Verfahrenstechnik 10/2016

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JUBILÄUMS-SPECIAL I EINBLICKE QUO VADIS DIGITALISIERUNG? Was in Zukunft für Unternehmen unerlässlich sein wird Die Gründung der Zeitschrift VERFAHRENSTECHNIK fällt in eine Zeit, als Computer ganze Kellerräume füllten und der Personal Computer – also eine Anwendung für jedermann – selbst für Fachleute genauso wenig vorstellbar wie das World Wide Web war. Ein halbes Jahrhundert später ist die Welt aus damaliger Sicht nicht mehr wiederzuerkennen. Wie selbstverständlich tragen wir heute ein Vielfaches der Rechenleistung mit uns herum, die für das Apollo-Programm der 1960er-Jahre – die Reise zum Mond – genügen musste. Und wohin führt die Reise in den nächsten 50 Jahren? Angesichts steigender Komplexität wird es immer schwieriger, langfristige Zukunftsprognosen abzugeben. Obwohl wir gerade erst die Anfänge der vierten industriellen Revolution erleben, hat die mit ihr einhergehende Disruption schon tiefe Spuren hinterlassen – klar zu sehen etwa in den Bereichen Handel und Logistik oder in der Medienbranche. Auch die Automobilindustrie zum Beispiel steht vor gewaltigen Umbrüchen. Was gemessen an ihrer Bedeutung für den Industriestandort Deutschland besonders spannend sein wird. Bei allen Unwägbarkeiten steht doch eines bereits fest: Die Veränderungen werden mittel- bis langfristig keine Branche auslassen – und kein Unternehmen; der kleine Handwerksbetrieb wird das ebenso spüren wie große Industriebetriebe. Veränderung als Teil der DNA von Verfahrenstechnik „Was die Verfahrenstechnik betrifft, könnte man sagen, dass Veränderungsprozesse quasi ohnehin Teil ihrer DNA sind“, so Michael Graef, Chefredakteur der TM 2.0 – ein vom Haus der Technik (HDT) herausgegebenes Journal für Forschung und Technik. „Doch auch in diesem Bereich wird das Innovationstempo weiter zunehmen – und somit die Notwendigkeit, in Zukunft noch flexibler und schneller auf Impulse von außen und innen zu reagieren“, so Michael Graef weiter. Es ist keine leichte Aufgabe, das in Unternehmen, die meist in einer analogen Welt entstanden, in ihr gewachsen und in ihrer Organisation und den Abläufen an diese angepasst sind, darzustellen. „Zumal Change-Prozesse“ – wie Graef erklärt – „künftig nicht länger unwillkommene Ausnahmen von der Regel sein werden, sondern tägliche Normalität“. 72 VERFAHRENSTECHNIK 10/2016

EINBLICKE I JUBILÄUMS-SPECIAL 01 Heinrich Reisners, erster Geschäftsführer des HDT, wies bereits 1927 mit seinem Vortrag „Ingenieur, Chemiker und Kaufmann Hand in Hand“ den Weg für ein erfolgreiches Unternehmen Wenn es Unternehmen nämlich nicht gelingt, mittels intensiver Marktbeobachtung, engem Austausch mit Lieferanten und Kunden sowie auf Basis des Inputs der eigenen Mitarbeiter die permanente Optimierung aller Prozesse und die Entwicklung smarter neuer Ideen im Sinne des Kunden Tag für Tag voranzutreiben, erledigt das ein Mitbewerber. Denn neben der Digitalisierung lässt weiterhin die Globalisierung den Wettbewerbsdruck immer weiter steigen. Einerseits bedeutet das eine enorme Belastung, andererseits liegen hierin riesige Chancen zur Verbesserung der Wertschöpfung. „Es wird daher vor allen Dingen darauf ankommen“, so Graef, „das gesamte verfügbare Know-how der Mitarbeiter jederzeit rasch für neue Lösungen rekombinieren zu können und Routinen permanent zu hinterfragen.“ Das wird zunehmend zu einer zentralen Frage der Unternehmenskultur: „Es gilt, die Verantwortung des Einzelnen für die gemeinsamen Ziele zu stärken. Außerdem müssen Mitarbeiter und Teams bei Kommunikation und Vernetzung teilweise neu aufgestellt werden, damit Projekte beispielsweise nicht durch die Art der Entscheidungsprozesse oder Unsicherheiten, die sich aus Informationsdefiziten ergeben, ausgebremst werden – Stichwort: smarte Kollaboration“, erläutert Graef. Gleichermaßen wird es in Zukunft unerlässlich sein, dass Mitarbeiter ihr Wissen sehr viel intensiver als bis dato auf den jeweils neuesten Stand bringen. Die Verkürzung der Halbwertszeit des Wissens hat längst dafür gesorgt, dass ein Studium nicht mehr ausreicht. Dass Karriereverläufe heute sehr viel kurztaktiger als früher sind, trägt dazu bei. Allein sporadische Seminarbesuche werden ebenfalls nicht genügen, um mit der Entwicklung Schritt zu halten – geschweige denn den entscheidenden Schritt voraus zu sein. Interdisziplinär und praxisorientiert Entscheidend für den persönlichen und den Unternehmenserfolg werden in Zukunft nicht zuletzt Querschnittsqualifikationen sein: technisches Verständnis kombiniert mit Marketingwissen zum Beispiel. „Das stellt zusammen mit der immer stärkeren Beschleunigung besondere Anforderungen an den Wissenstransfer“, wie Sabine Zukünftige Veränderungen werden mittel- bis langfristig keine Branche auslassen – und kein Unternehmen Gebauer, Leiterin der Unternehmenskommunikation des Haus der Technik zu berichten weiß. „Neueste branchenübergreifende Erkenntnisse müssen den Unternehmen deshalb möglichst schnell und nahtlos zur Verfügung gestellt werden.“ Für das HDT als Plattform für Wissenstransfer und Weiterbildung ist das nichts Neues. Mit seiner interdisziplinären und praxisorientierten Zielsetzung war es bei seiner Gründung vor knapp 90 Jahren die erste Einrichtung dieser Art. So ist es kein Zufall, sondern Ausdruck der wegweisenden Vision Heinrich Reisners, erster Geschäftsführer des HDT, dass der allererste Vortrag 1927 den Titel trug: „Ingenieur, Chemiker und Kaufmann Hand in Hand“. Seither hat das HDT viele gesellschaftliche und technologische Umbrüche erlebt 02 Statt nur passiv Wissensinhalte zu offerieren, bietet das HDT Consulting- Programme, die aktiv in Zusammenarbeit mit Unternehmen Bedarfe ermitteln und gemeinsam konkrete projekt- und praxisbezogene Lösungen kreieren und aktiv begleitet. Und auch für die digitale Zukunft sieht es sich gut gewappnet. Hier verbindet sich die Erfahrung mit innovativen neuen Ansätzen wie den HDT-Consulting-Angeboten, die – statt nur passiv Wissensinhalte zu offerieren – aktiv in Zusammenarbeit mit Unternehmen Bedarfe eruieren und gemeinsam konkrete projekt- und praxisbezogene Lösungen kreieren. Interdisziplinarität, Praxisorientierung und Innovation sind auch die Stichworte für ein anderes neu geschaffenes Format: Das HDT-Forum beleuchtet technische Sachverhalte gleich von mehreren Seiten und setzt sich über die Einengung durch Branchen- und Technologiegrenzen hinweg. So entstehen neue Sichtweisen auf den Wettbewerb, andere Marktteilnehmer und das eigene Tun. Aber auch beim klassischen Seminar – egal ob zu Themen der Verfahrenstechnik, der Chemie, zu Normen, Gesetzgebung oder Sicherheit – stehen Praxisrelevanz und unmittelbarer Benefit im Vordergrund. Es schafft daneben eine einzigartige Möglichkeit der Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Firmen, Branchen und Arbeitsfeldern. Diese Netzwerke werden vom HDT ausgebaut und gepflegt und dienen weit über den Tag hinaus dem weiteren Gedankenaustausch und der fachlichen Diskussion. Mittler zwischen den Welten Forschung und Praxis „Im HDT sehen wir die fortschreitende Digitalisierung als Chance zur konsequenten Erhöhung des Mehrwertes unserer Plattform. Über sie können wir unsere Reichweite steigern, Raum für Vor- und Nachbereitung der Inhalte schaffen und die zeitliche Belastung für unsere Teilnehmer und deren Firmen verringern“, so Gebauer. Egal wie sich Arbeitswelt und Wissensinhalte in Zukunft verändern: von der bedeutenden Rolle des HDT als Partner von renommierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen und Mittler zwischen den Welten Forschung und Anwendungspraxis werden künftige Generationen genauso profitieren. www.hdt.de VERFAHRENSTECHNIK 10/2016 73

JUBILÄUMS-SPECIAL I EINBLICKE<br />

QUO VADIS DIGITALISIERUNG?<br />

Was in Zukunft für Unternehmen unerlässlich sein wird<br />

Die Gründung der Zeitschrift<br />

VERFAHRENSTECHNIK fällt in eine<br />

Zeit, als Computer ganze<br />

Kellerräume füllten und der<br />

Personal Computer – also eine<br />

Anwendung für jedermann – selbst<br />

für Fachleute genauso wenig<br />

vorstellbar wie das World Wide<br />

Web war. Ein halbes Jahrhundert<br />

später ist die Welt aus damaliger<br />

Sicht nicht mehr wiederzuerkennen.<br />

Wie selbstverständlich tragen wir heute<br />

ein Vielfaches der Rechenleistung mit<br />

uns herum, die für das Apollo-Programm<br />

der 1960er-Jahre – die Reise zum Mond – genügen<br />

musste. Und wohin führt die Reise in<br />

den nächsten 50 Jahren? Angesichts steigender<br />

Komplexität wird es immer schwieriger,<br />

langfristige Zukunftsprognosen abzugeben.<br />

Obwohl wir gerade erst die Anfänge der vierten<br />

industriellen Revolution erleben, hat die<br />

mit ihr einhergehende Disruption schon tiefe<br />

Spuren hinterlassen – klar zu sehen etwa<br />

in den Bereichen Handel und Logistik oder<br />

in der Medienbranche. Auch die Automobilindustrie<br />

zum Beispiel steht vor gewaltigen<br />

Umbrüchen. Was gemessen an ihrer Bedeutung<br />

für den Industriestandort Deutschland<br />

besonders spannend sein wird.<br />

Bei allen Unwägbarkeiten steht doch eines<br />

bereits fest: Die Veränderungen werden<br />

mittel- bis langfristig keine Branche auslassen<br />

– und kein Unternehmen; der kleine<br />

Handwerksbetrieb wird das ebenso spüren<br />

wie große Industriebetriebe.<br />

Veränderung als Teil der DNA von<br />

<strong>Verfahrenstechnik</strong><br />

„Was die <strong>Verfahrenstechnik</strong> betrifft, könnte<br />

man sagen, dass Veränderungsprozesse<br />

quasi ohnehin Teil ihrer DNA sind“, so Michael<br />

Graef, Chefredakteur der TM 2.0 – ein<br />

vom Haus der Technik (HDT) herausgegebenes<br />

Journal für Forschung und Technik.<br />

„Doch auch in diesem Bereich wird das Innovationstempo<br />

weiter zunehmen – und<br />

somit die Notwendigkeit, in Zukunft noch<br />

flexibler und schneller auf Impulse von außen<br />

und innen zu reagieren“, so Michael<br />

Graef weiter.<br />

Es ist keine leichte Aufgabe, das in Unternehmen,<br />

die meist in einer analogen Welt<br />

entstanden, in ihr gewachsen und in ihrer<br />

Organisation und den Abläufen an diese<br />

angepasst sind, darzustellen. „Zumal<br />

Change-Prozesse“ – wie Graef erklärt –<br />

„künftig nicht länger unwillkommene Ausnahmen<br />

von der Regel sein werden, sondern<br />

tägliche Normalität“.<br />

72 VERFAHRENSTECHNIK <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>

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