Verfahrenstechnik 10/2016
Verfahrenstechnik 10/2016
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VERFAHREN UND ANLAGEN<br />
Keine Kompromisse mit Kunststoff<br />
Reinstwasser für die Herstellung von pharmazeutischen Primärpackmitteln<br />
Barbara Träger<br />
Spritzgießen im Reinraum<br />
stellt höchste Ansprüche an<br />
das Unternehmen. Hier treffen<br />
sich Pharma- und Technologie-<br />
Know-how, um jegliche<br />
Kontamination der Kunststoffartikel<br />
zu vermeiden. Höchste<br />
Prozessgenauigkeit garantiert<br />
maximale Sicherheit und<br />
Ausbringungsmenge für<br />
anspruchsvolle<br />
Produktionsprozesse.<br />
Autorin: Barbara Träger, Geschäftsführung,<br />
Wilhelm Werner GmbH Reinstwassertechnik,<br />
Leverkusen<br />
Der Systemlieferant Braunform plante im<br />
Zuge der Expansion in Endingen in einer<br />
neuen Produktionshalle die Errichtung eines<br />
Reinraumbereiches der Klasse C und D gem.<br />
GMP für die Fertigung und Montage von<br />
Kunststoffartikeln und Stanzteilen. Für den<br />
neuen Standort wurde eine Reinstwasseranlage<br />
benötigt, die Purified Water sowohl für<br />
den Reinraum-Luftbefeuchter als auch für<br />
Spül- und Ansatzzwecke für Kunststoff artikel<br />
produziert. Ebenso bestand die Aufgabe, ein<br />
neues Lager- und Verteilsystem zu planen, das<br />
eine 24-Stunden-Produktion über 50 Wochen<br />
im Jahr gewährleisten soll.<br />
Dabei ging es z. B. um die Einhaltung der<br />
Grenzwerte PW (PharmEUR/USP) im Routinebetrieb<br />
plus Stillstandszeiten sowie umgehend<br />
nach erfolgter Desinfektion. Die Reinstwasser-Erzeugung<br />
sollte in Abhängigkeit vom<br />
Behälterfüllstand der Pufferspeicher betrieben<br />
werden. Eine Festlegung der Ein- und<br />
Ausschaltpunkte erfolgte im Rahmen der<br />
Detailplanung. Das gesamte System sollte<br />
chemisch sanitisierbar sein (Enthärtung,<br />
Erzeugung, Lagerung und Verteilung), und<br />
dementsprechende Materialien waren zu<br />
verwenden. Das Ziel: neben einer absolut<br />
sicheren und konstanten Gewährleistung der<br />
Spezifikationen im Lastenheft eine ökonomisch<br />
optimal angepasste Wasseraufbereitungsanlage<br />
zu liefern.<br />
Technologien und Materialien<br />
Hinsichtlich der Auslegung einer Wasseraufbereitungsanlage<br />
steht zu Beginn jeder Planung<br />
die quantitative Ermittlung der in den<br />
Produktionsprozessen tatsächlich benötigten<br />
Wassermengen. Dazu wurden im Vorfeld<br />
Berechnungen erstellt und in einem detaillierten<br />
Lastenheft durch die Braunform GmbH<br />
fixiert. Neben den Investitions- und Betriebskosten<br />
standen aber die hygienischen Aspekte<br />
bei der Lieferantenauswahl und dem Anlagenengineering<br />
im Vordergrund.<br />
Die PW (Purified Water) Erzeugeranlage<br />
mit einer Leistung von 850 l/h wurde als<br />
vorqualifizierte Package-Unit geliefert. Der<br />
Aufbau der Anlage gliedert sich wie folgt: Das<br />
aufzubereitende Trinkwasser wird zunächst<br />
über einen rückspülbaren 90-µm-Vorfilter zur<br />
Rückhaltung grober partikulärer Verunreinigungen<br />
geführt. Der nachfolgende Systemtrenner<br />
sichert im Fall eines Druckabfalls im<br />
Trinkwassernetz die Trinkwasserqualität<br />
gemäß EN1717 gegen Rückfluss aus der<br />
Erzeugeranlage. Im Anschluss erfolgt der erste<br />
Konditionierungsschritt des Trinkwassers,<br />
ausgeführt als konventionelle Enthärtungsanlage.<br />
Zur Sicherstellung der mikrobiologischen<br />
Wasserqualität erfolgt spätestens alle<br />
24 h eine Regeneration der Anlage, die sowohl<br />
durch die anlagenspezifische Kapazität, als<br />
auch durch eine frei programmierbare<br />
Zwangsregenration gewährleistet wird.<br />
Zusätzlich wird das Harzbett der Enthärtungsanlage<br />
bei jeder Regeneration durch<br />
eine integrierte Chlor-Alkali-Elektrolyse mit<br />
Natrium-hypochlorit desinfiziert.<br />
Ein Feinfilter mit einer Trenngrenze von<br />
3 µm (absolut) schützt die folgende Umkehrosmose<br />
vor feinsten Partikeln, zusätzlich<br />
erfolgt hinter dem Feinfilter eine kontinuierliche<br />
Überwachung der Resthärte über einen<br />
Quellharzsensor. Das zur Messung erforderliche<br />
Wasser wird anschließend dem Produktstrom<br />
zurückgeführt.<br />
Einfache Reinigung<br />
Der erste Schritt der Entsalzung erfolgt in der<br />
Umkehrosmose-Anlage, der zum Schutz vor<br />
mikrobiologischen Verunreinigungen eine<br />
UV-Desinfektion mit einer Intensität von<br />
1200 J/m² (3-fache Dosis der Trinkwasserverordnung)<br />
vorgeschaltet ist. Weiterhin kann die<br />
Umkehrosmose-Anlage mit einer installierten<br />
Membranfläche von ca. 32 m² sehr einfach<br />
und hocheffektiv über einen Desinfektionsport<br />
mit integrierter Wasserstrahlpumpe<br />
sanitisiert werden.<br />
Das über die Umkehrosmose weitgehend<br />
entsalzte Permeat wird zur weiteren Reduktion<br />
der Leitfähigkeit über einen qualitätsgesteuerten<br />
Verwurf der Cedi (continous electro-<br />
12 VERFAHRENSTECHNIK <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>