

Hintergrund<br />

Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

FINANZPOLITIK<br />

Schul|Bank<br />

5.1<br />

den Handlungsspielraum der Politik mehr und<br />

mehr einengten, setzte ein Umdenken ein. [...]“ 1<br />

Tatsächlich gelang es der Bundesregierung in den<br />

1980er Jahren, die Neuverschuldung deutlich zu<br />

senken. Auch die Staats- und die Abgabenquote<br />

waren rückläufig. Die Wiedervereinigung und die<br />

zur Überwindung des planwirtschaftlichen Erbes<br />

der DDR notwendigen Transferzahlungen in vielfacher<br />

Milliardenhöhe hatten allerdings zur Folge,<br />

dass die Regierung von ihrem Kurs abwich. Lag die<br />

Neuverschuldung in den 1980er Jahren im Schnitt<br />

bei 29 Milliarden DM [14,8 Milliarden Euro], so<br />

kletterte sie in den 1990er Jahren auf durchschnittlich<br />

55 Milliarden DM [28,1 Milliarden Euro]. Mit<br />

dem Beginn des neuen Jahrhunderts verschärfte<br />

sich die finanzielle Situation von Bund, Ländern<br />

und Kommunen noch einmal. Konsolidierungserfolge<br />

wurden nur kurzfristig erzielt.<br />

Durch die ab 2005/06 anziehende Konjunktur und<br />

die in ihrer Folge gestiegenen Steuereinnahmen<br />

konnte die laufende Neuverschuldung des Bundes<br />

dann nach und nach verringert werden. 2008 war<br />

es erstmals seit langer Zeit gelungen, das gesamtstaatliche<br />

Defizit auf null zurückzuführen, sprich<br />

keine Schulden mehr aufzunehmen. Für den Bund<br />

war ein ausgeglichener Haushalt für 2011 anvisiert.<br />

Durch den Ausbruch der Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise wurden diese Ziele allerdings hinfällig.<br />

Auf der Ausgabenseite kam es u. a. durch die<br />

Verabschiedung zweier Konjunkturpakete sowie<br />

durch den Anstieg der Arbeitslosigkeit und der<br />

Kurzarbeit zu neuen Belastungen; auf der Einnahmenseite<br />

fielen die Steuereinnahmen deutlich<br />

geringer aus als vor Ausbruch der Krise angenommen.<br />

Die Folge: 2009 und 2010 sind die Defizite<br />

exorbitant angestiegen.<br />

Der Staat lebt auf Pump in %<br />

Anteil der Ausgaben im Bundeshaushalt, die über Kredite finanziert wurden<br />

1963 1970 1980 1990 2000 2010 14 15 16*<br />

1975<br />

19,1 1981<br />

16,0<br />

1990<br />

15,2<br />

1996<br />

17,2 2010<br />

14,5<br />

1963<br />

3,6<br />

1985<br />

8,7<br />

Kreditfinanzierungsquote in %<br />

2001<br />

9,4<br />

2008<br />

4,1<br />

2013<br />

7,2<br />

ab 2014<br />

0<br />

* geplant<br />

Quelle: BMF (Bundesministerium der Finanzen). Stand: April 2014<br />

11


ankenverband<br />

Hintergrund<br />

Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

FINANZPOLITIK<br />

Schul|Bank<br />

5.1<br />

Doch so rasch sich die deutsche Wirtschaft nach<br />

dem scharfen Konjunktureinbruch 2009 wieder<br />

erholte, so schnell konnten auch die jährlichen<br />

Defizite wieder reduziert werden, bis schließlich<br />

2014 erstmals ein leichter Überschuss im Bund<br />

erzielt wurde. Auch in den folgenden Jahren bis<br />

2016 waren die Einnahmen des Bundes, aber auch<br />

die des Gesamtstaates höher als seine Ausgaben.<br />

Die Anforderungen der 2010 im Grundgesetz verankerten<br />

neuen Schuldenbremse, die dem Bund<br />

seit dem Jahre 2016 nur noch ein geringfügiges<br />

Defizit gestattet und bis zu diesem Zeitpunkt<br />

einen sukzessiven Abbau der strukturellen Neuverschuldung<br />

vorsah, wurden beachtet. Auch die<br />

Bundesländer, die Kommunen und die gesetzliche<br />

Sozialversicherung konnten in Summe 2014 und in<br />

den folgenden Jahren ein Plus verbuchen.<br />

3. Die langfristigen Risiken für die öffentlichen Finanzen,<br />

etwa angesichts der demographischen<br />

Entwicklung, bleiben weiter bestehen.<br />

4. Zugleich gibt es allerdings auch viele Stimmen,<br />

die vom Bund höhere Investitionen verlangen<br />

– gerade weil Deutschland einer der wenigen<br />

Staaten in Europa ist, dessen Haushaltslage<br />

zusätzliche Ausgaben erlauben würde, ohne<br />

dass gegen die Stabilitätskriterien der Euro-<br />

Zone verstoßen würde. Die „Schwarze Null“ als<br />

Selbstzweck, also das unbedingte Streben nach<br />

einem ausgeglichenen Haushalt, wird nicht<br />

von allen Ökonomen unterstützt, insbesondere<br />

nicht von jenen außerhalb Deutschlands.<br />

1 Jeske, Jürgen/Barbier, Hans D.: So nutzt man den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung,<br />

2. Auflage, Societäts-Verlag, Frankfurt 1995, S. 108 ff.<br />

Vier Faktoren müssen in diesem Zusammenhang<br />

allerdings berücksichtigt werden:<br />

1. Vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise<br />

im Euro-Raum hebt sich die stabile Lage der<br />

öffentlichen Haushalte in Deutschland zwar positiv<br />

von der Situation anderer Staaten ab; doch<br />

ist der Rückgang der Neuverschuldung nicht<br />

zuletzt auf das extrem niedrige Zinsniveau in<br />

Deutschland zurückzuführen. Für den Bund hat<br />

das zur Folge, dass er auf die neuaufgenommenen<br />

Schulden kaum Zinsen zahlen muss. Die<br />

niedrigen Zinsen wiederum sind auch das Ergebnis<br />

der Niedrigzinspolitik der Europäischen<br />

Zentralbank, mit der sie die Folgen der Krise<br />

bekämpfen will.<br />

2. Daneben basiert der Rückgang der Neuverschuldung<br />

überwiegend auf höheren Steuereinnahmen,<br />

die wiederum Folge des Wirtschaftswachstums<br />

sind. An viele strukturelle<br />

Ausgabenposten hat sich die Politik hingegen<br />

kaum herangetraut.<br />

Schuldenbremse im Grundgesetz<br />

In Krisenzeiten Schulden zu machen, um die<br />

Konjunktur anzukurbeln, ist das eine. Die Schulden<br />

danach zurückzuzahlen, ist das andere. In der Vergangenheit<br />

hat das nicht funktioniert. Bund und<br />

Länder haben daher die Schuldenbremse im Grundgesetz<br />

verankert. Diese sieht vor, dass die Haushalte<br />

von Bund und Ländern in Zukunft grundsätzlich<br />

ohne Kredite auskommen müssen.<br />

Neuverschuldung zurückführen<br />

Seit 2011 muss der Bund seine strukturelle Neuverschuldung<br />

schrittweise zurückführen. Ab dem<br />

Jahr 2016 darf die um Konjunkturschwankungen<br />

bereinigte Neuverschuldung des Bundes nur noch<br />

0,35 Prozent des Bruttoinlandsproduktes betragen.<br />

Übergangsfrist bis 2020<br />

Für die Länder gilt eine Übergangsfrist bis 2020:<br />

Danach müssen sie grundsätzlich ohne neue Schulden<br />

auskommen. Um der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

Rechnung zu tragen, dürfen in Zeiten des konjunkturellen<br />

Abschwungs zusätzliche Schulden aufgenommen<br />

werden, die durch Überschüsse in konjunkturell<br />

guten Zeiten ausgeglichen werden müssen.<br />

12


ankenverband Schul|Bank 5.1<br />

Z<br />

Zusammenfassung<br />

Grundlagen der <strong>Finanzpolitik</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland = föderalistisch organisierter Staat<br />

Unterschiedliche Entscheidungsebenen<br />

Bund<br />

Länder<br />

Gemeinden<br />

Träger<br />

Ziele<br />

<strong>Finanzpolitik</strong><br />

Instrumente<br />

Fiskalisches Ziel: Staatliche Einnahmensicherung<br />

Allokatives Ziel: Veränderung der Ressourcenverteilung<br />

Distributives Ziel: Korrektur marktwirtschaftlicher<br />

Einkommen nach sozialen Ge sichts punkten<br />

Konjunkturstabilisierendes Ziel: Glättung gesamtwirtschaftlicher<br />

Aktivitätsschwankungen<br />

Einnahmenbereich:<br />

Steuerpolitik<br />

Schuldenpolitik<br />

Ausgabenbereich:<br />

Stabilitätspolitik<br />

Subventionspolitik<br />

Transferpolitik

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